„Der Prozeß“ gegen Erzbischof Carlo Maria Viganò

Das Schicksal von Erzbischof Marcel Lefebvre


Erzbischof Carlo Maria Viganò, einst die Nummer vier des vatikanischen Staatssekretariats, rechte Hand des Regierungschefs des Vatikanstaates und Botschafter des Heiligen Stuhls in den USA, könnte in wenigen Tagen aus der Kirche ausgeschlossen werden.
Erzbischof Carlo Maria Viganò, einst die Nummer vier des vatikanischen Staatssekretariats, rechte Hand des Regierungschefs des Vatikanstaates und Botschafter des Heiligen Stuhls in den USA, könnte in wenigen Tagen aus der Kirche ausgeschlossen werden.

(Rom) Der Hei­li­ge Stuhl, kon­kret das Glau­bens­dik­aste­ri­um, hat ein „außer­ge­richt­li­ches Straf­ver­fah­ren“ gegen Msgr. Car­lo Maria Viganò, Titu­lar­erz­bi­schof von Ulpia­na und ehe­ma­li­gen Apo­sto­li­schen Nun­ti­us, ein­ge­lei­tet. Der Erz­bi­schof selbst hat­te dies am 20. Juni bekannt­ge­ge­ben. Der hoch­ran­gi­ge Vati­kan­di­plo­mat gehör­te bereits unter den Vor­gän­ger­päp­sten zu den weni­gen, die Pro­ble­me nicht nur erken­nen, son­dern auch anpacken und lösen wol­len. Das brach­te ihm nicht nur Freun­de ein, son­dern nun auch ein Straf­ver­fah­ren. Und das Urteil scheint bereits geschrie­ben zu sein.

Anzei­ge

In Rom wird dem Lom­bar­den, außer­halb des päpst­li­chen Hof­staa­tes, all­ge­mein ein sehr gutes Zeug­nis aus­ge­stellt. Er wird von jenen, die mit ihm zu tun hat­ten, als grund­ehr­lich beschrie­ben, der auch in sei­ner Zeit, als er von 2009 bis 2011 Gene­ral­se­kre­tär des Gou­ver­ne­ments des Staa­tes der Vati­kan­stadt war, die Augen vor Män­geln nicht zumach­te, son­dern sie besei­ti­gen woll­te. Wenn an Msgr. Viganò etwas zu kri­ti­sie­ren sei, dann sei­ne Unduld­sam­keit. Die­se, so heißt es nun, sei ihm wohl auch in den ver­gan­ge­nen Jah­ren in die Que­re gekom­men. Er sei schnell bereit, nicht nur ein Pro­blem, son­dern auch des­sen Ver­ur­sa­cher zu benen­nen. Das mögen nicht vie­le, schon gar nicht in einem auf Har­mo­nie ange­leg­ten Umfeld.

Die Fol­ge war, daß der hoch­in­tel­li­gen­te Spit­zen­di­plo­mat 2011 von Papst Bene­dikt XVI., um des Frie­dens im Vati­kan­staat wil­len, zum Apo­sto­li­schen Nun­ti­us in den USA, dem zwei­fel­los pre­sti­ge­träch­tig­sten und ein­fluß­reich­sten unter allen Diplo­ma­ten­po­sten, ernannt wur­de. Zwei­fel­los eine Aus­zeich­nung für den in Vare­se gebo­re­nen Mon­si­gno­re, wenn­gleich die­ser es – nicht ganz zu unrecht – als Weg­be­för­de­rung ver­stand, als er eini­ge kor­rup­te Machen­schaf­ten zu erken­nen glaub­te und ins Visier genom­men hatte.

In den USA fand die kon­ser­va­ti­ve Mehr­heit im Epi­sko­pat in ihm eine Stüt­ze, was sich zum offe­nen Kon­flikt mit Papst Fran­zis­kus aus­wei­te­te. Als Fran­zis­kus 2015 in die USA rei­ste, um den Schul­ter­schluß mit dem lin­ken „Mes­si­as“ Barack Oba­ma zu zele­brie­ren, mach­te ihm sein eige­ner Nun­ti­us einen Strich durch die Rech­nung, indem er auf Bit­ten US-ame­ri­ka­ni­scher Bischö­fe mit Kim Davis die dama­li­ge Sym­bol­fi­gur gegen die Homo-Agen­da in den Audi­enz­plan des Pap­stes hin­ein­schmug­gel­te. Die Besuchs­re­gie war von den Papst­ver­trau­ten bis ins Detail poli­tisch kor­rekt durch­ge­stylt. Die „Kom­pli­zen­schaft“ Viganòs mach­te den Coup jedoch mög­lich, mit dem füh­ren­de US-Bischö­fe ihre Anlie­gen ein­brin­gen woll­ten. Der Kon­trast war „per­fekt“: Oben im Prunk­saal traf sich Fran­zis­kus offi­zi­ell mit einem Homo-Pär­chen für Pres­se­fo­tos mit brei­tem Lächeln, unten im Kel­ler traf sich der nichts­ah­nen­de Pon­ti­fex mit Kim Davis, die im Reich Oba­mas inhaf­tiert wor­den war, weil sie als Stan­des­be­am­tin die Regi­strie­rung einer „Homo-Ehe“ ver­wei­gert hat­te. Die dar­auf nicht gefaß­ten vati­ka­ni­schen Pres­se­ver­ant­wort­li­chen gerie­ten in Panik und ver­schlim­mer­ten den Image­scha­den noch, indem sie zuerst die Begeg­nung leug­ne­ten, um sie dann doch zuge­ben zu müs­sen. Der­glei­chen konn­te nie­mand pla­nen, doch Nun­ti­us Viganò dürf­te ein klein wenig dar­auf gehofft haben, denn schließ­lich kann­te er den vati­ka­ni­schen Appa­rat und des­sen Arbeits­wei­se bis ins Detail.

Der Groll von San­ta Mar­ta rich­te­te sich schnell gegen ihn, den offi­zi­el­len Ver­tre­ter des Pap­stes in Washing­ton, und so ließ auch die Retour­kut­sche nicht lan­ge auf sich war­ten. Msgr. Viganò wur­de kurz dar­auf mit Voll­endung des 75. Lebens­jah­res in den Ruhe­stand ver­setzt. Nach Ita­li­en zurück­ge­kehrt, blieb es zunächst ruhig um ihn bis zu jenem Som­mer 2018, als kurz­zei­tig das Undenk­ba­re denk­bar zu wer­den schien: ein mög­li­cher Rück­tritt von Papst Franziskus.

Der Fall McCarrick und die Rücktrittsforderung an Papst Franziskus

Es war die berg­o­glio­freund­li­che New York Times, die inmit­ten der Trump-Ära zur Schwä­chung der katho­li­schen Kir­che in den USA aus­hol­te und dafür den betag­ten „libe­ral“ (lin­ken) Kar­di­nal Theo­do­re McCar­ri­ck über die Klin­ge sprin­gen ließ. Das Ziel war nicht Papst Fran­zis­kus in Rom, doch dem wäre der Angriff fast zum Ver­häng­nis gewor­den. Dafür woll­te Erz­bi­schof Viganò sorgen.

Der Hei­li­ge Stuhl zeig­te sich näm­lich völ­lig über­rascht vom homo-päd­era­sti­schen Dop­pel­le­ben McCar­ri­cks. Da stell­te Msgr. Viganò Papst Fran­zis­kus vor aller Welt als Lüg­ner und Heuch­ler bloß, indem er ent­hüll­te, im Juni 2013, bei sei­nem Antritts­be­such beim neu­en Papst, die­sen aus­führ­lich über McCar­ri­ck unter­rich­tet zu haben. Dem Vati­kan blieb nur die Flucht in ein Gestam­mel, daß Fran­zis­kus sich „nicht erin­nern“ kön­ne und nicht genau hin­ge­hört habe, weil er damals Kir­chen­ver­tre­ter und Nun­ti­en aus aller Welt am Fließ­band emp­fan­gen muß­te. Das war erbärm­lich und ziem­lich unglaub­wür­dig, gera­de weil Fran­zis­kus, der „Poli­ti­ker auf dem Papst­thron“, sowohl bei per­sön­li­chen Schwä­chen ande­rer als auch in poli­ti­schen Din­gen – es ging immer­hin um die USA und immer­hin um einen Kar­di­nal – sehr hell­hö­rig ist.

Inner­kirch­lich wag­te aber nie­mand den Ball, den Erz­bi­schof Viganò ins Spiel gebracht hat­te, auf­zu­grei­fen. Die Arbeit soll­ten, wenn schon, ande­re tun: die welt­li­chen Medi­en. Doch die taten sie nicht. Der Sturz von Fran­zis­kus paß­te nicht in ihre Pla­nung. Es erging kein Auf­trag dazu. So wur­de die hoch­pein­li­che Ange­le­gen­heit mit Hil­fe des media­len Schwei­gens schnellst­mög­lich unter den Tisch gekehrt, alle Gedächt­nis­lücken ver­zie­hen, alle offen­sicht­li­chen Heu­che­lei­en nach­ge­se­hen und alle Wider­sprü­che wohl­wol­lend akzep­tiert. Da half es auch nichts, daß McCar­ri­ck kein Ein­zel­fall war, son­dern Fran­zis­kus eine lan­ge Liste hoher kor­rum­pie­ren­der Prä­la­ten mit homo­se­xu­el­lem Dop­pel­le­ben geschützt oder erst ins Amt gebracht hat­te. Der Main­stream, auch die New York Times, war an einer Schwä­chung der Kon­ser­va­ti­ven in den USA inter­es­siert, nicht an einem vor­zei­ti­gen Amt­s­en­de genau jenes Pap­stes, der dem glo­ba­li­sti­schen Estab­lish­ment so nahe steht wie kein Papst vor ihm. Ende der Geschichte.

Erz­bi­schof Viganò hat­te den Kopf hin­ge­hal­ten, dazu muß­te ihn nie­mand drän­gen, auch nicht Mar­co Tosat­ti, der sich damals zum Mit­tag­essen mit ihm getrof­fen hat­te, bei dem der Vor­stoß ent­wickelt wur­de. Msgr. Viganò hat­te die Chan­ce erkannt, wuß­te, aus­rei­chend Spreng­stoff in der Hand zu haben, und sah eine Not­wen­dig­keit, die Kir­che von ihrem regie­ren­den Papst zu befrei­en. Ein gewag­ter Schritt, doch ging die Rech­nung nicht auf. Die außer­kirch­li­chen Kräf­te, die an Fran­zis­kus als Papst fest­hal­ten woll­ten, waren stär­ker. Und da es in der Kir­che kein regu­lä­res Ver­fah­ren für die Abset­zung eines Pap­stes gibt, droh­te dem Pon­ti­fex von die­ser Sei­te ohne­hin kei­ne rea­li­sti­sche Gefahr. 

Msgr. Viganò stand damit allein da und sah sich genö­tigt, wie er erklär­te, abzu­tau­chen, um der lon­ga manus des Pap­stes zu ent­ge­hen. Anfang 2020 trat er dann in Mün­chen in Erschei­nung, von den mei­sten uner­kannt, als vor der Feld­her­ren­hal­le gegen den syn­oda­len deut­schen Son­der­weg pro­te­stiert wur­de. Damals schie­nen sich tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne Kräf­te, die oft eigen­bröt­le­risch han­deln, in einer Ein­heit zusammenzufinden.

Doch auch dazu kam es anders. Mit dem Auf­tau­chen von Covid-19 zer­brach die soeben gefun­de­ne Ein­heit auch schon wie­der. Die einen glaub­ten das offi­zi­el­le Nar­ra­tiv von der „töd­li­chen“ glo­ba­len Pan­de­mie, aus der allein Bill Gates den Not­aus­gang kann­te, der sich auf mRNA-Imp­fung (kei­ne ande­re Imp­fung) reim­te. Die ande­ren sahen die Gefah­ren eines gigan­ti­schen Staats­strei­ches von oben, der durch Akti­vie­rung irra­tio­na­ler Äng­ste ver­sucht werde.

Erz­bi­schof Viganò stell­te sich, obwohl mit sei­nen 80 Jah­ren laut offi­zi­el­lem Nar­ra­tiv angeb­lich hoch­ge­fähr­det, auf die Sei­te der War­ner, die von einer Camou­fla­ge spra­chen, davon, daß Coro­na nur der Vor­wand war, um ganz ande­re Zie­le zu errei­chen. Er wur­de in den fol­gen­den Jah­ren mit sei­nen Video­bot­schaf­ten inter­na­tio­nal zu einem wich­ti­gen Bezugs­punkt des Wider­stan­des gegen repres­si­ve Coro­na-Maß­nah­men. Er tat dies nie, ohne sei­nen mis­sio­na­ri­schen und pasto­ra­len Auf­trag zu ver­ges­sen. Sein Han­deln sah er als Teil eines grö­ße­ren geist­li­chen Kamp­fes. Dabei lehn­te er sich, ganz sei­nem Cha­rak­ter ent­spre­chend, weit aus dem Fen­ster und tat dies in sei­ner ihm eige­nen kla­ren Spra­che, denn er erklär­te, eine Hand­schrift hin­ter den Ereig­nis­sen zu sehen, die des Deep State, eines „tie­fen Staa­tes“, der die staat­li­chen Macht­mit­tel nützt, um intrans­pa­rent und ohne demo­kra­ti­sche Legi­ti­ma­ti­on sei­ne Agen­da durch­zu­set­zen. Dar­un­ter sub­su­mier­te er auch die „gestoh­le­ne“ Wie­der­wahl von Donald Trump im Herbst 2020.

Eine Wahl­fäl­schung im gro­ßen Stil konn­te vor Gericht aber nicht bewie­sen wer­den (damit wäre die Demo­kra­tie an sich dele­gi­ti­miert). Das erleich­ter­te es Kri­ti­kern unter­schied­li­cher Rich­tun­gen, die Auto­ri­tät Viganòs anzu­zwei­feln und sich zu distan­zie­ren. Der Vor­wurf, Viganò sei ein Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker, eine Lieb­lings­vo­ka­bel zur Dis­kre­di­tie­rung von Geg­nern, wur­de durch ideo­lo­gi­sche Kampf­in­stru­men­te wie Wiki­pe­dia begünstigt.

Gegen Viganò wur­den Gerüch­te gestreut, deren Pro­ve­ni­enz nicht immer klar war. Teils kamen sie von inner­kirch­li­chen Geg­nern, teils kamen sie aus dem Kreis jener, mit denen er sich kurz vor Coro­na gera­de ver­bün­det hat­te. Vor allem wur­de zuletzt die Fra­ge immer lau­ter, ob der Erz­bi­schof Fran­zis­kus noch als recht­mä­ßi­gen Papst aner­kennt. Doch dies­be­züg­lich muß­te man in Rom erken­nen, daß sich der ehe­ma­li­ge Nun­ti­us von sedis­va­kan­ti­sti­schen Posi­tio­nen fern­hielt. So stell­te er im ver­gan­ge­nen Jahr gegen­über jenen, die auf sedis­va­kan­ti­sti­sche Posi­tio­nen dräng­ten, nüch­tern fest, daß es kei­ne Auto­ri­tät gibt, die eine Recht­mä­ßig­keits­fra­ge klä­ren könn­te, wes­halb es „kei­ne mensch­li­che Lösung“ gebe. 

Ließ sich Erzbischof Viganò „nachweihen“?

Doch dann sah man plötz­lich in San­ta Mar­ta doch eine Chan­ce, den unlieb­sa­men Kri­ti­ker k.-o.-schlagen zu kön­nen, als am 12. Janu­ar 2024, inmit­ten der Mel­dun­gen über den welt­wei­ten Wider­spruch gegen das römi­sche Doku­ment Fidu­cia sup­pli­cans, mit denen Homo-Seg­nun­gen erlaubt wur­den, neben­bei die Nach­richt ver­brei­tet wur­de, Viganò habe sich als Bischof teil­wei­se „nach­wei­hen“ las­sen. Die­se Nach­wei­he habe, hor­ri­bi­le dic­tu, der 2012 aus der Pius­bru­der­schaft aus­ge­schlos­se­ne Bischof Richard Wil­liam­son vor­ge­nom­men, der sich 2015 durch die uner­laub­te Wei­he von Bischö­fen die Exkom­mu­ni­ka­ti­on zuge­zo­gen hat­te. Wil­liam­son wur­de in der Ver­gan­gen­heit medi­al bereits zum Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker und Holo­caust­leug­ner erklärt, wes­halb sich ein leich­tes Spiel auf­zu­tun schien. Mit der Nach­richt stand nun die Fra­ge im Raum, ob Msgr. Viganò sei­ne Bischofs­wei­he, die ihm am 26. April 1992 von Papst Johan­nes Paul II. gespen­det wor­den war, für ungül­tig betrach­te, samt allen wei­te­ren sich dar­aus erge­ben­den Fragen.

Erz­bi­schof Viganò bestä­tig­te eine Nach­wei­he bis­her nicht. Sie scheint auch des­halb unwahr­schein­lich, weil Wil­liam­son in sei­nen Wochen­kom­men­ta­ren in der Zeit der angeb­li­chen Nach­wei­he nichts dar­über sag­te, son­dern viel­mehr sich mit der Fra­ge befaß­te, ob Viganò Sedis­va­kan­tist sei, was Wil­liam­son zwar ver­nein­te; aber er for­der­te Viganò auf, das eigent­li­che „Übel“ der Kir­chen­kri­se zu erken­nen, das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil. Die­ser Kri­tik schloß sich der ehe­ma­li­ge Nun­ti­us tat­säch­lich immer deut­li­cher an.

Soll­te eine sol­che Nach­wei­he jedoch erfolgt sein, durch wen auch immer, hät­te sich der ehe­ma­li­ge Nun­ti­us die Exkom­mu­ni­ka­ti­on latae sen­ten­tiae zuge­zo­gen und Rom eine Steil­vor­la­ge gelie­fert, sich des lästi­gen Kri­ti­kers zu ent­le­di­gen. Rom müß­te nur mehr die ein­ge­tre­te­ne Exkom­mu­ni­ka­ti­on fest­stel­len, nicht der Sache wegen, da der Tat­be­stand für sich allein steht, son­dern der Öffent­lich­keit wegen, um aller Welt zu erklä­ren, daß der Erz­bi­schof und bekann­te­ste Fran­zis­kus-Kri­ti­ker nicht mehr der katho­li­schen Kir­che angehört.

Ist Viganòs Kri­tik an der Amts­füh­rung von Papst Fran­zis­kus und am Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil berech­tigt und begrün­det (die Fra­gen nach dem Deep Sta­te, der Coro­na-Dik­ta­tur und den Macht­plä­nen des WEF haben für die Kir­che kei­ne Rol­le zu spie­len), oder hat sich der ein­sti­ge Spit­zen­di­plo­mat in sei­ner Abnei­gung gegen das der­zei­ti­ge Pon­ti­fi­kat über die Maßen radi­ka­li­siert? Legt er den Fin­ger in eine offe­ne Wun­de oder reißt er erst eine auf? War nur sei­ne Spra­che gegen­über Papst Fran­zis­kus gele­gent­lich zu bis­sig und hat from­me Katho­li­ken verschreckt?

Die Gefahr ist groß, daß die­se Fra­ge nicht the­ma­ti­siert wird, weil kein Inter­es­se an einer sol­chen Dis­kus­si­on besteht. Msgr. Viganò hat ein Inter­es­se an einer sol­chen, aber nicht San­ta Mar­ta. Die Kir­che soll­te ins­ge­samt aber sehr wohl ein Inter­es­se dar­an haben, denn es geht dar­um, zu klä­ren, ob der Erz­bi­schof berech­tig­te Kri­tik äußert bzw. wel­cher Teil sei­ner Kri­tik berech­tigt ist, wel­cher even­tu­ell dar­über hin­aus­geht. Die Gläu­bi­gen und die Hier­ar­chen brau­chen die­se Orientierung.

Der for­ma­li­sti­sche Weg, durch uner­laub­te Bischofs­wei­hen bzw. die Infra­ge­stel­lung der nach­kon­zi­lia­ren Auto­ri­tät die ein­ge­tre­te­ne Exkom­mu­ni­ka­ti­on fest­zu­stel­len, ist der ein­fach­ste Weg, sich der Ange­le­gen­heit zu ent­le­di­gen und einer öffent­li­chen Dis­kus­si­on aus dem Weg zu gehen. Die­sen Weg will Rom offen­sicht­lich gehen, indem am 11. Juni ein „außer­ge­richt­li­ches Straf­ver­fah­ren“ gegen Erz­bi­schof Viganò ein­ge­lei­tet wur­de. Die ent­spre­chen­de Mit­tei­lung an den Erz­bi­schof erfolg­te durch Msgr. Antho­ny Ken­ne­dy, den Lei­der der Dis­zi­pli­nar­ab­tei­lung des Dikasteriums.

Die­ser Ver­fah­rens­weg begann schon frü­her, und alles weist als Aus­gangs­punkt auf den Arti­kel von Sere­na Sar­ti­ni am Anfang des Jah­res hin. Anschlie­ßend wur­de alles vor­be­rei­tet und am 10. Mai gab die Voll­ver­samm­lung des Glau­bens­dik­aste­ri­ums grü­nes Licht zur Straf­ver­fol­gung des Erzbischofs.

Die Rechtsgrundlagen

Das Ver­fah­ren erfolgt nach Canon 1364 des Codex Iuris Cano­ni­ci:

§ 1 Der Apo­stat, der Häre­ti­ker oder der Schis­ma­ti­ker zie­hen sich die Exkom­mu­ni­ka­ti­on als Tat­stra­fe zu, unbe­scha­det der Vor­schrift des can. 194 § 1, n. 2; außer­dem kann er mit Stra­fen gemäß can. 1336 §§ 2–4 belegt werden.

§ 2. Wenn andau­ern­de Wider­setz­lich­keit oder die Schwe­re des Ärger­nis­ses es erfor­dern, kön­nen wei­te­re Stra­fen hin­zu­ge­fügt wer­den, die Ent­las­sung aus dem Kle­ri­ker­stand nicht ausgenommen.

Kon­kret wird Erz­bi­schof Viganò das Schis­ma vor­ge­wor­fen. Grund dafür sei­en „öffent­li­che Äuße­run­gen“. Er stel­le die Recht­mä­ßig­keit von Papst Fran­zis­kus in Fra­ge, ste­he nicht mehr in der Ein­heit mit die­sem und leh­ne das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil ab. Auf eine Vor­un­ter­su­chung wird gemäß Canon 1717 verzichtet:

§ 1. Erhält der Ordi­na­ri­us eine wenig­stens wahr­schein­li­che Kennt­nis davon, daß eine Straf­tat began­gen wor­den ist, so soll er selbst oder durch eine ande­re geeig­ne­te Per­son vor­sich­tig Erkun­di­gun­gen über den Tat­be­stand, die nähe­ren Umstän­de und die straf­recht­li­che Zure­chen­bar­keit ein­zie­hen, außer dies erscheint als gänz­lich überflüssig.

In sei­ner ersten Stel­lung­nah­me zum Ver­fah­ren, am 20. Juni, erklär­te Msgr. Viganò in Anspie­lung auf die­se unge­wöhn­li­che Vorgehensweise:

„Ich gehe davon aus, daß auch die Ver­ur­tei­lung bereits fest­steht, ange­sichts eines außer­ge­richt­li­chen Verfahrens.“

Vor allem das ver­kürz­te Ver­fah­ren, das nur ein­ge­schränkt als ordent­li­ches Ver­fah­ren betrach­tet wer­den kann, wird von Erz­bi­schof Viganò als Grund ange­führt, daß San­ta Mar­ta kein fai­res Ver­fah­ren beabsichtigt.

Die Reaktion von Erzbischof Viganò

Zu den Vor­wür­fen selbst schrieb er:

„Das Kon­zil stellt den ideo­lo­gi­schen, theo­lo­gi­schen, mora­li­schen und lit­ur­gi­schen Krebs dar, des­sen not­wen­di­ge Meta­sta­se die berg­o­glia­ni­sche ‚syn­oda­le Kir­che‘ ist.“

Wir doku­men­tie­ren die gesam­te wei­te­re Stel­lung­nah­me von Erz­bi­schof Viganò als Zeitdokument:

„Der Epi­sko­pat, der Kle­rus und das Volk Got­tes müs­sen sich ernst­haft fra­gen, ob es mit dem Bekennt­nis des katho­li­schen Glau­bens ver­ein­bar ist, der syste­ma­ti­schen Zer­stö­rung der Kir­che durch ihre Füh­rung taten­los zuzu­se­hen, so wie ande­re die Zivil­ge­sell­schaft zer­stö­ren.
Der Glo­ba­lis­mus ruft zu eth­ni­schem Aus­tausch auf: Berg­o­glio för­dert die unkon­trol­lier­te Ein­wan­de­rung und ruft zur Inte­gra­ti­on von Kul­tu­ren und Reli­gio­nen auf.
Der Glo­ba­lis­mus unter­stützt die LGBTQ+-Ideologie: Berg­o­glio geneh­migt die Seg­nung gleich­ge­schlecht­li­cher Paa­re und zwingt den Gläu­bi­gen die Akzep­tanz von Homo­se­xua­li­tät auf, wäh­rend er die Skan­da­le sei­ner Schütz­lin­ge deckt und sie in die höch­sten Füh­rungs­po­si­tio­nen beför­dert.
Der Glo­ba­lis­mus zwingt die grü­ne Agen­da auf: Berg­o­glio ver­ehrt den Göt­zen Pacha­ma­ma, schreibt wahn­wit­zi­ge Enzy­kli­ken über die Umwelt, unter­stützt die Agen­da 2030 und greift die­je­ni­gen an, die die Theo­rie der men­schen­ge­mach­ten glo­ba­len Erwär­mung in Fra­ge stel­len.
In Fra­gen, die aus­schließ­lich die Wis­sen­schaft betref­fen, tritt er aus sei­ner Rol­le her­aus, aber immer nur in eine Rich­tung, die dem dia­me­tral ent­ge­gen­ge­setzt ist, was die Kir­che immer gelehrt hat. Er hat die Ver­wen­dung von expe­ri­men­tel­len Gen­se­ren vor­ge­schrie­ben, die schwe­re Schä­den, Tod und Unfrucht­bar­keit ver­ur­sacht haben, indem er sie, im Aus­tausch für die Finan­zie­rung durch die Phar­ma­in­du­strie und phil­an­thro­pi­sche Stif­tun­gen, als ‚Akt der Lie­be‘ bezeich­ne­te.
Die völ­li­ge Über­ein­stim­mung mit der Reli­gi­on von Davos ist skan­da­lös. Über­all dort, wo Regie­run­gen im Dien­ste des Welt­wirt­schafts­fo­rums die Abtrei­bung ein­führ­ten oder aus­wei­te­ten, das Laster för­der­ten, gleich­ge­schlecht­li­che Part­ner­schaf­ten oder Geschlechts­um­wand­lun­gen legi­ti­mier­ten, die Eutha­na­sie för­der­ten und die Ver­fol­gung von Katho­li­ken dul­de­ten, wur­de kein Wort zur Ver­tei­di­gung des bedroh­ten Glau­bens oder der Moral, zur Unter­stüt­zung der zivil­ge­sell­schaft­li­chen Kämp­fe so vie­ler vom Vati­kan und den Bischö­fen ver­las­se­ner Katho­li­ken ver­lo­ren.
Kein Wort für die ver­folg­ten Katho­li­ken in Chi­na, mit dem Hei­li­gen Stuhl als Kom­pli­zen, dem die Mil­li­ar­den Pekings wich­ti­ger sind als das Leben und die Frei­heit Tau­sen­der chi­ne­si­scher Gläu­bi­ger der römi­schen Kir­che.
Ein Schis­ma wird in der von Berg­o­glio gelei­te­ten „syn­oda­len Kir­che“ weder auf sei­ten des deut­schen Epi­sko­pats noch auf sei­ten der in Chi­na ohne Man­dat aus Rom geweih­ten Regie­rungs­bi­schö­fe gese­hen. Weil ihr Han­deln der Zer­stö­rung der Kir­che ent­spricht, muß es ver­heim­licht, ver­harm­lost, gedul­det und letzt­lich geför­dert wer­den.
In die­sen elf Jah­ren des „Pon­ti­fi­kats“ wur­de die katho­li­sche Kir­che gede­mü­tigt und dis­kre­di­tiert, vor allem wegen der Skan­da­le und der Kor­rup­ti­on in den ober­sten Rän­gen der Hier­ar­chie, die völ­lig igno­riert wur­den, wäh­rend der rück­sichts­lo­se­ste Auto­ri­ta­ris­mus des Vati­kans gegen treue Prie­ster und Ordens­leu­te, klei­ne Gemein­schaf­ten tra­di­tio­nel­ler Ordens­frau­en und Gemein­schaf­ten gewü­tet hat, die mit der latei­ni­schen Mes­se ver­bun­den sind.“

Erz­bi­schof Viganò ging in sei­ner Ana­ly­se noch weiter:

„Die­ser ein­sei­ti­ge Eifer erin­nert an den Fana­tis­mus Crom­wells und ist typisch für jene, die sich über die Vor­se­hung hin­weg­set­zen, in der Annah­me, end­lich an der Spit­ze der hier­ar­chi­schen Pyra­mi­de zu ste­hen und tun und las­sen zu kön­nen, was sie wol­len, ohne daß jemand etwas dage­gen hät­te. Und die­ses Zer­stö­rungs­werk, die­se Bereit­schaft, im Namen eines mensch­li­chen Frie­dens, der Gott ver­leug­net, auf das Heil der See­len zu ver­zich­ten, ist kei­ne Erfin­dung von Berg­o­glio, son­dern das wich­tig­ste (und unaus­ge­spro­che­ne) Ziel derer, die ein Kon­zil genutzt haben, um dem katho­li­schen Lehr­amt zu wider­spre­chen und die Kir­che von innen her­aus zu zer­stö­ren, in klei­nen Schrit­ten, aber immer in eine Rich­tung, immer mit nach­sich­ti­ger Dul­dung oder schuld­haf­ter Untä­tig­keit, wenn nicht gar mit aus­drück­li­cher Bil­li­gung der römi­schen Auto­ri­tä­ten. Die katho­li­sche Kir­che wur­de lang­sam, aber sicher okku­piert, und Berg­o­glio wur­de die Auf­ga­be über­tra­gen, sie in eine phil­an­thro­pi­sche Agen­tur zu ver­wan­deln, die ‚Kir­che der Mensch­lich­keit, der Inte­gra­ti­on und der Umwelt‘ im Dien­ste der Neu­en Welt­ord­nung. Aber das ist nicht die katho­li­sche Kir­che: Es ist ihre Fäl­schung.

Der Ver­zicht von Bene­dikt XVI. und die Ernen­nung eines Nach­fol­gers im Sin­ne der Agen­da 2030 durch die Mafia von Sankt Gal­len soll­te es ermög­li­chen – und hat es auch ermög­licht –, den glo­ba­len Putsch mit der Kom­pli­zen­schaft und Auto­ri­tät der römi­schen Kir­che zu steu­ern. Berg­o­glio ist für die Kir­che das, was ande­re Staats­ober­häup­ter für ihre Natio­nen sind: Ver­rä­ter, Umstürz­ler, end­gül­ti­ge Liqui­da­to­ren der tra­di­tio­nel­len Gesell­schaft, die sich ihrer Straf­frei­heit sicher sind. Das Viti­um con­sen­sus von Berg­o­glio, der die Wahl ange­nom­men hat, beruht genau auf der offen­sicht­li­chen Ent­frem­dung sei­nes Regie­rungs- und Amts­han­delns von dem, was jeder Katho­lik jeden Alters vom Stell­ver­tre­ter Chri­sti und dem Nach­fol­ger des Apo­stel­für­sten erwar­tet. Alles, was Berg­o­glio tut, ist eine Belei­di­gung und eine Pro­vo­ka­ti­on für die gesam­te katho­li­sche Kir­che, für ihre Hei­li­gen aller Zei­ten, für die Mär­ty­rer, die im Odi­um Fidei getö­tet wur­den, für die Päp­ste aller Zei­ten bis zum Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil.

Es han­delt sich auch und vor allem um eine Belei­di­gung des gött­li­chen Ober­haup­tes der Kir­che, unse­res Herrn Jesus Chri­stus, des­sen hei­li­ge Auto­ri­tät Berg­o­glio zum Scha­den des Mysti­schen Lei­bes aus­übt, und zwar mit einem Vor­ge­hen, das zu syste­ma­tisch und kon­se­quent ist, als daß es das Ergeb­nis blo­ßer Inkom­pe­tenz sein könn­te. Im Wir­ken Berg­o­gli­os und sei­nes Krei­ses ver­wirk­licht sich die War­nung des Herrn: ‚Hütet euch vor den fal­schen Pro­phe­ten, die in der Gestalt von Läm­mern zu euch kom­men, inwen­dig aber rei­ßen­de Wöl­fe sind‘ (Mt 7,15). Mit ihnen habe ich die Ehre, kei­ne kirch­li­che Gemein­schaft zu haben oder zu wol­len: Sie sind eine Lob­by, die ihre Kom­pli­zen­schaft mit den Her­ren der Welt ver­schlei­ert, um so vie­le See­len zu täu­schen und jeden Wider­stand gegen die Errich­tung des Rei­ches des Anti­chri­sten zu ver­hin­dern.

Ange­sichts der Anschul­di­gun­gen des Dik­aste­ri­ums bean­spru­che ich als Nach­fol­ger der Apo­stel die vol­le Gemein­schaft mit der römisch-katho­li­schen apo­sto­li­schen Kir­che, mit dem Lehr­amt der römi­schen Päp­ste und mit der unge­bro­che­nen lehr­mä­ßi­gen, mora­li­schen und lit­ur­gi­schen Tra­di­ti­on, die sie treu bewahrt haben.

Ich leh­ne die neo­mo­der­ni­sti­schen Irr­tü­mer ab, die dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil und dem soge­nann­ten „nach­kon­zi­lia­ren Lehr­amt“ inne­woh­nen, ins­be­son­de­re in Fra­gen der Kol­le­gia­li­tät, der Öku­me­ne, der Reli­gi­ons­frei­heit, der Säku­la­ri­tät des Staa­tes und der Liturgie.

Ich leh­ne die Skan­da­le, Irr­tü­mer und Irr­leh­ren von Jor­ge Mario Berg­o­glio ab, der eine abso­lut tyran­ni­sche Macht­aus­übung an den Tag legt, die gegen das Ziel gerich­tet ist, das die Auto­ri­tät in der Kir­che legi­ti­miert: eine Auto­ri­tät, die stell­ver­tre­tend für die Auto­ri­tät Chri­sti ist und als sol­che nur ihm gehor­chen muß. Die­se Tren­nung des Papst­tums von sei­nem legi­ti­mie­ren­den Prin­zip, das Chri­stus, der Papst, ist, ver­wan­delt das Mini­ste­ri­um in eine selbst­be­zo­ge­ne Tyrannei.

Mit die­ser ‚berg­o­glia­ni­schen Kir­che‘ kann kein Katho­lik, der die­sen Namen ver­dient, in Gemein­schaft sein, denn sie han­delt in ekla­tan­tem Wider­spruch und Bruch mit allen Päp­sten der Geschich­te und mit der Kir­che Chri­sti.

Vor fünf­zig Jah­ren wur­de Erz­bi­schof Mar­cel Lefeb­v­re im sel­ben Palast des Hei­li­gen Offi­zi­ums vor­ge­la­den und des Schis­mas ange­klagt, weil er das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil abge­lehnt hat­te. Sei­ne Ver­tei­di­gung ist die mei­ne, sei­ne Wor­te sind die mei­nen, sei­ne Argu­men­te sind die mei­nen, vor denen die römi­schen Behör­den ihn nicht wegen Häre­sie ver­ur­tei­len konn­ten, da sie dar­auf war­ten muß­ten, daß er Bischö­fe weiht, um einen Vor­wand zu haben, ihn zum Schis­ma­ti­ker zu erklä­ren und sei­ne Exkom­mu­ni­ka­ti­on auf­zu­he­ben, als er bereits tot war. Das Muster wie­der­holt sich, auch nach­dem zehn Luster [50 Jah­re] die pro­phe­ti­sche Wahl von Bischof Lefeb­v­re bestä­tigt haben.

In die­sen Zei­ten des Glau­bens­ab­falls fin­den die Katho­li­ken in den Hir­ten, die dem von unse­rem Herrn emp­fan­ge­nen Auf­trag treu blei­ben, ein Bei­spiel und eine Ermu­ti­gung, in der Wahr­heit Chri­sti zu blei­ben.

Depo­si­tum cus­to­di, gemäß der Ermah­nung des Apo­stels: Da sich die Zeit nähert, in der ich dem Sohn Got­tes für alle mei­ne Taten Rechen­schaft able­gen muß, beab­sich­ti­ge ich, im bonum cer­ta­men zu ver­har­ren und nicht im Glau­bens­zeug­nis zu ver­sa­gen, das von einem ver­langt wird, der als Bischof mit der Fül­le des Prie­ster­tums aus­ge­stat­tet und zum Nach­fol­ger der Apo­stel ernannt ist.

Ich lade alle Katho­li­ken ein, dafür zu beten, daß der Herr sei­ner Kir­che zu Hil­fe kommt und den­je­ni­gen, die wegen ihres Glau­bens ver­folgt wer­den, Mut ver­leiht.

+ Car­lo Maria Viganò, Erz­bi­schof

20. Juni 2024
Sanc­ti Sil­ver­ii Papæ et Mar­ty­ris
Bea­ti Der­m­itii O’Hurley, Epis­co­pi et Martyris

Aldo Maria Valli: „Der Erzbischof wird an den Medienpranger gestellt“

Der Erz­bi­schof soll­te sich am 20. Juni um 15.30 Uhr im Hei­li­gen Offi­zi­um in Rom ein­fin­den. Soll­te er nicht erschei­nen, habe er bis zum 28. Juni eine schrift­li­che Ver­tei­di­gung vor­zu­le­gen. Andern­falls wer­de in Abwe­sen­heit über ihn geur­teilt. Msgr. Viganò stell­te jedoch klar, daß er sich nicht ver­tei­di­gen wer­de, weil er die Auto­ri­tät sei­ner Rich­ter nicht anerkenne:

„Ich beto­ne, daß ich mich nicht in den Vati­kan bege­ben habe, daß ich nicht die Absicht habe, am 28. Juni zum Hei­li­gen Offi­zi­um zu gehen, und daß ich dem Dik­aste­ri­um, des­sen Auto­ri­tät ich nicht aner­ken­ne, weder die sei­nes Prä­fek­ten noch die der­je­ni­gen, die ihn ernannt haben, kein Memo­ran­dum oder Doku­ment zu mei­ner Ver­tei­di­gung über­ge­ben habe.

Ich habe nicht die Absicht, mich einem Schein­pro­zeß zu unter­zie­hen, in dem die­je­ni­gen, die mich unpar­tei­isch beur­tei­len sol­len, um die katho­li­sche Ortho­do­xie zu ver­tei­di­gen, gleich­zei­tig jene sind, die ich der Häre­sie, des Ver­rats und des Macht­miß­brauchs beschuldige.“

Aldo Maria Val­li, lan­ge Jah­re Chef­va­ti­ka­nist des ita­lie­ni­schen Staats­fern­se­hens RAI 1, schrieb zu den Reak­tio­nen der Main­stream-Medi­en auf die Nach­richt des Straf­ver­fah­rens gegen Erz­bi­schof Viganò:

„Die Lek­tü­re der Arti­kel, die die gro­ßen Zei­tun­gen in die­sen Stun­den der Affä­re um Mon­si­gno­re Car­lo Maria Viganò wid­men, erfor­dert einen eiser­nen Magen, ist aber auch lehr­reich. Durch einen Hau­fen von Anspie­lun­gen und Unwahr­hei­ten wird der Mon­si­gno­re prak­tisch als Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker, Kar­rie­rist und schließ­lich als rasen­der Ver­rück­ter dar­ge­stellt. Nicht, daß ich von einer dem EEE (ein­zig erlaub­tes Ein­heits­den­ken) unter­wor­fe­nen Pres­se etwas ande­res erwar­tet hät­te, aber wenig­stens ein biß­chen Beschei­den­heit! Wenig­stens einen mini­ma­len Ver­such, die Fak­ten zu rekon­stru­ie­ren. Wenig­stens einen Anschein von Objek­ti­vi­tät. Statt­des­sen erle­ben wir den Medi­en­pran­ger. Und je igno­ran­ter und ober­fläch­li­cher die Autoren der Arti­kel sind, desto ver­bis­se­ner wird nach dem Pran­ger geru­fen. Ich füh­le mich die­sem Infor­ma­ti­ons­sy­stem (bes­ser wäre es, es als Des­in­for­ma­ti­ons­fa­brik zu bezeich­nen) völ­lig entfremdet.“

Der Medi­en­pran­ger meint, daß ein Nega­tiv­ur­teil gegen eine Per­son oder Orga­ni­sa­ti­on bereits vor­ab fest­steht und die „Ver­ur­teil­ten“ mit allen dia­lek­ti­schen Knif­fen und wenig Serio­si­tät gerich­tet wer­den. Das ist ein Schau­pro­zeß. So wur­de in den ver­gan­ge­nen Tagen viel­fach wie­der­holt, der Vati­kan sei ohne­hin so „groß­zü­gig“ mit Erz­bi­schof Viganò gewe­sen und habe ihn lan­ge in sei­ner Papst­kri­tik gewäh­ren las­sen. Es geht hier aber nicht um Maje­stäts­be­lei­di­gung, son­dern um rich­tig oder falsch. Ist die Kri­tik am der­zei­ti­gen Kir­chen­ober­haupt berech­tigt oder ist sie es nicht.

Erz­bi­schof Viganò hät­te schwei­gen kön­nen, wie es vie­le ande­re in der Kir­che tun. Sie sehen sich nun bestä­tigt. Die Klug­heit gebie­te es, so ein ehe­ma­li­ger enger Mit­ar­bei­ter des Erz­bi­schofs, manch­mal abzu­war­ten. Das klingt, als wür­de es hei­ßen: Papst Fran­zis­kus wer­de ohne­hin bald abtre­ten, bis dahin gel­te es durch­zu­hal­ten und Kon­fron­ta­tio­nen aus dem Weg zu gehen. Eine fest­ge­stell­te Exkom­mu­ni­ka­ti­on bedeu­tet nicht nur ein Pran­ger­da­sein. Sie los­zu­wer­den bedarf der Zeit und beson­de­rer Umstän­de, kurz­um der Bereit­schaft Roms dazu. Die vier Bischö­fe der Pius­bru­der­schaft, die 1988 von Erz­bi­schof Mar­cel Lefeb­v­re geweiht wur­den, auf den sich nun Erz­bi­schof Viganò beruft, haben es erlebt. Erst 2009 wur­de ihre Exkom­mu­ni­ka­ti­on durch Papst Bene­dikt XVI. auf­ge­ho­ben. Daß sie selbst die­se nie aner­kannt hat­ten, spiel­te dabei für Rom kei­ne Rolle.

Die Pius­bru­der­schaft ging am 21. Juni aller­dings auf Distanz zu Erz­bi­schof Viganò, da die­ser die Auto­ri­tät von Fran­zis­kus als Papst nicht aner­ken­ne. Nicht weil er die Wahl nicht für recht­mä­ßig hält, son­dern weil er Fran­zis­kus einen Vor­be­halt zum Vor­wurf macht, sein Amt als Papst nach der Wahl zwar ange­nom­men zu haben, aber ohne die fak­ti­sche Absicht, die­ses Amt als Papst auszuüben. 

Die Fra­ge ist kom­plex, denn sie berührt das Forum inter­num. Wie und wer soll­te die­se Fra­ge klä­ren? Die Pius­bru­der­schaft erklär­te jeden­falls, nie eine sol­che Posi­ti­on ver­tre­ten zu haben:

„In die­sem Punkt waren weder Msgr. Lefeb­v­re noch die von ihm gegrün­de­te Bru­der­schaft bereit, sich dar­auf einzulassen.“

Eines könn­te Erz­bi­schof Viganò den­noch bald mit Erz­bi­schof Lefeb­v­re gemein­sam haben. Msgr. Lefeb­v­re ver­starb 1991 im Stand der Exkom­mu­ni­ka­ti­on. Der 83 Jah­re alte Msgr. Viganò dürf­te ihm dar­in folgen.

Eine Inter­view-Anfra­ge durch Katho​li​sches​.info beant­wor­te­te Erz­bi­schof Viganò mit der Bit­te um Nach­sicht, wenn er es der­zeit, „wäh­rend des lau­fen­den ‚Pro­zes­ses‘ “, als klü­ger erach­te, auf sol­che zu verzichten.

Ist es am Ende die Unduld­sam­keit, die Erz­bi­schof Viganò in die Ecke trieb, wo San­ta Mar­ta ihn haben woll­te? Wer­den sei­ne Argu­men­te, jen­seits der for­ma­len Fra­ge nach der päpst­li­chen Auto­ri­tät, damit auch an den Pran­ger gestellt? 

Da der 28. Juni vom Glau­bens­dik­aste­ri­um als Ulti­ma­tum genannt wur­de, ist mit einer bal­di­gen Ant­wort zu rech­nen. Die Brücken schei­nen abge­bro­chen, denn Msgr. Viganò selbst sag­te: „Wenn ich von die­ser ‚Kir­che‘ als durch Schis­ma getrennt erklärt wer­de, mache ich mir dies zu einer Quel­le der Ehre und des Stolzes.“

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati​can​.va/​F​a​c​e​b​ook (Screen­shots)

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!