Bolsonaros Warnung: „Sie wollen uns den Amazonas wegnehmen“

Weckruf des brasilianischen Staatspräsidenten


(Bra­si­lia) Bra­si­li­ens neu­er Staats­prä­si­dent Jair Bol­so­n­a­ro ist „besorgt“ über die mög­li­chen Ent­schei­dun­gen der Ama­zo­nas­syn­ode, die von Papst Fran­zis­kus für kom­men­den Okto­ber ein­be­ru­fen wur­de. Wört­lich sag­te der Staats- und Regie­rungs­chef des an Flä­che und Bevöl­ke­rung größ­ten Lan­des Latein­ame­ri­kas, das auch den größ­ten Anteil am Ama­zo­nas-Tief­land hat: „Sie wol­len uns den Ama­zo­nas rauben“.

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Gegen­über der bra­si­lia­ni­schen Tages­zei­tung Valor Eco­no­mico reagier­te Bol­so­n­a­ro auf die ver­gan­ge­ne Woche erfolg­te Ver­öf­fent­li­chung des Instru­men­tum labo­ris, des Arbeits­pa­piers für die Syn­ode. Es sei „logisch“, daß er wegen der Son­der­syn­ode in Sor­ge ist. Es han­delt sich bereits um die zwei­te, ern­ste War­nung der neu­en bra­si­lia­ni­schen Regie­rung wegen der Ama­zo­nas­syn­ode.

„Sie ver­su­chen neue Staa­ten auf bra­si­lia­ni­schem Staats­ge­biet zu schaffen.“ 

„Es geht um die drei A: ein Gebiet von 136 Mil­lio­nen Hekt­ar von den Anden über den Ama­zo­nas bis zum Atlan­tik. Die­ser gro­ße Bereich soll im Namen des Umwelt­schut­zes glo­ba­ler Kon­trol­le unter­stellt werden.“

Im Klar­text:

„Sie wol­len uns den Ama­zo­nas weg­neh­men, und wir sind damit nicht ein­ver­stan­den. Die Pres­se im Aus­land behaup­tet, ich wol­le den Ama­zo­nas zer­stö­ren. In Wirk­lich­keit will ich, daß der Ama­zo­nas auch wei­ter­hin uns gehört.“

Seit Jah­ren wer­den unter dem Schlag­wort der drei A (auf deutsch: AAA-Kor­ri­dor; auf por­tu­gie­sisch Cor­re­dor Trí­pli­ce A oder Camin­ho da Ana­con­da, auf spa­nisch Cor­re­dor AAA Andes Ama­zo­nas Atlán­ti­co) außer­halb Bra­si­li­ens poli­ti­sche und öko­no­mi­sche Plä­ne für das Ama­zo­nas­becken geschmie­det. Sie zie­len dar­auf ab, Bra­si­li­en die Sou­ve­rä­ni­tät über das gigan­ti­sche, bevöl­ke­rungs­ar­me Gebiet zu ent­zie­hen, das reich an Boden­schät­zen ist. Der schlei­chen­de Sou­ve­rä­ni­täts­ent­zug soll nicht durch Krieg, son­dern durch inter­na­tio­na­len Druck im Namen des Umwelt­schut­zes und der Erhal­tung eines „ein­zig­ar­ti­gen Öko­sy­stems“ erfol­gen. Bol­so­n­a­ro spricht von einem Vorwand. 

Martin von Hildebrand und die Gaia Stiftung

Einer der Ver­tre­ter die­ses Pla­nes ist der Links­ver­tre­ter Juan Manu­el San­tos, der von 2010–2018 Staats­prä­si­dent Kolum­bi­ens war. In einer Fern­seh­sen­dung über sein Regie­rungs­pro­gramm sprach San­tos im Febru­ar 2015 über den Tri­ple-A-Plan und sein Ver­hält­nis zum Eth­no­lo­gen Mar­tin von Hil­de­brand, einem Enkel des katho­li­schen Phi­lo­so­phen Diet­rich von Hildebrand.

Martin von Hildebrand erklärt Msgr. Marcelo Sanchez Sorondo den AAA-Korridor.
Mar­tin von Hil­de­brand erklärt im Sep­tem­ber 2017 Msgr. Sanchez Sor­on­do den AAA-Korridor.

Mar­tin von Hil­de­brand, 1943 in New York gebo­ren, wuchs in Kolum­bi­en auf, wo sei­ne Eltern 1949 die erste Pri­vat­uni­ver­si­tät des Lan­des grün­de­ten. 1968 schloß er sein Diplom­stu­di­um ab und ver­brach­te anschlie­ßend eini­ge Mona­te bei den Regen­wald-Indi­os. Seit­her setzt er sich für deren Rech­te ein und will ihnen ein Gebiet von der Grö­ße der alten Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land „zurück­ge­ben“. Bereits 1994 schrieb die Wochen­zei­tung Die Zeit: „Der Erd­gip­fel von Rio mach­te die Ret­tung des tro­pi­schen Regen­wal­des zum The­ma der Welt­po­li­tik.“ Trei­ben­de Kraft dahin­ter war Mar­tin von Hil­de­brand. Er ist der Über­zeu­gung, nur die geheim­nis­vol­len, ins mythisch-mysti­sche gestei­ger­ten „Kennt­nis­se“ der Indi­os könn­ten den Regen­wald „ret­ten“. Im Hin­ter­grund schwingt ein Ras­sen­kon­flikt mit, da „die Wei­ßen“ als Fein­de aus­ge­macht waren. Eine Feind­er­ken­nung, bei der Wei­ße tat­kräf­tig nachhalfen. 

Einer von ihnen, Mar­tin von Hil­de­brand, grün­de­te das Netz­werk Fund­a­ción Gaia Ama­zo­nas, das von der Euro­päi­schen Kom­mis­si­on und Staa­ten wie Öster­reich, Schwe­den, Nie­der­lan­de und Däne­mark unter­stützt wird. Enge Bezie­hun­gen bestehen auch zum bri­ti­schen Königs­haus. Mit der Stif­tung arbei­te­te José Lut­zen­ber­ger eng zusam­men. Der Sohn baye­ri­scher Aus­wan­de­rer war von 1990–1992 Bra­si­li­ens Umwelt­mi­ni­ster. Mit Hil­de­brand gemein­sam hat­te er nicht nur, daß bei­de Trä­ger des Alter­na­ti­ven Nobel­prei­ses waren. Lut­zen­ber­ger wur­de zum Vor­wurf gemacht, in sei­ner Amts­zeit „zuviel Geld“ von Hil­de­brands Stif­tung ange­nom­men und des­halb die bra­si­lia­ni­schen Umwelt­schutz­or­ga­ni­sa­tio­nen igno­riert und auf aus­län­di­sche Stim­men gehört zu haben. Lut­zen­ber­ger hat­te bereits 1987 eine Stif­tung namens Gaia ins Leben geru­fen. Den­sel­ben Namen gab auch Hil­de­brand sei­ner 1990 gegrün­de­ten Stif­tung. Gaia steht für ver­schie­de­nen For­men eines „Mut­ter Erde“-Verständnisses, das bis zu kult­ähn­li­chen und men­schen­feind­li­chen Aus­prä­gun­gen reicht.

Hil­de­brand fas­zi­niert sich an den ani­mi­stisch gepräg­ten Kul­tur- und Reli­gi­ons­for­men der Indi­os, die er als spe­zi­fi­sche „Kos­mo­lo­gie“ bezeichnet. 

Pantheismus im Instrumentum laboris der Amazonassynode

Die­se kir­chen­frem­de, pan­the­isti­sche „kos­mo­lo­gi­sche Sicht“ der Indi­os fand Ein­gang in das Instru­men­tum labo­ris für die Ama­zo­nas­syn­ode. Zwi­schen der Gaia-Stif­tung von Mar­tin von Hil­de­brand und Kuri­en­bi­schof Mar­ce­lo Sanchez Sor­on­do, dem poli­ti­schen Arm von Papst Fran­zis­kus und Kanz­ler der Päpst­li­chen Aka­de­mien der Wis­sen­schaf­ten und der Sozi­al­wis­sen­schaf­ten, bestehen enge Kon­tak­te. Hil­de­brand selbst erläu­ter­ter im Sep­tem­ber 2017 Sanchez Sor­on­do den AAA-Kor­ri­dor.
Hil­de­brand sag­te damals, er habe als Netz­wer­ker alle Fäden gespon­nen. Für die Umset­zung des Kor­ri­dors sei „alles bereit“. Ein Jahr spä­ter mach­te aller­dings die Wahl von Jair Bol­so­n­a­ro dem Plan einen Strich durch die Rechnung.

Der AAA-Korridor, den die Gaia-Stiftung von Martin von Hildebrand vertritt.
Der AAA-Kor­ri­dor, den die Gaia-Stif­tung von Mar­tin von Hil­de­brand vertritt.

Die pan­the­isti­schen Ein­flüs­se im Instru­men­tum labo­ris ana­ly­sier­te Prof. Rober­to de Mat­tei: Ama­zo­nas­syn­ode: Mei­ne Her­ren Kar­di­nä­le und Bischö­fe, wol­len Sie wirk­lich eine sol­che Kir­che?. Alle von ihm im Syn­oden­pa­pier ent­deck­ten, zwei­fel­haf­ten Ele­men­te kön­nen auch auf der Inter­net­sei­te der Fund­a­ci­on Gaia Ama­zo­nas nach­ge­le­sen wer­den. Die Indi­os behaup­ten, und Hil­de­brand scheint davon über­zeugt zu sein, daß ihre Scha­ma­nen im Ama­zo­nas-Regen­wald „Ener­gie­ver­läu­fe“ beein­flus­sen und hei­len könn­ten. Der Gesund­heit der Welt wegen müs­se er daher frem­den, sprich nicht-indi­ge­nen, mensch­li­chen Ein­flüs­sen ent­zo­gen werden. 

In die­sem archai­schen Kon­text, um es euphe­mi­stisch zu sagen, tref­fen sich mar­xi­sti­sche, befrei­ungs­theo­lo­gi­sche, indi­ge­ni­sti­sche und kli­ma­hy­ste­ri­sche Strö­mun­gen zu einer unge­wöhn­li­chen Alli­anz. Hin­ter den vor­ge­brach­ten Zie­len zum Schutz von Indi­ge­nen-Rech­ten, Gleich­heit, CO2-Redu­zie­rung und Bio­di­ver­si­tät wer­den vor allem in Bra­si­li­en hand­fe­ste öko­no­mi­sche Inter­es­sen ver­mu­tet, um die Res­sour­cen des rie­si­gen Gebie­tes der Kon­trol­le bestimm­ter Kräf­te zuzu­schan­zen, oder zumin­dest der Sou­ve­rä­ni­tät Bra­si­li­ens zu ent­zie­hen und das am stärk­sten auf­stre­ben­de Land Latein­ame­ri­kas zu schädigen.

Im Hin­ter­kopf ist dabei zu berück­sich­ti­gen, daß Bra­si­li­en noch ein gigan­ti­scher wei­ßer Fleck auf der Land­kar­te der Abtrei­bungs­lob­by ist. Die Tötung unge­bo­re­ner Kin­der ist nur sehr restrik­tiv erlaubt. 2016 ver­such­ten die WHO und ande­re UNO-Agen­tu­ren im Zusam­men­spiel mit von Mil­li­ar­därs-Stif­tun­gen finan­zier­ten NGOs und Mas­sen­me­di­en im Hand­streich die Abtrei­bung in Bra­si­li­en zu lega­li­sie­ren. Als Vor­wand soll­te die im Zusam­men­wir­ken der genann­ten Kräf­te erzeug­te Zika-Panik die­nen. Ein Ver­such, der schei­ter­te. Womit auch der Zika-Virus von einen Tag auf den ande­ren wie ver­schwun­den war. 

Kar­di­nal Cipria­ni Thor­ne, der inzwi­schen von Papst Fran­zis­kus eme­ri­tier­te Erz­bi­schof von Lima und Pri­mas von Peru, sprach damals von „Hero­dia­nern mit Kra­wat­te in der Uno wol­len Kin­der töten“.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Fund­a­ci­on Gaia Ama­zo­nas (Screen­shot)

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