
Papst Franziskus hat das konservative Sodalitium Christianae Vitae (SCV), eine internationale katholische Laiengemeinschaft, der auch etwa hundert Priester angehören, aufgehoben. Wieder einmal lieferte das tatsächliche oder vermeintliche Versagen einzelner im innerkirchlichen Richtungsstreit den Hebel zur willkommenen Demontage der Gegenseite auf einer ganz anderen Ebene. Die Auflösung des Sodalitiums versteht nicht, wer die offenen Rechnungen nicht berücksichtigt, die in Lateinamerika offen sind.
Die Auflösung wurde gestern vom vatikanischen Presseamt bekanntgegeben und auch von den weltlichen Medien mit offensichtlicher Genugtuung weiterverbreitet. Anlaß war das Versagen des Gründers, dem schwerer sexueller Mißbrauch zur Last gelegt wird, wobei es vor keinem weltlichen oder kirchlichen Gericht zu einem ordentlichen Verfahren, geschweige denn zu einer Verurteilung gekommen ist.
Was verschwiegen wird: Mit der Auflösung wurde brachial ein jahrzehntelanger Machtkampf in der Kirche Lateinamerikas entschieden, da das Sodalitium eine Gegenbewegung zur marxistischen Befreiungstheologie darstellte.
Das vatikanische Presseamt veröffentlichte das Dekret des Ordensdikasteriums, das allerdings kein Datum trägt, weshalb zunächst vermutet wurde, es sei auf den gestrigen Tag datiert. Tatsächlich erfolgte die Aufhebung aber bereits am vergangenen 29. März, also wenige Tage nach der Rückkehr von Franziskus aus der Gemelli-Klinik in den Vatikan. Dies gab das Sodalitium selbst gestern bekannt.
Die Aufhebung folgte auf jahrelange Untersuchungen, die schwere Mißbrauchsvorwürfe gegen den Gründer, aber auch mutmaßliche finanzielle Unregelmäßigkeiten innerhalb der Gemeinschaft betrafen. Der Wortlaut der gestern veröffentlichten Mitteilung lautet:
„Zum Abschluß einer von Papst Franziskus am 5. Juli 2023 angeordneten Untersuchung, um die Stichhaltigkeit der Anschuldigungen verschiedener Verantwortlichkeiten zu überprüfen, die Herrn Luis Fernando Figari zugeschrieben werden, Luis Fernando Figari und zahlreicher anderer Mitglieder des Sodalitium Christianae Vitae zu überprüfen, wurde beschlossen, die Gesellschaften des Apostolischen Lebens des Sodalitium Christianae Vitae und der Marianischen Bruderschaft der Versöhnung sowie die Vereinigungen der Gläubigen der Mägde des Planes Gottes und der Bewegung des Christlichen Lebens aufzuheben.
Die entsprechenden Aufhebungsdekrete, die vom Dikasterium für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens erlassen und vom Heiligen Vater ausdrücklich bestätigt wurden, sind kürzlich notifiziert worden.“

Das SCV war 1971 in Peru als eine Bewegung zur spirituellen Erneuerung innerhalb der katholischen Kirche gegründet worden. Es entwickelte sich zu einer internationalen Gemeinschaft mit einer breiten globalen Präsenz. Über die Jahre hinweg sei jedoch eine zunehmende Besorgnis über die internen Praktiken der Gemeinschaft gewachsen. Soweit zumindest die wenig aussagekräftige allgemeine Darstellung.
In Wirklichkeit geht die Sache tiefer, wobei zwei Ebenen zu unterscheiden sind: das Sodalitium und seine Bedeutung für die Kirche in Lateinamerika und das persönliche Handeln seines Gründers.
Der Hintergrund
Gehen wir einen Schritt zurück. Lateinamerika war im Kalten Krieg zu einem ideologischen und geopolitischen Kampfplatz zwischen den beiden Machtblöcken geworden. Die Sowjetunion versuchte sich damals an die Spitze der Entkolonialisierungsbewegung zu stellen und damit ihren Machteinfluß auszuweiten. Das galt besonders für Afrika und Asien. In Lateinamerika ging es zwar nicht darum, wenngleich die kommunistische Propaganda solche Elemente einzumengen versuchte, sondern um starke soziale Unterschiede und insbesondere um einen großen Gegner, die USA, die seit dem Roosevelt-Corollary-Zusatz von 1904 zur Monroe-Doktrin den gesamten amerikanischen Doppelkontinent als ihre Interessensphäre beanspruchen und dort eine Dominanz ausüben.
So geschah es, daß politische Kräfte, die vor 1945 mit dem europäischen Faschismus oder auch Nationalsozialismus sympathisiert hatten, vor allem auch als Chance, sich aus der US-Umklammerung zu befreien, nach 1945 auf die kommunistische Seite überliefen, da nun allein die Sowjetunion ein aussichtsreicher Gegenspieler zu den USA zu sein schien. Dieses Phänomen geschah auch in der katholischen Kirche. Ein besonders bekanntes Beispiel für diesen Seitenwechsel ist der brasilianische Erzbischof Hélder Câmara, doch auch Papst Franziskus selbst ist, wenn auch im Zuge einer nachwirkenden Bewegung, durch seine Sympathien für den Peronismus persönlich involviert.
Innerkirchlich entstand im Spannungsfeld der genannten politischen und sozialen Konflikte die marxistisch geprägte Befreiungstheologie mit dem Bestreben, Christentum und Sozialismus zu vereinen. Peru war ein Kernland: Dort gab der Dominikaner Gustavo Gutierrez 1971 der schon seit den frühen 60er Jahren virulenten Bewegung ihren schlagkräftigen Namen: Theologie der Befreiung.
Im selben Jahr gründete, ebenfalls in Peru, Luis Fernando Figari, ein stark aus dem persönlichen Glaubensleben motivierter Laie, das Sodalitium Christianae Vitae (SCV), das im Gegensatz zu den marxistischen Befreiungstheologen weniger eine politische, sondern eine religiöse Antwort geben wollte. Gesellschaftliche und politische Antworten müßten sich aus der persönlichen Umkehr heraus ergeben, so die Überzeugung, weshalb jeder zuerst bei sich selbst ansetzen müsse.
Peru wurde seit einem Militärputsch 1968 von General Juan Velasco Alvaredo regiert. Als Anführer der Peruanischen Revolution vertrat er einen deutlich linksgerichteten Kurs. Velasco nahm eine kritische Haltung gegenüber den USA ein und suchte die Annäherung sowohl an die Sowjetunion als auch an die Volksrepublik China. In seinen zahlreichen grundlegenden Reformen wurde Velasco von den Befreiungstheologen unterstützt. Die Kirche in Peru wurde durch die Gesamtentwicklung tief gespalten.
Die Gründung des SCV entsprach, wie auch das Opus Dei, einem Bedürfnis vieler Katholiken, die an der traditionellen Ordnung ausgerichtet waren. So war das SCV nicht nur eine Bewegung der geistlichen Erneuerung, sondern von Anfang an, wenn auch nicht direkt eine Gegenbewegung zur Befreiungstheologie.
Während die Befreiungstheologie große und oft wohlwollende mediale Unterstützung in Westeuropa fand, blieb das SCV lange eher unbeachtet, wurde aber in Lateinamerika als ein konservatives Bollwerk gegen eine linke Unterwanderung der Kirche wahrgenommen – auf beiden Seiten.
Die konservative Ausrichtung in der katholischen Glaubenslehre, die Betonung der hierarchischen Struktur innerhalb des Sodalitiums, die Anerkennung der kirchlichen Autorität, die stark spirituelle Orientierung, die Ablehnung linker Ideologien und revolutionärer Bestrebungen und die Verteidigung der katholischen Identität machten das SCV zu einem von mehreren konservativen Magneten in Lateinamerika. So wurde das Sodalitium zu einem katholischen Bezugspunkt und zog zahlreiche junge Männer an, die eine klare katholische Identität suchten im Gegensatz zu den um sich greifenden progressiven Bestrebungen in der Kirche. Das SCV unterhielt in mehreren Staaten Schulen und hatte direkten Einfluß auf zumindest eine aus ihm heraus gegründete Universität in Peru. 2002 wurde Figari von Papst Johannes Paul II. zum Consultor des Päpstlichen Rats für die Laien ernannt.
Mit der Wahl von Papst Franziskus sahen befreiungstheologische Kreise Lateinamerikas die Gelegenheit, die seit Jahrzehnten andauernden Machtkämpfe zu ihren Gunsten zu entscheiden. Dazu gehörte in erster Linie die Zurückdrängung oder völlige Ausschaltung ungeliebter Gemeinschaften, wie des Opus Dei, des SCV, des Instituto del Verbo Encarnado und der Heraldos del Evangelio, um nur einige zu nennen.
Papst Franziskus stammt selbst aus Lateinamerika und ist mit den dortigen Verhältnissen bestens vertraut. Vor allem unterstützt er aus eigener Überzeugung die Bekämpfung akzentuiert konservativer Gemeinschaften.
Der Skandal und die Demontage
Um 2010 sollen intern erste Vorwürfe des psychischen und homosexuellen Mißbrauchs durch Figari an jungen Männern des Sodalitiums bekanntgeworden sein. Öffentlich geschah das erst etliche Jahre später. Figari bestreitet bis heute die Vorwürfe. 2010 trat er im Alter von 70 Jahren von der Leitung des SCV zurück, dessen Generaloberer er seit 1971 gewesen war. Nach außen hin wurde der Rücktritt als freiwilliger Rückzug dargestellt, intern, so heißt es, habe es Druck wegen nicht näher spezifizierter Vorwürfe gegeben. Damit blieb seine Figur innerhalb der Gemeinschaft vorerst unangetastet. Er hatte keinen formellen Einfluß mehr, genoß aber weiterhin großes Ansehen und damit informellen Einfluß auf die Häuser der Gemeinschaft.
2011 wurde vom Generalkapitel der bisherige Generalvikar Eduardo Regal Villa zum neuen Generaloberen gewählt. Wie sein Vorgänger ist auch Regal ein Laie. Dem SCV gehören zwar auch Priester an, prinzipiell handelt es sich jedoch um eine Laienbewegung, weshalb auch die Leitung der Gemeinschaft in Laienhand war. In Regals Amtszeit verstärkten sich die Mißbrauchsvorwürfe gegen Figari und dürften zum Rücktritt Regals geführt haben.
2012 wurde Alessandro Moroni Llabrés zum neuen Generaloberen gewählt.
2015 erschien dann das Buch „Mitad monjes, mitad soldados“ („Halb Mönche, halb Soldaten“) des ehemaligen SCV-Mitglieds Pedro Salinas in Zusammenarbeit mit einem peruanischen Journalisten. Er warf Figari, für die Zeit als dieser Generaloberer war, psychologische Gewalt vor und behauptete, allerdings vage, selbst in den 80er Jahren Opfer von psychischer und körperlicher Mißhandlung geworden zu sein. Homosexuellen Mißbrauch, den er Figari und einigen anderen vorwarf, berichtete er vom Hörensagen.
Die peruanische Staatsanwaltschaft leitete Vorermittlungen ein, die 2017 archiviert wurden, weil sie substantiell unzureichend oder schon verjährt waren, vor allem aber, weil sich keine Opfer meldeten. Darauf erstatteten fünf angebliche Opfer eine Strafanzeige wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung und Entführung, weshalb ein anderer Staatsanwalt 2018 die Ermittlungen unter Polemiken gegen seine Kollegin wiederaufnahm, die die Sache archiviert hatte. Die politisierte mediale Begleitmusik spielte dabei offenbar die größte Rolle, die unterstellte, auch in der Justiz wolle man vertuschen. Doch auch die neuen Ermittlungen mußten, obwohl sie acht Jahre am Laufen gehalten wurden, 2024 ergebnislos archiviert werden.
Papst Franziskus hatte parallel jedoch 2015 kirchliche Untersuchungen einleiten lassen.
- 2015 entsandte Papst Franziskus Bischof Fortunato Pablo Urcey, Prälat von Chota in Peru, als Apostolischen Visitator.
- 2016 erklärte das Sodalitium, daß eine interne Untersuchung den Vorwurf des sexuellen Mißbrauchs bestätigt habe und Figari deshalb zur persona non grata erklärt wurde. Die Glaubenskongregation verhängte aufgrund des Visitationsberichts Sanktionen gegen Figari wegen sexuellen Mißbrauchs, psychischer Mißhandlung und unethischen Verhaltens. Figari betonte seine Unschuld und sprach von einer Kampagne zur Diskreditierung seiner Person und des Sodalitiums.
- 2017 erklärte die SCV-Leitung, das römische Urteil anzuerkennen und daß Figari nicht mehr Mitglied des Sodalitiums ist, da er alle Rechte und Pflichten als Mitglied verloren habe. Die römische Ordenskongregation verhängte auf der Grundlage der genannten Verurteilung eine Reihe von Strafmaßnahmen gegen Figari: Er wurde aus der Gemeinschaft ausgeschlossen, hat ein Leben der Buße und Zurückgezogenheit an einem ihm zugewiesenen Ort (Rom) zu führen; er darf nicht mehr nach Peru zurückkehren und er darf keinen Kontakt zur Gemeinschaft haben. Figari fügte sich den Maßnahmen.
- 2018: Papst Franziskus entsandte Msgr. Noel Londoño, Bischof von Jericó in Kolumbien, als päpstlichen Kommissar mit allen Vollmachten zur Leitung, Überwachung und Reform des SCV, obwohl die Leitung der Gemeinschaft formal im Amt blieb, aber die Letztentscheidung in allen Fragen bei Londoño lag. Die Berufungen Figaris gegen die römischen Maßnahmen wurden zurückgewiesen.
- 2019 wurde ein neuer Generaloberer gewählt: Das Amt übernahm José David Correa González.
- 2022 forderte der Homo-Aktivist und Papst-Freund Juan Carlos Cruz, unverständlicherweise Mitglied der Päpstlichen Kinderschutzkommission, die Auflösung des Sodalitiums. Der Vorstoß nährte Zweifel an den Motiven des päpstlichen Handelns in der SCV-Causa.
- 2024: Der Vatikan schloß zehn Mitglieder aus dem SCV aus. Einigen wurde Mißbrauch unterschiedlicher, vor allem aber psychologischer Art vorgeworfen. Hauptsächlich, hieß es in der vatikanischen Entscheidung, hätten die Betroffenen beigetragen, das „System“ Figari und dessen Vertuschung aufrechtzuerhalten. Ausgeschlossen wurde auch Figari selbst, da es, so die Begründung, bis dahin kein formalrechtlich gültiges Ausschlußdekret gegeben habe. Ebnso ausgeschlossen wurde der emeritierte Erzbischof José Antonio Eguren von Piura. Bei anderen Ausgeschlossenen ist keine Schuld erkennbar. Der Vorwurf, sie hätten „die Glaubwürdigkeit und Integrität der Kirche gefährdet“, ist sehr weit gefaßt. Tatsache ist, daß es Bestrebungen gab, das SCV zu retten, auch und nicht zuletzt um die kirchlichen Gleichgewichte nicht noch mehr nach links kippen zu lassen. Eine Berufung gegen die Ausschlüsse wurde von Franziskus untersagt.
- 2025 erfolgte die Auflösung des Sodalitiums und aller angeschlossenen Vereinigungen.

Notwendigkeit oder Revanche?
Figari war 2010 zurückgetreten, sein Einfluß schon seit 2012 minimal und seit 2016 inexistent. Seit bald zehn Jahren gibt es ihn in der Gemeinschaft nicht mehr. Daher stellt sich die Frage, ob die Zerschlagung des Sodalitiums wirklich eine notwendige und angemessene Maßnahme ist. Die seit 2015 angewandte Repression wird von weltlichen und kirchlichen Medien als „Wendepunkt im Umgang der Kirche mit internen Mißbrauchsskandalen“ gesehen und zeige „die Bereitschaft des Vatikans, auch einflußreiche Mitglieder zur Rechenschaft zu ziehen“. Genau daran hakt die Lesart jedoch. Tatsache ist, daß unter Franziskus in der Mißbrauchsbekämpfung eine strikte Selektion stattfindet: Der Mißbrauch wird aktiv und einseitig nur bekämpft, dann umso lautstarker, wenn damit konservative innerkirchliche Gegner ausgeschaltet werden können. Waren also letztlich doch eher Revanchegedanken die eigentliche Antriebsfeder für die römischen Eingriffe gegen das SCV?
Der Kahlschlag, den Franziskus in Lateinamerika vollzogen hat, ist beachtlich. Ein Blick auf die oben genannten vier konservativen Gemeinschaften zeichnet ein klares Bild. Das Opus Dei wurde durch einige gezielte Maßnahmen (Entzug des Rechtsstatus für das Werk Gottes und der Bischofswürde des Generaloberen) gefügig gemacht und in Peru durch die Emeritierung von Kardinal Cipriani Thorne massiv geschwächt; das Sodalitium Christianae Vitae wurde aufgehoben und das Instituto del Verbo Encarnado und die Heraldos de Evangelio wurden Apostolischen Kommissaren unterstellt. Die Vorwürfe, die zum Anlaß (zum Vorwand?) genommen wurden, sind ganz verschieden. Gemeinsam ist den Gemeinschaften aber, daß es alte, offene Rechnungen gibt und sie der bergoglianischen Agenda im Weg stehen.
Der Vatikan untersagte dem Sodalitium seit 2024 die Abhaltung des vorgesehenen Generalkapitels und die Durchführung von Neuwahlen. So blieb Correa bis zur nun erfolgten kanonischen Auflösung als Generaloberer im Amt, stand aber unter der ständigen Aufsicht des päpstlichen Kommissars, der etwas verschleiernd Delegat genannt wurde. Seit der Einsetzung des Kommissars konnten im SCV keine wesentlichen Entscheidungen mehr ohne vatikanische Zustimmung getroffen werden.
Resümee
In den langen Schatten des kirchlichen Richtungsstreits war das Sodalitium Christianae Vitae für viele ein unbequemer Stachel – konservativ, papsttreu, lehramtsverpflichtet, hierarchisch. Für die Vertreter einer progressiven Theologie, nicht zuletzt im Umfeld von Papst Franziskus, war es ein Dorn im Fleisch ihrer Agenda. Den Hebel für eine offene Demontage lieferte aber offenbar einer aus den eigenen Reihen: Luis Fernando Figari, Gründer und charismatische Führungsgestalt. Dessen mutmaßliches moralisches Versagen wurde am Ende zur Angriffsfläche, die man jahrelang gesucht hatte und durch die Wahl von Franziskus mit der päpstlichen Machtfülle von oben herab gegen das SCV einsetzen konnte. So wurde aus dem mutmaßlichen Fehltritt des einzelnen ein Triumph der Gegenseite über eine ganze Gemeinschaft – nicht durch Überzeugungskraft, sondern durch die Schwäche des Gegners. Die konservative Seite geriet nicht durch argumentativen Verlust ins Hintertreffen, sondern durch tatsächliches und vermeintliches persönliches Versagen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: SCV/VaticanMedia/MiL (Screenshots)
Wenn jeder Orden und jede kirchliche Gemeinschaft vom Papst aufgelöst werden würde, weil da sexuelle Mißbräuchsfälle sich ereigneten, welche existierten dann noch? Der eigentliche Skandalon dieser jetzt verbotenen Gemeinschaft war ihre antimarxistische Ausrichtung, daß sie bewußt als eine Alternative zur marxistischen Befreiungstheologie gegründet wurde und als solche erfolgreich war. Papst Franziskus schätzt dagegen die Befreiungstheologie, isb seit sie die Anliegen der Ökologiebewegung in sich aufgenommen hat.Aus politisch-theologischen Gründen wollte der Papst so das Ende dieser Gemeinschaft.