Von Wolfram Schrems*
Die Spannungen zwischen Rußland und der NATO nehmen ständig zu. Deutsche Offiziere erörterten die allfällige Zerstörung der russischen Brücke über die Straße von Kertsch. Verteidigungsminister Pistorius fordert die Schaffung einer kriegsbereiten Bundeswehr, derweil Bundeskanzler Scholz die Präsenz regulärer britischer Soldaten in der Ukraine ausplaudert. Der niederländische Admiral Rob Bauer mahnt Kriegsbereitschaft gegen Rußland ein. Frankreichs Präsident Emanuel Macron ließ den verabscheuungswürdigen Mord an ungeborenen Kindern als verfassungsmäßig garantiertes Recht festlegen und dachte zur selben Zeit laut über die Entsendung von NATO-Militär in die Ukraine nach. Abtreibung und Krieg – beides gehört, wie man sieht, zusammen.
Auch in Österreich hat die Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) eine für hiesige Verhältnisse unübliche martialische Rhetorik bedient. Bekanntlich will das Regime nach vielen Neutralitätsverletzungen durch NATO-Waffentransporte Österreich nun auch gleich dem NATO-Luftabwehrsystem Sky Shield unterstellen. Das ist ein weiterer Verstoß gegen die Neutralität, der – analog zum Zwei-plus-Vier-Vertrag – den Österreichischen Staatsvertrag von 1955 in Frage stellen kann, und eine Verkennung der Tatsache, daß der Feind, gegen den kein „Himmelsschild“ hilft, ohnehin längst zu Hunderttausenden im Land steht.1
Die USA agieren so, als würden sie durch Provokationen Rußlands bewußt einen Weltkrieg zu entfesseln suchen.2 Die Rede zur Lage der Nation (State of the Union) von Präsident Biden (7. März) kann nur als geisteskrank und bösartig bezeichnet werden. Biden bekannte sich zu Stellvertreterkrieg und direkter Beteiligung an weiteren Kriegen, Abtreibung und Kastration von „Trans“-Kindern. Und der republikanische speaker nickte immer wieder wohlwollend. Eine gespenstische Szene. –
Im Anschluß an bereits auf dieser Seite geäußerte Erwägungen zur Botschaft von Fatima in bezug auf Rußland soll hier eine Aktualisierung durchgeführt werden.
Hat die Weltweihe durch Johannes Paul II. vom 25. März 1984, die Rußland nicht namentlich erwähnte, oder hat gegebenenfalls die Weihe durch Franziskus vom 25. März 2022 die versprochene Bekehrung Rußlands und die Periode des Friedens gebracht? Da man klarerweise verneinend antworten muß, stellt sich die Frage: Warum waren die Weihen nicht wirksam im Sinne der Verheißung (womit also nicht ausgeschlossen werden soll, daß sie einen begrenzten Effekt gehabt haben mögen)?
Zur Analyse der Situation sei zunächst kurz auf ein wichtiges Medienereignis eingegangen.
Tucker Carlsons Interview mit Präsident Putin
Das Interview Tucker Carlsons mit Wladimir Putin (veröffentlicht am 8. Februar) stieß auf enormes weltweites Interesse. Man berichtet von etwa 200 Millionen Aufrufen in den ersten drei Tagen. Per erste Märzwoche sind es schätzungsweise 500 Millionen Menschen, die das Gespräch gesehen haben.
Der amerikanische Journalist und Kommentator durchbrach eine von den maßgeblichen Kräften im Westen verhängte Blockade für die Selbstaussage Rußlands. Bekanntlich sind die offiziellen russischen Internetmedien RT und Sputnik in der EU gesperrt.
Es wäre sicher gut, wenn man sich im Westen dafür interessiert, was Putin zu sagen hat.
Zunächst wird man feststellen müssen, daß Putin vernünftig und maßvoll wirkte. Fraglos war er gut vorbereitet. Sein Geschichtsbewußtsein und seine diesbezüglichen Kenntnisse sind eindrucksvoll und stehen im Kontrast zur Oberflächlichkeit westlicher Clown-Politiker. Er machte auch ein konkretes Friedensangebot – was nach den westlichen Provokationen und Vertragsbrüchen durchaus bemerkenswert ist.
Kritisch muß man anmerken:
Präsident Putin machte den weitverbreiteten Fehler, von einer „orthodoxen Kirche“ zu sprechen und damit eine Zeit zu meinen, die vor dem Schisma von 1054 liegt. Das ist natürlich ein Anachronismus. Die Taufe von Großfürst Wladimir und der Kiewer Rus fand im Jahr 988 statt, etwa ein Menschenleben vor dem Schisma, und war damit selbstverständlich katholisch. Das ist leider nicht im Bewußtsein vieler Zeitgenossen.
Präsident Putin wich den explizit religiösen Fragen von Tucker Carlson aus. Diese stellen ihrerseits ein kleines Wunder dar, denn sie zeigen, daß Carlson offenbar ein gläubiger Christ ist (er gehört der anglikanischen Episkopalkirche an) und mehr von Gott redet als so manche katholische Kirchenführer des deutschen Sprachraums. Carlson fragte auch, ob Putin das Wirken Gottes in der Geschichte erkennen könne. Darauf folgte nichts Konkretes. Putin sagte auch, daß Buddhismus, Islam und Judentum im Grunde dieselben Werte wie das Christentum vertreten würden. Da liegt er falsch.3
Man hatte beim Interview den Eindruck, daß die Geduld Putins sehr strapaziert ist. Die Sprengung der Pipeline Nordstream, von Joe Biden im voraus implizit angekündigt, kann nur als weiterer Akt eines noch nicht offiziell erklärten Krieges verstanden werden. Dieser war durch den Maidan-Putsch in eine heiße Phase getreten, die Rußland bedrohlich erscheinen muß. –
Wenden wir uns damit explizit der Fatima-Thematik zu.
Weihe Rußlands und der Ukraine?
In einer Publikation vom Jahr 2022 befaßt sich der bekannte Theologe Manfred Hauke (Lugano) mit dem Weiheakt von Papst Franziskus am 25. März 2022.4
Hauke zitiert den Papst:
„Gemeinsam mit den Bischöfen und den Gläubigen in der ganzen Welt möchte ich alles, was wir gerade erleben, feierlich zum Unbefleckten Herzen Mariens tragen. Ich möchte die Weihe der Kirche und der ganzen Menschheit an sie erneuern und ihr in besonderer Weise das ukrainische und russische Volk weihen, die sie in kindlicher Zuneigung als ihre Mutter verehren. Es handelt sich dabei nicht um eine magische Formel, sondern um einen geistlichen Akt. Mit diesem Gestus vertrauen sich die Kinder ganz ihrer Mutter an […]. Es geht darum, die kostbaren Güter der Geschwisterlichkeit und des Friedens, alles, was wir haben und was wir sind, in dieses reine und Unbefleckte Herz Mariens hineinzulegen, in dem Gott widerscheint, damit sie, die Mutter, die der Herr uns gegeben hat, uns beschützen und behüten kann“ (15f).
Hauke thematisiert aber das Naheliegende nicht, nämlich, daß das katastrophale Bergoglio-Pontifikat ganz offensichtlich nicht von der Absicht inspiriert ist, der Kirche und dem Glauben zu dienen. Eine Weihe ist aber kein Akt, der sozusagen „automatisch“ funktioniert (oder ex opere operato), die Gesinnung und die Lauterkeit dessen, der weiht, sind von ausschlaggebender Bedeutung. Durch seine skandalöse Lehr- und Leitungspolitik war schon 2022 klar, daß hier ein schlechter Wille vorliegt. Hauke zitiert ja Bergoglio, der ganz richtig sagt, daß die Weihe keine „magische Formel“ (ebd.) ist. Natürlich nicht, es braucht die rechte Gesinnung.
Hauke weist übrigens darauf hin, daß beim Weiheakt Fatima gar nicht explizit erwähnt wurde (66). Damit hat Franziskus selbst die Grundlage des Weiheaktes verdeckt und weitere Nachfragen von Gläubigen und Suchenden verhindert. Das kann evidenterweise nicht im Sinn der Botschaft von Fatima sein.
Es sei die Frage an alle gestellt, die einen gültigen Vollzug der Rußlandweihe im Sinne Fatimas, sei es 1984 oder 2022, behaupten (was Professor Hauke nicht pauschal tut, wenn ich ihn richtig verstehe): Woran erkennt jemand, der diese Gültigkeit behauptet, daß die Weihe Rußlands wirksam ist? Es muß sich ja dann etwas zum Besseren bewegen, nicht? Die Antwort nach der Wirkung der Weihe war bis zum II. Vaticanum klar: „Bekehrung Rußlands“ heißt natürlich eine Überwindung des Schismas und Einigung mit der Katholischen Kirche. Daraus folgt auch eine moralische Verbesserung Rußlands, das bis dato und trotz der (defizitären, aber teilweise wirksamen) Weiheakte eine hohe Abtreibungsrate hat und Alkoholismus, Gewaltkriminalität, Prostitution, Leihmutterschaft und andere Greuel praktiziert und in einen Krieg involviert ist.
Rußland nimmt bei fatalen Entwicklungen in der Welt eine fragwürdige Rolle ein. Nach dem, was man lesen konnte, wurde in der Corona-Inszenierung massiver Impfdruck ausgeübt. Ex-Präsident Dmitri Medwedew äußerte sich (in welcher Funktion und Zuständigkeit auch immer) zur Impfung nicht anders als die Impffanatiker im Westen.5
Man hört auch von der Implementierung der üblichen dystopischen globalistischen Herrschaftsmethoden, wie sie im Westen Einzug halten, in Rußland: allgegenwärtige Kameras mit Gesichtserkennung in den Großstädten und Pläne für den digitalen Rubel.6
Auch ohne Detailkenntnisse der Situation an Ort und Stelle wird man mutmaßen können, daß der lange Arm der Globalisten höchstwahrscheinlich auch nach Rußland reicht.7 Wladimir Putin sprach WEF-Gründer Klaus Schwab einmal als „Freund“ an (was andererseits in der Politik nicht viel heißen muß).8
Dem Beobachter will aber unter dem Strich scheinen, daß Putin bei der New World Order nicht so mitspielt, wie das gewünscht wird.9 Das ist allerdings noch keine „Bekehrung“ Rußlands, wie sie in Fatima gefordert und auch angekündigt wurde.
Das andere bedingungsweise Versprechen von Fatima ist bekanntlich die „Periode des Friedens“. Diese ist weder nach der Weihe 1984 noch nach der im Jahr 2022 eingetreten.10
Resümee
Die Weihen waren nicht wirksam im Sinne der Verheißung, weil sie nicht Rußland als alleiniges Objekt intendierten, weil der Weltepiskopat nicht verpflichtend einbezogen wurde und weil die Sühnesamstage nicht proklamiert wurden. Letztlich wurde seit dem Pontifikat von Pius XI. die Botschaft von Fatima von keinem Papst vollständig ernstgenommen und umgesetzt. Die Infiltration des kirchlichen Apparates durch die inimica vis tat das ihrige dazu. Der Teufel ist seit einigen Jahren in Kirche und Welt immer offenkundiger am Werk. Er hat einen Todeskult etabliert: Abtreibung, Euthanasie, Virenkrieg und COVID-Impfung, Messerstecher-Invasion in den westlichen Ländern, Kriegstreiberei. Letztere wird auch von kirchlichen Führern betrieben.11
Der nächste Schritt kann dann nur ein offener Krieg gegen Rußland sein, ausgelöst von satanisch inspirierten Mächten, die für ihre Ziele einen dritten Weltkrieg brauchen. Dann kann sich Rußland, auch als post-sowjetisches Rußland, abermals als strafende Geißel Gottes für die apostasierten Völker erweisen. Es ist wichtig zu verstehen, daß nach der Botschaft von Fatima Rußland in der göttlichen Vorsehung diese Rolle bedingungsweise zugewiesen wurde – und zwar unabhängig von der moralischen Qualifikation der russischen Führung und anderen Umständen.
Die ordnungsgemäß durchgeführte Weihe Rußlands an das Unbefleckte Herz Mariens und die Promulgation der Sühnesamstage, sowie die Veröffentlichung des Dritten Geheimnisses und eine Aufklärung zur Identität der „Sr. Lucia“ ab 1967 müssen die Ziele der kirchlichen Führung sein. Denn jedem ernsthaften Beobachter wird es bis jetzt klar geworden sein, daß sich ein apokalyptisches Strafgericht zusammenbraut.
Und wer könnte ehrlicherweise sagen, daß die Menschheit daran unschuldig wäre?
*Wolfram Schrems, Wien, Mag. theol., Mag. phil., Katechist, Pro Lifer, entdeckte durch Mark Fellows, Fatima in Twilight (2003), die kirchliche Reaktion auf die Fatima-Botschaft als Schlüssel zum Verständnis der Glaubenskrise. Mit Dank an Herrn Gerald Tributsch (†).
1 Derweilen ist hierzulande längst der Teufel los: kaum ein Tag ohne Vergewaltigungen oder Messermorde durch Invasoren, massive Übersterblichkeit drei Jahre nach Einführung der COVID-Impfung, Dragqueen-Lesungen für Kinder, eine satanische „Fastentuch“-Installation im Stephansdom, ein geplantes „Triduum“ für den Satanisten Hermann Nitsch im St. Pöltener Dom, ein ernsthafter Bürgermeisterkandidat der Kommunistischen Partei in der Stadt der hll. Rupert und Virgil und so weiter.
2 Siehe etwa die Analyse des ehemaligen Rüstungsinspektors Scott Ritter unter dem Titel How Close Is US to War? vom 11. März (besonders ab 22:20).
3 Wir erinnern uns freilich an Reden Putins in den letzten Jahren, in denen er explizit Bezug auf die Bergpredigt und das Naturrecht nahm. Ist das alles Propaganda für den Westen? Täuschung der Naiven? Putin wird wissen, daß er mit konservativen und christlichen Aussagen im Westen nur mehr sehr wenige Menschen erreicht.
4 Manfred Hauke, Die Weihe Russlands und der Ukraine an das Unbefleckte Herz Mariens, Media Maria, Illertissen 2022 (zuerst in THEOLOGISCHES, März/April 2022, erschienen). Hauke analysiert den Weiheakt und die Umstände sehr differenziert und arbeitet interessante und relevante Details ein (etwa die Begegnung von Papst Franziskus und Präsident Putin am 25. November 2013, bei der Putin den Papst auf die Weihe Rußlands angesprochen habe, 40ff).
5 Der russisch-deutsche Autor Ilia Ryvkin schrieb in seinem Buch Russendämmerung über die polizeiliche Drangsalierung eines „coronakritischen“ altgläubigen russischen Nonnenklosters. Der Autor leitete die Geschichte so ein:
„Als der weltweite Virus-Wahn ausbrach, stieß dieser in Russland umgehend auf kritische Stimmen. Diese kamen sowohl aus der Wissenschaft, von Forschern und Medizinern, als auch aus der Zivilgesellschaft, vertreten von Patientenverbänden und Elternkomitees. Politisch war der Protest an beiden Rändern der Parteipalette beheimatet: dem radikalfreiheitlichen, dem libertären und dem patriotisch-antiwestlichen. Eine breite Bewegung jedoch, jenseits der überlebten Schubladenaufteilungen, ist bis jetzt in Russland nicht zu beobachten. Auch der Schritt von der Kritik in den Widerstand bleibt eine Ausnahme. Der Anstoß, diesen Schritt zu wagen, ist mitunter der Glaube“ („Das rebellische Kloster“, Tagebuchaufzeichnung vom 6. März 2021; in: Ilia Ryvkin, Russendämmerung, Jungeuropa-Verlag, Dresden 2023, S. 79). Ryvkin schreibt, daß sich bemerkenswerterweise ausgerechnet die russische KP gegen die Coronamaßnahmen ausgesprochen hat (!).
6 Das unglückliche Land Ukraine scheint unter dem revolutionären Regime post Maidan übrigens selbst ein Vorreiter der digitalen Tyrannei zu sein.
7 Siehe dazu die aussagekräftige Analyse Are Ukrainian President Zelenskyy and Russia’s Vladimir Putin both globalists? auf Lifesitenews vom 18.03.22.
8 Putin referierte zwar 2009 als Premierminister beim Treffen des WEF, heutzutage wird er nicht mehr eingeladen.
9 Das schließt nicht aus, daß Putin mit dem Westen ggf. ein großes Theater inszeniert, um die Welt in Atem zu halten und damit weitere tyrannische Machtausübung vorzubereiten, eine Insider-Aktion sozusagen. Ich halte das für nicht unmöglich, nach meiner subjektiven Einschätzung nach aber für wenig wahrscheinlich.
10 Zur „Periode des Friedens“ nach vatikanaffiner Lesart, bspw. von Dr. h. c. Michael Hesemann (der sich außerhalb der Fatima-Thematik fraglos große Verdienste erworben hat), siehe meine Ausführungen Papst Benedikt XVI. und Fatima und einige Ungereimtheiten. Daß Hesemann sich konstruktiv in die anschließende Diskussion einbrachte, ist zu würdigen.
11 Völlig absurd und unverantwortlich ist die blinde, kreischende Kriegstreiberei durch die Nachrichtenseite kath.net. Man verfügt dort offenbar weder über adäquate historische Kenntnisse, noch hat man den Willen, die Gesamtsituation zu analysieren. Die dort geübte Verteufelung Putins zeigt den Erfolg der allgegenwärtigen Emmanuel-Goldstein-Haßminuten und verstärkt sie. Da die Wahrheit in der Proportion liegt, wie Hilaire Belloc sagte, müßte man bei kath.net die moralische Beschaffenheit der anderen agierenden Personen mit denselben Maßstäben messen, mit denen man Putin mißt. Das passiert aber nicht. Absurd ist auch die Glorifizierung des Kriegsverbrechers Winston Churchill. Es ist jammervoll zu sehen, wenn sich Ex-Zivildiener besonders kriegsgeil gerieren.