(Rom) Am 20. Februar emeritierte Papst Franziskus Kardinal Robert Sarah als Präfekten der römischen Gottesdienstkongregation. Die jüngsten Anordnungen des vatikanischen Staatssekretariats zur Meßzelebration im Petersdom enthüllen Hintergründe, die bisher kaum Beachtung gefunden hatten.
Am 12. März wurden fünf Anordnungen der Ersten Sektion des Staatssekretariats bekannt, die einschneidende Eingriffe für die Zelebration im Petersdom bedeuten und weitreichende Folgen haben könnten. Am 22. März sollen sie in Kraft treten.
Damit stand die Frage im Raum, warum solche Anweisungen vom Staatssekretariat erlassen werden.
Zusammen mit Kardinal Sarah wurde am selben Tag auch Kardinal Angelo Comastri als Erzpriester des Petersdomes und Leiter der Dombauhütte von Sankt Peter emeritiert. Zum neuen Erzpriester ernannte Franziskus am selben Tag Kardinal Mauro Gambetti aus dem Minoritenorden. Am 29. Juni 2020 ließ Franziskus die Dombauhütte unter kommissarische Verwaltung stellen. Seither hat dort Msgr. Mario Giordana, ein Vatikandiplomat in Ruhe, als außerordentlicher Kommissar das Sagen, und untersteht als solcher dem Staatssekretariat. Erzbischof Giordana war während seines aktiven Dienstes Apostolischer zuletzt Nuntius auf Haiti (2004–2008) und in der Slowakei (2008–2017).
Die zufällig erscheinende gleichzeitige Emeritierung der Kardinäle Sarah und Comastri entpuppt sich als eng miteinander verzahnt, wenn auch nur indirekt.
Als Kardinal Sarah am 20. Februar emeritiert wurde, fiel auf, daß Franziskus keinen Nachfolger ernannte. Die traditionsverbundene französische Internetseite Riposte catholique schrieb bereits damals von „besorgniserregenden Gerüchten“. Nun ergänzte sie:
„Wie wir erwähnt haben, wird die Gottesdienstkongregation vor der Ernennung eines Nachfolgers von Kardinal Sarah ab kommendem Montag, dem 15. März, einer kanonischen Visitation unterzogen werden. Dies ist eine besonders abwertende Maßnahme für Kardinal Sarah, dessen Management überprüft werden soll.“
Die Visitation richtet sich gegen das Ansehen von Kardinal Sarah, der mit seinen 75 Jahren und bei bester Gesundheit bereits ankündigte, in Rom bleiben und weiterhin „für die Kirche arbeiten“ zu wollen. Seit einigen Jahren zählt er im nahenden Konklave zu den „Papabili“ ungeachtet der Tatsache, daß seine Aussichten aufgrund seiner Traditionsnähe wiederholt als gering eingestuft werden.
Zum Visitator wurde Bischof Claudio Maniago von Castellaneta berufen. Msgr. Maniago wurde 2003 Weihbischof von Florenz. 2014 ernannte ihn Papst Franziskus zum Bischof von Castellaneta, einem kleinen Bistum in Apulien. Seit 2015 ist er Vorsitzender der Liturgiekommission der Italienischen Bischofskonferenz. 2016 berief ihn Franziskus auch zum Mitglied der Gottesdienstkongregation. Seine Ernennung weist neben Kardinal Sarah noch auf eine zweite Zielscheibe hin.
Bischof Maniagos Aufstieg steht in direktem Zusammenhang mit der Tatsache, daß er „eines der aktivsten Mitglieder der italienischen Pressure Group ist, die eine maximale Reduzierung des Motu proprio Summorum Pontificum und der ‚Privilegien‘ der Ecclesia-Dei-Welt fordert“, so Riposte Catholique. Monika Rheinschmitt, die Vorsitzende von Pro Missa Tridentina, schrieb dazu gestern:
„Es scheint, als deuteten alle diese Restriktionen auf einen Angriff auf ‚Summorum Pontificum‘ und den Usus antiquior allgemein hin.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Offerimus tibi Domine (Screenshot)