
Die Synodalitätssynode war das Großprojekt des bergoglianischen Pontifikats – lang vorbereitet, ambitioniert angelegt. Aus der Bischofssynode wurde eine Synode neuen Typs: Den bislang, gemäß der hierarchischen Verfassung der Kirche, allein stimmberechtigten Bischöfen wurden Laien zur Seite gestellt, darunter auch Frauen – mit vollem Stimmrecht. Aus der katholischen Kirche sollte eine „synodale Kirche“ werden, denn, so Franziskus, andernfalls habe sie keine Zukunft.
Ursprünglich war die Synode auf drei Jahre (2021–2023) angelegt. 2022 verlängerte Franziskus sie um ein weiteres Jahr, sodaß eine zweite Session eingefügt werden konnte: die erste im Oktober 2023, die zweite im Oktober 2024.
Franziskus schuf bereits am 15. September 2018 mit der Apostolischen Konstitution Episcopalis communio die rechtliche Voraussetzung dafür, daß ein Synoden-Schlußdokument unmittelbarer Teil des ordentlichen päpstlichen Lehramtes werden kann. In Artikel 18 finden sich zwei einschneidende Neuerungen: Nach Absatz 1 wird ein Schlußdokument, das vom Papst approbiert wird, Teil seines ordentlichen Lehramts. Absatz 2 geht noch weiter: Ermächtigt der Papst die Synode vorab zur Entscheidungsfindung, wird ihr Schlußdokument – auch ohne Approbation – lehramtlich verbindlich, sofern es von ihm ratifiziert und promulgiert wird.
Von dieser zweiten Möglichkeit machte Franziskus jedoch keinen Gebrauch. Stattdessen approbierte er am Ende der Synode das Schlußdokument ausdrücklich – es galt somit während seines Pontifikats als Teil des Lehramtes.
Noch während eines Krankenhausaufenthalts in der Gemelli-Klinik, kurz vor seinem Tod, setzte Franziskus den nächsten Schritt: Am 11. März genehmigte er die sogenannte „Phase der Begleitung und Evaluierung“. Was ist darunter zu verstehen?
2024 wurden von ihm mehrere Studiengruppen eingesetzt, die bis Ende Juni 2025 einen Bericht – oder zumindest einen Zwischenbericht – vorlegen sollten. Zunächst wurde ihr Mandat auf dieses Datum befristet.
Der zweite Schritt betrifft die sogenannte Implementierungsphase: Ab Juni 2025 sollen die Synodenergebnisse weltweit auf diözesaner Ebene umgesetzt werden. Alles soll dann 2028 in einer großen „Kirchenversammlung“ münden, was sehr nach einem dritten Vatikanischen Konzil klang, ohne es so nennen – eben bergoglianisch.
Die entscheidende Frage ist nun, wie Papst Leo XIV. mit dieser Synode umzugehen gedenkt. Im Übergang von einem Pontifikat zum nächsten ist es üblich, zentrale Begriffe des Vorgängers zumindest rhetorisch aufzugreifen. Leo XIV. hat das auch getan – er sprach mehrfach von „Synode“ und „Synodalität“. Wie ernst es ihm damit aber ist, bleibt bislang unklar und schafft Unsicherheit – auf allen Seiten.
Zwar war rund um das Generalsekretariat der Synode in den vergangenen Wochen rege Betriebsamkeit zu beobachten, Leo XIV. gewährte mehrere Audienzen, doch konkrete Entscheidungen blieben aus. Man wartete – und zwar bis zum letzten Tag.
Erst gestern, am 30. Juni, wurde eine ausführliche, aber blutleere Presseerklärung veröffentlicht. Darin gab das Generalsekretariat bekannt, daß das Mandat der Studiengruppen um weitere sechs Monate – bis Jahresende – verlängert werde.
Der Text, verantwortet von Kardinal Mario Grech und seinen Untersekretären P. Luis Marín de San Martín OSA (aus dem Orden des neuen Papstes) sowie Sr. Nathalie Becquart XMCJ, verwendet Begriffe wie „große Dynamik“, „Begeisterung und Kreativität“, „reichen und offenen Dialog“, „Atmosphäre großer Brüderlichkeit“. Der Ton wirkt formell optimistisch, doch inhaltlich bleibt der Text vage. Es fehlen konkrete Erfolge, prägnante Beispiele oder greifbare Hinweise auf Fortschritt. Man hat den Eindruck einer administrativen Euphorie – einer institutionell erzeugten und erwarteten Beamtenfreude.
Gibt der Text Auskunft darüber, wie das neue Kirchenoberhaupt zur Synode steht? Eher nicht. Das Generalsekretariat vermerkt lediglich: „Im Laufe eines reichen und offenen Dialogs wurde der Heilige Vater [Leo XIV.] darüber informiert, wie die Synodalität auf den verschiedenen Kontinenten gelebt wird.“ Und weiter: „Im Einvernehmen mit dem Heiligen Vater wurde beschlossen, den Termin für die Vorlage der Abschlußberichte bis zum 31. Dezember 2025 zu verlängern.“
Kein Zitat, keine eigene Stellungnahme, kein Bekenntnis. Leo XIV. wird als Zuhörer gezeigt, nicht als Motor. Anders als Franziskus, der die Synode aktiv trug und prägte, bleibt sein Nachfolger reserviert. Es fehlt sowohl eine sichtbare Bestätigung als auch eine innere Identifikation mit dem Projekt. Allerdings läßt sich dem Text ebensowenig eine offene Ablehnung entnehmen. Was bleibt, ist ein Schwebezustand – weder Zustimmung noch Ablehnung, weder Aufbruch noch Abbruch.
Diese Zurückhaltung dürfte vorerst jenen entgegenkommen, die dem „deutschen“ Synodalen Weg kritisch gegenüberstehen – sowohl inhaltlich als auch rechtlich. Einer von ihnen ist Kardinal Gerhard Müller, der der Synodalitätssynode grundsätzlich jede Verbindlichkeit abspricht. Es ist nicht auszuschließen, daß er seine Einwände auch Leo XIV. bereits vorgetragen hat.
Leo XIV. scheint auf Korrektur bedacht, ohne den Bruch zu riskieren. Die Frage, was vom bergoglianischen Synodalismus übernommen und was ins Leere laufen gelassen wird, bleibt vorerst weiterhin offen – und wurde möglicherweise, um es mit Franziskus zu sagen, mit einer Kommission auf die lange Bank geschoben.
Hier die vollständige Presseerklärung des Generalsekretariats der Synode:
Impulse für die Umsetzungsphase der Synode: ein Text im Dienste des Austauschs der Gaben zwischen den Kirchen
Treffen des 16. Ordentlichen Rates des Generalsekretariats der Synode
Vatikanstadt, 30. Juni 2025
Am 26. und 27. Juni 2025 fand im Generalsekretariat der Synode das erste Anwesenheitstreffen der Mitglieder des XVI. Ordentlichen Rates des Generalsekretariats der Synode statt, an der auch einige Berater des Sekretariats teilnahmen, sowohl persönlich als auch online. Der einzige Abwesende war Seine Seligkeit Joseph I. Absi, Patriarch der Melkitischen Griechisch-Katholischen Kirche von Antiochien, der zusammen mit anderen Führern der christlichen Kirchen die trauernden christlichen Gläubigen nach dem jüngsten Anschlag auf eine Kirche in Damaskus begleitet.
Das Treffen, das vom Generalsekretär der Synode, Kardinal Mario Grech, eröffnet wurde, beinhaltete am Donnerstagnachmittag, 26. Juni 2025, auch einen Moment des Dialogs mit Papst Leo XIV., dem Vorsitzenden des Generalsekretariats, bei dem die Teilnehmer mit dem Papst einige Fragen zum synodalen Weg diskutieren konnten. Im Laufe eines reichen und offenen Dialogs wurde der Heilige Vater darüber informiert, wie die Synodalität auf den verschiedenen Kontinenten gelebt wird.
Am Ende des Treffens verabschiedeten die Mitglieder des Rates die Impulse für die Umsetzungsphase der Synode (Hervorhebungen im Original): ein Instrument zur Begleitung der letzten Phase des synodalen Prozesses; ein Text, der dem Dialog zwischen den Ortskirchen und dem Generalsekretariat der Synode dienen und den Erfahrungsaustausch zwischen den Kirchen fördern soll. Die Arbeit umfaßte auch einige aktuelle Informationen über das Treffen zum Heiligen Jahr der Synoden-Teams und die partizipativen Gremien, die Arbeit der von Papst Franziskus eingesetzten Studiengruppen und einige laufende Aktivitäten in den Ortskirchen.
Wege für die Umsetzungsphase der Synode
Der in vier Kapitel gegliederte Text zielt zunächst darauf ab, einen Interpretationsschlüssel für die Umsetzungsphase des synodalen Prozesses anzubieten: „Die synodale Form der Kirche steht im Dienst ihrer Sendung, und jede Veränderung im Leben der Kirche soll sie fähiger machen, das Reich Gottes zu verkünden und den Männern und Frauen unserer Zeit das Evangelium des Herrn zu bezeugen“ (aus der Präsentation). Der Text konzentriert sich dann auf die Adressaten der Impulse: in erster Linie den Diözesanbischof und die synodalen Teams; er geht dann zum dritten Kapitel über, das einige nützliche Basiskriterien liefert, um sicherzustellen, daß die Aktualisierungen auf lokaler Ebene mit denen der Gesamtkirche in Einklang stehen. Der Text schließt mit der Frage nach der Methode und den Instrumenten ab.
Die Umsetzungsphase des synodalen Prozesses hat als gemeinsamen Bezugspunkt das Schlußdokument der 16. ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode, die Frucht des Zuhörens und der Unterscheidung, die seit Beginn des synodalen Prozesses durchgeführt wurden. Diese Phase gehört in erster Linie den Ortskirchen, die die wahren Protagonisten sind und die aufgefordert sind, „in den verschiedenen Kontexten die im Dokument enthaltenen verbindlichen Hinweise durch die vom Gesetz und vom Dokument selbst vorgesehenen Prozesse der Unterscheidung und Entscheidungsfindung umzusetzen“ (vgl. Begleitende Note von Papst Franziskus).
Um jedoch den ekklesiologischen Bezugsrahmen und einige grundlegende Kriterien, die dem Schlußdokument zugrunde liegen, zu wahren, muß der vom Ordentlichen Rat angenommene Text als eine Reihe von Hinweisen verstanden werden, als Antwort auf die Fragen, die in diesen Monaten beim Generalsekretariat der Synode eingegangen sind, das die Aufgabe hat, diesen Weg zu begleiten und zu unterstützen und den Austausch der Gaben zwischen den Ortskirchen zu fördern. Die Impulse zeugen von jenem Prinzip des zirkulären Dialogs zwischen den Ortskirchen und dem Generalsekretariat der Synode, das den synodalen Weg von Anfang an geprägt hat.
Die Impulse für die Umsetzungssphase der Synode werden am Montag, dem 7. Juli 2025, auf der Website des Generalsekretariats (www.synod.va) verfügbar sein.
Heiliges Jahr der Synodenteams und partizipativen Gremien
Hinsichtlich des Jubiläums der Synodenteams und der partizipativen Gremien wurde beschlossen, die Anmeldefrist bis zum 31. Juli 2025 zu verlängern. Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, daß die bisher eingegangenen Anmeldungen aus allen fünf Kontinenten stammen. Das offizielle Programm, das Momente der Bildung und des Austauschs zwischen den verschiedenen synodalen Realitäten beinhalten wird, wird derzeit ausgearbeitet.
Laufende Aktivitäten in den Ortskirchen
Was die Aktivitäten in den Ortskirchen anbelangt, so ist in vielen Diözesen der Welt eine große Dynamik zu beobachten, die sich bereits mit Begeisterung und Kreativität auf den Weg der Umsetzung gemacht haben. Die Ausbildung der Gläubigen und insbesondere der Pastoralreferenten in Synodalität ist zweifellos eines der wichtigsten Elemente der letzten Monate. In der Tat sind zahlreiche Schulen der Synodalität entstanden, in denen die Ortskirchen Menschen zum Zuhören, zur gemeinschaftlichen und kirchlichen Unterscheidung und zur Mitverantwortung erziehen.
Studiengruppen
Schließlich wurden die Ratsmitglieder über die Arbeit der Studiengruppen informiert, die von Papst Franziskus nach der ersten Sitzung der XVI. Generalversammlung eingesetzt wurden. Die Arbeit dieser Gruppen, die dem Heiligen Vater die Ergebnisse ihrer Überlegungen bis Ende Juni 2025 vorlegen sollten, hat sich durch den Tod von Papst Franziskus und die Wahl von Papst Leo XIV. verzögert. Einige haben um mehr Zeit gebeten. Daher wurde im Einvernehmen mit dem Heiligen Vater beschlossen, den Termin für die Vorlage der Abschlußberichte bis zum 31. Dezember 2025 zu verlängern. Im Hinblick auf eine auf Transparenz basierende synodale Arbeit und die Bereitschaft, über die bisher geleistete Arbeit Rechenschaft abzulegen, wurden die Arbeitsgruppen jedoch gebeten, dem Generalsekretariat bis Ende Juni 2025 einen Kurzbericht vorzulegen. Diese Berichte werden zeitnah auf der Website des Generalsekretariats veröffentlicht, sobald sie eingegangen sind.
Die Sitzung, die in einer Atmosphäre großer Brüderlichkeit stattfand, endete am späten Nachmittag des Freitag, dem 27. Die nächste ordentliche Ratssitzung wird am Sonntag, dem 26. Oktober 2025, nachmittags und am Montag, dem 27. Oktober 2025, ganztägig stattfinden.
Text/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: synod.va (Screenshot)
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