„Totale Schwuchtelei“ – Die „Seelenmörder“ in der Kirche

Inteview von Diane Montagna mit Bischof Athanasius Schneider


Am vergangenen Samstag, hatte die innerkirchliche "Homo-Gang" ihren großen Auftritt. Als bekennende Sünder zogen Homosexuelle und Homo-Aktivisten durch die Heilige Pforte in den Petersdom ein
Am vergangenen Samstag, hatte die innerkirchliche "Homo-Gang" ihren großen Auftritt. Als bekennende Sünder zogen Homosexuelle und Homo-Aktivisten durch die Heilige Pforte in den Petersdom ein

Am ver­gan­ge­nen Sams­tag fand in Rom die Hei­lig-Jahr-Fei­er der Homo-Sze­ne statt. Was wie ein wirk­lich schlech­ter Scherz klingt, wur­de abscheu­li­che Wirk­lich­keit. Das kann­te die Kir­che noch nicht, daß eine spe­zi­fi­sche Kate­go­rie von Sün­dern, sich öffent­lich im kirch­li­chen Kon­text prä­sen­tie­ren und für ihre Sün­de wer­ben konn­te. Ein Teil­neh­mer hielt auf dem Weg zur Hei­li­gen Pfor­te demon­stra­tiv eine Spruch­ta­fel hoch mit der Paro­le: „Tota­le Schwuch­tel­ei“. Eine offen­sicht­li­che Anspie­lung auf eine Aus­sa­ge von Papst Fran­zis­kus. Reue? Umkehr? Kei­ne Spur. Die Vati­ka­ni­stin Dia­ne Mon­tagna, führ­te zu den unglaub­li­chen Vor­gän­gen ein Inter­view mit Msgr. Atha­na­si­us Schnei­der, dem Weih­bi­schof von Ast­a­na. Auf­grund sei­ner beson­de­ren Bedeu­tung doku­men­tie­ren wir das Inter­view in vol­ler Länge.

Anzei­ge

Dia­ne Mon­tagna: Ein Foto, das viral ging, von zwei homo­se­xu­el­len Män­nern, die sich im Peters­dom dreist an den Hän­den hal­ten – einer davon mit einem Ruck­sack mit der Auf­schrift „F*** the Rules“ (Miß­ach­te die Regeln) – und ein wei­te­res Bild eines jun­gen Man­nes in einem Regen­bo­gen-T-Shirt, der ein Selbst­por­trät vor Ber­n­i­nis Bal­da­chin im Hin­ter­grund auf­nimmt, geht seit dem 6. Sep­tem­ber um die Welt. Die Pil­ger­grup­pe gelang­te zudem irgend­wie mit einem Regen­bo­gen­kreuz in die Basi­li­ka; es ist unklar, wie ein sol­ches Objekt durch die Sicher­heits­kon­trol­le gelan­gen konn­te. Die Wall­fahrt wur­de im Rah­men des von Papst Fran­zis­kus aus­ge­ru­fe­nen Hei­li­gen Jah­res vom Vati­kan geneh­migt. Exzel­lenz, was war Ihre erste Reak­ti­on, als Sie die­se Fotos sahen?

Atha­na­si­us Schnei­der: Mei­ne Reak­ti­on war ein stum­mer Auf­schrei des Ent­set­zens, der Empö­rung und der Trau­er. Alle wah­ren Gläu­bi­gen der Kir­che – Lai­en wie Kle­ri­ker –, die noch immer an der Gül­tig­keit der Gebo­te Got­tes fest­hal­ten und die­se ernst neh­men, soll­ten die­se Pro­vo­ka­ti­on als einen Schlag ins Gesicht emp­fin­den. Ich glau­be, daß vie­le gläu­bi­ge Katho­li­ken und Geist­li­che von die­sem schwe­ren Schlag in gewis­ser Wei­se fas­sungs­los sind und Zeit brau­chen, um sich zu erho­len. Im Peters­dom in Rom hat sich ein bei­spiel­lo­ser Vor­fall ereig­net, der mit den Wor­ten unse­res Herrn tref­fend als „ein Gräu­el der Ver­wü­stung an hei­li­ger Stät­te“ (vgl. Mt 24,15) bezeich­net wer­den kann.

Dia­ne Mon­tagna: Wel­che Bedeu­tung hat die Hei­li­ge Pfor­te, und wie beein­flus­sen die Gescheh­nis­se vom 6. Sep­tem­ber die­se Bedeutung?

Atha­na­si­us Schnei­der: Eine der wesent­li­chen Bedeu­tun­gen des Hei­li­gen Jah­res und der Hei­li­gen Pfor­te besteht dar­in, „die Men­schen zur Bekeh­rung und Buße zu füh­ren“, wie Papst Johan­nes Paul II. in der Indik­ti­ons­bul­le zum Hei­li­gen Jahr 2000 erklär­te. Ein wei­te­res wesent­li­ches Zei­chen ist der Ablaß, ein kon­sti­tu­ie­ren­des Ele­ment des Jubel­jah­res. Daher ist das Jubel­jahr ein macht­vol­les Mit­tel der Gna­de Got­tes, um den Gläu­bi­gen durch den frucht­ba­ren Emp­fang des Buß­sa­kra­ments und der Gewin­nung des Ablas­ses – wel­cher eine bewuß­te Los­lö­sung von allen schwe­ren Sün­den und mora­li­schen Ver­feh­lun­gen vor­aus­setzt – ech­te Fort­schrit­te in der Hei­lig­keit zu ermög­li­chen. „Denn der Gläu­bi­ge, der sich bewußt und aus frei­em Wil­len der schwe­ren Sün­de über­läßt, trennt sich dadurch vom Gna­den­le­ben mit Gott und schließt sich selbst von der Hei­lig­keit aus, zu der er beru­fen ist“ (Johan­nes Paul II., Incar­na­tio­nis Myste­ri­um, 9).
Das erklär­te Ziel der LGBTQ+-Organisationen, wel­che die Anhän­ger und Akti­vi­sten zu die­ser Hei­lig-Jahr-Wall­fahrt ver­sam­mel­ten, bestand dar­in, daß die Kir­che die soge­nann­ten Rech­te von Homo­se­xu­el­len aner­kennt und legi­ti­miert – ein­schließ­lich homo­se­xu­el­ler Hand­lun­gen und ande­rer For­men außer­ehe­li­chen Sexu­al­ver­hal­tens.
Es gab kei­ner­lei Anzei­chen von Reue oder Ver­zicht auf objek­tiv schwe­re homo­se­xu­el­le Sün­den und einen homo­se­xu­el­len Lebens­stil sei­tens der Orga­ni­sa­to­ren und Teil­neh­mer die­ser Pil­ger­fahrt. Durch die Hei­li­ge Pfor­te zu schrei­ten, ohne Reue am Jubi­lä­um teil­zu­neh­men und dabei eine Ideo­lo­gie zu för­dern, die das Sech­ste Gebot Got­tes offen leug­net, stellt eine Ent­wei­hung der Hei­li­gen Pfor­te und eine Ver­höh­nung Got­tes und des Geschen­kes eines Ablas­ses dar.

Dia­ne Mon­tagna: Die Grup­pen, die an der Ver­an­stal­tung betei­ligt waren (La Ten­da di Gio­na­ta], das Glo­ba­le Netz­werk der Rain­bow Catho­lics und Out­reach unter der Lei­tung von Pater James Mar­tin SJ), leh­nen die Vor­stel­lung einer Abkehr von einem LGBTQ+-Lebensstil ab und glau­ben viel­mehr, die Kir­che müs­se die­sen aner­ken­nen. Was sagt die­se Erlaub­nis über den Zustand des Vati­kans aus?

Atha­na­si­us Schnei­der: Dadurch haben die zustän­di­gen Behör­den des Hei­li­gen Stuh­les de fac­to dazu bei­getra­gen, die Gül­tig­keit des Sech­sten Gebo­tes Got­tes – ins­be­son­de­re der aus­drück­li­chen Ver­ur­tei­lung homo­se­xu­el­ler Hand­lun­gen – zu unter­gra­ben und in Fra­ge zu stel­len. Sie schau­ten zu, wie Gott ver­spot­tet und sei­ne Gebo­te ver­ächt­lich miß­ach­tet wurden.

Dia­ne Mon­tagna: War die­ses Ereig­nis schlim­mer als der Pachamama-Skandal?

Atha­na­si­us Schnei­der: Aus theo­lo­gi­scher und objek­ti­ver Sicht war die Ver­eh­rung der Pacha­ma­ma im Peters­dom schlim­mer als die LGBTQ+-Pilgerfahrt, denn sie stell­te einen direk­ten Ver­stoß gegen das Erste Gebot des Deka­logs dar und war daher gott­lo­ser als selbst ein abscheu­li­ches Ereig­nis, das das Sech­ste Gebot ver­letzt oder ver­spot­tet. Die För­de­rung von Sodo­mie und ande­rer sexu­el­ler Unmo­ral ist eine Form indi­rek­ten Göt­zen­dien­stes, wohin­ge­gen dem Pacha­ma­ma-Göt­zen expli­zit reli­giö­se Akte der Ver­eh­rung zuteil­wur­den – Weih­rauch, Lich­ter, Ker­zen und Pro­stra­tio­nen. Bei­de Ereig­nis­se bedür­fen der öffent­li­chen Wie­der­gut­ma­chung durch den Papst selbst. Dies ist drin­gend not­wen­dig, ehe es zu spät ist, denn Gott läßt sei­ner nicht spot­ten (vgl. Gal 6,7).

Dia­ne Mon­tagna: Vor der Pil­ger­fahrt durch die Hei­li­ge Pfor­te zele­brier­te Bischof Fran­ces­co Savi­no, stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz, in der von Jesui­ten gelei­te­ten Kir­che Il Gesù in Rom eine Mes­se. Jeder war ein­ge­la­den, die hei­li­ge Kom­mu­ni­on zu emp­fan­gen. Ist nicht die Zustim­mung zu allen Leh­ren der Kir­che – in Glau­ben und Moral – eine Vor­aus­set­zung für den wür­di­gen Emp­fang unse­res Herrn in der Hei­li­gen Eucharistie?

Atha­na­si­us Schnei­der: Ja, dies ist gewiß eine Vor­aus­set­zung, wie sie Gott in der Hei­li­gen Schrift durch die Leh­re des hei­li­gen Pau­lus bezeugt hat: „Denn wer davon ißt und trinkt, ohne zu beden­ken, daß es der Leib des Herrn ist, der zieht sich das Gericht zu, indem er ißt und trinkt. Des­we­gen sind unter euch vie­le schwach und krank und nicht weni­ge sind schon ent­schla­fen“ (1 Kor 11,29–30).
Die Kir­che hat die­ses gött­li­che Gebot zwei­tau­send Jah­re lang unver­än­dert und all­ge­mein­ver­bind­lich bewahrt und hält es auch heu­te in ihrer offi­zi­el­len Leh­re auf­recht. Im Kate­chis­mus der Katho­li­schen Kir­che heißt es aus­drück­lich: „Falls jemand sich bewußt ist daß er eine Tod­sün­de began­gen hat darf er die Eucha­ri­stie nicht emp­fan­gen ohne vor her im Buß­sa­kra­ment die Los­spre­chung emp­fan­gen zu haben“ (Nr. 1415).
Dar­über hin­aus steht dort: „Gestützt auf die Hei­li­ge Schrift, die sie als schlim­me Abir­rung bezeich­net [Vgl. Gen 19, 1–29; Röm 1,24–27; 1 Kor 6,10; 1 Tim 1,10.], hat die kirch­li­che Über­lie­fe­rung stets erklärt, „daß die homo­se­xu­el­len Hand­lun­gen in sich nicht in Ord­nung sind“ (CDF, Erkl. Per­so­na huma­na 8). Sie ver­sto­ßen gegen das natür­li­che Gesetz, denn die Wei­ter­ga­be des Lebens bleibt beim Geschlechts­akt aus­ge­schlos­sen. Sie ent­sprin­gen nicht einer wah­ren affek­ti­ven und geschlecht­li­chen Ergän­zungs­be­dürf­tig­keit. Sie sind in kei­nem Fall zu bil­li­gen“ (Nr. 2357).
Daß die Auto­ri­tä­ten des Hei­li­gen Stuh­les sol­che öffent­li­chen Mes­sen für LGBTQ+-Organisationen in Rom zuge­las­sen und die­sen Grup­pen zugleich den Zugang zur Hei­li­gen Pfor­te des Peters­do­mes ermög­licht haben, stellt vor aller Welt einen ekla­tan­ten Wider­spruch dar zwi­schen der offi­zi­el­len Leh­re der Kir­che und ihrem gegen­wär­ti­gen Han­deln. Damit haben hoch­ran­gi­ge Kir­chen­ver­tre­ter de fac­to genau jene Leh­re ver­leug­net, die sie zu bewah­ren ver­pflich­tet wären.

Dia­ne Mon­tagna: Ange­sichts die­ses offen­kun­di­gen Wider­spruchs muß man sich fra­gen: Kann die Welt die Leh­re der Kir­che noch ernst neh­men? Die Orga­ni­sa­ti­on Cou­ra­ge Inter­na­tio­nal ist ein Apo­sto­lat, das Män­nern und Frau­en mit gleich­ge­schlecht­li­cher Nei­gung hilft, ein Leben in Hei­lig­keit im Ein­klang mit dem katho­li­schen Glau­ben zu füh­ren. Wäre die Wall­fahrt am Sams­tag von Cou­ra­ge gespon­sert wor­den, hät­te es kei­nen Skan­dal gege­ben. Was ist Ihre Bot­schaft an die Men­schen, die an der Ver­an­stal­tung teil­ge­nom­men haben und von Pater James Mar­tin sowie der LGBTQ+-Bewegung irre­ge­führt wurden?

Atha­na­si­us Schnei­der: Mei­ne Bot­schaft an sie ist zunächst eine Bot­schaft des Mit­leids. Denn wer das aus­drück­li­che Gebot Got­tes, wel­ches jede sexu­el­le Betä­ti­gung außer­halb der gül­ti­gen Ehe ver­bie­tet, bewußt ablehnt, begibt sich in höch­ste Gefahr – in die Gefahr, das ewi­ge Leben zu ver­lie­ren und auf ewig ver­dammt zu wer­den. Wir müs­sen Mit­leid haben mit jenen, die homo­se­xu­el­le Hand­lun­gen recht­fer­ti­gen und reue­los oder gar stolz dar­an fest­hal­ten.
Wah­re Lie­be gegen­über sol­chen Men­schen bedeu­tet, sie sanft, aber ent­schlos­sen zur ech­ten Umkehr gemäß dem offen­bar­ten Wil­len Got­tes zu rufen. Sie wer­den vom bösen Geist – vom Satan, dem Vater der Lüge – irre­ge­führt und betro­gen. In Wahr­heit sind sie unglück­lich, auch wenn sie die Stim­me ihres Gewis­sens zum Schwei­gen gebracht haben.
Wir müs­sen mit gro­ßem Eifer um die Ret­tung die­ser See­len bemüht sein und sie von den töd­li­chen Täu­schun­gen befrei­en. Prie­ster, die sie in ihrer homo­se­xu­el­len Lebens­wei­se bestär­ken oder bestä­ti­gen, sind geist­li­che Ver­bre­cher – See­len­mör­der –, und Gott wird sie gemäß sei­nem Wort streng zur Rechen­schaft zie­hen:
„Du aber, Men­schen­sohn, ich habe dich dem Hau­se Isra­el als Wäch­ter bestellt; hörst du aus mei­nem Mun­de ein Wort, so sollst du sie von mir war­nen. Wenn ich zum Schul­di­gen sage: Schul­di­ger, du mußt ster­ben! – und du redest nicht, um den Schul­di­gen von sei­nem Weg zu war­nen –, so wird die­ser Schul­di­ge wegen sei­ner Schuld ster­ben; sein Blut aber wer­de ich von dei­ner Hand for­dern“ (Ez. 33, 7–8).

Dia­ne Mon­tagna: Die­se Ver­an­stal­tung war bereits vor der Wahl von Papst Leo XIV. geplant. Man­che argu­men­tie­ren, es hät­te schlim­mer kom­men kön­nen, wenn Papst Fran­zis­kus noch am Leben gewe­sen wäre. Sie ver­wei­sen dar­auf, daß Papst Leo am Sams­tag bei sei­ner Gene­ral­au­di­enz kei­ne LGBTQ+-Delegation emp­fan­gen und kei­ne Bot­schaft an sie über­mit­telt hat.

Atha­na­si­us Schnei­der: Die­se Argu­men­te sind nicht über­zeu­gend. Hät­te der Papst eine LGBTQ+-Delegation emp­fan­gen, wäre dies ein bei­spiel­lo­ser Skan­dal gewe­sen. Daß Papst Leo XIV. einen sol­chen Skan­dal ver­mie­den hat, recht­fer­tigt jedoch in kei­ner Wei­se sei­ne fak­ti­sche Zustim­mung zu der Ver­an­stal­tung.
Man kann ihm kei­ne Nai­vi­tät unter­stel­len, denn es war vor­her­seh­bar, daß LGBTQ+-Organisationen oder ein­zel­ne Mit­glie­der die Hei­li­ge Pfor­te und den Peters­dom als Platt­form zur Ver­brei­tung ihrer Ideo­lo­gie miß­brau­chen wür­den – einer Ideo­lo­gie, die Got­tes aus­drück­li­ches Gebot offen mißachtet.

Dia­ne Mon­tagna: P. James Mar­tin ver­brei­te­te Fotos einer Audi­enz bei Papst Leo XIV. weni­ge Tage vor der Ver­an­stal­tung. Haben sich frü­he­re Päp­ste auf die­se Wei­se mit sol­chen Per­sön­lich­kei­ten gezeigt? Wie beur­tei­len Sie die­se und ähn­li­che Audi­en­zen, z. B. mit Schwe­ster Lucia Caram, die angeb­lich die „Homo-Ehe“ unterstützt?

Atha­na­si­us Schnei­der: Vor dem Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus haben sich die Päp­ste weder offi­zi­ell mit Per­so­nen getrof­fen noch mit sol­chen foto­gra­fie­ren las­sen, die die Glau­bens- und Sit­ten­leh­re der Kir­che öffent­lich miß­ach­te­ten. Durch der­ar­ti­ge Audi­en­zen und Fotos sen­det Papst Leo der Welt de fac­to die Bot­schaft, daß er sich von ihren häre­ti­schen oder skan­da­lö­sen Leh­ren nicht distan­ziert.
Da der Hei­li­ge Stuhl im Nach­hin­ein kei­ne Klar­stel­lung vor­ge­nom­men hat und auch die tri­um­pha­len Bot­schaf­ten von Pater James Mar­tin in den sozia­len Medi­en nicht kor­ri­gier­te, gilt das bekann­te Sprich­wort: „Qui tacet, con­sen­ti­re vide­tur“ – „Wer schweigt, scheint zuzustimmen.“

Dia­ne Mon­tagna: Die Kir­che hat tra­di­tio­nell nicht nur die Wahr­heit ver­kün­det, son­dern auch gegen den Irr­tum gekämpft. Ange­sichts der Aus­brei­tung des Islams im Westen und der zuneh­men­den Ent­christ­li­chung Euro­pas stellt sich die Fra­ge: Wel­che Gefahr ent­steht, wenn die katho­li­sche Kir­che ihre mora­li­sche Auto­ri­tät an sol­che Lob­bys abtritt?

Atha­na­si­us Schnei­der: Der hei­li­ge Petrus und sei­ne Nach­fol­ger, die römi­schen Päp­ste, haben von Chri­stus die höch­ste mora­li­sche Auto­ri­tät in die­ser Welt emp­fan­gen. Die­se besteht dar­in, alle Men­schen zu leh­ren, was Chri­stus gebo­ten hat (vgl. Mt 28,20).
In dem Maße, in dem das kirch­li­che Lehr­amt – also der Hei­li­ge Stuhl und der Epi­sko­pat – schwach, mehr­deu­tig oder wider­sprüch­lich auf­tritt, wird die Macht der Unwahr­heit in all ihren ideo­lo­gi­schen und reli­giö­sen Aus­prä­gun­gen wach­sen.
Der Islam mag man­chen stark erschei­nen, doch er ver­leiht der See­le nicht die Gna­de, inner­lich in Chri­stus neu gebo­ren zu wer­den – und er kann dies auch nicht. Ich lebe in einer mus­li­misch gepräg­ten Gesell­schaft mit star­ker ortho­do­xer Prä­senz. Vor die­sem Hin­ter­grund fra­gen sich vie­le – reli­giö­se Füh­rer wie ein­fa­che Men­schen –, was mit dem Papst und dem Hei­li­gen Stuhl gesche­hen ist.
Indem die Auto­ri­tä­ten des Hei­li­gen Stuhls sol­che skan­da­lö­sen Ereig­nis­se dul­den, brin­gen sie die Stim­me Chri­sti zum Schwei­gen. Um so dring­li­cher ist es, daß die Wor­te des Pap­stes und der Kir­che wie­der eins wer­den mit ihren Taten. Denn es gibt auf Erden kei­ne höhe­re mora­li­sche Auto­ri­tät als Jesus Chri­stus, der sie dem Papst und den Bischö­fen anver­traut hat. Welch gewal­ti­ge Ver­ant­wor­tung – und welch erschüt­tern­de Rechen­schaft am Tage des Gerichtes!

Dia­ne Mon­tagna: Obwohl ich Vati­kan­spre­cher Matteo Bruni schrift­lich frag­te, ob man sei­tens des Hei­li­gen Stuh­les zuge­ben wer­de, daß dies nicht hät­te statt­fin­den dür­fen, und ob man sich für den ver­ur­sach­ten Skan­dal ent­schul­di­ge, blieb eine Ant­wort aus. Was sagt die­ses Schweigen?

Atha­na­si­us Schnei­der: Der Hei­li­ge Stuhl befin­det sich in einer mora­li­schen Sack­gas­se und sieht sich zwei sehr unter­schied­li­chen Reak­tio­nen gegen­über:
Einer­seits freu­en sich Orga­ni­sa­tio­nen, die den LGBTQ+-Lebensstil pro­pa­gie­ren. Der fei­er­li­che Ein­zug die­ser Akti­vi­sten in das Zen­trum der Katho­li­zi­tät ver­mit­tel­te der Welt die Bot­schaft, daß der Hei­li­ge Stuhl deren Anlie­gen – die Aner­ken­nung homo­se­xu­el­ler Hand­lun­gen – bil­li­ge. Die Welt applau­diert dem Papst.
Ande­rer­seits gibt es vie­le Gläu­bi­ge – Katho­li­ken wie Anders­gläu­bi­ge –, die in Treue zu Got­tes Gebo­ten leben. Sie sind schockiert und zutiefst beschämt. Es ist, als röte­te sich das Ant­litz der Kir­che vor den eige­nen Kin­dern. Das Schwei­gen des Vati­kans wirkt wie das von Gewis­sens­bis­sen ver­ur­sach­te Ver­stum­men eines Men­schen, der sich sei­ner Schuld bewußt ist.

Dia­ne Mon­tagna: Die­ses Ereig­nis geschah am ersten Sams­tag des Monats, einem Tag, an dem Unse­re Lie­be Frau von Fati­ma beson­ders um Wie­der­gut­ma­chung für die Sün­den gegen ihr Unbe­fleck­tes Herz bit­tet. Wie kön­nen die Gläu­bi­gen Wie­der­gut­ma­chung leisten?

Atha­na­si­us Schnei­der: Die gesam­te Situa­ti­on bedeu­tet eine öffent­li­che Demü­ti­gung unse­rer hei­li­gen Mut­ter Kir­che, ange­sichts des scham­lo­sen Jubels der Fein­de Got­tes. Wir alle, beson­ders aber der Papst und die Kle­ri­ker, die dies dul­de­ten oder sogar recht­fer­tig­ten, soll­ten Reue zei­gen und Süh­ne lei­sten – für die Ent­wei­hung des Hau­ses Got­tes und der Hei­lig­keit sei­ner Gebo­te.
Wir soll­ten dabei die Wor­te Dani­els zu eigen machen: „Du, Herr, bist im Recht; uns aber steht bis heu­te die Scham­rö­te im Gesicht, den Leu­ten von Juda, den Ein­woh­nern Jeru­sa­lems und allen Israe­li­ten, sei­en sie nah oder fern in all den Län­dern, wohin du sie ver­sto­ßen hast; denn sie haben dir die Treue gebro­chen. Ja, Herr, uns steht die Scham­rö­te im Gesicht, unse­ren Köni­gen, Obe­ren und Vätern; denn wir haben uns gegen dich ver­sün­digt“ (Dan 9, 7–8).
Wäh­rend des gro­ßen Jubel­jah­res 2000 fand in Rom vom 1. bis 9. Juli die erste World [Gay] Pri­de statt. Papst Johan­nes Paul II. ver­ur­teil­te sie damals öffent­lich mit den Worten: 

„Schließ­lich hal­te ich es für mei­ne Pflicht, zu den wohl­be­kann­ten Ereig­nis­sen, die in den ver­gan­ge­nen Tagen in Rom statt­ge­fun­den haben, Stel­lung zu neh­men. Im Namen der Kir­che von Rom kann ich nicht umhin, mei­ne Ver­bit­te­rung aus­zu­drücken für die­sen Affront gegen­über dem Hei­li­gen Jahr 2000 und für die Belei­di­gung der christ­li­chen Wer­te einer Stadt, die den Katho­li­ken aller Welt so sehr am Her­zen liegt. Die Kir­che darf die Wahr­heit nicht ver­schwei­gen, denn dadurch wür­de sie ihre Treue zum Schöp­fer­gott nicht ein­hal­ten und den Men­schen nicht dabei hel­fen, das Gute vom Bösen zu unter­schei­den. Ich möch­te mich in die­sem Zusam­men­hang dar­auf beschrän­ken, einen Absatz aus dem Kate­chis­mus der Katho­li­schen Kir­che vor­zu­tra­gen. Er weist dar­auf hin, daß Homo­se­xua­li­tät dem Natur­ge­setz zuwi­der­läuft und stellt dann fest: »Eine nicht gerin­ge Anzahl von Män­nern und Frau­en sind homo­se­xu­ell ver­an­lagt. Sie haben die­se Ver­an­la­gung nicht selbst gewählt; für die mei­sten von ihnen stellt sie eine Prü­fung dar. Ihnen ist mit Ach­tung, Mit­leid und Takt zu begeg­nen. Man hüte sich, sie in irgend­ei­ner Wei­se unge­recht zurück­zu­set­zen. Auch die­se Men­schen sind beru­fen, in ihrem Leben den Wil­len Got­tes zu erfül­len und, wenn sie Chri­sten sind, die Schwie­rig­kei­ten, die ihnen aus ihrer Ver­an­la­gung erwach­sen kön­nen, mit dem Kreu­zes­op­fer des Herrn zu ver­ei­nen« (KKK, 2358). Die himm­li­sche Mut­ter hel­fe uns mit ihrem Schutz.“

Atha­na­si­us Schnei­der: Die kla­re Ver­ur­tei­lung von Papst Johan­nes Paul II. war ein pro­phe­ti­scher Akt und ist bis heu­te gül­tig. Er sag­te mit aller Deut­lich­keit: „In der ver­gan­ge­nen Woche geschah hier in Rom – der Stadt der Päp­ste – eine Belei­di­gung des christ­li­chen und mensch­li­chen Emp­fin­dens. Ich sage dies nicht aus Pole­mik oder einem alt­mo­di­schen Geist her­aus, son­dern um die Pflicht des Hir­ten zu erfül­len, der die Her­de vor der Irre­füh­rung durch fal­sche Leh­ren und unmo­ra­li­sches Ver­hal­ten schüt­zen muß.“
Ein Papst ist kein schwei­gen­der Beob­ach­ter, son­dern der uni­ver­sa­le Hir­te, der mit Lie­be, aber auch mit Mut und Wahr­haf­tig­keit, sei­ne Her­de führt. Nur ein sol­cher Papst wird im Him­mel belohnt werden.

Dia­ne Mon­tagna: Eure Exzel­lenz, wel­che Bot­schaft möch­ten Sie Papst Leo XIV. übermitteln?

Atha­na­si­us Schnei­der: Ich möch­te Papst Leo XIV. instän­dig bit­ten, im Kern jene Wor­te Papst Johan­nes Pauls II. zu wie­der­ho­len und dadurch vor der gan­zen Welt wah­re Demut zu zei­gen – die Demut, den Feh­ler des Hei­li­gen Stuhls im Zusam­men­hang mit dem empö­ren­den LGBTQ+-Ereignis im Peters­dom ein­zu­ge­ste­hen. Demut ist Mut zur Wahr­heit. Soll­te Papst Leo XIV. öffent­li­che Akte der Reue und sogar der Wie­der­gut­ma­chung voll­zie­hen, wird er dadurch nichts ver­lie­ren; unter­läßt er sie jedoch, wird er vor den Augen Got­tes etwas ver­säu­men – und allein Gott zählt.
Von Her­zen wün­sche ich Papst Leo XIV. die Gna­de Got­tes, daß er den Mut fin­de, die­sen Greu­el zu süh­nen, der die Hei­lig­keit des Jubel­jah­res befleckt hat – und daß er in aller Wahr­heit die Wor­te des hei­li­gen Pau­lus anwen­det: „Ich habe mich der Pflicht nicht ent­zo­gen, euch den gan­zen Wil­len Got­tes zu ver­kün­den“ (Apg 20,26–27).

Dia­ne Mon­tagna: Eure Exzel­lenz, möch­ten Sie noch etwas hinzufügen?

Atha­na­si­us Schnei­der: Papst Leo XIV. ist nicht der Statt­hal­ter von Papst Fran­zis­kus, son­dern der Stell­ver­tre­ter Jesu Chri­sti, der ihn einst zur Rechen­schaft zie­hen wird, ob und wie er die Wahr­heit ver­tei­digt hat. Har­mo­nie war nie­mals das Ziel Jesu Chri­sti – denn wäre es so gewe­sen, wäre Er nicht gekreu­zigt wor­den. Und auch der hei­li­ge Augu­sti­nus hät­te ein sehr „har­mo­ni­sches“ Leben füh­ren kön­nen, hät­te er nicht gegen die Irr­tü­mer sei­ner Zeit gekämpft – auch jene inner­halb der Kir­che.
Möge unser Hei­li­ger Vater, Papst Leo XIV., sich die Wor­te des Herrn zu Her­zen neh­men, die Er einst durch die hei­li­ge Bir­git­ta von Schwe­den an einen sei­ner Vor­gän­ger, Papst Gre­gor XI., gerich­tet hat:

„Rup­fe aus, rei­ße nie­der und ver­nich­te alle Laster dei­nes Hofes!
Tren­ne dich vom Rat fleisch­lich gesinn­ter und welt­li­cher Freun­de, und fol­ge demü­tig dem geist­li­chen Rat mei­ner Freun­de.
Erhe­be dich wie ein Mann und umgür­te dich mutig mit Kraft!
Begin­ne, die Kir­che zu refor­mie­ren, die ich mit mei­nem eige­nen Blut erkauft habe, damit sie geist­lich erneu­ert wer­de und zur ursprüng­li­chen Hei­lig­keit zurück­keh­re. Denn heut­zu­ta­ge wird einem Bor­dell mehr Ver­eh­rung erwie­sen als mei­ner hei­li­gen Kir­che.
Mein Sohn, nimm mei­nen Rat an. Wenn du mir in dem gehorchst, was ich dir auf­ge­tra­gen habe, wer­de ich dich wie ein lie­ben­der Vater barm­her­zig auf­neh­men.
Schrei­te tap­fer den Weg der Gerech­tig­keit, und du wirst gedei­hen.
Ver­ach­te nicht den, der dich liebt.
Wenn du gehorchst, wer­de ich dir Barm­her­zig­keit zei­gen, dich seg­nen, beklei­den und mit den kost­ba­ren päpst­li­chen Insi­gni­en eines hei­li­gen Pon­ti­fex schmücken.
Ich wer­de dich mit mir selbst beklei­den, so daß du in mir und ich in dir sein wer­de – und du wirst in Ewig­keit ver­herr­licht sein.“
(Offen­ba­run­gen der hl. Bir­git­ta, Buch IV, Kapi­tel 149)

Bild: diane​mon​tagna​.sub​stack​.com/​S​t​i​lum curiae

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