(Washington) Am 18. Januar versammelten sich Hunderttausende hauptsächlich junge US-Amerikaner in Washington zum Marsch für das Leben, um gegen die Abtreibung zu demonstrieren. Die europäischen Leitmedien schauten weg, wie sie es systematisch tun, wenn es um das Lebensrecht der ungeborenen Kinder geht. Einen Monat später berichten sie doch irgendwie darüber. Warum sie darüber berichten und wie sie berichten, liefert ein Sittenbild journalistischer Ethik, das tief blicken läßt. Wer einen Fall sucht, der sowohl ein Beispiel für Lückenpresse als auch Lügenpresse ist, hat ihn gefunden.
Der March for Life entstand 1974 als winzig kleine Kundgebung zum ersten Jahrestag des Urteils, mit dem der Oberste Gerichtshof der USA „mit einer lächerlichen Begründung“, so der Theologe und Philosoph Wolfram Schrems, selbst aktiver Lebensrechtler, die Tötung ungeborener Kinder im Mutterleib legalisierte. Aus dem jährlichen Marsch für das Leben wurde mit der Zeit aber eine machtvolle Kundgebung. Sie demonstriert den Entscheidungsträgern, vor allem jenen, die es nicht hören wollen, daß die Frage keineswegs vom Tisch ist. Der March for Life ist eine kraftvolle Kundgebung gegen das schändlichste Verbrechen zivilisierter Gesellschaften, das in seiner Größenordnung in der Menschheitsgeschichte beispiellos ist. Die durchorganisierte Massentötung ungeborener Kinder, an der sich eine ganze Tötungsindustrie bereichert, gehört sogar zu den Exportprodukten westlicher Staaten, die Ausdruck eines ideologischen Kolonialismus ist.
Wenn es den täglichen Massenmord an ungeborenen Kindern noch immer gibt, dann auch deshalb, weil die „zivilisierten“ Täter und mehr noch ihre Hintermänner das Thema in der Öffentlichkeit erfolgreich tabuisieren. Damit sind wir schon mitten im Thema. Zuvor aber ein kurzer Rückblick auf einen Vorfall an jenem 18. Januar.
Die Fakten
Wolfram Schrems, der für die Zeitung „Ja zum Leben“ von Human Life International – Österreich über den Marsch für das Leben berichtete, faßte die Ereignisse am 23. Januar in einem Nachtrag zusammen:
„Pro-Life in den USA im Vormarsch. Lügenmedien hetzen gegen jugendliche Katholiken.
Wie um die Lügendynamik der fake news-Medien wieder zu beweisen, hatte der Marsch für eine Gruppe von Schülern des katholischen Covington College (Kentucky) ein unerfreuliches Nachspiel. Diese Jugendlichen, die Kappen mit dem Motiv ‚Make America Great Again‘ trugen, wurden beim Warten auf ihren Bus beim Lincoln Memorial von einer Gruppe von afroamerikanischen Sektierern der Black Hebrew Israelites kontinuierlich beleidigt. Ein Indianer-Aktivist, der an einem gleichzeitig stattfindenden Indianermarsch teilnahm, trommelte und sang knapp vor dem Gesicht eines der katholischen Jugendlichen. Dieser blieb aber ruhig, die anderen Schüler sangen mit Erlaubnis ihres Lehrers College-Lieder, um sich in der feindseligen Situation zu wehren.
Was folgte, war eine unglaubliche Hasskampagne in den Medien und (un)sozialen Netzwerken, die die katholischen und meist weißen Schüler als Rassisten verleumdete und sie dessen bezichtigte, sie hätten den Indianer angegriffen. Auch Morddrohungen wurden ausgesprochen. Mittlerweile wurden zwar aufgrund des Videomaterials einige Irrtümer aufgeklärt und es wurden Entschuldigungen ausgesprochen. Dennoch wird der Haß gegen Weiße und Katholiken, einschließlich der betreffenden Jugendlichen, ihrer Familien und der Schule, weiter geschürt. Die erste Welle an Hassexzessen hatte aber ihre Wirkung gezeigt. Sogar der zuständige Bischof war eingeknickt und hatte die Schüler vorverurteilt, ohne sie anzuhören.
Diese Tendenz, eine Mischung aus antiweißem Rassismus und Christenfeindlichkeit, ist auch in Europa vorhanden und wird immer stärker.“
Anstatt die Informationspflicht zu erfüllen und fair zu berichten, wurde der Marsch für das Leben von den Medien totgeschwiegen oder durch die Verleumdung verdunkelt. Die mediale Parteinahme war nicht nur eindeutig und einseitig, sondern lügenhaft.
Europäische Lückenpresse
In Europa wurden der Marsch für das Leben und der Vorfall ignoriert. Öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten, Zeitungen und Magazine, die sich selbst mit der Bezeichnung „Qualitätsmedien“ rühmen und über Kundgebungen mit wenigen Dutzend Teilnehmern berichten, wenn sie politisch ins Bild passen, und die sich gegenseitig darin überbieten, die fabulierende Meinung eines schwedischen Mädchens zur geoffenbarten (Klima-)Weisheit zu stilisieren mit der Begründung, daß sie jung ist, übergehen problemlos Massenkundgebungen wie den Marsch für das Leben in Washington mit bis zu einer Million junger Menschen, weil deren Anliegen an einem Tabu rüttelt.
Wie verhält man sich überhaupt als 16-jähriger Schüler, wenn man aus nächster Nähe von erwachsenen Agitatoren provoziert wird? Die Schüler aus Covington zeigten Nerven.
Inzwischen berichten die europäischen Medien doch über den 18. Januar in Washington, weil einer der verleumdeten Schüler aus Kentucky die Sache nicht auf sich sitzen läßt. Der 16-jährige Nicholas Sandmann will die Washington Post, neben der New York Times ein Zentralorgan des linksliberalen Establishments, wegen Verleumdung auf einen Schadensersatz von 250 Millionen Dollar verklagen. Die Washington Post hatte die Haßkampagne gegen die jungen Katholiken losgetreten. Die Absicht wird man nicht beweisen können, sie wird aber aus dem Zusammenhang erkennbar: Offenbar wollte die „Qualitätszeitung“ den Marsch für das Leben und dessen Anliegen, der Abtreibung ein Ende zu bereiten, diskreditieren. Zugleich sollten die Lebensrechtsbewegung und US-Präsident Donald Trump, der durch das Motiv auf den Kappen der Jugendlichen ins Spiel gebracht wird, durch Nennung im Zusammenhang mit rassistischen Vorwürfen geschwächt werden. Seit Trump ins Weiße Haus eingezogen ist, nimmt der US-Vizepräsident jedes Jahr persönlich am Marsch für das Leben teil und Trump übermittelt eine Videobotschaft an die Teilnehmer. Das gab es zuvor nie, schon gar nicht unter den demokratischen Präsidenten Bill Clinton und Barack Obama, die im Amt als erklärte Abtreibungs-Ideologen agierten.
Die politischen Gegner Trumps, allen voran die Wahlkampfstrategen der Demokratischen Partei, äußerten im Zusammenhang mit dem Marsch für das Leben die besorgte Meinung, Trump werde im Wahlkampf 2020 auf die Lebensrechtsfrage setzen, während die Demokraten als Lebensfeinde dastünden. Das erklärt, warum die Washington Post ihre Haßkampagne lostrat.
Der zuständige Bischof der Schüler, Roger Foys, nahm seine mediengelenkte Vorverurteilung zurück, nachdem eine klärende Nachprüfung der Fakten „kein Fehlverhalten“ der Schüler ergab.
Mainstream-Tabus
Warum aber fordert der Schüler Nicholas Sandmann 250 Millionen? Weil der heutige Eigentümer der Washington Post, der Amazon-Gründer Jeff Bezos, 2013 genau diese Summe bezahlte, um die Zeitung zu kaufen.
Warum berichten die europäischen Medien plötzlich darüber? Allein wegen der astronomischen Schadensersatzforderung, die der clevere Schüler verlangt. Nicht weil er Aussicht hätte, sie zu erhalten, sondern weil er ein Signal gegen die Diskreditierung der Lebensrechtsbewegung setzen möchte und die unterschwellige Geldgier auch in Journalistenköpfen richtig einschätzte. Würde er sich nur über die erlittene Verleumdung beklagen, würde das keinen Journalisten jucken, schon gar nicht diesseits des Atlantiks. Die enorme Geldsumme mit dem einkalkuliertem „Onkel-Dagobert-Effekt“ verschaffte dem jungen Lebensschützer Nicholas Sandmann mit einem Schlag die nötige Aufmerksamkeit.
Donald Trump schrieb auf Twitter, die Washington Post habe die „elementarsten journalistischen Standards“ mißachtet, weil sie ihre Anti-Trump-Agenda verfolgt. Und wörtlich an Nicholas Sandmann gerichtet:
„Covington-Collegg-Schüler verklagt die Washington Post. Hol sie dir, Nick. Fake News!“
Was Nicholas Sandmann noch nicht überwinden konnte, jedenfalls nicht in Europa, sind die tiefsitzenden Tabuisierungs-Mechanismen, mit denen Mainstream-Medien das blutigste Kapitel der Menschheitsgeschichte totschweigen. Selbst die Medien im deutschen Sprachraum berichten nun über den Vorfall vom 18. Januar und von Nicholas Sandmann und seiner „entschlossenen Verteidigung“. Sie sind jedoch imstande, mit keinem Wort den Anlaß zu erwähnen, den Marsch für das Leben, zu dem der Schüler nach Washington gekommen war. So funktioniert in einer Demokratie die Kontrolle der Massen.
Text: Andreas Becker
Bild: Youtube (Screenshot)