„Dignitas Infinita“ über die Menschenwürde und ihre Verletzung

Die ontologische Würde des Menschen


Das Glaubensdikasterium legt mit Dignitas Infinita ein Dokument über die Menschenwürde vor.
Das Glaubensdikasterium legt mit Dignitas Infinita ein Dokument über die Menschenwürde vor.

Digni­tas infi­ni­ta heißt das lehr­amt­li­che Doku­ment des Dik­aste­ri­ums für die Glau­bens­leh­re über die Men­schen­wür­de und die Ideo­lo­gien und Prak­ti­ken, die sie ver­let­zen. Dazu gehö­ren Abtrei­bung, Eutha­na­sie, Gen­der-Ideo­lo­gie und ande­re mehr. Ein erster Blick in das Doku­ment, das heu­te von Kar­di­nal Vic­tor Manu­el Fernán­dez und dem Lei­ter der Ersten Sek­ti­on des Dik­aste­ri­ums, Msgr. Arman­do Matteo, ver­öf­fent­licht wur­de. Papst Fran­zis­kus bil­lig­te das Doku­ment in der Audi­enz am ver­gan­ge­nen 25. März.

Anzei­ge

Das Doku­ment Digni­tas Infi­ni­ta nennt eine „vier­fa­che Unter­schei­dung des Begriffs der Wür­de“ und zählt die „onto­lo­gi­sche Wür­de“, die „mora­li­sche Wür­de“, die „sozia­le Wür­de“ und schließ­lich die „exi­sten­ti­el­le Wür­de“ auf.

„Die wich­tig­ste Sinn­ge­bung ist an die onto­lo­gi­sche Wür­de gebun­den, die der Per­son als sol­cher allein durch die Tat­sa­che zukommt, daß sie exi­stiert und von Gott gewollt, geschaf­fen und geliebt ist. Die­se Wür­de kann nie­mals aus­ge­löscht wer­den und bleibt über alle Umstän­de hin­aus gül­tig, in denen sich der Ein­zel­ne befin­den kann“ (DI, 7).

„Wenn wir dage­gen von sitt­li­cher Wür­de spre­chen, bezie­hen wir uns viel­mehr auf die Aus­übung der Frei­heit durch das mensch­li­che Geschöpf. Die­ses ist zwar mit einem Gewis­sen aus­ge­stat­tet, bleibt aber immer offen für die Mög­lich­keit, gegen die­ses Gewis­sen zu han­deln. Damit ver­hält sich der Mensch in einer Wei­se, die sei­ner Natur als von Gott gelieb­tes und zur Lie­be zu sei­nen Brü­dern und Schwe­stern beru­fe­nes Geschöpf ‚unwür­dig ist‘. Aber die­se Mög­lich­keit besteht“ (DI, 7).

Und wei­ter:

„Die Geschich­te bezeugt, daß die Aus­übung der Frei­heit gegen das vom Evan­ge­li­um geof­fen­bar­te Gesetz der Lie­be uner­meß­li­che Aus­ma­ße des Bösen errei­chen kann, das ande­ren zuge­fügt wird. Wenn dies geschieht, ste­hen wir vor Men­schen, die jede Spur von Mensch­lich­keit, jede Spur von Wür­de ver­lo­ren zu haben schei­nen“ (DI, 7).

Bezüg­lich der „sozia­len Würde“:

„Wenn wir von sozia­ler Wür­de spre­chen, bezie­hen wir uns auf die Bedin­gun­gen, unter denen ein Mensch lebt. Wenn bei­spiels­wei­se in extre­mer Armut nicht die Min­dest­vor­aus­set­zun­gen gege­ben sind, damit ein Mensch sei­ner onto­lo­gi­schen Wür­de ent­spre­chend leben kann, sagen wir, daß das Leben die­ses armen Men­schen ein ‚unwür­di­ges‘ Leben ist. Die­ser Aus­druck bedeu­tet kei­nes­wegs eine Ver­ur­tei­lung der mensch­li­chen Per­son, son­dern soll die Tat­sa­che her­vor­he­ben, daß ihre unver­äu­ßer­li­che Wür­de durch die Situa­ti­on, in der sie zu leben gezwun­gen ist, beein­träch­tigt wird“ (DI, 8).

Und schließ­lich die „exi­sten­ti­el­le Würde“:

„Immer häu­fi­ger spre­chen wir heu­te von einem ‚wür­di­gen‘ und einem ‚unwür­di­gen‘ Leben. Und mit die­ser Bezeich­nung bezie­hen wir uns auf Situa­tio­nen, die eben exi­sten­zi­ell sind: zum Bei­spiel der Fall eines Men­schen, dem es an nichts Lebens­not­wen­di­gem fehlt, der aber aus ver­schie­de­nen Grün­den Schwie­rig­kei­ten hat, in Frie­den, Freu­de und Hoff­nung zu leben. In ande­ren Situa­tio­nen ist es das Vor­han­den­sein schwe­rer Krank­hei­ten, gewalt­tä­ti­ger fami­liä­rer Ver­hält­nis­se, bestimm­ter patho­lo­gi­scher Abhän­gig­kei­ten und ande­rer Schwie­rig­kei­ten, die jeman­den dazu brin­gen, sei­ne Lebens­ver­hält­nis­se gegen­über der Wahr­neh­mung jener onto­lo­gi­schen Wür­de, die nie­mals ver­dun­kelt wer­den kann, als ‚unwür­dig‘ zu erle­ben“ (DI, 8).

Der Text unter­streicht „den unver­äu­ßer­li­chen Wert jener onto­lo­gi­schen Würde“:

„die im Wesen der mensch­li­chen Per­son selbst ver­wur­zelt ist und unab­hän­gig von allen Umstän­den besteht“ (DI, 8).

Digni­tas Infi­ni­ta wirft einen Blick auf die Bibel­stel­len, die die Wür­de des Men­schen bekräf­ti­gen, und erin­nert daran: 

„Wäh­rend sei­nes gesam­ten Wir­kens bekräf­tigt Jesus den Wert und die Wür­de all derer, die das Eben­bild Got­tes tra­gen, unab­hän­gig von ihrem sozia­len Sta­tus und ihren äuße­ren Umstän­den“ (DI, 12).

Im Fol­gen­den wird die Ent­wick­lung des christ­li­chen Den­kens zu die­sem The­ma von den Kir­chen­vä­tern bis heu­te zusam­men­ge­faßt, wobei her­vor­ge­ho­ben wird, daß der Katho­li­zis­mus nicht­christ­li­che Autoren beein­flußt habe und umgekehrt:

„Die­se onto­lo­gi­sche Wür­de in ihrer pri­vi­le­gier­ten Mani­fe­sta­ti­on durch das freie mensch­li­che Han­deln wur­de spä­ter vor allem durch den christ­li­chen Huma­nis­mus der Renais­sance betont. Selbst in der Sicht moder­ner Den­ker wie Des­car­tes und Kant, die eben­falls eini­ge der Grund­la­gen der tra­di­tio­nel­len christ­li­chen Anthro­po­lo­gie in Fra­ge stell­ten, sind Anklän­ge an die Offen­ba­rung deut­lich zu erken­nen. Auf der Grund­la­ge eini­ger neue­rer phi­lo­so­phi­scher Über­le­gun­gen zum Sta­tus der theo­re­ti­schen und prak­ti­schen Sub­jek­ti­vi­tät hat die christ­li­che Refle­xi­on dann die Tie­fe des Begrif­fes der Men­schen­wür­de wei­ter her­vor­ge­ho­ben und hat im 20. Jahr­hun­dert eine ori­gi­nel­le Sicht­wei­se erreicht, so z. B. den Per­so­na­lis­mus. Die­se Per­spek­ti­ve greift nicht nur die Fra­ge der Sub­jek­ti­vi­tät auf, son­dern ver­tieft sie in Rich­tung Inter­sub­jek­ti­vi­tät und Bezie­hun­gen, die die mensch­li­chen Per­so­nen mit­ein­an­der ver­bin­den. Das zeit­ge­nös­si­sche christ­li­che anthro­po­lo­gi­sche Kon­zept wur­de auch durch die Über­le­gun­gen aus die­ser letzt­ge­nann­ten Sicht­wei­se berei­chert“ (DI, 13).

Das zwei­te Kapi­tel des Doku­ments trägt die Über­schrift „Die Kir­che ver­kün­det, för­dert und macht sich zum Garan­ten der Menschenwürde“:

„Die Kir­che ver­kün­det die glei­che Wür­de aller Men­schen, unab­hän­gig von ihren Lebens­um­stän­den und ihren Eigen­schaf­ten. Die­se Ver­kün­di­gung beruht auf einer drei­fa­chen Über­zeu­gung, die im Lich­te des christ­li­chen Glau­bens der Men­schen­wür­de einen uner­meß­li­chen Wert ver­leiht und die ihr inne­woh­nen­den For­de­run­gen ver­stärkt“ (DI, 17).

Es wird versichert: 

„Der Glau­be trägt also ent­schei­dend dazu bei, der Ver­nunft bei der Wahr­neh­mung der Men­schen­wür­de zu hel­fen und ihre Wesens­zü­ge anzu­neh­men, zu bestär­ken und zu ver­deut­li­chen, wie Bene­dikt XVI. beton­te: ‚Ohne die Kor­rek­tur­funk­ti­on der Reli­gi­on kann jedoch auch die Ver­nunft den Gefah­ren einer Ver­zer­rung anheim­fal­len, wenn sie zum Bei­spiel von Ideo­lo­gien mani­pu­liert wird oder auf ein­sei­ti­ge Wei­se zur Anwen­dung kommt, ohne die Wür­de der mensch­li­chen Per­son voll zu berück­sich­ti­gen. Ein sol­cher Miß­brauch der Ver­nunft war es ja auch, der den Skla­ven­han­del und vie­le ande­re gesell­schaft­li­che Übel erst ermög­licht hat, nicht zuletzt die tota­li­tä­ren Ideo­lo­gien des zwan­zig­sten Jahr­hun­derts‘“ (DI, 22).

Vor allem beruft sich das Doku­ment auf das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Konzil:

„Des­halb spricht das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil von ‚der erha­be­nen Wür­de, die der mensch­li­chen Per­son zukommt, da sie die gan­ze Ding­welt über­ragt und Trä­ger all­ge­mein­gül­ti­ger sowie unver­letz­li­cher Rech­te und Pflich­ten ist.‘Wie es im Vor­wort der Kon­zils­er­klä­rung Dignita­tis hum­a­nae heißt, ‚kommt [d]ie Wür­de der mensch­li­chen Per­son […] den Men­schen unse­rer Zeit immer mehr zum Bewußt­sein.‘ Die­se indi­vi­du­el­le und gemein­schaft­li­che Gedan­ken- und Gewis­sens­frei­heit beruht auf der Aner­ken­nung der Wür­de des Men­schen, ‚wie sie durch das geof­fen­bar­te Wort Got­tes und durch die Ver­nunft selbst erkannt wird’. Das kirch­li­che Lehr­amt selbst hat mit immer grö­ße­rer Ein­sicht die Bedeu­tung die­ser Wür­de ein­ge­denk der damit ver­bun­de­nen Erfor­der­nis­se und Kon­se­quen­zen erkannt und ist zur Erkennt­nis gelangt, daß die Wür­de eines jeden Men­schen über alle Umstän­de hin­weg die­sel­be ist“ (DI, 16).

Die Menschenrechte

Digni­tas Infi­ni­ta befaßt sich aus­führ­lich mit der Fra­ge der Men­schen­rech­te in der heu­ti­gen Zeit: Dabei wird die unver­äu­ßer­li­che Men­schen­wür­de eines jeden Men­schen betont, ohne das Natur­recht zu erwäh­nen. Die Unver­äu­ßer­lich­keit wird ganz vom Schöp­fungs­akt durch Gott her­ge­lei­tet, ob das, ohne Rück­griff auf das Natur­recht und die durch die Natur erkenn­ba­re Wahr­heit, Ungläu­bi­ge und Gott­lo­se über­zeu­gen kann, wer­den die Reak­tio­nen zeigen:

„Wie Papst Fran­zis­kus bereits dar­an erin­nert hat, ‚in der moder­nen Kul­tur ist der Bezug, der dem Prin­zip der unver­äu­ßer­li­chen Wür­de des Men­schen am näch­sten ist, die All­ge­mei­ne Erklä­rung der Men­schen­rech­te, die der hei­li­ge Johan­nes Paul II. als einen, Mei­len­stein auf dem lan­gen und schwie­ri­gen Weg der Mensch­heit‘ und als ‚eine der höch­sten Aus­drucks­for­men des mensch­li­chen Gewis­sens‘ bezeich­net hat“ (DI, 23).

Digni­tas Infi­ni­ta ver­weist auf das, was die Men­schen­rech­te verletzt:

„Ent­spre­chend dem Wunsch, auf eini­ge der vie­len schwe­ren Ver­let­zun­gen der Men­schen­wür­de in der heu­ti­gen Welt hin­zu­wei­sen, darf dar­an erin­nert wer­den, was das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil in die­ser Hin­sicht gelehrt hat. So muß zur Kennt­nis genom­men wer­den, daß gegen die Men­schen­wür­de steht, ‚was […] zum Leben selbst in Gegen­satz steht, wie jede Art Mord, Völ­ker­mord, Abtrei­bung, Eutha­na­sie und auch der frei­wil­li­ge Selbst­mord’. Gegen unse­re Wür­de ver­stößt auch, ‚was immer die Unan­tast­bar­keit der mensch­li­chen Per­son ver­letzt, wie Ver­stüm­me­lung, kör­per­li­che oder see­li­sche Fol­ter und der Ver­such, psy­chi­schen Zwang aus­zu­üben’. Und schließ­lich ‚was immer die mensch­li­che Wür­de angreift, wie unmensch­li­che Lebens­be­din­gun­gen, will­kür­li­che Ver­haf­tung, Ver­schlep­pung, Skla­ve­rei, Pro­sti­tu­ti­on, Mäd­chen­han­del und Han­del mit Jugend­li­chen, sodann auch unwür­di­ge Arbeits­be­din­gun­gen, bei denen der Arbei­ter als blo­ßes Erwerbs­mit­tel und nicht als freie und ver­ant­wort­li­che Per­son behan­delt wird.‘ Auch das The­ma Todes­stra­fe muß hier erwähnt wer­den: Auch die letz­te­re ver­letzt unter allen Umstän­den die unver­äu­ßer­li­che Wür­de eines jeden Men­schen“ (DI, 34).

In Digni­tas Infi­ni­ta wer­den eini­ge schwer­wie­gen­de Ver­stö­ße gegen die Men­schen­wür­de genannt und erläu­tert, die beson­ders aktu­ell sind: das Dra­ma der Armut, Krieg, die Arbeits­be­din­gun­gen von Migran­ten, Men­schen­han­del, sexu­el­ler Miß­brauch, Gewalt gegen Frau­en, Abtrei­bung, Leih­mut­ter­schaft, Ster­be­hil­fe – und assi­stier­ter Sui­zid –, die Aus­gren­zung von Men­schen mit Behin­de­run­gen, Gen­der-Theo­rie, Geschlechts­um­wand­lung und digi­ta­le Gewalt. Hier eini­ge Aus­zü­ge zu zen­tra­len The­men unse­rer Zeit:

Abtreibung

Zur Abtrei­bung sagt Digni­tas Infi­ni­ta:

„Die Bil­li­gung der Abtrei­bung in Gesin­nung, Gewohn­heit und selbst im Gesetz ist ein bered­tes Zei­chen für eine sehr gefähr­li­che Kri­se des sitt­li­chen Bewußt­seins, das immer weni­ger imstan­de ist, zwi­schen Gut und Böse zu unter­schei­den, selbst dann, wenn das Grund­recht auf Leben auf dem Spiel steht. Ange­sichts einer so ern­sten Situa­ti­on bedarf es mehr denn je des Mutes, der Wahr­heit ins Gesicht zu schau­en und die Din­ge beim Namen zu nen­nen, ohne beque­men Kom­pro­mis­sen oder der Ver­su­chung zur Selbst­täu­schung nach­zu­ge­ben. In die­sem Zusam­men­hang klingt der Tadel des Pro­phe­ten kate­go­risch: ‚Weh denen, die das Böse gut und das Gute böse nen­nen, die die Fin­ster­nis zum Licht und das Licht zur Fin­ster­nis machen‘ (Jes 5,20)“ (DI, 47).

Und mahnt:

„Gera­de in bezug auf die Abtrei­bung ist die Ver­brei­tung eines zwei­deu­ti­gen Sprach­ge­brauchs fest­zu­stel­len, wie die For­mu­lie­rung ‚Unter­bre­chung der Schwan­ger­schaft‘, die dar­auf abzielt, deren wirk­li­che Natur zu ver­ber­gen und ihre Schwe­re in der öffent­li­chen Mei­nung abzu­schwä­chen. Viel­leicht ist die­ses sprach­li­che Phä­no­men sel­ber Sym­ptom für ein Unbe­ha­gen des Gewis­sens. Doch kein Wort ver­mag die Rea­li­tät der Din­ge zu ändern: Die vor­sätz­li­che Abtrei­bung ist, wie auch immer sie vor­ge­nom­men wer­den mag, die beab­sich­tig­te und direk­te Tötung eines mensch­li­chen Geschöp­fes in dem zwi­schen Emp­fäng­nis und Geburt lie­gen­den Anfangs­sta­di­um sei­ner Exi­stenz“ (DI, 47).

Leihmutterschaft

„Die Kir­che wen­det sich auch gegen die Pra­xis der Leih­mut­ter­schaft, durch die das uner­meß­lich wert­vol­le Kind zu einem blo­ßen Objekt wird“ (DI, 48).

Und wei­ter:

„Die Pra­xis der Leih­mut­ter­schaft ver­letzt in erster Linie die Wür­de des Kin­des. Jedes Kind besitzt näm­lich vom Moment der Emp­fäng­nis, der Geburt und dann in sei­nem Her­an­wach­sen als Jun­ge oder Mäd­chen bis hin zum Erwach­sen­wer­den eine unan­tast­ba­re Wür­de, die in jeder Pha­se sei­nes Lebens deut­lich zum Aus­druck kommt, wenn auch in ein­zig­ar­ti­ger und dif­fe­ren­zier­ter Wei­se. Das Kind hat daher kraft sei­ner unver­äu­ßer­li­chen Wür­de das Recht auf eine voll­stän­dig mensch­li­che und nicht künst­lich her­bei­ge­führ­te Her­kunft und auf das Geschenk eines Lebens, das zugleich die Wür­de des Gebers und des Emp­fän­gers zum Aus­druck bringt“ (DI, 49).

Und eben­so:

„Die Pra­xis der Leih­mut­ter­schaft ver­letzt zugleich die Wür­de der Frau selbst, die dazu gezwun­gen wird oder sich aus frei­en Stücken dazu ent­schließt, sich ihr zu unter­wer­fen. Durch eine sol­che Pra­xis wird die Frau von dem Kind, das in ihr her­an­wächst, los­ge­löst und zu einem blo­ßen Mit­tel, das dem Pro­fit oder dem will­kür­li­chen Wunsch ande­rer unter­wor­fen ist. Dies wider­spricht in jeder Hin­sicht der grund­le­gen­den Wür­de eines jeden Men­schen und sei­nem Recht, immer als er selbst und nie­mals als Instru­ment für etwas ande­res aner­kannt zu wer­den“ (DI, 50).

Euthanasie (alias Sterbehilfe)

Ein­dring­lich ist auch die Kri­tik von Digni­tas Infi­ni­ta an der Euthanasie:

„Es gibt einen beson­de­ren Fall der Ver­let­zung der Men­schen­wür­de, der zwar lei­ser ist, aber immer mehr an Bedeu­tung gewinnt. Sei­ne Beson­der­heit besteht dar­in, daß ein fal­scher Begriff von Men­schen­wür­de ver­wen­det wird, um ihn gegen das Leben selbst zu wen­den. Die­se heu­te weit ver­brei­te­te Ver­wechs­lung tritt bei der Dis­kus­si­on über die Eutha­na­sie zuta­ge. So wer­den Geset­ze, die die Mög­lich­keit der Ster­be­hil­fe oder des assi­stier­ten Sui­zids aner­ken­nen, manch­mal als „Geset­ze zum wür­de­vol­len Ster­ben“ („death with dignity acts“) bezeich­net. Es herrscht die weit ver­brei­te­te Auf­fas­sung, daß Ster­be­hil­fe oder Bei­hil­fe zum Sui­zid mit der Ach­tung der Wür­de des Men­schen ver­ein­bar sei. Ange­sichts die­ser Tat­sa­che muß mit Nach­druck bekräf­tigt wer­den, daß das Lei­den nicht dazu führt, daß der kran­ke Mensch die ihm inne­woh­nen­de und unver­äu­ßer­li­che Wür­de ver­liert, son­dern daß es zu einer Gele­gen­heit wer­den kann, die Ban­de der gegen­sei­ti­gen Zuge­hö­rig­keit zu stär­ken und sich der Kost­bar­keit eines jeden Men­schen für die gesam­te Mensch­heit bewuß­ter zu wer­den“ (DI, 51).

Gender-Ideologie

Die Gen­der-Theo­rie, viel­mehr Gen­der-Ideo­lo­gie, wird in Digni­tas Infi­ni­ta sehr nega­tiv beurteilt:

„Im Hin­blick auf die Gen­der-Theo­rie, über deren wis­sen­schaft­li­che Kon­si­stenz in der Fach­welt viel dis­ku­tiert wird, erin­nert die Kir­che dar­an, daß das mensch­li­che Leben in all sei­nen Bestand­tei­len, kör­per­lich und gei­stig, ein Geschenk Got­tes ist, von dem gilt, daß es mit Dank­bar­keit ange­nom­men und in den Dienst des Guten gestellt wird. Über sich selbst ver­fü­gen zu wol­len, wie es die Gen­der-Theo­rie vor­schreibt, bedeu­tet unge­ach­tet die­ser grund­le­gen­den Wahr­heit des mensch­li­chen Lebens als Gabe nichts ande­res, als der uralten Ver­su­chung des Men­schen nach­zu­ge­ben, sich selbst zu Gott zu machen und in Kon­kur­renz zu dem wah­ren Gott der Lie­be zu tre­ten, den uns das Evan­ge­li­um offen­bart“ (DI, 57).

Die Gen­der-Ideo­lo­gie, so Digni­tas Infi­ni­ta, versucht:

„den größt­mög­li­chen Unter­schied zwi­schen Lebe­we­sen zu leug­nen: den der Geschlech­ter. Die­ser fun­da­men­ta­le Unter­schied ist nicht nur der größt­mög­lich vor­stell­ba­re, son­dern auch der schön­ste und mäch­tig­ste: Er bewirkt im Paar von Mann und Frau die bewun­derns­wer­te­ste Gegen­sei­tig­keit und ist somit die Quel­le jenes Wun­ders, das uns immer wie­der in Erstau­nen ver­setzt, näm­lich die Ankunft neu­er mensch­li­cher Wesen in der Welt“ (DI, 58).

Transsexualität

Digni­tas Infi­ni­ta ver­ur­teilt Ver­fah­ren zur Geschlechtsumwandlung:

„Dar­aus folgt, daß jeder geschlechts­ver­än­dern­de Ein­griff in der Regel die Gefahr birgt, die ein­zig­ar­ti­ge Wür­de zu bedro­hen, die ein Mensch vom Moment der Emp­fäng­nis an besitzt. Damit soll nicht aus­ge­schlos­sen wer­den, daß eine Per­son mit bereits bei der Geburt vor­han­de­nen oder sich spä­ter ent­wickeln­den geni­talen Anoma­lien sich für eine medi­zi­ni­sche Behand­lung zur Behe­bung die­ser Anoma­lien ent­schei­den kann. In die­sem Fall wür­de die Ope­ra­ti­on kei­ne Geschlechts­um­wand­lung in dem hier beab­sich­tig­ten Sin­ne dar­stel­len“ (DI, 60).

Schlußfolgerung

Digni­tas Infi­ni­ta schließt mit einem Auf­ruf zur Ver­tei­di­gung der Menschenwürde:

„Jeder ein­zel­nen Per­son und zugleich jeder mensch­li­chen Gemein­schaft kommt die Auf­ga­be zu, die Men­schen­wür­de kon­kret und wirk­sam zu ver­wirk­li­chen, wäh­rend es die Pflicht der Staa­ten ist, sie nicht nur zu schüt­zen, son­dern auch jene Bedin­gun­gen zu gewähr­lei­sten, die not­wen­dig sind, damit sie sich in der ganz­heit­li­chen För­de­rung der mensch­li­chen Per­son ent­fal­ten kann: Im „poli­ti­schen Ein­satz muß man dar­an erin­nern: ‚Jen­seits aller äuße­ren Erschei­nung ist jeder unend­lich hei­lig und ver­dient unse­re Lie­be und unse­re Hin­ga­be‘“ (DI, 65).

Und zuletzt heißt es:

„Auch heu­te, ange­sichts so vie­ler Ver­let­zun­gen der Men­schen­wür­de, die die Zukunft des Men­schen­ge­schlechts ernst­haft bedro­hen, ermu­tigt die Kir­che zur För­de­rung der Wür­de jeder mensch­li­chen Per­son, unab­hän­gig von ihren kör­per­li­chen, gei­sti­gen, kul­tu­rel­len, sozia­len und reli­giö­sen Eigen­schaf­ten. Sie tut dies in der Hoff­nung und in der Gewiß­heit der Kraft, die vom auf­er­stan­de­nen Chri­stus aus­geht, der die ganz­heit­li­che Wür­de eines jeden Men­schen in ihrer gan­zen Fül­le offen­bart hat. Die­se Gewiß­heit wird in den Wor­ten von Papst Fran­zis­kus zu einem Appell: ‚Jeden Men­schen die­ser Welt bit­te ich, die­se sei­ne Wür­de nicht zu ver­ges­sen; nie­mand hat das Recht, sie ihm zu neh­men‘“ (DI, 66).

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati­can­Me­dia (Screen­shot)

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