(Buenos Aires) Der Jesuitengeneral Arturo Sosa Abascal ernannte Pater Rafael Velasco zum neuen Provinzial der Ordensprovinz Argentinien und Uruguay. Die Ernennung sei „das Schlimmste vom Schlimmsten“, so der spanische Kolumnist Francisco Fernandez de La Cigoña. Von 1973 bis 1979 war Jorge Mario Bergoglio, der heutige Papst Franziskus, Provinzial dieser Provinz.
Der neue Provinzial war bis 2014 Rektor der Katholischen Universität von Cordoba (UCC). Er tritt für die Anerkennung der Homosexualität und die Einführung des Frauenpriestertums ein und versichert, nach wie vor an der marxistischen Befreiungstheologie festzuhalten.
Seine diesbezüglichen Ansichten äußerte er in einem Interview mit dem argentinischen Journalisten Mariano Saravia 2013. Velasco forderte damals „Reformen“ in der Kirche, die neben der Anerkennung der Homosexualität und der Zulassung des Frauenpriestertums auch die Beseitigung der Römischen Kurie, des „letzten mittelalterlichen Hofstaat mitten im 21. Jahrhundert“ umfaßte. Bei den Bischofsernennungen sollte „die Gemeinschaft mehr mitreden“.
Auf den Einwand, Papst Johannes Paul II. habe das Frauenpriestertum definitiv ausgeschlossen, antwortete Velasco, daß Papst Franziskus die Frage einfach „wieder öffnen“ könne. Es gebe „nichts, was der Papst nicht öffnen kann. Der Papst oder ein Konzil“.
Es seien „logische“ Konsequenzen zu ziehen, „wenn eine homosexuelle Person dieselben Normen der Liebe und der Treue lebt, die wir von den Heterosexuellen verlangen, dann müssen wir sie total für die Sakramente rehabilitieren, angefangen mit der Kommunion.“
Der ehemalige Rektor der katholischen Universität bestritt in dem Interview die Unfehlbarkeit des Papstes, wenn er ex cathedra zu Fragen der Glaubenslehre und der Moral spricht. Laut Velasco sei die Unfehlbarkeit in Glaubensfragen „zu demokratisieren“.
Die marxistische Befreiungstheologie sei, so der Jesuit, „die Wirklichkeit, wenn man das Wort Gottes von den Armen liest“. Die Kirche habe „immer“ Politik gemacht, „aber die einzigen, die bestraft wurden, sind Ernesto Cardenal und Fernando Lugo“.
Cardenal, einer der Priester, die im Sog des Marxismus zu bewaffneten Revolutionären wurden, war ab 1979 Minister der sandinistischen Revolutionsregierung in Nikaragua und Lugo wurde als Kandidat eines Linksbündnisses zum Staatspräsidenten von Paraguay gewählt. Cardenal, verlor 1987 sein Amt wegen Einsparungen. 1990 wurden die Sandinisten bei den ersten freien und demokratischen Wahlen vom Volk abgewählt. Cardenal bekennt sich dennoch weiter als „Sandinist, Marxist und Christ“.
Lugo gewann 2008 die Wahlen, wurde ab 2012 seines Amtes enthoben. Soeben mußte er die Vaterschaft eines zweiten Kindes anerkennen, das er ebenfalls in seiner Zeit als Bischof von San Pedro mit verschiedenen Frauen gezeugt hatte. Das erste Kind hatte er bereits 2009 anerkennen müssen. Lugos persönlicher Lebenswandel wurde als „Ohrfeige für die Kirche“ kritisiert.
Wegen der heterodoxen und häretischen Positionen von P. Rafael Velasco nannte Francisco Fernandez de La Cigoña heute seine Ernennung zum neuen Jesuitenprovinzial von Argentinien und Uruguay „eine Schande“.
„Das einzig Positive an der Nachricht ist, daß die argentinischen und uruguayischen Jesuiten nur mehr weniger als 200 sind, von denen hundert oder fast 80 Jahre oder älter sein müssen. Nur 50 Jesuiten werden jünger als 60 sein, von denen dieser mit 52 Jahren zu den jüngsten in der Provinz gehört.“
Die Fälle Velasco in Argentinien und Wucherpfennig in Deutschland zeigen, um nur die beiden jüngsten zu nennen, dazu die skandalösen Aussagen des Ordensgenerals Arturo Sosa im vergangenen Jahr, daß es sich nicht nur um marginale Einzelfälle handeln kann, sondern der Jesuitenorden ein grundsätzliches Problem zu haben scheint.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: InfoVaticana