
An der Pressekonferenz, die am vergangenen Samstag anläßlich der Acies ordinata gegen den „synodalen Weg“ von Kardinal Reinhard Marx und der Deutschen Bischofskonferenz in München abgehalten wurde, nahm auch Alexander von Tschugguel teil. Der junge Mann aus Wien hatte während der Amazonassynode im Oktober 2019 die Figuren des lateinamerikanischen Götzen Pachamama in den Tiber entsorgt.
Er erinnerte daran, daß Papst Franziskus beim Weltjugendtag 2013 in Rio de Janeiro die Kirche ermahnte, „niemals eine NGO“ werden zu dürfen. Das sagte das Kirchenoberhaupt, so Tschugguel, in jener Rede, in der er die Jugend aufrief, „Verwirrung zu stiften“.
Heute zeige sich aber, daß die Kirche sich in Wirklichkeit linken NGOs annähere, anstatt sich von ihnen fernzuhalten.
Unter NGOs, von denen man in den Medien höre, seien zumeist linke, international tätige Organisationen zu verstehen wie Greenpeace, Amnesty International, Open Society, Gaia Amazonas Foundation oder andere, „die sich für eine linksliberale Auslegung der Menschenrechte, für den Abbau von Hürden gegen Massenmigration oder für die Bekämpfung des angeblich menschengemachten Klimawandels einsetzen“.
Anstatt sich von solchen Organisationen zu unterscheiden, habe sich die Kirche, besonders seit der Enzyklika Laudato sì, ihnen immer mehr angenähert.
„Seit der Amazonassynode haben wir immer mehr von einer ‚neuen Kirche‘ mit ‚amazonischem Gesicht‘ gehört.“
Das komme in „realen oder potentiellen Änderungen in den Riten und in vielen Aspekten des praktischen Lebens der Kirche zum Ausdruck“. Der inzwischen emeritierte, österreichische Missionsbischof Erwin Kräutler beispielsweise habe gefordert, heidnische Elemente in das Leben der Katholiken zu integrieren. Medienberichten zufolge, so Tschugguel, scheine eine NGO namens Gaia Amazonas Foundation (siehe auch Gaia Foundation) unter der Leitung des Deutschkolumbianers Martin von Hildebrand vor und während der Amazonassynode eine wichtige Rolle gespielt zu haben.
„Von Hildebrand unterstützt eine seit Jahrzehnten bestehende Idee: Die Amazonasregion sollte der Souveränität Brasiliens entzogen und unter internationale Verwaltung gestellt werden. Unter den Befürwortern dieser Idee befanden sich Francois Mitterand, Michail Gorbatschow, John Major und Al Gore. Laut dem britischen Journalisten Edward Pentin bestand in der Zeit vor der Amazonassynode die Sorge, daß die Kirche dieses politische Projekt offen unterstützen könnte. Erst nach einem Treffen mit hochrangigen Vertretern der brasilianischen Regierung versicherte Kardinal Claudio Hummes, daß die Synode keine Erklärungen zu diesem Thema abgeben werde.“
„Grüne“ Klimapolitik betreiben, aber über Missionsauftrag die Nase rümpfen
In Bezug auf die Einwanderung aus Afrika und Asien vertrete Papst Franziskus Positionen, „die denen der NGOs und der Regierung von Merkel und der Deutschen Bischofskonferenz viel näher stehen als denen seiner Vorgänger“.
Dies werfe die Frage auf, so Tschugguel, was der Papst wirklich mit seiner Aussage gemeint habe, daß die Kirche keine Nichtregierungsorganisation werden solle.
„Die Kirche mit dem ‚amazonischen Gesicht‘ konzentriert sich ohne Zweifel auf die Verbreitung der ‚grünen‘ Klimapolitik der Linken und auf das Lob für heidnische Praktiken Südamerikas, während sie über missionarische Aktivitäten die Nase rümpft.“
Der Papst habe dies kürzlich bestätigt, als er italienischen Studenten sagte, daß der Glaube nicht in Worten verkündet werden sollte.
„Aber was ist eine Kirche, die nicht mehr predigt, die Christi Auftrag, das Evangelium allen Völkern zu bringen, nicht mehr befolgt? Eine Kirche, die sich auf die bereits erwähnten politischen und sozialen Aktivitäten beschränkt? Sie ist in jeder Hinsicht eine NGO.“
Dann kam Tschugguel auf den Einfluß aus dem deutschen Sprachraum zu sprechen:
„Die größten Befürworter dieser ‚Kirche mit amazonischem Gesicht‘, die zunehmend die Merkmale einer Nichtregierungsorganisation annimmt, scheinen die deutschen Bischöfe zu sein. Vor allem der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Franz-Josef Bode, der wiederholt erklärt hat, daß die auf der Amazonassynode getroffenen Entscheidungen auch in Deutschland angewendet werden sollten.“
Der „synodale Weg“ werde aller Voraussicht dazu führen, daß dieser Prozeß in Deutschland sehr schnell voranschreite. „Die Kirche in Deutschland versuche hier eine Pionierrolle zu übernehmen“, so Tschugguel.
„Problem der Amazonasregion überschaubarer als behauptet“
Eine genauere Analyse mache zudem deutlich, daß die angeblichen Probleme im Amazonasgebiet vor allem „ein Vorwand„seien, um Forderungen wie Aufhebung des Priesterzölibats und Einführung der Frauenordination in Deutschland einzuführen. Diese Forderungen, so Tschugguel, seien seit Jahrzehnten in Deutschland zu hören, nicht aber von den Indios des Amazonasgebietes. Dort hätten Umfragen vielmehr gezeigt, daß die meisten Menschen kein Verständnis dafür haben.
Vor allem sei im Zuge der Amazonassynode kaum hörbar geworden, daß die Katholiken in der Amazonasregion nur eine Minderheit unter den Christen darstellen.
„Etwa 80 Prozent der Christen dort sind protestantische Freikirchler. Das habe auch damit zu tun, daß die katholische Kirche seit Jahrzehnten mehr oder weniger als NGO auftritt und ihren Missionsauftrag vernachlässigt.“
Zudem leben 80 Prozent der Katholiken in den Städten mit Pfarrstrukturen und einem geordneten kirchlichen Leben. Die Dimension des behaupteten Problems von seelsorglich nicht betreuten, entlegenen Indio-Dörfern, in denen ein „eucharistischer Notstand“ herrsche (Erwin Kräutler), sei in Wirklichkeit überschaubarer, als der Eindruck erweckt wurde. Zudem wirken Tausende Priester aus Staaten, die Anteil an der Amazonasregion haben, in Nordamerika. Es gäbe daher Alternativen, so Tschugguel, um das Problem eines möglichen Priestermangels in den wenigen abgelegenen Gebieten zu lösen.
„Es scheint, daß die Amazonasregion als Versuchslabor für liberal-modernistische Katholiken im Westen, insbesondere in Deutschland, dienen soll. Wir könnten uns daher fragen, ob das neue lachende ‚amazonische‘ Gesicht der Kirche nicht einfach eine Maske ist, die nur das alte Gesicht der Deutschen Bischofskonferenz verbirgt.“
Die Lösung der Kirchenkrise in Deutschland, Südamerika und der Welt sei jedenfalls nicht durch die Aufhebung des Zölibats und die Ordination von Priesterinnen möglich, sondern allein dadurch, „daß wir der Sendung Christi und der Tradition der Kirche treu bleiben“.
„Das erfordert, daß jeder einzelne Katholik persönliche Opfer bringt und den Irrtümern des gegenwärtigen Zeitgeists widersteht.“
In ihrer 2000-jährigen Geschichte sei die Kirche vor vielen Herausforderungen gestanden und habe sich mit vielen Krisen und Abweichungen vom richtigen Weg auseinandersetzen müssen. Sie sei aber immer in der Lage gewesen, sich zu erneuern, indem sie zur wahren Lehre zurückkehrte, und diesmal wird es nicht anders sein. “
„Jetzt müssen wir entscheiden, wie viele falsche Pfade die Kirche verlassen muß, wie viele noch zerstört werden müssen, bevor wir den Weg zurück zur Wahrheit, zur Lehre und zur Tradition finden können.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: CR