Von einer Katholikin
Am 27. Dezember veröffentlichte Marc Aillet, Bischof der Diözese Bayonne, Lescar und Oloron, eine Erklärung zu Fiducia supplicans, der vatikanischen Erklärung zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare, in der er die Priester seiner Diözese zu „Besonnenheit, der Tugend der Unterscheidung“, aufruft. Er ermutigt sie, im Umgang mit sogenannten „homosexuellen Paaren“ einen pastoralen Dialog zu führen, Paarsegnungen aber abzulehnen und in Verbindung mit Einzelsegnungen die Menschen zur Umkehr zu rufen und ihnen „klar die Wahrheit zu sagen, die die Kirche bezüglich ihrer Situation lehrt“. Diese Klarheit vermisse er in Fiducia supplicans.
Bischof Aillet sagt, was zu sagen ist. Der Untertitel seines im Oktober erschienenen Buches Le temps des saints (Die Zeit der Heiligen) ist Programm: Seien wir keine stummen Hunde. In einer Zeit der Glaubensverwirrung will er die Gläubigen stärken, indem er über die prophetische Sendung der missionarischen Heiligen Kirche, das sakramentale Priestertum und die Aufgaben und Bildung der Laien schreibt. Weder exzessive Strukturreformen noch die Anpassung an die Entwicklungen der Welt seien zielführend für die Kirche, sondern es brauche wahre Priester in Christus und durch Liturgie und Katechese gebildete Laien für eine spirituelle Erneuerung der Kirche, eine „Zeit der Heiligen“ zur Revitalisierung des Katholizismus in Jesus Christus. (Französische Buchbesprechung hier.)
Auch seine Analyse von Fiducia supplicans orientiert sich an der einen Wahrheit und ist erwachsen „aus einer Zeit zum Nachdenken“. In der Tat zeugt sein ausführliches Schreiben von einer klaren theologischen Reflexion über die Bedeutung von Segnungen in der Kirche und hinterfragt schrittweise das theologische und semantische Verwirrspiel von Kardinal Fernández, das „einer Klärung bedürfe“.
Der französischen Communauté St. Martin verbunden, zählt der Bischof zu den traditionsfreundlichen Hirten Frankreichs. 1982 in Italien zum Priester geweiht, kommt er von 1986 bis 1992 und wieder 1998 in die Diözese Fréjus-Toulon, wo ihn Bischof Dominique Rey (sic!) 2002 zum Generalvikar ernennt. Seit Oktober 2008 ist er Bischof von Bayonne, Lescar und Oloron. Mit Umsicht hatte er 2021 auf das Motu proprio Traditionis custodes reagiert, die der Tradition verbundenen Gläubigen und Priester seiner Wertschätzung versichert und den Status quo für die Zelebration der alten Messe in seiner Diözese bestätigt.
Er anerkannte, „daß die Priester in der Diözese Bayonne, die die Liturgie nach dem Meßbuch von 1962 halten, sich voll und ganz an das Zweite Vatikanische Konzil halten, die Legitimität des Meßbuchs von 1970, dem Ausdruck schlechthin der lex orandi der lateinischen Kirche, anerkennen und einen ausgeprägten Sinn für die kirchliche Gemeinschaft pflegen […]“ und hob insbesondere auch das junge Durchschnittsalter der traditionsverbundenen Gläubigen hervor, deren Familien „sehr darauf bedacht sind, den Glauben an ihre Kinder weiterzugeben“.
Erst im vergangenen Herbst haben auf seine Einladung hin die Chorherren von Lagrasse (Regularkanoniker der Gottesmutter von Lagrasse) in der Stadt Pau ein neues Priorat eingerichtet. Der Bischof erklärte, daß die nach der Regel des heiligen Augustinus lebenden Chorherren zwar im überlieferten Ritus zelebrieren, was aber nicht mit Traditionis custodes kollidiere, da die ihnen übertragene Kirche innerhalb eines neu einzurichtenden Diözesanhauses keine Pfarrkirche sei und dort auch von anderen Gruppen Messen im Novus ordo zelebriert werden könnten.
Im Kontext der Veröffentlichung seines aktuellen Buches, in dem er sich auch für einen liturgischen Frieden ausspricht, äußerte er kürzlich gegenüber der Monatszeitschrift La Nef sein durch Traditionis custodes verursachtes „Unbehagen“ und betont, daß in seiner Diözese „die liturgische Unterschiedlichkeit zwischen den beiden Formen friedlich gelebt“ werde, die dem Vetus ordo verbundenen Priester und Gläubigen in das diözesane Leben integriert seien und v. a. viele junge Menschen völlig unideologisch in dieser Liturgie die Sakralität finden, die sie suchen.
Seit vielen Jahren schon wird Bischof Aillet immer wieder zur Zielscheibe v. a. von Linkskatholiken seiner Diözese, die dem konservativen Bischof Rückwärtsgewandtheit vorwerfen und denen Priester in Soutane und gregorianischer Choral ein Greuel sind. Hinzu kommen Bischof Aillets deutliche Verurteilung von Abtreibung und Euthanasie oder auch der Gay-Pride-Parade in Biarritz.
Mit seiner aktuellen Erklärung will Bischof Aillet als Hirte angesichts „hartnäckiger Unklarheiten“ in einer „säkularisierten Gesellschaft, in der wir eine beispiellose anthropologische Krise erleben“, Sorge tragen für seine Priester und Gläubigen. Er gibt klare Hinweise, wie diese im Umgang mit Fiducia supplicans in einer pastoralen Haltung gegenüber den Sündern von der Liebe und Barmherzigkeit Gottes Zeugnis ablegen sollen, ohne die unveränderliche Wahrheit der Kirche zu verlassen:
- Ich lade die Priester der Diözese ein, gegenüber irregulären Paaren oder Personen, die eine homosexuelle Beziehung haben, einen wohlwollenden Blickwinkel einzunehmen: Die Menschen dürfen sich nicht beurteilt, sondern sollen sich von einer wahrnehmenden und zuhörenden Haltung empfangen fühlen, die ihnen Gottes Liebe zusagt.
- Weiterhin lade ich sie ein, einen pastoralen Dialog zu führen und den Mut zu haben, zum Wohle der Personen und mit dem angemessenen Feingefühl, ohne sie zu beurteilen und indem sie sich persönlich in die pastorale Beziehung einbringen, ihnen klar die Wahrheit zu sagen, die die Kirche bezüglich ihrer Situation lehrt.
- Endlich lade ich sie ein, ihnen einen Segen zu geben, wenn die Personen darum bitten, vorausgesetzt, daß dieser individuell für jede Person ist, wobei sie sie zur Bekehrung rufen und sie einladen, um die Hilfe der Gnade zu bitten, die der Herr allen gewährt, die ihn darum bitten, um ihr Leben mit dem Willen Gottes in Einklang zu bringen.“
Msgr. Marc Aillet, Bischof von Bayonne, Lescar und Oloron
Bayonne, 27. Dezember 2023
Am Fest des Hl. Johannes, Apostel
Bild: Alliance des Coeurs unis (Screenshot)
Danke, dass Sie die Lehre Jesu Christi verkünden, gelegen oder ungelegen, in aller Liebe und Lehrweisheit.! Sie sind ein wahrer guter Hirt. wie unser Herr Jesus Christus!