„Es wird alles getan, um ihn als den ‚Auserwählten‘ darzustellen“

Zwei Berichte aus dem Jahr 2011 über Jorge Mario Bergoglio, den späteren Papst Franziskus


Guillermo Karcher (links im Bild), Protokollchef des vatikanischen Staatssekretariats, war einer von mehreren Informanten von Kardinal Jorge Mario Bergoglio, durch die er bereits vor 2013 über alles Bescheid wußte, was in Rom geschah und ihn interessierte, auch unter Bruch der päpstlichen Geheimhaltung.
Guillermo Karcher (links im Bild), Protokollchef des vatikanischen Staatssekretariats, war einer von mehreren Informanten von Kardinal Jorge Mario Bergoglio, durch die er bereits vor 2013 über alles Bescheid wußte, was in Rom geschah und ihn interessierte, auch unter Bruch der päpstlichen Geheimhaltung.

Zum zehn­jäh­ri­gen Thron­ju­bi­lä­um von Papst Fran­zis­kus ver­öf­fent­li­chen wir zwei Arti­kel aus dem Jahr 2011, die es in sich haben, aber zum Zeit­punkt des Kon­kla­ves 2013 über­se­hen wur­den. Bei­de Arti­kel stam­men vom gale­gi­schen Rechts­an­walt, Jour­na­li­sten und Publi­zi­sten Fran­cis­co José Fernán­dez de la Cigo­ña, der sich wie kaum ein ande­rer mit der spa­ni­schen Kir­chen­ge­schich­te seit dem 19. Jahr­hun­dert und als Kolum­nist seit vie­len Jah­ren mit kirch­li­chen Fra­gen befaßt. Fernán­dez de la Cigo­ña ist auf der ibe­ri­schen Halb­in­sel der meist­ge­le­se­ne Blog­ger in die­sem Bereich. Der stu­dier­te Rechts- und Wirt­schafts­wis­sen­schaft­ler ist für sei­ne kur­zen, aber poin­tier­ten Sät­ze bekannt. Das fünf­jäh­ri­ge Thron­ju­bi­lä­um von Papst Fran­zis­kus kom­men­tier­te Fernán­dez de la Cigo­ña 2018 trocken mit den Worten:

Anzei­ge

„Die­ser Papst belei­digt mich jeden Tag.“

Als die bei­den Arti­kel ent­stan­den, bei denen es sich um Berich­te von einer mit Fernán­dez de la Cigo­ña befreun­de­ten Quel­le aus Rom han­delt, hielt noch nie­mand einen Rück­tritt von Papst Bene­dikt XVI. und die Wahl des Erz­bi­schofs von Bue­nos Aires auf den Stuhl Petri für denk­bar. Ent­spre­chend fan­den die Berich­te auch nicht die Beach­tung, die sie ver­dient hät­ten. Zu fern lagen Argen­ti­ni­en und ein mög­li­ches Kon­kla­ve. Das galt erst recht für even­tu­el­le Erfolgs­aus­sich­ten aus­ge­rech­net für jenen Kar­di­nal, der bereits 2005 als direk­ter Kon­kur­rent von Bene­dikt XVI. geschei­tert war.

Durch mehr­fa­che Umzü­ge des Blogs sind älte­re Kolum­nen nicht mehr auf­ruf­bar. Es ist der Auf­merk­sam­keit von Secre­tum meum mihi zu ver­dan­ken, daß die bei­den Arti­kel gesi­chert wur­den und aus gege­be­nem Anlaß hier prä­sen­tiert wer­den können.

23. Dezem­ber 2011

Der heutige Beitrag kommt aus Argentinien

Blog von Fran­cis­co José Fernán­dez de la Cigoña

Die Lek­tü­re des Bei­trags, daß der Kar­di­nal-Erz­bi­schof von Bue­nos Aires an sei­nem 75. Geburts­tag das Rück­tritts­ge­such vor­le­gen wird, hat die Feder eines römi­schen Freun­des bewegt, der mir zwei Arti­kel über die Per­sön­lich­keit Berg­o­gli­os und sei­ne Tücken geschickt hat und wei­te­re ankün­digt. Von mir gibt es nur die­se Ein­lei­tung. Ich wuß­te nicht ein­mal, wer die­ser Pedac­chio, der Agent des Kar­di­nals in Rom, war. Ich habe aber nur die besten Hin­wei­se auf den erwähn­ten para­gu­ay­ischen Bischof.

Pedacchios Reisen nach Paraguay

Es ist ange­bracht, ein Bei­spiel dafür zu geben, wie der Prie­ster Pedac­chio, ein Beam­ter der römi­schen Bischofs­kon­gre­ga­ti­on, Kar­di­nal Berg­o­glio infor­miert und ver­trau­li­che Infor­ma­tio­nen nach des­sen Anwei­sun­gen mani­pu­liert – abge­se­hen natür­lich von der Ver­fäl­schung und Erfin­dung von Beweisen.

Zuver­läs­si­gen Quel­len zufol­ge haben sich eini­ge der jüng­sten Akti­vi­tä­ten des Kar­di­nals von Bue­nos Aires und sei­ner Minutan­ten an der Römi­schen Kurie auf einen Bischof in Para­gu­ay kon­zen­triert. Wir erin­nern uns, daß Para­gu­ay das Land ist, für das Pedac­chio in der Bischofs­kon­gre­ga­ti­on zustän­dig ist. Bereits Ende 2008 war ein sehr merk­wür­di­ges Leck mit höchst ver­trau­li­chen Infor­ma­tio­nen auf­ge­tre­ten. Ein Bischof von Para­gu­ay, Roge­l­io Ricar­do Livi­e­res Pla­no, hat­te dem Papst [ Bene­dikt XVI.] wäh­rend des Ad-Limi­na-Besuchs einen per­sön­li­chen und ver­trau­li­chen Brief über­ge­ben, in dem er auf eini­ge der drän­gen­den Pro­ble­me bei den Bischofs­er­nen­nun­gen in die­sem Land auf­merk­sam mach­te. Einer die­ser Bischö­fe war gera­de ent­ge­gen allem Kir­chen­recht Prä­si­dent der Repu­blik gewor­den, und dann wur­de öffent­lich, was die para­gu­ay­ischen Bischö­fe ver­schwie­gen hat­ten: Er hat­te eini­ge Kin­der „nach dem Fleisch“ gezeugt, um den Aus­druck der Hei­li­gen Schrift zu verwenden.

Bischof Roge­l­io Livi­e­res, von 2004 bis 2014 Bischof von Ciu­dad del Este, för­der­te das Eucha­ri­stie­ver­ständ­nis, den über­lie­fer­ten Ritus und konn­te dadurch so vie­le Beru­fun­gen anzie­hen, daß sein diö­ze­sa­nes Prie­ster­se­mi­nar im Ver­hält­nis zum weit­aus größ­ten Semi­nar ganz Latein­ame­ri­kas wur­de. Genau das wur­de ihm zum Ver­häng­nis, denn Kar­di­nal Berg­o­glio von Bue­nos Aires hat­te die Zer­schla­gung die­ser leben­den Ohr­fei­ge für den kirch­li­chen Pro­gres­sis­mus spä­te­stens 2011 zur Prio­ri­tät erho­ben. Als Papst konn­te er sein Ziel umsetzen. 

Die­ser per­sön­li­che und ver­trau­li­che Brief wur­de kurz dar­auf der para­gu­ay­ischen Pres­se zuge­spielt, um die­sen Bischof anzu­grei­fen, der eine Ver­bes­se­rung der Bischofs­er­nen­nun­gen anstreb­te. Dies geschah natür­lich zum gro­ßen Scha­den von Bischof Livi­e­res. Nie­mand außer Livi­e­res kann­te in Para­gu­ay den Text die­ses Brie­fes. Und er hat­te nur ein Exem­plar an den Papst wei­ter­ge­ge­ben. Wahr­schein­lich war es Pedac­chio selbst, der als der für Para­gu­ay zustän­di­ge Beam­te der Bischofs­kon­gre­ga­ti­on die­se Infor­ma­ti­on trotz der päpst­li­chen Geheim­hal­tungs­pflicht „durch­sickern“ ließ.

Bis­her wur­den wir von eini­gen Freun­den in Asun­ción über die­ses The­ma infor­miert. Aber wie wir aus Argen­ti­ni­en und vom Hei­li­gen Stuhl erfah­ren haben, hat die beson­de­re Auf­merk­sam­keit von Kar­di­nal Berg­o­glio für die­sen para­gu­ay­ischen Bischof nicht nach­ge­las­sen. Im Gegen­teil, sie ist sogar noch gewachsen.

Berg­o­glio geht es im Zusam­men­hang mit Para­gu­ay vor allem dar­um, daß die Prie­ster­be­ru­fun­gen im Prie­ster­se­mi­nar von Ciu­dad del Este [der Diö­ze­se von Bischof Livi­e­res] nicht zuneh­men, die ein ech­ter Schlag ins Gesicht des herr­schen­den Pro­gres­sis­mus sind, der sowohl von eini­gen para­gu­ay­ischen Bischö­fen als auch von Berg­o­glio geför­dert wird. Sei­ne größ­te Sor­ge ist es, zu ver­hin­dern, daß die vom Papst geför­der­te kirch­li­che und lit­ur­gi­sche Erneue­rung, die man­che als „Reform der Reform“ bezeich­nen, d. h. ein lit­ur­gi­sches Leben in Über­ein­stim­mung mit den Vor­ga­ben des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils, das in der Dyna­mik der „Her­me­neu­tik der Kon­ti­nui­tät“ zele­briert wird, Erfolg hat. Er ist besorgt dar­über, daß so vie­le Neu­prie­ster [in Ciu­dad del Este] flie­ßend in einem gewohn­heits­mä­ßi­gen Kon­takt mit der ordent­li­chen und der außer­or­dent­li­chen Form des Römi­schen Ritus aus­ge­bil­det wer­den, was in Latein­ame­ri­ka ganz unge­wöhn­lich ist.

Berg­o­gli­os Gene­ral­stra­te­gie besteht dar­in, das Werk der kirch­li­chen Erneue­rung, das Msgr. Livi­e­res lei­stet, zu dis­kre­di­tie­ren, und zwar nicht im Bereich der Leh­re oder der Lit­ur­gie, wo Livi­e­res im Rom von Bene­dikt XVI. viel Wider­hall fin­det, son­dern bei der Berufungsförderung.

Bei der Gene­ral­ver­samm­lung der O.S.A.R. (Orga­ni­sa­ti­on der Prie­ster­se­mi­na­re Argen­ti­ni­ens) am 10. Novem­ber 2011 im Prie­ster­se­mi­nar von La Pla­ta (Pro­vinz Bue­nos Aires) sprach einer der Obe­ren des Prie­ster­se­mi­nars von Bue­nos Aires – angeb­lich unter Preis­ga­be des päpst­li­chen Geheim­nis­ses – über ein bestimm­tes Gesetz, das der Hei­li­ge Stuhl vor­be­rei­tet, um die „Über­trit­te“ von Semi­na­ri­sten von einem Prie­ster­se­mi­nar zum ande­ren zu beschrän­ken. Als Bei­spiel wur­de ein Fall aus dem Prie­ster­se­mi­nar von Ciu­dad del Este genannt, mit Namen und Nach­na­men. Bei die­sem Tref­fen wur­de behaup­tet, daß der Hei­li­ge Stuhl einen para­gu­ay­ischen Bischof – Msgr. Livi­e­res – „belangt“ habe, weil er einen Semi­na­ri­sten aus Bue­nos Aires auf­ge­nom­men und zum Dia­kon geweiht hat­te, ohne die kano­ni­schen Berich­te einzuholen.

Sei­en wir ehr­lich. Berg­o­glio woll­te Sank­tio­nen gegen Livi­e­res, denn sonst wäre es nicht nötig gewe­sen, bis nach Para­gu­ay zu gehen – dem Land, über das Pedac­chio wacht – um angeb­li­che Bei­spie­le für sol­che Fäl­le zu fin­den. In der Tat kom­men sie genau­so in Argen­ti­ni­en selbst häu­fig vor. Und es gibt nicht weni­ge Semi­na­ri­sten, die in Angst und Schrecken aus dem Prie­ster­se­mi­nar von Bue­nos Aires flie­hen – und das, um die Wahr­heit zu sagen, nicht nur aus lit­ur­gi­schen Grün­den. Die direk­te und öffent­li­che Nen­nung die­ses Bischofs eines Nach­bar­lan­des, von dem es heißt, daß er so vie­le gute Früch­te in sei­nem Land bringt, bedeu­tet, daß Berg­o­glio und sei­ne Infor­man­ten ihn zu dis­kre­di­tie­ren, wenn nicht gar zu rui­nie­ren ver­su­chen. Abge­se­hen von der enor­men Unge­rech­tig­keit, die die­ser Angriff dem guten Namen des Semi­na­ri­sten zufügt, der in Wirk­lich­keit weder dis­zi­pli­niert noch irgend­ei­ner schwe­ren Tat beschul­digt wur­de. Dies wur­de damals vom Rek­tor des Semi­nars in Bue­nos Aires, Ale­jan­dro Dani­el Gior­gi, öffent­lich aner­kannt, der jedoch anschlie­ßend nicht ein­mal eine schüch­ter­ne Stim­me erhob, um ihn zu ver­tei­di­gen. [Gior­gi wur­de 2014 von Papst Fran­zis­kus zum Weih­bi­schof von Bue­nos Aires ernannt.]

Doch dabei blieb es nicht. Wochen spä­ter wur­de die­se Ange­le­gen­heit – wie­der­um mit den Namen und Nach­na­men der „Betei­lig­ten“ – auf der Sit­zung des Prie­ster­rats der Erz­diö­ze­se Bue­nos Aires dis­ku­tiert. Man ver­sucht immer, den guten Namen von Bischö­fen zu schä­di­gen, die beim Kar­di­nal [Berg­o­glio] nicht gut ange­se­hen sind. Jemand hat die Gewis­sens­pflicht, das aus­zu­spre­chen, was so vie­le ande­re aus Angst oder aus Furcht vor dem Ruin ihrer Kar­rie­re aus Ver­gel­tung ver­schwei­gen. In der Erz­diö­ze­se von Bue­nos Aires ist alles bekannt. Scha­de ist nur, daß das, was aus die­sen Quel­len kommt, ver­zerrt, wenn nicht gar gelo­gen ist. Und dann gilt mehr denn je das Sprich­wort: „Von Rom kommt, was nach Rom geht“, denn sobald die Dif­fa­mie­run­gen oder Ver­leum­dun­gen aus­ge­löst wer­den, brin­gen geschul­te Infor­man­ten wie Pedac­chio „den Fall“ nach Rom zu den wich­tig­sten „Kon­tak­ten“, um Schan­de zu säen oder Sank­tio­nen zu fordern.

Unter den beschei­de­nen Gesten der Demut, die er zur Schau stellt, ver­birgt Berg­o­glio mehr als nur gerin­ge Wün­sche nach ech­ter Macht. Die­se hat er seit sei­nen Anfän­gen in der Guar­dia de Hier­ro (GH, Eiser­nen Gar­de)1 und sei­ner frü­he­ren Bezie­hung zur P2 (mit ihrer nach­ge­wie­se­nen Bezie­hung zu Admi­ral Mas­se­ra)2. Das Glück des Kar­di­nals ist, daß er in die­sen Punk­ten von einem Jour­na­li­sten namens Ver­bitz­ky ange­grif­fen wur­de, der sich durch sei­nen glü­hen­den Haß auf die Kir­che in Argen­ti­ni­en dis­kre­di­tiert hat. Daher gilt sein Angriff auf Berg­o­glio als par­tei­isch, obwohl sei­ne Recher­chen seri­ös und gut doku­men­tiert waren.3

Aber um auf Berg­o­gli­os offen­sicht­li­che Besorg­nis über das Prie­ster­se­mi­nar in Ciu­dad del Este in Para­gu­ay zurück­zu­kom­men, ist es über­ra­schend, so viel Eifer zu fin­den, wenn man bedenkt, daß sein eige­nes Prie­ster­se­mi­nar viel zu wün­schen übrig läßt. Es ist bekannt, daß es dort Semi­na­ri­sten von zwei­fel­haf­ter Moral gibt, die sich geist­lich im Kon­takt mit eini­gen der weni­ger emp­feh­lens­wer­ten Weih­bi­schö­fe des Kar­di­nals befin­den. „Der Jesu­it“ – so der Titel sei­ner selbst in Auf­trag gege­be­nen Bio­gra­phie4 –, der das geist­li­che Leben und die Aus­bil­dung sei­nes Kle­rus, der sich im Aus­ster­ben befin­det, so sehr ver­nach­läs­sigt, ist nicht im gering­sten zurück­hal­tend, wenn es dar­um geht, anzu­kla­gen. Sei­ne Spe­zia­li­tät ist die Beschul­di­gung von Bischö­fen wegen angeb­li­cher Homo­se­xua­li­tät oder Affi­ni­tät zur Homo­se­xua­li­tät oder wegen des Schut­zes von Homo­se­xu­el­len in ihren Semi­na­ren oder ihrem Kle­rus. Ein wei­te­res sei­ner Werk­zeu­ge ist der Vor­wurf psy­cho­lo­gi­scher Pro­ble­me. Hier­für steht ihm ein Team von Psych­ia­tern zur Ver­fü­gung, die bei Bedarf nütz­li­che „Berich­te“ erstellen.

Es ist scha­de, daß Argen­ti­ni­en und in gewis­sem Maße auch Para­gu­ay und ein Teil der CELAM [Latein­ame­ri­ka­ni­scher Bischofs­rat] – wo er nur dank sei­ner Minutan­ten prä­sent ist – die Fol­gen sei­ner Machen­schaf­ten zu tra­gen haben. Wird die näch­ste Gene­ra­ti­on von Bischö­fen durch die­se Kam­pa­gnen belastet?

Wer die gan­ze Wahr­heit über Berg­o­glio wis­sen will, muß nur alle Infor­ma­tio­nen über den Kar­di­nal sam­meln und ana­ly­sie­ren – nicht Klatsch und Tratsch, nicht anony­me Anschul­di­gun­gen, son­dern Aus­sa­gen von maß­geb­li­chen Geist­li­chen. Die ein­zi­ge Schwie­rig­keit besteht dar­in, daß jene, die den Papst [Bene­dikt XVI.] ver­ra­ten, indem sie päpst­li­che Geheim­nis­se preis­ge­ben, oder die ihn dif­fa­mie­ren und ver­leum­den, auch in der Lage sind, eini­ge Sei­ten oder sogar Ord­ner von Berich­ten der Römi­schen Kurie ver­schwin­den zu las­sen. Schließ­lich wird alles getan und scheint alles erlaubt, um ihn als den „Aus­er­wähl­ten“ dar­zu­stel­len, so wie er sei­nen bischöf­li­chen Wahl­spruch oft erklärt.

Ende des ersten Beitrags.

Nachtrag von Giuseppe Nardi

Bischof Livi­e­res Pla­no wur­de nach der Wahl Berg­o­gli­os zum Papst eines sei­ner ersten Opfer. Der Bischof von Ciu­dad del Este wur­de gene­ral­stabs­mä­ßig „erlegt“. 2014 lock­te ihn Fran­zis­kus nach Rom, wäh­rend zu Hau­se die Schlös­ser der bischöf­li­chen Resi­denz aus­ge­tauscht wur­den. Fran­zis­kus setz­te ihn kur­zer­hand ab, was der Betrof­fe­ne aus den Medi­en erfah­ren muß­te, wäh­rend er in Rom vor ver­schlos­se­nen Türen stand. Fran­zis­kus wei­ger­te sich, ihn zu emp­fan­gen. Das phä­no­me­na­le Auf­bau­werk, das ihm in nur zehn Jah­ren sei­nes Epi­sko­pats gelun­gen war, wur­de syste­ma­tisch zer­stört. Das Prie­ster­se­mi­nar, das blü­hend­ste in ganz Latein­ame­ri­ka, wur­de auf­ge­löst und die Semi­na­ri­sten in alle Win­de zer­streut. Die Aus­bil­dung erfolgt seit­her auch für die­se Diö­ze­se im zen­tra­len Prie­ster­se­mi­nar für ganz Para­gu­ay in einem dump­fen nach­kon­zi­lia­ren Geist, ver­mengt mit viel Befrei­ungs­theo­lo­gie.

26. Dezem­ber 2011

Bergoglios Schachfiguren

Blog von Fran­cis­co José Fernán­dez de la Cigoña

Dies ist der zwei­te Teil, den mir mein Freund geschickt hat:

„Von Rom kommt, was nach Rom geht“. Rom ist in sei­nen Ent­schei­dun­gen abhän­gig von den Infor­ma­tio­nen, die es erhält, und davon, wel­che Prio­ri­tä­ten es bei der Ver­ar­bei­tung die­ser Infor­ma­tio­nen setzt. Ein gro­ßer Macht­mensch, der Kar­di­nal-Erz­bi­schof von Bue­nos Aires, weiß das sehr gut. Kar­di­nal Berg­o­glio weiß, wie man mit Halb­wahr­hei­ten lügt – oder über­treibt oder ver­schlei­ert, je nach­dem, was im Ein­zel­fall geeig­net erscheint. Aber er zögert nicht, wenn nötig, auch offen zu lügen.

Sicher ist, daß er, um sein Netz der Macht und des Ein­flus­ses auf die Bischö­fe und ihre Ernen­nun­gen sowie auf die Prie­ster und die Prie­ster­se­mi­na­re zu knüp­fen, weiß, wie er Ver­leum­dun­gen oder Dif­fa­mie­run­gen aus­löst und vor allem wie er sie geschickt lenkt. Er tut dies mit Hil­fe von geschul­ten Infor­man­ten, die ihn unter Ver­let­zung der Ver­trau­lich­keit, zu der sie durch das päpst­li­che Geheim­nis ver­pflich­tet sind, über alles infor­mie­ren, was in Rom über The­men oder Per­so­nen, die ihn inter­es­sie­ren, ein­trifft. Anschlie­ßend sind die­sel­ben Infor­man­ten damit betraut, die römi­schen Behör­den zu „infor­mie­ren“ oder Infor­ma­tio­nen zu „ver­zö­gern“ und Ver­fah­ren zu „ver­schlep­pen“, indem sie den mani­pu­la­ti­ven Plä­nen des Kar­di­nals Prio­ri­tät ein­räu­men – „des Jesui­ten“, wie er im Titel eines zu sei­ner Ver­herr­li­chung in Auf­trag gege­be­nen Buches genannt wird.

Einer der wich­tig­sten Dreh- und Angel­punk­te die­ser Infor­ma­ti­ons­ma­ni­pu­la­ti­on ist ein argen­ti­ni­scher Prie­ster, der vom Kar­di­nal in den Dienst der Bischofs­kon­gre­ga­ti­on „ein­ge­pflanzt“ wur­de, wo alle Infor­ma­tio­nen, die die Bischö­fe der gan­zen Welt betref­fen, bear­bei­tet wer­den – wobei der Kar­di­nal vor allem an Latein­ame­ri­ka und vor allem an den argen­ti­ni­schen Bischö­fen inter­es­siert ist. Die Untreue die­ses Prie­sters der Erz­diö­ze­se Bue­nos Aires [gegen­über sei­nem Amt und dem Papst] ist bereits vie­len bekannt, aber offen­bar wird nichts dage­gen unter­nom­men. Er ist nicht der ein­zi­ge Infor­mant des Kar­di­nals, aber er ist viel­leicht der berüch­tigt­ste. Und in Anbe­tracht sei­nes Berufs auch einer der gefährlichsten.

Fabián Pedac­chio, Prie­ster des Erz­bis­tums Bue­nos Aires, war vor 2013 der Haupt­agent von Kar­di­nal Berg­o­glio an der Römi­schen Kurie

Die Wahr­heit ist, daß jemand aus Gewis­sens­grün­den die Ver­pflich­tung hat, das aus­zu­spre­chen, was so vie­le aus Angst oder aus Furcht vor dem Ruin ihrer Kar­rie­re ver­schwei­gen. Der aus­ge­bil­de­te Spi­on, der wich­ti­ge römi­sche Kon­tak­te beschafft und mit Infor­ma­tio­nen ver­sorgt, ist der Prie­ster Fabián Pedac­chio, der vor nicht all­zu lan­ger Zeit zum Kaplan Sei­ner Hei­lig­keit und zum Offi­zi­al der Kon­gre­ga­ti­on für die Bischö­fe ernannt wur­de. Kar­di­nal Berg­o­glio hat es geschafft, ihn auf die­sen Schlüs­sel­po­sten in der Bischofs­kon­gre­ga­ti­on zu set­zen, als die­ses Dik­aste­ri­um von Kar­di­nal Re gelei­tet wur­de, der damals Berg­o­glio sehr wohl­ge­son­nen, man könn­te sogar sagen, erge­ben war. Daß er spä­ter sei­ne Hal­tung änder­te, weil Berg­o­glio „ver­brann­te Erde“ hin­ter­ließ, ist eine ande­re Geschich­te, die es viel­leicht ver­dient, vor dem Jüng­sten Gericht erzählt zu werden.

Wer Pedac­chi­os ehe­ma­li­gen Prie­ster­kol­le­gen zuhö­ren will, erfährt schnell, daß es nicht gera­de sei­ne prie­ster­li­chen Ver­dien­ste waren, die ihm eine sol­che Beför­de­rung in die Bischofs­kon­gre­ga­ti­on ein­brach­ten. Man braucht auch nicht lan­ge zu recher­chie­ren, um zu erfah­ren, daß der Prie­ster Pedac­chio häu­fig mit sei­nem Kar­di­nal und Gön­ner tele­fo­niert und ihn über alle bei der Kon­gre­ga­ti­on ein­tref­fen­den Brie­fe und Berich­te infor­miert, auch über sol­che, die der Geheim­hal­tung unter­lie­gen. Auf die­se Wei­se erfährt Berg­o­glio alles, was für ihn nütz­lich ist, vor allem aber alles, was bischöf­li­che Beför­de­run­gen betrifft. Und dann weist er den Spit­zel Pedac­chio an, einen Kan­di­da­ten zu för­dern, der sei­nen Plä­nen ent­spricht, oder gegen einen ande­ren, für den das nicht gilt, Schmutz oder zumin­dest ver­un­glimp­fen­de Andeu­tun­gen zu ver­brei­ten. Aber es geht nicht nur um Tele­fon­an­ru­fe. Wenn es wirk­lich wich­tig ist, schickt der Prie­ster Pedac­chio sei­nem Erz­bi­schof sogar Faxe mit den Berich­ten und gehei­men Unter­la­gen, die sein Chef verlangt.

Obwohl Berg­o­glio einst die Nach­fol­ge von Johan­nes Paul II. als Papst anstreb­te, inter­es­siert er sich jetzt beson­ders für Latein­ame­ri­ka. Des­halb ist Pedac­chio natür­lich beson­ders an Argen­ti­ni­en inter­es­siert, dem Epi­sko­pat, das Berg­o­glio mit „väter­li­chem“ Eifer zu kon­trol­lie­ren ver­sucht. Trotz sei­ner Spio­na­ge ist Pedac­chio nicht immer in der Lage, an die­se wich­ti­gen Infor­ma­tio­nen her­an­zu­kom­men, denn Argen­ti­ni­en ist nicht das Gebiet, mit dem er sich offi­zi­ell befaßt. Im Fal­le Para­gu­ays, das in sei­nen Zustän­dig­keits­be­reich fällt, gelingt ihm dies jedoch.

Pedac­chio ist ein Mann mit einer guten Beob­ach­tungs­ga­be. Und manch­mal gelingt es ihm, ande­re bischöf­li­che „Ter­ri­to­ri­en“ zu infil­trie­ren. Er ist auch auf den Flu­ren sehr auf­merk­sam und weiß, wel­che Bischö­fe die Kon­gre­ga­ti­on betre­ten und ver­las­sen. Er ist berüch­tigt für die Berich­te, die er sei­nem Chef jedes Mal schickt, wenn ein „Feind“ wie der argen­ti­ni­sche Erz­bi­schof Héc­tor Rubén Aguer die Römi­sche Kurie betritt oder ein ande­rer, der dem Kar­di­nal nicht genehm ist, weil er sich ihm nicht als Instru­ment anbie­tet, das er begehrt: eine „siche­re Stim­me“ in der Bischofskonferenz.

Natür­lich zahlt der Kar­di­nal einen Preis für die Arbeit die­ses Infor­man­ten. Denn wie alle Infor­man­ten hat er das Bedürf­nis, nütz­lich zu erschei­nen und sei­nem Arbeit­ge­ber zu schmei­cheln, wes­halb er in sei­nen Berich­ten oft etwas hin­zu­fü­gen oder sogar erfin­den muß. Offen­bar hat er den Auf­trag, jeden Klatsch und Tratsch, der per Post oder E‑Mail ein­trifft, auf­zu­fan­gen, auch wenn er unsi­gniert ist, wie eine anony­me Denun­zia­ti­on, und ihn den zustän­di­gen Behör­den vor­zu­le­gen, um zumin­dest Ver­dacht und Miß­trau­en gegen­über jeman­dem zu säen, der ver­nich­tet oder zumin­dest in sei­ner bischöf­li­chen oder prie­ster­li­chen Arbeit ein­ge­fro­ren wer­den soll.

Die effi­zi­en­te Arbeit von Pedac­chio wird durch ande­re wich­ti­ge Infor­man­ten ergänzt. „Der Jesu­it“ erfährt bei­spiels­wei­se, wer im Vati­kan ein- und aus­geht, dank einer ande­ren „Pflan­ze“ im Pro­to­koll­se­kre­ta­ri­at des Staats­se­kre­ta­ri­ats. Es han­delt sich um einen wei­te­ren argen­ti­ni­schen Prie­ster, eben­falls aus der Erz­diö­ze­se Bue­nos Aires, Guil­ler­mo Kar­cher. [Kar­cher, Pro­to­koll­chef des Staats­se­kre­ta­ri­ats und Päpst­li­cher Zere­mo­ni­är, gehört zum „magi­schen Zir­kel“ um Papst Fran­zis­kus: Kar­cher lei­te­te bereits 1992 als Zere­mo­nien­mei­ster die Inthro­ni­sa­ti­on Berg­o­gli­os als Erz­bi­schof von Bue­nos Aires. Kar­cher war es auch, der das Mikro­phon hielt, als der neu­ge­wähl­te Papst Fran­zis­kus sich am Abend des 13. März 2013 auf der Mit­tel­log­gia des Peters­dom der Welt zeigte.]

Die Mani­pu­la­ti­on von Infor­ma­tio­nen an die Behör­den des Hei­li­gen Stuhls endet hier noch nicht. Berg­o­glio möch­te, daß die­sel­ben Behör­den die­se Infor­ma­tio­nen indi­rekt, über das Inter­net, „bestä­tigt“ sehen. Der Ver­ant­wort­li­che für die „Com­pu­ter­ver­schmut­zung“ oder den Com­pu­ter­ter­ro­ris­mus ist sein Weih­bi­schof Edu­ar­do Gar­cia. Er ist der­je­ni­ge, der die Mei­nun­gen über Bischö­fe, Prä­la­ten und Prie­ster im Inter­net verwaltet.

Auf die­se Wei­se schafft Berg­o­glio ein Netz aus Lügen, Intri­gen, Spio­na­ge, Miß­trau­en und vor allem Angst. Ein argen­ti­ni­scher Beam­ter, der im Vati­kan arbei­tet und aus Angst lie­ber nicht zitiert wer­den möch­te, meint dazu: Berg­o­glio „ist jemand, der es vor allem ver­steht, Angst zu ver­brei­ten“. Aus die­sem Grund hat er einen Ein­fluß auf den Hei­li­gen Stuhl, der vie­le überrascht.

Obwohl er sorg­fäl­tig dar­auf bedacht ist, alle mit einem schein­hei­li­gen, stren­gen und demü­tig­ten Auf­tre­ten zu beein­drucken, ist er ein Mann mit einer aus­ge­präg­ten Macht­ment­a­li­tät. Und das war er schon immer.

Der Kar­di­nal ist sehr an Latein­ame­ri­ka inter­es­siert. Im Lau­fe der Jah­re hat er sei­ne Macht im CELAM [Latein­ame­ri­ka­ni­scher Bischofs­rat] aus­ge­baut, auch wenn die­se in letz­ter Zeit etwas geschmä­lert wur­de, weil Kar­di­nal Ouel­let, der neue Prä­fekt der Bischofs­kon­gre­ga­ti­on, Prä­si­dent der Päpst­li­chen Kom­mis­si­on für Latein­ame­ri­ka gewor­den ist – und die­ser wür­di­ge Prä­lat mit den Intri­gen des „Jesui­ten“ sicher nichts zu tun hat.

Aber Berg­o­glio hat noch mäch­ti­ge Ver­tre­ter im CELAM. Ins­be­son­de­re Bischof Jor­ge Edu­ar­do Loza­no (Gua­legu­ay­chú, Argen­ti­ni­en) [Papst Fran­zis­kus beför­der­te ihn 2017 zum Erz­bi­schof von San Juan de Cuyo] und Erz­bi­schof Andrés Sta­nov­nic (Cor­ri­en­tes, Argen­ti­ni­en) [Papst Fran­zis­kus ernann­te ihn 2015 zum Mit­glied der Päpst­li­chen Kom­mis­si­on für Latein­ame­ri­ka], ein äußerst „füg­sa­mer“ Anhän­ger von Berg­o­gli­os Posi­tio­nen und seit Jah­ren der Kan­di­dat, den Kar­di­nal Berg­o­glio ger­ne als Vor­sit­zen­den des CELAM durch­ge­setzt hät­te, was ihm nicht gelun­gen ist.

Der Kar­di­nal weiß, daß sei­ne Stun­den der direk­ten Macht in die­ser Welt gezählt sind. Aber er arbei­tet hart und listig, damit auch nach sei­ner alters­be­ding­ten Pen­sio­nie­rung, und selbst wenn der Herr ihn für sei­ne Ver­wal­tung zur Rechen­schaft zieht, sei­ne „Pflan­zen“ und Erben in der Kir­che wei­ter­hin das behal­ten, wor­an er am mei­sten inter­es­siert ist: Macht.

Ende des zwei­ten Beitrags.

Nachtrag von Giuseppe Nardi

Es soll­te anders kom­men. Kar­di­nal Berg­o­glio reich­te im Dezem­ber 2011 sein Rück­tritts­ge­such ein, wie es das Kir­chen­recht vor­schreibt. Papst Bene­dikt XVI. lehn­te es jedoch erwar­tungs­ge­mäß ab und beließ den Kar­di­nal, wie er es bei Metro­po­li­ten grund­sätz­lich tat, für wei­te­re zwei Jah­re im Amt. Ende 2013 hät­te die Amts­zeit Berg­o­gli­os geen­det und de fac­to auch sei­ne Aus­sicht, in einem Kon­kla­ve noch als „Papa­bi­le“ zu gelten.

Einleitung/​Übersetzung/​Fußnoten: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati​can​.va/​F​a​c​e​b​ook (Screen­shots)


1 Die Guar­dia de Hier­ro (Eiser­ne Gar­de) wur­de nach dem Sturz von Juan Dom­in­go Perón (1955) Anfang der 60er Jah­re ins Leben geru­fen, um des­sen Rück­kehr an die Macht auf der Basis einer „natio­na­len Lin­ken“ anzu­stre­ben, deren Grund­la­gen eine Mischung aus Mar­xis­mus und Pero­nis­mus war. Die Eiser­ne Gar­de ent­stand aus dem über­zeug­te­sten Kern des Pero­nis­mus, des­sen Wesens­merk­mal ein uner­bitt­li­cher Anti­ka­pi­ta­lis­mus war. Berg­o­glio selbst gehör­te laut Aus­sa­gen von Ale­jan­dro Fran­cis­co „Gal­le­go“ Álva­rez, dem Grün­der und Lei­ter der Eiser­nen Gar­de, die­ser zwar nie an, doch gab es enge Kon­tak­te, denn Berg­o­glio „war das gan­ze Laben lang ein Pero­nist“. Die Stu­den­ten­or­ga­ni­sa­ti­on der Eiser­nen Gar­de unter­hielt Anfang der 70er Jah­re an der Jesui­ten­uni­ver­si­tät El Sal­va­dor (USAL) in Bue­nos Aires enge Bezie­hun­gen zum jun­gen Jesui­ten Jor­ge Mario Berg­o­glio, der kurz dar­auf zum Pro­vin­zi­al der argen­ti­ni­schen Jesui­ten­pro­vinz ernannt wur­de. Den bewaff­ne­ten Kampf der ERP und der Mon­tone­r­os lehn­ten die Gar­di­sten ab. Das bis­her Gesag­te zeigt bereits, daß das west­li­che Rechts-Links-Sche­ma, das in West­eu­ro­pa ger­ne auch auf Argen­ti­ni­en ange­wandt wur­de, die dor­ti­ge Rea­li­tät besten­falls peri­pher traf. Mit dem Tod Peróns 1974 löste sich die Eiser­ne Gar­de auf, doch die Ver­bin­dun­gen blie­ben auf­recht. Berg­o­glio, inzwi­schen Pro­vinz­obe­rer, über­trug die Lei­tung der Jesui­ten­uni­ver­si­tät an Lai­en, kon­kret an Fran­cis­co „Cacho“ Piñón und Wal­ter Rome­ro, die bei­de hoch­ran­gi­ge Expo­nen­ten der Eiser­nen Gar­de waren. Piñón war es, der als Rek­tor 1977 Admi­ral Emi­lio Mas­se­ra, zu jener Zeit ein füh­ren­des Mit­glied der argen­ti­ni­schen Mili­tär­jun­ta, den Titel eines Ehren­pro­fes­sors ver­lieh. Mas­se­ra wur­de 1985 wegen Mor­des, Fol­te­rung und Frei­heits­be­rau­bung zu lebens­lan­ger Haft ver­ur­teilt, 1990 amne­stiert, 1998 erneut ver­haf­tet und unter Haus­ar­rest gestellt. 2010 annul­lier­te der Ober­ste Gerichts­hof die Amne­stie, wes­halb die lebens­lan­ge Haft rechts­kräf­tig wur­de. Noch im sel­ben Jahr ver­starb Mas­se­ra in einem Mili­tär­kran­ken­haus in Bue­nos Aires.

2 P2, die Frei­mau­rer­lo­ge Pro­pa­gan­da Due, erhielt im 19. Jahr­hun­dert ihren Namen – offen­bar eine Form von frei­mau­re­ri­schem „Humor – als Gegen­stück zur Pro­pa­gan­da Fide, der Kon­gre­ga­ti­on für die Evan­ge­li­sie­rung der Völ­ker an der Römi­schen Kurie. Die­se 1967 von Licio Gel­li reak­ti­vier­te Loge ist von einem sol­chen Dickicht an aben­teu­er­li­chen Über­trei­bun­gen und unbe­wie­se­nen Behaup­tun­gen umrankt, daß ein Durch­blick schwer­fällt. Die wahr­schein­lich­ste The­se ist jene, daß die Logen­form blo­ße Eti­ket­te war für ein trans­at­lan­ti­sches Netz­werk der CIA zur Abwehr einer mög­li­chen kom­mu­ni­sti­schen Macht­über­nah­me. Das ist der Grund, wes­halb sich die poli­ti­sche Lin­ke so mas­siv auf die P2 ein­schoß und deren Wir­kungs­kreis ins Uner­meß­li­che mysti­fi­zier­te. Das hat­te mit dem Trau­ma der ita­lie­ni­schen Kom­mu­ni­sten zu tun, daß es ihnen wie Allen­de in Chi­le erge­hen könn­te und sie trotz einer demo­kra­ti­schen Macht­er­grei­fung durch einen Mili­tär­putsch gestürzt wer­den könn­ten. Das P2-Netz­werk ent­wickel­te par­al­lel zu sei­nem Grün­dungs­zweck offen­bar ein Eigen­le­ben und wur­de von eini­gen für ihre eige­nen Zwecke genützt und miß­braucht. Der Hin­ter­grund? Die nach 1945 ent­stan­de­ne Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land und die Repu­blik Ita­li­en tra­ten unter US-Auf­sicht das Erbe der Besieg­ten des Zwei­ten Welt­kriegs an, wes­halb die USA in die­sen bei­den Staa­ten belie­big Mili­tär­stütz­punk­te errich­ten und den mei­sten direk­ten Ein­fluß auf Poli­tik und Wirt­schaft aus­üben konn­ten. Die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land war das wirt­schafts­stärk­ste Land in West­eu­ro­pa, Ita­li­en das Land mit der stärk­sten Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei. Deren Sprung an die Macht schien in den 70er Jah­ren zum Grei­fen nahe. Dage­gen war u. a. die P2 ver­deckt in Stel­lung gebracht worden.

3 Der argen­ti­ni­sche Jour­na­list Hora­cio Ver­bit­s­ky kam kurz nach der Wahl von Papst Fran­zis­kus noch ein­mal zu Wort, doch wur­de sei­ne Kri­tik an Jor­ge Mario Berg­o­glio schnell aus den Main­stream-Medi­en ver­bannt. Ver­bit­s­ky gehör­te den links­extre­men Ter­ror­or­ga­ni­sa­tio­nen Mon­tone­r­os und Bewaff­ne­te Revo­lu­tio­nä­re Pero­ni­sti­sche Kräf­te an. Er und Berg­o­glio waren zwar bei­de Pero­ni­sten, doch trenn­te sie ihre Hal­tung zur Gewalt. Die­se wur­de von Berg­o­glio eben­so wie von der Eiser­nen Gar­de, dem har­ten Kern des Pero­nis­mus, abge­lehnt. Berg­o­glio zog die „Volks­theo­lo­gie“ der Befrei­ungs­theo­lo­gie nicht des­halb vor, weil letz­te­re mar­xi­stisch ist, son­dern wegen ihrer Bereit­schaft zur Gewalt. Ver­bit­s­ky steht im Ver­dacht, 1976 an einem Atten­tat betei­ligt gewe­sen zu sein, bei dem 24 Men­schen getö­tet und 70 ver­letzt wurden.

4 Ser­gio Rubin, Fran­ce­s­ca Ambro­get­ti: El Jesui­ta (Der Jesu­it. Gesprä­che mit Kar­di­nal Jor­ge Berg­o­glio), Javier Berg­a­ra Edi­tor, Bue­nos Aires 2010.

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