
Papst Franziskus ist ein ein Getriebener und befindet sich im Streßmodus. Besonders deutlich wird das bei den Kardinalsernennungen. Für den kommenden 8. Dezember hat er das zehnte Konsistorium seines Pontifikats angekündigt. Er sieht das Ende seines Pontifikats nahen und will dieses mit Nachdruck über seinen Abgang hinaus verlängern.
Beim gestrigen Angelus auf dem Petersplatz gab Papst Franziskus die Erhebung von 21 Kirchenmännern in den Kardinalsrang bekannt. Gleich 20 davon werden zur Teilnahme am Konklave berechtigt sein. Dabei ist das Wahlkollegium nicht nur prall gefüllt, sondern schon übervoll.
Johannes Paul II. hatte in der geltenden Wahlordnung die Höchstgrenze der Papstwähler bei 120 Kardinälen festgelegt. Das ist ein absolutes Maximum in der Kirchengeschichte. Zum Vergleich: Vor mehr als 700 Jahren, als das längste Konklave stattfand – es dauerte mehr als zwei Jahre –, bei dem der Mönchseremit Pietro da Morrone gewählt wurde, der als Cölestin V. den Stuhl Petri bestieg, waren nur zwölf Kardinäle wahlberechtigt. Auf die Menge kommt es also nicht an, weder um eine gute Wahl zu treffen noch um ein Konklave eventuell zu blockieren.
Aktuell sind 122 Kardinäle wahlberechtigt, zwei mehr als in der Wahlordnung vorgeschrieben. Kardinal Baltazar Enrique Porras Cardozo aus Venezuela wird in wenigen Tagen, am 10. Oktober, ausscheiden. Gleiches gilt für den indischen Kardinal Oswald Gracias, der am kommenden Heiligen Abend das 80. Lebensjahr vollenden wird. Erst dann wird die Höchstgrenze erreicht. Die Wahlordnung schreibt nicht vor, daß 120 Wähler am Konklave teilnehmen müssen, sondern daß es maximal 120 sein sollen.
Doch Franziskus kümmerte sich bereits in der Vergangenheit nicht darum. Was ist schon ein Gesetz der Kirche, das ein Papst erlassen hat? Franziskus ist der Papst und kann somit jedes Kirchengesetz ändern. Von keinem der Konzilspäpste, die sich mehr oder weniger von der vorkonziliaren Kirche distanzierten, wurde der als „vorkonziliar“ behauptete päpstliche Absolutismus massiver und rücksichtsloser exekutiert als von Franziskus. Die Unterscheidung zwischen vor und nach dem Konzil spielt dabei also keine Rolle. Daraus folgt, daß die Zuordnung als „vorkonziliar“ in bestimmten Kreisen als Totschlaginstrument verwendet und auch mißbraucht wird. Franziskus macht sich aber erst gar nicht die Mühe, die Wahlordnung im Konklave zu ändern. Er setzt sich einfach für die geltenden Bestimmungen hinweg. Auch darin spiegelt sich seine Gesamtvorgehensweise wider: Die geltenden Bestimmungen bleiben formal unangetastet, werden in der Praxis aber oft grundlegend geändert.
Franziskus kümmern Gesetze nicht. Er ist von einer anderen Sorge getrieben. Er weiß, daß sich sein Pontifikat dem Ende zuneigt. Dieses Empfinden wurde durch seine gesundheitlichen Probleme in den vergangenen Jahren noch verstärkt. Je intensiver dieses sein Gefühl, desto mehr drängt es ihn, viele Kardinäle zu ernennen, um sein „Erbe“ zu sichern.
In bisher neun Konsistorien ernannte Franziskus bereits 142 Kardinäle. Am 8. Dezember wird diese Zahl auf 163 ansteigen. Zum Vergleich: Johannes Paul II., dessen Pontifikat 27 Jahre dauerte, deutlich mehr als doppelt so lang als das derzeitige, ernannte insgesamt 231 Kardinäle. Nur mehr sechs von ihnen sind wahlberechtigt. Der älteste ist Kardinal Christoph Schönborn, der am 22. Januar 2025 als Wähler ausscheiden wird.
Von den Kardinälen, die Benedikt XVI. ernannte, sind derzeit noch 24 Purpurträger wahlberechtigt. Allerdings, was nicht vergessen werden sollte, neben herausragenden Kirchenmännern, die sich darunter befinden wie Kardinal Burke und Kardinal Sarah, war es eine Mehrheit der Wojtyla- und vor allem der Ratzinger-Kardinäle, die 2013 Jorge Mario Bergoglio auf den Thron des Petrus wählte.
Franziskus ist so besorgt, daß nach seinem Tod oder seiner Regierungsunfähigkeit die von ihm angestoßenen „irreversiblen“ Prozesse rückgängig gemacht werden könnten, daß er dagegen eine „Brandmauer“ errichten will.
Deshalb wird die Kirche – Wahlordnung hin oder her – am 8. Dezember nicht maximal 120, sondern sage und schreibe 142 Papstwähler haben. Zum Jahresende werden die Bergoglio-Kardinäle eine Quote von 80 Prozent im Konklave erreichen.
Die Auswahl der Kandidaten erfolgt gezielt und einseitig. Ausnahmen sollen nur die Regel bestätigen. Beim bisher jüngsten Konsistorium im September 2023 erfolgte z. B. die Kardinalserhebung von Victor Manuel „Tucho“ Fernández, dem theologisch schmalbrüstigen Redenschreiber und engsten Vertrauten des Papstes. Seit Tuchos Ernennung zum Glaubenspräfekten wurde klar, wie wenig Franziskus die Zukunft der Kirche interessiert. Seine ganze Aufmerksamkeit liegt auf deren Umbau, der bis zur Unkenntlichkeit gehen soll, wie Kritiker ihm seit Jahren vorwerfen. Den jüngsten Beweis erbrachte er selbst mit seinen Christus verleugnenden Aussagen in Singapur und der Erfindung eines neuen Sündenkatalogs am vergangenen 2. Oktober zur Eröffnung der aktuellen Sitzungsperiode der Synodalitätssynode. Dieses zersetzende Element versucht Franziskus indirekt auch durch seine Kardinalsernennungen zu verankern. Allein sein Faible für exotische Ernennungen könnte vielleicht noch manche Überraschung mit sich bringen.
Am 8. Dezember wird das insgesamt zehnte Konsistorium zur Kardinalskreierung durch Franziskus einberufen. Das ist bemerkenswert, da Franziskus seit seinen ersten Kardinalserhebungen im Februar 2014 auf Konsistorien zur Gänze verzichtet. Anders ausgedrückt: Er beruft Konsistorien, das sind die Versammlungen der Kardinäle, nur mehr ein, um neue Kardinäle zu ernennen. Die eigentliche Aufgabe der Kardinäle wäre aber die, Berater des Papstes zu sein. Die Konsistorien dienen dazu, aktuelle Fragen zu besprechen, Stellung zu nehmen und das Kirchenoberhaupt zu beraten. Im Februar 2014, dem einzigen Konsistorium seines Pontifikats, bei dem dies der Fall war, erlebte Franziskus den energischen Widerstand der Kardinäle gegen seine Pläne zur Aufweichung der Ehemoral und des Ehesakraments, indem er Kardinal Walter Kasper für die Zulassung von Scheidung und Zweitehe werben ließ. Dieser Widerstand führte dazu, daß Franziskus die Kardinäle als Kollegium nicht mehr als Berater heranzieht.
Auch die neuen Ernennungen folgen dem bekannten bergoglianischen Muster aus Einseitigkeit und Exotik. Zwei Beispiele: Der englische Dominikaner Timothy Radcliffe, den Franziskus schon 2015 zum Consultor des Päpstlichen Rats für Gerechtigkeit und Frieden ernannte, ist ein bekannter Verfechter einer progressistischen und homophilen Agenda. Msgr. Carlos Castillo Mattasoglio wurde 2019 zum Nachfolger von Kardinal Luis Cipriani Thorne als dessen „Gegenteil“ als Erzbischof von Lima ernannt. Franziskus hat eine Vorliebe, manche nennen sie spitzbübisch, andere rachsüchtig, von ihm ungeliebte Kirchenfürsten nicht nur zu emeritieren, sondern ihnen mit der Ernennung eines völlig entgegengesetzten Nachfolgers auch eine schallende Ohrfeige zu verpassen.
Hier die Kardinäle in spe, die Franziskus am 8. Dezember kreieren wird:
- Algerien: Jean-Paul Vesco, Erzbischof von Algier
- Argentinien: Vicente Bokalic Iglic, Erzbischof von Santiago del Estero
- Brasilien: Jaime Spengler, Erzbischof von Porto Alegre
- Chile: Fernando Natalio Chomalí Garib, Erzbischof von Santiago de Chile
- Ecuador: Luis Gerardo Cabrera Herrera, Erzbischof von Guayaquil
- Elfenbeinküste: Ignace Bessi Dogbo, Erzbischof von Abidjan
- Indien: George Jacob Koovakad, Diplomat des Heiligen Stuhls
- Indonesien: Paskalis Bruno Syukur, Bischof von Bogor
- Iran: Dominique Mathieu, Erzbischof von Teheran-Isfahan
- Italien: Baldassarre Reina, Kardinalvikar
- Italien: Fabio Baggio, Ordensgeistlicher, Kurienbeamter
- Italien: Roberto Repole, Erzbischof von Turin und Bischof von Susa
- Japan: Tarcisio Isao Kikuchi, Erzbischof von Tokio
- Kanada: Frank Leo, Erzbischof von Toronto
- Litauen: Rolandas Makrickas, Koadjutorerzpriester der Basilika Santa Maria Maggiore
- Peru: Carlos Castillo Mattasoglio, Erzbischof von Lima
- Philippinen: Pablo Virgilio Siongco David, Bischof von Kalookan
- Serbien: László Német, Erzbischof von Belgrad
- Ukraine: Mykola Byczok, Bischof der Eparchie Sankt Peter und Paul in Melbourne
- Vereinigtes Königreich: Timothy Radcliffe, Theologe, Mitglied des Dominikanerordens
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshot)
Die Endzeit dieses Pontifikats erinnert mich an das Ende der Ära Merkel. Wie haben wir uns gefreut, sie endlich los zu sein.
Aber dann kam die Ampel …
Gott gebe ein Ende dieses Pontifikates, das zwischen Machtgeilheit und theologischem Offenbarungseid die Kirche zerreißt und mitunter an Peinlichkeit kaum zu überbieten ist. Tim Radcliff als Gallionsfigur der neuen “ Homo- Kirche“ erhält den Kardinalspurpur – was bitte ist hier noch katholisch? Der Paost ist längst nicht mehr, wir tun nur so, als ob.…und DAS ist der Fehler!
Ich bitte um Vorsicht mit Ihrer Überschrift. Ich habe es schon vor längerer Zeit gesagt. Totgesagte leben länger. Und ich wage die erneute Behauptung daß Papst Franziskus noch lange im Amt sein wird. Nicht ewig aber lange genug um noch viel mehr „Akzente“ zu setzen. Und auf jeden Fall so lange bis das neue Konsistorium vor Speichelleckern nur noch so strotzt