
(Rom/Brasilia) Vor zwei Tagen wurde nicht nur ein neues Foto von Benedikt XVI. veröffentlicht, das Franziskus-nahe Kreise zur Weißglut brachte, sondern auch ein Foto von Jorge Mario Bergoglio. In beiden Fällen geht es darum, ein Näheverhältnis zu signalisieren.
Am selben Tag, an dem durch die Veröffentlichung eines Fotos bekanntgegeben wurde, daß sich Benedikt XVI. mit Msgr. Livio Melina und seinen Mitstreitern von Papst Franziskus aufgelösten und neugegründeten Päpstlichen Institut Johannes Paul II. für Ehe und Familie solidarisierte, suchte noch jemand durch ein Foto, ein Näheverhältnis aufzuzeigen.
Der marxistische Befreiungstheologe Leonardo Boff, inzwischen 81 Jahre alt, meldete sich auf Twitter zu Wort. 1992 gab der ehemalige Franziskaner sein Priestertum auf, trat aus dem Franziskanerorden aus, ließ sich laisieren und heiratete. Seither entwickelte er die Befreiungstheologie weiter zu einer Ökobefreiungstheologie, wenngleich er seine Denkrichtung anders nennt. Sie enthält stark synkretistische Ansätze durch eine Vermengung mit vorchristlichen, pantheistischen Elementen aus Indio-Religionen. Wegen der Relativierung der Bedeutung Jesu Christi und einer dominanten, politischen Ausrichtung auf den Sozialismus bestehen ernsthafte Zweifel, ob Boff noch Christ ist.
Am Montag schrieb Boff in einem Tweet:
„Beim Briefwechsel mit Papst Franziskus erinnerte er sich an ein Treffen von uns in San Miguel (Argentinien) am 23.–29.02.1972 und schickte mir dieses Foto. Er ist der 4. von links.“
Dazu veröffentlichte der Ökomarxist das Foto, das ihm Papst Franziskus zukommen hatte lassen. Jorge Mario Bergoglio, damals Novizenmeister seines Ordens in Villa de Mayo in Argentinien, ist auf dem Bild allerdings nicht der „4. von links“, sondern von rechts, wie Boff kurz darauf in einem zweiten Tweet korrigierte.
„Korrektur: Ich habe einen Fehler gemacht. Bergoglio ist der 4. von rechts, und ich der 2. von links. Entschuldigung, die Jahre machen sich bemerkbar.“

Das Treffen fand an der Theologischen Fakultät des Jesuitenordens, dem Colegio Maximo de San José, in San Miguel statt. Dort hatte Bergoglio selbst einige Jahre studiert und war Schüler des Jesuiten Juan Carlos Scannone.
Scannone ist zusammen mit anderen, darunter Rodolfo Kusch, der Begründer der Befreiungsphilosophie und „Vater“ der sogenannten Volkstheologie, der argentinischen Variante der Befreiungstheologie. Er gilt als einer der einflußreichsten Lehrmeister Bergoglios.
Scannone nahm ebenfalls am Treffen von 1972 teil.
Gemeinsam ist Scannone, Boff und Bergoglio, daß alle drei in der Bundesrepublik Deutschland promovierten oder promovieren wollten, wenngleich das für Bergoglio nur pro forma gilt.
Laut Boff sind alle auf dem Bild zu sehenden Personen Priester und Ordensfrauen. Nähere Angaben zu dem Treffen machte er nicht. Allerdings bekräftigte er, mit Papst Franziskus in einem Briefwechsel zu stehen. Kritiker des Instrumentum laboris der bevorstehenden Amazonassynode sehen in dem Arbeitsdokument den Ausfluß einer pantheistischen Ökobefreiungstheologie, den Kardinal Walter Brandmüller als „Neuauflage des klassischen Modernismus“ kritisierte.
Unmittelbar vor Beginn der Amazonassynode findet in Rom die offizielle Vatikantagung „40 Jahre Versammlung von Puebla: Kommunion und Partizipation“ statt – man beachte die Chronologie –, die laut Kritikern die „totale und vollständige“ Rehabilitierung der Befreiungstheologie besiegeln soll. In der Tat scheinen die Vorbereitungen dazu auf Hochtouren zu laufen. Einer der Hauptredner wird Gustavo Gutierrez OP, der „Vater“ der Befreiungstheologie sein. Die Tagung wird von der Päpstliche Kommission für Lateinamerika ausgerichtet und findet an der Generalkurie des Jesuitenordens statt.
Ein gemeinsames Betätigungsfeld von Papst Franziskus und Leonardo Boff war in jüngster Zeit die Unterstützung und Solidarität für Luiz Inácio Lula da Silva, den ehemaligen, sozialistischen Staats- und Regierungschef von Brasilien, der wegen Korruption zu 12 Jahren Haft verurteilt wurde und seit April 2018 im Gefängnis sitzt.
Die Annäherung zwischen Boff und dem derzeitigen Kirchenoberhaupt begann bald nach dem Konklave. Im März 2014 erklärte Boff: „Die größte Reform ist der Papst selbst“. Durch Franziskus habe ein Wandel vom „Alptraum“ zu einer „fröhlichen“ Kirche stattgefunden.
Im Dezember 2018 gratulierte Franziskus, soviel ist vom erwähnten Briefwechsel bekannt, Boff mit einem persönlichen Schreiben zu seinem 80. Geburtstag. Ein Privileg, das Franziskus als „Papst der Gesten“ sehr genau dosiert.
Die progressive Nachrichtenplattform Religion Digital schrieb damals:
„Der Brief hat über seinen Inhalt hinaus einen hohen symbolischen Wert der Anerkennung gegenüber einer Gestalt, die zu anderen Zeiten von der katholischen Kirche offen verfolgt wurde.“
Bisher ist weder eine Teilnahme Boffs an der Puebla-Tagung noch an der Amazonassynode bekannt. Mit dem Foto von 1972, das Franziskus an Boff schickte, und das dieser nun veröffentlichte, wollen aber beide Seiten offenbar signalisieren, daß ihr Näheverhältnis viel älter ist.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Twitter (Screenshot)
Papst Pius XII. würde angesichts dieser üblen, katholokommunistischen Umtriebe im Grab rotieren. Und viele Katholiken, mich eingeschlossen, können darüber nur mehr den Kopf schütteln.