Nach der Bekanntgabe, daß Afrikas Bischöfe die Erklärung Fiducia supplicans geschlossen ablehnen und nicht umsetzen werden, gab Kardinal Victor Manuel Fernández, der seit dem 15. September amtierende Präfekt Glaubensdikasteriums, eine erste, wenn auch nur kurze Stellungnahme ab. Fernández, der bei weitem umstrittenste Glaubenspräfekt, seit Einführung des Amtes in seiner heutigen Form, bemüht sich darin abzuwiegeln.
In einem gestern geführten Gespräch mit dem National Catholic Register sagte der argentinische Kardinal:
„Wie die Erklärung selbst sagt, die ich mit Kardinal Ambongo sorgfältig gelesen habe, bevor sie verschickt wurde, haben wir einen gewissen Konsens über ihren allgemeinen Sinn erzielt.
Es mag Details geben, die wir anders ausdrücken würden, aber das Gefühl, die kulturelle Sensibilität eines so besonderen Ortes wie Afrika zu respektieren, ist etwas, das wir sicherlich teilen.Darüber hinaus haben sie [Afrikas Bischöfe] ihre Bereitschaft bekundet, weiter über die Bedeutung und die Hilfe nachzudenken, die der ‚pastorale Segen‘ über die Frage der Segnung homosexueller Paare hinaus geben kann.“
Anders ausgedrückt: Es sei alles nicht so, wie es scheine, weder was den Inhalt von Fiducia supplicans noch was den Widerstand der Afrikaner anbelange. Man werde sich schon einig werden, so die Botschaft des Glaubenspräfekten.
Franziskus wurde schon bald nach seinem Amtsantritt als „Politiker auf dem Stuhl Petri“ bezeichnet, und entsprechend politisch verhalten sich auch seine engsten Vertrauten wie Fernández. In Santa Marta wurde bereits vor der Veröffentlichung der umstrittenen Erklärung eine Rechnung gemacht. In dieser wurde der Widerstand der Afrikaner schon eingerechnet. Die Frage der machtpolitischen Rechnung lautet: Wie viele Kontinente haben sich bisher gegen die bergoglianische Homo-Revolution aufgelehnt? Bisher Afrika. Von den anderen Kontinenten kam weniger Widerspruch, noch am meisten aus Europa hinter dem einstigen Eisernen Vorhang. Die größten Bischofskonferenzen der Welt wie Brasilien, Mexiko und die Philippinen schweigen noch. Das gilt insgesamt für Lateinamerika, wo fast die Hälfte aller Katholiken lebt.
Wie unter Regierenden, die an der Macht bleiben wollen, sagt man sich in Rom, solange der Widerstand nicht größer wird, bestehe keine ernsthafte Gefahr. Die Gegenstrategie lautet, die Widerständigen zu spalten und den harten Kern zu isolieren. Die Anleihen aus der Politik sind kein Zufall.
Dazu gehört offenbar auch, daß Kardinal Fernández, der neuerdings auch „Pornopräfekt“ genannt wird, nachdem sein 1998 erschienenes pornographisches Buch bekannt wurde, als „Opfer“ dargestellt wird. So wird über „Drohbriefe“ gegen ihn berichtet, wobei Ursache und Wirkung auf den Kopf gestellt werden. Nicht mögliche überzogene Reaktionen sind der Skandal, sondern die ihnen vorausgehende Erklärung Fiducia supplicans, sein Porno-Handbuch, sein unerbittliches Abwürgen des Motu proprio Summorum Pontificum in der Erzdiözese La Plata, die von ihm bis zum vorigen Jahr geleitet wurde…
Diese Fehlleistungen ergeben zusammengenommen ein Bild. Es läßt ein irritierendes Denken erkennen. Dieses Denken ist das Problem, weshalb vermehrt die Frage gestellt wird: Warum ist jemand wie Victor Manuel Fernández im Bischofsamt, im Kardinalsrang, in Rom und in der nächsten Nähe des Papstes?
Wie konnte es dazu kommen?
Über das Schweigen, das entweder stillschweigende Zustimmung oder Feigheit bezeugt, wurde in den vergangenen Tagen viel gerätselt und geschrieben. Santa Marta sollte allerdings auch in Rechnung stellen, daß Afrika nicht nur der am schnellsten wachsende Teil der Kirche ist, sondern auch die Zeiten, in denen man sich dort mit westlichem Geld einfach einkaufte, vielleicht vorbei sein könnten.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: X (Screenshot)
Katholisches.info fragt, warum jemand wie Victor Manuel Fernández im Bischofsamt, im Kardinalsrang, in Rom und in der nächsten Nähe des Papstes ist? Die Antwort ist relativ einfach: Weil er ein Intimus Bergoglios aus gemeinsamen argentinischen Zeiten ist, weil eine Art Lehrer-Schüler-Verhältnis zwischen beiden besteht (wobei man nicht so genau weiß, wer Lehrer, wer Schüler ist), weil Fernández sein Ghostwriter war und ist und weil er nur zu gern selbst p.Franziskus auf dem Stuhl Petri nachfolgen möchte, der ihn wiederum als möglichen Nachfolger gesehen hätte. Nach dem Öffentlich-werden seines schrägen Buchs dürften beim nächstmöglichen Konklave Fernández‘ Chancen allerdings nicht gut stehen, da nach jetziger Lage dann eine bergoglianische Mehrheit kaum zu erwarten sein dürfte. Dafür werden schon die Afrikaner sorgen.