
(Rom) Kardinal Joseph Zen ist der fünfte Kardinal, der gegen die Neuregelung der Zelebrationen im Petersdom protestiert. Sein Offener Brief an Kardinal Sarah wurde heute in italienischer Sprache veröffentlicht.
Seit dem 22. März sind Einzelzelebrationen und Zelebrationen im überlieferten Ritus im Petersdom verboten. Erlaubt sind nur mehr vier Messen im Novus Ordo, bei dem alle Priester zu konzelebrieren haben. Der überlieferte Ritus wurde in die Vatikanischen Grotten verbannt und darf ebenfalls nur viermal zu denselben Zeiten wie die Novus-Ordo-Messen zelebriert werden und ebenfalls höchstens dreißig Minuten dauern.
Den Kardinälen Brandmüller, Burke, Müller und Sarah, der gestern mit einer Stellungnahme an die Öffentlichkeit ging, ist heute Kardinal Zen, die graue Eminenz der chinesischen Untergrundkirche, gefolgt.
Er wählte dafür die Form eines offenen Briefes an Kardinal Sarah, der bis zum 20. Februar Präfekt der römischen Gottesdienstkongregation war. Die Purpurträger betonen, daß die Neuregelung, da unrechtmäßig, null und nichtig sei. Die neuen Bestimmungen ergingen von der Ersten Sektion des Staatssekretariats. Dieses habe aber keine Zuständigkeit, so die Kardinäle, weshalb es auch in der Übergangssituation, wie sie durch die kommissarische Verwaltung der Dombauhütte und die Ernennung eines neuen Erzpriesters entstanden ist, nicht befugt ist, solche Eingriffe zu tätigen.
Auch Kardinal Zen, der sein Leben unermüdlich der Verteidigung der kirchentreuen Untergrundkatholiken in der kommunistischen Volksrepublik China widmet, bringt seine Mißbilligung der Maßnahmen zum Ausdruck.
Schmerz und Empörung dringen in mein Herz ein, als ich einige unglaubliche Neuigkeiten höre: Die privaten Messen in Sankt Peter wurden verboten?!
Ohne die wegen des Coronavirus auferlegten Einschränkungen würde ich den ersten Flug nach Rom nehmen und vor der Tür von Santa Marta knien, bis der Heilige Vater das Edikt aufhebt.
Das war es, was meinen Glauben jedes Mal am meisten stärkte, wenn ich nach Rom kam: Genau um sieben Uhr trat ich in die Sakristei ein (ich begegnete fast immer dem Heiligen, dem Erzbischof und späteren Kardinal Paolo Sardi), ein junger Priester trat vor und half mir, meine Gewänder anzuziehen, dann brachten sie mich zu einem Altar (in der Basilika oder in den Grotten, was mir egal war, wir waren im Petersdom!). Ich denke, daß das die Messen sind, die ich in meinem ganzen Leben mit der größten Inbrunst und den meisten Emotionen gefeiert habe, manchmal unter Tränen, für unsere lebenden Märtyrer in China betend (die jetzt vom „Heiligen Stuhl“ verlassen und in den Schoß der schismatischen Kirche gestoßen sind) [so präsentierte sich jenes Dokument vom Juni 2019 ohne Unterschriften und ohne die Überprüfung durch die Glaubenskongregation].
Es ist Zeit, die übermäßige Macht des Staatssekretariats zu reduzieren. Weg mit der sakrilegischen Hand vom gemeinsamen Zuhause aller Gläubigen der ganzen Welt! Macht das Staatssekretariat zu einer ‚Räuberhöhle‘, aber laßt Gottes ergebenes Volk in Ruhe!
„Es war Nacht!“ (Johannes 13, 30)
Dein Bruder
Joseph Zen, SDB
Mit dem „Dokument ohne Unterschriften“ bezieht sich der Kardinal auf die Pastoralen Richtlinien für die zivile Registrierung des Klerus in China. Kardinal Zen kritisierte das Dokument nach seiner Veröffentlichung scharf: „Damit könnte man sogar Apostasie rechtfertigen“, und warf Kardinalstaatssekretär Parolin vor, „den Papst zu manipulieren“. Bereits nach der Unterzeichnung des Geheimabkommens im September 2018 forderte Kardinal Zen den Rücktritt von Kardinalsstaatssekretär Parolin: „Sie liefern die Herde den Wölfen aus. Das ist ein unglaublicher Verrat“.
Text/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshot)
Das Geheimabkommen mit der Volksrepublik China.
Nur Ahnungslose können so dumm sein, an Böswillige mag ich gar nicht denken, mit Menschenfeinden gutwillige Vereinbarungen zu treffen. Nuntius Pacelli hat in diesem Bewußtsein das Konkordat abgeschlossen. Ob und wie lange es wirksam war, kann ich nicht beurteilen, aber die Bischöfe konnten sich darauf berufen. Das gilt für China nicht. Also ein ideologischer Totalschaden.