Jeder Vorwand ist gut, keine Kinder zu zeugen – auch das Coronavirus. Diese Maxime der Neomalthusianer erlebt in der derzeitigen Fake-Pandemie einen Höhenflug und läßt die Geburtenrate in ungeahnte Tiefen stürzen.
Friederike ist 33 Jahre alt und für die BBC ein erzählenswürdiges Musterbeispiel für „modernes“ Handeln. Sie sei wegen der Corona-Pandemie gezwungen, erzählt die Deutsche, „während der Jahre, in denen ich fruchtbar bin, zu Hause eingeschlossen zu bleiben“. Auf dem Sofa sitzend sei sie zum Schluß gelangt, daß sich ihr nur drei Alternativen bieten: das Einfrieren ihrer Eier, das Zeugen eines Kindes mit einem schwulen Freund oder gelassen sich einzugestehen, keine Kinder zu haben. Diese dritte Variante, manche Leser werden es bereits ahnen, wird als Lösung präsentiert. Die Kinderlosigkeit sei „natürlich ein ziemlich hoher Preis“, so Friederike, den sie aber „gerne“ bezahlen wolle, „um ältere Menschen zu schützen“.
Die Geschichte und ihre Logik hat weder Hand noch Fuß, doch wen kümmert es. Auf die Botschaft kommt es an, und die lautet: Denatalität. Geburten seien schlecht, da der Mensch insgesamt nicht ein, sondern das größte Problem für die Erde sei. Die Agenda hat ihren Ursprung im späten 18. Jahrhundert und gründet auf falschen Prämissen. Sie hat sich seither über den Sozialdarwinismus und Rassismus, dann über die Abkehr von übergeordneten Gemeinschaften und kollektiven Rechten zum „wunderbaren Egoismus“ weiterentwickelt, der sich vor allem im winzig kleinen Kreis der Superreichen überproportionaler Beliebtheit erfreut. Diese finanzstarken wirklich Mächtigen wenden ihre Geburtenfeindlichkeit natürlich nicht auf sich selbst an. Nur die anderen sollen weniger Kinder zeugen, am besten keine. Es sind diese Kreise, die mit immer lückenloseren und verfeinerten Methoden die öffentliche Meinung zu kontrollieren, zu lenken und zugunsten der eigenen Interessen zu manipulieren versuchen. Dazu gehört, den letztlich überflüssigen Massen der „anderen“ begreiflich zu machen, daß ihre Fortpflanzung unerwünscht, ja schädlich sei.
In Indonesien läßt die Regierung über Lautsprecher auf Fahrzeugen, die durch die Städte und Dörfer rollen, den Bürgern die Parole verkünden: „Macht Sex, nicht Kinder“. Indonesien ist, von kleinen christlichen und hinduistischen Enklaven abgesehen, ein islamischer Staat. Es ist zudem eines der wenigen nicht-afrikanischen Länder der Welt, die noch ein kleines Bevölkerungswachstum aufweisen. Damit die Bevölkerung gleich bleibt, ist eine Geburtenrate von 2,1 Kindern je Frau im gebärfähigen Alter notwendig. Auch in Indonesien hat sich die Geburtenrate seit 1978 halbiert und liegt mit 2,28 nur mehr knapp darüber, Tendenz fallend.
In den Lautsprecherwagen sind Polizisten als Propagandisten der Regierung unterwegs. Sie rufen an die Männer gerichtet: „Papa, kontrolliere dich!“ Und an die Frauen: „Mach Sex, heirate, aber werde nicht schwanger!“ Damit nicht genug: „Denk daran: Wenn du in jungen Jahren schwanger wirst, kann dein Immunsystem zusammenbrechen, Frauen können morgendliche Übelkeit haben und häufiger an Covid-19 erkranken.“
Der Westen altert schnell
Nicht nur Friederike altert kinderlos, der ganze wohlhabende Westen altert rapide, ohne ausreichend Nachwuchs gezeugt zu haben. Die meisten westeuropäischen Staaten schrumpfen seit einem halben Jahrhundert. Diese Wirklichkeit wird durch die Massenzuwanderung versteckt und öffentlich vertuscht. Die BBC sieht in der Geschichte der jungen Frau eine Zusammenfassung vieler Studien über den zu erwartenden Rückgang der Geburten in Europa und in den USA, der eher einem Zusammenbruch ähnelt.
Im vergangenen Jahr fabulierten einige Medien, daß der verhängte Lockdown, wie in früheren Zeiten ein unerwarteter Stromausfall, zu einem Baby-Boom führen werde. Doch die Demographen lieferten bald ernüchternde, ja erschreckende Zahlen. Laut den Prognosen des Brookings Institute müssen die USA wegen Corona mit einem Verlust von 300.000 bis 500.000 Geburten rechnen. Im Dezember 2020 meldeten die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) bei den Neugeborenen einen Rückgang um acht Prozent.
In Westeuropa sieht es nicht besser aus, allerdings mit weniger massiven Auswirkungen, weil die Geburtenrate schon sehr niedrig ist. Die breit angelegte europäische Studie „The impact of COVID-19 on fertility plans in Italy, Germany, France, Spain and UK“ ergab, daß 50 Prozent der Deutschen und Franzosen, die 2020 ein Kind „geplant“ hatten, wegen Corona entschieden haben, es auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. 37 Prozent der Italiener haben die Idee völlig aufgegeben.
Letztere Zahl wird vom italienischen Statistikamt ISTAT bestätigt. Dessen oberster Leiter Gian Carlo Blangiardo sagte im vergangenen September: „Ich befürchte, daß wir 2021 unter 400.000 Geburten fallen könnten“. Im Sommer 2020 wurden die Zahlen für das Jahr 2019 veröffentlicht. Es wurde zum Jahr mit der geringsten Geburtenrate seit der Gründung des italienischen Staates 1861. Dieser Negativrekord wurde 2020, darin sind sich die Demographen sicher, noch einmal verstärkt, und auch für 2021 schaut es schlecht aus.
Einen Negativtrend weist auch Spanien auf, das 2020 mit einem Rückgang der Geburten um 20 Prozent beendete. Auch Frankreich, Estland, Lettland und Litauen, aber auch „westliche“ Staaten in Ostasien wie Südkorea, Taiwan und Japan haben nach neun Monaten der Pandemie-Maßnahmen im Dezember und Januar die niedrigste Geburtenzahl der vergangenen Jahrzehnte verzeichnet.
Das Max-Planck-Institut für demografische Forschung führte eine Studie durch, um anhand von Daten von Google Trends die Auswirkungen der Pandemie-Maßnahmen auf die Geburtenrate in den USA vorherzusagen. Dabei wurde die Google-Suche nach Wörtern wie „Schwangerschaftstest“, „Clearblue“ oder „morgendliche Übelkeit“ ausgewertet. Im Ergebnis, das im Mai 2020 veröffentlicht wurde, hieß es: „Unsere Analyse zeigt, daß die monatlichen Geburten in den USA zwischen November 2020 und Februar 2021 um etwa 15 Prozent dramatisch sinken werden. Das ist ein um 50 Prozent höherer Rückgang als nach der großen Rezession von 2008/2009.“ Experten zufolge werden die Corona-Maßnahmen bis August 2021 anhalten, ihre Auswirkungen aber weit länger spürbar sein als nach der Krise von 2008 oder der Weltwirtschaftskrise von 1929.
Dabei handelt sich nur um Rechenmodelle, deren realer Wert solange bescheiden ist, solange keine objektive Bestätigung vorliegt. Auf solchen Modellen beruht seit über einem Jahr die gesamte Corona-Politik der Regierungen.
Jagd auf die letzten Staaten mit Bevölkerungswachstum
Das Absterben der „westlichen“ europäischen und ostasiatischen Völker, das seit Jahrzehnten vor aller Augen stattfindet und sich seit Corona-Beginn noch einmal beschleunigt, beschäftigt weder Politik noch Medien noch die UNO-Agenturen. Die Vereinten Nationen sind vielmehr darüber alarmiert, daß es noch immer Länder gibt, in denen es mehr Geburten als Sterbefälle gibt. So schlug die UNO Alarm, weil laut ihren Schätzungen in Indonesien 1,4 Millionen Geburten mehr zu erwarten seien, weil die Frauen keinen ausreichenden Zugang zu Familienplanung und „reproduktiver Gesundheit“ hätten. Grund für die Zunahme sei, daß – immer laut Schätzungen – zwei bis drei Millionen Menschen während der Corona-Pandemie den Gebrauch von Verhütungsmitteln abgesetzt hätten. Die UNO übt Druck auf die Regierung des Landes aus, und diese schickt ihre Polizisten mit Lautsprecherwagen als Verhütungspropagandisten aus: „Macht Sex, nicht Kinder!“ In Indonesien sind die Menschen noch überzeugt, daß der Sinn einer Ehe darin besteht, eine Familie zu gründen, und Kinder ein Glück sind.
Im Westen ist von einer solchen Einstellung nichts zu spüren. Nicht daß die meisten jungen Menschen nicht auch eine solche Einstellung hätten. Im öffentlichen Raum ist sie aber tabu und wird regelrecht ausgetrieben. Die Geburtenfeindlichkeit hat den öffentlichen Meinungsbetrieb fest im Griff. Die Abtreibungslobby nützte die Pandemie, um lautstark Werbung für ein „Recht auf Abtreibung“ zu machen. Den Anstoß dazu gab die New York Times, die im März 2020 eine Kampagne für die „Abtreibung zu Hause“ startete. In einer gekünstelten Mischung aus Empörung und Besorgnis hatte die Abtreibungslobby die Öffentlichkeit aufgeschreckt mit der Nachricht, daß aufgrund der Quarantäne und der Ausgangssperren das „Recht auf Abtreibung“ beeinträchtigt wäre und, horribile dictu, die Zahl der Abtreibungen zurückgehe. Im Januar 2021 haben die Höchstrichter in den USA die Abtreibungen mittels Online-Beratung und Postzustellung der Abtreibungspille gestoppt.
Anfang April erreichte die Kampagne durch Abtreibungsorganisationen und „zivilgesellschaftliche“ Organisationen, deren Bindeglied das Geld der Stiftungen von George Soros und Bill Gates ist, auch den deutschen Sprachraum.
Im Jahr 2020 wurde weltweit eine Zunahme von 800.000 Abtreibungen gegenüber 2018 registriert. Die Kultur des Todes ist zum „Konsens“ der Mächtigen und der von ihnen kontrollierten öffentlichen Meinung geworden. Jeder Vorwand wird gefeiert, wenn kein Kind gezeugt wird, selbst der, auf Kinder zu verzichten, „um ältere Menschen zu schützen“.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: The Guardian (Screenshot)