(Rom) Papst Franziskus stattete gestern der in Rom tagenden Vorsynode zur Amazonassynode einen überraschenden Besuch ab.
Gestern fand die Eröffnung der Vorsynode zur Bischofssynode über die Amazonas-Region statt, die Papst Franziskus für Oktober 2019 nach Rom einberufen hat. Rund 30 Delegierten haben sich in Rom versammelt, um die Synode vorzubereiten. Es handelt sich um die 18 Mitglieder des Synodenrates und 13 Amazonas-Experten.
Papst Franziskus nahm überraschend an der Eröffnung teil und signalisierte durch seine Anwesenheit, daß der Synode höchste Aufmerksamkeit zukommt. Der Papst übernahm formell den Vorsitz und erinnerte die Delegierten daran, daß sie zwar nun in Rom tagen, die Synodenvorbereitungen aber bereits im Januar während seines Peru-Besuches in Puerto Maldonado begonnen haben. Dort traf sich Franziskus mit Vertretern der Amazonas-Indios. In einem Kurzinterview für Vatican News betonte das Kirchenoberhaupt, daß die Vorsynode in der „Peripherie“ vorgedacht wurde und diese daher entsprechend eingebunden sei.
„Garten von immensem Reichtum von den Mächtigen bedroht“
Tatsächlich fand in Puerto Maldonado noch mehr statt. Aus allen Staaten, die Anteil am Amazonas-Becken haben, fanden sich Bischöfe ein, die am Rande des Papstbesuches mit Kardinal Lorenzo Baldisseri, dem Generalsekretär des Ständigen Sekretariats der Bischofssynode, über die Amazonassynode sprachen.
Gestern bezeichnete Kardinal Baldisseri Amazonien als:
„Ein Garten von immensem Reichtum und immensen Naturressourcen, Heimat der indigenen Völker mit ihrer eigenen Geschichte und unverwechselbaren Wurzeln.“
Es sei aber zugleich auch ein Land, das durch „grenzenlose Ambitionen und die Ungeduld der Mächtigen zu beherrschen, bedroht“ werde.
Am 15. Januar, an dem die Apostolische Reise von Papst Franziskus nach Chile und Peru begann, erklärte Kardinal Baldisseri, daß die Amazonassynode der eigentliche „Hauptgrund“ für die Reise ist. Der Papst wolle „einen ersten Schritt“ setzen, „um Aufmerksamkeit für die Amazonassynode zu wecken“. So der Kardinal, der zugleich erstmals die Abhaltung einer Vorsynode andeutete.
Während des Aufenthaltes von Papst Franziskus in Puerto Maldonado hielt Kardinal Baldisseri die „erste Sitzung“ der Red Eclesial PanAmazonica (REPAM) und dem Generalsekretariat der Bischofssynode ab.
Synode und Vorsynode werden sich mit der sozialpolitischen und wirtschaftlichen Situation der Region und vor allem mit der ökologischen Frage befassen. Der Kardinal sprach von „pastoralen Herausforderungen für die Präsenz und die apostolische Aktivität der Kirche in einem großen und schwierigen Gebiet wie dem Amazonas“ und „einer Verstärkung des Hinhörens, der Begleitung und der Inkulturation der unterschiedlichen Dimensionen des Volkslebens mit seinen Traditionen und Ausdrucksformen“. Zudem betonte er, daß es dabei „nicht nur um Amazonien“ gehe. Vielmehr „können die Themen genauso auch für andere Teile des Planeten gelten wie Afrika und Asien, weshalb es wichtig sein wird, alle Bischöfe der Welt einzubinden“.
Synodenvorbereitung einer Partikulargruppe übertragen
Ein Novum der Amazonassynode ist, daß die Vorbereitungen einer Organisation übertragen wurden, deren Rechtsstatus in der Kirche unklar ist, und die Partikularinteressen vertritt. Gemeint ist REPAM, ein Ende 2014 offenbar eigens für die Synode geschaffenes „Netzwerk“. Die Initiative dazu ging von Brasilien aus, das den größten Anteil am Amazonasbecken hat. Mehr oder weniger aktive Ableger gibt es inzwischen in allen Staaten, die Anteil am Amazonas haben. Vorsitzender des REPAM-Netzwerkes ist der brasilianische Kardinal Claudio Hummes, Vorsitzender von REPAM-Brasilien der emeritierte österreichische Missionsbischof Erwin Kräutler.
Beide stehen in politischen wie kirchlichen Fragen am linken Rand, sind für die Abschaffung des Zölibats für Priester und für das Frauenpriestertum, engagieren sich für sozialaktivistische Anliegen und unterhalten beste Kontakte zu politischen Linken. Dazu gehört der wegen Bestechung zu neuneinhalb Jahren Gefängnis verurteilte Ex-Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva. Obwohl Lula im Gefängnis sitzt, hat ihn die Arbeiterpartei zum Präsidentschaftskandidaten für die Wahlen im kommenden Oktober gemacht.
Seit Dezember 2015 warnen Beobachter vor der Einberufung einer Amzonassynode – von der offiziell er seit Oktober 2017 geredet wird – in Wirklichkeit der Umsetzung einer Alt-68er-Forderung dienen soll: der Abschaffung des Priesterzölibats durch Zulassung verheirateter Priester.
Fest steht, daß die Amazonassynode über verheiratete Priester sprechen wird.
Was aber hat sich die Kirche von einer Synode zu erwarten, auf deren Ausrichtung zwei Gestalten wie Kardinal Hummes und Bischof Kräutler maßgeblichen Einfluß haben? Und was erwartet sich Papst Franziskus von einer Synode, mit deren Ausrichtung er Hummes und Kräutler beauftragt hat?
Der Videobericht von Vatican News – Italienische Ausgabe:
Das Kurzinterview mit Papst Franziskus von Vatikan News – Spanische Ausgabe:
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican News (Screenshot)
Zu den beiden abschließenden Fragen: Na ist doch glasklar,
1. die Kirche hat eine weitere Zunahme an spalterischen Tendenzen und Turbulenzen zu erwarten,
2. der Papst erwartet von der Synode genau das, was sich Hummes, Kräutler et al. erhoffen.
Die kirchlichen Alt-68er dürfen sich freuen.
Die „projektbezogene“ Gründung von Netzwerken mit unklarem Rechtsstatus und diffuser territorialer Bezugnahme „panamazonisch“ als Stellvertretergruppe („proxy actor“) paßt in die herrschenden hybriden Kommunikationsformen dieses Pontifikates. Es schafft die nötige „plausible deniability“, also die Möglichkeit, die Verantwortung für bestimmte, „heikle“ Vorhaben mit einiger Plausibilität abstreiten zu können, falls deren Umsetzung angesichts der binnenkirchlichen Reaktion (noch) nicht opportun erscheint (zum Kontext: https://kirchfahrter.wordpress.com/2017/05/01/hybride-kommunikationsmuster-im-kirchlichen-raum/).
Bemerkenswert am Rande, dass den vatikanischen Stellen offenbar „Reichtum und Ressourcen“ samt „Heimat, Wurzeln und Geschichte“ der „indigenen Völker“ – anders als dies bei europäischen Völkern der Fall ist – doch sehr am Herzen liegen…
Es wird immer offensichtlicher, daß unser Papst hinterlistig seine Interessen umsetzen will. Und die gründen auf dem Geist des Konzils.
Es wird also mit der Vertiefung der Spaltung innerhalb der Kirche weiter gehen.