Papst im Streß

Bergoglio-Kardinäle werden zum Jahresende die Quote 80 Prozent im Konklave erreichen


Papst Franziskus ist getrieben von dem nahenden Ende seines Pontifikats und will seinen Umbau der Kirche doppelt und dreifach absichern, nicht zuletzt durch Kardinalsernennungen.
Papst Franziskus ist getrieben von dem nahenden Ende seines Pontifikats und will seinen Umbau der Kirche doppelt und dreifach absichern, nicht zuletzt durch Kardinalsernennungen.

Papst Fran­zis­kus ist ein ein Getrie­be­ner und befin­det sich im Streß­mo­dus. Beson­ders deut­lich wird das bei den Kar­di­nals­er­nen­nun­gen. Für den kom­men­den 8. Dezem­ber hat er das zehn­te Kon­si­sto­ri­um sei­nes Pon­ti­fi­kats ange­kün­digt. Er sieht das Ende sei­nes Pon­ti­fi­kats nahen und will die­ses mit Nach­druck über sei­nen Abgang hin­aus verlängern.

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Beim gest­ri­gen Ange­lus auf dem Peters­platz gab Papst Fran­zis­kus die Erhe­bung von 21 Kir­chen­män­nern in den Kar­di­nals­rang bekannt. Gleich 20 davon wer­den zur Teil­nah­me am Kon­kla­ve berech­tigt sein. Dabei ist das Wahl­kol­le­gi­um nicht nur prall gefüllt, son­dern schon übervoll.

Johan­nes Paul II. hat­te in der gel­ten­den Wahl­ord­nung die Höchst­gren­ze der Papst­wäh­ler bei 120 Kar­di­nä­len fest­ge­legt. Das ist ein abso­lu­tes Maxi­mum in der Kir­chen­ge­schich­te. Zum Ver­gleich: Vor mehr als 700 Jah­ren, als das läng­ste Kon­kla­ve statt­fand – es dau­er­te mehr als zwei Jah­re –, bei dem der Mönchse­r­emit Pie­tro da Mor­ro­ne gewählt wur­de, der als Cöle­stin V. den Stuhl Petri bestieg, waren nur zwölf Kar­di­nä­le wahl­be­rech­tigt. Auf die Men­ge kommt es also nicht an, weder um eine gute Wahl zu tref­fen noch um ein Kon­kla­ve even­tu­ell zu blockieren.

Aktu­ell sind 122 Kar­di­nä­le wahl­be­rech­tigt, zwei mehr als in der Wahl­ord­nung vor­ge­schrie­ben. Kar­di­nal Bal­ta­zar Enri­que Por­ras Car­do­zo aus Vene­zue­la wird in weni­gen Tagen, am 10. Okto­ber, aus­schei­den. Glei­ches gilt für den indi­schen Kar­di­nal Oswald Gra­ci­as, der am kom­men­den Hei­li­gen Abend das 80. Lebens­jahr voll­enden wird. Erst dann wird die Höchst­gren­ze erreicht. Die Wahl­ord­nung schreibt nicht vor, daß 120 Wäh­ler am Kon­kla­ve teil­neh­men müs­sen, son­dern daß es maxi­mal 120 sein sollen.

Doch Fran­zis­kus küm­mer­te sich bereits in der Ver­gan­gen­heit nicht dar­um. Was ist schon ein Gesetz der Kir­che, das ein Papst erlas­sen hat? Fran­zis­kus ist der Papst und kann somit jedes Kir­chen­ge­setz ändern. Von kei­nem der Kon­zil­s­päp­ste, die sich mehr oder weni­ger von der vor­kon­zi­lia­ren Kir­che distan­zier­ten, wur­de der als „vor­kon­zi­li­ar“ behaup­te­te päpst­li­che Abso­lu­tis­mus mas­si­ver und rück­sichts­lo­ser exe­ku­tiert als von Fran­zis­kus. Die Unter­schei­dung zwi­schen vor und nach dem Kon­zil spielt dabei also kei­ne Rol­le. Dar­aus folgt, daß die Zuord­nung als „vor­kon­zi­li­ar“ in bestimm­ten Krei­sen als Tot­schlag­in­stru­ment ver­wen­det und auch miß­braucht wird. Fran­zis­kus macht sich aber erst gar nicht die Mühe, die Wahl­ord­nung im Kon­kla­ve zu ändern. Er setzt sich ein­fach für die gel­ten­den Bestim­mun­gen hin­weg. Auch dar­in spie­gelt sich sei­ne Gesamt­vor­ge­hens­wei­se wider: Die gel­ten­den Bestim­mun­gen blei­ben for­mal unan­ge­ta­stet, wer­den in der Pra­xis aber oft grund­le­gend geändert.

Fran­zis­kus küm­mern Geset­ze nicht. Er ist von einer ande­ren Sor­ge getrie­ben. Er weiß, daß sich sein Pon­ti­fi­kat dem Ende zuneigt. Die­ses Emp­fin­den wur­de durch sei­ne gesund­heit­li­chen Pro­ble­me in den ver­gan­ge­nen Jah­ren noch ver­stärkt. Je inten­si­ver die­ses sein Gefühl, desto mehr drängt es ihn, vie­le Kar­di­nä­le zu ernen­nen, um sein „Erbe“ zu sichern.

In bis­her neun Kon­si­sto­ri­en ernann­te Fran­zis­kus bereits 142 Kar­di­nä­le. Am 8. Dezem­ber wird die­se Zahl auf 163 anstei­gen. Zum Ver­gleich: Johan­nes Paul II., des­sen Pon­ti­fi­kat 27 Jah­re dau­er­te, deut­lich mehr als dop­pelt so lang als das der­zei­ti­ge, ernann­te ins­ge­samt 231 Kar­di­nä­le. Nur mehr sechs von ihnen sind wahl­be­rech­tigt. Der älte­ste ist Kar­di­nal Chri­stoph Schön­born, der am 22. Janu­ar 2025 als Wäh­ler aus­schei­den wird.

Von den Kar­di­nä­len, die Bene­dikt XVI. ernann­te, sind der­zeit noch 24 Pur­pur­trä­ger wahl­be­rech­tigt. Aller­dings, was nicht ver­ges­sen wer­den soll­te, neben her­aus­ra­gen­den Kir­chen­män­nern, die sich dar­un­ter befin­den wie Kar­di­nal Bur­ke und Kar­di­nal Sarah, war es eine Mehr­heit der Woj­ty­la- und vor allem der Ratz­in­ger-Kar­di­nä­le, die 2013 Jor­ge Mario Berg­o­glio auf den Thron des Petrus wählte.

Fran­zis­kus ist so besorgt, daß nach sei­nem Tod oder sei­ner Regie­rungs­un­fä­hig­keit die von ihm ange­sto­ße­nen „irrever­si­blen“ Pro­zes­se rück­gän­gig gemacht wer­den könn­ten, daß er dage­gen eine „Brand­mau­er“ errich­ten will.

Des­halb wird die Kir­che – Wahl­ord­nung hin oder her – am 8. Dezem­ber nicht maxi­mal 120, son­dern sage und schrei­be 142 Papst­wäh­ler haben. Zum Jah­res­en­de wer­den die Berg­o­glio-Kar­di­nä­le eine Quo­te von 80 Pro­zent im Kon­kla­ve erreichen.

Die Aus­wahl der Kan­di­da­ten erfolgt gezielt und ein­sei­tig. Aus­nah­men sol­len nur die Regel bestä­ti­gen. Beim bis­her jüng­sten Kon­si­sto­ri­um im Sep­tem­ber 2023 erfolg­te z. B. die Kar­di­nals­er­he­bung von Vic­tor Manu­el „Tucho“ Fernán­dez, dem theo­lo­gisch schmal­brü­sti­gen Reden­schrei­ber und eng­sten Ver­trau­ten des Pap­stes. Seit Tuchos Ernen­nung zum Glau­bens­prä­fek­ten wur­de klar, wie wenig Fran­zis­kus die Zukunft der Kir­che inter­es­siert. Sei­ne gan­ze Auf­merk­sam­keit liegt auf deren Umbau, der bis zur Unkennt­lich­keit gehen soll, wie Kri­ti­ker ihm seit Jah­ren vor­wer­fen. Den jüng­sten Beweis erbrach­te er selbst mit sei­nen Chri­stus ver­leug­nen­den Aus­sa­gen in Sin­ga­pur und der Erfin­dung eines neu­en Sün­den­ka­ta­logs am ver­gan­ge­nen 2. Okto­ber zur Eröff­nung der aktu­el­len Sit­zungs­pe­ri­ode der Syn­oda­li­täts­syn­ode. Die­ses zer­set­zen­de Ele­ment ver­sucht Fran­zis­kus indi­rekt auch durch sei­ne Kar­di­nals­er­nen­nun­gen zu ver­an­kern. Allein sein Fai­ble für exo­ti­sche Ernen­nun­gen könn­te viel­leicht noch man­che Über­ra­schung mit sich bringen.

Am 8. Dezem­ber wird das ins­ge­samt zehn­te Kon­si­sto­ri­um zur Kar­di­nals­kre­ierung durch Fran­zis­kus ein­be­ru­fen. Das ist bemer­kens­wert, da Fran­zis­kus seit sei­nen ersten Kar­di­nals­er­he­bun­gen im Febru­ar 2014 auf Kon­si­sto­ri­en zur Gän­ze ver­zich­tet. Anders aus­ge­drückt: Er beruft Kon­si­sto­ri­en, das sind die Ver­samm­lun­gen der Kar­di­nä­le, nur mehr ein, um neue Kar­di­nä­le zu ernen­nen. Die eigent­li­che Auf­ga­be der Kar­di­nä­le wäre aber die, Bera­ter des Pap­stes zu sein. Die Kon­si­sto­ri­en die­nen dazu, aktu­el­le Fra­gen zu bespre­chen, Stel­lung zu neh­men und das Kir­chen­ober­haupt zu bera­ten. Im Febru­ar 2014, dem ein­zi­gen Kon­si­sto­ri­um sei­nes Pon­ti­fi­kats, bei dem dies der Fall war, erleb­te Fran­zis­kus den ener­gi­schen Wider­stand der Kar­di­nä­le gegen sei­ne Plä­ne zur Auf­wei­chung der Ehe­mo­ral und des Ehe­sa­kra­ments, indem er Kar­di­nal Wal­ter Kas­per für die Zulas­sung von Schei­dung und Zweit­ehe wer­ben ließ. Die­ser Wider­stand führ­te dazu, daß Fran­zis­kus die Kar­di­nä­le als Kol­le­gi­um nicht mehr als Bera­ter heranzieht.

Auch die neu­en Ernen­nun­gen fol­gen dem bekann­ten berg­o­glia­ni­schen Muster aus Ein­sei­tig­keit und Exo­tik. Zwei Bei­spie­le: Der eng­li­sche Domi­ni­ka­ner Timo­thy Rad­clif­fe, den Fran­zis­kus schon 2015 zum Con­sul­tor des Päpst­li­chen Rats für Gerech­tig­keit und Frie­den ernann­te, ist ein bekann­ter Ver­fech­ter einer pro­gres­si­sti­schen und homo­phi­len Agen­da. Msgr. Car­los Castil­lo Mat­ta­so­glio wur­de 2019 zum Nach­fol­ger von Kar­di­nal Luis Cipria­ni Thor­ne als des­sen „Gegen­teil“ als Erz­bi­schof von Lima ernannt. Fran­zis­kus hat eine Vor­lie­be, man­che nen­nen sie spitz­bü­bisch, ande­re rach­süch­tig, von ihm unge­lieb­te Kir­chen­für­sten nicht nur zu eme­ri­tie­ren, son­dern ihnen mit der Ernen­nung eines völ­lig ent­ge­gen­ge­setz­ten Nach­fol­gers auch eine schal­len­de Ohr­fei­ge zu verpassen.

Hier die Kar­di­nä­le in spe, die Fran­zis­kus am 8. Dezem­ber kre­ieren wird:

  • Alge­ri­en: Jean-Paul Ves­co, Erz­bi­schof von Algier
  • Argen­ti­ni­en: Vicen­te Boka­lic Iglic, Erz­bi­schof von Sant­ia­go del Estero
  • Bra­si­li­en: Jai­me Speng­ler, Erz­bi­schof von Por­to Alegre
  • Chi­le: Fer­nan­do Nata­lio Cho­malí Garib, Erz­bi­schof von Sant­ia­go de Chile
  • Ecua­dor: Luis Gerar­do Cabre­ra Her­rera, Erz­bi­schof von Guayaquil
  • Elfen­bein­kü­ste: Ignace Bes­si Dog­bo, Erz­bi­schof von Abidjan
  • Indi­en: Geor­ge Jacob Koova­kad, Diplo­mat des Hei­li­gen Stuhls
  • Indo­ne­si­en: Pas­ka­lis Bru­no Syu­kur, Bischof von Bogor
  • Iran: Domi­ni­que Mathieu, Erz­bi­schof von Teheran-Isfahan
  • Ita­li­en: Bald­ass­ar­re Rei­na, Kardinalvikar
  • Ita­li­en: Fabio Bag­gio, Ordens­geist­li­cher, Kurienbeamter
  • Ita­li­en: Rober­to Repo­le, Erz­bi­schof von Turin und Bischof von Susa
  • Japan: Tar­cis­io Isao Kiku­chi, Erz­bi­schof von Tokio
  • Kana­da: Frank Leo, Erz­bi­schof von Toronto
  • Litau­en: Rolan­das Mak­rick­as, Koad­ju­to­r­erz­prie­ster der Basi­li­ka San­ta Maria Maggiore
  • Peru: Car­los Castil­lo Mat­ta­so­glio, Erz­bi­schof von Lima
  • Phil­ip­pi­nen: Pablo Vir­gi­lio Siongco David, Bischof von Kalookan
  • Ser­bi­en: László Német, Erz­bi­schof von Belgrad
  • Ukrai­ne: Myko­la Byc­zok, Bischof der Epar­chie Sankt Peter und Paul in Melbourne
  • Ver­ei­nig­tes König­reich: Timo­thy Rad­clif­fe, Theo­lo­ge, Mit­glied des Dominikanerordens

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati​can​.va (Screen­shot)

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3 Kommentare

  1. Die End­zeit die­ses Pon­ti­fi­kats erin­nert mich an das Ende der Ära Mer­kel. Wie haben wir uns gefreut, sie end­lich los zu sein.
    Aber dann kam die Ampel …

  2. Gott gebe ein Ende die­ses Pon­ti­fi­ka­tes, das zwi­schen Macht­geil­heit und theo­lo­gi­schem Offen­ba­rungs­eid die Kir­che zer­reißt und mit­un­ter an Pein­lich­keit kaum zu über­bie­ten ist. Tim Rad­cliff als Gal­li­ons­fi­gur der neu­en “ Homo- Kir­che“ erhält den Kar­di­nals­pur­pur – was bit­te ist hier noch katho­lisch? Der Paost ist längst nicht mehr, wir tun nur so, als ob.…und DAS ist der Fehler!

  3. Ich bit­te um Vor­sicht mit Ihrer Über­schrift. Ich habe es schon vor län­ge­rer Zeit gesagt. Tot­ge­sag­te leben län­ger. Und ich wage die erneu­te Behaup­tung daß Papst Fran­zis­kus noch lan­ge im Amt sein wird. Nicht ewig aber lan­ge genug um noch viel mehr „Akzen­te“ zu set­zen. Und auf jeden Fall so lan­ge bis das neue Kon­si­sto­ri­um vor Spei­chel­leckern nur noch so strotzt

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