Zwischen Hammer und Amboß: Das schwierige Leben der Christen im Heiligen Land


Papst-Transparent am Jaffator in Jerusalem: Israelische Polizei forderte Entfernung(Beth­le­hem) Das Leben der Chri­sten im Hei­li­gen Land ist sehr schwie­rig. Durch Jahr­hun­der­te waren sie Mehr­heit, zuletzt wäh­rend der Hoch­blü­te der Kreuz­fah­rer­staa­ten. Seit­her bil­de­ten sie eine fest ver­an­ker­te, star­ke Min­der­heit, die bis zum israe­li­schen Unab­hän­gig­keits­krieg 1948 20 Pro­zent der Bevöl­ke­rung aus­mach­te. Doch 65 Jah­re Nah­ost-Kon­flikt schei­nen sie zwi­schen Juden und Mos­lems fast völ­lig auf­ge­rie­ben zu haben. Von der heu­ti­gen Bevöl­ke­rung im Hei­li­gen Land beken­nen sich kei­ne drei Pro­zent mehr zu Christus.
Der bevor­ste­hen­de Besuch von Papst Fran­zis­kus in Beth­le­hem und Jeru­sa­lem lenkt die Auf­merk­sam­keit etwas auf das Schick­sal der Chri­sten zwi­schen Totem Meer und Mit­tel­meer. Zwei Ereig­nis­se machen die Dau­men­schrau­be sicht­bar, in der die Chri­sten des Lan­des ein­ge­spannt sind.

Ereignis Eins: Moslems gegen Christen

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Am 6. Mai bega­ben sich die Chri­sten von Beit Jala, einem klei­nen Ort bei Beth­le­hem, kei­ne zehn Kilo­me­ter von Jeru­sa­lem ent­fernt, wie jedes Jahr in die grie­chisch-ortho­do­xe Kir­che, um den Hei­li­gen Georg, den Kir­chen­pa­tron zu fei­ern. Plötz­lich kam eine star­ke Grup­pe Mos­lems mit Autos ange­fah­ren. Sie ver­such­ten in die Kir­che ein­zu­drin­gen. Der Christ, der wie im Nahen Osten seit alters her üblich die Tür bewach­te und wegen der statt­fin­den­den Hei­li­gen Lit­ur­gie den Zutritt ver­wei­ger­te, wur­de nie­der­ge­sto­chen. Die Mos­lems nah­men die Kir­che mit einem Stein­ha­gel unter Beschuß. Tei­le der Kir­che wur­den dabei beschä­digt, sie­ben wei­te­re Chri­sten ver­letzt. Die palä­sti­nen­si­sche Poli­zei traf erst eine Stun­de nach dem Angriff ein.
Bekannt wur­de der Vor­fall, weil die Schrift­stel­le­rin Lela Gil­bert an der Zere­mo­nie teil­nahm. Ihr Bericht wur­de in die­sen Tagen von eini­gen fran­zö­si­schen Medi­en veröffentlicht.

Bethlehem: Zahl der Christen von 85 auf 12 Prozent gesunken

Man hört sel­ten von Kon­flik­ten zwi­schen Chri­sten und Mos­lems im West­jor­dan­land. Sel­ten sind sie aller­dings nicht. Beth­le­hem war bis in die 70er Jah­re noch eine christ­li­che Stadt. 85 Pro­zent der Bewoh­ner bekann­ten sich 1948 zu Chri­stus. Heu­te beträgt der Chri­sten­an­teil nur mehr 12 Pro­zent. Grund für die­sen Rück­gang ist die Abwan­de­rung der Chri­sten wegen der schwie­ri­gen poli­ti­schen Situa­ti­on, den israe­li­schen Beschrän­kun­gen und der dadurch ver­ur­sach­ten wirt­schaft­li­chen Depres­si­on. Grund ist aber auch ein star­kes demo­gra­phi­sches Wachs­tum der Mos­lems, die im Gegen­satz zu den Chri­sten nicht abneh­men, son­dern stark zuneh­men. War das Stadt­bild des Geburts­or­tes Jesu in den 30er Jah­ren nur von Kirch­tür­men geprägt, erhe­ben sich heu­te hohe, neu erbau­te Mina­ret­te direkt neben den Kirchtürmen.

Islamisierung der Palästinensergebiete: „Landmafia“ und Vergewaltigungen

In den Palä­sti­nen­ser­ge­bie­ten fin­det eine unüber­seh­ba­re Isla­mi­sie­rung statt. Die ara­bi­schen Chri­sten befürch­ten, daß es sie in 20 Jah­ren nicht mehr geben wird. Nicht nur wegen der demo­gra­phi­schen Ent­wick­lung, son­dern auch wegen der mos­le­mi­schen Will­kür und Über­grif­fe gegen die Chri­sten. Will­kür, die unter dem still­schwei­gen­den Wohl­wol­len der Palä­sti­nen­ser­be­hör­de geschieht und die nie­mand ver­hin­dert. Die Über­grif­fe gehen vor allem auf das Kon­to der mos­le­mi­schen „Land­ma­fia“, ein kri­mi­nel­les Netz­werk mit guten Kon­takt zu den Behör­den, das gewalt­sam den Chri­sten ihr Land raubt. Zahl­reich sind sexu­el­ler Miß­brauch und Ver­ge­wal­ti­gun­gen von christ­li­chen Mäd­chen. Die Isla­mi­sie­rung der palä­sti­nen­si­schen Gesell­schaft zeigt sich auch dar­an, daß mos­le­mi­sche Arbeit­ge­ber die Anstel­lung von Chri­sten ver­wei­gern. Wer in man­chen Palä­sti­nen­ser­or­ten öffent­lich ein Kreuz trägt, ris­kiert ver­prü­gelt zu werden.

Ereignis Zwei: Juden gegen Christen

„Tod allen ara­bi­schen Chri­sten und den Fein­den Isra­els“. Eine Grup­pe jüdi­scher Extre­mi­sten namens Pri­ce-tag (Preis­schild) macht in die­sen Mona­ten viel von sich reden in Isra­el. Nach Van­da­len­an­grif­fen auf den Abend­mahls­saal und das Trap­pi­sten­klo­ster von Latrun tauch­te in den ver­gan­ge­nen Tagen die­se Schmier­schrift an ver­schie­de­nen Stel­len auf, dar­un­ter auch am Not­re Dame Cen­ter in Jeru­sa­lem. Das Not­re Dame Cen­ter ist die offi­zi­el­le Anlauf­stel­le für die Hei­lig-Land-Pil­ger der Katho­li­schen Kir­che und gehört dem Vati­kan. Betreut wird die Ein­rich­tung von den Legio­nä­ren Chri­sti. Der katho­li­sche Bischof von Naza­reth in Gali­läa erhielt eine Mord­dro­hung, die von einem gewis­sen „Mes­si­as, Sohn Davids“ unter­zeich­net wur­de. Die Chri­sten wer­den dar­in als „Göt­zen­an­be­ter“ und Anhän­ger „heid­ni­scher Kul­te“ beschimpft, die zu töten sei­en, soll­ten sie das Hei­li­ge Land nicht in Kür­ze ver­las­sen. Dies alles weni­ge Tage vor dem Papstbesuch.

Antichristliche Straftaten: Polizei abwesend

Auf jüdi­scher Sei­te gibt es extre­mi­sti­sche Grup­pen, die nach Mög­lich­keit ver­su­chen, den kur­zen Besuch des Pap­stes zu tor­pe­die­ren. Daß die Dro­hun­gen der Extre­mi­sten ernst­zu­neh­men sind, zei­gen die Äuße­run­gen des Kustos der Fran­zis­ka­ner­kus­to­die des Hei­li­gen Lan­des. Die Fran­zis­ka­ner leben seit bald 800 Jah­ren im Hei­li­gen Land. Sie sind aus­ge­zeich­ne­te Ken­ner auch der fein­sten Beson­der­hei­ten zwi­schen den ver­schie­de­nen Volks­grup­pen, Kon­fes­sio­nen und Reli­gio­nen des Nahen Ostens. Sie las­sen sich des­halb nicht so schnell beein­drucken. Kustos Pater Pier­bat­ti­sta Piz­za­bal­la, kein Mann der grund­los Alarm schlägt, ver­sucht zu beru­hi­gen. Es hand­le sich um eine Grup­pe von „Idio­ten“, die „zwar lästig“ sei, aber „nur einen klei­nen Teil der jüdi­schen Gesell­schaft“ aus­ma­che. Die Mehr­heit wür­de im Papst einen „gro­ßen Freund und bevor­zug­ten Gesprächs­part­ner“ sehen. Allein die Tat­sa­che, daß der Kustos zu den anti­christ­li­chen Dor­hun­gen Stel­lung nahm, wirft Schat­ten auf die „Pil­ger­fahrt des Frie­dens“, die der Papst in ein viel­fach zer­ris­se­nes Land unternimmt.

Polizei fordert großes Papst-Transparent zu entfernen

Regie­rung und Par­la­ment geben sich in jüng­ster Zeit ziem­lich kühl gegen­über der Katho­li­schen Kir­che. Das Par­la­ment scheint nicht gewillt, gegen die zuneh­men­de anti­christ­li­che Gewalt von Juden aktiv zu wer­den. Justiz­mi­ni­ste­rin Tzi­pi Liv­ni und Sicher­heits­mi­ni­ster Yitz­hak Aha­ro­no­witsch sind der­zeit die ein­zi­gen, die glaub­wür­dig die Ver­bre­chen und Zwi­schen­fäl­le anpran­gern. Liv­ni sprach im Zusam­men­hang mit der Grup­pe Pri­ce-tag von „Ter­ro­ris­mus“. Auf ihrer Face­book-Sei­te schrieb die Mini­ste­rin zu den jüng­sten anti­christ­li­chen Mord­dro­hun­gen: „Wer so etwas tut, kann nicht mei­nem Volk ange­hö­ren.“ Die israe­li­sche Poli­zei glänzt bei der Auf­klä­rung die­ser Taten mit so demon­stra­ti­ver Abwe­sen­heit, daß sich der Ver­sacht der Par­tei­nah­me auf­drängt. Beim Jaf­fator in Jeru­sa­lem befin­det sich das Chri­sti­an Infor­ma­ti­on Cen­ter, das von den Fran­zis­ka­nern der Kusto­die ein­ge­rich­tet, teil­wei­se vom Orden Das Werk betreut wird. An der Fas­sa­de des Gebäu­des wur­de mit Blick auf den Papst­be­such ein rie­si­ges Trans­pa­rent mit dem Bild des Pap­stes und der Auf­schrift „Will­kom­men Papst Fran­zis­kus“ ange­bracht. In den ver­gan­ge­nen Tagen ver­lang­te die israe­li­sche Poli­zei ohne Grund­an­ga­be, das Trans­pa­rent zu entfernen.

Politische Klasse taub gegenüber antichristlicher Gewalt jüdischer Extremisten

Die For­de­rung ist eines von meh­re­ren Zei­chen, daß an dem vor­der­grün­dig zur Schau gestell­ten Kli­ma der Herz­lich­keit etwas nicht ganz stimmt. Der israe­li­sche Sicher­heits­mi­ni­ster Yitz­hak Aha­ro­no­witsch gab bekannt, daß gegen die Täter der anti­christ­li­chen Aktio­nen künf­tig die Ver­wal­tungs­haft ange­wen­det wer­den soll. Sie ermög­licht durch Mili­tär­ge­rich­te Fest­nah­men und Inhaf­tie­run­gen bis zu sechs Mona­ten an der ordent­li­chen Gerichts­bar­keit vor­bei. Sie wur­de bis­her nur gegen Palä­sti­nen­ser ein­ge­setzt. Der Mini­ster stell­te in die­sem Zusam­men­hang an die israe­li­sche Öffent­lich­keit die Fra­ge, war­um die­se Art von Straf­ta­ten bis­her unge­sühnt geblie­ben ist. Eine Fra­ge, auf die die israe­li­sche Poli­tik bis­her kei­ne Ant­wort gege­ben hat. Der Groß­teil der poli­ti­schen Klas­se Isra­els scheint gegen­über anti­christ­li­chen Angrif­fen taub zu sein. Es fällt schwer zu glau­ben, daß das „sicher­ste“ Land der Welt, Schwie­rig­kei­ten hat, die Täter aus­fin­dig zu machen.

Papst Fran­zis­kus gilt als juden­freund­lich. Mit sei­nem per­sön­li­chen Freund, dem Rab­bi Abra­ham Skorka ver­öf­fent­lich­te er noch in Argen­ti­ni­en ein Gesprächs­buch. Er hält sich genau an die israe­li­schen Stan­dard­wün­sche an alle Staats­gä­ste: er wird das Grab des „Vaters des Zio­nis­mus“ Theo­dor Herzl besu­chen und dort Blu­men nie­der­le­gen und er wird die Holo­caust-Gedenk­stät­te Yad Vas­hem besu­chen. War­um dann aber die Abküh­lung der Bezie­hun­gen zwi­schen der israe­li­schen Regie­rung und dem Vati­kan? Eine genaue Ant­wort fällt schwer. Ein Grund ist der Druck radi­ka­ler Juden. Sie zwin­gen die Koali­ti­ons­re­gie­rung zu bestimm­ten Rück­sicht­nah­men gegen­über den Ultra­or­tho­do­xen Juden, aber auch gegen­über der radi­ka­len zio­ni­sti­schen Siedlerbewegung.

Die „falsche“ Reiseroute

Wie es scheint, wird dem Papst auch übel­ge­nom­men, für sei­ne kur­ze Rei­se eine „fal­sche“ Rou­te gewählt zu haben. Statt in Tel Aviv zu lan­den und von dort aus sei­ne Rei­se zu begin­nen, wie es Isra­el wün­schen wür­de, wird der Papst in der jor­da­ni­schen Haupt­stadt Amman lan­den und von dort zuerst die Palä­sti­nen­ser­ge­bie­te besu­chen und erst zuletzt Isra­el. Tel Aviv wird im Pro­gramm nicht berück­sich­tigt und auch der Besuch in der Alt­stadt Jeru­sa­lems läßt sich nicht unbe­dingt als Besuch Isra­els aus­le­gen. Begeg­nun­gen mit Poli­ti­kern sind beim Papst-Besuch auf ein Mini­mum redu­ziert. In Rom heißt es, der Papst wol­le soviel Men­schen als mög­lich tref­fen. Genau das wird ihm von Isra­el erschwert, nach­dem für die Jeru­sa­le­mer Alt­stadt, wo die Chri­sten leben, just wäh­rend der Anwe­sen­heit des Pap­stes eine Aus­gangs­sper­re ver­hängt wur­de. Über­haupt ist die Bewe­gungs­frei­heit der Chri­sten wäh­rend des Papst-Auf­ent­hal­tes stark ein­ge­schränkt, was auch die Begeg­nun­gen des Pap­stes mit den Chri­sten in Beth­le­hem belastet.

Die Fran­zis­ka­ner haben das gro­ße Trans­pa­rent am Jaf­fator trotz poli­zei­li­cher Auf­for­de­rung bis­her nicht abge­nom­men. „Weil die leben­di­gen Stei­ne, die Chri­sten des Hei­li­gen Lan­des auf den Papst war­ten“, heißt es in der Kusto­die. Mehr wol­le man dazu nicht sagen.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: NBQ

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2 Kommentare

  1. Ja und der Papst fin­det sich damit ab , dass die Chri­sten und die ande­ren nicht­jü­di­schen Bewoh­ner ein­ge­sperrt wer­den wenn er kommt, Jaques Chi­rac hat sich das nicht gefal­len las­sen, da waren die Men­schen auf den Stra­ßen als er durch Ost­je­ru­sa­lem ging und als die Poli­zei gegen sie vor­ging droh­te er dem Poli­zei­chef Mickey Levy mit vor­zei­ti­ger Abrei­se nach Frank­reich. Dass es den Chri­sten dort so schlecht geht, liegt vor allem auch dar­an dass, sich die Päp­ste ab Johan­nes Paul II. nur noch für die Juden inter­es­sier­ten, einen der­ar­ti­gen Kon­flikt mit der Katho­li­schen Kir­che wür­de das Welt­ju­den­tum sich nicht getrau­en! Ich fra­ge mich war­um, sym­pa­thi­sie­ren sie mit die­ser nach wie vor unver­än­der­ten Kul­tur ? Aus sub­ti­ler Dank­bar­keit für die Kreu­zi­gung Chri­sti ? Ich beto­ne das ist eine Fra­ge und kei­ne Feststellung!

  2. Viel­leicht wur­de ja irgend­wann die Kir­che für 30 Sil­ber­lin­ge an den Für­sten die­ser Welt ver­kauft. Auch die­ser Moment muss­te kom­men, wenn die Kir­che ihrem Bräu­ti­gam bis zum Ende nachfolgt.

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