
(Rom) Papst Franziskus wird morgen zum Weltjugendtag nach Panama reisen. In seinem Gefolge wird sich auch der französische Soziologe Dominique Wolton, kein Katholik, befinden. Er reist auf ausdrücklichen Wunsch des Papstes mit. Der Vatikanist Sandro Magister erklärt, warum das und noch mehr erstaunt.
Das Gesprächsbuch
Zunächst aber die Vorgeschichte: Dominique Wolton wurde in der katholischen Welt bekannt, als Anfang September 2017 sein Gesprächsbuch „Politique et societé“ (Politik und Gesellschaft) mit Papst Franziskus veröffentlicht wurde. Für die italienische Ausgabe des Buches wurde mit „Gott ist ein Poet“ ein weniger nüchterner Titel gewählt.
Einige Tage bevor das französische Original in den Buchhandel kam, hatte Le Figaro bereits eine große Ankündigung mit Vorabdruck veröffentlicht. Auf die Titelseite des Le Figaro Magazine wurde ein Bild von Papst Franziskus gesetzt. Die Schlagzeile lautete:
„Ist der Papst links?“
Im Gespräch mit Wolton verteidigte Franziskus Amoris laetitia und die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion. Wolton zitiert ihn mit kuriosen Worten:
„Etwas ist klar und positiv: daß bestimmte, zu traditionalistische Kreise es bekämpfen, indem sie sagen, daß es nicht die wahre Lehre ist.“
Der Papst bezeichnete es als „positiv“, daß „traditionalistische Kreise“ Amoris laetitia bekämpfen. Er stellt diese „bestimmten Kreise“ in eine Reihe mit den von ihm im Satz zuvor kritisierten Pharisäern und wertet diese Ablehnung offenbar als Gütesiegel und Beleg, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben.
Im weiteren Gespräch unterscheidet Franziskus zwischen der Tradition und einer „traditionalistischen Ideologie“. Die Tradition wachse durch den „Dialog mit der Welt“. „Der Dialog läßt wachsen.“ Wer keinen Dialog pflegt „bleibt verschlossen, klein, ein Zwerg“.
Die Enthüllungen
Das Buch sorgte in den Massenmedien weniger wegen dieser Aussagen für Aufsehen, sondern deshalb, weil Franziskus darin enthüllte, am Ende seiner Zeit als Jesuitenprovinzial von Argentinien, im Alter von 42 Jahren, für ein halbes Jahr die Hilfe einer jüdischen Psychologin beansprucht zu haben.
Ebenso enthüllte er, sein Verständnis von Volk, das bereits einige Rätsel aufgab, vom deutschstämmigen, argentinischen Philosophen (Günther) Rodolfo Kusch übernommen zu haben.
Dominique Wolton konzentriert sich in seiner wissenschaftlichen Arbeit vor allem auf politische Kommunikation. Er war Direktor am bekannten, französischen Zentrum für wissenschaftliche Grundlagenforschung Centre national de la recherche scientifique (CNRS), das mit einem Milliardenhaushalt und mehr als 30.000 Mitarbeitern ausgestattet ist. Dort gründete er das Institut für Kommunikationswissenschaften, das er bis 2013 leitete. Er ist nach wie dort Schriftleiter der von ihm 1988 gegründeten Fachzeitschrift Hermès, die vom CNRS herausgegeben wird.
Das Kommunikationsmodell von Papst Franziskus
Der Vatikanist Sandro Magister vergleicht die „Nähe“, die durch das Gesprächsbuch zwischen Papst Franziskus und Wolton entstanden ist, mit der zwischen Franziskus und dem italienischen Journalisten Eugenio Scalfari,
„einem anderen Meister der Gottlosen, der vom Papst mehrfach zu Gesprächen gerufen wurde mit der Gewißheit, daß Scalfari anschließend ihr Gespräch auf seine Weise niederschreiben und veröffentlichen würde, zur Erbauung eines guten Images für Franziskus in partibus infidelium“.
Auch das, so Magister, ist Teil „des Kommunikationsmodells, das Bergoglio liebt“. Warum?
„Weil er in einem Interview mit einem geeigneten Gesprächspartner einem breiten Publikum mehr sagen kann, als in den offiziellen Texten. Er kann den Schleier lüften zu seinem wirklichen Denken.“
Die „radikalste“ Botschaft und die „leichten Sünden“
Magister wirft einen Blick in Woltons Gesprächsbuch, um das Gesagte zu erklären. Darin erklärt Papst Franziskus, ein Jahre vor dem jüngsten Mißbrauchsskandal durch den Pennsylvania Report und das Viganò-Dossier, warum für ihn der sexuelle Mißbrauch durch Kleriker „nicht so sehr ein Problem von Moral und Sex ist, sondern der Macht und besonders der klerikalen Macht, die er im Wort ‚Klerikalismus‘ verdichtet“.
Und noch ein Beispiel:
Als Wolton ihn fragt, warum nicht stärker die „radikalste“ Botschaft des Evangeliums zu hören sei, „die Verurteilung des Geldwahnsinns“ antwortet Franziskus:
„Das ist so, weil gewisse in ihren Predigten und auf den theologischen Lehrkanzeln lieber über Moral reden. Es gibt eine große Gefahr für die Prediger, und das ist, nur die Moral zu verurteilen, die – mit Verlaub – unter der Gürtellinie liegt. Aber von den anderen Sünden, die die schwerwiegendsten sind: der Haß, der Neid, der Stolz, die Eitelkeit, den Anderen zu töten, das Leben zu nehmen…, von ihnen wird kaum geredet. In die Mafia einzutreten, geheime Abkommen zu treffen… ‚Bist Du ein gute Katholik? Also zahl mir Bestechungsgeld.‘“
Und Franziskus weiter:
„Die Sünden des Fleisches sind die leichtesten Sünden. Weil das Fleisch ist schwach. Die gefährlichsten Sünden sind die des Geistes. Ich spreche vom Angelismus: Stolz, Eitelkeit sind Sünden des Angelismus. Die Priester haben die Versuchung – nicht alle, aber viele –, sich auf die Sünden der Sexualität zu fokussieren, die ich die Moral unter der Gürtellinie nenne. Aber die schweren Sünden sind woanders.“
Angelismus, „engelhafter“ Schein, meint im Spanischen eine intellektuelle Perversion.
Wolton antwortet im Buch: „Aber das, was sie sagen, wird nicht verstanden.“
Papst Franziskus: „Nein, aber es gibt gute Priester… Ich kenne einen Kardinal, der ein gutes Beispiel ist. Er hat mir anvertraut, indem er von diesen Dingen sprach, daß er, sobald jemand zu ihm kommt, um über diese Sünden unter der Gürtellinie zu klagen, sagt: ‚Ich habe verstanden. Kommen wir zum nächsten Thema‘. Er stoppt sofort, als würde er sagen: ‚Ich habe verstanden, aber schauen wir, ob du etwas Wichtigeres hast. Betest du? Suchst du den Herrn? Liest du das Evangelium?‘ Er gibt zu verstehen, daß es Fehler gibt, die sehr viel wichtiger sind, als die da. Ja, es ist eine Sünde, aber… Er sagt ihnen: ‚Ich habe verstanden‘ und geht zu anderem über. Umgekehrt gibt es gewisse, die, wenn sie in der Beichte von einer solchen Sünde hören, nachfragen: ‚Wie hast du das gemacht, und wann hast du das gemacht, und wie lange hast du das gemacht?‘… Und sie machen sich einen ‚Film‘ in ihrem Kopf. Aber die brauchen einen Psychiater.“
Minimalisieren der Sünden „unter der Gürtellinie“
Die Papstreise nach Panama findet einen Monat vor dem Mißbrauchsgipfel statt, den Franziskus für den 21.–24. Februar in den Vatikan einberufen hat. Dazu Magister:
„Es wird interessant sein, zu sehen, wie Franziskus bei diesem Gipfel sein Minimalisieren der Schwere der Sünden, die er als ‚unter der Gürtellinie‘ bezeichnet, mit der starken Betonung des Machtmißbrauchs der Klerikerkaste in Einklang bringen wird, die er mehrfach als Hauptursache des Desasters stigmatisierte.“
Und weiter:
„Nicht nur das. Man wird vielleicht auch etwas genauer verstehen, in welchem Maß sein Minimalisieren der sexuellen Sünden – und der im Klerus verbreiteten Praxis der Homosexualität – sein Schweigen und seine Toleranz gegenüber konkreten Mißbrauchsfällen erklärt, begangen von von Kirchenvertretern, auch hochrangigen, die von ihm geschätzt und begünstigt wurden.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshot)
„Die Sünden des Fleisches sind die leichtesten Sünden. Weil das Fleisch ist schwach. Die gefährlichsten Sünden sind die des Geistes. Ich spreche vom Angelismus: Stolz, Eitelkeit sind Sünden des Angelismus. Die Priester haben die Versuchung – nicht alle, aber viele –, sich auf die Sünden der Sexualität zu fokussieren, die ich die Moral unter der Gürtellinie nenne. Aber die schweren Sünden sind woanders.“
Leider Gottes gibt es in der modernen Kirche, wie sie dieses Pontifikat verkörert,keine Spiritualität mehr.
Stolz, Eitelkeit, Hass sind doch eben jene Sünden, die sich unmittelbar aus dem Fleisch nähren.
„Jeder, der seine Frau auch nur lüstern anschaut, hat in seinem Herzen Ehebruch begangen.“ sagt Jesus.
Der eitle Blick der Gefallsucht – ob er sich nun aus dem Hochmut oder dem Minderwertikeitskomplex nährt, ist dabei zweitrangig – , zieht doch eben die Lust in jede Faser des Körpers. Nichts anderes hat doch Johannes Paul II gelehrt in seiner Theologie des Leibes.
Und da dies nun einmal so ist, funktioniert der arglose Umgang zwischen Männern und Frauen nur bedingt oder eben gar nicht. Das Fleisch nimmt über die Augen sofort Kontakt auf.
Darum hielten Heilige den Blick so gut wie immer gesenkt, wenn sie mit dem anderen Geschlecht sprachen. Der heilige Franz von Sales sagte, man müsse eine Frau auch so ‚anblicken‘, dass man sie nicht anblicke. Er geißelte sich sogar für einen Priester, der einen zu freien Umgang mit Frauen in der Öffentlichkeit plegte.
So gesehen ist der Isalm ehrlicher im Umgang mit dem sexuellen Verlangen.
Die moderne Kirche heuchelt mit dem Zeitgeist einen problemfreien Umgang zwischen Männern und Frauen, bzw. tabuisiert die Gefahren eines zu freizügigen Umgangs gerade geweihter Personen untereinander.
Die Freizügigkeit hat vordergründig eine große spielerische Befreiung für Männer und Frauen gebracht, tiefergründig bewirkt sie, dass geweihte Personen seelisch krank und innerlich wie zerrissen sind. Und dies gilt nicht nur für geweihte Personen.
Sicherlich ist die Unkeuschheit eine Sünde, die am einfachsten geschehen kann. Sie ist aber auch der heikelse Bereich des personalen Menschen, inerhalb dessen sich der Mensch vollkommen verlieren kann und als Mensch letzten Endes verzweifeln und scheitern kann.
Darum ist die Lehre der Kirche immer gewesen, die Sexualität ausschließlich in den Schutzraum der Ehe zu stellen.
Die schweren Sünden sind sicherlich nicht „woanders“, wie der Papst meint. Nein, sie setzen genau unterhalb der „Gürtellinie“ an, weil hier der Mensch am stärksten manipulierbar ist.
Sicherlich darf man gerade im Bereich des 6. Gebotes am wenigsten richtem. Das lernen auch die Väter des orthodoxen Mönchstums, weil Gott es sonst zulässt, dass wir morgen in eine Sünde fallen, über die wir gestern noch einen Menschen abgeurteilt haben.
Aber sie ist darum nicht die leichteste, sondern angesichts 50 Mio Abtreibungen weltweit pro Jahr wohl eher die schwerste Sünde. Und sie wird auch nicht besser dadurch, dass sie von fast allen begangen wird.
Es gibt eine Lesart der Geschichte vom Sündenfall, der ich sehr viel abgewinnen kann. In ihr ist die Mitte des Baumes im Garten der männliche Phallus. Der Garten ist der Mensch selbst. Gott gibt nun die Weisung, der Mensch dürfe von allen Früchten des Gartens essen, aber nicht vom Baum aus der Mitte des Gartens, wenn er nicht aus dem Garten vertrieben werden will und seine Gottesbeziehung nicht verlieren will.
Allein die Ehe rechtfertigt den Gebrauch der Sexualität.
Insbesondere bei der Frage nach der Berufung zu einem Weiheamt ist der Umgang mit der eigenen Sexualität immer noch „der neuralgische Punkt“. So sagt es Prälat Georg May.
Der Papst bezieht sich auf die Beichtpraxis eines ihm bekannten Kardinals, der beim 6. Gebot sofort das Thema wechselt:
“ … ‚Ich habe verstanden, aber schauen wir, ob du etwas Wichtigeres hast. Betest du? Suchst du den Herrn? Liest du das Evangelium?‘ Er gibt zu verstehen, daß es Fehler gibt, die sehr viel wichtiger sind, als die da. Ja, es ist eine Sünde, aber… Er sagt ihnen: ‚Ich habe verstanden‘ und geht zu anderem über. …“
Der Kardinal handelt richtig, denn das Insistieren auf Zusammenhänge ist eine schwere Todsünde für den Geistlichen. So sagt es auch der Priester Gregorius Hesse in einem Vortrag.
Aber Franziskus geht in die falsche Richtung, wenn er diese Sünden banalisiert: „schauen wir, ob du etwas wichtigeres hast.“
Ihm ist nur recht zu geben, wenn dieses Übergehen auf die Ursachen für die Unkeuschheit hinlenkt. Denn diese liegen tatsächlich immer im geistigen Bereich. Das größte Sexualorgan ist der Kopf, und eigentlich stimmt nicht einmal das genau: es ist das blutende Herz als Ursache für die Unkeuschheit.
Ursache ist fast immer das Gefühl nicht genügend geliebt zu sein.
Es geht also um das Anerkennen und Nichtanerkennen der eigenen Grenzen und Ohnmachten.
Die Unkeuschheit verweist direkt auf meine Beziehung mit Gott: in welcher Beziehung steht meine begrenzte Person zu Gott? Kann ich mich annehmen mit meinen eigenen Grenzen und begrenzten Möglichkeiten? Oder mach ich Gott Vorhaltungen, da er mich nicht schöner, anziehender, attraktiver, intelligenter, kräftiger gemacht hat?
Der Unkeuschheit liegt ein Schmerz zugrunde, der meinem Hochmut entstammt.
Sie ist die luziferische Sünde, des Mehr-sein-Wollens-als-ich-Bin.
Ich will mehr, anders, geliebter sein.
Dieses Nichtwollen und Nichtannehmen meiner Grenzen hat seinen Ursprung in der Seele, die Gott anklagt für ihre Schwächen und Begrenzungen, die sich nicht abfindet und ihr Fiat spricht, sondern wie der rebellische Engel sagt: Ich will mehr sein, ich will anders sein. Der Seelenschmerz wird ausgfochten auf dem Schlachtfeld der Gedanken. Der Gedanke des Undankes oder der Nichtannahme (meiner Begrenzug) wiederum baut Druck auf, die über das ‚Fleisch‘ an die Sexualorgane weitergegeben wird.
Wir sprechen dann von einem Sündenfall, der dann die Unkeuschheit als eine Art Trieb abbauende Droge folgt.
Das erste ist aber immer der Hochmut, der darin besteht, mich nicht so anzunehmen wie ich von Gott geschaffen ist.
Wer sich selbst annimmt mit all seinen Begrenzungen fällt so leicht nicht mehr in die Seelenkrämpfe von Hass und Neid. Er freut sich am Glück der anderen, ohne selber etwas haben zu wollen, für das Gottes Vorsehung ihn nicht geschaffen hat.
Die entscheidende Frage ist doch nun, wie der Mensch dahin kommen kann, sich selber anzunehmen und in seiner Schwäche seine Fülle (nämlich den Willen Gottes) zu sehen.
Er kommt dahin durch das Gebet und das Betrachten des Wortes Gottes, sowie das unbedingtt Halten der göttlichen Gebote, was selbst für die Mönche phasenweise ein tägliches Martyrium ist. Doch auf dem Weg der Gebotstreue entsteht noch im Schmerz eine unergründliche Freude, die den Menschen mit der Gnade Gottes erfüllt. Die Mönchsväter der Orthodoxie reden hier von „Durchgottung“.
Schade, dass Papst Franziskus diese Zusammenhänge nicht sieht und vielleicht auch gar nicht sehen kann, weil seine Spiritualität sich stark aus den Gedanken der Humanität und des Sozialismusses ableitet.
Zum Teil vorbildhaft verhält er sich im Nichtrichten. Ob er so aber als Lehrer und Hirte aus der Tiefe ihres Dubkels führen kann, ist fraglich. Er gibt im Grunde nichts, außer die Mahnung nicht zu richten. Und dies, so der Eindruck, wird dann zu seiner ganzen Theologie und zu seiner einzigen ‚Richtung‘.
Dann haben wir es mit einer begleitenden feldlazarettartigen Kirche zu tun, die zu weinge Impulse der Ethik und Moral gibt und die das Kind nurmehr antrifft, wenn es bereits in den Brunnen gefallen ist, ohne zu sagen, wie weitere Stürze zu vermeiden sind.
@ Alfons
Vergelt’s Gott für diese Darlegung. Sehr wertvoll, ja wichtig zu wissen. Nur das rechte Wissen (im Einklang mit den Geboten Gottes und der Morallehre) kann helfen, von der Reue auch zur steten Besserung im Verhalten bzw. Umgang mit siche selbst und anderen zu gelangen.
Das ist unglaublich. Er sagt folgendes: Wenn einer seiner Bischöfe/Kardinäle unter der Gürtellinie ein Kind missbraucht hat, dann ist seine passende Antwort: Ich hab verstanden, hast du etwas wichtigeres? Und anschließend fährt er seelenruhig zum Mißbrauchsgipfel. Wenn Benedikt XVI. so etwas gesagt hätte.…
Möglicherweise hat der Papst, bei allem kritikwürdigen, hierbei nicht unrecht:
Die Sünden das 6. Gebot betreffend sind am Ende nicht die,
die die größte Schuld darstellen. Von älteren Leuten habe ich auch schon gehört,
das in der Beichte diese Dinge betreffend intensiv nachgefragt wurde.
Ob nicht das Übel, dass wir durch unsere Zunge anrichten,
die größere Sünde darstellt? Oder das, was wir an Gutem mutwillig unterlassen haben?
Natürlich sind die Sünden wider den Geist die schwersten.
Aber wie sieht das bei Bergoglio in der Praxis aus?
„aber schauen wir, ob du etwas Wichtigeres hast. Betest du? Suchst du den Herrn? Liest du das Evangelium?“
Das wirkt, mit Verlaub, wie ein Abdriften vom Konkreten ins höchst Diffuse. Kein gläubiger Mensch kann von sich sagen, genug zu beten, genug den Herrn zu suchen, genug das Evangelium zu lesen. Darüber hinaus wird es schwer sein, hier so etwas wie einen allgemeinen Maßstab zu finden.
Noch schlimmer verhält es sich mit Stolz und Eitelkeit. Auch diese Sünden sind idR schwer fasslich. Allenfalls stellen sie ein Motiv für konkretes Fehlverhalten dar, zB konkrete Kränkungen, Demütigungen, Verspottungen, ev. auch Geldverprassung. Per se erscheint mir eine Aussage: „Ich bin dieses Jahr zu stolz gewesen“ ziemlich leer und unergiebig.
Die Sünden „unter der Gürtellinie“ hingegen sind höchst konkret. Der Sünder kann in diesen Fällen genau sagen, was er verbrochen hat, er ist sich dessen nicht nur konkret bewusst, sondern kann es auch ganz konkret darstellen und ebenso ganz konkrete Besserungsvorsätze fassen.
Letztlich wirkt mir Bergoglios Darstellung wie eine Aufforderung zur Aufweichung des Beichsakraments mittels substanzlosen Geschwafels.
Und dass die „schweren Sünden“ woanders seien, ist überhaupt eine ungeheure Aussage, gerade im Falle der aktuellen Missbrauchsvorwürfe.
Man merkt die Absicht und ist verstimmt.
Ganz abgesehen davon, dass es daneben auch noch so Kleinigkeiten wie Ehebruch gibt, unten denen unzählige Familien zusammengebrochen sind.
„Die Sünden des Fleisches sind die leichtesten Sünden.“
Dem muß ich widersprechen. Das ist eine beispiellose Verharmlosung. Diese Sünden ziehen den Bruch des Zölibatsversprechen, Ehebruch, Mißbrauch nach sich.
Zitat Papst Franziskus:
„Die Sünden des Fleisches sind die leichtesten Sünden.“
Mal sehen, was der heilige Apostel Paulus dazu sagt.
Paulusbrief an die Galater 5, 19–21(wenn auch in wortmäßig abgeschwächter Übersetzung):
„19 Die Werke des Fleisches sind deutlich erkennbar: Unzucht, Unreinheit, Ausschweifung,
20 Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Jähzorn, Eigennutz, Spaltungen, Parteiungen,
21 Neid, maßloses Trinken und Essen und Ähnliches mehr. Ich sage euch voraus, wie ich es früher vorausgesagt habe: Wer so etwas tut, wird das Reich Gottes nicht erben.“
Also fassen wir zusammen. Papst Franziskus meint, die Sünden des Fleisches seien die leichtesten Sünden. Doch der heilige Apostel Paulus, dessen Briefe Teil der heiligen katholischen Glaubenslehre sind, sagt wer die Sünden des Fleisches begeht, wird das Reich Gottes nicht erben.
Was für eine Diskrepanz, was für ein Unterschied. Vertrauen wir also auf das, was seit 2000 Jahren Glaubensgut der katholischen Kirche ist, mit den Früchten unzähliger Heiliger und Märtyrer, Wunder und Zeichen die Gott geschehen ließ, die genau das glaubten.
Oder lassen wir uns auf Ohrenschmeichler ein? Leben wir etwa nicht in den Zeiten, wo die Menschen die gesunde Lehre nicht mehr vertragen? Wie Paulus sagte?
Hier muss man mit dem Verstand bewusst unterscheiden, was richtig und was falsch ist. Nicht sich nur auf das Gefühl und das Herz verlassen, sonst wird man von falschen Geistern in die Irre geführt. Wie sagte Karl-Heinrich Waggerl sinngemäß einmal, dass das Herz nicht zur Vernunft fähig ist?
Ohne Verstand sind wir den Tieren gleich, der Verstand macht uns erst zu Menschen. Wenn jemandem das Gefühl sagt, es sei richtig anderen zu helfen, und der Verstand verdrängt ist, werden Zustände wie in Deutschland durch die Migration von Wirtschaftsmigranten erst möglich. Sie sind die unverschämten Profiteure des Syrien-Krieges. Auf dem Rücken der syrischen Kriegsflüchtlinge haben hunderttausende Nichtsyrer illegal Asyl erschlichen. Denn sie wären nie auf den Kontinent Europa gelassen worden, hätte es den Vorwand Syrien-Krieg nicht gegeben.
Ich hätte hier einen Verbesserungsvorschlag anzubringen:
„Ohne Verstand sind wir den Tieren gleich, der Verstand macht uns erst zu Menschen.“
Alternativ:
„Ohne Vernunft sind wir den Tieren gleich, die Vernunft macht uns erst zu Menschen.“
Und:
„Wie sagte Karl-Heinrich Waggerl sinngemäß einmal, dass das Herz nicht zur Vernunft fähig ist?“
Alternativ:
… dass das vom Trieb und der Leidenschaft (also von den vom bösen Geist eingegebenen Gedanken) genährte ‚Herz‘, „nicht zur Vernunft fähig ist“.
Nach dem heiligen Augustinus hat die ‚Vernunft‘ ihren Sitz im Herzen.
Da das Herz aber sozusagen die Mitte des Körpers darstellt – es liegt ziemlich genau in der Mitte des Brustkorps – ist es ’nach unten hin‘ (Leidenschaften, mit denen sich der Mensch selber quält) offen, aber auch ’nach oben hin‘. (menschlicher und göttlicher Geist)
Das Herz muss sozusagen auswählen, welche Gedanken es aufnimmt und durchlässt in die Glieder des Körpers – womit es den Körper nährt.
Denn das Herz ist der entscheidende Seismograph für Gutes und Böses.
Der Herz ist nicht die gleichzusetzen mit dem Gefühl.
Das Gefühl ist eher dem leidenschaftlich-sinnlichen Bereich zuzuordnen, während die Intuition aus dem ‚reinen‘ und für Gott ‚brennenden Herzen‘ kommt. Das reine Herz hat Geistunterscheidung. Es verfügt über die Herzensschau. Dem Verhalten nach kommt das reine Herz aus der Demut und dem Gebet.
Die Heiligen, wie etwas Anna-Katharina Emmerick sahen und hörten alles auf verborgen-mystische Weise mit dem Herzen. Emmerick erklärte es so, dass das Herz dann über den Apparat des Kopfes (als eine Art ein Fernseher also würden wir heute sagen) die Bilder des Schauens und Betrachtens kreiert.
Das Herz wird von den Gedanken angetrieben, also vom guten (Gott und seinen Engeln) oder bösen Geist (Luzifer und seinen Engeln).
Und je nachdem, welcher Stimme es lauscht und folgt, deren Taten begeht es auch: die Taten des Fleisches, oder die Taten der christlichen Nächstenliebe und Barmherzigkeit.
Auch in diesen Kommentaren herrscht die Verwirrung vor. Ich zitiere: Die Sünden des Fleisches sind die Leichtesten und die Sünden die Sünden des Geistes die Schwersten. Es hört sich ja so an als hätten wir Menschen ein Ränking der Sünden. Jede Sünde ist eine Beleidigung Gottes und der Mensch ist doch nicht berechtigt zu sagen : Es war nur ein Bisschen. Ich hätte es doch noch viel Schlimmer machen können. Sünde heisst doch „Ich habe Gott beleidigt in einer Dimension, die ich auf Erden nicht ermessen kann, sondern, die ich erst vor dem Richterstuhle Gottes in ihrer vollkommenen Dimension ermessen werde.
Die Sünden des Geistes kommen ja direkt aus der Begierde des Fleisches. Und umgekehrt gilt es genau so: Die Sünden des Fleisches werden verstärkt und genährt aus den Sünden des Geistes.
Nun mag man einwenden wollen, die Engel hätten als reine Geister doch keine Sünden des Fleisches begehen können.
Und darum wird auch gesagt, ihre Sünde seien unermesslich verwerflicher – nämlich verdammenswert – gewesen.
Ich meine, es gibt hier für den Bereich des Geistes noch eine andere Lesart.
Auch der Engel Gottes hat sozusagen seine ‚fleischlichen‘ Sünden. Nur dass sie nicht das Fleisch sind, sondern das je höhere Licht Gottes.
Dieses Licht Gottes wird ihm zur Versuchung, wenn er es besitzen will. Wenn er es ‚für sich‘ haben will, um aus ihm zu herrschen.
In der Anbetung wäre ihm das Licht von alleine zugekommen. Es hätte ihn immer mehr durchgottet.
Denn auch die Engel sind insofern offenbar versuchbar, weil Gott sich seiner gesamten Schöpfung, Engeln wie Menschen, sukzessive und unendlich offenbart; ist seine Schönheit und Größe doch Unundlichkeit.
Dieses Voranschreiten und Gezogenwerden nennen wir Liebe oder eben auch ‚brennendes Herz‘.
Wenn wir also unterscheiden zwischen Sünden des Fleisches und Sünden des Geistes, werden wir verwirrt. Wir müssen letztlich auch die Materie des Fleisches dem Geist zurechnen, aber doch nur insofern als dass hinter dem Fleisch der Geistschöpfer steht und sich in seiner Schöpfung offenbart.
Das Fleisch soll Raum der Geistanbetung werden; dann kommt es Hypostase von Geist und Fleisch, indem der Geist in der Anbetung Gottes das Fleisch zum Leib saktamentalisiet.
Und dann noch ein Wort zum Richten.
Wir richten auf zweierlei Weise:
1.) Wir richten, wenn wir sündigen durch die Taten des Fleisches, ohne es in der Verantwortung Gottes zu sakramentalisieren (Ehe).
Dann gilt, was Paulus in Römer 2,5 schreibt:
„Du aber mit deinem verstockten und unbußfertigen Herzen häufst dir selbst Zorn an auf den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes.“
Sünden, die nicht gebeichtet, sondern vergessen werden, lagern sich als dicke Geistschlacken im Unterbewusstsein der Seele ab. Sie bleiben wirksam wie ein gespartes ‚Guthaben‘ bis zum Tag des Gerichts.
Außer in der Selbstanklage der Beichte werden sie sakramental ausgelöscht. Auch das Unterbewusstsein wird frei, so dass der Mensch heil werden kann.
Dann gibt es die Sünden des Richtens über andere, die ich noch sehe (verurteile), und womit ich selbst mich als noch unheil ausweise. Der Neid ist ein sicheres Zeichen für ein Verlangen im ‚Geiste‘, das ich selber noch nicht angegeben habe. Wenn ich etwas bei anderen beneide, ersehne ich es noch.
Dann kommt es dazu, wie es Gerontas Porphyrios zu einem geistigen Kind sagte:
„Wir sollen den Sünder lieben, aber die Sünde hassen.“
Das heißt wir verurteilen, weil wir eigentlich (noch) ‚die Sünde lieben und den Sünder hassen‘.
Bezüglich Röm 2, 1–4 handelt Franziskus richtig und mit seiner Warnung in der Beichte ‚keine Steine von oben herab auf reumütige Sünder zu werfen‘ handelt er in der Tradition der Mönchsväter.
Denn die Möchsväter sagen, wenn du einen Menschen sündigen siehst und ihn verurteilst, ist es als wenn du einen Menschen von einem Löwen angefallen und kämpfen siehst – und von außen (durch dein Richten) noch Steine auf ihn wirfst.
Auch Predigten und Belehrungen, die dem Sünder lieblos entgegengestzt werden, vertreiben ihn. Die Unterweisung hat im Forum internum ‚immer‘ mit Liebe zu erfolgen.
„Darum, o Mensch, kannst du dich nicht entschuldigen, wer du auch bist, der du richtest. Denn worin du den anderen richtest, verdammst du dich selbst, weil du eben dasselbe tust, was du richtest.
Wir wissen aber, dass Gottes Urteil recht ist über die, die soches tun.“ (Röm 2,1–2)
„Wir können den anderen Menschen am besten helfen durch unsere Heiligung.“ D.h. indem wir von der Sünde, die wir sehen frei sind, weil wir sie in der Beichte aus unseren Seelen ausgelöscht haben und schon sehr lange nicht mehr begehen; wenn wir uns durch ein Gelübde in der Erinnerung an unsere Taufe versprechen, diese oder jene Sünde bspw. für ein Jahr nicht mehr zu begehen. Danach richten sich ja auch die Versprechen innerhalb der Orden aus.
Wenn wir die Sünde nicht mehr begehen, sehen wir den Sünder nicht mehr als Sünder an, sondern als ein geliebtes Kind Gottes, dass mit dem Teufel kämpft und darin eigentlich sein Kreuz hat. Wir blicken mit LIebe, Mitleid und Barmherzigkeit auf den Sünder. Denn die Sünde ist dem kein Gut, der das Gnadenleben in Gott gekostet hat; und sei es auch nur durch die Intution des Glaubens im Ort des brennenden Herzens; und sei es auch nur durch die Erfahrung, dass wir nach jeder Sünde feststellen müssen: ‚die Kirche hat mit ihren Geboten doch recht‘. Sie dient mit ihren Weisungen dem Menschen, weil sie ihn zu Gott führen will.
Nur wer selber nicht mehr sündigt, kann den ‚verlorenen Sünder‘ mit der Liebe Gottes anblicken, die dieser braucht, um sich von der Sünde lösen zu können. Wer selbst noch sündigt und auf andere ‚Sünder‘ richtend schaut, richtet und verurteilt, was eigentlich nur Gott zukommt. Alle anderen müssen schweigen und dürfen sich dem Wort Gottes in der Verkündigung nur mit ‚reinen‘ Herzen, Lippen und Händen zuwenden. Denn durch das verkündete Wort Gottes spricht Gott selbst zu den Menschen im Geist; aber eben durch den ‚geheiligten‘ Priester.
Wer unheilig richtet, vermisst sich und richtet sich selbst. Er treibt die Menschen aus der Kirche.
Denkst du aber, o Mensch, der du die richtest, die solches tun, und tust auch dasselbe, dass du dem Urteil Gottes entrinnen wirst?
Oder verachtest du den Reichtum seiner Güte. Geduld und Langmut? Weißt du nicht, dass dich Gottes Güte zur Buße leitet?“ (Röm 2, 3–4)
Darum brauchen wir mütterlich betende, eben marianische Priester, die mit Demut und Gelduld im Gebet die Menschen anblicken. Der demütige Priester, so Gerontas Porphyrios zieht die magnetisch an Menschen, auch ohne Worte. Denn wo ein reiner Priester ist, geschehen wieder die Wunder wie zu Zeiten der Bibel. Überall wo dieser lebendige Glaube ist, ist Jesus gegenwärtig und Gemeinde bildet sich.
Wenn wir nach LaSalette oder andere Gnadenorte blicken, haben wir ein exponentielles Wachstum der Menschenansammlungen. Erst kommen 10, dann 50, dann 100, 500, 1000 … Ende offen. Alles ist möglich.
Wenn wir den verloren Sohn oder Bruder ‚richten‘ (i.S. von verurteilen, beschimpfen, ihm drohen …) , dann nur weil wir als Söhne oder ältere Bruder selber nicht im heiligen Hause Gottes sind, wo Gott sich über uns als Vater fast wundert, wenn er durch die Worte Pauli spricht, wer andere verurteilt, richtet sich selbst – und wenn er im Gleichnis vom verlorenen Sohn den Vater sagen lässt: „Was mein ist, ist doch auch dein.“
Wer also wirklich beim Vater und dessen Heiligkeit (Fülle) ist, ist froh und satt; er ist von überfließender Liebe und Sehnsucht gegenüber dem ‚verlorenen‘ Sohn, so dass er ihn schon erwartend von der Ferne aus kommen sah.
Nur was wir glauben, bewirken wir.
Denn der liebende Blick des Glaubens ist der Magnet, der Menschen unwiderstehlich anzieht. Wo Gottes Liebe in eines Menschen Herz brennt, da lebt und blüht der Glaube (wieder auf).
(Zu empfehlen sind die Enzykliken zur Heiligung des Priesters ‚haerent animo‘ von Pius X, sowie ‚Sacerdotii nostri Primordia‘ von Johannes XXIII. Diese habe ich bei Falkmedien kostenfrei erhalten; dank dem Falkmedien. siehe unter:
https://www.falkmedien.de/navi.php?qs=pastor+bonus&search=)