
Die linke französische Satirezeitschrift Charlie Hebdo, die einen radikalen Atheismus vertritt, veröffentlichte auf der Titelseite ihrer jüngsten Ausgabe eine ebenso dumme, geschmacklose wie blasphemische Beleidigung der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria. Zwei katholische Organisationen werfen der Zeitschrift „Anstiftung zu religiösem Haß“ vor und erstatteten Anzeige. Was aber macht der Heilige Stuhl?
Die blasphemische Provokation erfolgte erneut in Frankreich, wo am 26. Juli bereits die Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele mit Zustimmung der französischen Staatsführung und des Internationalen Olympischen Komitees – und wohl auch in deren Auftrag – ausfällig geworden war.
Charlie Hebdo ist für seine antireligiösen und gotteslästerlichen Karikaturen bekannt. 2012/13 veröffentlichte das Blatt Mohammed-Karikaturen, die in der islamischen Welt für Empörung sorgten. International bekannt wurde das Blatt dafür aber erst durch ein Attentat von zwei Brüdern, Moslems, das während der wöchentlichen Redaktionssitzung am 7. Januar 2015 auf den Sitz des Magazins verübt wurde. Dabei wurden zwölf Personen getötet, darunter der Herausgeber, mehrere Zeichner, auch zwei Polizisten, und 20 weitere Personen verletzt. Die mutmaßlichen Attentäter wurden am 9. Januar nördlich von Paris erschossen.
Darauf folgte die Solidarisierungskampagne „Je suis Charlie“, von der sich Katholisches.info distanzierte, da die Ablehnung von Gewalt das eine, aber etwas ganz anderes die Förderung eines verwerflichen Geistes ist, der die Blattmacher antreibt, jener falsche Geist, der nun – zum wiederholten Male – zu einer antichristlichen Lästerung führte.
Die beleidigende Karikatur mit dem Titel „Affenpocken: Erstes Auftreten des Virus in Europa“ zeigt die Jungfrau Maria mit Krankheitssymptomen, die weinend und mit gefalteten Händen wüste Beleidigungen von Außenstehenden zu hören bekommt.
Dieses Bild war der Auslöser für die Anzeige gegen den Karikaturisten Pierrick Juin y Riss, Pseudonym von Laurent Sourisseau, dem Eigentümer und Chefredakteur der Zeitung.
Anzeige wurde von den katholischen Vereinigungen Marie de Nazareth und La Petite Voie erstattet. Letztere ist Herausgeber des Internetmediums Tribune Chrétienne, die eine Petition gegen die Karikatur initiierte, die innerhalb kurzer Zeit von 25.000 Personen unterzeichnet wurde. Die beiden Organisationen werfen Charlie Hebdo Aufstachelung zum religiösen Haß vor.
Der traditionsverbundene Bischof von Bayonne, Msgr. Marc Aillet, erklärte, daß „die Meinungsfreiheit eine solch erbärmliche Karikatur nicht rechtfertigen kann“.
Nach der blasphemischen Christus und das Christentum beleidigenden Eröffnungsfeier der Sommerolympiade schwieg der Heilige Stuhl. Papst Franziskus nahm bis heute nicht dazu Stellung.
Stellung nahm er hingegen 2015 nach dem islamisch motivierten Attentat auf den Sitz von Charlie Hebdo. Wenige Tage nach dem Attentat sagte Franziskus auf dem Flug von Sri Lanka nach Manila zu den mitreisenden Journalisten:
„Die freie Meinungsäußerung. Jeder hat nicht nur die Freiheit, das Recht, sondern auch die Pflicht zu sagen, was er denkt, um das Gemeinwohl zu unterstützen. Die Pflicht. Denken wir an einen Abgeordneten, einen Senator: Wenn dieser nicht sagt, was seiner Meinung nach der richtige Weg ist, trägt er nicht zum Gemeinwohl bei. Und nicht nur diese, sondern auch viele andere. Wir haben die Pflicht, offen zu sprechen, diese Freiheit, aber ohne zu beleidigen. Es ist natürlich wahr, daß man nicht aggressiv reagieren soll, aber wenn Dr. [Alberto] Gasbarri, der hier neben mir steht, mein guter Freund, mir ein Schimpfwort gegen meine Mutter sagt, bekommt er eins drauf! Das ist normal! Das ist normal. Man darf nicht provozieren, man darf nicht den Glauben der anderen beleidigen, man darf sich nicht über den Glauben lustig machen. Papst Benedikt XVI. hat in einer Ansprache – ich erinnere mich nicht genau, wo – diese post-positivistische Mentalität angesprochen, die post-positivistische Metaphysik, die schließlich dazu führte zu glauben, daß die Religionen und die religiösen Ausdrucksformen eine Art von Subkultur bilden; daß sie toleriert werden, aber nur geringe Bedeutung haben und nicht Teil der aufgeklärten Kultur sind. Dies ist das Erbe der Aufklärung. Viele Leute, die abfällig über die Religionen reden, sich über sie lustig machen, sagen wir: die Religionen der anderen zum „Kasperle“ machen – diese Leute provozieren, und dann kann das passieren, was geschieht, wenn Dr. Gasbarri etwas gegen meine Mutter sagt. Es gibt eine Grenze. Jede Religion hat ihre Würde, jede Religion, die das menschliche Leben und die menschliche Person achtet. Und ich darf sie nicht bespötteln. Da gibt es eine Grenze. Ich habe dieses Beispiel der Grenze gewählt, um zu sagen, daß es bei der Meinungsfreiheit Grenzen gibt wie jene bezüglich meiner Mutter. Ich weiß nicht, ob es mir gelungen ist, die Frage zu beantworten. Danke.“
Zu der jüngsten Beleidigung seiner Mutter durch Charlie Hebdo – Maria ist die Mutter aller Christen, so hat es Jesus Christus selbst am Kreuz bestimmt – nahm Papst Franziskus bisher nicht Stellung. Heute morgen hielt er eine erstaunlich bedeutungslose Ansprache an die Teilnehmer der außerordentlichen Vollversammlung der Ersten Sektion des Dikasteriums für die Evangelisierung der Völker. Bei der Generalaudienz am Mittwoch sprach er über zwei seiner Lieblingsthemen, den Klimawandel und die Migration.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Charlie Hebdo (Screenshot)
„Eine erstaunlich bedeutungslose Ansprache [des Papstes]“ – gibt es auch andere? In den Ansprachen dieses Sommers war sicher keine dabei! Und sonst…?