Von Caminante Wanderer*
Vor etwas mehr als fünfzig Jahren hat man uns den Kultus geraubt. Eine winzige Gruppe von Fachleuten beschloß, das Gebäude der römischen Messe zu zerstören, das im Laufe von fast zweitausend Jahren mit der Weisheit der Heiligen geduldig aufgebaut worden war, und es durch ein von ihnen selbst erfundenes zu ersetzen. Es war die gleiche Haltung, die zur selben Zeit viele Regierungen an den Tag legten, indem sie beschlossen, schöne, historische Gebäude abzureißen und durch riesige Betonklötze zu ersetzen, in denen kein Mensch leben kann.
Jeder, der in den vergangenen Tagen an den Riten der Karwoche nach der überlieferten Form teilgenommen hat, und noch mehr, wenn er das Glück hatte, dies an den Orten zu tun – und davon gibt es viele –, an denen sie nach der wirklich überlieferten Form gefeiert werden, d. h. in der Form vor 1955, wird wissen, wovon ich spreche: Wir wurden beraubt.
Fast genau dieselbe Gruppe – mit Annibale Bugnini an der Spitze –, die Pius XII. 1948 beauftragt hatte, den Ritus der Osternacht und der Karwoche zu beschneiden und zu demontieren, war zehn Jahre später für die Beschneidung und Demontage der heiligen Messe zuständig. Und nur sehr wenige sagten etwas. Die Bischöfe in aller Welt, von denen vielleicht die meisten gegen eine solche Katastrophe waren, zogen es vor, zu schweigen und sich auf einen falsch verstandenen Gehorsam zu berufen: „Mein Bischof ist der Papst“, müssen sie gesagt haben, wie ein abgesetzter Bischof noch heute sagt. Und mit diesem Mantra ließen sie es zu, daß das vielgepriesene „Volk Gottes“ der Schätze beraubt wurde, die es im Laufe der Jahrhunderte angehäuft hatte.
„Es ist nur eine Frage des Rituals“, sagten einige, die die Liturgie herabwürdigten und darauf beharrten, daß der „wichtige“ Kampf um das Dogma und die Moral geführt werde. Sie haben nicht verstanden, daß man glaubt und praktiziert, was man betet. Und so erleben wir, wie wir heute auch des Dogmas und der Moral beraubt werden. Anfang der 1970er Jahre hatten einige verfolgte Zeugen lautstark gewarnt: „Sie kommen wegen der Religion“. Und sie haben sich nicht geirrt. Man hat uns die Religion geraubt.
Der Ostergruß (?) von Msgr. Jorge García Cuerva, dem Erzbischof von Buenos Aires und Primas von Argentinien, veröffentlicht auf dem Kanal der Argentinischen Bischofskonferenz, ist der eindringlichste Beleg dieses Raubes. Just in den Tagen, in denen wir dessen gedachten, daß unser Herr durch das auserwählte Volk, für das er zuerst Mensch geworden war, dem Tod ausgeliefert wurde, stellte der Erzbischof die Feier des Alten Bundes mit der des Neuen Bundes heute einfach gleich. Jesus Christus ist also umsonst Fleisch geworden und am Kreuz gestorben. Sein Blut, das vergossen wurde, um einen neuen Bund mit den Menschen zu schließen, spielt also keine Rolle. Dieses göttliche und menschliche Blut ist in den Augen von Erzbischof García Cuerva nichts wert. Es zählt nicht. Es macht keinen Unterschied, ob es vergossen wurde oder nicht.
Aber es kommt noch schlimmer: In seinem Ostergruß erwähnt der Erzbischof und Primas von Argentinien den Herrn Jesus Christus mit keinem Wort. Er ist aus dem Horizont der Religion getilgt worden, weil Er politisch unkorrekt ist. Der Primas spricht nur noch von einem humanistischen Gott, dem Voltaire und die schärfsten Vertreter des Antichristentums ohne zu zögern zugestimmt hätten.
Bischof Jorge García Cuerva ist vom christlichen Glauben abgefallen. Anstatt seine Brüder in dem im Evangelium Jesu Christi verkündeten und von den Aposteln gelehrten Glauben zu bestärken, bringt er sie davon ab, täuscht sie und führt sie weg von den grünen Weiden und dem lebendigen Wasser. Und die argentinischen Bischöfe, in deren Namen er spricht, schweigen. Sie wissen, daß der Erzbischof ein direkter Freund des Papstes ist, und sie wissen, was mit denen geschieht, die sich den Capo di tutti i capi zum Feind machen.
Sie, die durch ihr Schweigen zugelassen haben, daß sie uns den Kultus geraubt haben, lassen nun zu, daß uns auch die Religion geraubt wird. Und das ist die traurige Realität: Wir sind hilflos dagegen.
*Caminante Wanderer ist ein argentinischer Blogger
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: VaticanNews (Screenshot)