
Wiederverheiratete geschiedene Paare können in der Kirche die Heilige Kommunion „nur empfangen, wenn sie keine sexuellen Beziehungen haben“. Der niederländische Kardinal Willem Eijk, Erzbischof von Utrecht, bekräftigte ein festes katholisches Prinzip, das Papst Franziskus in seinem nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia abzuschwächen versuchte.
Der Vorstoß setzte wenige Monate nach Beginn des bergoglianischen Pontifikats ein, indem Franziskus im Februar 2014 das einzige außerordentliche Kardinalskonsistorium einberief und Kardinal Walter Kasper die Darlegung der Frage übertrug. Obwohl die Stoßrichtung klar war, wurde nicht eine generelle Kursänderung propagiert, da die Widerstände zu groß gewesen wären. Diese hatten sich bereits beim Konsistorium gezeigt und waren so heftig, daß Franziskus in den nächsten elf Jahren seines Pontifikats nie mehr ein solches Konsistorium einberief.
Die Strategie war es, die Tür zu einer „Fall-zu-Fall-Unterscheidung“ zu öffnen. Damit wurde die Gesamtfrage in eine Vielzahl von Einzelfällen augelöst und die Kursänderung dahinter versteckt, denn in Praxis, was absehbar war, mußte die Aufweichung allgemein das Verständnis der unauflöslichen sakramentalen Ehe schwächen und weit mehr Betroffene zum sorglosen Kommunionempfang führen, als offiziell angepeilt.
„Das Thema der wiederverheirateten Geschiedenen ist heute ein häufig diskutiertes Problem“, sagte Kardinal Eijk am Dienstag abend, dem 21. Oktober, am Päpstlichen Athenäum Regina Apostolorum, als er auf eine Frage während der Vorstellung seines Buches „Das Band der Liebe. Ehe und Sexualethik“ antwortete.
Der Kardinal veröffentlichte das Buch im niederländischen Original im September 2022. Seither wurde es ins Englische, Polnische, Italienische und nun auch Spanische übersetzt.

In Rom sagte Kardinal Eijk:
„In Nummer 84 von Familiaris consortio von Johannes Paul II. heißt es, daß man in einem solchen Fall auf sexuelle Handlungen verzichten müsse. Warum? Weil die zivile Ehe keine ordnungsgemäße, keine gültige Ehe ist, wenn das Band der ersten Ehe noch besteht. Das ist das Problem.“
Und weiter:
„Es gibt Menschen, die in dieser Situation leben, aber die die Messe besuchen und auch die Sakramente empfangen möchten. Das ist natürlich schwierig“, bemerkte Eijk, einer der Kardinäle mit profilierten katholischen Positionen in Fragen der Sexualmoral, der sich den Neuerungen von Papst Franziskus widersetzte und auch Dubia zu Amoris laetitia unterzeichnete.
„Christus schenkt sich uns in der Eucharistie ganz und gar“, so der Kardinal, „und auch von unserer Seite muß es eine völlige Hingabe an ihn geben. Wenn diese im Bereich der Ehe fehlt, kann man die Kommunion nicht empfangen.“
„Natürlich sind Menschen, die in einer solchen Beziehung leben, in der Kirche sehr willkommen, ohne Zweifel“, räumte Kardinal Eijk ein. „Sie können an unserer Liturgie teilnehmen, sogar an unseren caritativen Aktivitäten. Aber sie können die Kommunion aus dem genannten Grund nicht empfangen.“
„In den Niederlanden machen wir es so“, fügte Eijk hinzu. „Diese Personen können sich während der Eucharistiefeier auch dem Priester nähern, jedoch mit über der Brust gekreuzten Armen, und sie können den Segen empfangen. Ich muß sagen, daß dies in vielen Fällen funktioniert – es lindert ein wenig das Gefühl des Ausgeschlossenseins; es scheint eine zufriedenstellende Lösung zu sein: Wir können uns ebenfalls dem Priester nähern, während der Eucharistiefeier wie die anderen nach vorne gehen, wir müssen nicht auf unseren Plätzen bleiben, sondern wir können kommen und einen Segen empfangen.“
„Wir haben immer auch die Sünder in der Kirche gesegnet“, so der Erzbischof von Utrecht. Damit werde nicht die Sünde gesegnet, sondern der einzelne erlösungsbedürftige Mensch, damit er zur Umkehr finde. „Das wäre meine Lösung“, schloß der Kardinal.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Corrispondenza Romana (Tagung 2021)
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