Von einer Katholikin
Am 3. Juni begann Antoine Hérouard, Erzbischof von Dijon, eine päpstlicherseits angeordnete „brüderliche Visitation“ im Bistum Bayonne, Lescar und Oloron. Bis Freitag sind täglich mehrere Gespräche mit dem Bischof und seinen Mitarbeitern (Klerus und Laien) vorgesehen. Anlaß seien Beschwerdebriefe von Gläubigen an den Vatikan, die sich am Leitungsstil, der Liturgie und dem Verhältnis zwischen Kirche und Gesellschaft in der Diözese stören, wie Msgr. Aillet in einer Videobotschaft darlegte.
In einigen französischen Medien liest sich das so: „Seit mehreren Jahren gibt es viel Kritik am 67jährigen Bischof, der bekannt ist für seine konservativen Positionen; kürzlich hat er sich gegen die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare oder auch gegen die Aufnahme eines Rechts auf Schwangerschaftsabbruch in die französische Verfassung ausgesprochen. Sein Führungsstil, der Laien in der Diözese wenig Raum läßt, und ein ‚rigoristischer‘ Wind, der in den Pfarreien Einzug hielt, wurden immer wieder kritisiert.“
Seit vielen Jahren schon wird Bischof Aillet immer wieder zur Zielscheibe v. a. von Linkskatholiken seiner Diözese, die dem konservativen Bischof Rückwärtsgewandtheit vorwerfen und denen Priester in Soutane ein Greuel sind.
Im Jahr 2023 gab es Spannungen mit einer Gruppe Katholiken, als der traditionsverbundene Bischof die Regularkanoniker der Gottesmutter von Lagrasse einlud, in einem Teil des renovierten Diözesanhauses in Pau eine neue Ordensniederlassung einzurichten. Die Chorherren zelebrieren die heilige Liturgie im überlieferten Ritus, woran sich sofort einige Gläubige störten, weil die Gemeinschaft die Messe auf Latein und „mit dem Rücken zur Gemeinde“ (sic!) feiert. Daß der Bischof diese Entscheidung ohne Absprache getroffen habe, passe nicht in eine Zeit, in der unter Papst Franziskus den Laien mehr Raum gegeben werde. Aillets Leitung entspreche nicht der Öffnung zur modernen Welt, wie sie das Zweite Vatikanische Konzil angestoßen habe. Stattdessen favorisiere er konservative Strömungen.
Laut Erzbischof Hérouard solle auch Bischof Aillets pastorale Haltung zur Alliance des coeurs unis untersucht werden, einer kirchlich nicht anerkannten Gebetsvereinigung, die auf den Privatoffenbarungen ihrer Gründerin aufbaut.
Doch es ist klar, woher der Wind weht. Marc Aillet ist ein unbequemer konservativer, ja traditionsfreundlicher Bischof. Er gehört zu der von Kardinal Siri gegründeten Gemeinschaft Sankt Martin (Communauté Saint-Martin), in der die Heilige Messe im neuen Ritus in Latein und versus Deum zelebriert wird.
Als Bischof von Bayonne versuchte Bischof Aillet, die überlieferte Liturgie in seiner Diözese zu fördern. Es gelang ihm auch, das mangels Kandidaten aufgelöste Priesterseminar der Diözese wiederzubeleben.
Daß er von 2002 bis 2008 Generalvikar im angeblichen „Skandal-Bistum Fréjus-Toulon“ (katholisch.de) war, läßt seine Kritiker Parallelen ziehen. Auch dort war einigen u. a. die Ansiedelung von konservativen geistlichen Gemeinschaften sowie die konservative Ausrichtung des blühenden Priesterseminars ein Dorn im Auge. Bischof Rey wurde im Frühjahr 2023 nach einer Apostolischen Visitation de facto stillgestellt, indem ihm von Papst Franziskus ein Koadjutor verordnet wurde, der u. a. für Klerus, Priesterseminar, Verwaltung sowie Orden und Gemeinschaften zuständig ist.
Im Juli wird Msgr. Hérouard seine Befragungen in Bayonne fortsetzen, bevor ein Bericht an den Vatikan geht. Ob sich daraus eine Apostolische Visitation ergibt, muß abgewartet werden. Soweit sei es noch nicht, meinte Bischof Aillet in seiner Videobotschaft, nicht ohne die Wichtigkeit des Gebetes zu betonen. Dem ehemaligen Generalvikar von Bischof Rey dürfte bewußt sein, daß dessen konservative Haltung ihn ins Fadenkreuz Roms gebracht hatte.
Und wer wie er selbst die Tradition fördert und sich auch noch gegen Fiducia supplicans positioniert hat, der hat beste Chancen, vom päpstlichen „Fratello“ in Rom wenig „brüderlich“ behandelt zu werden.
Schlußbemerkung: Seit dem 27. Mai bis 20. Juni beherbergt die Diözese auf Initiative der Ewigen Anbetung in Pau die Reliquie des Herzens des Heiligen Pfarrers von Ars, um für Priester- und Ordensberufungen zu beten. Am 7. Juni kommt sie für zwei Tage nach Bayonne.
Auch der heilige Jean-Marie Vianney entspricht längst nicht mehr dem Zeitgeist und einem vielerorts schon bis zur Unkenntlichkeit dekonstruierten Bild des Priesters. Umso dringender brauchen wir seine Fürsprache.
Bild. Wikicommons
Priesterweihen der Gemeinschaft St. Martin in Evron werden am 22.Juni 24 sein, Live-Übertragung auf der Seite der Gemeinschaft:
https://www.communautesaintmartin.org/
https://www.youtube.com/channel/UCvkP3FIDqdlc0dJGxrZRkTQ
Wenn es so einfach ist, Visitationen mit Briefen an den Vatikan zu erwirken, frage ich mich, warum niemand Briefe schreibt, um eine Visitation in (Ganz schlimm)-Burg oder im häretischen München und Freising zu bekommen? Also, liebe Leser.…Schreiben Sie Briefe nach Rom!! Meiner Ansicht nach war das schon immer das Einzige, was wirklich „nachhaltig“ ist!
Sämtliche Opfer des Bergoglio-Pontifikates täten gut daran, sich in einer Art „Koalition der verfolgten Bischöfe“ zusammenzutun.
Mir ist Bischof Marc Aillet erstmals mit seinem Hirtenbrief „Impfpflicht? – Niemand kann gezwungen werden, gegen sein Gewissen zu handeln!“ vom 23.7.2021 aufgefallen. Die deutsche Übersetzung ist noch auf https://kath.net/news/75850 lesbar, das französische Original nur noch im Web-Archive unter https://web.archive.org/web/20210725045824/https://diocese64.org/actualites/item/2200-communique-sur-la-crise-sanitaire.
Er war damals einer der ganz wenigen katholischen Bischöfe weltweit, der sich traute, der Corona-Krise mit einer differenzierten und kritischen Haltung des Fragens zu begegnen. Heute, fast drei Jahre später lese ich seinen Brief mit noch mehr Respekt für seine Klugheit und seine hohe moralische Integrität.
Ich erinnere mich, dass Mgr Aillet Position gegen das „Confinement“, die strengen staatlichen Covidbestimmungen, bezog u. 2020 einen kritischen Hirtenbrief diesbezüglich schrieb.
Hier eine Sendung mit dem kath. Fernsehsender von Paris, die mir kürzlich hochgespielt wurde.
https://www.youtube.com/watch?v=rQwYp9MU38c, Mgr Marc Aillet – Diocèse de Bayonne, KTO TV
Wird der Bischof unbequem, wird die Zärtlichkeit extrem.
Der Hl. Pfarrer von Ars sagte: Laßt eine Pfarrei 20 Jahre lang ohne Priester, und man wird dort die Bestien anbeten. Wohl dem Hirten, der Gott die Ehre erweist und nicht den selbstherrlichen Menschen.