Im Zuge der Acies ordinata in München hatten die Initiatoren zu einer Pressekonferenz geladen, bei der klare Worte gegen den „synodalen Weg“ gesprochen wurden, wie man sie in der Kirche heute nur mehr selten hört. Michael J. Matt, der Chefredakteur der katholischen US-Zeitschrift The Remnant bezeichnete den „synodalen Weg“, den Kardinal Reinhard Marx der Kirche in Deutschland verordnen will, als „Holocaust der Seelen“.
Der Deutschamerikaner Matt, dessen Großeltern unweit von München geboren wurden, betonte, daß der Zustand der Kirche in Deutschland bei „vielen amerikanischen Katholiken erhebliche Besorgnis ausgelöst hat“.
„Synodaler Weg“ ist „Nationalismus“ und Elitismus
Der „synodale Weg“ der deutschen Bischöfe diene dazu den Weg zur Frauenordination und zur Zölibatsabschaffung zu ebnen. Das sei ein Versuch, die Glaubenslehre selbst bestimmen und „eine Nationalkirche gründen zu können“. Das aber sei ein „Nationalismus“ und Elitismus, der „im völligen Gegensatz“ zur Universalität der katholischen Kirche stehe.
Die Weihe von Frauen sei „definitiv“ ausgeschlossen, wie Johannes Paul II. 1994 mit Ordinatio sacerdotalis bekräftigte. Wenn die deutschen Bischöfe anderes andeuten, würden sie falsche Erwartungen wecken.
Matt stellte an Kardinal Marx und die Deutsche Bischofskonferenz direkt die Frage:
„Warum können die deutschen Bischöfe nicht verstehen, daß die Kirche nicht befugt ist, das Gesetz Gottes zu brechen?“
Jeder Drang, Frauen zu ordinieren, wäre „ein Akt der Rebellion gegen die Braut Christ..“ Dergleichen habe Martin Luther getan, und der könne für katholische Bischöfe doch kein Vorbild sein.
Es bleibe daher „nichts anderes übrig, als dem Synodenprozeß in Deutschland zu widerstehen, der für die gesamte Kirche gefährliche Präzedenzfälle schaffen würde“.
Die deutschen Bischöfen bringen Deutschland erneut international in Verlegenheit, wenn sie der Kirche eine „neue Ordnung“ verpassen wollen, indem sie sich „über das Wort Gottes und die unfehlbare Lehre seiner Kirche“ aufspielen.
Aufruf zum „Widerstand gegen Totalitarismus und Revolution“
Sein Großvater, Joseph Matt, wurde 1956 wegen seines Widerstandes gegen den Nationalsozialismus mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Sein Vater kämpfte drei Jahre in der US-Army gegen den Nationalsozialismus. Sie kämpften und leisteten Widerstand, weil der Nationalsozialismus der Welt seine Vorstellungen aufzwingen wollte, so Matt. Heute sei wieder „Widerstand“ gefordert, nun gegen die Bestrebungen der deutschen Bischöfe der Kirche ihre Vorstellungen aufzwingen zu wollen, denn „es gibt nur eine Kirche“ und nicht eine „deutsche Kirche“. Die Weltkirche sei nicht die Summe nationaler Kirchen, sondern ein und dieselbe in allen Ländern.
Der Gruppe von deutschen Bischöfen um Kardinal Marx warf Matt „Totalitarismus“ und „Revolution“ vor:
„In diesem Sinne bin ich heute hier, um mich gegen die Geißel eines von Deutschland geführten kirchlichen Totalitarismus auszusprechen. Das Letzte, was die Welt heute braucht, ist ein Aufstand innerhalb der katholischen Kirche, die bereits in den letzten fünfzig Jahren schwer zerstört wurde. Die ‚Synodalversammlung‘ der deutschen Bischöfe verspricht aber genau das, wenn sie drohen, die Lehre der Kirche zu revidieren, die nur durch einen Akt der Revolution gegen die Kirche geändert werden könnte.“
Matt widersprach auch energisch dem Argument, die Zölibatsabschaffung sei das Heilmittel gegen den sexuellen Mißbrauch von Minderjährigen.
„Das ist nicht nur offensichtlich falsch, sondern auch gefährlich, da es die liberale Ideologie über den Schutz künftiger Mißbrauchsopfer stellt.“
Jene, die zum Leben der geweihten Jungfrauen oder eines zölibatären Klerus berufen sind, „werden sexuell nicht unterdrückt. Sie haben den Zölibat zu einem Geschenk gemacht, das sie freiwillig Gott bringen“.
Mit der Ehe den homosexuellen Mißbrauch durch Kleriker beseitigen?
Behaupten zu wollen, Priester bräuchten die Ehe, um ihre Versuchung zu dämpfen, Kinder zu belästigen, bezeichnete Matt als „satanische Frechheit“, die sich grundsätzlich gegen die religiöse Berufung richte.
Vor allem werde damit außer acht gelassen, daß eine weit größere Anzahl von Kindern Opfer von sexuellem Mißbrauch verheirateter Täter werden.
Erst recht keine Antwort werde von den Bischöfen damit auf das Problem gegeben, daß es sich bei den weitaus meisten Mißbrauchsfällen um Fälle von homosexuellem Mißbrauch durch Kleriker handle. Der Vorschlag, den priesterlichen Zölibat zu beseitigen und die Eheschließung der Priester zu erlauben, „enthüllt eine tiefe Unkenntnis sowohl der Homosexualität als auch der Natur der Mißbrauchskrise“. Daher sei die gesamte diesbezügliche Argumentation der Zölibatsaufweichung, die in Zusammenhang mit dem sexuellen Mißbrauchsskandal gebracht werde, nicht ernst zu nehmen“, so Matt.
Die nackte Realität sehe daher so aus:
„Die Aufhebung des Zölibats wird absolut keine Auswirkungen auf die Verringerung der Geißel des sexuellen Mißbrauches durch Kleriker haben. Die deutschen Bischöfe schlagen sie dennoch vor, als ob ihre Agenda die lehramtliche Autorität der Kirche, das Wort Gottes und das besondere Charisma des Priestertums ersetzen könnte.“
Das sei Hybris.
„Wir dürfen keinen neuen Holocaust, diesmal der Seelen, zulassen“
Zudem komme es einer Kapitulation gleich, weil die Kirche damit zu verstehen gäbe, daß sie selbst nicht an ihrer eigenen Lehre festhalten wolle. Wenn erklärt werde, daß selbst Priester gewissermaßen grundsätzlich nicht den Herausforderungen ihrer Berufung gewachsen seien, warum sollten dann andere gewachsen sein?
„Wir dürfen keinen weiteren Holocaust zulassen, diesmal einen Holocaust der Seelen, der von einer kirchlichen Revolution gegen die Autorität der heiligen Schrift und der Tradition verursacht wird.“
„Ich spreche daher jenen meine Stimme zu, die das deutsche Volk auffordern, im Geiste von Stauffenberg, Sophie Scholl und Kardinal von Faulhaber zu handeln, dem neuen Regime in der deutschen katholischen Kirche Widerstand zu leisten, die Zahlung der Kirchensteuer abzulehnen und sich an die unveränderlichen Lehren der Kirche halten.“
„Was unsere Welt, die in Sex und Schmutz ertrinkt, heute braucht, ist die Wiederherstellung der moralischen Autorität der katholischen Kirche, die auf dem Gesetz Gottes und dem Naturgesetz gegründet ist, und die verteidigt wird durch das altruistische Beispiel von zölibatären Priestern, die zur Selbstaufopferung bereit sind, um das Lumen Christi in eine Welt der Dunkelheit zu bringen.“
„Als deutschamerikanischer Katholik bitte ich die deutschen Bischöfe, diesen ’synodalen Weg‘ nicht zu gehen. Ich bitte das deutsche Volk, sich zu widersetzen, und ich fordere den Papst auf, diesen Weg mit dem ganzen Gewicht seines Amtes zu verurteilen.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: CR