Pro Missa Tridentina, die Laienvereinigung zur Förderung des überlieferten Ritus im deutschen Sprachraum, veröffentlichte einen Musterbrief mit dem Aufruf, daß möglichst viele Gläubige sich möglichst schnell an das Büro des Kardinalstaatssekretärs wenden und zur Rücknahme der Anordnungen zur Meßzelebration im Petersdom drängen sollen.
Pro Missa Tridentina veröffentlichte auch das vollständige vatikanische Dokument, das für Unruhe sorgt, in deutscher Übersetzung.
Die Erste Sektion des vatikanischen Staatssekretariats erteilte mit diesem Dokument am 12. März fünf Anordnungen zur Zelebration der Heiligen Messe im Petersdom, die am 22. März in Kraft treten sollen. Wegen des knappen Zeitfensters mahnt Pro Missa Tridentina zur Eile. Sind Maßnahmen erst mal in Kraft, erweist sich ihre Rücknahme meist schwieriger.
Die Anordnungen erfolgten in einem Kontext doppelter personeller Umbrüche. Die Stelle des Präfekten der Gottesdienstkongregation ist vakant, die des Erzpriester von Sankt Peter zwar neu besetzt, doch durch einen außerordentlichen Kommissar eingeschränkt. In diesem Ausnahmezustand zog das Staatssekretariat handstreichartig Zuständigkeiten an sich. Die Anordnungen sind für Kardinal Raymond Burke „Anlaß zur tiefsten Besorgnis“. Clemens Victor Oldendorf spricht von einem „liturgischen Damoklesschwert“. Die wichtigsten Punkte:
- Sollten die Anordnungen in Kraft treten, werden die Meßzelebrationen im Petersdom auf vier schnell aufeinanderfolgende Messen zwischen 7 Uhr und 9:30 Uhr an zwei Altären reduziert.
- Einzelzelebrationen außerhalb dieser Messen werden untersagt, wodurch nur mehr Konzelebrationen möglich sein werden. „Fast alle 45 Altäre im Petersdom und seine 11 Kapellen blieben so ungenützt“, so Pro Missa Tridentina.
- Der überlieferte Ritus wird aus dem Petersdom verbannt. Auch für ihn gelten nur mehr die vier Meßzeiten zwischen 7 Uhr und 9:30 Uhr und ausschließlich in der Cappella Clementina in den Vatikanischen Grotten. Das enge Zeitfenster bedeutet für den überlieferten Ritus nicht nur eine generelle zeitliche Einschränkung, sondern ein enges Korsett mit künstlich erzeugtem Zeitdruck. Dabei werden die Anordnungen damit begründet, die würdige Zelebration mit Andacht und Anstand sicherstellen zu wollen.
- Der Musterbrief von Pro Missa Tridentina
- Die deutsche Übersetzung des Dokuments mit den Anordnungen des Staatssekretariats
- Die Postanschriften des vatikanischen Staatssekretariats:
Staatssekretariat e‑mail
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin: secretariusstatus@sds.va
Substitut Erzbischof Edgar Peña Parra: Parrasostituto@sds.va
Postanschrift:
Segreteria di Stato
Palazzo Apostolico Vaticano
00120 Città del Vaticano
Vatikanstaat
[Update 17.03.2020] Die zunächst genannte E‑Mail-Adresse funktioniert nicht. Pro Missa Tridentina teilte daher neue E‑Mail-Adressen mit (siehe oben).
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Musterbrief/Pro Missa Tridentina (Screenshot)
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