
Vor einigen Jahren kam der Begriff vom „Postfaktischen“ auf. Genügt es wirklich, zu sagen, daß etwas nicht sei, was es offensichtlich ist? Kardinal Tucho Fernández, der Lieblingsprotegé von Papst Franziskus scheint dieser Überzeugung zu sein.
Eine Aussage des bundesdeutschen Wirtschaftsministers Robert Habeck von den Grünen wurde zum geflügelten Beispiel des postfaktischen Denkens: Auf die Frage, ob er für diesen Winter mit einer Insolvenzwelle rechne, antwortete er: „Nein, tu ich nicht. Ich kann mir vorstellen, daß bestimmte Branchen einfach erst mal aufhören zu produzieren und zu verkaufen“. Ähnlich scheinen es auch manche Kirchenfürsten zu halten, etwa bezüglich Fiducia supplicans, der neuen Erklärung des Glaubensdikasteriums zur Segnung von Paaren in irregulären Situationen (wiederverheiratete Geschiedene, Homosexuelle). Auf die Frage, ob die Kirche nun die Homo-Sünde segnet, wird von Santa Marta geantwortet: Nein, das schaue nur so aus, sei aber nicht der Fall, da nirgends gesagt werde, daß die Sünde gesegnet werde.
Genügt also wirklich ein einfaches Dementi, mit dem das Offensichtliche geleugnet wird, und alles ist geklärt, bereinigt und gut? Wenn es nach dem seit September amtierenden Glaubenspräfekten Victor Manuel „Tucho“ Kardinal Fernández geht, ist dem so. Er legte innerhalb kurzer Zeit drei Medienauftritte hin, um zur Verteidigung von Fiducia supplicans die Habeck-Methode zum besten zu geben. Ein solches Vorgehen läßt manche Gläubigen offenbar zum Schluß kommen, daß ihnen gegenüber in Wirklichkeit die wesentlich ältere Götz-von-Berlichingen-Methode angewandt wird, was allemal – darin zumindest werden sich alle einig sein – wenig respektvoll wäre.
Ein Medium, das Tucho Fernández Gelegenheit für seine Kapriolen bot, ist die führende spanische bürgerliche Tageszeitung ABC. Das Interview, das Javier Martínez-Brocal führte, wurde am gestrigen Stephanstag veröffentlicht.
ABC: Was können Sie auf die von verschiedenen Bischofskonferenzen, Kardinälen und Bischöfen formulierten Reaktionen gegen das Dokument antworten?
Kardinal Fernández: Wenn man den Text in Ruhe liest, stellt man fest, daß er ganz klar und einfach die katholische Lehre zu Ehe und Sexualität von immer vertritt. Es ist klar, daß diese Konferenzen oder Bischöfe dieser Lehre nicht widersprechen können.
ABC: Was geschieht jetzt? Warum also lehnen sie diese Segnung ab?
Kardinal Fernández: Sie verweisen auf die Unschicklichkeit, die mit der Durchführung von Segnungen in ihrem regionalen Umfeld verbunden sind, die leicht als Legitimierung einer irregulären Verbindung mißverstanden werden könnten. Hinzu kommt, daß es in Afrika Gesetze gibt, die die bloße Tatsache, sich als homosexuell zu bekennen, mit Gefängnis bestrafen – man stelle sich also erst eine Segnung vor. In Wirklichkeit obliegt es jedem Ortsbischof, diese Entscheidung in seiner Diözese zu treffen oder auf jeden Fall weitere Hinweise zu geben.
ABC: Welches Element wird von jenen, die sich gegen eine Segnung homosexueller Paare aussprechen, nicht berücksichtigt?
Kardinal Fernández: Ich glaube nicht, daß man sich darüber im klaren ist, daß das zentrale Thema des Dokuments der Wert der „nicht-liturgischen“, „nicht-ritualisierten“ Segnungen ist, die keine Eheschließung, nicht einmal eine „Zustimmung“ oder eine Ratifizierung von irgendetwas darstellen. Sie sind lediglich die Antwort eines Pfarrers auf die Bitte zweier Menschen um Gottes Hilfe. Und in diesem Fall stellt der Pfarrer keine Bedingungen.
ABC: Können Sie ein Beispiel dafür nennen, wo dieser Segen erteilt wird?
Kardinal Fernández: Stellen Sie sich vor, daß ein geschiedenes Ehepaar, das eine neue Beziehung eingeht, mitten auf einer großen Wallfahrt zum Pfarrer sagt: „Bitte segnen Sie uns. Wir können keine Arbeit finden und er ist sehr krank, das Leben wird sehr schwer für uns, Gott möge uns helfen“. Würden Sie einen solchen Segen verweigern?
ABC: Ich sehe da kein Problem.
Kardinal Fernández: Und wenn sie schwul wären, würden Sie es ablehnen? Sehen Sie, eine Segnung ist weder eine Anerkennung der Ehe noch eine Bestätigung des Lebens, das sie führen, noch eine Absolution. Es ist eine einfache Geste der seelsorgerlichen Nähe, die nicht die gleichen Anforderungen stellt wie ein Sakrament. Wir werden uns daran gewöhnen müssen, zu verstehen, daß ein Priester, der diese Art von einfachem Segen erteilt, kein Häretiker ist, nichts ratifiziert und auch nicht die katholische Lehre über die Ehe leugnet.
ABC: Manche haben dies als einen ersten Schritt zur lehrmäßigen Legitimierung der Scheidung oder der gleichgeschlechtlichen Ehe gefeiert. Ist diese Auffassung richtig?
Kardinal Fernández: Diese Auffassung ist völlig falsch, und wer das behauptet, hat entweder den Text nicht gelesen oder mit „mala leche“ (mit böser Absicht), wenn Sie den Ausdruck verzeihen. In der Erklärung heißt es klar und deutlich, daß es sich um nicht ritualisierte Segnungen handelt, die also nicht als Eheschließung zu interpretieren sind.
ABC: Wie ist das zu interpretieren?
Kardinal Fernández: In der Erklärung wird unmißverständlich bekräftigt, daß es nur eine Ehe gibt (männlich-weiblich, unauflöslich, exklusiv usw.) und daß Geschlechtsverkehr nur in diesem Kontext zulässig ist. Es gibt keinen klassischeren Ansatz als diesen.
Soweit also der Günstling von Papst Franziskus, der jedoch zugleich auch neuer Glaubenspräfekt der katholischen Kirche ist. Erzbischof Carlo Maria Viganò, der ehemalige Apostolische Nuntius in den USA, bezeichnete Fiducia supplicans hingegen als „scheinheilig und trügerisch“. Die betroffenen Menschen würden „getäuscht und verraten“. Er widerspricht der Darstellung von Santa Marta, daß die neue Erklärung die „Lehre aller Zeiten“ bekräftige, wie es Tucho Fernández behauptet. In Wirklichkeit handle es sich um eine „teuflische Verfälschung“ und eine „gotteslästerliche Fälschung“. Er sieht mit dem neuen Dokument sogar ein „intrinsisch böses Ziel“ am Werk, da Gott die Ehre genommen und die Seelen der Gefahr der Verdammnis ausgesetzt werden: „Sie hält die Menschen davon ab, das Gute zu tun, und ermutigt sie, das Böse zu tun.
Text/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons/pixabay
Nun ja, dem Hl. Ignatius, dem Gründer der Jesuiten, wird ja auch schon zugeschrieben, gesagt zu haben, er werde immer behaupten, etwas sei weiß, wenn der Papst das sagt, auch wenn es offensichtlich weiß ist.
Offensichtlich schwarz, meinte ich natürlich. Man sieht, wie hypnotisch dieser gefährliche Papalismus ist. Und jetzt nicht einwenden, Franziskus sei ja nicht der Papst. Denn auf einer so vereinfachten Sicht vom Papst beruht ja gerade dieser Irrtum.
Dieses Dokument ist die Häresie eines häretischen Präfekten und eines häretischen Papstes. Ich erwähne den Namen des Papstes erst dann wieder im Hochgebet, wenn er sich zum Glauben der Kirche bekehrt hat. Und nicht umgekehrt.Ich lasse mich nicht umdrehen – und das meine ich wörtlich!!- Liebe Brüder und Schwestern, lassen Sie sich nicht beirren. Dieses Dokument ist das Manifest des Glaubensabfalls im Vatikan und nur als solches hat es Bedeutung. Inhaltlich ist es “ der Kopf der Schlange“!