Don Nicola Bux über den neuen Turmbau zu Babel und die Synodalität „die zerstören kann“

Interview


Don Nicola Bux mit Papst Benedikt XVI.
Don Nicola Bux mit Papst Benedikt XVI.

Der bekann­te Theo­lo­ge und vati­ka­ni­sche Lit­ur­gi­ker Msgr. Nico­la Bux, der unter sei­nem Pon­ti­fi­kat ein von Bene­dikt XVI. geschätz­ter Bera­ter der Hei­lig­spre­chungs­kon­gre­ga­ti­on und zuvor unter Joseph Kar­di­nal Ratz­in­ger bereits der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on war, sprach in einem aktu­el­len Inter­view über Gefah­ren in der katho­li­schen Kir­che von pro­te­stan­ti­sie­ren­den Ten­den­zen über die Syn­oda­li­tät bis zum Turm­bau zu Babel und über die Lösung, um aus der Kri­se von Kir­che und Welt her­aus­zu­kom­men. Das Inter­view führ­te Miche­le M. Ippo­li­to von der Fede Quo­ti­dia­na.

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Fra­ge: Kar­di­nal Mül­ler griff in einem Inter­view des Cor­rie­re del­la Sera den Vor­sit­zen­den der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­ferenz und den Spin­dok­tor Anto­nio Spa­da­ro an. Was sagen Sie dazu?

Don Nico­la Bux: Die Krank­heit, die auch die ita­lie­ni­sche Kir­che befal­len hat, nennt sich Glau­bens­kri­se, und die The­ra­pie dafür ist die Rück­kehr zu Gott und die Ein­hal­tung Sei­nes Wil­lens, wie uns übri­gens die gesam­te Hei­li­ge Schrift lehrt. Das kann man den Anmer­kun­gen zur Miß­brauchs­kri­se von Bene­dikt XVI. ent­neh­men, die am ver­gan­ge­nen 11. April ver­öf­fent­licht wur­den. „In der Tat wird die Kir­che heu­te weit­hin nur noch als eine Art von poli­ti­schem Appa­rat betrach­tet. Man spricht über sie prak­tisch fast aus­schließ­lich mit poli­ti­schen Kate­go­rien… Aber eine von uns selbst gemach­te Kir­che kann kei­ne Hoff­nung sein.“ Des­halb hat der Zusam­men­bruch des Glau­bens die Kir­che zer­brech­lich und anfäl­lig für Ideo­lo­gien und welt­li­che Gewohn­hei­ten gemacht. Viel­leicht bevor­zugt man, nicht von Gott zu spre­chen, weil das schein­bar kei­nen prak­ti­schen Nut­zen hat. Eine ein­fa­che Frau, die in einer Pfar­rei des Mugel­lo mit­ar­bei­tet, hat zu einem Prie­ster gesagt: „Sie sind viel Welt und wenig Prie­ster“. Nie ein Wort über Sün­de, Gna­de und ewi­ges Leben, um zu erklä­ren, was in der Welt schief­läuft und um dem Men­schen die Lösung auf­zu­zei­gen.
Mir scheint, es fin­det sich im Inter­view des Pap­stes für einen mexi­ka­ni­schen Fern­seh­sen­der: Alles dreht sich um die „För­de­rung der ganz­heit­li­chen Ent­wick­lung des Men­schen“ in die­ser Welt. Die gro­ßen Abwe­sen­den sind die See­le und das Jen­seits. Wur­de die Kir­che von Unse­rem Herrn nicht in erster Linie aus­ge­sandt, um alle Völ­ker zu tau­fen mit allem, was die­sem Sakra­ment vor­aus­geht und dar­aus folgt? Kann es ohne eine ganz­heit­li­che Ent­wick­lung des Men­schen geben? Was am mei­sten trifft, wenn man Pre­dig­ten und Wort­mel­dun­gen der Bischö­fe hört, ist, daß sie nicht wie Bischö­fe spre­chen. Wenn sie nicht wie Bischö­fe spre­chen, hören die Gläu­bi­gen, die das mer­ken, auch nicht mehr auf sie. Was heißt, wie Bischö­fe zu spre­chen? Der hei­li­ge Pau­lus gibt ein Bei­spiel: „Daher soll die Sün­de euren sterb­li­chen Leib nicht mehr beherr­schen, und sei­nen Begier­den sollt ihr nicht gehor­chen“ (Röm 6,12); und wenn Titus die heil­brin­gen­de Gna­de ver­kün­det: Jesus Chri­stus. Die Gna­de und die Sün­de sind es, die den Men­schen zum Nach­den­ken brin­gen: Ich habe in die­ser Welt zu leben, indem ich Gott lie­be und Sein Gericht fürch­te, beson­ders nach dem Tod.

Fra­ge: Auf Stilum Curiae [des Vati­ka­ni­sten Mar­co Tosat­ti] hat ein Rechts­an­walt aus Bolo­gna den Rück­tritt von Kar­di­nal Bas­set­ti vom Vor­sitz der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz gefor­dert, weil er sich zu sehr in die Poli­tik ein­ge­mischt hat. Was sagen Sie dazu?

Don Nico­la Bux: „Was müs­sen wir tun?“, fragt sich Bene­dikt XVI. „Müs­sen wir etwa eine ande­re Kir­che schaf­fen, damit die Din­ge rich­tig wer­den kön­nen? Nun, die­ses Expe­ri­ment ist bereits gemacht wor­den und bereits geschei­tert.“ Und doch lau­fen die Bischö­fe auf törich­te Wei­se dem Pro­te­stan­tis­mus hin­ter­her, oder der Syn­oda­li­tät, die – wie die Ori­en­ta­len nur zu gut wis­sen – die Kir­che lähmt und zer­stö­ren kann. Wenn die Bischö­fe sich mehr auf die Sün­de kon­zen­trie­ren wür­den, die erdrückt, und auf die Gna­de, die ret­tet, wür­de sie nicht so bana­len Feh­lern ver­fal­len, die typisch für die Poli­tik sind, einem Feld, auf dem sie zudem mehr als uner­fah­ren sind. „Die Idee einer von uns selbst bes­ser gemach­ten Kir­che ist in Wirk­lich­keit ein Vor­schlag des Teu­fels, mit dem er uns vom leben­di­gen Gott abbrin­gen will durch eine lüg­ne­ri­sche Logik, auf die wir zu leicht her­ein­fal­len“, sagt Bene­dikt XVI. Seit 1968 ist der Ver­ständ­nis­schlüs­sel für unse­re Epo­che die Über­win­dung aller Gren­zen. Das macht sich auch unter den Hir­ten der Kir­che breit. „Eine erste Auf­ga­be, die aus den mora­li­schen Erschüt­te­run­gen unse­rer Zeit fol­gen muss, besteht dar­in, dass wir selbst wie­der anfan­gen, von Gott und auf ihn hin zu leben“, so Bene­dikt XVI. Davon geht die Lie­be für den Näch­sten aus, der – wie uns der hei­li­ge Tho­mas lehrt – der ist, der uns nahe ist: Für einen Ita­lie­ner ist das in erster Linie ein armer Ita­lie­ner. Andern­falls ent­steht der Ein­druck, Poli­tik zu machen. Ich stim­me mit Ste­fa­no Fon­ta­na über­ein, daß die Bischö­fe an erster Stel­le aus den [EU-]Wahlen ler­nen soll­ten, daß sie die kirch­li­che Sozi­al­leh­re ken­nen und voll­stän­dig leh­ren soll­ten. Eine wei­te­re Leh­re die sie zie­hen soll­ten, ist die, kla­re Inhal­te zu leh­ren, und sie auch ihrer Bedeu­tung nach zu hier­ar­chi­sie­ren. Die Demo­kra­tie in Euro­pa wei­ter­zu­ent­wickeln ist weni­ger wich­tig als die Ver­tei­di­gung des Lebens und der Fami­lie. Die Wahr­heit von Gott, den Men­schen und der Welt ist der nicht ver­han­del­ba­re Grund­satz der Ord­nung und des All­ge­mein­wohls. Das ist unse­re Art, Gott zu erken­nen, zu lie­ben und Ihm zu die­nen. Wir müs­sen uns sam­meln, auch wenn es nur weni­ge sein soll­ten, um die Wei­ter­ga­be die­ses Feu­ers zu bele­ben und zu bewah­ren, und sei­ne Wei­ter­ga­be mög­lich zu machen.

Fra­ge: Von ver­schie­de­ner Sei­te, beson­ders in den letz­ten Wochen vor den EU-Wah­len, wur­den gegen die Kir­che Vor­wür­fe erho­ben, zuviel Poli­tik zu betrei­ben, anstatt sich für die Ver­brei­tung des Glau­bens einzusetzen. 

Don Nico­la Bux: Es läßt lei­den, Hir­ten zu sehen, die sich um The­men sor­gen, die nichts mit ihrer Mis­si­on zu tun haben. Die Migran­ten? Sie kön­nen sich dar­um küm­mern, aber nur, wenn sie dadurch ihren von Chri­stus erhal­te­nen Auf­trag erfül­len, sie zu evan­ge­li­sie­ren. Die Öko­lo­gie? Sie kön­nen sich dar­um küm­mern, aber nur, wenn sie ver­kün­den, daß Gott der Schöp­fer der Erde ist und sie sicher nicht ster­ben läßt. Die Kor­rup­ti­on? Sie kön­nen sie bekämp­fen, aber nur, indem sie die Bekeh­rung pre­di­gen und nicht bloß die Ein­hal­tung der Geset­ze. Chri­stus ist zwi­schen zwei Räu­bern gestor­ben!
Man spricht und schreibt über die­se Din­ge, aber man ver­kün­det nicht Chri­stus, den Ein­zi­gen, der dem Leben Sinn gibt, und der uns die Gna­de schenkt, in der Fül­le zu leben. Die Ant­wort auf alle Per­ver­sio­nen, die die­se moder­ne Zeit cha­rak­te­ri­sie­ren, ist nicht das Bekla­gen die­ses Zustan­des, son­dern das Ver­kün­den von Jesus Chri­stus. Wenn ich bin, was ich bin, dann nur Dank der Begeg­nung mit dem in jenen sicht­bar und leben­dig gewor­de­nen Jesus, die Ihn mir bezeugt haben. Was inter­es­siert mich ohne die­se Umar­mung der Migrant und die Umwelt. Der hei­li­ge Gre­gor von Nazi­anz frag­te sich: Wel­chen Unter­schied gibt es zwi­schen einem Tier und mir? Kei­nen: wir wer­den wie Tie­re gebo­ren, wach­sen auf wie sie, wir essen, sie auch, wir lei­den, sie auch, und am Ende ster­ben wir, wie sie auch. „Wenn ich nicht Dein wäre, mein Chri­stus, wäre ich ein end­li­ches Geschöpf.“ Des­halb ist in einer ent­christ­lich­ten Welt ohne Jesus, ohne Gott, die Ver­tei­di­gung der „Wer­te“ sinn­los, da sie aus der Begeg­nung mit Chri­stus her­rüh­ren. Dosto­jew­ski sag­te: Wenn Gott nicht exi­stiert, ist alles erlaubt. Es gibt kei­ne Ethik, kei­ne Onto­lo­gie, kei­ne wirk­li­chen Wer­te ohne Chri­stus. Sie alle wären wie Christ­baum­schmuck ohne Christ­baum. Und heu­te, wie Don Giu­s­sa­ni sag­te, „schämt sich die Kir­che für Christus“.

Fra­ge: Wie beur­tei­len Sie den Aus­gang der EU-Wahlen?

Don Nico­la Bux: Gal­li del­la Log­gia hat geschrie­ben, daß die Katho­li­ken im Wider­spruch zu den Auf­ru­fen zu Anti­fa­schis­mus und Migra­tio­nis­mus gestimmt haben. Obwohl ich kein Exper­te für Wahl­ana­ly­sen und Wäh­ler­strom­ver­schie­bun­gen bin, läßt sich doch anneh­men, daß vie­le Katho­li­ken Par­tei­en gewählt haben, in denen sie zen­tra­le Grund­sät­ze der katho­li­schen Tra­di­ti­on wie­der­erkannt haben. Es gibt auch Katho­li­ken, wenn auch in klei­ne­rer Zahl, die Par­tei­en gewählt haben, in denen die­se Grund­sät­ze nicht prä­sent sind. Sie haben es getan, weil sie ver­wirrt sind, oder weil sie der Mei­nung sind, daß die­se Grund­sät­ze kei­ne Wer­te mehr sind. Im übri­gen kön­nen wir nach Jahr­zehn­ten ohne wirk­li­che Kate­che­se mit dem hei­li­gen Pau­lus fra­gen: „Wie sol­len sie an den glau­ben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sol­len sie hören, wenn nie­mand ver­kün­digt?“ (Röm 10,14). Sind die Hir­ten noch über­zeugt, Hir­ten zu sein, wenn die dem Men­schen nicht die Nah­rung geben, die sie ihm zu geben hät­ten, näm­lich Jesus Chri­stus, Weg, Wahr­heit und Leben? Die Kir­che hat­te in den Grün­der­jah­ren der Euro­päi­schen Gemein­schaf­ten eine enor­me mora­li­sche Auto­ri­tät durch den hohen Wert ihrer Leh­re, der kein phi­lo­so­phi­sches System gleich­kam… bis her­auf zu Johan­nes Paul II., der Kyrill und Metho­di­us zu Patro­nen Euro­pas mach­te, dann auch Bir­git­ta, Katha­ri­na und Tere­sia vom Kreuz, und zuvor schon Paul VI. mit dem hei­li­gen Bene­dikt. Jetzt nicht mehr. Ein Katho­lik fühlt kei­ne Rücken­deckung mehr, wenn er Hir­ten sagen hört: „Ein­ver­stan­den in der Sache, aber nicht in der Art und Wei­se“, oder: „Man soll nicht für sich selbst beten“. Wird in den Psal­men etwa nicht für die eige­nen Bedürf­nis­se gebe­tet? Die Men­schen wol­len sich aber mit denen iden­ti­fi­zie­ren, die sich der Got­tes­mut­ter und den Patro­nen anver­trau­en, die so hei­ßen, weil sie Väter sind, die die Polis, die Stadt der Men­schen, beschüt­zen, also auch die Poli­tik. Oder glau­ben die Hir­ten, daß die west­li­che Gesell­schaft eine Gesell­schaft ist, in der Gott im öffent­li­chen Raum abwe­send ist, und der Er nichts zu sagen hat? Heu­te bekämpft Euro­pa sogar die christ­li­che Iden­ti­tät und ver­brei­tet den Rela­ti­vis­mus, den Lai­zis­mus, den Indif­fe­ren­tis­mus, den Phi­lo­is­la­mis­mus, den Pazi­fis­mus und ande­re töd­li­che Dro­gen. Das bedroht Euro­pa und läßt es sei­ne See­le ver­lie­ren. Der Mul­ti­kul­tu­ra­lis­mus ist nicht mit der uni­ver­sa­len Lie­be zu ver­wech­seln: „Die Lie­be ist nicht eine Selbst­ver­leug­nung. Sie besteht dar­in, dem Ande­ren das Beste von sich selbst und dem, was man ist, anzu­bie­ten. Das Beste, das Euro­pa der Welt zu bie­ten hat, ist sei­ne Iden­ti­tät, sei­ne tief vom Chri­sten­tum durch­tränk­te Zivi­li­sa­ti­on“ (Robert Sarah in sei­nem neu­en Buch „Le soir appro­che e déjà le jour baisse“, Fay­ard, Paris 2019). Ohne den glei­chen Glau­ben kön­nen die kul­tu­rel­len und histo­ri­schen Unter­schie­de nicht über­wun­den wer­den, geschwei­ge denn ein natio­na­ler Egoismus. 

Fra­ge: Wir haben soeben den Mari­en­mo­nat hin­ter uns und befin­den uns noch im mus­li­mi­schen Rama­dan. Wie beur­tei­len Sie einer­seits den Vor­stoß Sal­vi­nis, Ita­li­en dem Unbe­fleck­ten Her­zen Mari­ens anzu­ver­trau­en, und die Wei­he Bra­si­li­ens an das Unbe­fleck­te Herz Mari­ens, an der Staats­prä­si­dent Bol­so­n­a­ro teil­nahm, ande­rer­seits den Ver­such bestimm­ter „katho­li­scher“ Krei­se, die Mari­en­ver­eh­rung im Monat Mai „öku­me­nisch“ durch das isla­mi­sche Fasten zu überlagern?

Don Nico­la Bux: Eine Mah­nung von Jean Danié­lou SJ lau­tet: „Alle Ver­su­che eines Inter­na­tio­na­lis­mus, der auf Wis­sen­schaft oder der ‚Reli­gi­on der Huma­ni­tät‘ grün­det, sind vom Urteil gerich­tet, das Gott über Babel kom­men ließ, weil sie den Cha­rak­ter einer Göt­zen­ver­eh­rung ins sich tra­gen. Sie bedeu­ten eine Ableh­nung der Bedin­gun­gen durch den Men­schen, in die Gott ihn hin­ein­ge­stellt hat. Sie sind eine Anstren­gung, um von sich aus wie­der eine Ein­heit zu bau­en, die nur von Gott kom­men kann. Sie füh­ren nur zu Ent­wur­ze­lung und Zer­stö­rung“ („Essai sur le mystère de l’histoire“, 1953). Der Phi­lo­soph Gui­do Vignel­li schrieb: Das Modell des heu­ti­gen Glo­ba­lis­mus ist der Turm­bau zu Babel, vor­an­ge­trie­ben von UNO und EU. Die Absicht ist die Errich­tung einer Herr­schaft, das nicht auf dem Gehor­sam gegen­über dem Gött­li­chen Recht grün­det, wie das im Bund des Noah der Fall war, son­dern auf einen mensch­li­chen Ver­trag, wie er in Abu Dha­bi als „uni­ver­sa­le Brü­der­lich­keit“ auf­trat.
Babel war der erste Ver­such, eine neue Welt­ord­nung zu errich­ten, indem man eine mul­ti­eth­ni­sche, mul­ti­kul­tu­rel­le und mul­ti­re­li­giö­se Gesell­schaft schaf­fen woll­te, die auf dem Kon­sens zu einer Ideo­lo­gie und zu einer lai­zi­sti­schen Gesetz­ge­bung bestand. Es war ein Angriff gegen den Him­mel und der Ver­such, sich die über­na­tür­li­chen Kräf­te zurück­zu­ho­len, die durch die Ursün­de ver­lo­ren­ge­gan­gen sind, um damit ein neu­es, irdi­sches Para­dies zu schaf­fen. Die Bewoh­ner von Babel wünsch­ten sich nicht, daß Gott zu ihnen her­un­ter­kommt, son­dern woll­ten zu Ihm hin­auf­stei­gen. Sie hoff­ten nicht, durch die Mensch­wer­dung Got­tes geret­tet zu wer­den, son­dern woll­ten sich allei­ne ret­ten durch die Selbst­er­he­bung auf die Stu­fe Got­tes, wahr­schein­lich durch Rück­griff auf magi­sche Kün­ste und dämo­ni­sche Ein­flüs­se. Dadurch wie­der­hol­te sich die Sün­de des Hoch­muts unse­rer Urel­tern, ein All­machts­wahn, und Gott griff ein, um das gott­lo­se Pro­jekt schei­tern zu las­sen. Er ver­wirr­te Geist und Zun­ge, sodaß sich die Betrei­ber des Turm­baus unter­ein­an­der nicht mehr ver­stan­den. Es ent­stan­den Gegen­sät­ze und Spal­tun­gen, die den Bau lahm­leg­ten und schließ­lich die gan­ze Stadt zur Rui­ne mach­ten. Die­se poli­ti­sche Kon­struk­ti­on pro­vo­zier­te Unver­ständ­nis, Miß­trau­en, Haß und Neid, die nach wie vor der Grund für alle mensch­li­chen Kon­flik­te sind. Von da an bis Pfing­sten gelang es der Mensch­heit nicht mehr, sich zu einem sol­chen gemein­sa­men Werk zusam­men­zu­fin­den, denn: „Wenn nicht der Herr das Haus baut, müht sich jeder umsonst, der dar­an baut“ (Ps 127,1) Babel woll­te die Men­schen nicht in der Wahr­heit und der Lie­be ver­brü­dern, son­dern sie im Irr­tum und in der Unge­rech­tig­keit ver­skla­ven. Auf Erden soll­te ein Para­dies erbaut wer­den, das aber eine Höl­le wer­den soll­te. Die­ser Ver­such wie­der­hol­te sich im Lauf der Jahr­hun­der­te mehr­fach (vgl. Dan 2,31–43), schei­ter­te aber jedes­mal, weil die reli­giö­sen und mora­li­schen Fun­da­men­te fehl­ten. Man den­ke nur an die kata­stro­pha­len Pro­jek­te der uto­pi­schen, poli­ti­schen Bewe­gun­gen der jün­ge­ren Geschichte.

Fra­ge: Was kann man tun, um sich wirk­lich zu Chri­stus zu bekehren?

Don Nico­la Bux: „Wenn wir also nach­den­ken, was zu tun ist, so wird klar, dass wir nicht eine von uns erdach­te ande­re Kir­che brau­chen“, sagt uns Bene­dikt XVI. „Was not­wen­dig ist, ist viel­mehr die Erneue­rung des Glau­bens an die uns geschenk­te Wirk­lich­keit Jesu Chri­sti im Sakra­ment.“ Das hat man ver­ges­sen, es wird sogar bekämpft, wie die Des­in­for­ma­ti­on, der Miß­brauch und die Ver­bre­chen gegen die Sakra­men­te und die Lit­ur­gie zei­gen. Indem die Lit­ur­gie zusam­men­bricht, die ihrer Natur nach das Werk der Erlö­sung des Men­schen und die per­fek­te Ver­herr­li­chung Got­tes ist durch die Aus­übung des Prie­ster­tums Jesu Chri­sti (vgl. Sacro­sanc­tum Con­ci­li­um, Nr. 5 und 7), gerät auch ein Groß­teil der Kir­che in eine Kri­se. Nur eine leben­di­ge Kir­che, die Gott und nicht den Mensch in den Mit­tel­punkt der Lit­ur­gie stellt – des­halb ist die hei­lig –, ist eine Hil­fe für die Welt im Kampf gegen die Sün­de. Die Lösung für die Kri­se der Kir­che und folg­lich der Welt besteht dar­in, Jesus Chri­stus, den Erlö­ser des Men­schen, das Zen­trum des Kos­mos und der Geschich­te zu ver­kün­den, wie Johan­nes Paul II. 1978 sag­te. Dies geschieht durch die Evan­ge­li­sie­rung und durch die Sakra­men­te, ohne die kein mora­li­sches Leben ent­ste­hen kann.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: LFQ

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2 Kommentare

  1. Der Turm­bau zu Babel in Kir­che und Welt. Allem Anschein nach gibt es seit 2013 eine unhei­li­ge Alli­anz zwi­schen Papst Fran­zis­kus mit den heu­te Mäch­ti­gen die­ser Welt.
    Auch Kar­di­nal Marx in Mün­chen ist ein abschrecken­des Bei­spiel für die­se Alli­anz. Er ver­leug­net Chri­stus vor dem Mos­lems, leug­net die Höl­le, bekämpft wah­re Katho­li­ken und ist ein enger Ver­bün­de­ter der Glo­ba­li­stin und Zer­stö­re­rin A. Merkel. 

    Vie­len Dank für die­ses Inter­view und sei­ne Ver­öf­fent­li­chung. Es macht Mut und gibt Hoff­nung, daß die Fin­ster­nis nicht siegt.

  2. Heu­te aus­ge­dehn­te Pre­digt eines Bene­dik­ti­ner­pa­ters. Darin:

    „Pfing­sten, dass ist, wenn Flücht­lin­ge per See­not­ret­tung aus dem Mit­tel­meer geret­tet werden.

    Pfing­sten, dass ist, wenn Gre­ta für Kli­ma­schutz mobilisiert.“

    Er woll­te gar nicht mehr auf­hö­ren, so Feu­er und Flam­me war er für die grü­ne Sache.

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