
Am vergangenen Samstag fand in Rom die Heilig-Jahr-Feier der Homo-Szene statt. Was wie ein wirklich schlechter Scherz klingt, wurde abscheuliche Wirklichkeit. Das kannte die Kirche noch nicht, daß eine spezifische Kategorie von Sündern, sich öffentlich im kirchlichen Kontext präsentieren und für ihre Sünde werben konnte. Ein Teilnehmer hielt auf dem Weg zur Heiligen Pforte demonstrativ eine Spruchtafel hoch mit der Parole: „Totale Schwuchtelei“. Eine offensichtliche Anspielung auf eine Aussage von Papst Franziskus. Reue? Umkehr? Keine Spur. Die Vatikanistin Diane Montagna, führte zu den unglaublichen Vorgängen ein Interview mit Msgr. Athanasius Schneider, dem Weihbischof von Astana. Aufgrund seiner besonderen Bedeutung dokumentieren wir das Interview in voller Länge.
Diane Montagna: Ein Foto, das viral ging, von zwei homosexuellen Männern, die sich im Petersdom dreist an den Händen halten – einer davon mit einem Rucksack mit der Aufschrift „F*** the Rules“ (Mißachte die Regeln) – und ein weiteres Bild eines jungen Mannes in einem Regenbogen-T-Shirt, der ein Selbstporträt vor Berninis Baldachin im Hintergrund aufnimmt, geht seit dem 6. September um die Welt. Die Pilgergruppe gelangte zudem irgendwie mit einem Regenbogenkreuz in die Basilika; es ist unklar, wie ein solches Objekt durch die Sicherheitskontrolle gelangen konnte. Die Wallfahrt wurde im Rahmen des von Papst Franziskus ausgerufenen Heiligen Jahres vom Vatikan genehmigt. Exzellenz, was war Ihre erste Reaktion, als Sie diese Fotos sahen?
Athanasius Schneider: Meine Reaktion war ein stummer Aufschrei des Entsetzens, der Empörung und der Trauer. Alle wahren Gläubigen der Kirche – Laien wie Kleriker –, die noch immer an der Gültigkeit der Gebote Gottes festhalten und diese ernst nehmen, sollten diese Provokation als einen Schlag ins Gesicht empfinden. Ich glaube, daß viele gläubige Katholiken und Geistliche von diesem schweren Schlag in gewisser Weise fassungslos sind und Zeit brauchen, um sich zu erholen. Im Petersdom in Rom hat sich ein beispielloser Vorfall ereignet, der mit den Worten unseres Herrn treffend als „ein Gräuel der Verwüstung an heiliger Stätte“ (vgl. Mt 24,15) bezeichnet werden kann.
Diane Montagna: Welche Bedeutung hat die Heilige Pforte, und wie beeinflussen die Geschehnisse vom 6. September diese Bedeutung?
Athanasius Schneider: Eine der wesentlichen Bedeutungen des Heiligen Jahres und der Heiligen Pforte besteht darin, „die Menschen zur Bekehrung und Buße zu führen“, wie Papst Johannes Paul II. in der Indiktionsbulle zum Heiligen Jahr 2000 erklärte. Ein weiteres wesentliches Zeichen ist der Ablaß, ein konstituierendes Element des Jubeljahres. Daher ist das Jubeljahr ein machtvolles Mittel der Gnade Gottes, um den Gläubigen durch den fruchtbaren Empfang des Bußsakraments und der Gewinnung des Ablasses – welcher eine bewußte Loslösung von allen schweren Sünden und moralischen Verfehlungen voraussetzt – echte Fortschritte in der Heiligkeit zu ermöglichen. „Denn der Gläubige, der sich bewußt und aus freiem Willen der schweren Sünde überläßt, trennt sich dadurch vom Gnadenleben mit Gott und schließt sich selbst von der Heiligkeit aus, zu der er berufen ist“ (Johannes Paul II., Incarnationis Mysterium, 9).
Das erklärte Ziel der LGBTQ+-Organisationen, welche die Anhänger und Aktivisten zu dieser Heilig-Jahr-Wallfahrt versammelten, bestand darin, daß die Kirche die sogenannten Rechte von Homosexuellen anerkennt und legitimiert – einschließlich homosexueller Handlungen und anderer Formen außerehelichen Sexualverhaltens.
Es gab keinerlei Anzeichen von Reue oder Verzicht auf objektiv schwere homosexuelle Sünden und einen homosexuellen Lebensstil seitens der Organisatoren und Teilnehmer dieser Pilgerfahrt. Durch die Heilige Pforte zu schreiten, ohne Reue am Jubiläum teilzunehmen und dabei eine Ideologie zu fördern, die das Sechste Gebot Gottes offen leugnet, stellt eine Entweihung der Heiligen Pforte und eine Verhöhnung Gottes und des Geschenkes eines Ablasses dar.
Diane Montagna: Die Gruppen, die an der Veranstaltung beteiligt waren (La Tenda di Gionata], das Globale Netzwerk der Rainbow Catholics und Outreach unter der Leitung von Pater James Martin SJ), lehnen die Vorstellung einer Abkehr von einem LGBTQ+-Lebensstil ab und glauben vielmehr, die Kirche müsse diesen anerkennen. Was sagt diese Erlaubnis über den Zustand des Vatikans aus?
Athanasius Schneider: Dadurch haben die zuständigen Behörden des Heiligen Stuhles de facto dazu beigetragen, die Gültigkeit des Sechsten Gebotes Gottes – insbesondere der ausdrücklichen Verurteilung homosexueller Handlungen – zu untergraben und in Frage zu stellen. Sie schauten zu, wie Gott verspottet und seine Gebote verächtlich mißachtet wurden.
Diane Montagna: War dieses Ereignis schlimmer als der Pachamama-Skandal?
Athanasius Schneider: Aus theologischer und objektiver Sicht war die Verehrung der Pachamama im Petersdom schlimmer als die LGBTQ+-Pilgerfahrt, denn sie stellte einen direkten Verstoß gegen das Erste Gebot des Dekalogs dar und war daher gottloser als selbst ein abscheuliches Ereignis, das das Sechste Gebot verletzt oder verspottet. Die Förderung von Sodomie und anderer sexueller Unmoral ist eine Form indirekten Götzendienstes, wohingegen dem Pachamama-Götzen explizit religiöse Akte der Verehrung zuteilwurden – Weihrauch, Lichter, Kerzen und Prostrationen. Beide Ereignisse bedürfen der öffentlichen Wiedergutmachung durch den Papst selbst. Dies ist dringend notwendig, ehe es zu spät ist, denn Gott läßt seiner nicht spotten (vgl. Gal 6,7).
Diane Montagna: Vor der Pilgerfahrt durch die Heilige Pforte zelebrierte Bischof Francesco Savino, stellvertretender Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz, in der von Jesuiten geleiteten Kirche Il Gesù in Rom eine Messe. Jeder war eingeladen, die heilige Kommunion zu empfangen. Ist nicht die Zustimmung zu allen Lehren der Kirche – in Glauben und Moral – eine Voraussetzung für den würdigen Empfang unseres Herrn in der Heiligen Eucharistie?
Athanasius Schneider: Ja, dies ist gewiß eine Voraussetzung, wie sie Gott in der Heiligen Schrift durch die Lehre des heiligen Paulus bezeugt hat: „Denn wer davon ißt und trinkt, ohne zu bedenken, daß es der Leib des Herrn ist, der zieht sich das Gericht zu, indem er ißt und trinkt. Deswegen sind unter euch viele schwach und krank und nicht wenige sind schon entschlafen“ (1 Kor 11,29–30).
Die Kirche hat dieses göttliche Gebot zweitausend Jahre lang unverändert und allgemeinverbindlich bewahrt und hält es auch heute in ihrer offiziellen Lehre aufrecht. Im Katechismus der Katholischen Kirche heißt es ausdrücklich: „Falls jemand sich bewußt ist daß er eine Todsünde begangen hat darf er die Eucharistie nicht empfangen ohne vor her im Bußsakrament die Lossprechung empfangen zu haben“ (Nr. 1415).
Darüber hinaus steht dort: „Gestützt auf die Heilige Schrift, die sie als schlimme Abirrung bezeichnet [Vgl. Gen 19, 1–29; Röm 1,24–27; 1 Kor 6,10; 1 Tim 1,10.], hat die kirchliche Überlieferung stets erklärt, „daß die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind“ (CDF, Erkl. Persona humana 8). Sie verstoßen gegen das natürliche Gesetz, denn die Weitergabe des Lebens bleibt beim Geschlechtsakt ausgeschlossen. Sie entspringen nicht einer wahren affektiven und geschlechtlichen Ergänzungsbedürftigkeit. Sie sind in keinem Fall zu billigen“ (Nr. 2357).
Daß die Autoritäten des Heiligen Stuhles solche öffentlichen Messen für LGBTQ+-Organisationen in Rom zugelassen und diesen Gruppen zugleich den Zugang zur Heiligen Pforte des Petersdomes ermöglicht haben, stellt vor aller Welt einen eklatanten Widerspruch dar zwischen der offiziellen Lehre der Kirche und ihrem gegenwärtigen Handeln. Damit haben hochrangige Kirchenvertreter de facto genau jene Lehre verleugnet, die sie zu bewahren verpflichtet wären.
Diane Montagna: Angesichts dieses offenkundigen Widerspruchs muß man sich fragen: Kann die Welt die Lehre der Kirche noch ernst nehmen? Die Organisation Courage International ist ein Apostolat, das Männern und Frauen mit gleichgeschlechtlicher Neigung hilft, ein Leben in Heiligkeit im Einklang mit dem katholischen Glauben zu führen. Wäre die Wallfahrt am Samstag von Courage gesponsert worden, hätte es keinen Skandal gegeben. Was ist Ihre Botschaft an die Menschen, die an der Veranstaltung teilgenommen haben und von Pater James Martin sowie der LGBTQ+-Bewegung irregeführt wurden?
Athanasius Schneider: Meine Botschaft an sie ist zunächst eine Botschaft des Mitleids. Denn wer das ausdrückliche Gebot Gottes, welches jede sexuelle Betätigung außerhalb der gültigen Ehe verbietet, bewußt ablehnt, begibt sich in höchste Gefahr – in die Gefahr, das ewige Leben zu verlieren und auf ewig verdammt zu werden. Wir müssen Mitleid haben mit jenen, die homosexuelle Handlungen rechtfertigen und reuelos oder gar stolz daran festhalten.
Wahre Liebe gegenüber solchen Menschen bedeutet, sie sanft, aber entschlossen zur echten Umkehr gemäß dem offenbarten Willen Gottes zu rufen. Sie werden vom bösen Geist – vom Satan, dem Vater der Lüge – irregeführt und betrogen. In Wahrheit sind sie unglücklich, auch wenn sie die Stimme ihres Gewissens zum Schweigen gebracht haben.
Wir müssen mit großem Eifer um die Rettung dieser Seelen bemüht sein und sie von den tödlichen Täuschungen befreien. Priester, die sie in ihrer homosexuellen Lebensweise bestärken oder bestätigen, sind geistliche Verbrecher – Seelenmörder –, und Gott wird sie gemäß seinem Wort streng zur Rechenschaft ziehen:
„Du aber, Menschensohn, ich habe dich dem Hause Israel als Wächter bestellt; hörst du aus meinem Munde ein Wort, so sollst du sie von mir warnen. Wenn ich zum Schuldigen sage: Schuldiger, du mußt sterben! – und du redest nicht, um den Schuldigen von seinem Weg zu warnen –, so wird dieser Schuldige wegen seiner Schuld sterben; sein Blut aber werde ich von deiner Hand fordern“ (Ez. 33, 7–8).
Diane Montagna: Diese Veranstaltung war bereits vor der Wahl von Papst Leo XIV. geplant. Manche argumentieren, es hätte schlimmer kommen können, wenn Papst Franziskus noch am Leben gewesen wäre. Sie verweisen darauf, daß Papst Leo am Samstag bei seiner Generalaudienz keine LGBTQ+-Delegation empfangen und keine Botschaft an sie übermittelt hat.
Athanasius Schneider: Diese Argumente sind nicht überzeugend. Hätte der Papst eine LGBTQ+-Delegation empfangen, wäre dies ein beispielloser Skandal gewesen. Daß Papst Leo XIV. einen solchen Skandal vermieden hat, rechtfertigt jedoch in keiner Weise seine faktische Zustimmung zu der Veranstaltung.
Man kann ihm keine Naivität unterstellen, denn es war vorhersehbar, daß LGBTQ+-Organisationen oder einzelne Mitglieder die Heilige Pforte und den Petersdom als Plattform zur Verbreitung ihrer Ideologie mißbrauchen würden – einer Ideologie, die Gottes ausdrückliches Gebot offen mißachtet.
Diane Montagna: P. James Martin verbreitete Fotos einer Audienz bei Papst Leo XIV. wenige Tage vor der Veranstaltung. Haben sich frühere Päpste auf diese Weise mit solchen Persönlichkeiten gezeigt? Wie beurteilen Sie diese und ähnliche Audienzen, z. B. mit Schwester Lucia Caram, die angeblich die „Homo-Ehe“ unterstützt?
Athanasius Schneider: Vor dem Pontifikat von Papst Franziskus haben sich die Päpste weder offiziell mit Personen getroffen noch mit solchen fotografieren lassen, die die Glaubens- und Sittenlehre der Kirche öffentlich mißachteten. Durch derartige Audienzen und Fotos sendet Papst Leo der Welt de facto die Botschaft, daß er sich von ihren häretischen oder skandalösen Lehren nicht distanziert.
Da der Heilige Stuhl im Nachhinein keine Klarstellung vorgenommen hat und auch die triumphalen Botschaften von Pater James Martin in den sozialen Medien nicht korrigierte, gilt das bekannte Sprichwort: „Qui tacet, consentire videtur“ – „Wer schweigt, scheint zuzustimmen.“
Diane Montagna: Die Kirche hat traditionell nicht nur die Wahrheit verkündet, sondern auch gegen den Irrtum gekämpft. Angesichts der Ausbreitung des Islams im Westen und der zunehmenden Entchristlichung Europas stellt sich die Frage: Welche Gefahr entsteht, wenn die katholische Kirche ihre moralische Autorität an solche Lobbys abtritt?
Athanasius Schneider: Der heilige Petrus und seine Nachfolger, die römischen Päpste, haben von Christus die höchste moralische Autorität in dieser Welt empfangen. Diese besteht darin, alle Menschen zu lehren, was Christus geboten hat (vgl. Mt 28,20).
In dem Maße, in dem das kirchliche Lehramt – also der Heilige Stuhl und der Episkopat – schwach, mehrdeutig oder widersprüchlich auftritt, wird die Macht der Unwahrheit in all ihren ideologischen und religiösen Ausprägungen wachsen.
Der Islam mag manchen stark erscheinen, doch er verleiht der Seele nicht die Gnade, innerlich in Christus neu geboren zu werden – und er kann dies auch nicht. Ich lebe in einer muslimisch geprägten Gesellschaft mit starker orthodoxer Präsenz. Vor diesem Hintergrund fragen sich viele – religiöse Führer wie einfache Menschen –, was mit dem Papst und dem Heiligen Stuhl geschehen ist.
Indem die Autoritäten des Heiligen Stuhls solche skandalösen Ereignisse dulden, bringen sie die Stimme Christi zum Schweigen. Um so dringlicher ist es, daß die Worte des Papstes und der Kirche wieder eins werden mit ihren Taten. Denn es gibt auf Erden keine höhere moralische Autorität als Jesus Christus, der sie dem Papst und den Bischöfen anvertraut hat. Welch gewaltige Verantwortung – und welch erschütternde Rechenschaft am Tage des Gerichtes!
Diane Montagna: Obwohl ich Vatikansprecher Matteo Bruni schriftlich fragte, ob man seitens des Heiligen Stuhles zugeben werde, daß dies nicht hätte stattfinden dürfen, und ob man sich für den verursachten Skandal entschuldige, blieb eine Antwort aus. Was sagt dieses Schweigen?
Athanasius Schneider: Der Heilige Stuhl befindet sich in einer moralischen Sackgasse und sieht sich zwei sehr unterschiedlichen Reaktionen gegenüber:
Einerseits freuen sich Organisationen, die den LGBTQ+-Lebensstil propagieren. Der feierliche Einzug dieser Aktivisten in das Zentrum der Katholizität vermittelte der Welt die Botschaft, daß der Heilige Stuhl deren Anliegen – die Anerkennung homosexueller Handlungen – billige. Die Welt applaudiert dem Papst.
Andererseits gibt es viele Gläubige – Katholiken wie Andersgläubige –, die in Treue zu Gottes Geboten leben. Sie sind schockiert und zutiefst beschämt. Es ist, als rötete sich das Antlitz der Kirche vor den eigenen Kindern. Das Schweigen des Vatikans wirkt wie das von Gewissensbissen verursachte Verstummen eines Menschen, der sich seiner Schuld bewußt ist.
Diane Montagna: Dieses Ereignis geschah am ersten Samstag des Monats, einem Tag, an dem Unsere Liebe Frau von Fatima besonders um Wiedergutmachung für die Sünden gegen ihr Unbeflecktes Herz bittet. Wie können die Gläubigen Wiedergutmachung leisten?
Athanasius Schneider: Die gesamte Situation bedeutet eine öffentliche Demütigung unserer heiligen Mutter Kirche, angesichts des schamlosen Jubels der Feinde Gottes. Wir alle, besonders aber der Papst und die Kleriker, die dies duldeten oder sogar rechtfertigten, sollten Reue zeigen und Sühne leisten – für die Entweihung des Hauses Gottes und der Heiligkeit seiner Gebote.
Wir sollten dabei die Worte Daniels zu eigen machen: „Du, Herr, bist im Recht; uns aber steht bis heute die Schamröte im Gesicht, den Leuten von Juda, den Einwohnern Jerusalems und allen Israeliten, seien sie nah oder fern in all den Ländern, wohin du sie verstoßen hast; denn sie haben dir die Treue gebrochen. Ja, Herr, uns steht die Schamröte im Gesicht, unseren Königen, Oberen und Vätern; denn wir haben uns gegen dich versündigt“ (Dan 9, 7–8).
Während des großen Jubeljahres 2000 fand in Rom vom 1. bis 9. Juli die erste World [Gay] Pride statt. Papst Johannes Paul II. verurteilte sie damals öffentlich mit den Worten:
„Schließlich halte ich es für meine Pflicht, zu den wohlbekannten Ereignissen, die in den vergangenen Tagen in Rom stattgefunden haben, Stellung zu nehmen. Im Namen der Kirche von Rom kann ich nicht umhin, meine Verbitterung auszudrücken für diesen Affront gegenüber dem Heiligen Jahr 2000 und für die Beleidigung der christlichen Werte einer Stadt, die den Katholiken aller Welt so sehr am Herzen liegt. Die Kirche darf die Wahrheit nicht verschweigen, denn dadurch würde sie ihre Treue zum Schöpfergott nicht einhalten und den Menschen nicht dabei helfen, das Gute vom Bösen zu unterscheiden. Ich möchte mich in diesem Zusammenhang darauf beschränken, einen Absatz aus dem Katechismus der Katholischen Kirche vorzutragen. Er weist darauf hin, daß Homosexualität dem Naturgesetz zuwiderläuft und stellt dann fest: »Eine nicht geringe Anzahl von Männern und Frauen sind homosexuell veranlagt. Sie haben diese Veranlagung nicht selbst gewählt; für die meisten von ihnen stellt sie eine Prüfung dar. Ihnen ist mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen. Man hüte sich, sie in irgendeiner Weise ungerecht zurückzusetzen. Auch diese Menschen sind berufen, in ihrem Leben den Willen Gottes zu erfüllen und, wenn sie Christen sind, die Schwierigkeiten, die ihnen aus ihrer Veranlagung erwachsen können, mit dem Kreuzesopfer des Herrn zu vereinen« (KKK, 2358). Die himmlische Mutter helfe uns mit ihrem Schutz.“
Athanasius Schneider: Die klare Verurteilung von Papst Johannes Paul II. war ein prophetischer Akt und ist bis heute gültig. Er sagte mit aller Deutlichkeit: „In der vergangenen Woche geschah hier in Rom – der Stadt der Päpste – eine Beleidigung des christlichen und menschlichen Empfindens. Ich sage dies nicht aus Polemik oder einem altmodischen Geist heraus, sondern um die Pflicht des Hirten zu erfüllen, der die Herde vor der Irreführung durch falsche Lehren und unmoralisches Verhalten schützen muß.“
Ein Papst ist kein schweigender Beobachter, sondern der universale Hirte, der mit Liebe, aber auch mit Mut und Wahrhaftigkeit, seine Herde führt. Nur ein solcher Papst wird im Himmel belohnt werden.
Diane Montagna: Eure Exzellenz, welche Botschaft möchten Sie Papst Leo XIV. übermitteln?
Athanasius Schneider: Ich möchte Papst Leo XIV. inständig bitten, im Kern jene Worte Papst Johannes Pauls II. zu wiederholen und dadurch vor der ganzen Welt wahre Demut zu zeigen – die Demut, den Fehler des Heiligen Stuhls im Zusammenhang mit dem empörenden LGBTQ+-Ereignis im Petersdom einzugestehen. Demut ist Mut zur Wahrheit. Sollte Papst Leo XIV. öffentliche Akte der Reue und sogar der Wiedergutmachung vollziehen, wird er dadurch nichts verlieren; unterläßt er sie jedoch, wird er vor den Augen Gottes etwas versäumen – und allein Gott zählt.
Von Herzen wünsche ich Papst Leo XIV. die Gnade Gottes, daß er den Mut finde, diesen Greuel zu sühnen, der die Heiligkeit des Jubeljahres befleckt hat – und daß er in aller Wahrheit die Worte des heiligen Paulus anwendet: „Ich habe mich der Pflicht nicht entzogen, euch den ganzen Willen Gottes zu verkünden“ (Apg 20,26–27).
Diane Montagna: Eure Exzellenz, möchten Sie noch etwas hinzufügen?
Athanasius Schneider: Papst Leo XIV. ist nicht der Statthalter von Papst Franziskus, sondern der Stellvertreter Jesu Christi, der ihn einst zur Rechenschaft ziehen wird, ob und wie er die Wahrheit verteidigt hat. Harmonie war niemals das Ziel Jesu Christi – denn wäre es so gewesen, wäre Er nicht gekreuzigt worden. Und auch der heilige Augustinus hätte ein sehr „harmonisches“ Leben führen können, hätte er nicht gegen die Irrtümer seiner Zeit gekämpft – auch jene innerhalb der Kirche.
Möge unser Heiliger Vater, Papst Leo XIV., sich die Worte des Herrn zu Herzen nehmen, die Er einst durch die heilige Birgitta von Schweden an einen seiner Vorgänger, Papst Gregor XI., gerichtet hat:
„Rupfe aus, reiße nieder und vernichte alle Laster deines Hofes!
Trenne dich vom Rat fleischlich gesinnter und weltlicher Freunde, und folge demütig dem geistlichen Rat meiner Freunde.
Erhebe dich wie ein Mann und umgürte dich mutig mit Kraft!
Beginne, die Kirche zu reformieren, die ich mit meinem eigenen Blut erkauft habe, damit sie geistlich erneuert werde und zur ursprünglichen Heiligkeit zurückkehre. Denn heutzutage wird einem Bordell mehr Verehrung erwiesen als meiner heiligen Kirche.
Mein Sohn, nimm meinen Rat an. Wenn du mir in dem gehorchst, was ich dir aufgetragen habe, werde ich dich wie ein liebender Vater barmherzig aufnehmen.
Schreite tapfer den Weg der Gerechtigkeit, und du wirst gedeihen.
Verachte nicht den, der dich liebt.
Wenn du gehorchst, werde ich dir Barmherzigkeit zeigen, dich segnen, bekleiden und mit den kostbaren päpstlichen Insignien eines heiligen Pontifex schmücken.
Ich werde dich mit mir selbst bekleiden, so daß du in mir und ich in dir sein werde – und du wirst in Ewigkeit verherrlicht sein.“
(Offenbarungen der hl. Birgitta, Buch IV, Kapitel 149)Bild: dianemontagna.substack.com/Stilum curiae
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