Corona und die Geburtenrate

Demographische Eiszeit


Kampagne des britischen Guardian für die Kinderlosigkeiten inmitten der Corona-Pandemie 2020.
Kampagne des britischen Guardian für die Kinderlosigkeit inmitten der Corona-Pandemie 2020.

Jeder Vor­wand ist gut, kei­ne Kin­der zu zeu­gen – auch das Coro­na­vi­rus. Die­se Maxi­me der Neo­mal­thu­sia­ner erlebt in der der­zei­ti­gen Fake-Pan­de­mie einen Höhen­flug und läßt die Gebur­ten­ra­te in unge­ahn­te Tie­fen stürzen.

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Frie­de­ri­ke ist 33 Jah­re alt und für die BBC ein erzäh­lens­wür­di­ges Muster­bei­spiel für „moder­nes“ Han­deln. Sie sei wegen der Coro­na-Pan­de­mie gezwun­gen, erzählt die Deut­sche, „wäh­rend der Jah­re, in denen ich frucht­bar bin, zu Hau­se ein­ge­schlos­sen zu blei­ben“. Auf dem Sofa sit­zend sei sie zum Schluß gelangt, daß sich ihr nur drei Alter­na­ti­ven bie­ten: das Ein­frie­ren ihrer Eier, das Zeu­gen eines Kin­des mit einem schwu­len Freund oder gelas­sen sich ein­zu­ge­ste­hen, kei­ne Kin­der zu haben. Die­se drit­te Vari­an­te, man­che Leser wer­den es bereits ahnen, wird als Lösung prä­sen­tiert. Die Kin­der­lo­sig­keit sei „natür­lich ein ziem­lich hoher Preis“, so Frie­de­ri­ke, den sie aber „ger­ne“ bezah­len wol­le, „um älte­re Men­schen zu schützen“.

Die Geschich­te und ihre Logik hat weder Hand noch Fuß, doch wen küm­mert es. Auf die Bot­schaft kommt es an, und die lau­tet: Dena­ta­li­tät. Gebur­ten sei­en schlecht, da der Mensch ins­ge­samt nicht ein, son­dern das größ­te Pro­blem für die Erde sei. Die Agen­da hat ihren Ursprung im spä­ten 18. Jahr­hun­dert und grün­det auf fal­schen Prä­mis­sen. Sie hat sich seit­her über den Sozi­al­dar­wi­nis­mus und Ras­sis­mus, dann über die Abkehr von über­ge­ord­ne­ten Gemein­schaf­ten und kol­lek­ti­ven Rech­ten zum „wun­der­ba­ren Ego­is­mus“ wei­ter­ent­wickelt, der sich vor allem im win­zig klei­nen Kreis der Super­rei­chen über­pro­por­tio­na­ler Beliebt­heit erfreut. Die­se finanz­star­ken wirk­lich Mäch­ti­gen wen­den ihre Gebur­ten­feind­lich­keit natür­lich nicht auf sich selbst an. Nur die ande­ren sol­len weni­ger Kin­der zeu­gen, am besten kei­ne. Es sind die­se Krei­se, die mit immer lücken­lo­se­ren und ver­fei­ner­ten Metho­den die öffent­li­che Mei­nung zu kon­trol­lie­ren, zu len­ken und zugun­sten der eige­nen Inter­es­sen zu mani­pu­lie­ren ver­su­chen. Dazu gehört, den letzt­lich über­flüs­si­gen Mas­sen der „ande­ren“ begreif­lich zu machen, daß ihre Fort­pflan­zung uner­wünscht, ja schäd­lich sei.

In Indo­ne­si­en läßt die Regie­rung über Laut­spre­cher auf Fahr­zeu­gen, die durch die Städ­te und Dör­fer rol­len, den Bür­gern die Paro­le ver­kün­den: „Macht Sex, nicht Kin­der“. Indo­ne­si­en ist, von klei­nen christ­li­chen und hin­du­isti­schen Enkla­ven abge­se­hen, ein isla­mi­scher Staat. Es ist zudem eines der weni­gen nicht-afri­ka­ni­schen Län­der der Welt, die noch ein klei­nes Bevöl­ke­rungs­wachs­tum auf­wei­sen. Damit die Bevöl­ke­rung gleich bleibt, ist eine Gebur­ten­ra­te von 2,1 Kin­dern je Frau im gebär­fä­hi­gen Alter not­wen­dig. Auch in Indo­ne­si­en hat sich die Gebur­ten­ra­te seit 1978 hal­biert und liegt mit 2,28 nur mehr knapp dar­über, Ten­denz fallend.

In den Laut­spre­cher­wa­gen sind Poli­zi­sten als Pro­pa­gan­di­sten der Regie­rung unter­wegs. Sie rufen an die Män­ner gerich­tet: „Papa, kon­trol­lie­re dich!“ Und an die Frau­en: „Mach Sex, hei­ra­te, aber wer­de nicht schwan­ger!“ Damit nicht genug: „Denk dar­an: Wenn du in jun­gen Jah­ren schwan­ger wirst, kann dein Immun­sy­stem zusam­men­bre­chen, Frau­en kön­nen mor­gend­li­che Übel­keit haben und häu­fi­ger an Covid-19 erkranken.“

Der Westen altert schnell

Nicht nur Frie­de­ri­ke altert kin­der­los, der gan­ze wohl­ha­ben­de Westen altert rapi­de, ohne aus­rei­chend Nach­wuchs gezeugt zu haben. Die mei­sten west­eu­ro­päi­schen Staa­ten schrump­fen seit einem hal­ben Jahr­hun­dert. Die­se Wirk­lich­keit wird durch die Mas­sen­zu­wan­de­rung ver­steckt und öffent­lich ver­tuscht. Die BBC sieht in der Geschich­te der jun­gen Frau eine Zusam­men­fas­sung vie­ler Stu­di­en über den zu erwar­ten­den Rück­gang der Gebur­ten in Euro­pa und in den USA, der eher einem Zusam­men­bruch ähnelt.

Im ver­gan­ge­nen Jahr fabu­lier­ten eini­ge Medi­en, daß der ver­häng­te Lock­down, wie in frü­he­ren Zei­ten ein uner­war­te­ter Strom­aus­fall, zu einem Baby-Boom füh­ren wer­de. Doch die Demo­gra­phen lie­fer­ten bald ernüch­tern­de, ja erschrecken­de Zah­len. Laut den Pro­gno­sen des Broo­kings Insti­tu­te müs­sen die USA wegen Coro­na mit einem Ver­lust von 300.000 bis 500.000 Gebur­ten rech­nen. Im Dezem­ber 2020 mel­de­ten die Cen­ters for Dise­a­se Con­trol and Pre­ven­ti­on (CDC) bei den Neu­ge­bo­re­nen einen Rück­gang um acht Prozent.

In West­eu­ro­pa sieht es nicht bes­ser aus, aller­dings mit weni­ger mas­si­ven Aus­wir­kun­gen, weil die Gebur­ten­ra­te schon sehr nied­rig ist. Die breit ange­leg­te euro­päi­sche Stu­die „The impact of COVID-19 on fer­ti­li­ty plans in Ita­ly, Ger­ma­ny, France, Spain and UK“ ergab, daß 50 Pro­zent der Deut­schen und Fran­zo­sen, die 2020 ein Kind „geplant“ hat­ten, wegen Coro­na ent­schie­den haben, es auf einen spä­te­ren Zeit­punkt zu ver­schie­ben. 37 Pro­zent der Ita­lie­ner haben die Idee völ­lig aufgegeben.

Letz­te­re Zahl wird vom ita­lie­ni­schen Sta­ti­stik­amt ISTAT bestä­tigt. Des­sen ober­ster Lei­ter Gian Car­lo Blang­i­ar­do sag­te im ver­gan­ge­nen Sep­tem­ber: „Ich befürch­te, daß wir 2021 unter 400.000 Gebur­ten fal­len könn­ten“. Im Som­mer 2020 wur­den die Zah­len für das Jahr 2019 ver­öf­fent­licht. Es wur­de zum Jahr mit der gering­sten Gebur­ten­ra­te seit der Grün­dung des ita­lie­ni­schen Staa­tes 1861. Die­ser Nega­tiv­re­kord wur­de 2020, dar­in sind sich die Demo­gra­phen sicher, noch ein­mal ver­stärkt, und auch für 2021 schaut es schlecht aus.

Einen Nega­tiv­trend weist auch Spa­ni­en auf, das 2020 mit einem Rück­gang der Gebur­ten um 20 Pro­zent been­de­te. Auch Frank­reich, Est­land, Lett­land und Litau­en, aber auch „west­li­che“ Staa­ten in Ost­asi­en wie Süd­ko­rea, Tai­wan und Japan haben nach neun Mona­ten der Pan­de­mie-Maß­nah­men im Dezem­ber und Janu­ar die nied­rig­ste Gebur­ten­zahl der ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­te verzeichnet.

Das Max-Planck-Insti­tut für demo­gra­fi­sche For­schung führ­te eine Stu­die durch, um anhand von Daten von Goog­le Trends die Aus­wir­kun­gen der Pan­de­mie-Maß­nah­men auf die Gebur­ten­ra­te in den USA vor­her­zu­sa­gen. Dabei wur­de die Goog­le-Suche nach Wör­tern wie „Schwan­ger­schafts­test“, „Cle­ar­blue“ oder „mor­gend­li­che Übel­keit“ aus­ge­wer­tet. Im Ergeb­nis, das im Mai 2020 ver­öf­fent­licht wur­de, hieß es: „Unse­re Ana­ly­se zeigt, daß die monat­li­chen Gebur­ten in den USA zwi­schen Novem­ber 2020 und Febru­ar 2021 um etwa 15 Pro­zent dra­ma­tisch sin­ken wer­den. Das ist ein um 50 Pro­zent höhe­rer Rück­gang als nach der gro­ßen Rezes­si­on von 2008/​2009.“ Exper­ten zufol­ge wer­den die Coro­na-Maß­nah­men bis August 2021 anhal­ten, ihre Aus­wir­kun­gen aber weit län­ger spür­bar sein als nach der Kri­se von 2008 oder der Welt­wirt­schafts­kri­se von 1929.

Dabei han­delt sich nur um Rechen­mo­del­le, deren rea­ler Wert solan­ge beschei­den ist, solan­ge kei­ne objek­ti­ve Bestä­ti­gung vor­liegt. Auf sol­chen Model­len beruht seit über einem Jahr die gesam­te Coro­na-Poli­tik der Regierungen.

Jagd auf die letzten Staaten mit Bevölkerungswachstum

Das Abster­ben der „west­li­chen“ euro­päi­schen und ost­asia­ti­schen Völ­ker, das seit Jahr­zehn­ten vor aller Augen statt­fin­det und sich seit Coro­na-Beginn noch ein­mal beschleu­nigt, beschäf­tigt weder Poli­tik noch Medi­en noch die UNO-Agen­tu­ren. Die Ver­ein­ten Natio­nen sind viel­mehr dar­über alar­miert, daß es noch immer Län­der gibt, in denen es mehr Gebur­ten als Ster­be­fäl­le gibt. So schlug die UNO Alarm, weil laut ihren Schät­zun­gen in Indo­ne­si­en 1,4 Mil­lio­nen Gebur­ten mehr zu erwar­ten sei­en, weil die Frau­en kei­nen aus­rei­chen­den Zugang zu Fami­li­en­pla­nung und „repro­duk­ti­ver Gesund­heit“ hät­ten. Grund für die Zunah­me sei, daß – immer laut Schät­zun­gen – zwei bis drei Mil­lio­nen Men­schen wäh­rend der Coro­na-Pan­de­mie den Gebrauch von Ver­hü­tungs­mit­teln abge­setzt hät­ten. Die UNO übt Druck auf die Regie­rung des Lan­des aus, und die­se schickt ihre Poli­zi­sten mit Laut­spre­cher­wa­gen als Ver­hü­tungs­pro­pa­gan­di­sten aus: „Macht Sex, nicht Kin­der!“ In Indo­ne­si­en sind die Men­schen noch über­zeugt, daß der Sinn einer Ehe dar­in besteht, eine Fami­lie zu grün­den, und Kin­der ein Glück sind.

Im Westen ist von einer sol­chen Ein­stel­lung nichts zu spü­ren. Nicht daß die mei­sten jun­gen Men­schen nicht auch eine sol­che Ein­stel­lung hät­ten. Im öffent­li­chen Raum ist sie aber tabu und wird regel­recht aus­ge­trie­ben. Die Gebur­ten­feind­lich­keit hat den öffent­li­chen Mei­nungs­be­trieb fest im Griff. Die Abtrei­bungs­lob­by nütz­te die Pan­de­mie, um laut­stark Wer­bung für ein „Recht auf Abtrei­bung“ zu machen. Den Anstoß dazu gab die New York Times, die im März 2020 eine Kam­pa­gne für die „Abtrei­bung zu Hau­se“ star­te­te. In einer gekün­stel­ten Mischung aus Empö­rung und Besorg­nis hat­te die Abtrei­bungs­lob­by die Öffent­lich­keit auf­ge­schreckt mit der Nach­richt, daß auf­grund der Qua­ran­tä­ne und der Aus­gangs­sper­ren das „Recht auf Abtrei­bung“ beein­träch­tigt wäre und, hor­ri­bi­le dic­tu, die Zahl der Abtrei­bun­gen zurück­ge­he. Im Janu­ar 2021 haben die Höchst­rich­ter in den USA die Abtrei­bun­gen mit­tels Online-Bera­tung und Post­zu­stel­lung der Abtrei­bungs­pil­le gestoppt.

Anfang April erreich­te die Kam­pa­gne durch Abtrei­bungs­or­ga­ni­sa­tio­nen und „zivil­ge­sell­schaft­li­che“ Orga­ni­sa­tio­nen, deren Bin­de­glied das Geld der Stif­tun­gen von Geor­ge Sor­os und Bill Gates ist, auch den deut­schen Sprach­raum.

Im Jahr 2020 wur­de welt­weit eine Zunah­me von 800.000 Abtrei­bun­gen gegen­über 2018 regi­striert. Die Kul­tur des Todes ist zum „Kon­sens“ der Mäch­ti­gen und der von ihnen kon­trol­lier­ten öffent­li­chen Mei­nung gewor­den. Jeder Vor­wand wird gefei­ert, wenn kein Kind gezeugt wird, selbst der, auf Kin­der zu ver­zich­ten, „um älte­re Men­schen zu schützen“.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: The Guar­di­an (Screen­shot)

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