
(Madrid) Im Oktober 2019 wurde das Grab des spanischen Diktators Francisco Franco aus der Valle de los Caidos entfernt. Nun sollen auch die Benediktiner von dort vertrieben werden. Die spanische Linke will Rache. Sie redet von Franco, doch es ist heute wie damals noch mehr das Kreuz, das sie ablehnt.
Wer die spanische Geschichte des vorigen Jahrhunderts nach dem vereinfachten Strickmuster liest, daß Franco ein Diktator war und deshalb abzulehnen sei, seine Gegner aber ebenfalls deshalb allesamt Opfer waren und positiv zu sehen seien, macht es sich zu einfach. Die Diktatur Francos hatte einen Auslöser, die Volksfrontregierung aus Sozialisten, Kommunisten, Anarchisten und Freimaurern, die grausam und blutig die Kirche bekämpfte und von der zumindest ein nicht unerheblicher Teil die Errichtung einer Sowjetrepublik anstrebte. Franco verhinderte das, so wie er es verhinderte, daß Spanien in den Zweiten Weltkrieg hineingezogen wurde. Ohne diesen historischen Kontext wird eine nüchterne Geschichtsbetrachtung nicht möglich sein. Dieser aber verweigert sich ein Teil der spanischen Gesellschaft auf Kosten der Wahrheit und des Allgemeinwohls.
Es hieße, die vielen dunklen, blutigen Seiten der politischen Linken unter den Teppich zu kehren; doch das 20. Jahrhundert und seine Schrecken wird man nicht verstehen, wenn man die Initialzündung der kommunistischen Oktoberrevolution und die nachfolgenden Revolutionen ausblendet, die Tod und Elend, Angst und Schrecken über den europäischen Kontinent brachten und Reaktionen herausforderten, wie Ernst Nolte zu schildern nicht müde wurde. Wer nicht lernt, daß die Geschichte nicht als Propagandainstrument zu sehen und zu mißbrauchen ist, provoziert Spaltung und behindert den Frieden.
Die Gedenkstätte

Franco ließ in der Valle de los Caidos eine zentrale Gedenkstätte für die Gefallenen des Spanischen Bürgerkriegs errichten. 1959 wurde sie eingeweiht und öffentlich zugänglich gemacht. Seine Idee war es, die Traumata des Waffenganges hinter sich zu lassen und die spanische Nation zu einen. Er wollte ein Monument, das den Frieden symbolisiert. Daher ließ er in der Valle die Toten von Siegern und Besiegten beisetzen, an die 50.000, in allen Fällen, soweit bekannt, mit der Zustimmung der Angehörigen. Auch er selbst wollte dort begraben werden in einem schlichten Grab.
Franco bot den inhaftierten Gegnern der Volksfront die Möglichkeit, zum Zeichen der Versöhnung freiwillig am Bau mitzuarbeiten. Zahlreiche Gegner von einst nahmen das Angebot an. Sie erhielten dafür eine großzügige Strafreduzierung, einen Lohn und konnten in einem kleinen Ort nahe der Baustelle leben.
Das Buch „Los presos del Valle de los caidos” (Die Gefangenen der Valle de los Caidos) des Historikers Alberto Barcena, das sich auf bisher unbekanntes Archivmaterial stützt, räumt mit den vielen Propagandalügen der politischen Linken zum Gefangeneneinsatz auf. Nur ein Beispiel von vielen: Die schlimmste Strafe, die ihnen bei Fehlverhalten drohte, war, daß sie von der Baustelle abgezogen wurden und ins Gefängnis zurückmußten.

Mit dieser versöhnlichen und christlich inspirierten Konzeption seines Monuments verweigerte sich Franco jener unerbittlichen Logik der Spaltung, die eigene Tote als Opfer und alle anderen Toten als Schlächter betrachtet, wie es zum „antifaschistischen“ Narrativ der sogenannten „demokratischen“ Kräfte gehört, ob in Spanien oder in zahlreichen anderen Ländern, wo Kämpfer der Internationalen Brigaden zu Helden stilisiert werden, obwohl viele von ihnen nicht für eine demokratisch-freiheitliche Rechtsordnung gekämpft haben.
Seit Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs entfachte die politische Linke, zunächst unterstützt von der Komintern, dann von der Sowjetunion und ihren Satelliten, eine Propagandamaschinerie, die bis heute andauert, obwohl es weder die Komintern noch die Sowjetunion mehr gibt und die Kommunistische Partei Spaniens nicht mehr unter ihrem Namen auftritt, sondern als Vereinigte Linke, die mit Podemos verbunden ist. Die Reichweite der kommunistischen Propaganda reichte durch Tarnung immer schon über die engeren Grenzen deklariert kommunistischer Gruppen hinaus.
Seit Franco 1975 gestorben ist, betreibt ein Teil der politischen Linken eine Fortsetzung des Bürgerkriegs mit anderen Mitteln. Sie will die Niederlage nachträglich nicht nur in einen moralischen, sondern einen effektiven Sieg umschreiben. Vor allem will sie die Volksfront von ihrer pro-sowjetischen und antiklerikalen Politik reinwaschen und in die Opferrolle schlüpfen. Dazu gehört es, die vielen Tausenden von katholischen Märtyrern, die Opfer der Volksfront wurden, vergessen zu machen. Sie sollen aus der Geschichte ausradiert werden. Solche Bestrebungen kennt man auch aus anderen Ländern. Das Muster ist dasselbe. Im deutschen Wikipedia-Eintrag, nicht etwa im spanischen, kann man den hanebüchenen Unsinn lesen, Franco habe „mehrere hunderttausend vermeintliche und tatsächliche Gegner exekutieren und rund 1,5 Millionen politische Häftlinge in insgesamt 190 verschiedenen Konzentrationslagern internieren“ lassen. Wer die Geschichte so verzerrt, will eines nicht: Sachlichkeit, Wahrheitssuche und Versöhnung.
Pietro di Marco, Professor der Soziologie an der Universität Florenz, schrieb zur Umbettung der sterblichen Überreste von Franco im Oktober 2019, die „auf Druck eines abstrakten Geschichtsbewußtseins von Historikern und Ideologen“ erfolgte:
„Das Ereignis setzt die Verdrängung der tragischen Komplexität und der menschlichen Lektion des Bürgerkrieges voraus und verschärft diese noch. Gemeint ist die Zeitspanne von der Vorgeschichte des Bürgerkrieges bis zur langen Friedenszeit, die auf ihn folgte, die vom General gewollt war und die – ein Paradox – ihm zu verdanken ist. Sie forderte Opfer und Kosten, aber es herrschte Frieden nach dem Brudermord.“
Franco setzte über die monumentale Gedenkstätte der Valle de los Caidos das einende Band des Kreuzes. Deshalb wollte er nicht nur ein weltliches, sondern ein religiöses Monument, das ausdrücklich einen katholischen Charakter haben sollte, weil es im Glauben der Kirche Vergebung gibt und Sühne und Versöhnung dieselbe Wurzel haben. Franco errichtete deshalb ein Kloster des Benediktinerordens. Die Mönche sollen, so Wunsch und Auftrag, in der Valle de los Caidos ständig die Messe zelebrieren, für die Toten und für Spanien.
Das gigantische Kreuz, das die Gedenkstätte überragt, ist von der gesamten Sierra de Guadarrama aus zu sehen.
„Wenn die Sonne untergeht, scheint sein Schatten unglaubliche Entfernungen zu umarmen“, so Carmelo Lopez Arias, der stellvertretende Chefredakteur von Religion en Liberdad.
Das historische Gedächtnis
Doch derselbe Geist, der schon in den 30er Jahren das Kreuz in den Staub warf, erhebt auch heute wieder sein Haupt. Es ist der Haß gegen das Kreuz, das die geistigen Erben der Volksfront antreibt. Für die politische Linke gibt es nur den Bürgerkrieg von 1936–1939. Die Vorgeschichte wird ausgeblendet, vor allem die seit 1931 erfolgte blutige Kirchenverfolgung. Sie mündete in einem regelrechten Genozid der katholischen Repräsentanten: Den Massakern der Volksfront fielen 13 Bischöfe, fast 7.000 Priester und Ordensleute und Tausende von katholischen Laien zum Opfer, die in odium fidei, aus Haß gegen den Glauben, getötet wurden. Hinzu kommen noch die Opfer, die aus politischen oder klassenkämpferischen Gründen getötet wurden.
Jetzt, nach der Beseitigung des Franco-Grabes, will die spanische Linksregierung die nächste Geschichtsverfälschung vornehmen. Nun sollen auch die Benediktiner die Valle de los Caidos verlassen müssen. Das einigende Band des Kreuzes soll durchschnitten werden.
Grund für den Haß auf die Benediktiner ist nicht zuletzt deren Prior, P. Santiago Canterà, ein anerkannter Historiker von 48 Jahren, der vor seinem Ordenseintritt Universitätsprofessor war. Er stellte sich der Grabschändung in den Weg, als die Regierung selbstherrlich und gegen den Willen von Francos Familie in einem ersten Versuch das Grab beseitigen und Francos sterbliche Überreste an irgendeinen Ort bringen wollte.
Bereits 2010 hatte sich P. Santiago der damaligen sozialistischen Regierung von José Louis Zapatero widersetzt. Als Papst Benedikt XVI. im November Spanien besuchte, ließ die Regierung das Gelände um das Monument, dessen Herzstück eine große Kirche ist, weiträumig absperren, um jeden Besuch des Volkes zu verhindern und die Teilnahme an der Messe abzustellen. Der Prior stieg darauf mit dem Konvent mehrere Kilometer hinunter bis vor die Abriegelung und zelebrierte dort die Messe mit den Gläubigen, die an der Weiterfahrt gehindert wurden. An den folgenden Sonntagen kamen trotz Schnee und Kälte immer mehr Menschen zur Messe. Schließlich waren es Tausende, so daß die nahe Autobahn kollabierte. Zapatero mußte nachgeben und öffnete den Zugang zum Monument wieder.

Seit Sanchez 2018 seine Sozialisten, aber auch die Kommunisten nach sieben Jahren in die Regierung zurückbrachte, nahmen sie den Kampf gegen die Valle de los Caidos wieder auf. Dabei verfügen PSOE und Podemos nicht einmal über eine parlamentarische Mehrheit. Sanchez regiert das Land seit anderthalb Jahren mit einem Minderheitenkabinett. Nach einem mehrmonatigen Rechtsstreit gab „ein politisierter und ängstlicher Oberster Gerichtshof“, so Lopez Arias, der Regierung Recht: Die Entfernung Francos aus dem Monument konnte durchgeführt werden.
„Nun wollen Sozialisten und Kommunisten ihre Rache zu Ende führen, indem sie auch die Benediktiner aus der Valle de los Caidos hinauswerfen“, so der stellvertretende Chefredakteur von ReL.
Möglich sind die Eingriffe, weil das Monument Staatseigentum ist. Ab da wird es aber komplizierter, was das Kloster betrifft. Eine 1957 errichtete Stiftung verwaltet die Anlage. Sie übertrug den Mönchen die Erfüllung des Stiftungszwecks: für die Toten zu beten, Gott um den Segen für Spanien zu bitten, für den Frieden zwischen den Menschen zu wirken und die Aufrichtung der christlichen Soziallehre zu fördern.

Diese Übertragung erfolgte mit einem bilateralen Abkommen zwischen dem spanischen Staat und dem Heiligen Stuhl. Dieser Staatsvertrag kann nicht einseitig gekündigt werden. Es zeichnet sich daher ein langwieriger Rechtsstreit ab, den die Linksregierung von Sanchez (PSOE) und Iglesias (Podemos) anstrebt.
Lopez Arias dazu:
„Diesen Rechtsstreit werden Sanchez und Iglesias zweifellos beginnen, denn ihr Haß ist derzeit größer als jeder andere Gedanke.“
Die Abtei und die Apostolische Nuntiatur werden rechtlichen Widerstand leisten. Die Rechtsposition des Klosters ist solide, aber letztlich hängt alles von den Richtern ab. Ein günstiger Ausgang ist trotz der von Franco mehrfach abgesicherten Rechtslage nicht garantiert. Es dürfte daher sehr viel von der Haltung des Heiligen Stuhls und der Bischöfe abhängen. Ersterer könnte das entscheidende Zünglein an der Waage sein. Bei der Beseitigung von Francos Grab ließen die Bischöfe die Mönche allein. „Vor dem medialen Trommelfeuer und den tyrannischen Drohungen von Sanchez“ wichen sie zurück. Geschieht das nun auch, wird durch diese Haltung die Zerstörung der Abtei und des Monuments begünstigt. Die politische Linke drohte bereits, den Kampf gegen die Kirche im Bildungsbereich aufzunehmen, indem sie Steuerbegünstigungen für deren Schulen abschafft. Die Bischöfe sollten sich, so Lopez Arias, aber nicht falschen Hoffnungen hingeben:
„Sanchez hat bereits bei zahlreichen Gelegenheiten bewiesen, sein Wort nicht zu halten.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons/El Valle (Screenshots)
Siehe auch:
- Spanien – 80 Jahre Initiative patriotischer Generäle zur Verteidigung von Kirche und Vaterland
- Kadetten des Alcázar
- Kinder erzählen Kindern das Martyrium junger Claretiner-Seminaristen 1936 im Spanischen Bürgerkrieg
- Das Martyrium von Pater José Gonzales – Spaniens Märtyrer
Vor einigen Jahren fiel mir ein antiquarisches Buch namens Schalom Libertad! in die Hände:
Dort werden ganz offen die Kommandanten und Milizionäre der Internationalen Brigaden gefeiert. Diese Brigaden (die natürlich keine regulären Streitkräfte waren, sondern Partisanen, man kann auch sagen, Terroristen) verübten unvorstellbare Greuel an spanischen Katholiken, Priestern und Ordensfrauen.
Und das nur knapp nach den bolschewistischen Greueltaten in der Sowjetunion.
Man kann sich nicht vorstellen, was in Spanien noch passiert wäre, wenn die Bolschewiken und Anarchisten gesiegt hätten.
Leider hat General Franco gegen Ende seines Lebens meiner Einschätzung nach zu sehr auf das Königshaus gebaut. Die Wiedereinsetzung der Bourbonen führte doch zu einer Operettenmonarchie, die der Linken alle Möglichkeiten gab.
Auch das ist Teil der Geschichte.
In Spanien haben wir das selbe Problem wie in Österreich, nämlich eine lügenhafte Umschreibung der Zeitgeschichte durch die Linke. Beide Länder bräuchten wieder eine gute, katholische Monarchie.
„Beide Länder bräuchten wieder eine gute, katholische Monarchie“.
Nicht nur diese Länder !
Der erste Weltkrieg diente hauptsächlich der Beseitigung folgender großer (noch weitgehend unabhängiger) Monarchien:
Die Habsburger, Hohenzollern-Preussen und in Russland die Romanovs.
Anschließend wurde den betroffenen Bevölkerungen die Demokratie übergestülpt. Niemand wurde gefragt!
Wir leben seither in Scheindemokratien – Frankreich schon seit mehr als 200 Jahren.
Das sogenannte Königreich Belgien war von Anfang an eine Scheinmonarchie, regiert von Freimaurern, welche übrigens auch die französische Revolution von ihren Vasallen haben durchführen lassen.
Man muß wissen, dass Marx sein Manifest im Auftrag der Rothschilds geschrieben hat.
Der Kommunismus war eine Idee der Freimaurer.
Die wirklich Superrreichen (die übrigens nicht in der „Forbes“ Liste auftauchen – aus gutem Grund) lassen regieren und wissen den Kommunismus für ihre Ziele zu nutzen.
General Franco war in meinen Augen kein Diktator.
Er musste reagieren und das nicht zu zaghaft. Er hat sicher auch Fehler gemacht – wer tut das nicht?
Wahrscheinlich hat er auch nicht alle Hintergründe gekannt, sonst hätte er wohl nicht so auf die spanische Monarchie vertraut.