
(Tegucigalpa) Der honduranische Priester Bernardo Font wandte sich mit einem Brief an Papst Franziskus und erhebt neue Anschuldigungen gegen Kardinal Maradiaga, den Erzbischof von Tegucigalpa, Koordinator des C9-Kardinalsrates und enger Vertrauter des Papstes.

Der Priester beschuldigt den Primas von Honduras, durch ihn sein Privatvermögen verloren zu haben. Zugleich teilte er dem Papst mit, gegen Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga wegen Schädigung seiner Person und seines Eigentums Anzeige bei der honduranischen Justiz erstattet zu haben.
Bernardo Font Ribot bittet Papst Franziskus in seinem Schreiben vom 5. Juli 2018, das von der honduranischen Wochenzeitung Criterio veröffentlicht wurde, daß er wieder in den priesterlichen Dienst aufgenommen wird, aus dem er von Kardinal Maradiaga entfernt wurde, und ihm sein materieller Schaden ersetzt wird.
Bei dem Vermögen, das dem Priester laut seinen Angaben durch den Kardinal verlorenging, handelt es sich um sein Familienerbe. Als er deshalb ohne nichts dastand, habe ihn Maradiaga nach Jahrzehnten in der Seelsorge vom Priestertum suspendiert.
Privatvermögen für Aufbau von Maradiagas Medien eingesetzt
Der 1943 geborene Bernardo Font stammt aus Sevilla in Spanien. 1969 wurde er in Rom in der damals vom Jesuiten Riccardo Lombardi betreuten Kirche zum Priester geweiht und lebt in Amapala im honduraniscchen Departement Valle. Er schildert Papst Franziskus, wie er Kardinal Maradiaga persönlich kennenlernte, und dieser ihn zum verantwortlichen Manager der kirchlichen Medien des Landes ernannte. Für deren Aufbau habe er das ererbte Privatvermögen zur Verfügung gestellt, das ihm sein Vater hinterlassen hatte. Dabei handelte es sich um mehrere Immobilien und Aktienanteile an Fluggesellschaften und anderen Firmen sowohl in Honduras als auch Puerto Rico.
Font betont in seinem Schreiben, Kardinal Maradiaga sowohl durch seinen persönlichen Einsatz als auch durch Einsatz seines Privatvermögens beim Aufbau kirchlicher Medien im Land geholfen zu haben, die heute als Suyapa TV zusammengefaßt sind. Ebenso habe er auf Wunsch des Kardinals dem zentralen honduranischen Priesterseminar in Suyapa und der Pfarrei Miraflores, beide im Erzbistum Tegucigalpa, Unterstützung zukommen lassen.
Der Kardinal habe ihn von Anfang aufgefordert, die geerbten Geschäfte fortzusetzen, denn damit könne „er uns besser helfen“. So habe er die unternehmerischen Aktivitäten seines verstorbenen Vaters fortgesetzt im Glauben, daß er damit der Ortskirche am besten dienen könne.
Er sei dann wegen des Verkaufs eines Grundstückes Opfer von Verleumdungen durch den Rechtsanwalt Jorge Alberto Maradriaga geworden, er sich an der Sache zu bereichern hoffte. Die Sache habe sich aber geklärt, und er sei von allen Vorwürfen vor Gericht entlastet worden. Rechtsanwalt Maradiaga wurde hingegen 2008 wegen Urkundefälschung und Betrugs verhaftet.
Keine Gründe für Suspendierung genannt
Am 9. Februar 2005 habe ihn Kardinal Maradiaga aber, zusammen mit seinen beiden damaligen Assistenten, den nun emeritierten Weihbischof Juan Jose Pineda und den Priester Carlo Magno Nunez, vom Priestertum suspendiert, ohne ihm vorher oder nachher Gelegenheit zur Verteidigung zu geben.
Zuletzt habe er 2015 schriftlich vom Kardinal eine Erklärung für seine Suspendierung verlangt, ohne eine Antwort zu erhalten.
Er selbst gehe davon aus, daß er aus seiner Position entfernt worden sei, weil andere seinen Platz einnehmen wollten. Der Kardinal habe ihn wohl auch deshalb fallengelassen, weil er – inzwischen mittellos – nicht mehr interessant gewesen sei.
Er lebe heute mittellos und sei moralisch und psychologisch ausgegrenzt. Er müsse wegen der starken Depression, in die er gefallen sei, ärztliche Behandlung in Anspruch nehmen.
Font Ribot nimmt in seinem Schreiben an den Papst aber auch zur aktuellen Kirchenkrise Stellung. In der katholischen Kirche von Honduras herrsche eine „dramatische Krise“. Unter Kardinal Maradiaga sei gegen „viele Priester“ willkürlich vorgegangen worden. Unter anderem erwähnt Font Ribot „die Homo-Krise im Priesterseminar Unserer Lieben Frau von Suyapa“, eine Krise, die in direktem Zusammenhang mit Weihbischof Juan José Pineda stehe.
„Ausgrenzung und Verfolgung“ für Priester, die der Regierung nicht nahestehen
Weihbischof Pineda wurde etwa zwei Wochen nachdem der Brief an Papst Franziskus geschrieben wurde, emeritiert – allerdings ohne Nennung von Gründen. Es ist nicht bekannt, ob Franziskus um diese Zeit das Schrieben von Font Ribot bereits erhalten hatte. Tatsache ist, daß der Priester bisher keine Antwort aus Rom erhielt.
Font Ribot beklagt zudem, daß jene honduranischen Kleriker „Ausgrenzung und Verfolgung“ erleiden, die der Regierung „nicht nahestehen“, und daß die kirchliche Hierarchie „mit wenigen Ausnahmen“ sich in offenkundiger „Komplizenschaft mit dem System der Diktatur und der Korruption“ im Land befinde.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Criterio.hn
„Schweigen ist die unerträglichste Art der Erwiderung.“ (Chesterton)
So der Titel eines Gastkommentars Martin Hähnels auf einem anderen katholischen Internetportal.
Schweigen kann Schwäche bedeuten. Es kann aber auch aus dem Hochmut kommen. Es kann zeigen, dass uns das Wasser bis zum Hals steht. „Wer schweigt, stimmt zu, sagt das Sprichwort.“
Wer schweigt, hat häufig mit dem anderen abgerechnet. Er ist an einen Punkt gekommen, wo er sagt: „Es geht nicht mehr.“ „Ich bin so verstrickt, dass jedes weitere Wort nur gegen mich verwendet würde.“
Oder aber auch: „Unsere Auffassungen liegen so weit auseinader, dass Verständigung unmöglich ist.“
In eben dieser Situation befinden sich beide: Maradiaga und Papst Franziskus gegenüber den Gläubigen der Tradition.
Die andere Form des Schweigens ist der leidenschaftliche Zornausbruch nach angestautem Schweigen. Man schndeidet dem anderen das Wort ab und verweigert damit die Kommunikation.
Elder Paissios sagte: „Man muss eine Person, die fehlgeht mehrmals zurechtweisen und sie um Änderung ihres Verhaltens anhalten; wenn sie darauf nicht reagiert, ‚muss‘ man reden. Man muss die Sache an die Öffentlichkeit bringen, um andere zu warnen und zu schützen.“ Ansonsten macht man sich mitschuldig.
Bei der Unkeuschheit handelt es sich um ein Laster, was nur sanktioniert werden kann, wenn es bekannt gemacht wird.
Die offene Bloßstellung von Gewohnheitssündern ist oft sogar die einzige Rettung, die noch bleibt.
Ein Bewusstsein für die Unkeuschheit kann nur zurückgewonnen werden, wenn sie sich im kollektiven Bewusstsein einer Gesellschaft als Tabu verankert hat. Jeder Verstoß gegen das Tabu muss mit Entlassung sanktioniert werden.
Um diese Konsequenzen zu vermeiden, müssen öffentliche Einrichtungen so gestaltet sein, dass sich in ihnen das Laster nicht ausbreiten kann und auch keine ‚Gelegenheit‘ zu Sünde gegeben wird; also kein Ärgernis.
Ansonsten breitet sich das Laster oder der Ehebruch immer weiter aus. Der ‚Politik der harten Kante‘ ist die Kirche jahrhundertelang moraltheologisch gefolgt, heute weicht sie unter dem Deckmantel der Pastoral bewusst davon ab.
Es kann auch keine Barmherzigkeit ohne Gerechtigkeit geben, solange der Pönitent nicht vollkommen umgekehrt ist und öffentlich Buße getan hat. Er muss sich um die Schwernis seines Vergehens bewusst sein.
In diesen Tagen lohnt es sich, markante Sätze aus den unterschiedlichsten Foren zum Thema Missbrauch zu notieren, so etwa:
- Barmherzigkeit ohne Gerechtigkeit ist Komplizenschaft, die das Seelenheil gefährdet.
– Historisch gesehen ist die Krise schlimmer als du denkst.
– „Die Sünde des 20. Jahrhunderts ist der Verlust des Sündenbewusstseins.“ (zitiert nach Joh. Paul II.)
– „Die Barmherzigkeit Gottes ist keine billig zu habende Gnade.“ (Benedikt XV.) Sie setzt ein Kreuzesleiden voraus.
– Leider ist es in unserer Generation so, dass wir lieber den anderen sich blamieren lassen, als selbst Spott oder Diskriminierung auf uns zu nehmen.
– Die Heiligkeit der Kirche, die Heiligkeit der Priester, die Heiligkeit der Laien, bedingen einander.
In der frühen Kirche gab es vier Gruppen von Büßern. Oft war man für ein Jahr oder länger öffentlich ‚bloßgestellt‘. Erst wenn man die öffentliche Buße und freiwillig aufgenommene Demütigung (die Bußübung) überwand, wurde man wieder in die Gemeinschaft der Heiligen integriert und konnte an der ganzen Messe teilnehmen.
Daran sieht man m.E. gut, dass die geheime Beichte immer auch die Tendenz aufweist, Sünde als etwas rein Privates anzusehen. Soweit ich weiß, geht der Beichtstuhl zurück auf das Gemeinschaftsleben in den Klösten, in denen es nicht so sehr darum ging, nicht bloßgestellt zu werden, sondern um die Verhinderung des Ärgernisses … Gerade im Möchsleben befinden sich die einzelnen Personen in unterschiedlichen sirituellen Entwicklngsstadien. Da kann schon ein Wort eines Unreinen genügen, um den Reinen zu erschüttern…
Wir befinden uns in einer gewaltigen Schieflage, wenn heute die Beichte insgesamt weitgehend als abgeschafft gilt (d.h. sie wird, in welcher Form auch immer, nicht mehr oder kaum mehr praktiziert). Wenn nurmehr das individuelle Gewissen Indikator der Schuld ist und meine ‚Sünde‘ objektiv nicht mehr als Sünde angesehen wird, weicht sich das Sündebewusstsein auf.
An Franziskus und Maradiaga können wir gut die reinste Form des Klerikalsmus erkennen. Macht und Autorätät werden ausgenutzt, um anderen Menschen nicht als Person/en zu begegnen, sondern als Amtsperson, die dem Hilfesuchenden nurmehr nach eigenem Gutdünken begegnet. Die Reinheit des Amtes und die Macht, die von dem äußeren Ansehen abhängig ist, werden über das Gewissen gestellt; so dass sich eine Art von Amtsgewissen bildet, dass da Ansehen über die persönliche Schuld stellt. So kommt es zu Vertuschungen und zum Schweigen. Man benutzt Menschen wie Vorzeigeobjekte, nutzt sie aus; und wenn sie nichts mehr hergeben, werden sie ohne Grund suspendiert.
Dieses Verhalten ist im klerikalen Raum unter Gottgeweihten stark verbreitet. Darum flohen die Heiligen die Ämter. Den der Amtsträger tendiert dazu, seine Fehler zu kaschieren, um nicht seines Amtes enthoben zu werden.
In der Kirche verstecken sich allzuviele Menschen hinter dem Amt, ohne eine wirkliche Berufung zu haben. Sie verstecken sich aus Angst, oder weil sie als Ängstliche unter Ängstlichen leicht ihr Laster verdeckt halten können.
Nach neuesten Nachrichten hat Erzbischof Vigano einen Koffer mit skandalösen Dokumenten über den Papst und einige Mitarbeiter hinterlegt, der geöffnet und der Öffentlichkeit übergeben werden soll, für den Fall, dass Vigano etwas zustößt.
Ist das ein Klima, in dem wir uns als Gläubige wohlfühlen können?
Franziskus überlebt als Pontifex nur, da es zu viele Angsthaben im Vatikan gibt. Das Amtsverständnis hat sich unter Franziskus geradezu pervertiert. Franziskus wird gefürchtet, nicht geschätzt oder respektiert. Seine Autorität gründet sich auf Macht, nicht auf Heiligkeit. Das gilt auch für Kardinal Maradiaga.
Das Vertrauen in Franziskus und seine Diktatur un Vatikan ist m.E. vollkommen ramponiert! Vigano fürchtet um sein Leben… Unwillkürlich muss man hier auch wieder an die Kardinäle Cafarra und Meisner denken …
Das derzeitige ideologieverblendete Pontifikat scheint mir vor nichs zurückzuschrecken, um seine Agenda der Verweltlichung durchzusetzen.
Der hier von katholisches.info veröffentlichte Fall des geschädigten Priesters wirft ein denkbar schlechtes Licht Maradiaga und auch den Papst.
Denn das alte Sprichwort behält immer noch sein Recht: „Sage mir, mit wem du umgehst, und ich sage dir, wer du bist.“