
Ein Gastkommentar von Hubert Hecker.
Welchen Anteil haben Homosexuelle am pädokriminellen Komplex? Diese Frage stellte sich in Deutschland erstmals im Frühjahr 2010. Damals befeuerte das Treiben übergriffiger Lehrer die öffentliche Debatte.
Am kirchlichen Canisiuskolleg in Berlin oder dem Ettal-Internat in Bayern waren ebenso wie in weltlichen Schulen jahrelang Missbrauchstäter in der Betreuung junger Menschen eingesetzt. Sogar hochangesehene Reforminstitute wie die Wiesbadener Helene-Lange-Schule und die von der UNESCO ausgezeichnete Odenwaldschule entpuppten sich als Orte kontinuierlichen Missbrauchs an Schutzbefohlenen. Zu dem inzwischen geschlossenen Elite-Internat bleiben die Zahlen in Erinnerung: Von bis zu 20 Lehrern einschließlich des schwulen Direktors wurden mindestens 132 Schüler im geschlechtsreifen Alter missbraucht. Die Päderasten waren hier wie in den anderen Schulen vorwiegend übergriffige Homosexuelle.
Ein Großteil von Homosexuellen begehren geschlechtsreife Jungen
In der damaligen Medienöffentlichkeit wurde der Zusammenhang von Homosexualität und Missbrauch weitgehend tabuisiert, von Homosexuellenverbänden sogar bestritten. Eine Gegenstrategie der Homolobby (so die Selbstbezeichnung von queer.de und anderen) besteht in der Verwirrung durch Begriffe: Pädophilie als eigene sexuelle Identität müsse strikt von Homosexualität getrennt werden.

Tatsächlich sind pädophil orientierte Männer sexuell vorwiegend an vorpubertären Kinderkörpern interessiert. In den oben beschriebenen Fällen ging es aber um Jungen von Beginn der Pubertät bis zum Abschluss der Geschlechtsreife. Die sexuelle Präferenz oder Vorliebe von Männern für junge Burschen im Alter von 11 bis 17 Jahren heißt Ephebophilie oder Päderastie. Sie ist eng mit Homosexualität verknüpft. Magnus Hirschfeld, Begründer der Sexualwissenschaft, schätzte in seinem 1914 publizierten Hauptwerk, dass 45 Prozent der Homosexuellen ephebophil orientiert sei. Zwei empirische Studien aus den 50er und 60er Jahren bestätigten diese Tendenz: Von 222 befragten homosexuellen Männern gaben jeweils 24 Prozent die untere Grenze des bevorzugten Partneralters mit einem Wert zwischen 13 und 16 bzw. zwischen 17 und 19 Jahren an. In diesem Altersrahmen erstreckte sich damals die Phase der Geschlechtsreife. Als Resümee der Forschungen ist festzustellen: Ein hoher Anteil von Homosexuellen hat eine starke Neigung, pubertierende Jungen und geschlechtsreife Adoleszenten sexuell zu begehren.
Mit diesen Daten und Definitionen im Hintergrund soll der Ausgangsfrage weiter nachgegangen werden: Welchen Anteil haben Homosexuelle am pädosexuellen Komplex in der Kirche? Nach 2010 sind eine Reihe von Forschungsstudien publiziert worden, die sich mit Missbrauch von Kindern und Jugendlichen im kirchlichen Bereich beschäftigten.
- An erster Stelle ist die John-Jay-Studie des renommierten John Jay Colleges der Universität der Stadt New York zu nennen. Das Kriminalistitut legte 2011 eine von der Kirche beauftragte Metastudie zu allen Bistümern der USA vor.
- Der jüngst erschienene Pennsylvania-Report der Grand Jury von Pennsylvania erforschte die Personalakten von sechs der acht Diözesen dieses Bundesstaates.
- Für Deutschland ist die Leygraf-Studie von Norbert Leygraf u. a. von 2012 relevant. Darin werden die Tätergutachten aus den Jahren vor 2010 untersucht.
- Schließlich ist die kürzlich von der Deutschen Bischofskonferenz vorgestellte MHG-Studie von Professoren aus Mannheim, Heidelberg und Gießen (daher das Akronym MHG) einzubeziehen. Daraus sind insbesondere das Teilprojekt 5 interessant, eine Metastudie zu 40 Missbrauchsforschungen, sowie das zweite Projekt, in dem Interviews mit Missbrauchstätern vorgestellt und ausgewertet wurden.
Annäherung an die Zahl der homosexuellen Missbrauchstäter

Ausgangspunkt für die folgende Untersuchung sind die unbestreitbaren Opferdaten aus den bisherigen Studien. Im Pennsylvania-Report ist auf Seite elf zu lesen, dass 81 Prozent der Opfer Jungen im Kindes- und Jugendalter war. Die Zahl stimmt überein mit den 80 Prozent der männlichen Opfer, die die John-Jay-Studie für die klerikalen Missbrauchsvergehen in den gesamten USA recherchiert hatte. Die MHG-Studie (Teilprojekt 5) bestätigt diese Tendenz für Deutschland. Danach sind 78,6 Prozent der Opfer männliche Minderjährige. Im Einzelnen waren nach der John-Jay-Studie von den missbrauchten Jungen 12 Prozent unter 11 Jahren und 41 Prozent zwischen 11 und 14 Jahre alt. In die Kategorie der Adoleszenz von 15 bis 17 Jahren fielen 27 Prozent.
Aus diesen Daten ist eine erste Folgerung als vorläufige und allgemeine Hypothese zu ziehen:
Wenn über zwei Drittel der Missbrauchsopfer (68 Prozent) geschlechtsreife Jungen waren, spricht das deutlich für einen ephebophil-homosexuellen Hintergrund der Vergehen.
Selbstverständlich ist bei dieser These vorauszusetzen, dass der Anteil der homosexuellen Geistlichen in der Kirche höher ist als im gesellschaftlichen Durchschnitt. (Nach der CDC-Befragung von 2013 bezeichneten sich 1,6 Prozent aller Männer der USA als homosexuell.) Entsprechende Daten zu Klerikern gibt es nicht. Schätzungen sprechen von 10 bis 30 Prozent. Eine mittlere Größe von 20 Prozent wäre demnach wahrscheinlich. Dieser Schätzzahl schließt sich Wunibald Müller an, der jahrzehntelang in der Therapie von missbrauchsbeschuldigten Priestern tätig war. Auch nach der Leygraf-Studie sind Homosexuelle unter Geistlichen „deutlich überrepräsentiert“.

Auf die Frage, welchen Anteil die besagten 20 Prozent der homosexuellen Kleriker an den Missbrauchstaten hatten, ist aus den genannten Untersuchungen keine Antwort zu ersehen. Nur zwei kleinere empirische Studien geben eine datenbasierte Orientierung: 34,9 Prozent der missbrauchsbeschuldigten Kleriker ordneten sich der homosexuellen Orientierung zu, 6,7 Prozent bekannten sich zu Bisexualität. Im Hinblick auf diese Daten kann die oben aufgestellte allgemeine Hypothese nunmehr präzisiert werden: In Bezug auf den mutmaßlich zugrundegelegten 20 Prozent-Anteil Homosexueller an der Gesamtheit der Geistlichen war ein etwa doppelt so hoher Anteil von homosexuellen Klerikern an Missbrauchsvergehen an pubertierenden und adoleszenten Jungen beteiligt.
Es gibt seit 2010 Stimmen in der konservativ-kirchlichen Publizistik, die aus dem Anteil der Jungen-Opfer von 80 Prozent ein gleich hohes Niveau von Homosex-Tätern erschließen wollen, also ebenfalls 80 Prozent. Diese Hypothese ist auf den Prüfstand zu stellen – auch unter Einbeziehung von Gegenargumenten. Dabei kommt man nicht um die Mühe herum, aus dem statistischen Zahlenmaterial eine datenbasierte Anteilszahl zu ermitteln:
▪Unter der Verhältniszahl von 80 Prozent Jungen-Opfern waren 12 Prozent männliche Kinder unter 11 Jahren (in der HMG-Studie deutlich mehr). Diese Opfer werden gemeinhin pädophilen Tätern zugerechnet. Pädophilie als sexuelle Fixierung von Männern auf vorpubertäre Jungen und Mädchen gilt als eigene sexuelle Orientierung. Die müsse strikt von Homosexualität getrennt werden, wie die Homo-Verbände nicht müde werden zu betonen. Daher dürften diese Täter und ihre Opfer nicht der Homosexualität zugerechnet werden.
Dagegen sprechen folgende Daten: In der Gesamtgesellschaft ist das pädophile Begehren nach Kindern etwa gleich verteilt auf Jungen und Mädchen. Ein signifikanter Unterschied besteht aber im Durchschnittsalter der pädophilen Opfer: bei Mädchen um 8 Jahren, bei den begehrten Jungen deutlich höher bei 11,5 Jahren, also im Bereich der Frühpubertät. Wegen dieser spezifischen Faktoren kommt die psychiatrische Fachliteratur zu der Feststellung, dass es neben der heterosexuellen Pädophilie mit der Fixierung auf kleine Mädchen eine homosexuell orientierte Pädophilie als Knabenliebe gibt. Die Differenzierung erlaubt es, zwei verbreitete Anschauungen als fehlerhaft abzuweisen: Eine (summarische) Gleichstellung von Pädophilie mit Homosexualität ist ebenso falsch wie die Behauptung, das Begehren nach vorpubertären Jungen habe nichts mit Homosexualität zu tun.
Jedenfalls ergibt sich aus den bisherigen Erwägungen der Schluss, dass Pädophilie an männlichen Kindern ebenso wie Ephebophilie an geschlechtsreifen Jungen als eine Ausprägung der homosexuellen Orientierung anzusehen sind. Zudem ist es nach dieser Erörterung berechtigt, neben den 69 Prozent an missbrauchten Jungen zwischen 11 und 17 Jahren auch die 12 Prozent missbrauchter Knaben und ihre Täter der Homosexualität zuzurechnen.
▪Bei der Frage nach der Täterquote ist Folgendes zu berücksichtigen: Die Verhältniszahl der missbrauchten Jungen von 80 Prozent kann nur dann mit einer entsprechenden Täterzahl gleichgesetzt werden, wenn es sich dabei nur um Täter an jeweils einem Opfer handelt. Tatsächlich sind aber Mehrfachtäter in Rechnung zu stellen. 149 Priester, 3,5 Prozent der Beschuldigten im John-Jay-Report, waren als Serientäter für 2.960 Missbräuche verantwortlich an 26 Prozent aller Missbrauchsopfer. Wegen der vorwiegend homosexuell-ephebopilen Mehrfachtäter reduziert sich die Quote der Beschuldigten: Wenn z. B. 20 homosexuelle Kleriker je vier Jungen missbrauchen sowie weitere 20 Priester je ein Mädchen, so ist bei einem Verhältnis der Opfer von 80 zu 20 das der Täter 50 zu 50.“

Es stellt sich die Frage, um welchen bezifferbaren Anteil die Täterzahl gegenüber der Opferzahl von 80 Prozent zu vermindern ist. Aus dem Pennsylvania-Report geht hervor, dass Serientäter überwiegend homosexuell waren und nur relativ wenige heterosexuell. Dann ist es realistisch, den Anteil der homosexuellen Mehrfachtäter von 3,5 auf 3 Prozent zu reduzieren und damit auch die 26prozentige Opferquote auf etwa 20 Prozent zurückzusetzen. Von 80 Prozent der männlichen Opfer wären demnach ein Viertel den Serientätern zuzuordnen. Aber auch an den verbleibenden 60 Prozent der missbrauchten Jungen waren nicht nur homosexuelle Täter an je einem Kind übergriffig geworden. Wegen der kleineren Anzahl der Täter, die an zwei oder mehr Kindern Missbrauch verübten, muss die Täterquote weiter reduziert werden – etwa auf 50 Prozent. Wenn zu dieser Quote die drei Prozent Serientäter dazugerechnet werden, ergibt sich eine Gesamtquote der Homosex-Täter von etwa 53 Prozent, die an 80 Prozent der Opfer (den Jungen und männlichen Jugendlichen) Missbrauch begangen haben.
▪ Bei der Tätergruppe mit Beschuldigung nur zu einem Opfer bestand ein großer Teil der Missbrauchshandlungen in „unangemessenen Körperberührungen“, mit 29,5 Prozent der größte Anteil von Übergriffen (MHG-Studie). Unter jener Kategorie wurden leichte Körperkontakte, auch durch die Kleidung, aber nicht an den primären und sekundären Geschlechtsorganen zusammengefasst. Im Einzelfall kann ein Armstreicheln, Knuffen oder Über-die-Haare-Streichen dazugehören. Zu diesen Handlungen an Jungen wurden nachweislich auch heterosexuelle Geistliche beschuldigt. Deren Anteil ist nicht bekannt, er dürfte aber relativ klein sein und müsste ebenfalls von den bisher ermittelten 53 Prozent von Homosex-Tätern abgezogen werden. Gleichfalls ist um diesen kleinen Prozentanteil von heterosexuellen Tätern das Niveau der homosexuell missbrauchten Opfer von 80 Prozent herabzusetzen.
Als Ergebnis dieser Berechnungen tendiert die Quote von homosexuellen Missbrauchtätern auf 50 Prozent zu. Dieses Zahlenniveau kann durch die oben erwähnte empirische Studie aus dem MHG-Bericht bestätigt werden, wenngleich es für die US-Kirche um acht Prozent höher liegt. Bei dem 20prozentigen Anteil der Homosexuellen an der Gesamtheit der Kleriker wäre deren Täterquote um das Eineinhalbfache größer. Die Zahlen sind als Annährungswerte anzusehen. Aber sie sind aus den gegebenen empirischen Daten mit rationaler, nachprüfbarer Argumentation in Bezug auf die Täter-Opfer-Konstellationen abgeleitet. Wer etwas anderes behaupten will, müsste diese datenbasierten Nachweise widerlegen.
Auf dem Hintergrund der Zahlenverhältnisse ist die Antwort auf die eingangs gestellte Frage schlussendlich so zu formulieren:
Für bis zu 80 Prozent der Missbrauchsopfer – Missbrauch begangen an Jungen und männlichen Jugendlichen – waren homosexuelle Täter verantwortlich.
Durch Mehrfachtäterschaft liegt der Anteil homosexueller Täter an der Gesamtzahl der Täter bei etwa 50 Prozent.
Anders ausgedrückt:
Etwa 50 Prozent homosexuelle Täter sind für rund 80 Prozent der Mißbräuche verantwortlich.
Unter der Berücksichtigung, dass das Zahlenniveau wegen Schätzzahlen und weiteren Unsicherheitsfaktoren um einige Prozentpunkte vermindert werden könnte, lautet die vorsichtigere Schlussfolgerung, aber eben deshalb relativ sichere These:
- Für mehr als drei Viertel der Missbrauchsopfer waren homosexuelle Kleriker verantwortlich in einer Größenordnung, die ihr Anteil von 20 Prozent am gesamten Klerus um mehr als das Doppelte überstieg. Entsprechend unterproportional fiel der Anteil der heterosexuell orientierten Priester an Missbrauchshandlungen aus.
Amerikanische Missbrauchsberichte unter dem Druck der Homo-Lobby
Die John-Jay-Studie, auf den sich die aufgeführten Berechnungen beziehen, kommt ist seiner Auswertung allerdings zu ganz anderen Folgerungen und Schlüssen. Doch was ist der Hintergrund dafür? In den USA haben die dortigen Homolobby-Organisationen schon weit früher als in Europa enormen Druck auf Medien und staatlichen Institutionen aufgebaut, um kritische Anfragen und Aussagen über Homosexuelle zu unterbinden. Diesem Druck beugte sich offenbar auch das John-Jay-Institut für Kriminalistik bei seiner kirchlich beauftragten Studie. Die folgende kritische Analyse zeigt die (homo-) ideologische Schlagseite der betreffenden Studie.

Schon im Forschungsansatz verengte man die Missbrauchsgründe auf psycho-soziale Faktoren – hauptsächlich „Defizite bei Intimitäten und persönlichen Beziehungen“ sowie verwirrte oder unreife Identitäten. Diese Kategorien übernahm die Studie aus den Ergebnissen von Therapiegruppen, an denen 40 Prozent der übergriffigen Kleriker teilnahmen. Die entsprechenden psychologischen „Merkmale“ der Täter lauten nach der MHG-Studie: „emotionale/sexuelle Unreife, Persönlichkeitsstörung, Alkoholmissbrauch, Verhaltensauffälligkeit als Jugendliche“. Daraus entspringen dann die Ratschläge, dass „Fort- und Weiterbildung, Supervision, Gesprächsgruppen und Psychotherapie“ mit emotionaler Nachreifung dazu beitragen könnten, pädophile und päderastische Präferenzstörungen „gut zu kontrollieren und zu kompensieren“. Dieser naive therapeutische Optimismus hatte in den Jahren vor 2000 dazu geführt, dass übergriffige Kleriker allzu schnell wieder als „geheilt“ in die Seelsorgepraxis zurückkamen – und auch rückfällig wurden.
In die Merkmalsliste der MHG-Studie ist auch Pädophilie aufgenommen, Ephebophilie dagegen weggelassen. Beide Vorgehensweisen sind als homoideologische Taktiken anzusehen: Pädophilie gilt als nicht-homosexuell (was nicht stimmt – siehe oben). Wegen der deutlichen Homosex-Bezüge der Ephebophilie wird diese Kategorie erst gar nicht aufgelistet. Jedenfalls ergibt sich aus dem verengten psychologischen Ansatz der John-Jay-Studie die logische Folge, dass die klinischen Daten keine Hinweise auf erhöhte Zahlen von homosexuellen Tätern erbrachten – ein Zirkelschluss.
Von Homosexualität ablenkende Zahlenspiele
Bei der Interpretation der Zahlen gingen die Studienmacher ebenso einseitig vor. Zu dem hohen Anteil von 80 Prozent an männlichen Opfern schlossen sie die zwingende Primär-Hypothese von homosexuellen Präferenztätern einfach aus. Ihre Gegenthese vom Missbrauch durch leichteren Zugang zu Jungen konnten sie aber mit den Zahlen nicht wirklich belegen:
- Der signifikante Anstieg von Jungen-Missbrauch zwischen 1964 und 1984 wurde mit mehr Gelegenheiten erklärt. Doch wieso sollte es in den 70er Jahren plötzlich einen „vermehrten Zugang der Priester zu Buben“ gegeben haben, der die Verdopplung der Zahl der Missbrauchsopfer gegenüber der Vorkonzilszeit erklären könnte? Vielmehr korreliert der Missbrauchsanstieg einerseits mit einer stetigen Zunahme von homosexuellen Priestern in jenen Jahren. Andererseits ist die Infragestellung der kirchlichen Sexualmoral durch den Konzilsgeist für die Missbrauchszunahme in Rechnung zu stellen. Der Rückgang der Missbrauchszahlen ab 1990 ist dagegen auf die zunehmende gesellschaftliche Ächtung und Strafverfolgung von Pädophilie und Päderastie zurückzuführen.
- Nach der Gelegenheitsthese interpretierte man auch den Anstieg von Übergriffen auf Mädchen zwischen 1990 und 2002, nämlich als vermehrten Zugang zu Messdienerinnen seit 1983. Dabei war das Zahlenniveau von missbrauchten Mädchen in jenen Jahren mit 30 Prozent genauso hoch wie im Jahrzehnt vor dem Konzil, als Kleriker weit weniger Zugang zu Mädchen hatten. Die Interpretationslinien der John-Jay-Studie erweisen sich als durchsichtige Konstrukte, um von den erdrückenden Datenhinweisen auf homosexuelle Täterschaften abzulenken.
Vertuschung der Homosextäter durch Medien und kirchliche Stellen
Nach dieser Fokussierung auf Täterprofile und Opferquoten ist noch einmal die Gesamtsituation in den Blick zu nehmen. Dabei ist daran zu erinnern, dass die übergriffigen Geistlichen vier Prozent des gesamten Klerus der USA ausmachten (in der MHG-Studie 4,4 Prozent).
Mithin war 96 Prozent der Priester bezüglich dieses Komplexes unbescholten.
Zu den homosexuell orientierten Klerikern ist festzuhalten:
Vermutlich ist eine große Minderheit von homosexuellen Priestern übergriffig geworden, aber eine Mehrheit von enthaltsam lebenden Homosexuellen eben auch nicht.

Gleichwohl bleibt festzuhalten, was Weihbischof Eleganti von Chur kürzlich in verschiedenen Stellungnahmen äußerte: Für die hohe Zahl von männlichen Missbrauchsopfern in der Kirche sind mit übergroßer Mehrheit homosexuelle Täter verantwortlich. „Das Verschweigen dieser Tatsache ist eine weitere Form der Vertuschung, die leider auch Kirchenverantwortliche in der Schweiz betreiben“ – sowie anderswo bis in die Spitzen der Kirche hinein. Auch der Papst verschweigt den Homo-Komplex beim Missbrauch. In seinem „Brief an das Volk Gottes“ als päpstliche Antwort auf den Pennsylvania-Report werden nicht einmal homosexuelle Geistliche als Täter benannt. Viele Medien vertuschen sogar den hohen Jungen-Anteil bei den Opfern und in der Folge die hohe Täterquote von homosexuellen Klerikern. Der SPIEGEL vom 22. 9. beschreibt in seiner Titelgeschichte von der Krise des Papstes und der Kirche allein das Leiden von zwei weiblichen Opfern aus Süd- und Nordamerika. Ähnlich die Süddeutsche Zeitung vom 15. 8., die zu dem Pennsylvania-Report zwei Geschichten von missbrauchten Mädchen aufführt. Wie bei der Flüchtlingskrise, als die Pressebilder und ‑texte hauptsächlich die Minderheit von Frauen und Kindern zeigten, wird in diesem Fall der unwahre Eindruck vermittelt, dass vorwiegend Mädchen missbraucht worden wären – mit dem ebenso falschen Subtext: von heterosexuell orientierten klerikalen Tätern.
Von Seiten der kirchlichen Homolobby geht man noch einen Schritt weiter, indem jene diffamiert werden, die den Zusammenhang zwischen Missbrauch und Homosexualität aufdecken. Die Diözese St. Gallen verbreitete ohne Bezug und Begründung mit Daten die absurden Behauptungen: Bei den bekanntgewordenen Missbrauchsfällen auf die vorwiegend homosexuellen Täter zu verweisen, sei für sie „unerträglich“. Außerdem verletzten die Hinweise Elegantis (auf Tatsachen) die Würde homosexueller Menschen. In Deutschland hat Pater Klaus Mertes SJ damit gedroht, diejenigen als homophob zu psychopathologisieren, die auf den hohen Anteil von homosexuellen Klerikern bei Übergriffen verweisen. Dabei weiß der langjährige Schulleiter genau, was homosexuelle Serientäter in den jesuitischen Kollegs und anderen kirchlichen Schulen an Opferleid angerichtet haben.
Homosexuelle Täter schieben ihre Verantwortung auf die Kirche ab
Auch die MHG-Studie bleibt – ähnlich wie die amerikanischen Berichte – bezüglich der homosexuellen Missbrauchstäter in vagen, teilweise entschuldigenden Aussagen stecken. Es wird vieles auf eine „unreife homosexuelle Neigung“ abgeschoben – ein „diagnostisch unbekannter Begriff“, wie Manfred Lütz in seinem Kath.net-Kommentar „Leider spektakulär misslungen!“ bemerkt.

Die Autoren der Studie betonen, dass „Homosexualität nicht eo ipso ein Risikofaktor für sexuellen Missbrauch“ darstellt. Aber sie versäumen es, das Ausmaß und die Formen darzustellen, nach denen homosexuelle Kleriker in überproportionaler Weise zu Tätern und nicht wenige zu Serientätern wurden. Daniel Deckers beschreibt in der FAZ vom 15. 9. einen solchen Fall. Manfred Lütz weist zu dem Teilprojekt 2, in dem homosexuelle Täter interviewt werden, gravierende Fehler nach. Aufgrund der einfühlenden Empathiegespräche der Interviewer übernahmen die Autoren der Studie vielfach die Entschuldigungsstrategien der Täter: Viele Missbrauchstäter schoben die Verantwortung für ihre schändlichen Taten auf die Gesellschaft und vor allem die Kirche ab. Bei solchen Einlassungen wäre nach Lütz der Vorhalt notwendig gewesen, „dass ein erwachsener Mann für seine Taten ausschließlich selber verantwortlich ist“. Stattdessen folgen die Autoren den Anklagen der Täter als „Vermutungen“ gegen die Kirche. Lütz nennt es einen der „Tiefpunkte“ in der MHG-Studie, wenn darin die mangelnde Datenanalyse mit Vorwürfen gegen kirchliche Lehren und Einstellungen kompensiert wird: „Die Haltung der katholischen Kirche zur Homosexualität, ja ‚eine für Teile der römisch-katholischen Kirche charakteristische Homophobie’ habe ‚zum sexuellen Missbrauch von Minderjährigen beigetragen haben können’“. Besonders diskreditierend für die Studienmacher ist die Anführung von Homophobie, die als Kampfwort zur Diffamierung jeglicher Kritik von der Homolobby gebraucht wird. Noch absurder ist es, den psychiatrischen Fachbegriff für eine krankhafte Angststörung als Missbrauchserklärung hervorzukehren. In Analogie zu einem berüchtigten Spruch des Homo-Aktivisten Rosa von Praunheim vor 50 Jahren heißt die Tendenz der MHG-Studie: Nicht die homosexuellen Kleriker sind verantwortlich für die von ihnen begangenen Missbräuche an minderjährigen Opfern, sondern die Kirche mit ihrer Bewertung von praktizierter Homosexualität und Päderastie als Sünde.
Manfred Lütz befürchtet, dass mit dieser „mangelhaften Studie“ die notwendige Hilfe der Wissenschaft bei der Durchleuchtung der kirchlichen Missbrauchsfälle „diskreditiert wird“.
Text: Hubert Hecker
Bild: Medium/DBK/Attorneygeneral.gov/USCCB (Screenshots)