Die Weltfreimaurerei nach Bino Bellomo zwischen Wahrheit und Täuschung… (Teil 2)

Palladische oder satanistische Freimaurerei


Utensilien eines italienischen Hochgradfreimaurers des 33. Grades im Alten und Angenommenen Schottischen Ritus.
Utensilien eines italienischen Hochgradfreimaurers des 33. Grades im Alten und Angenommenen Schottischen Ritus.

Von Pater Pao­lo M. Siano*

1.7 Die antiklerikale und globalistische „hohe Politik“ der „palladischen Freimaurerei“

Anzei­ge

Bel­lo­mo bekräf­tigt, daß die Frei­mau­re­rei, anders als es die Frei­mau­rer der ersten drei Gra­de und vie­le Hoch­g­rad­frei­mau­rer glau­ben machen wol­len, sich tat­säch­lich mit Poli­tik und Reli­gi­on befaßt:

„In der Tat befaßt sich die Frei­mau­re­rei inten­siv vor allem mit der hohen Poli­tik; aber die­ses Geheim­nis inner­halb des frei­mau­re­ri­schen Geheim­nis­ses ist aus­schließ­lich den Brü­dern der wei­ßen Frei­mau­re­rei vor­be­hal­ten, und zwar nicht in vol­lem Umfang. Es ist in sei­ner Gesamt­heit einer gehei­men Frei­mau­re­rei inner­halb der soge­nann­ten wei­ßen Frei­mau­re­rei vor­be­hal­ten, der pal­la­di­schen Frei­mau­re­rei, der nur sehr weni­ge, über die gan­ze Welt ver­streu­te (aber ver­bun­de­ne) Brü­der ange­hö­ren. Sie ist die­je­ni­ge, die das Geheim­nis der gro­ßen inter­na­tio­na­len Plä­ne hütet. Im ver­gan­ge­nen Jahr­hun­dert war die­ses Geheim­nis, das umge­setzt wur­de und erfolg­reich war, das der Poli­tik der Natio­nal­staa­ten und des Zusam­men­bruchs des Papst­tums als welt­li­che Macht. Heu­te arbei­tet die pal­la­di­sche Frei­mau­re­rei an der Ver­wirk­li­chung der kon­se­quen­ten histo­ri­schen Ent­wick­lung der Poli­tik der Natio­nal­staa­ten: der Welt­uni­on der Völ­ker durch vor­läu­fi­ge kon­ti­nen­ta­le Unio­nen.“ 1

Bel­lo­mo schreibt weiter:

Bino Bel­lo­mo

„Fas­sen wir zusam­men: Die Frei­mau­re­rei hat also im 18. Jahr­hun­dert welt­weit gewirkt, um mit der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on die Rech­te des Men­schen, d. h. die Frei­heits­rech­te, zu bekräf­ti­gen. Und es ist ihr gelun­gen, dies zu tun. Im 19. Jahr­hun­dert setz­te sie sich auf der glei­chen Ebe­ne für die Rech­te der Natio­na­li­tä­ten ein. Und es ist ihr gelun­gen. In die­sem Jahr­hun­dert hat sie sich dafür ein­ge­setzt, die immer­wäh­ren­de Vita­li­tät der poli­ti­schen Demo­kra­tie zu bekräf­ti­gen und folg­lich die eta­blier­ten Dik­ta­tu­ren zu stür­zen, und es ist ihr gelun­gen, dies durch den Zusam­men­schluß demo­kra­ti­scher, wenn auch nicht-frei­mau­re­ri­scher Kräf­te zu tun. […] Wir wer­den nicht ver­schwei­gen, daß die Frei­mau­re­rei jetzt in Akti­on ist, um das vier­te Ziel (das drit­te Ziel war der Sturz der Dik­ta­tu­ren) zu errei­chen. Ihr Ziel ist nun die welt­wei­te Ver­ei­ni­gung der Völ­ker durch vor­be­rei­ten­de und not­wen­di­ge kon­ti­nen­ta­le Zusam­men­schlüs­se“ (S. 257).

Bel­lo­mo fährt fort (man beach­te die Ver­wen­dung des Begriffs „Euro­päi­sche Uni­on“ im Jahr 1960):

„Was die Euro­päi­sche Uni­on betrifft, so wer­den der­zeit die ersten Schrit­te unter­nom­men durch die inter­na­tio­na­le Schaf­fung gemein­sa­mer Wirt­schafts­räu­me, und zwar inso­fern, als es die all­mäh­li­che wirt­schaft­li­che Rea­li­tät sein wird, die die neue poli­ti­sche Rea­li­tät, die sich in der Ent­ste­hung befin­det, mög­lich, funk­ti­ons­fä­hig und nutz­brin­gend machen wird, da sie mehr und mehr im Gei­ste her­an­reift, und zwar des­halb, weil sie bereits in den Bereich des Gei­stes als eine uni­ver­sel­le, beflü­geln­de und umhül­len­de Tat­sa­che ein­ge­tre­ten ist“ (S. 257f).

Bel­lo­mo schreibt der Frei­mau­re­rei fol­gen­de „Ver­dien­ste“ zu:

„Der Frei­mau­re­rei ver­dan­ken wir die Ent­wick­lung der Ideen der Auf­klä­rung und der Erneue­rung, die zur Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on und damit zur Erneue­rung des Welt­le­bens geführt haben. Das ist ein Ver­dienst, das man ihr nicht abspre­chen kann. Wir ver­dan­ken ihr auch die Arbeit, die sie für die natio­na­le Ein­heit gelei­stet hat, nicht so sehr direkt, son­dern aus prin­zi­pi­el­len Grün­den, die wir spä­ter bes­ser ver­ste­hen wer­den, durch die von ihr geschaf­fe­nen und geför­der­ten Ver­ei­ni­gun­gen, allen vor­an die Car­bon­e­ria2 und die Gio­vi­ne Ita­lia3. Und auch das ist ein Ver­dienst, das man ihr nicht abspre­chen kann“ (S. 101f).

Bel­lo­mo ist also ent­we­der Frei­mau­rer oder steht im Ein­klang mit frei­mau­re­ri­schem Gedankengut.

1.8 Die Hochgrade des Alten und Angenommenen Schottischen Ritus: Esoterik und Gnosis

Bel­lo­mo schreibt:

„Die Frei­mau­re­rei, die Teil des Lebens und sei­nes ewi­gen Wer­dens sein will, hat folg­lich die Aka­zie als ihr Sym­bol gewählt. Sie will viel­mehr die Reli­gi­on die­ses ewi­gen Wer­dens sein, und die Aka­zie wur­de gewählt, weil sie als kräf­ti­ge und sanf­te Pflan­ze im Lau­fe der Jah­res­zei­ten nie ver­dorrt und sich doch immer wie­der erneu­ert. Die Frei­mau­re­rei, die in ihrem gei­sti­gen Wesen Leben sein will, will ihre Mit­glie­der in die Bedeu­tung des höhe­ren Lebens ein­füh­ren und aus­bil­den“ (S. 51, fett gedruckt).

Ewi­ges Wer­den? Bel­lo­mo schreibt genau wie ein Freimaurer.

Bel­lo­mos Buch über die Welt­frei­mau­re­rei (1960)

Bel­lo­mo bekräf­tigt, daß der Frei­mau­rer des 18. Gra­des des Alten und Ange­nom­me­nen Schot­ti­schen Ritus (AASR), Fürst Rose+Kreuz, die Syn­the­se aller Reli­gio­nen besit­zen muß (vgl. S. 52)… Das Ritu­al des 18. Gra­des bekräf­tigt, daß die „Hoch­frei­mau­re­rei“ in der Gestalt des Jesus von Naza­reth einen höchst edlen Men­schen vor­fin­det, wobei es jedem frei­steht, ihn zu ver­göt­tern oder nur die Leh­ren zu lie­ben, die die Welt erneu­ert haben, die aber von der römi­schen Kir­che für ihre welt­li­chen Zie­le aus­ge­nutzt wor­den sei­en (vgl. S. 67).

Bei der Ein­wei­hung in den 30. Grad des AASR, Rit­ter Kado­sch, wird der Kan­di­dat auf­ge­for­dert, allen fal­schen Über­zeu­gun­gen abzu­schwö­ren und sich nicht ein­mal an die Leh­ren der vor­an­ge­gan­ge­nen Frei­mau­rer­gra­de zu bin­den (vgl. S. 70)… Bezüg­lich des 30. Gra­des (Neo-Temp­ler und Gno­sti­ker) betont Bel­lo­mo, daß der tie­fe Gegen­satz der Frei­mau­re­rei zur Kir­che im Ratio­na­lis­mus der Frei­mau­re­rei liegt, näm­lich im Gegen­satz der Ver­nunft zum Gehor­sam des Glau­bens (vgl. S. 70f).

Im Abschnitt „Frei­mau­re­ri­sche Eso­te­rik und Exo­te­rik“ stellt Bel­lo­mo in bezug auf die frei­mau­re­ri­sche Geheim­hal­tung eine Ver­bin­dung zwi­schen der Frei­mau­re­rei und den anti­ken Initia­ti­ons­ge­sell­schaf­ten her: Die Ein­ge­weih­ten ver­tra­ten hohe, vor­be­hal­te­ne oder eso­te­ri­sche Leh­ren, wäh­rend es für das gemei­ne Volk „exter­ne“, öffent­li­che oder exo­te­ri­sche Leh­ren gab (vgl. S. 74–77).

Bel­lo­mo ver­tei­digt die Temp­ler gegen den Vor­wurf der mora­li­schen Ver­derbt­heit, ist jedoch davon über­zeugt, daß die Temp­ler „in eini­ge ori­en­ta­li­sche hie­ra­ti­sche Sek­ten“ ein­ge­weiht wur­den, die „den Glau­ben in sei­ner ursprüng­li­chen Ein­fach­heit und Inten­si­tät wie­der­her­stel­len woll­ten“… Bel­lo­mo zufol­ge han­del­te es sich dabei um die Sek­te der „Johanniten“, die sich nicht zum römi­schen Katho­li­zis­mus bekann­ten (vgl. S. 89)… Bel­lo­mo sagt, daß die Johan­ni­ten „die welt­wei­te Ver­ein­heit­li­chung der Reli­gi­on“ anstreb­ten und daß die Temp­ler die Dog­men der Tri­ni­tät und der Inkar­na­ti­on des gött­li­chen Wor­tes ablehn­ten (vgl. S. 90).

1.9 Magie in den Hochgraden: nur Studium, keine Praxis?

Bel­lo­mo erklärt, daß der 28. Grad AASR, Rit­ter der Son­ne, den Frei­mau­rer in den Okkul­tis­mus ein­führt, wo Kab­ba­la, Her­me­tik und Alche­mie dis­ku­tiert wer­den. Die Hoch­gra­de wol­len sicher­stel­len, daß der Adept (viel­leicht ein zukünf­ti­ger 31., 32., 33. Grad) abso­lu­te Frei­heit des Den­kens und der For­schung hat und frei von Dog­men ist, ins­be­son­de­re wenn es sich um den römi­schen Katho­li­zis­mus han­delt. Der Adept wird „in die jüdi­sche Tra­di­ti­on und das jüdi­sche Den­ken“ ein­ge­führt (vgl. S. 123)… Aber auf die Fra­ge, ob die „höhe­re Frei­mau­re­rei“ sich „magi­schen Prak­ti­ken“ wid­me, ant­wor­tet Bel­lo­mo selt­sa­mer­wei­se: „Nein, die Höhe­re Frei­mau­re­rei wid­met sich über­haupt nicht sol­chen Prak­ti­ken, im Gegen­teil, sie will sich vor deren Ein­fluß schüt­zen“ (S. 123).

Kurz gesagt, laut Bel­lo­mo wür­de die „wei­ße Frei­mau­re­rei“ (31. bis 33. Grad) mit dem 28. Grad den Frei­mau­rer den Sug­ge­stio­nen der Magie aus­set­zen, um zu sehen, ob er ihr wider­ste­hen kann… Die zukünf­ti­gen „wei­ßen“ Frei­mau­rer müs­sen die Magie nur ken­nen, um nicht von ihr getäuscht oder beherrscht zu wer­den (vgl. S. 123f)… In Wirk­lich­keit schätzt die Frei­mau­re­rei die Magie.

Über den 30. Grad schreibt Bellomo:

„Die Frei­mau­rer­gra­de vom 19. bis ein­schließ­lich 30. neh­men an der ‚schwar­zen‘ Frei­mau­re­rei teil, auch ‚phi­lo­so­phi­sche‘ Frei­mau­re­rei genannt. Dies wird von jenen Brü­dern erreicht, die sich durch aus­ge­präg­te intel­lek­tu­el­le Qua­li­tä­ten, bemer­kens­wer­te Sen­si­bi­li­tät und Intui­ti­on (wo es kei­ne spe­zi­fi­sche Kul­tur gibt) in bezug auf die Geset­ze, die den Kos­mos und die Har­mo­nie der Natur regie­ren, aus­ge­zeich­net haben. […]. Ein typi­scher Aus­druck der schwar­zen Frei­mau­re­rei, die inqui­si­to­ri­sche Auf­ga­ben hat, sind die Brü­der des 30. Gra­des oder Kado­sch-Rit­ter. Sie sind in Wirk­lich­keit die treu­hän­de­ri­schen Agen­ten des Ordens, voll Eifer und Ver­trau­en. In die­sen Grad wer­den Per­so­nen mit schar­fem Ver­stand erho­ben, die zwar nicht sehr gebil­det, aber bedin­gungs­los erge­ben und etwas fana­tisch sind und im Dien­ste des Ordens nicht zögern, gewis­se Skru­pel abzu­le­gen. Ihnen obliegt die Auf­ga­be der Erkun­dung und Unter­su­chung, die Auf­ga­be viel­leicht not­wen­di­ger Maß­nah­men, für die sich aber nicht jeder eig­nen wür­de. So wie die Streit­kräf­te ihre eige­nen Nach­rich­ten­dien­ste haben, so wie die Poli­zei ihre eige­ne gehei­me Orga­ni­sa­ti­on für die hei­kel­sten und schwie­rig­sten Ermitt­lun­gen hat, so ist das Kapi­tel die­ser ‚Rit­ter‘ das Organ, des­sen sich die Frei­mau­re­rei bedient, um Nach­rich­ten und Infor­ma­tio­nen zu beschaf­fen oder um ver­trau­li­che Auf­ga­ben aus­füh­ren zu las­sen. Kurz­um: Der Rit­ter Kado­sch gilt als Per­son mit höch­stem frei­mau­re­ri­schem Eifer. Daher genießt er inner­halb des Ordens beson­de­re Auf­merk­sam­keit“ (S. 105).

Dome­ni­co Mar­giot­ta, 33° AASR

Dann stellt Bel­lo­mo fest:

„Die wei­ße Frei­mau­re­rei ist der ober­sten Lei­tung des Ordens vor­be­hal­ten. Sie umfaßt die Gra­de 31, 32 und 33, die auch als ‚Ver­wal­tungs­gra­de‘ bezeich­net wer­den. Zum 31. Grad kön­nen nur Brü­der des 30. Gra­des auf­stei­gen, die nach Mei­nung ihrer Obe­ren ‚das gan­ze dog­ma­ti­sche Licht‘ in ihrem Geist emp­fan­gen haben“ (S. 105), d. h. das Licht der Freimaurerei.

1.10 Freimaurerei und Okkultismus

Bel­lo­mo betont, daß die Frei­mau­re­rei und der römi­sche Katho­li­zis­mus zwei ant­ago­ni­sti­sche Kräf­te sind. Er fügt hinzu:

„Aber wäh­rend der Katho­li­zis­mus in der pro­fa­nen Welt wirkt, indem er sie in Gemein­schaft mit dem Gött­li­chen setzt, ohne Geheim­nis­se und im mysti­schen Licht sei­ner Tem­pel, die allen offen ste­hen und alle will­kom­men hei­ßen, wirkt die Frei­mau­re­rei in der­sel­ben Welt, indem sie sich durch die wei­ße Frei­mau­re­rei nicht mit der sou­ve­rä­nen gött­li­chen Welt, son­dern mit der okkul­ten Welt in Ver­bin­dung setzt. Folg­lich führt sie ihre Prak­ti­ken im gehei­men aus“ (S. 198).

Wäh­rend Bel­lo­mo zuvor schrieb, daß die „wei­ße“ Frei­mau­re­rei kei­ne Magie prak­ti­ziert (vgl. S. 123f), gibt er nun klar zu, daß die „wei­ße“ Frei­mau­re­rei (31°–33° des AASR) das Okkul­te praktiziert…

Es gibt Frei­mau­rer-Autoren, die von einem welt­wei­ten Initia­ti­ons­zen­trum spre­chen, einer Art Gegen-Vati­kan. Dabei hand­le es sich um Agar­tha (was auf Tibe­tisch: unan­tast­bar bedeu­tet), das in Tibet liegt… Die­sen Autoren zufol­ge wür­den spi­ri­tu­el­le Ein­flüs­se von Agar­tha auf die Welt aus­strah­len, und die Frei­mau­rer wären davon über­zeugt (vgl. S. 199f)… Bel­lo­mo kommentiert:

„Abge­se­hen von Agar­tha und sei­nem Ein­fluß auf die Geschicke der Welt ist es erwie­sen, daß zwi­schen den ver­schie­de­nen Ein­wei­hungs­zen­tren, die unter ver­schie­de­nen Namen arbei­ten, wenn auch nicht alle, fast alle mit der wei­ßen Frei­mau­re­rei als Ver­mitt­ler arbei­ten. Die­se Ver­bin­dung ist spi­ri­tu­ell, aber nicht immer spi­ri­tu­ell. Was die Agar­tha-Zen­tren betrifft, so ope­rie­ren sie in der pro­fa­nen Welt, indem sie auf spi­ri­ti­sti­sche Prak­ti­ken zurück­grei­fen, die es ihnen ermög­li­chen, mit Ele­men­ten in Kon­takt zu kom­men, die an den Agar­tha-Akti­vi­tä­ten teil­neh­men könn­ten. Die Agar­tha-Zen­tren agie­ren im wesent­li­chen in der okkul­ten Welt. Dies unter­schei­det sie von den frei­mau­re­ri­schen Zen­tren. Die Frei­mau­re­rei steht seit ihren Anfän­gen zwi­schen dem Astra­len und dem Irdi­schen. In der Erde ver­zweigt sie ihre zahl­rei­chen und kapil­la­ren Wur­zeln; mit der Schwar­zen Frei­mau­re­rei nähert sie sich dem Okkul­ten und mit der Wei­ßen Frei­mau­re­rei betritt sie es. Die Frei­mau­re­rei hat als Sym­bol den bekann­ten ‚Baum des Guten und des Bösen‘. In der Tat dien­te und dient die­ser Satz, der geschickt in Reden ein­ge­fügt wur­de, den Frei­mau­rern dazu, sich gegen­sei­tig zu erken­nen. Nun, die­ser Baum des Guten und des Bösen sym­bo­li­siert mit sei­nen Wur­zeln (Blaue und Rote Frei­mau­re­rei), mit sei­nem Stamm (Schwar­ze Frei­mau­re­rei), mit sei­nen Blät­tern und Ästen, die zum Him­mel rei­chen (Wei­ße Frei­mau­re­rei), die­sen drei­fa­chen Wir­kungs­kreis der Frei­mau­re­rei. Des­halb wer­den die Gra­de der Wei­ßen Frei­mau­re­rei nicht nur ‚Ver­wal­tung‘, son­dern auch ‚Erleuch­tung‘ genannt“ (S. 200).

Bel­lo­mo erklärt, daß die tibe­ti­sche Prie­ster­ka­ste die Hüte­rin „kost­ba­rer Geheim­nis­se der über­sinn­li­chen Welt“ ist (S. 200).

Bel­lo­mo schreibt:

„Es ist eine offen­sicht­li­che Tat­sa­che, die von der Geschich­te, d. h. von den sich wie­der­ho­len­den mensch­li­chen Ereig­nis­sen, stän­dig bestä­tigt wird, daß die Ein­ge­weih­ten – d. h. die­je­ni­gen, die das Wis­sen um die höhe­ren Wahr­hei­ten besit­zen, die an der außer­ir­di­schen Welt teil­ha­ben – die wah­ren Prot­ago­ni­sten der kon­kre­ten Ereig­nis­se sind. Folg­lich ver­fü­gen sie, manch­mal unbe­wußt, über immense Macht. Und da ihr Wis­sen auf Fähig­kei­ten beruht, die allen Ein­ge­weih­ten gemein­sam sind, ermög­licht die­ser gemein­sa­me Fak­tor der Ein­wei­hung, die gan­ze Welt in ihre spi­ri­tu­el­le Aura zu hül­len“ (S. 202).

1.11 „Die palladische oder satanische Freimaurerei“.

Bel­lo­mo erwähnt die anti­frei­mau­re­ri­sche Enzy­kli­ka Huma­num genus (1884) von Leo XIII., die mit dem Hin­weis auf zwei unbe­streit­ba­re, gegen­sätz­li­che Kräf­te beginnt: das Reich Got­tes und das des Satans. Bel­lo­mo bemerkt dazu:

„Zur Klar­heit des Lesers sei bei­läu­fig gesagt, daß mit Satan das freie Den­ken und die stol­ze Ver­nunft gemeint sind; das ist es, was Car­duc­ci, ein pal­la­di­scher Frei­mau­rer, damals mit sei­ner heu­te berühm­ten Hym­ne an den Satan besang“ (S. 34).4

Im 13. Grad (und im 23. Grad) des AASR lau­tet das „Hei­li­ge Wort“ „Jeho­va“ (vgl. S. 139f). In einer Fuß­no­te argu­men­tiert Bel­lo­mo dann:

Jeho­vah (oder Jeho­va) bedeu­tet im Hebräi­schen ‚Satan‘. Und da es, wie wir spä­ter sehen wer­den, eine inter­na­tio­na­le frei­mau­re­ri­sche Kaste gibt, die im gehei­men, inner­halb des frei­mau­re­ri­schen Geheim­nis­ses, die höch­sten Frei­mau­rer ver­eint und die pal­la­di­sche oder, anders aus­ge­drückt, sata­ni­sche Frei­mau­re­rei genannt wird, ist es der Fall, daß die Exi­stenz die­ser Klas­se, wie wir sehen kön­nen, im 13° ange­deu­tet, aber den Adep­ten erst im 31° ent­hüllt wird“ (S. 145, Fuß­no­te 2).

Mar­giot­tas Buch über Lem­mi, 33°

Daher, so Bel­lo­mo, wür­de der frei­mau­re­ri­sche Jeho­va dem Satan der „pal­la­di­schen“ (oder gno­sti­schen) Frei­mau­rer entsprechen…

Bel­lo­mo fährt fort:

„Gio­suè Car­duc­ci gehör­te der pal­la­di­schen Frei­mau­re­rei an, und in die­sem Zusam­men­hang ist sei­ne sehr berühm­te Hym­ne an Satan bezeich­nend, die zu ihrer Zeit hier Begei­ste­rung, da einen Skan­dal und eine leb­haf­te Kon­tro­ver­se aus­lö­ste. Es sei jedoch dar­auf hin­ge­wie­sen, daß der Satan für die Frei­mau­rer nicht die dunk­le Macht dar­stellt, die sich der Nor­mal­bür­ger vor­stellt, son­dern die ‚Ver­nunft‘, die sich dem ‚Glau­ben‘ ent­ge­gen­stel­len will. Satan war für Car­duc­ci, wie für die pal­la­di­schen Frei­mau­rer, das freie Den­ken“ (S. 145, Fuß­no­te 2).

Bel­lo­mo fährt fort:

„Bezeich­nend ist auch die Tat­sa­che, daß Car­duc­ci, ein pal­la­di­scher Frei­mau­rer, sei­ne Hym­ne in dem Jahr ver­öf­fent­lich­te, als der Vati­kan das Öku­me­ni­sche Kon­zil ein­be­rief“ (S. 145, Fuß­no­te 2).

Ich wei­se dar­auf­hin, daß das Erste Vati­ka­ni­sche Kon­zil 1868 ein­be­ru­fen wur­de und 1869 begann. Im Gegen­satz dazu wur­de der Palla­di­sche Ritus oder das „Neue Refor­mier­te Pal­la­di­um“ (falls es exi­stier­te) nach der Ein­nah­me Roms (1870) kon­sti­tu­iert, zumin­dest laut Dome­ni­co Mar­giot­ta 33°5, der von Bel­lo­mo zitiert wird… Wenn der Pal­la­dis­mus 1870 ent­stand, war Car­duc­ci also „pal­la­disch“ ante lit­teram?

Bel­lo­mo berich­tet, daß Car­duc­ci sei­nem Freund und Frei­mau­rer Qui­ri­co Filopan­ti schrieb, daß er (Car­duc­ci) mit Satan die Natur und die Ver­nunft mein­te, die durch die Aske­se und die Kir­che abge­tö­tet wur­den… Dann, als alter Mann – so Bel­lo­mo – habe Car­duc­ci ver­stan­den, daß es neben der Ver­nunft auch den Glau­ben gibt (vgl. S. 145, Fuß­no­te 2).

Erst spä­ter in sei­nem Buch schreibt Bel­lo­mo [1960]:

„Ein gro­ßer Teil der Mensch­heit, in den von ihr beherrsch­ten Sphä­ren, vor allem in den angel­säch­si­schen und nah­öst­li­chen Län­dern, steht unter frei­mau­re­ri­schem Ein­fluß. Und zwar von jener inter­na­tio­na­len und inter­kon­ti­nen­ta­len pal­la­di­schen Frei­mau­re­rei, die in den Schlüs­sel­po­si­tio­nen der hohen Poli­tik ihre eige­nen Brü­der und in den wich­tig­sten Posi­tio­nen der ein­zel­nen Natio­nen ihre eige­nen Rosen­kreu­zer, ihre eige­nen Kado­sch-Rit­ter, ihre eige­nen Magi­stra­te des 31., 32. und 33. Gra­des, ein­setzt und ein­zu­set­zen weiß“ (S. 266).

In einer Fuß­no­te spricht Bel­lo­mo von der Riva­li­tät zwi­schen den Frei­mau­rern und „pal­la­di­schen“ Füh­rern Albert Pike 33° (1809–1891) und Adria­no Lem­mi 33° (1822–1906) bezüg­lich der Figur Luzi­fers: Für Lem­mi ist Luzi­fer der Satan, für Pike nicht (vgl. S. 269, Fuß­no­te 1)… Nach Bel­lo­mo (und Mar­giot­ta, ehe­ma­li­ger 33°) leug­net Pike die Exi­stenz des Teu­fels, ver­ur­teilt den Sata­nis­mus und wirft den sata­ni­sti­schen Frei­mau­rern vor, den Anti­frei­mau­rern in die Hän­de zu spie­len… Nach Pike ver­eh­ren die Frei­mau­rer des 33° nicht Satan, son­dern einen Gott ohne Aber­glau­ben (vgl. S. 269, Fuß­no­te 1)… Bel­lo­mo scheint eine Art Sym­pa­thie mit Pikes luzi­fe­ri­scher Theo­rie aus­zu­drücken, wenn er schreibt:

„Pike, ein tief­grün­di­ger und phi­lo­so­phi­scher Geist, mach­te einen sub­ti­len, aber wesent­li­chen Unter­schied zwi­schen ‚Luzi­fer‘ und dem ‚Teu­fel‘; wäh­rend Lem­mi, auf­grund einer schlech­ten phi­lo­so­phi­schen Kul­tur, das eine mit dem ande­ren ver­wech­sel­te“ (S. 269, Fuß­no­te mit Sternchen *).

Es ist inter­es­sant fest­zu­stel­len, daß ver­schie­de­ne regu­lä­re Frei­mau­rer aller Zei­ten und Orte den Sata­nis­mus, ver­stan­den als Satans­an­be­tung und/​oder Iden­ti­fi­zie­rung Luzi­fers mit dem „bibli­schen“ Satan, im all­ge­mei­nen ver­ur­tei­len und sagen, daß sie Gott ohne Aber­glau­ben anbe­ten… Sie bestä­ti­gen damit die Exi­stenz einer sata­ni­sti­schen Frei­mau­re­rei. In Wirk­lich­keit ist auch eine sol­che „anti­sa­ta­ni­sti­sche“ frei­mau­re­ri­sche Hal­tung mit dem gno­sti­schen Luzi­fe­ris­mus ver­ein­bar, der sogar in den authen­ti­schen Schrif­ten von Albert Pike 33° zu fin­den ist.

Bel­lo­mo schreibt weiter:

„Nach der Ein­nah­me Roms [1870] hat die frei­mau­re­ri­sche Akti­on, um sich zu ent­wickeln und zu stär­ken, die Schaf­fung eines sehr gehei­men höch­sten Ritus, der den Frei­mau­rern des 33° vor­be­hal­ten ist, und Kon­sti­tu­ie­rung einer zen­tra­len Hoch­g­rad­frei­mau­re­rei erar­bei­tet. Das alles erhielt den Namen Neu­er Refor­mier­ter Pal­la­di­scher Ritus. Die Kon­sti­tu­ie­rung des neu­en Organs erfolg­te mit einem Dekret von Albert Pike und Giu­sep­pe Mazzini. Die Macht wur­de von den bei­den Grün­dern geteilt: Pike gab sich die dog­ma­ti­sche Auto­ri­tät und erhielt den Titel Sou­ve­rä­ner Pon­ti­fex der Weltfrei­mau­re­rei; Mazzini gab sich die poli­ti­sche und erhielt den Titel Sou­ve­rä­nes Ober­haupt der poli­ti­schen Akti­on“ (S. 274).

Bezüg­lich des (angeb­li­chen) Pal­la­dis­mus von Pike und Mazzini zitiert Bel­lo­mo offen Dome­ni­co Mar­giot­ta, 33. Grad AASR, Autor des Buches „Ricor­di di un Tren­ta­tré, capo del­la Massoneria uni­ver­sa­le“ („Erin­ne­rung eines Drei­und­drei­ßig­sten, Ober­haupt der Welt­frei­mau­re­rei“, 1893). Über den Pal­la­dis­mus für die Frei­mau­rer des 33. Gra­des schreibt Margiotta:

Giu­sep­pe Mazzini und Albert Pike, bei­de waren Hoch­g­rad­frei­mau­rer des 33. Gra­des, Groß­mei­ster jewei­li­ger Frei­mau­rerobö­di­en­zen und wirk­ten zusammen

„[…] Der Pal­la­dis­mus ist ein im wesent­li­chen luzi­fe­ri­scher Ritus; und sei­ne Reli­gi­on ist der Neo­gno­sti­zis­mus der Manich­ä­er, die leh­ren, daß die Gott­heit dop­pelt ist und daß es Luzi­fer gibt, der Adon­ai gleich ist (letz­te­rer Name wird in der Frei­mau­re­rei dem Gott der Katho­li­ken gege­ben); aber Luzi­fer ist der Gott des Lichts und des Guten, der für die Mensch­heit gegen Adon­ai, den Gott der Dun­kel­heit und des Bösen, kämpft. Indem er die­ses Prin­zip zur Grund­la­ge des gehei­men Kul­tes der Drei­ecke mach­te, hat Albert Pike [der Groß­pa­tri­arch der Frei­mau­re­rei von Charles­ton] nichts ande­res getan, als den letz­ten Schlei­er vom Dom­ma (Dog­ma) der ande­ren Gra­de aller Hoch­g­rad­frei­mau­re­rei­en aller Riten zu ent­fer­nen“ (zitiert von Bino Bel­lo­mo: La Massoneria uni­ver­sa­le dal­le ori­gi­ni ai nostri gior­ni, Editri­ce Ciar­roc­ca, Mai­land 1960, S. 275).

Wei­ter stellt Bel­lo­mo klar, daß Gio­sué Car­duc­ci am 10. Dezem­ber 1869 Frei­mau­rer des 33. Gra­des des Pal­la­di­schen Ritus war (vgl. S. 279, Fuß­no­te 6), aber Bel­lo­mo selbst schreibt wei­ter oben, daß der Pal­la­di­sche Ritus nach der Ein­nah­me Roms, also nach dem 20. Sep­tem­ber 1870, gebo­ren wur­de (vgl. S. 274)… Soweit ich weiß, erreich­te Car­duc­ci den 33. Grad im AASR erst nach 1870…

Bel­lo­mo schreibt den Pal­la­di­sten ein­deu­tig schwarz­ma­gi­sche Prak­ti­ken zu:

„Bereits am 10. Dezem­ber 1869 hielt es Car­duc­ci, Frei­mau­rer des 33. Gra­des des Pal­la­di­schen Ritus, für not­wen­dig, sein luzi­fe­ri­sches Den­ken vom frei­mau­re­ri­schen Sata­nis­mus zu tren­nen. Nicht schwarz­ma­gi­sche Prak­ti­ken, wie sie dem Pal­la­dis­mus zuge­schrie­ben wer­den, son­dern nur Gedan­ken­frei­heit, Gehor­sam gegen­über Ver­nunft und Wis­sen­schaft […]“ (S. 279).

2. Im Zeichen des heiligen Erzengels Michael…

1965 ver­öf­fent­lich­te Bino Bel­lo­mo das Buch „Sot­to il seg­no di S. Miche­le Arc­an­ge­lo. Come e per­ché operò anche in Ita­lia il movi­men­to segre­to mili­t­are anti­dit­ta­to­ria­le“ („Unter dem Zei­chen des hei­li­gen Erz­engels Micha­el. Wie und war­um die gehei­me mili­tä­ri­sche anti­dik­ta­to­ri­sche Bewe­gung auch in Ita­li­en aktiv war“, Edi­zio­ni Beta, Mai­land 1965), ein Buch, das die Akti­vi­tä­ten der gehei­men Bewe­gung gegen Natio­nal­so­zia­lis­mus und Faschis­mus in Ita­li­en auf­zeigt, ins­be­son­de­re die Arbeit zur Ver­tei­di­gung der Stadt Rom. Der Hin­weis auf den Erz­engel Micha­el erin­nert an die Initia­ti­ons­bru­der­schaft von Giu­sep­pe Cam­bare­ri (sie­he hier und hier).

In dem Buch spricht Bel­lo­mo auch über die Frei­mau­re­rei. Ich zitie­re nur ein paar Passagen.

Zur Ver­brei­tung der Frei­mau­re­rei zu sei­ner Zeit (1965) stellt Bel­lo­mo fest, daß „auch heu­te noch sowohl kom­mu­ni­sti­sche als auch christ­de­mo­kra­ti­sche hohe Per­sön­lich­kei­ten in der Frei­mau­re­rei tätig sind“ (S. 143). Bei­de bekämp­fen sich und zei­gen ihre gegen­sei­ti­ge Abnei­gung in den öffent­li­chen Sit­zun­gen der Abge­ord­ne­ten­kam­mer, tref­fen sich dann aber brü­der­lich im Gehei­men der­sel­ben Loge (vgl. S. 143)… Wei­ter schreibt Bellomo:

„Wir wis­sen sehr wohl, wie die kos­mo­po­li­ti­sche oder pal­la­di­sche Hoch­g­rad­frei­mau­re­rei, die sich nur den höch­sten Frei­mau­rern und unter streng­ster Geheim­hal­tung öff­net, stän­dig an der Unter­drückung der Mon­ar­chien arbei­tet (in aller Ruhe, gedul­dig und auf den rich­ti­gen Augen­blick war­tend)“ (S. 256).

Bel­lo­mo zufol­ge wird die Welt von „einer gehei­men und unsicht­ba­ren Herr­schaft“ regiert, und die­se Herr­schaft wird nicht so sehr von Eng­land und den USA aus­ge­übt, son­dern von den bei­den Frei­mau­re­rei­en, „die ihre jewei­li­gen Regie­run­gen len­ken“ (vgl. S. 287).

In der Tat ist es wich­tig, ein Land oder eine Regie­rung von den Lob­bys zu unter­schei­den, die sie beein­flus­sen, um Dämo­ni­sie­run­gen zu ver­mei­den, die bestimm­ten Pro­pa­gan­da­ak­tio­nen dienen…

3. Schlußfolgerungen

Bino Bel­lo­mo, ein ehe­ma­li­ger Offi­zier des ita­lie­ni­schen Mili­tär­ge­heim­dien­stes (SIM) von 1940 bis 1944/​45, Mit­ar­bei­ter von Giu­sep­pe Cam­bare­ri (eben­falls SIM-Agent und zusätz­lich OSS-Agent), wahr­schein­lich Frei­mau­rer oder Sym­pa­thi­sant der Frei­mau­re­rei von Save­r­io Fera und Raoul Vitto­rio Pal­ermi (also der Frei­mau­re­rei der Piaz­za del Gesù), ist eine bemer­kens­wer­te Per­sön­lich­keit. Sein Haupt­werk über die Frei­mau­re­rei, „La Massoneria Uni­ver­sa­le dal­le ori­gi­ni ai nostri gior­ni“ („Die Welt­frei­mau­re­rei von ihren Ursprün­gen bis heu­te“, Mai­land 19601; Bolo­gna 19692), ist von Bedeu­tung, ent­hält aber Infor­ma­ti­on und Des­in­for­ma­ti­on, Wahr­heit und Ablen­kung (sie­he den ersten Teil die­ser Reihe).

Es ist ein Werk, das eines ehe­ma­li­gen Geheim­agen­ten und Frei­mau­rers wür­dig ist. Zunächst behaup­tet er, daß es kei­ne lehr­mä­ßi­gen oder theo­lo­gi­schen Gegen­sät­ze zwi­schen der Kir­che und der Frei­mau­re­rei gibt (was falsch ist), daß die Zeit der Ver­söh­nung und der Zusam­men­ar­beit gekom­men ist (was gefähr­lich ist), aber dann behaup­tet er, daß es eli­tä­re frei­mau­re­ri­sche Krei­se gibt (z. B.: unter den Drei­und­drei­ßi­gern des Alten und Ange­nom­men Schot­ti­schen Ritus AASR), die Luzi­fer als Frei­den­ker preisen…

Abge­se­hen von der umstrit­te­nen Fra­ge des Pal­la­dis­mus (Taxil, Mar­giot­ta, etc.), ist es sicher, wie ich gezeigt habe, daß es regu­lä­re Frei­mau­rer­mei­ster gibt (schon ab dem 3. Grad), die Luzi­fer als Frei­geist oder Frei­es Den­ken gegen die Dog­men prei­sen. Ich hal­te jedoch die Exi­stenz „pal­la­di­scher“ oder „luzi­fe­ri­scher“ Krei­se unter den 33°-Freimaurern nicht für unmöglich…

Im 33. Grad wird näm­lich das Höch­ste Wesen oder der Gro­ße Bau­mei­ster als „Vater des Lichts“ bezeich­net… Ja, das Licht…

*Pater Pao­lo Maria Sia­no gehört dem Orden der Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta (FFI) an; der pro­mo­vier­te Kir­chen­hi­sto­ri­ker gilt als einer der besten katho­li­schen Ken­ner der Frei­mau­re­rei, der er meh­re­re Stan­dard­wer­ke und zahl­rei­che Auf­sät­ze gewid­met hat. Durch sei­ne Ver­öf­fent­li­chun­gen bringt er den Nach­weis, daß die Frei­mau­re­rei von Anfang an bis heu­te eso­te­ri­sche und gno­sti­sche Ele­men­te ent­hielt, die ihre Unver­ein­bar­keit mit der kirch­li­chen Glau­bens­leh­re begründen.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: MiL


1 Bino Bel­lo­mo: La Massoneria dal­le ori­gi­ni ai nostri gior­ni (Die Frei­mau­re­rei von den Ursprün­gen bis heu­te), Editri­ce Ciar­roc­ca, Mai­land 1960, S. 33

2 Die Car­bon­e­ria war ein ita­lie­ni­scher Geheim­bund, der wie die Frei­mau­re­rei auf­ge­baut war und zum Ziel hat­te, die ita­lie­ni­schen Mon­ar­chien zu stür­zen und einen ita­lie­ni­schen Natio­nal­staat zu errich­ten. Er ent­stand im Gefol­ge der napo­leo­ni­schen Zeit. In beson­de­rer Wei­se rich­te­ten sich die Akti­vi­tä­ten die­ser Unter­grund­or­ga­ni­sa­ti­on gegen den Kirchenstaat.

3 Die Gio­vi­ne Ita­lia (Jun­ges Ita­li­en oder Jun­gi­ta­li­en) war eine 1831 von Giu­sep­pe Mazzini in Mar­seil­le gegrün­de­te radi­kal­de­mo­kra­ti­sche lin­ke Orga­ni­sa­ti­on, um den poli­ti­schen Kampf gegen die Mon­ar­chien, ins­be­son­de­re den Kir­chen­staat, und für die Errich­tung eines ita­lie­ni­schen Natio­nal­staa­tes vor­an­zu­tra­gen. Vie­le Car­bo­na­ri schlos­sen sich der Gio­vi­ne Ita­lia an.
Giu­sep­pe Mazzini, Sohn eines Jako­bi­ners, war selbst Car­bo­n­a­ro und Frei­mau­rer. Er wur­de Groß­mei­ster des Groß­ori­ents von Ita­li­en und 1864 in den 33° des Alten und Ange­nom­men Schot­ti­schen Ritus aufgenommen.

4 Gio­sué Car­duc­cis Vater war Mit­glied des Geheim­bun­des der Car­bo­na­ri. Car­duc­ci selbst war Athe­ist und Repu­bli­ka­ner und wur­de 1682 in die Frei­mau­re­rei auf­ge­nom­men, grün­de­te selbst eine Loge und wur­de Mit­glied der Loge P1 (Pro­pa­gan­da Masso­ni­ca). 1863 schrieb er sei­ne „Hym­ne an Satan“. 1876 wur­de er für die radi­ka­le Lin­ke Par­la­ments­ab­ge­ord­ne­ter, ab 1890 Sena­tor des geein­ten Ita­li­ens. Von 1881 bis zu sei­nem Tod 1907 war er Mit­glied des höch­sten Bei­rats des ita­lie­ni­schen Bil­dungs­mi­ni­ste­ri­ums. 1906 erhielt er als erster Ita­lie­ner und sieb­ter Preis­trä­ger über­haupt den Literaturnobelpreis.

5 Dome­ni­co Mar­giot­ta, geb. 1858 in Kala­bri­en gebo­ren (damals König­reich Bei­der Sizi­li­en), war 33° des Alten und Ange­nom­me­nen Schot­ti­schen Ritus (AASR) und damit Mit­glied des Ober­sten Rats von Nea­pel. Er war eben­so 95° des Mem­phis-Mis­raïm-Ritus. Der katho­li­sche Bischof von Gre­no­ble, Msgr. Amand-Joseph Fava, führ­te ihn zum katho­li­schen Glau­ben zurück, sodaß Mar­giot­ta zu einem Kri­ti­ker der Frei­mau­re­rei wur­de. Er wird häu­fig im Zusam­men­hang mit Léo Taxil genannt und wur­de wie ande­re Kri­ti­ker der Frei­mau­re­rei Ziel­schei­be mas­si­ver Dis­kre­di­tie­rungs­ver­su­che mut­maß­lich frei­mau­re­ri­scher Krei­se.
Dazu zählt auch die Erwäh­nung Mar­giot­tas durch den Frei­mau­rer Umber­to Eco in des­sen 2010 ver­öf­fent­lich­tem Roman „Der Fried­hof in Prag“.

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