(London) Bischof Athanasius Schneider, Weihbischof des Erzbistums Astana in Kasachstan, besuchte Anfang März England. Daniel Blackman von One Peter Five führte ein Interview mit ihm, bei dem zahlreiche aktuelle Themen angesprochen wurden, darunter die Evangelisierung, der Zika-Virus, die Freimaurerei, die Orthodoxen, die Juden, die Moslems. Nachfolgend das vollständige Interview in deutscher Übersetzung, ausgenommen die auf England bezogene Einleitung.
Die Beziehungen zu den Juden
Daniel Blackman machte zunächst auf die lange Reihe von jüdischen Konvertiten aufmerksam, die im Lauf der Geschichte Christus erkannten und sich taufen ließen. Einer der jüngsten Beispiele ist der ehemalige orthodoxe Rabbiner Jean-Marie Eli Satbon. Die vatikanische Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum erklärte jedoch im Dezember 2015, daß es keine Missionierung von Juden mehr gebe.
Blackman: „Stimmt das? Handelt es sich um eine Korrektur der bisherigen Lehre und Praxis?“
Bischof Schneider: Das ist wirklich falsch. Das widerspricht den Worten Unseres Herrn, der gesagt hat: „Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern“. Er hat nicht gesagt: „alle Völker außer das jüdische Volk“. Er hat gesagt, „alle Völker“, „tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes‘“. Jesus hat gesagt: Wenn ihr nicht glaubt, werdet ihr das Leben nicht haben. Das hat er auch zu den Juden gesagt und sagt es auch zu den Juden von heute. Auch sie müssen dem Bund mit Gott gehorchen, den Jesus errichtet hat. Deshalb haben die Apostel zu den Juden in den Synagogen gepredigt.
Für 2000 Jahre hat die Kirche immer für die Bekehrung der Juden gebetet. Das ist ein Akt der Barmherzigkeit und der Liebe. Die Kirche lädt die Juden ein und ermutigt sie, zu Christus zu kommen. Viele Juden haben sich bekehrt, einige von ihnen sind Heilige geworden. Alphonse Ratisbonne gründete einen Orden zur Evangelisierung des jüdischen Volkes. Das gilt immer auch für mich, und kein Dokument der Kirche kann es aufheben, weil das den Worten Unseres Herrn widersprechen und die Apostel und alle immerwährenden und unveränderlichen Worte der Kirche seit 2000 Jahren dementieren würde.
Blackman: Dieses Dokument kommt aus dem Inneren der Kirche, von einem offiziellen Organ des Vatikans. Wie ist das möglich?
Bischof Schneider: Das ist sehr traurig. Dieses Dokument ist weder unfehlbar noch will es das sein. Es ist kein authentischer Ausdruck des Lehramtes. In der Geschichte der Kirche wurden pastorale Dokumente erlassen, die nur von befristeter Natur waren und Irrtümer enthielten, und dieses Dokument enthält Irrtümer. Was nicht unfehlbar ist, kann sich als fehlerhaft erweisen. Ich wiederhole, daß die Kirche immer ausschließlich die ex cathedra oder durch das universale Lehramt ausgedrückten Aussagen gelehrt hat, das, was die Päpste und die Bischöfe im Laufe der Jahrhunderte gelehrt haben. Das erwähnte Dokument enthält dagegen eine neue Doktrin, eine Meinung, eine neue Theorie.
Blackman: Die Bischofskonferenzen von England und Wales und von Deutschland haben um eine Änderung der Karfreitagsbitte für die Juden im überlieferten Ritus ersucht, damit er der derzeitigen interreligiösen Praxis mit den Juden angepaßt wird. Handelt es sich dabei um eine gute Sache? Stimmt etwas nicht mit der derzeitigen Karfreitagsbitte?
Bischof Schneider: Ich weiß nicht, was sie wollen, aber wir müssen der Wirklichkeit in die Augen schauen. Es ist gegen die Nächstenliebe und die Liebe für die Juden. Wenn ich sie liebe, will ich, daß sie Jesus kennen und lieben lernen und daß sie durch das kostbarste Blut Jesu gewaschen werden können, und daß sie die Allerheiligste Dreifaltigkeit kennenlernen. Deshalb muß ich für ihre Bekehrung beten. Ich widerspreche: die deutschen und englischen Bischöfe repräsentieren nicht die Gesamtheit des Episkopats. Es gibt mit Sicherheit – und ich kenne einige – Bischöfe, die mit dieser Position nicht einverstanden sind. Ich denke nicht, daß diese Meinung korrekt ist. Sie wird von einer Verwaltungsnomenklatur eingeflößt, die den Anspruch erhebt, alle Bischöfe eines Landes zu vertreten. Diese Funktionsweise der Bischofskonferenzen ist grundsätzlich sehr problematisch. Sie ist gegen die göttliche Struktur der Kirche.
Die Beziehungen zu den Moslems
Blackman: Sie leben in einem Land, in dem 70 Prozent der Bevölkerung moslemisch ist. Was ist Ihre Erfahrung, in einem mehrheitlich moslemischen Land zu leben? Gibt es Zusammenarbeit oder Konflikt? Bekehren sich die Moslems zum katholischen Glauben?
Bischof Schneider: Gott sei Dank herrschen Frieden und Harmonie. Die Leute sind sehr tolerant und es gibt keine Feindseligkeiten. In der Mentalität und der Kultur der Menschen gibt es keinen Extremismus, und die Regierung unterstützt aktiv den interreligiösen Dialog. Sie ist sehr wachsam, um Extremismus zu verhindern, bis hin zur Landesverweisung.
Die Regierung organisiert Treffen, um miteinander die gemeinsamen Werte der Gesellschaft zu teilen. An diesen Treffen ist nichts Theologisches, sondern nur ein Beitrage zur Verbesserung des sozialen Lebens, was ich für sehr positiv halte. Die Gender-Ideologie zum Beispiel, die derzeit auf globaler Ebene mit diktatorischen Methoden aufgezwungen wird, findet Gott sei Dank keinen Raum, weil die Moslems dieselbe Meinung zu diesem Thema haben. Wir sind uns einig in der Verurteilung der Gender-Projekte und in der Prävention gegen jeden negativen Einfluß gegen die Familie.
Blackman: Hat die katholische Kirche einen Missionsauftrag gegenüber den Moslems?
Bischof Schneider: Ja, auch das ist unsere Mission, daß auch sie von Christus erlöst werden und Ihn kennenlernen, und genauso ist es gegenüber den Juden. Aber es ist natürlich schwierig, die Moslems in islamischen Staaten zu evangelisieren. Es ist sehr gefährlich. In diesen Ländern können wir aber zumindest unser Zeugnis geben und Präsenz zeigen. Ich habe Erfahrungen mit Personen der moslemischen Gemeinschaft, die beginnen, Christus zu suchen und sich zu fragen, welches die Wahrheit ist. So war ich in meinen persönlichen Kontakten Zeuge von Bekehrungen. Da wir Meinungs- und Handlungsfreiheit haben, weil wir in Europa noch nicht in mehrheitlich islamischen Staaten leben – ich betone noch nicht, weil die Dinge sich ändern können -, können und sollen wir missionarische Methoden gegenüber unseren islamischen Nachbarn anwenden, keine Proselytenmacherei, weil das moralisch nicht korrekt wäre, aber Evangelisierung.
Der Islamische Staat (IS) und die Unterwanderung Europas
Blackman: Europa hat zahlreiche islamische Terroranschläge erlebt, aber auch im Nahen Osten, Teilen Afrikas, in Pakistan und anderswo. Warum geschieht das?
Bischof Schneider: Nun, ich weiß nicht genau, wie sich der Islamische Staat (IS) gebildet hat. Es fällt aber nicht schwer, zu begreifen, daß es dem IS unmöglich wäre, über so viele Waffen zu verfügen, wenn er nicht von einer starken Macht finanziert und unterstützt würde. Der Waffenhandel ist von solcher Tragweite, daß das nicht möglich wäre, wenn nicht ein mächtiger Staat, vielleicht über Mittelsmänner, die Finanzmittel und die Waffen liefern würde, die sie brauchen.
Ein anderer Punkt, den ich betonen möchte, ist, daß die internationale Staatengemeinschaft – die USA, die NATO – über ausreichend Mittel verfüget, um den IS zu zerstören, und dies von Anfang an tun hätte können. Sie verfügt über exzellente Geheimdienste, die bereits vom Aufstieg des IS wußten, aber nichts unternommen haben. Die EU, die NATO, die USA haben nichts getan, obwohl sie wußten. Sie haben den IS nicht behindert. Sie haben eine immense Macht und dennoch haben sie die Bildung des Terrorphänomens IS zugelassen.
Blackman: Wissen Sie warum?
Bischof Schneider: Ich kenne nicht ihre Absichten, die Absichten der Mächtigen dieser Welt, der westlichen Staaten. Ich weiß nicht, warum sie ihn nicht blockiert haben. Wir können aber sagen, daß sie ihn indirekt unterstützt haben. Sie könnten politische Ziele haben oder die Absicht, die Invasion Europas durch große Massen von Moslems zu inszenieren, um eine Destabilisierung nicht nur im Nahen Osten, sondern bis in Europas Herz zu provozieren. Eine so große Anzahl von Personen einer anderen Kultur, mit einer radikalen Sichtweise des Islams werden mit der Zeit Konflikte und Spannungen mit der einheimischen Bevölkerung provozieren. Und das wird der Grund für Instabilität und generelle Verwirrung sein. Manch ein Mächtiger will vielleicht diese Instabilität für einen größeren Plan nützen.
Die Freimaurer in der Kirche
Blackman: Die Kirche hat eine jahrhundertelange Geschichte der Verurteilungen der Freimaurerei. Aus dem neuen Kodex des Kirchenrechts wurde dennoch jeder Hinweis auf die Freimaurerei eliminiert, und man sieht keine Dokumente und hört keine Stellungnahmen von Kirchenführern mehr dazu. Das vermittelt den Eindruck, daß die Freimaurerei nicht mehr gefährlich sei. Die freimaurerischen Logen haben sogar die Wahl von Papst Franziskus begrüßt.
Bischof Schneider: Die Freimaurerei ist grundsätzlich mit dem Christsein oder dem katholischen Glauben unvereinbar. Er ist grundsätzlich unvereinbar, weil das Wesen der Freimaurerei antichristlich ist. Sie leugnet Christus und leugnet die objektiven Wahrheiten. Sie fördert den Relativismus, der ein Widerspruch zur Wahrheit und zum Evangelium ist. Auf diese Weise werden doktrinelle Irrtümer der freimaurerischen Philosophie begünstigt. Das steht im Widerspruch zum christlichen und katholischen Glauben.
Die Freimaurerei hat auch einen esoterischen Aspekt, der nicht christlich ist. Sie hat Zeremonien und Riten esoterischen Charakters, was die Freimaurer offen zugeben, und diese Zeremonien widersprechen dem Glauben. Ihre Symbole und Rituale zeigen, daß die gegen die im Evangelium enthaltene göttliche Wahrheit sind. Diese Dinge beweisen, daß die Freimaurerei eine andere Religion ist. Ich wiederhole: Die Freimaurerei ist eine andere Religion. Sie ist eine Religion gegen Christus.
Auch wenn die Freimaurer gute Werke tun, philanthropisch tätig sind und so weiter, bleiben diese gefährlichen Aspekte. Ihre Philanthropie ist keine Rechtfertigung dafür, daß wir die Freimaurerei, vielleicht aufgrund ihres guten philanthropischen Wirkens, akzeptieren können. Ich werde ihre Lehren und ihre Rituale, die gegen die göttliche Wahrheit des Evangeliums sind, nie akzeptieren. Die Kirche wird sie nie akzeptieren können. Die Erklärung der Glaubenskongregation von 1983 über die Freimaurerei ist nach wie vor gültig. Laut dieser Erklärung ist es eine Todsünde, Freimaurer zu werden. Auch Papst Franziskus hat diese Bestimmung nicht geändert. Diese Lehre ist noch gültig und offiziell.
Blackman: Freimaurerische Internetseiten und Veröffentlichungen sprechen regelmäßig und wohlwollend von Papst Franziskus. Wie erklären Sie sich die wohlwollende Aufnahme von Papst Franziskus?
Bischof Schneider: Nun, sie sollten es uns konkreter sagen. Man versteht nicht, was sie mit ihren Erklärungen meinen. Es wird nicht klar, was ihre Absichten sind.
Blackman: 2013, auf dem Rückflug von Rio de Janeiro, sprach Papst Franziskus von einer freimaurerischen Lobby. Jüngst rief Kardinal Ravasi in der italienischen Tageszeitung Il Sole 24 Ore zu einem neuen Dialog und einem Teilen der gemeinsamen Werte mit der Freimaurerei auf. Hat die Freimaurerei in der Kirche gesiegt?
Bischof Schneider: Wir wissen natürlich, daß die Freimaurerei eine der Mächte mit dem größten Einfluß auf allen Ebenen der menschlichen Gesellschaft ist. Das ist offensichtlich. Grundsätzlich ist es daher einigermaßen logisch für die Anführer dieser einflußreichen antichristlichen Organisation, sich in die Organisation ihres Feindes zu infiltrieren. Es ist daher auch logisch, daß die Freimaurer im Laufe der Jahrhunderte versucht haben, und es ihnen wahrscheinlich auch gelungen ist, sich auf verschiedenen Ebenen in die Kirche einzuschleusen. Für mich ist das ganz klar.
Es ist schwierig einen Freimaurer zu identifizieren und konkret seine Zugehörigkeit zu beweisen. Es ist schwierig und gefährlich, weil man die falsche Person beschuldigen könnte. Das hat mit dem geheimen und esoterischen Charakter der Freimaurerei zu tun. Die Art, wie ein Kirchenvertreter, ein Priester, ein Bischof oder ein Kardinal spricht, kann nahelegen, daß er Kontakte mit der Freimaurerei hat. Wir hören häufig Kirchenvertreter wie Freimaurer sprechen und typisch freimaurerische Begriffe und Konzepte verwenden, kaum daß sie den Mund aufmachen. Es könnte sich um Mitglieder der Freimaurerei handeln. Es ist aber notwendig, das zu beweisen. Zudem stimmt es auch, daß viele wie Freimaurer sprechen und deren Geist haben, aber vielleicht nicht formal Mitglieder der Freimaurerei sind. Auch einige Bischöfe und Kardinäle sprechen eindeutig mit einem freimaurerischen Geist. Ich betone, daß das nicht bedeutet, daß sie formal Mitglieder der Freimaurerei sind.
Licht und Schatten beim Treffen mit dem orthodoxen Patriarchen
Blackman: Papst Franziskus hat soeben den orthodoxen Patriarchen von Rußland getroffen. Was denken Sie über diese Begegnung? Wird sie die Einheit mit Rom bringen oder zu einer synodalen Kirche führen, die die wiederverheiratet Geschiedenen zur Kommunion zuläßt?
Bischof Schneider: Zunächst: Die Begegnung ist ein Grund zur Freude, allein schon weil sie stattgefunden hat, weil die Orthodoxen eine starke Kirche sind mit schönen und authentischen Traditionen, den Ikonen, der Marienverehrung, den Engeln, den schönen und authentischen Liturgien, einer würdig zelebrierten Heiligen Messe, der Buße, dem Fasten, den monastischen Traditionen. Sie hat viele authentische katholische Werte bewahrt.
Ich denke, daß das Treffen politisch bedingt war. Es wickelte sich in aller Schnelle ab und war vor allem von politischen Beweggründen bestimmt. Und ich denke nicht, daß dieses Treffen dahingehend Einfluß haben wird, daß die Kirche synodaler wird, oder daß es Erleichterungen für den Empfang der Heiligen Kommunion durch wiederverheiratete Geschiedene geben wird, wie es sie in der orthodoxen Kirche gibt.
Ich teile die starken Erklärungen des Papstes und des Patriarchen zur Familie, gegen die Gender-Ideologie und gegen die Christenverfolgung. Was ich aber nicht teile, ist die Aussage über die Unierten. Das ist eine Ungerechtigkeit, weil die Unierten seit dem Konzil von Florenz im 15. Jahrhundert in Einheit mit dem Papst sein wollten. Dabei handelt es sich um eine positive Bewegung, die viele Früchte gebracht hat: Heilige und Märtyrer. Wir können nicht sagen, daß das ein Fehler gewesen sei.
Gleiches gilt für die Erklärung zur Proselytenmacherei, die eine Anklage gegen die katholische Kirche ist. Ich lebe in einer orthodoxen Region, und die Kirche betreibt keine Proselytenmacherei. Diese Erklärung ist ungerecht. Daher denke ich, daß der Heilige Stuhl dem Druck des Patriarchen nachgegeben hat. Es scheint, daß die Orthodoxen einige Dinge diktiert haben, und das ist gegen die Wahrheit und gegen die Gerechtigkeit. Ein solcher Dialog ist kein wahrer ökumenischer Dialog. Der Dialog muß auf menschlicher Ebene brüderlich und gleichwertig sein. Alle diese Kompromisse, die die Wahrheit und die Gerechtigkeit untergraben, bringen keine Früchte für eine wirkliche Einheit.
Die Kirche wird von innen angegriffen: Zika-Virus, „katholische Scheidung“, Verhütung …
Blackman: Papst Franziskus gewährte auf dem Rückflug von Mexiko eine Pressekonferenz. Dabei gab er einen Kommentar zum Zika-Virus und den Gebrauch von Verhütungsmitteln ab. Er zitierte den Fall von Ordensfrauen im Kongo und die Unterscheidungsgabe. Pater Lombardi SJ präzisierte den Kommentar des Papstes. Die philippinischen Bischöfe forderten darauf eine Änderung der kirchlichen Lehre in diesem Bereich. Handelt es sich wirklich um eine Debatte, der sich die Kirche stellen muß, oder handelt es sich um Manöver durch Personen innerhalb und außerhalb der Kirche, die wollen, daß die Lehre über die Verhütung geändert wird?
Bischof Schneider: Das ist eindeutig Teil eines Planes, um die Wahrheit der Kirche über die Moral und zum Thema Verhütung zu ändern. Es handelt sich um einen Plan, um großen Druck, der ausgeübt wird, und um ein Programm im Bereich der Verhütung. In der Kirche unserer Zeit existiert die Gefahr, einer De-facto-Zulassung der Scheidung durch weiteren Kommunionempfang. Das ist eine Leugnung der Unauflöslichkeit der Ehe auf der Grundlage der Praxis.
Blackman: Beziehen Sie sich auf den reformierten Ehenichtigkeitsprozeß?
Bischof Schneider: Ja, der reformierte Ehenichtigkeitsprozeß birgt, meines Erachtens, die Gefahr einer Banalisierung und einer Oberflächlichkeit im Prozeß selbst. In den neuen Regeln ist in sich die Drohung eines Angriffs gegen die Heiligkeit und Unauflöslichkeit der Ehe enthalten. Eine heilige Sache auf oberflächliche und hastige Weise, auf banale Weise zu behandeln, ist unverantwortlich. Theoretisch sind heute die neuen Bestimmungen im Widerspruch zur immerwährenden Praxis der Kirche, weil im Prozeß immer der Grundsatz der Vermutung für die Gültigkeit der Ehe galt mit dem Ziel, die Heiligkeit der Ehe zu verteidigen. Die neuen Normen hingegen vermuten von Anfang die Ungültigkeit der Ehe. Dabei handelt es sich um eine gefährliche Mentalitätsänderung.
Das ist ein Angriff durch den Geist dieser Welt, und dasselbe gilt bei der Verhütung. Die Wahrheiten der Kirche sind unveränderlich, und das bleiben sie auch. Papst Paul VI. in Humanae vitae und Papst Johannes Paul II. in Veritatis splendor und in Familiaris Consortio haben gelehrt, daß die Verhütung in sich immer ein Übel ist. Es gibt keine Umstände oder Ausnahmen, die eine in sich schlechte Handlung rechtfertigen. Die Päpste Paul VI. und Johannes Paul II. haben das bekräftigt.
„Ich habe keine Angst“
Blackman: Sie sprechen ausdrücklich über viele wichtige Fragen und geben den Gläubigen eine klare und wirklich katholische Unterweisung. Fürchten Sie nicht die Angriffe, die Sie treffen könnten? Sind Sie bereit, zum Ziel zu werden? Bischöfe können versetzt werden, Medienangriffe gestartet, der Ruf zerstört werden …
Bischof Schneider: Ich habe keine Ängste oder Zweifel was eventuelle Versetzungen oder Angriffe anbelangt, weil der Sinn meines Lebens und meines ganzen Strebens in der Wahrheit Christi besteht und darin, Gott treu zu sein. Ich will von Gott anerkannt werden, nicht von den Bischöfen, den Medien und nicht einmal vom Papst. Mit meinem Gewissen und meinem Versprechen in der Taufe und in der Bischofsweihe habe ich Christus versprochen, die Wahrheit rein und vollständig zu bewahren und sogar bereit zu sein, mein Leben dafür zu geben. Das ist mein Wunsch und mein Ziel. Es interessiert mich nicht, was die Leute denken. Es ist absurd, die menschliche Meinung zu fürchten, weil die sich morgen schon ändert. Ich muß nur das fürchten, was Gott denkt. Das Denken der Menschen geht schnell vorbei, das Denken Gottes bleibt. Ich bin vor allem darum besorgt, Gott wohlgefällig zu sein.
Ich bin Weihbischof einer Diözese. Ich bin zufrieden. Und wenn der Papst mich versetzen wird, werde ich es akzeptieren und gehorchen, und an jeden Ort werde ich meinen Wunsch mitnehmen, die Wahrheit zu verteidigen.
Blackman: Die Liebe ist die größte Tugend. Welche Liebestat, geistliche und körperliche, ist für die Christen von heute am dringlichsten?
Bischof Schneider: In der Wertehierarchie ist das am wichtigsten, was ewig und unsterblich ist: die Seele, die ewigen Werte und das ewige Leben. Deshalb sind die Liebestaten, die darauf abzielen, meinem Nächsten das ewige Leben und die ewigen Wahrheiten zu vermitteln, um ihm dabei zu helfen, seine Seele zu retten, die dringlichsten. Natürlich gibt es dann die unmittelbare Pflicht, einer Person in Schwierigkeit zu helfen, die Hunger hat und so weiter. Helfen ist eine natürliche Handlung, die getan werden muß. Als Katholiken denken wir aber nicht nur daran, Essen und Kleider zu geben. Wir müssen auch das Licht des Glaubens vermitteln, das sollte man nicht vergessen. Liebe Gott vor allem anderen, und liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst.
Gott verlangt von uns, Ihn zu lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all unserer Kraft und unseren Gedanken. Das hat Er für sich vorbehalten. Jesus hat uns gelehrt, die Nächsten wie uns selbst zu lieben und die Nächsten so zu lieben, wie Er uns geliebt hat. Daher sollen wir mit der Liebe Christi lieben. Er kam, um unsere Seelen zu retten, nicht vor allem oder nur unsere Körper. Und Er kam, um uns Seine göttliche Wahrheit zu schenken. Er hat Sein Blut für die Rettung unserer Seelen vergossen. Daher sollen wir einander lieben, wie Christus uns geliebt hat. Unsere erste Aufgabe ist es, Gott zu lieben und Gott und Seiner Wahrheit in unsrem irdischen Leben den Vorrang zu geben, so daß wir auch zum Martyrium für Christus bereit sind und die Nächsten lieben, wie wir uns selbst lieben und wie Christus uns geliebt hat, indem wir uns für das Wohl der Nächsten aufopfern.
Interview: Daniel Blackman (One Peter Five)
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Chiesa e postconcilio
Beten wir für den ehrwürdigen Weihbischof Athanasius Schneider. Dieser wahre Diener Gottes sollte für die Geistlichen ein Vorbild sein. Grossen Respekt verdienen etwa seine folgenden Worte, Zitat:
„Ich habe keine Ängste oder Zweifel was eventuelle Versetzungen oder Angriffe anbelangt, weil der Sinn meines Lebens und meines ganzen Strebens in der Wahrheit Christi besteht und darin, Gott treu zu sein. Ich will von Gott anerkannt werden, nicht von den Bischöfen, den Medien und nicht einmal vom Papst. Mit meinem Gewissen und meinem Versprechen in der Taufe und in der Bischofsweihe habe ich Christus versprochen, die Wahrheit rein und vollständig zu bewahren und sogar bereit zu sein, mein Leben dafür zu geben. Das ist mein Wunsch und mein Ziel. Es interessiert mich nicht, was die Leute denken. Es ist absurd, die menschliche Meinung zu fürchten, weil die sich morgen schon ändert. Ich muß nur das fürchten, was Gott denkt. Das Denken der Menschen geht schnell vorbei, das Denken Gottes bleibt.“
Vor Ihnen, hochwürdiger Bischof Athanasius Schneider, ziehe ich den Hut.
Herzlichen Dank, Herr Nardi, für die Übersetzung dieses Interviews! Und Gottes Segen weiterhin für Ihre Tätigkeit und Ihren Einsatz für den katholischen Glauben.
Vielen Dank an die Redaktion für diese Übersetzung und Veröffentlichung. Zwar las ich bereits das Interview auf Englisch, so ist es doch doppelt eindrücklich für den Geist, die Aussagen von Weihbischof Schneider in der eigenen Muttersprache zu lesen.
Immer wieder erhebend für Geist und Seele, wenn sich Weihbischof Schneider äußert. Das ist Verkündigung, die heute Not tut!
Das ist ein klares und überzeugtes Bekenntnis, das vor allem in seinem treu und wahrhaftig „auf Gott-hin-gerichtet-sein“ leuchtet.
Solche Hirten brauchen wir, das ist die Seelen lehren-leiten-heiligen!
Vergelt’s Gott an Weihbischof Schneider.
Weihbischof Schneider ist wahrer Bischof für die wahre Kirche. Was er sagt, wäre den meisten deutschen Bischöfen niemals über die Lippen gekommen.
Die Kritik an „Papst“ Franziskus hat es in sich: er hat nicht nur die „Unierten“ der Ukraine verraten, sondern verrät auch die Lehren der Kirche. Bischof Schneider sagt die Wahrheit. Und er ist mutig.
Gott segne und behüte Bischof Schneider!
Wunderbare, klare und glaubensvolle Worte von Weihbischof Athanasius Schneider. Besser kann man die Wahrheit des Glaubens nicht erklären. Weihbischof Schneider ist ein einsamer Rufer in der Wüste des Glaubens. Niemand in der Hierarchie wird ihm freudig zustimmen, zu verfahren ist die Situation in Rom und in der Weltkirche. Aber niemand kann wissen, welche Sendung oder Aufgabe ihm Gott zugeteilt hat. Es hat im Laufe der Kirchengeschichte ähnliche Situationen und Glaubensnot gegeben. Aber Gott hat dann zur rechten Zeit Glaubenszeugen gesandt, die dann die Kirche im wahrsten Sinne des Wortes gerettet haben. Es wird auch diesmal so sein, Gott verlässt uns nicht, wir müssen nur Geduld haben.
Auch ich möchte Exzellenz Schneider für seine klaren, mutigen und wahren Worte danken. Sollten seine Gegner wirklich gegen ihn in mittlerweile bekannter Manier vorgehen, dann kann man nur hoffen, dass die lehramtstreuen Bischöfe, Kleriker und Laien sich weltweit solidarisch zeigen und offen zu ihm stehen, denn nur dann wird dieser Teufelskreis des Bösen, der den mutigen Einzelnen zu zerstören trachtet, um an ihm ein Exempel zu statuieren, durchbrochen werden können.
@franzel Zu ihrem „Gotteswortkommentar““ und Ihre Antwort auf meinen Kommentar, darf ich kurz vielleicht hier noch sagen: Der Weg des Wortes geht stets vom Gedanken aus, und ist er es wert, dann will er ausgesprochen sein und ist er es dann, will er verwirklicht bzw. umgesetzt werden, oder auch sich VERKÖRPERN, durch die Tat, oder auch durch die STOfflichkeit selbst (Menschen, Häuser, Kriege etc.). Wenn Sie meinen Kommentar genauer lesen, werden Sie feststellen, dass ich Jesus das LICHT, als immerwährend und ewig beim Vater beschrieben habe, und glaube, dass Gott den GEDANKEN und das SPRECHEN, ganz konkret zu trennen weiß. Jesus BETETE jedesmal LAUT zum Vater, bevor Er Sein LICHT der Welt offenbarte und somit heilte. Auch die „Verkündigung“ durch den Engel, war Aussprache und kein GEDANKE oder TRAUM – sie war REAL sichtbar, hörbar, mit all unseren menschlichen SINNEN vernehmlich. Das LICHT ist Jesus Christus selbst und allein, ist GOTT allein und nur ER. Von IHM allein geht es auch aus. Die Engel sind nur ein ABGLANZ von SEINER HERRLICHKEIT und dessen. Das glaube ich. Danke für den Hinweis mit dem LOGOS und der Übersetzung, sie ist mir eine große Bereicherung und ich werde sie mir noch genauer betrachte. Gott segne Sie im Namen Jesus und in Seinem LICHT der Unterscheidung der Geister stets.
Dieser Bischof ist ein Juwel und eine wahre Freude für die Kirche. (natürlich ist er das nicht, für die ewigen Revoluzzer)
Ein Bischof, dem Respekt gebührt. Schade, dass es so wenige sind von seinem Schlag.
@ LL
Kennen Sie die Zahl der Bischöfe in der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche weltweit? Es sind Tausende! Die können Sie nicht kennen – daher ist Ihr Urteil mit einem Schlag nichts wert!
Geehrte @stellamaria, auch Ihnen herzlich alle guten Segenswünsche und danke für Ihre Zeilen. Vergelts Gott.
Bischof Athanasius Schneider hat mich vor allem auch beeindruckt mit seiner sehr guten Beschreibung des allerheiligsten Altarsakraments (ETWN/englisch): https://www.youtube.com/watch?v=LT0FGB24l8M — das ist für mich ein sehr grosser seelischer Halt wie er die Andacht, Demut und Geistigkeit hinsichtlich der Hl. Eucharistie beschreibt. Danke für diesen Artikel über diesen begnadeten Bischof.
Wie krass doch der Unterschied ist.
Wenn man einen Rechtgläubigen sprechen hört, dann stellt sich Wohlbefinden ein. Wenn vor 50 Jahren einer sich auf den Geist des Konzils berief, dann erzeugte er damit Pein.
Ja wirklich ein großartiger Bischof! Danke Exzellenz Schneider für diese mutigen Worte.
Ewiges Vergelt’s Gott, Exzellenz, die Immaculata, unter deren Schutz Sie stehen, wird siegen!
Athanasius Schneider, ein wahrer Katholik. Er verkündet die Wahrheit so, dass jeder sie erkennen kann. Danke ihm. Er wäre der wünschenswerte Hirt für jedes deutsche Bistum und reif für den Kardinalspurpur.
Mir ist die Logik völlig unverständlich, wonach sich die Amtskirche von der katholischen Religion, die mir noch meine Mutter als Kind beigebracht hat, in einer scharfen und lieblosen „Hermeneutik des Bruches“ distanziert, und im selben Atemzug die alttestamentarische Lehre in überschwänglicher (aber keineswegs erwiderter!)Liebe im Sinn einer „Hermeneutik der Kontinuität“ umarmt.
Seiner Exzellenz Bischof Athanasius Schneider ist bezüglich seiner Ansichten zu den Juden (wie in vielen anderen Punkten auch) voll und ganz zuzustimmen!
Ich finde die herbe Sprache von Exzellenz Schneider angemessen, von grosser Klarheit und sogar Schönheit. Dieser Mann ruht in sich und in Gott. Er widerspricht der oberflächlichen Friedens- und Harmoniesucht unserer Tage. Woher nimmt er nur diesen Mut? Er zeigt weltanschauliche Konfliktlinien auf. Er benennt die Sollbruchstellen mit Namen. Dass die führenden Kreise der westlichen Welt (also unsere politischen und teilweise sogar kirchlichen Eliten) insgeheim einer anderern Religion anhängen, habe ich so deutlich noch von keinem anderen derzeitigen Würdenträger gehört. Dieser Mann nennt Ross und Reiter. Er zeigt klare Kante: Was geht, und was nicht geht. Ihn kümmert es nicht, was die politischen und gesellschaftliche Mehrheitsmeinung ist, sondern geht in einer Art von heiligen Sturheit den Weg der Überlieferung. Was mich zusätzlich wundert: Warum spricht ausgerechnet ein Bischof, der in einem mehrheitlich muslimischen Land amtiert, die Wahrheit klarer aus, als seine Kollegen in westlichen Ländern, die doch auch guten Willens sind – oder jedenfalls sein sollten? Ticken in Kasachstan die Uhren anders als bei uns? Wahrscheinlich fehlen dort die verführerischen Netzwerke, unter denen wir hier in West- und Mitteleuropa zu leiden haben und die viele unserer Bischöfe so unter Druck setzen, dass sie es leider kaum noch wagen, gegen den Zeitgeist und seine Hintergrundmächte vorzugehen.
„Er zeigt klare Kante: Was geht, und was nicht geht. Ihn kümmert es nicht, was die politischen und gesellschaftliche Mehrheitsmeinung ist, sondern geht in einer Art von heiligen Sturheit den Weg der Überlieferung.“
Die letzten Bischöfe, die im deutschsprachigen Raum ähnliches wagten, hießen: Johannes Dyba, Walter Mixa, Franz-Peter Tebartz-van Elst, Wolfgang Haas, Vitus Huonder, Hans-Herrmann Groer, Kurt Krenn, Gerhard Wagner, Benedikt XVI. .
Deren Schicksal spricht Bände. Mag sein, dass sein Status als Weihbischof eines vermeintlich unbedeutenden Bistums am Ende der Welt ihn bislang vor einer innerkirchlichen Verfolgung schützte.
Hören wir nicht auf, für ihn zu beten!
Möge der Herr stets mit diesem herrlichen Bischof sein und ihn nicht zu Schanden werden lassen, möge der tapfere Bischof Schneider niemals zu schanden werden wie all die herrlichen Märtyrer, nach denen noch heute Kirchen benannt sind, und die noch heute, nach Jahtrausenden, Halt und Kraft und Trost und Mut geben können!