(Rom) Der Aufruf Veritas liberabit vos einer hochrangigen Gruppe von Kardinälen, Bischöfen und Intellektuellen gegen die Gefahr einer Corona-Tyrannei sorgt für internationales Aufsehen. Sofort wurde gegen den beispiellosen und mutigen Schritt mobilgemacht, auch durch gezielte Desinformation.
Gestern abend wurde der in sieben Sprachen vorgelegte Aufruf Veritas liberabit vos (Die Wahrheit wird euch freimachen) veröffentlicht. Vier namhafte Kardinäle, darunter zwei Papabili, die Kardinäle Müller, Sarah, Pujats und Zen, sind mit einem hochbrisanten und eindeutigen Text an die Öffentlichkeit getreten. Sie warnen vor Kräften, die das Coronavirus zum Vorwand nehmen, um eine „abscheuliche technologische Tyrannei“ zu errichten und nach der Weltherrschaft zu streben.
Sie kritisieren vor allem die massiven Einschränkungen der bürgerlichen Freiheitsrechte, der Meinungsfreiheit und der Bewegungsfreiheit und wenden sich gegen einen Impfzwang und eine bisher nie dagewesene Überwachung der Menschen. Ihre Kritik gilt auch privaten Geschäftsinteressen auf Kosten der Allgemeinheit und richtet sich direkt an die Regierenden und „supranationale Organisationen und Gruppen“.
Kaum war der Text veröffentlicht, begann ein immer häufiger zu beobachtendes Phänomen: Gegenmaßnahmen durch Desinformation.
Auch diese Tatsache wird von den Initiatoren in ihrem Aufruf beklagt, indem sie die Massenmedien ermahnen, eine umfassende und ausgewogene Berichterstattung sicherzustellen, einseitige Parteinahmen zu vermeiden und Andersdenkende nicht mundtot zu machen. Die Aussage ist auch auf Formen der Zensur gemünzt, die seit dem Wahlsieg von US-Präsident Donald Trump im Internet um sich greift. Nach dem Wahlsieg von Barack Obama im Jahr 2008 wurde die Bedeutung sozialer Netzwerke euphorisch als Ausdruck einer „neuen Graswurzelbewegung“ gefeiert. Am Tag nach Trumps Wahl 2016 kritisierte die New York Times hingegen die Meinungsfreiheit im Internet und forderte, daß sie unter Kontrolle gebracht werden müsse. In der Folge begannen Kampagnen gegen angebliche „Fake News“ – der Begriff wurde erst jetzt systematisch etabliert –, die in Wirklichkeit ein Einheitsdenken durchsetzen und andere Meinungen unterdrücken wollen. Die Kontrolle der öffentlichen Meinung, die den „Leitmedien“ durch das Internet entglitten war, soll durch Zensur wiederhergestellt werden. Dabei geht es nicht um die „Leitmedien“, die nur Mittel zum Zweck sind, sondern um die Meinungsherrschaft der Kräfte, die dahinterstehen und meist unsichtbar sind.
Im konkreten Fall wurde die Nachricht verbreitet, Kardinal Robert Sarah, der Präfekt der römischen Gottesdienstkongregation, habe den Aufruf gar nicht unterzeichnet. Die ganze Aktion sei eine „Falschmeldung“, eine sogenannte „Fake“-Aktion.
Die Verbreitung solcher Behauptungen ist ein gezielter Angriff auf die Glaubwürdigkeit der Initiative, um diese zu diskreditieren, noch ehe sie richtig angelaufen ist.
Daran beteiligt sich auch Katholisch.de, das Nachrichtenportal der Deutschen Bischofskonferenz. Es gibt keine sachliche Berichterstattung über die Initiative, sondern sofort einseitige Parteinahme und Diskreditierung der Initiatoren. Die Personen werden ins Zwielicht gerückt, um möglichst wenig über die Inhalte des Aufrufs berichten zu müssen. Als Zielscheibe wurde vor allem Erzbischof Viganò ausgesucht, der 2018 die Verstrickung von Papst Franziskus in den Fall McCarrick enthüllte und dafür wie ein Paria behandelt wird (siehe auch Ein Jahr danach: Das Viganò-Dossier). Katholisch.de titelte heute manipulativ: „Erzbischof Viganò: Vom Nuntius zum Verschwörungstheoretiker“.
Diese Art der Berichterstattung mit Totschlagvokabeln wird von den Unterzeichnern des Aufrufs kritisiert. Obwohl deren Kritik sich an die Regierenden und die weltlichen Medien richtet, tritt Katholisch.de, ein kirchenbeitragsfinanziertes Medium, wie ein Propagandaorgan der Allianz Bundesregierung – EU-Kommission – WHO – Bill Gates auf. Wie das?
Eine solche Reaktion bestätigt den Ernst der Lage und den Inhalt des Aufrufs der Kardinäle.
Kardinal Sarah hat den Aufruf unterschrieben
Inzwischen wurde von Erzbischof Carlo Maria Viganò, dem ehemaligen Apostolischen Nuntius in den USA, glaubwürdig der Nachweis erbracht, daß der Aufruf von Kardinal Sarah unterzeichnet wurde.
Kardinal Sarah selbst war Anfang des Jahres Zielscheibe ähnlicher Desinformation, als er zusammen mit Benedikt XVI. das Buch „Aus der Tiefe des Herzens“ zur Verteidigung des Weihesakraments und des priesterlichen Zölibats veröffentlichte. Schon damals tat sich Katholisch.de besonders hervor. Es wurde fälschlich verbreitet, Benedikt XVI. habe sich vom Buch und von Kardinal Sarah distanziert, der ihn in die Irre geführt habe. Nichts davon stimmte.
Die generelle Desinformation, zunehmend auch in der Kirche, nimmt bedenkliche Ausmaße an. Das gilt grundsätzlich für eine ethisch inakzeptable, verzerrte Berichterstattung. Es gilt aber auch für das System, das dahinter steht. Es sind professionelle Desinformationsstellen am Werk, die – wie das Beispiel der Buchveröffentlichung von Kardinal Sarah und Benedikt XVI. zu Jahresbeginn und nun der Aufruf gegen die Gefahr einer Corona-Tyrannei zeigen – gewichtige Unterstützung haben, vor allem Zugang zu den tonangebenden Medien.
So wurde die Lüge, Benedikt XVI. habe sich vom Buch distanziert, weil Kardinal Sarah ihn getäuscht habe, von den führenden Massenmedien berichtet, die Entlarvung der Lüge und die Richtigstellung durch Kardinal Sarah aber nicht. So wurde die Öffentlichkeit in die Irre geführt.
Ähnliches geschah auch jetzt, indem durch offenbar böswillige Manipulation den Menschen eingeredet wird, der mutige Aufruf der Kardinäle sei eine Falschmeldung.
Tatsache ist, daß Kardinal Sarah den Aufruf unterzeichnet hat. Tatsache ist ebenso, daß von ihm die Unterschrift inzwischen zurückgenommen wurde. Das ist sein gutes Recht und etwas ganz anderes als die behauptete Fälschung.
Die Fakten
Der Vatikanist Marco Tosatti veröffentlicht vor kurzem eine Stellungnahme von Erzbischof Viganò. Darin legt er die Ereignisse dar und „vergibt“ seinem „Mitbruder im Bischofsamt“ sein Vorgehen.
Am Montag, dem 4. Mai fand ein Telefongespräch zwischen dem Kardinal und dem Erzbischof statt. Dabei sagte Kardinal Sarah:
„Die Sache scheint mir sehr ernst. Ich denke, daß dieser Aufruf viel Gutes tun kann, weil er uns nachdenken und Position beziehen macht: Ich bin einverstanden, daß er so schnell als möglich veröffentlicht wird.“
Auf die Frage, ob er das Dokument als einer der Erstunterzeichner unterstützen will, sagte der Kardinal:
„Ja, ich gebe meine Einwilligung, meinen Namen darunterzusetzen, weil es ein Kampf ist, den wir gemeinsam führen müssen, nicht nur für die katholische Kirche, sondern für die ganze Menschheit.“
Gestern, am Tag der Veröffentlichung des Aufrufs, telefonierten Erzbischof Viganò und Kardinal Sarah um 8:43 Uhr erneut. Der Kardinal „äußerte auf keine Weise die Absicht, seine Unterschrift zurückziehen zu wollen“.
Um 15 Uhr wurde mit der Aussendung des Aufrufs an Presseagenturen und Medien, wie vereinbart auch mit der Unterschrift von Kardinal Sarah, begonnen.
Kalte Füße?
Um 19.37 Uhr wurde Erzbischof Viganò von Kardinal Sarah angerufen und gefragt, ob er sein SMS gesehen habe. Der Erzbischof hatte es nicht gesehen, weil er mit der Aussendung des Aufrufs bzw. Medienanfragen beschäftigt war.
Die kurz nach 17:30 Uhr übermittelte SMS-Nachricht lautete:
„Werteste Exzellenz, da ich noch an der Römischen Kurie in Funktion bin, haben mir befreundete Personen abgeraten, den von ihnen vorgelegten Aufruf zu unterzeichnen. Vielleicht wäre es besser, meinen Namen für dieses Mal zu streichen. Es tut mir sehr leid. Sie wissen um meine Freundschaft und meine Nähe Ihnen gegenüber. Danke für ihr Verständnis. Robert Card. Sarah.“
Erzbischof Viganò teilte ihm mit, daß der Aufruf mit dem Namen des Kardinals bereits seit vier Stunden weltweit verbreitet wurde. Gerade weil es verbreitet wurde, scheinen umgehend auch Anfragen bei Kardinal Sarah eingegangen zu sein.
Man hätte, so der Erzbischof, eine gemeinsame Zusatzerklärung veröffentlichen können, um die Rücknahme der Unterschrift mitzuteilen. Viganò ermunterte den Kardinal, daß seine Unterschrift „sicher für sehr viele Gläubige Trost und Ermutigung“ sein werde. Das Telefongespräch endete, „ohne daß der Kardinal mir eine weitere Lösung nannte“, in gewohnter Herzlichkeit.
„Umso betrüblicher“ war, daß der Kardinal, „ohne mir etwas mitzuteilen“, sich auf Twitter auf eine Art und Weise distanzierte, mit der „meiner Person und der Wahrheit“ Schaden zugefügt wurde. Erzbischof Viganò schreibt dazu in seiner Stellungnahme:
„Ich bedauere sehr, daß diese menschlicher Schwäche geschuldete Angelegenheit, für die ich aber keinerlei Ressentiments gegenüber der Person hege, die sie verursacht hat, die Aufmerksamkeit von dem ablenkt, was uns in besonderem Maße in diesem dramatischen Moment besorgen muß.“
Und weiter:
„Ich bestätige, daß der Name von Seiner Eminenz Kardinal Robert Sarah umgehend von der offiziellen Internetseite des Aufrufs entfernt wurde, wie unter veritasliberabitvos.info nachgeprüft werden kann.“
Die Aussagen von Kardinal Sarah zeigen, daß er zwar aufgrund seiner aktiven Position an der Römischen Kurie es für opportuner hielt, doch nicht unter den Erstunterzeichner aufzuscheinen, aber kein Zweifel besteht, daß er das Anliegen des Aufrufs und dessen Inhalt unterstützt.
Katholisches.info wird die Entwicklung weiter beobachten und berichten, womit weniger die Unterschrift von Kardinal Sarah gemeint ist, die ein Nebenschauplatz ist, sondern das Anliegen des dramatischen Aufrufs, der große Aufmerksamkeit findet und viele Menschen bewegt.
Am Rande sei angemerkt: Seit der Veröffentlichung des Aufrufs hat Katholisches.info große Auslieferungsschwierigkeiten. Das Öffnen der Seiten ist abschreckend langwierig. Vielleicht nur ein Zufall, doch im Augenblick scheint einiges denkbar zu sein. Wir bedauern diese Situation und hoffen, daß inzwischen Abhilfe geschaffen werden konnte.
Der vollständige Wortlaut des Aufrufs und die Möglichkeit, ihn durch Unterschrift zu unterstützen: http://veritasliberabitvos.info
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL (Montage)