„Die Jesuiten bewundere ich, es ist das Pontifikat des Jesuiten Bergoglio, das mich irritiert“

Vittorio Messori und die Neuausgabe seines Jesus-Buches


Vittorio Messori: „Den Schlüssel der Jesuiten, die Welt zu interpretieren, bewundere ich. Es ist das Pontifikat des Jesuiten Bergoglio, das mich bisweilen irritiert.“
Vittorio Messori: „Den Schlüssel der Jesuiten, die Welt zu interpretieren, bewundere ich. Es ist das Pontifikat des Jesuiten Bergoglio, das mich bisweilen irritiert.“

(Rom) Vitto­rio Mess­o­ri ver­öf­fent­lich­te 1985 sein inner­kirch­lich bedeut­sam­stes Buch „Zur Lage des Glau­bens. Ein Gespräch mit Kar­di­nal Joseph Ratz­in­ger“. Bereits 1976 war sein meist­ver­kauf­tes Buch erschie­nen: „Mensch gewor­den. Wer war Jesus“. Die deut­sche Aus­ga­be kam 1978 in den Buch­han­del. Das Buch erreich­te eine Gesamt­auf­la­ge von mehr als einer Mil­li­on Exem­pla­ren. Nun erscheint eine Neu­aus­ga­be, zunächst auf ita­lie­nisch, viel­leicht aber auch wie­der auf deutsch. Die Tages­zei­tung La Stam­pa, für die er selbst vie­le Jahr schrieb, frag­te ihn nach den Grün­den und sei­ner Ein­schät­zung der aktu­el­len Lage in der Kirche.

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Mess­o­ri legt Wert auf die Fest­stel­lung, ein „ein­fa­cher Katho­lik“ zu sein, der inner­kirch­lich „weder an Grup­pen noch Bewe­gun­gen gebun­den“ ist. Die Fra­ge steht im Raum, weil die Erst­aus­ga­be 1976 vom Ver­lag des Sale­sia­ner­or­dens her­aus­ge­ge­ben wur­de, wäh­rend die Neu­aus­ga­be bei einem Ver­lag erschei­nen wird, der dem Opus Dei nahesteht.

Mess­o­ri war aller­dings 1976 Direk­tor des Sale­sia­ner-Ver­la­ges SEI, wes­halb die Ver­öf­fent­li­chung in sei­nem „Haus­ver­lag“ nahe­lie­gend war. Inzwi­schen wur­de die­ser aber mit einem ande­ren Ver­lag fusio­niert und gibt nur mehr Schul­bü­cher her­aus. Die Suche nach einem neu­en Ver­lag war des­halb zwangs­läu­fig not­wen­dig. Der neue Ver­lag Ares gehört aber nicht dem Opus Dei. Es ist viel­mehr des­sen Direk­tor, der dem „Werk Got­tes“ nahe­steht. Über das Opus Dei ver­öf­fent­lich­te Mess­o­ri 1994 eine Repor­ta­ge im Mond­ado­ri-Ver­lag, die auch kri­ti­sche Anmer­kun­gen ent­hält. Er las­se sich eben nicht so ein­fach in eine Schub­la­de stecken, wie er unterstreicht.

Die Erst­aus­ga­be von „Mensch gewor­den. Wer war Jesus“ ent­hielt ein Vor­wort, das in den 70er Jah­ren für gro­ßes Auf­se­hen sorg­te. Es stamm­te vom Mathe­ma­ti­ker Lucio Lom­bar­do Radi­ce (1916–1982), der Mit­glied des Zen­tral­ko­mi­tees der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei Ita­li­ens (KPI) war. Die­ses Vor­wort wird in der Neu­aus­ga­be feh­len. Dazu Messori:

„Das Buch erschien 1976. Die KPI hat­te erst­mals bei Wah­len mehr Stim­men als die Christ­de­mo­kra­ten erhal­ten. In die­sem Kli­ma wäre ein Buch aus dem SEI-Ver­lag in lai­zi­sti­schen Krei­sen nicht ange­nom­men wor­den. Lom­bar­do Radi­ce, sen­si­bel für die katho­li­sche Sache, ermög­lich­te mir als erstem katho­li­schem Autor mit die­sem Buch auch einen Platz in der Buch­hand­lung der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei zu bekommen.“

Auf katho­li­scher Sei­te habe das Buch kei­ne beson­de­re Kri­tik erfah­ren. Eine Aus­nah­me sei eine posi­ti­ve Bespre­chung durch den spä­te­ren Kar­di­nal Gian­fran­co Rava­si, heu­te Vor­sit­zen­der des Päpst­li­chen Kul­tur­ra­tes, gewe­sen, der damals noch ein weit­ge­hend unbe­kann­ter Dozent an einem Prie­ster­se­mi­nar war. Anders sah es auf lai­zi­sti­scher und anti­kle­ri­ka­ler Sei­te aus, dem Milieu, dem Mess­o­ri ent­stamm­te. Er war in eine kir­chen­fer­ne Fami­lie gebo­ren wor­den. Sein Vater schwank­te zwi­schen Libe­ra­lis­mus und Faschis­mus, kon­stant blieb aber sein Anti­kle­ri­ka­lis­mus. Auch noch wäh­rend sei­nes Stu­di­ums ver­kehr­te Mess­o­ri in agno­sti­schen Krei­sen des links­li­be­ra­len Turi­ner Bür­ger­tums. Im Juli 1964 kam es zu sei­ner Bekeh­rung, als er im Evan­ge­li­um las. 

Sein Dok­tor­va­ter in Poli­tik­wis­sen­schaft, Ales­san­dro Galan­te Gar­ro­ne (1909–2003), nahm sein Buch über Jesus gar nicht gut auf. Der Bruch hat­te sich aller­dings schon frü­her voll­zo­gen, als Mess­o­ri in einem Vor­trag über den Mathe­ma­ti­ker und Seli­gen Fran­ces­co Faà di Bru­no (1825–1888) erwähn­te, daß „die­ser gro­ße Wis­sen­schaft­ler kei­nen Lehr­stuhl an der Uni­ver­si­tät Turin erhielt, weil er Katho­lik war“. Dem füg­te Mess­o­ri noch die pole­mi­sche Spit­ze hin­zu: „Eini­ge der Nota­beln des Risor­gi­men­to hät­ten einen Nürn­ber­ger Pro­zeß ver­dient“. Dar­auf folg­te eine hef­ti­ge Gegen­re­ak­ti­on sei­nes Dok­tor­va­ters, der sich von sei­nem Schü­ler, der sei­nen Stu­di­en­ab­schluß mit einer Arbeit über das Risor­gi­men­to gemacht hat­te, öffent­lich distanzierte.

Für Galan­te Gar­ro­ne gab es mit dem „Kle­ri­ka­len“ kei­ne Ver­söh­nung mehr. „Ich habe ihn aber wei­ter­hin geschätzt“, so Messori. 

Die Tages­zei­tung La Stam­pa frag­te Mess­o­ri, war­um es nun zu einer Neu­aus­ga­be sei­nes Best­sel­lers kommt: „Ist sie viel­leicht an jene adres­siert, die in der katho­li­schen Welt die Gott­heit Jesu in Fra­ge stel­len?“ Es wird nicht gesagt: Damit könn­te aber Papst Fran­zis­kus selbst gemeint sein, von dem der Athe­ist Anto­nio Scal­fa­ri jüngst behaup­te­te, er habe ihm gegen­über die Gott­heit Jesu Chri­sti geleugnet. 

Mess­o­ri: Der Pro­te­stan­tis­mus, laut dem die Fra­ge, ob das Evan­ge­li­um eine histo­ri­sche Wahr­heit wie­der­gibt oder nicht, für den Glau­ben nicht ent­schei­dend ist, hat auch die katho­li­sche Exege­se beein­flußt, und das nicht wenig. Der Glau­be muß für den Katho­li­ken aber zwin­gend eine histo­ri­sche Grund­la­ge haben.

Fra­ge: Was irri­tiert Sie am der­zei­ti­gen Pontifikat?

Mess­o­ri: Ich schicke vor­aus, daß ich häu­fig ein Lob auf die Jesui­ten geschrie­ben habe. Ihr Schlüs­sel, die Welt zu sehen, ist das et-et. Sie sind inklu­siv. Dafür bewun­de­re ich sie.

Fra­ge: Das heißt?

Mess­o­ri: Es ist das Pon­ti­fi­kat des Jesui­ten Berg­o­glio, das bis­wei­len irri­tiert. Der Nach­fol­ger des Petrus muß zual­ler­erst das depo­si­tum fidei, die Hei­li­ge Schrift und die Tra­di­ti­on beschüt­zen. Die Kir­che und ihre Leh­re gehö­ren allein Chri­stus. Der Papst ist nur ihr Wächter.

Fra­ge: Die­ser Papst hingegen…?

Mess­o­ri: Um ein Bei­spiel zu nen­nen: Er hat motu pro­prio den Kate­chis­mus in Sachen Todes­stra­fe geän­dert, indem er sie für Chri­sten als unzu­läs­sig erklär­te. Nun: Man kann die­se Stra­fe für unan­ge­bracht hal­ten (was ich tue), man darf aber nicht ver­ges­sen, daß die christ­li­che Leh­re sie nie aus­ge­schlos­sen hat.

Fra­ge: Und die Mög­lich­keit für die wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen die Kom­mu­ni­on zu empfangen…

Mess­o­ri: Die katho­li­sche Moral ver­langt Hel­den­tum. Sie kennt kei­ne Schleich­we­ge und Abkürzungen.

Fra­ge: Die Ein­wan­de­rer, die Boots­flücht­lin­ge sind ein Kampf­the­ma des ehe­ma­li­gen Innen­mi­ni­sters Matteo Sal­vi­ni. Kar­di­nal Rui­ni for­dert zum Dia­log mit dem Par­tiv­or­sit­zen­den der Lega auf. Sind Sie damit einverstanden?

Mess­o­ri: Kann ein Kar­di­nal sich irgend­wem ver­wei­gern, ohne zumin­dest sei­ne Beweg­grün­de anzuhören?

Fra­ge: Zwei Päp­ste: Ratz­in­ger und Berg­o­glio. Wie „lesen“ Sie die­se Kopräsenz?

Mess­o­ri: Es ist eine Aus­nah­me­erschei­nung, ein Rät­sel. Bene­dikt XVI. hat sich als eme­ri­tier­ter Papst defi­niert und damit ver­wirrt. Die­se Bezeich­nung und die­sen Sta­tus kennt das Kir­chen­recht nicht. Ich war über­zeugt, daß er sich in ein Klo­ster zurück­zieht, statt­des­sen hat er sich ent­schie­den, im Vati­kan zu blei­ben. Er ist aber ein Mann des Glau­bens, des Gebets, des Den­kens, er wird sicher sei­ne reli­giö­sen Grün­de dafür haben.

Fra­ge: Neh­men Sie in der der­zei­ti­gen Situa­ti­on den Ruf der Lefeb­vria­ner wahr?

Mess­o­ri: Als Don Ber­nard Fel­lay Obe­rer die­ser Dis­si­den­ten war, woll­te er mich ken­nen­ler­nen. Er schlug mir vor, mich unter die Sei­nen ein­zu­rei­hen. Ich habe ihn ohne Zögern ent­täuscht: Ich bin und wer­de immer mit der Kir­che sein und nicht mit jenen, die sich davon getrennt haben. Ich bin mit den Päp­sten, den Kar­di­nä­len, den Bischö­fen, den Pfar­rern, auch wenn mir eini­ge ihrer Hand­lun­gen und Erklä­run­gen zwei­fel­haft schei­nen. Ich mur­re, viel­leicht macht es mich trau­rig, aber ich ver­ges­se nicht, daß die Kir­che, der Leib jenes Chri­stus ist, der in zwei­tau­send Jah­ren weit Schlim­me­res zurecht­ge­bo­gen hat. So wird es auch dies­mal sein. 

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: MiL

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10 Kommentare

  1. Scha­de, dass Mess­o­ri die Pius­brü­der als Dis­si­den­ten betrach­tet und den Schritt Lefeb­v­res zur Wei­he von 4 Bischö­fen der Tra­di­ti­on offen­bar nicht nach­voll­zo­gen hat.

    Hät­te sich Lefeb­v­re 1988 auf Ratz­in­gers und Johan­nes Pauls II. Win­kel­zü­ge ein­ge­las­sen, hät­te die Bru­der­schaft zwar einen Bischof zuge­stan­den bekom­men, der aber lei­der und wahr­schein­lich Mario­net­te Roms gewe­sen wäre – oder zumin­dest Gefahr gelau­fen wäre, zu einer sol­chen zu werden.

    Wenn man Bern­hard Tis­sier de Mal­ler­ais (Weih­bi­schof der Bruderschaft)sehr umfang­rei­che und wie ein Kri­mi geschrie­be­ne Bio­gra­phie durch­liest, kann man den Schritt Lefeb­v­res aller­dings abso­lut nach­voll­zie­hen und muss ihn sogar als aus­drück­lich hel­den­haft bezeichnen.

    Denn es geht bei der Bewah­rung der Tra­di­ti­on nicht ein­fach nur um die Erhal­tung einer Vor­lie­be für eine gewis­se Folk­lo­re in der Lit­ur­gie, son­dern um das Gan­ze der Weit­er­ha­be des Glaubensgutes.

    Die Bru­der­schaft schien 2014 kurz vor einem Ein­knicken gegen­über Rom gewe­sen zu sein. Ver­lockend schien die Vor­stel­lung, das abge­fal­le­ne und erschüt­ter­te Rom kön­ne sich jetzt schon aus der Tra­di­ti­on erneu­ern wol­len. Einem vor­ei­li­gen Ent­schluss, der aus einer sol­chen Les­art hät­te ent­ste­hen kön­nen und offen­bar ange­dacht war, trat dann aller­dings der unge­heu­er­li­che Ver­lauf des viel­fach häre­sie­ver­däch­ti­gen Pon­ti­fi­kats von Papst Fran­zis­kus entgegen.

    Der Raus­schmiss Wil­liams, eines Man­nes aus ech­tem Schrot und Korn, wie Lefeb­v­re selbst, zei­tig­te par­al­lel dazu eine schlech­te Ent­wick­lung inner­halb der Bru­der­schaft. Selbst in die­ser gibt es nach mei­ner bis­he­ri­gen Wahr­neh­mung näm­lich meh­re­re Strömungen. 

    Wich­tig erscheint mir jeden­falls die wei­te­re Unab­häm­gig­keit der Bru­der­schaft, um den Men­schen gera­de in den schreck­li­chen Ver­ir­run­gen die­ses Pon­ti­fi­kats Halt uns Wei­sung anbie­ten zu kön­nen. Vie­le finen erst jetzt zur Tradition.

    Wenn Lefeb­v­re heu­te noch leben wür­de, er starb 1991, hät­te er sich sicher­lich seit 2013 schon mehr­fach zu dem ent­schie­den, was er 1988 mit den Bischofs­wei­hen zu einem Fort­le­ben der wah­ren Über­lie­fe­rung des Glau­bens (der Tra­di­ti­on) für uner­läss­lich für das Leben der Kir­che gehal­ten hatte.

    Ich weiß nicht, in wie weit sich Vitto­rio Mess­o­ri wir­lich mit dem Werk Erz­bi­schof Lefeb­v­res aus­ein­an­der­ge­setzt hat. Sum­ma sum­morum scheint er ein mode­ra­ter Links­ka­tho­lik geblie­ben zu sein. Das jesui­ti­sche et – et ist lei­der all­zu ver­füh­re­risch und hat die Kon­zils­kir­che in die Situa­ti­on gebracht, in der sie heu­te steckt.

    Nach Mess­o­ri wird die Les­art des Kon­zils wohl auf jene hin­aus­lau­fen: Der reli­giö­se Zer­fall wäre auch ohne Kon­zil gekom­men. Viel­mehr hat das Kon­zil die schlimm­sten Ent­wick­lun­gen und den tota­len unab­ding­ba­ren Nie­der­gang noch auf­ge­hal­ten. Das kann man durch­aus so sehen. Eben­so kann man den neu­en Mess­ri­tus legetimieren.

    Ich den­ke jedoch, dass das Kon­zil ins­ge­samt gese­hen ein Zer­falls­be­schleu­ni­ger war und ist. Sei­ne kon­se­quen­te Anwen­dung, wie wir sie heu­te erle­ben, treibt die letz­ten Reste des Glau­bens aus und die Men­schen in Arme des häre­ti­schen Pro­te­stan­tis­mus. Am Ende haben wir dann einen Papst, der gleich­zei­tig ober­ster Hir­te und gleich­zei­tig Häre­ti­ker ist. 

    Was als sicht­ba­re Kir­che übrig bleibt, ist ein human-cha­rismtisch ange­hauch­tes und poli­tisch agie­ren­des Gebil­de, wel­ches unauf­halt­sam in die Rich­tung Eine-Welt-Reli­gi­on drif­tet, die Gott­heit Jesu Chri­sti auf­hebt und ihn durch das Geist­pro­gramm des welt­um­span­nen­den Frie­dens ersetzt, wel­ches sich aber als faschi­sto­ide kom­mu­ni­sti­sche Ideo­lo­gie mit nie gekann­ten Unmensch­lich­kei­ten offen­ba­ren wird.

    • „Der Raus­schmiss Wil­liams, eines Man­nes aus ech­tem Schrot und Korn, wie Lefeb­v­re selbst, …“
      @Alfons meint ver­mut­lich den FSSPX-Bischof Richard Wil­liam­son, der 2008 in einem Fern­seh­in­ter­view in Zaitz­kofen den NS-Mas­sen­mord an sechs Mil­lio­nen Juden und die Exi­stenz von Gas­kam­mern bestrit­ten hat­te und des­halb 2013 vom OLG Regens­burg wegen Volks­ver­het­zung rechts­kräf­tig ver­ur­teilt wor­den war. Bereits ein Jahr zuvor hat­te die Pius-Bru­der­schaft den von Erz­bi­schof Lefeb­v­re zum Bischof geweih­ten Eng­län­der wegen sei­ner abstru­sen Behaup­tun­gen aus ihrer Gemein­schaft ausgeschlossen.
      Wie kommt @Alfons dazu, die­sen unsäg­li­chen Wil­liam­son als „Mann aus ech­tem Schrot und Korn“ mit dem zwei­fels­oh­ne cha­ris­ma­ti­schen und aus heu­ti­ger Sicht auch als pro­phe­tisch zu erken­nen­den Erz­bi­schof Mar­cel Lefeb­v­re auf eine Stu­fe zu stellen? 

      Wer­ter @Alfons,ich glau­be, das müss­ten Sie, den Lesern schon begründen.
      Anson­sten haben Sie durch­aus mei­ne Zustim­mung im Grund­sätz­li­chen. Ich mei­ne, die katho­li­sche Kir­che hat mit Fran­zis­kus bereits einen Papst, der gleich­zei­tig ober­ster Hir­te ist und absur­der­wei­se zugleich der Häre­sie frei­en Lauf lässt. Das Ende wird sich aller­dings Gott vor­be­hal­ten, auch wenn es augen­blick­lich eher den Anschein hat, dass die Kir­che Jesu Chri­sti sich mehr und mehr in ein human ange­hauch­tes poli­tisch agie­ren­des Gebil­de wan­delt, schein­bar unauf­halt­sam in Rich­tung „Eine-Welt-Reli­gi­on“ drif­tet und die Gott­heit Jesu durch ein welt­um­span­nen­des Frie­dens­pro­gramm ersetzt wer­den soll. Die von Ihnen ange­führ­te faschi­sto­ide kom­mu­ni­sti­sche Ideo­lo­gie – der m.E. unbe­dingt noch die ver­bre­che­ri­sche Ideo­lo­gie des Natio­nal­so­zia­lis­mus hin­zu­ge­fügt wer­den muss – hat sich ja bereits mit „nie gekann­ten Unmensch­lich­kei­ten geof­fen­bart“. Schlim­mer geht’s kaum noch. So gese­hen, könn­te sich die Welt bereits im Sta­di­um des unmit­tel­bar vor der Tür ste­hen­den Endes der Geschich­te befinden.

        • @Linus Schnei­der, dan­ke für den info-Link. Die hier ange­führ­ten Ein­zel­hei­ten waren mir so bis­lang nicht bekannt. Den­noch glau­be ich, dass Wil­liam­sons Holo­caust-Leug­nung der eigent­li­che Grund für des­sen Ent­fer­nung aus der Pius-Bru­der­schaft gewe­sen sein dürf­te. Dies wäre wohl für jede kirch­li­che Gemein­schaft unerträglich.

          • Nein! Der Gene­ral­obe­re schrieb sogar dem Fern­seh­sen­der: https://​katho​li​sches​.info/​2​0​0​9​/​0​1​/​2​5​/​d​e​r​-​g​e​n​e​r​a​l​o​b​e​r​e​-​d​e​r​-​p​r​i​e​s​t​e​r​b​r​u​d​e​r​s​c​h​a​f​t​-​s​t​-​p​i​u​s​-​x​-​b​i​s​c​h​o​f​-​f​e​l​l​y​-​s​c​h​r​i​e​b​-​d​e​m​-​s​c​h​w​e​d​i​s​c​h​e​n​-​s​e​n​d​e​r​-​s​vt/ Man kann nicht jeman­den aus einer kirch­li­chen Gemein­schaft aus­schlie­ßen, weil er histo­ri­sche Tat­sa­chen leug­net. Son­dern es gilt Kir­chen­recht. Und hier sind Irr­tü­mer und das Anhän­gen an Ver­schwö­rungs­theo­rien kein Aus­schluß­grund. Es wer­den ja auch kei­ne Wür­den­trä­ger aus­ge­schlos­sen, die an den men­schen­ge­mach­ten Kli­ma­wan­del glauben.

          • Sor­ry, Linus Schneider!

            Ich hat­te eine jüdi­sche Tan­te. Sie war in erster Ehe mit einem katho­li­schen Mann ver­hei­ra­tet. Das Ehe­paar leb­te in einer west­deut­schen Metro­po­le und hat­te zwei Söh­ne. Wäh­rend der Ehe­mann als Sol­dat an der Front für Hit­ler-Deutsch­land kämpf­te, behü­te­te und erzog sei­ne Frau zuhau­se die bei­den katho­lisch getauf­ten Kin­der. Im letz­ten Kriegs­jahr fiel ihr Mann – im Kampf fürs Vater­land, wie es hieß. Bald dar­auf wur­de die Wit­we nach The­re­si­en­stadt depor­tiert. Die bei­den Buben kamen zu katho­li­schen Ver­wand­ten ins Rhein­hes­si­sche, wo sie gott­sei­dank den Krieg unbe­scha­det über­stan­den. Ihre Mut­ter hat­te eben­falls Glück im Unglück und über­leb­te die Depor­ta­ti­on. Ins­ge­samt waren zwi­schen 1942 bis zur Befrei­ung des Kon­zen­tra­ti­ons­la­gers am 8. Mai 1945 durch die Rote Armee 141.184 ein­ge­sperrt wor­den. Nur etwa 4.000 jüdi­sche Män­ner, Frau­en und Kin­der kehr­ten in ihre Hei­mat zurück, fast 90.000 Men­schen waren in Ver­nich­tungs­la­ger, z.B. nach Ausch­witz, depor­tiert wor­den, rund 33.500 ver­star­ben im Ghet­to The­re­si­en­stadt, von der die NS-Pro­pa­gan­da behaup­tet hat­te: „Der Füh­rer schenkt den Juden eine Stadt.“

            Eini­ge Jah­re nach ihrer Befrei­ung und Rück­kehr in die Hei­mat hei­ra­te­te die Kriegs­wit­we und zwei­fa­che Mut­ter den Bru­der mei­ner Mut­ter und wur­de damit mei­ne Tan­te. Ich hat­te das Glück, als jun­ger Mann Mit­te der 60er Jah­ren eini­ge Zeit bei Onkel und Tan­te woh­nen zu dür­fen. Die Tan­te hat­te, wie ich damals erst erfuhr, fast ihre gesam­te jüdi­sche Fami­lie ver­lo­ren: ihre Eltern, ihren zunächst nach Hol­land geflo­he­nen Bru­der, ihre in Köln leben­de Schwe­ster samt Ehe­mann und deren zwei Mäd­chen. Alle waren sie von den Natio­nal­so­zia­li­sten ermor­det wor­den, meist in der Gas­kam­mer. Ledig­lich ein Bru­der hat­te den Holo­caust in der Schweiz über­lebt und spä­ter dort sich eine Exi­stenz auf­ge­baut und eine Fami­lie gegründet.

            Zurecht ist Richard Wil­liam­son für sei­ne öffent­li­che Leug­nung des Holo­causts von einem deut­schen Gericht ver­ur­teilt wor­den. Die Auf­he­bung von Bischof Wil­liam­sons Exkom­mu­ni­ka­ti­on durch Papst Bene­dikt XVI. hat­te sich unmit­tel­bar danach als schwe­rer, wenn auch unwis­sent­lich gesche­he­ner Feh­ler erwie­sen. – Kir­chen­recht hin, Kir­chen­recht her (ich bin kein Kir­chen­ju­rist): Ohne vor­he­ri­gen öffent­li­chen Wider­ruf sei­ner abscheu­li­chen Aus­sa­gen zum Holo­caust, ohne Reue und Ent­schul­di­gung hat Richard Wil­liam­son in kei­ner kirch­li­chen Gemein­schaft etwas ver­lo­ren oder zu suchen. Punkt. Das ist in kei­ner Wei­se mit dem Infra­ge­stel­len eines men­schen­ver­ur­sach­ten Kli­ma­wan­dels zu vergleichen.

          • Bischof Wil­liam­son wur­de erst ange­klagt und ver­ur­teilt, nach­dem Papst Bene­dikt XVI. das Exkom­mu­ni­ka­ti­ons­de­kret ohne Bedin­gun­gen zurück­nahm. Ob jemand an den mensch­ge­mach­ten Kli­ma­wan­del oder nicht glaubt, kann nicht und ist nicht Gegen­stand eines Kirchenrechtsverfahren. 

            Und wie geschrie­ben, Bischof Wil­liam­son ist aus­ge­schlos­sen wur­den, weil er gegen das Kir­chen­recht ver­sto­ßen hat, trotz mehr­fa­cher Ermahnungen. 

            Den Holo­caust zu leug­nen ist dumm, bezo­gen auf die Opfer per­fi­de, aber kann ganz sicher nicht Maß­stab eines Kirch­rechts­ver­fah­ren sein und war es auch nicht.

      • @Aqulinus: Die Geschich­te ist ein ‚Ort‘ des For­schens und Fin­dens. Mit Begrif­fen wie ‚müs­sen‘ und ‚leug­nen‘ kom­men wir da mei­nes Erach­tens gewiss nicht wei­ter, son­dern lan­den nur in Sackgassen.

        Ich schät­ze Wil­lams sehr.

        Alles ande­re kön­nen Sie sich dazu den­ken und dem Begriffs­feld des „Unsäg­li­chen“ unterstellen.

        Er ist ein Mann, der das, was er zu erken­nen meint, auch in den Raum der Wahr­heit stellt und damit nicht hin­ter dem Berg hält.

        • Aus wel­chen for­ma­len Grün­den auch immer Richard Wil­liam­son von der FSSPX aus­ge­schlos­sen wur­de: Mit der Rela­ti­vie­rung des Holo­causts respek­ti­ve der Leug­nung des sechs­mil­lio­nen­fa­chen Juden­mords ein­schließ­lich der Exi­stenz von Gas­kam­mern zum Zweck einer „indu­stria­li­sier­ten“ Men­schen­ver­nich­tung wäre Wil­liam­son für die Pius-Bru­der­schaft zur denk­bar größ­ten Bela­stung gewor­den und hät­te zu ihrem Unter­gang geführt. Wil­liam­sons Ver­bleib wäre für die FSSPX schlecht­hin zum Super­gau geworden.

  2. Ich kann Herrn Mess­o­ris Bewun­de­rung der Jesui­ten nicht tei­len. Wie sich die­ser Orden der­zeit geriert und prä­sen­tiert, wäre m.E. wie­der ein Papst vom Schlag Cle­mens XIV. gefragt, der den Jesui­ten­or­den 1773 auf­ge­ho­ben hat.

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