![Msgr. Marc Aillet, der traditionsfreundliche Bischof von Bayonne, erlebt eine "brüderliche Visitation". Das Bild zeigt den mutigen Bischof bei der Teilnahme am Marsch für das Leben (Marche pour la vie) in Paris Msgr. Marc Aillet, der traditionsfreundliche Bischof von Bayonne, erlebt eine "brüderliche Visitation". Das Bild zeigt den mutigen Bischof bei der Teilnahme am Marsch für das Leben (Marche pour la vie) in Paris](https://katholisches.info/tawato/uploads/2024/06/Marc-Aillet-Bischof-von-Bayonne-1030x438.jpg)
Von einer Katholikin
Am 3. Juni begann Antoine Hérouard, Erzbischof von Dijon, eine päpstlicherseits angeordnete „brüderliche Visitation“ im Bistum Bayonne, Lescar und Oloron. Bis Freitag sind täglich mehrere Gespräche mit dem Bischof und seinen Mitarbeitern (Klerus und Laien) vorgesehen. Anlaß seien Beschwerdebriefe von Gläubigen an den Vatikan, die sich am Leitungsstil, der Liturgie und dem Verhältnis zwischen Kirche und Gesellschaft in der Diözese stören, wie Msgr. Aillet in einer Videobotschaft darlegte.
In einigen französischen Medien liest sich das so: „Seit mehreren Jahren gibt es viel Kritik am 67jährigen Bischof, der bekannt ist für seine konservativen Positionen; kürzlich hat er sich gegen die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare oder auch gegen die Aufnahme eines Rechts auf Schwangerschaftsabbruch in die französische Verfassung ausgesprochen. Sein Führungsstil, der Laien in der Diözese wenig Raum läßt, und ein ‚rigoristischer‘ Wind, der in den Pfarreien Einzug hielt, wurden immer wieder kritisiert.“
Seit vielen Jahren schon wird Bischof Aillet immer wieder zur Zielscheibe v. a. von Linkskatholiken seiner Diözese, die dem konservativen Bischof Rückwärtsgewandtheit vorwerfen und denen Priester in Soutane ein Greuel sind.
Im Jahr 2023 gab es Spannungen mit einer Gruppe Katholiken, als der traditionsverbundene Bischof die Regularkanoniker der Gottesmutter von Lagrasse einlud, in einem Teil des renovierten Diözesanhauses in Pau eine neue Ordensniederlassung einzurichten. Die Chorherren zelebrieren die heilige Liturgie im überlieferten Ritus, woran sich sofort einige Gläubige störten, weil die Gemeinschaft die Messe auf Latein und „mit dem Rücken zur Gemeinde“ (sic!) feiert. Daß der Bischof diese Entscheidung ohne Absprache getroffen habe, passe nicht in eine Zeit, in der unter Papst Franziskus den Laien mehr Raum gegeben werde. Aillets Leitung entspreche nicht der Öffnung zur modernen Welt, wie sie das Zweite Vatikanische Konzil angestoßen habe. Stattdessen favorisiere er konservative Strömungen.
Laut Erzbischof Hérouard solle auch Bischof Aillets pastorale Haltung zur Alliance des coeurs unis untersucht werden, einer kirchlich nicht anerkannten Gebetsvereinigung, die auf den Privatoffenbarungen ihrer Gründerin aufbaut.
Doch es ist klar, woher der Wind weht. Marc Aillet ist ein unbequemer konservativer, ja traditionsfreundlicher Bischof. Er gehört zu der von Kardinal Siri gegründeten Gemeinschaft Sankt Martin (Communauté Saint-Martin), in der die Heilige Messe im neuen Ritus in Latein und versus Deum zelebriert wird.
Als Bischof von Bayonne versuchte Bischof Aillet, die überlieferte Liturgie in seiner Diözese zu fördern. Es gelang ihm auch, das mangels Kandidaten aufgelöste Priesterseminar der Diözese wiederzubeleben.
Daß er von 2002 bis 2008 Generalvikar im angeblichen „Skandal-Bistum Fréjus-Toulon“ (katholisch.de) war, läßt seine Kritiker Parallelen ziehen. Auch dort war einigen u. a. die Ansiedelung von konservativen geistlichen Gemeinschaften sowie die konservative Ausrichtung des blühenden Priesterseminars ein Dorn im Auge. Bischof Rey wurde im Frühjahr 2023 nach einer Apostolischen Visitation de facto stillgestellt, indem ihm von Papst Franziskus ein Koadjutor verordnet wurde, der u. a. für Klerus, Priesterseminar, Verwaltung sowie Orden und Gemeinschaften zuständig ist.
Im Juli wird Msgr. Hérouard seine Befragungen in Bayonne fortsetzen, bevor ein Bericht an den Vatikan geht. Ob sich daraus eine Apostolische Visitation ergibt, muß abgewartet werden. Soweit sei es noch nicht, meinte Bischof Aillet in seiner Videobotschaft, nicht ohne die Wichtigkeit des Gebetes zu betonen. Dem ehemaligen Generalvikar von Bischof Rey dürfte bewußt sein, daß dessen konservative Haltung ihn ins Fadenkreuz Roms gebracht hatte.
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Und wer wie er selbst die Tradition fördert und sich auch noch gegen Fiducia supplicans positioniert hat, der hat beste Chancen, vom päpstlichen „Fratello“ in Rom wenig „brüderlich“ behandelt zu werden.
Schlußbemerkung: Seit dem 27. Mai bis 20. Juni beherbergt die Diözese auf Initiative der Ewigen Anbetung in Pau die Reliquie des Herzens des Heiligen Pfarrers von Ars, um für Priester- und Ordensberufungen zu beten. Am 7. Juni kommt sie für zwei Tage nach Bayonne.
Auch der heilige Jean-Marie Vianney entspricht längst nicht mehr dem Zeitgeist und einem vielerorts schon bis zur Unkenntlichkeit dekonstruierten Bild des Priesters. Umso dringender brauchen wir seine Fürsprache.
Bild. Wikicommons