
(Rom) Kardinal Raymond Burke erhielt am vergangenen Freitag am Beginn des neuen Kirchenjahres und zum Ersten Adventssonntag ein „Geschenk“ vom Heiligen Stuhl. Der Vatikan teilte ihm mit, daß er ab sofort eine „marktübliche“ Miete für seine Wohnung in Rom zu bezahlen habe oder diese bis Anfang 2024 räumen müsse.
Das Schreiben des Heiligen Stuhls stammt vom 24. November. Am 27. November war bekannt geworden, daß Papst Franziskus beim Treffen mit den Dikasterienleitern der Römischen Kurie am 20. November erklärte, Kardinal Raymond Burke „seine Wohnung und sein Gehalt zu nehmen“. Umstritten ist lediglich, ob Franziskus über den US-Kardinal bei dieser Gelegenheit von „meinem Feind“ sprach oder überhaupt das Wort „Feind“ gebrauchte. Darüber empörte sich der Bergoglianer Austen Ivereigh. Jenseits dieser Wortklauberei ist die päpstliche Vorgehensweise jedoch beispiellos und schockierend.
Kardinal Burke, ein ebenso hochintelligenter wie unerschütterlicher Verteidiger der unverkürzten Glaubenslehre, ist dem regierenden Kirchenoberhaupt seit Beginn des Pontifikats ein Dorn im Auge. Er scheint für Franziskus der personifizierte Gegner zu sein, den er die päpstliche Machtfülle spüren läßt.
Die Chronologie der Ereignisse:
- 20. November: Papst Franziskus erklärt beim Treffen mit den römischen Dikasterienleitern Kardinal Burke zur Unperson. Da er ihm bereits alle Ämter entzogen hatte, werde er ihm, so die päpstliche Ankündigung, auch seine Wohnung und sein Gehalt nehmen.
- 24. November: Auf päpstliche Anweisung hin wird die Mitteilung an Kardinal Burke aufgesetzt, seine Wohnung entweder selbst zu bezahlen oder zu räumen.
- 27. November: Der neue Angriff des Papstes gegen den glaubenstreuen US-Kardinal sickert an die Öffentlichkeit durch. Noch am selben Tag zündet der Bergoglianer Austen Ivereigh eine Nebelkerze und erklärt, der Papst habe nie von „Feind“ gesprochen.
- 28. November: Nicole Winfield von Associated Press berichtet, daß Burke von Franziskus bestraft werde, weil er „eine Quelle der Uneinigkeit in der Kirche“ sei, und Philip Pullella von Reuters ergänzt, daß Burke laut Franziskus „gegen die Kirche und das Papsttum“ arbeite.
- 1. Dezember: Kardinal Burke wird die Mitteilung des Heiligen Stuhls zugestellt, die faktisch eine Aufforderung ist, seine Wohnung nahe dem Petersdom zu räumen, da er dort unerwünscht ist.
- 4. Dezember: Der Erhalt der vatikanischen Zahlungsaufforderung wird vom US-amerikanischen Medium The Pillar bestätigt und publik gemacht.
Zur Information: Der Heilige Stuhl kommt für die Unterbringung der Kurienkardinäle in Rom auf, bei Bedarf aller Kardinäle. Die Regelung gilt aber auch für zahlreiche nachgeordnete Mitarbeiter des Vatikans.
Kardinal Burkes römische Unterkunft befindet sich in der Nähe des Petersdoms in einem Gebäude, in dem auch andere Mitglieder des Kardinalskollegiums untergebracht sind. Während der Heilige Stuhl die anderen Purpurträger, die Tür an Tür mit Kardinal Burke leben, weiterhin kostenlos wohnen läßt, wird am US-Amerikaner ein Exempel statuiert. Franziskus scheint allen demonstrieren zu wollen, daß Burke ein „Geächteter“ ist.
Von Franziskus wurde die absurde Situation herbeigeführt, daß Burke als Kardinal nun schlechter gestellt ist als zahlreiche untergeordnete Mitarbeiter und Angestellte des Heiligen Stuhls. Franziskus scheint solche Demütigungen zu mögen, insbesondere, wenn sie Kardinal Burke betreffen, den er seit 2013 bereits mehrfach zurückstufte und öffentlich herabsetzte.
Die in Rom residierenden Kardinäle erhalten vom Heiligen Stuhl für ihre Aufgaben und Verdienste ein Gehalt von monatlich rund 4.000 Euro. Laut römischen Immobilienkennern würde diese Summe nicht ausreichen, um Burkes Wohnung, wegen der prestigeträchtigen Lage, nach „marktüblichen Preisen“ bezahlen zu können.
Da Papst Franziskus ankündigte, dem Kardinal auch „sein Gehalt zu nehmen“, scheint es die päpstliche Absicht zu sein, Kardinal Burke überhaupt aus Rom vertreiben zu wollen. Dieser hatte in den vergangenen Tagen betont, daß er es aufgrund seiner Pflichten gegenüber der Kirche als „wichtig“ erachte, in Rom zu sein.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL