„Dieser Papst beleidigt mich jeden Tag“

Das neue Gesprächsbuch mit Gabriel Ariza


Das neue Gesprächsbuch von Francisco Fernandez de la Cigona über Papst Franziskus.
Das neue Gesprächsbuch von Francisco Fernandez de la Cigona über Papst Franziskus.

(Madrid) Der Ver­lag Homo Legens ver­öf­fent­lich­te das Buch „Gesprä­che mit Paco Pepe“, die Gabri­el Ari­za, der Chef­re­dak­teur von Info­Va­ti­ca­na mit Fran­cis­co José Fer­nan­dez de la Cigo­ña führ­te. Fer­nan­dez de la Cigo­ña ist zu Kir­chen­fra­gen der meist­ge­le­se­ne Kolum­nist in Spa­ni­en und einer der meist­ge­le­se­nen Kolum­ni­sten in ganz Latein­ame­ri­ka. Auch den Lesern von Katho​li​sches​.info ist er kein Unbekannter.

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Cha­rak­te­ri­stisch für den Stil von Paco Pepe, wie Fer­nan­dez de la Cigo­ña von Freun­den genannt wird, sind kur­ze Sät­ze und eine deut­li­che Spra­che. Wenn er einen Bischof oder auch einen Kar­di­nal für bekla­gens­wert hält, sagt er das auch. Im ver­gan­ge­nen Mai nann­te er eini­ge, der von Papst Fran­zis­kus neu­ernann­ten Kar­di­nä­le „eine Schande“.

Als im Früh­jahr sie­ben deut­sche Bischö­fe sich an Rom wand­ten und eine Klä­rung erba­ten, ob die Zulas­sung von pro­te­stan­ti­schen Ehe­gat­ten zur Kom­mu­ni­on erlaubt sei, wie es die Mehr­heit der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz beschlos­sen hat­te, wur­de das auch außer­halb Deutsch­lands auf­merk­sam regi­striert. Fer­nan­dez de la Cigo­ña kom­men­tier­te in Spa­ni­en nüchtern:

„Deutsch­land hat noch sie­ben katho­li­sche Bischöfe“.

Am 20. Dezem­ber 2017 schrieb er auf sei­nem Blog La Cigüeña de la Tor­re zur Selig­spre­chung von Mär­ty­rern, die im Rah­men des Spa­ni­schen Bür­ger­krie­ges in odi­um fidei ermor­det wor­den waren:

„Mit den 16 Mär­ty­rern, deren Selig­spre­chung unmit­tel­bar bevor­steht, steigt 2018 die Zahl der Seli­gen, die 1935–1937 von der roten Bar­ba­rei ermor­det wur­den, auf über 2.000. Ein Gedächt­nis von histo­ri­scher Dimension.“

Mit der „roten Bar­ba­rei“ mein­te er die Ange­hö­ri­gen der Volks­front aus Kom­mu­ni­sten, Sozia­li­sten, Anar­chi­sten und Radi­kal­li­be­ra­len, die aus Haß gegen den Glau­ben Bischö­fe, Prie­ster, Ordens­frau­en und katho­li­sche Lai­en töte­ten und Spa­ni­en in eine Sowjet­re­pu­blik ver­wan­deln woll­ten. An bei­de „Taten“ wol­len sie seit Kriegs­en­de nicht mehr erin­nert wer­den. Seit­her stricken sie sich ihr eige­nes Geschichts­bild, das auf zwei histo­ri­schen Unwahr­hei­ten beruht: die poli­ti­sche Lin­ke sei das Opfer eines rech­ten Angriffs gewor­den, und sie habe für die Demo­kra­tie gekämpft. Das tat sie nach­weis­lich nicht, und auch nicht die Inter­na­tio­na­len Bri­ga­den, die von Mos­kau mobi­li­siert, an der Sei­te und als Teil der Volks­front kämpf­ten. Der Groß­va­ter von Fer­nan­dez de la Cigo­ña gehört zu den Opfern der Rotfront.

Fran­cis­co José Fer­nan­dez de la Cigo­ña ent­stammt gali­cis­chem Adel. Der ermor­de­te Groß­va­ter war Indu­stri­el­ler. Vater und Enkel wur­den Jour­na­li­sten. Zuvor stu­dier­te Fer­nan­dez de la Cigo­ña Rechts- und Wirt­schafts­wis­sen­schaf­ten. Der Vater von fünf Kin­dern ver­öf­fent­lich­te meh­re­re Bücher zur Ideen- und Kirchengeschichte.

Ari­za und Fer­nan­dez de la Cigo­ña gehö­ren in der spa­nisch­spra­chi­gen Welt zu den Jour­na­li­sten, die am besten über die katho­li­sche Kir­che infor­miert sind. Zudem sind sie seit Jah­ren befreun­det. Bei­de ver­bin­det eine gro­ße Lie­be zur Kir­che, die sie als Mut­ter betrach­ten. Dar­aus ent­stand die Idee, sie zu die­sem Gespräch zusammenzuführen.

Schwer­punkt des neu­en Gesprächs­bu­ches sind die The­men über die katho­li­sche Kir­che, über die bei­de in ihren Publi­ka­tio­nen schrei­ben. Ari­za und Fer­nan­dez de la Cigo­ña behan­deln „tau­send Schla­mas­sel“ des Vati­kans, aber auch die Situa­ti­on der Kir­che in Spa­ni­en. Dabei geht es um die Nach­kon­zils­zeit, um den Spa­ni­schen Bür­ger­krieg, die Regie­rung von Gene­ral Fran­co und der Über­gang zur heu­ti­gen Demokratie.

Fer­nan­dez de la Cigo­ña betont, daß er mit sei­ner publi­zi­sti­schen Arbeit einen „Dienst an der hei­li­gen Mut­ter Kir­che“ lei­sten wol­le. Es gehe ihm dar­um, „Din­ge her­vor­zu­he­ben, die Katho­li­ken wis­sen soll­ten, die ihnen aber nicht gesagt werden“.

Und was hat er mit sei­nen Kom­men­ta­ren erreicht?

„Klei­nig­kei­ten“, aber immerhin.

„Daß eini­ge Prie­ster, die kein Kol­la­re mehr getra­gen haben, es wie­der tra­gen; daß das uner­träg­li­che Wumm­ta­ta wäh­rend vie­ler Mes­sen eher abnimmt als zunimmt; daß immer mehr Bischö­fe beim Ein­zug in die Kir­che wie­der die Gläu­bi­gen seg­nen; vor allem aber, daß sie heu­te mehr nach­den­ken, bevor sie irgend­ei­ne Dumm­heit sagen, um nicht auf La Cigüeña de la Tor­re zu kommen“.

Das Nach­rich­ten­por­tal Info­Va­ti­ca­na ist heu­te die Platt­form für bei­de Gesprächs­part­ner. Gabri­el Ari­za ist der Chef­re­dak­teur der Nach­rich­ten­sei­te, Fer­nan­dez de la Cigo­ña betreibt dort sei­nen Blog. Info­Va­ti­ca­na hat es mit den Rechts­an­wäl­ten des Vati­kans zu tun. Der Hei­li­ge Stuhl beauf­trag­te mit Bak­er & Mcken­zie eine der zehn bekann­te­sten, inter­na­tio­nal täti­gen Kanz­lei­en, um von Info­Va­ti­ca­na eine Umbe­nen­nung zu ver­lan­gen. Begrün­det wird das unge­wöhn­li­che Vor­ge­hen mit der „Gefahr von Verwechslungen“.

„Nur des­halb?“, fragt daher Gon­za­lo Alto­za­no in sei­nem Vor­wort zum Buch. „Machen wir uns nichts vor.“

Die Sor­ge plagt den Vati­kan näm­lich nur bei die­sem Medi­um, wäh­rend eine gan­ze Rei­he ande­rer Medi­en, die eben­falls den Vati­kan im Namen füh­ren, unbe­an­stan­det bleiben.

Gabri­el Ari­za und Fran­cis­co José Fer­nan­dez de la Cigo­ña führ­te unter ande­rem der kri­ti­sche Blick auf das der­zei­ti­ge Pon­ti­fi­kat zusam­men. Info­Va­ti­ca­na gehört zu den Medi­en­stim­men, die Kri­tik an der Amts­füh­rung von Papst Fran­zis­kus üben. Ein „Luxus“, den sich das Por­tal nur wegen sei­ner Unab­hän­gig­keit lei­sten kann. Es ist das Gewicht, das Info­Va­ti­ca­na in Spa­ni­en und His­pano­ame­ri­ka hat, das die Inter­net­plat­torm ins Visier des päpst­li­chen Hof­staa­tes gera­ten ließ.

Fer­nan­dez de la Cigo­ña kom­men­tiert die Akti­vi­tä­ten von Papst Fran­zis­kus weit zurück­hal­ten­der als die aller ande­ren Kir­chen­ver­tre­ter. Er erklärt auch war­um: Der Papst ist der Papst. Den­noch ließ er zwi­schen den Zei­len und zuletzt auch direkt immer deut­li­cher sei­ne Kri­tik am der­zeit regie­ren­den, spa­nisch­spra­chi­gen Papst durch­klin­gen. Vor Fran­zis­kus hat­ten nur drei Päp­ste aus Spa­ni­en (Dama­sus I., Calix­tus III. und Alex­an­der VI.)  den Stuhl des Petrus bestie­gen. Doch son­der­lich glück­lich wird weder Ari­za noch Fer­nan­dez de la Cigo­ña mit dem vier­ten Papst aus der spa­nisch­spra­chi­gen Welt.

Im Gesprächs­buch wird Fer­nan­dez de la Cigo­ña dann auch deut­li­cher als auf sei­nem Blog. Auf die anfäng­li­che Irri­ta­ti­on folg­te eine abwar­ten­de Zurück­hal­tung, die aber mit zuneh­men­der Dau­er die­ses Pon­ti­fi­kats zu immer grö­ße­rer Distanz führte.

Im Janu­ar 2017 schrieb der bekann­te Kolum­nist zur Kri­tik von Papst Fran­zis­kus an „Pro­se­ly­ten­ma­che­rei“:

„Ich den­ke daher, daß es bes­ser ist, wenn man nicht alles liest, was der Papst sagt, im Klar­text eigent­lich fast nichts. Ich wer­de mich dar­auf beschrän­ken, die Titel der Medi­en zu lesen. Und natür­lich bin ich jeder­zeit bereit, alles zurück­zu­neh­men, falls ich mich in ihm getäuscht haben soll­te. Nichts ist für mich schö­ner, als gut über den Papst zu spre­chen, mei­nen Papst. Aller­dings strengt er sich sehr an, daß dem nicht so ist.“

Am 1. Juli 2018 schrieb Fer­nan­dez de la Cigoña:

„Das ist ein Papst, von dem man nicht weiß, was er denkt und will“.

Der Ver­lag Homo Legens wirbt mit einer Aus­sa­ge des bekann­ten Blog­gers für das Buch, die sich dar­in fin­det, und die es an Deut­lich­keit nicht mis­sen läßt:

„Die­ser Papst belei­digt mich jeden Tag.“

Das ist Fer­nan­dez de la Cigo­ña, wie ihn sei­ne Leser kennen.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: InfoVaticana

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Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

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1 Kommentar

  1. „Der Hei­li­ge Geist desta­bi­li­siert heute.“

    Nein, der Teu­fel desta­bi­li­siert heu­te. Und zwar die Fami­li­en, die Kul­tu­ren und Iden­ti­tä­ten und natio­na­len Eigenheiten.

    Er bedienst sich des libe­ral sozia­li­sti­schen Gei­stes, der eigent­lich ein Ungeist ist, auch in der Kirche.

    Er zeigt sich in der Form der Glo­ba­li­sie­rung, die alles gewalt­sam und ideo­lo­gisch gleich­ma­chen will.

    Der libe­ra­le Geist ist in Wahr­heit der Faschis­mus des Kommunismus.

    Die­ser Geist desta­bi­li­siert den Men­schen und lässt letz­ten Endes nur­mehr den Kon­sum- und Spaß­men­schen zurück; ein aus­ge­höhl­tes und geknech­te­tes Etwas, das längst zur Bestie mutiert ist. 

    Der moder­ne Mensch ist höchst­gra­dig gefan­gen. Man neh­me ihm das Inter­net oder das Auto weg, und er sieht das Gerip­pe sei­ner fami­liä­ren Exi­stenz: ein Trüm­mer­hau­fen des sozia­len Miteinanders. 

    Wir haben in Deutsch­land mitt­ler­wei­le 41% Sin­gle­haus­hal­te. Dar­in Men­schen, die nur durch Dro­gen ruhig gehal­ten wer­den: Alko­hol, Fern­se­hen, Inter­net, Por­no­gra­phie. Iso­lier­te Sterbende!

    Wir leben wie auf Inseln, umfah­ren und umspühlt von Autos, het­zen von einem Event zum näch­sten, hal­ten uns an Ereig­nis­sen fest wie Ertrin­ken­de an Klip­pen in tosen­der Flut. Wir ver­su­chen zur Ruhe zu kom­men, aber wer­den mit­ge­ris­sen von den drän­gen­den und flie­hen­den Bewe­gun­gen um uns herum. 

    Wir suchen uns selbst, in den Geschäf­ten, den Pro­duk­ten, den Fil­men, den Moden, den Part­nern … Das Meer der Lei­den­schaf­ten spült uns immer wie­der fort, regt uns auf und macht uns ängst­lich. (Doch was mach­te Jesus wäh­rend des Sturms?: Er schlief, er igno­riert ihn, weil er der Herr der Ele­men­te war. Er ist Herr, im Geist, über den Sturm der Lei­den­schaf­ten. Im Kampf mit dem Teu­fel dreht er sich um. So behält er die Führung.) 

    Im Meer der Lei­den­schaf­ten fin­dest du kei­nen Halt! Alles vergebens… 

    Und was macht Papst Fran­zis­kus? Er heit­zt das gan­ze noch an, weil er das Rau­schen des Blu­tes der Lei­den­schaft für das Feu­er des Hei­li­gen Gei­stes hält.

    Für Papst Fran­zis­kus ist die Welt, auch wenn er mit­un­ter ande­res sagt, bewegt vom Wil­len Got­tes. Satan und Höl­le exi­stie­ren für ‚ihn‘ nicht in der Welt, son­dern nur in den Köpfen.

    Höl­le und Teu­fel, das sind für ihn – wenn über­haupt – immer die ande­ren, die den libe­ra­len Geist mäßi­gen Wol­len, die noch irgend­wie unter­schei­den wol­len; die sagen, der Geist wird in der Kam­mer dei­nes Her­zens gebo­ren -, in der Welt ver­liert er sich. 

    Ftan­zis­kus gei­ßelt die vie­len Pha­ri­sä­er, hält Hei­lig­keit für ein unmög­li­ches Unter­fan­gen und geht dar­um gleich über zum Protestantismus.

    Wir wis­sen, dass Papst Fran­zis­kus im her­kömm­li­chen Sin­ne kein kon­tem­pla­ti­ver Mensch ist. Er ist ein ängst­li­cher und in die­ser Angst leben­der gehetz­ter Mensch, der immer Men­schen und Stim­men um sich her­um braucht. Er ist ein ruhe­lo­ser Geist, der die Mas­ke der Fried­fer­tig­keit, des Wohl­wol­lens und der Lang­mut zeigt, wie ein Ang­ler sei­ne Angel ins Was­ser hält, um Men­schen an sich zu bin­den; hin­ter die­ser Fas­sa­den­fal­le ist er aber einer, der uner­bitt­lich und dik­ta­to­risch hetzt gegen das Stil­le, Kon­tem­pla­ti­ve, ‚Rück­stän­di­ge‘, ‚Welt­frem­de‘, und sich in Wut­aus­brü­chen und im Zorn jenen gegen­über ergeht und sie als Pha­ri­sä­er brandt­markt, die sagen: „Du kannst das Licht der Rein­heit und Gebotstreue hal­ten.“ „Wer in Sün­de lebt und stirbt, wird verdammt.“ 

    Wer so spricht, ist für ihn der Teu­fel. Nur der hat die Höl­le verdient.

    Aus der Para­psy­cho­lo­gie wis­sen wir, dass es Medi­en mit­un­ter nicht leicht fällt, einen Geist (Dämon) zu hal­ten. Eben­so ist es nicht leicht die Gott­heit Chri­sti, sein Wort, zu hal­ten, weil der Teu­fel es uns mit aller Gewalt ent­rei­ßen will. 

    Men­schen, die zu die­ser Hei­lig­keit anspor­nen wol­len und vor dem Unheil der Sün­de war­nen, wer­den von Fran­zis­kus immer wie­der als hart­her­zi­ge Rich­ter und Spal­ter hingestellt. 

    Ja, er will ‚immer noch‘ von allen geliebt wer­den. Und er will allen sein Ver­ständ­nis von Lie­be auf­drän­gen. Das aber hat nichts mit Frei­heit zu tun. 

    Lie­be braucht den Raum der Frei­heit, auch in der Welt nicht von der Welt zu sein, so dass die Welt zum Licht kommt und nicht das Licht sich an den Rädern des Dun­kels ver­liert. Denn das Böse der Sün­de und die Ver­su­chung ver­schlin­gen das Licht. Geh weg vom Wort, und das Dun­kel erhascht dich.

    All ihr Kle­ri­ker und Bischö­fe an den Rän­dern: könnt ihr dem Ungeist wider­ste­hen? Nein, ihr könnt es nicht, denn ihr habt kei­nen Sün­den­be­griff mehr. Ihr habt Freun­din­nen und Ver­hält­nis­se, Aus­re­den und schmei­chel­haf­te Wor­te, und eure Psy­cho­lo­gie … Ihr seid falsch, Nat­tern­ge­zücht, Söh­ne der Finsternis.

    Nur die Strahl­kraft der Rein­heit ver­mag die­se babi­lo­ni­sche Welt der Maß­lo­sig­kei­ten, die Fran­zis­kus mit Wohl­wol­len und Wohl­be­ha­gen anschaut, noch zu retten. 

    Ich bin mir sicher, die­ser Papst hat sich sel­ber nicht erkannt. Oder schlim­mer noch: er hat sich erkannt und dar­um Gott sich sei­ner unter­stellt. (huma­ne Theologie)

    Er hat ganz tief in sich, aber so tief, dass er es selbst kaum weiß, die Visi­on des Frie­dens und der Hei­lig­keit. Das scheint durch­aus als Chark­ter­ei­gen­schaft wie eine ver­bor­ge­ne Sehn­sucht mit durch, wenn man ihn betrach­tet; ja er lei­det mit der Welt. Gleich­zei­tig hat er, und das sei mir mei­nem Emp­fin­den nach erlaubt zu sagen, etwas Dia­bo­li­sches, Dunk­les, Dik­ta­to­ri­sches, Angst­ma­chen­des, Unfrei­es, Lau­ern­des. Er strahlt für mich nichts Gelö­stes aus. Sei­ne Auf­ga­be scheint dar­in zu bestehen, sich vor den Sün­der zu stel­len, um ihn zu entschudligen. 

    Ja viel­leicht ist das wirk­lich sei­ne Auf­ga­be. Denn es ist zu kurz gedacht, nur zu ver­ur­tei­len, ohne zu sehen, war­um einer so ist, wie er ist. Wenn einer tötet, so wur­de vor­her irgend etwas in ihm getö­tet; wenn einer hasst, so wur­de er miss­ach­tet und gering­ge­schätzt … Die Sün­de ist eine Bot­schaft für einen Man­gel in der Welt, dem wir nicht mit Ver­ur­tei­lun­gen, son­dern mit Lie­be, Wei­sung, Ord­nung, und gutem Bei­spiel begeg­nen müssen.

    Bis­wei­len schafft er es immer noch, mich in mei­nem Inne­ren zu berüh­ren, so dass ich mich selbst wie­der in Fra­ge stelle.

    Er hat etwas Pola­ri­sie­ren­des. Er ist der leben­di­ge Wider­spruch. Er klam­mert den Men­schen an sich, aber befreit nicht, son­dern lässt ihn in sei­en Hoff­nun­gen verbrennen.

    Das sind mei­ne Ein­drücke, die sich auch im 6. Jahr sei­nes Pon­ti­fi­kats noch immer nicht gegen­über den ersten Ein­drücken, ver­än­dert haben.

    Und so kann ich nur die Ansicht la Cigo­nas tei­len, wenn er sagt: „Das ist ein Papst, von dem man nicht weiß, was er denkt und will“. 

    „Ich den­ke daher, daß es bes­ser ist, wenn man nicht alles liest, was der Papst sagt, im Klar­text eigent­lich fast nichts. Ich wer­de mich dar­auf beschrän­ken, die Titel der Medi­en zu lesen. Und natür­lich bin ich jeder­zeit bereit, alles zurück­zu­neh­men, falls ich mich in ihm getäuscht haben soll­te. Nichts ist für mich schö­ner, als gut über den Papst zu spre­chen, mei­nen Papst. Aller­dings strengt er sich sehr an, daß dem nicht so ist.“ 

    Darf man so reden über einen Papst? Ja, im Ange­sicht der Wahr­heit und der Wahr­heits­fin­dung darf man es.

    Bei der Fra­ge, ob man einem Men­schen (mehr noch einem Prie­ster als Beicht­va­ter oder gei­sti­ger Vater, oder gar als Papst) ver­trau­en schenkt, soll­te man sich fra­gen: Traust du dir zu, dass die­ser Mensch dich und dei­ne See­le her­aus aus dem Dun­kel zum Licht füh­ren kann? Ver­traust du die­sem Men­schen? Führt er dich auf den Weg der Gebo­te? Macht er dich stark? Gben dir sei­ne Wor­te Kraft, gegen das Böse, und nicht nur gegen das Rich­ten, anzu­kämp­fen? Wel­chen Duft atmet dei­ne See­le in sei­ner Nähe? Ist es der Wohl­ge­ruch sei­ner Hei­lig­keit, oder ist es nur die ein­schlä­fern­de und gefühls­du­se­li­ge Empa­thie, die Schmerz und Sün­de in die­ser Welt dadurch auf­zu­he­ben sucht, indem sie den Sün­den­be­griff und das Rich­ten abschafft?

    Und hier kommt der Zwei­fel über das Urteil: Kann die­se unbe­ding­te Lie­be Umkehr erwecken? Theo­re­tisch ja. Aber nur, wenn der Mensch selbst ein Hei­li­ger und ein Hir­te ist.

    Doch die­ser Papst stellt alles in Fra­ge. Ob er es will oder nicht: Man hat den Ein­druck, er will die Zer­stö­rung der katho­li­schen Kir­che, weil er die wah­re eine katho­li­sche Kir­che in der pro­te­stan­ti­schen ‚Kir­che‘ Mar­tin Luthers ver­wirk­licht sieht.

    ABER: Luther wur­de als Häre­ti­ker verurteilt. 

    Dem­zu­fol­ge führt Papst Fran­zis­kus in die Irre. Es muss so klar und deut­lich gesagt wer­den, beson­ders auch des­halb, weil wir uns lang­sam an die­sen stör­ri­schen Geist des Aus­sit­zens auf dem Thro­ne Petri gewöhnen. 

    Im Gei­ste erscheint Fran­zis­kus im Bild des Bela­ge­rers. Er opfert dem Geist der Auflösung. 

    Theo­lo­gisch benutzt er die glei­che Rhe­to­rik der Ver­schleie­rung, wie sie von den demo­kra­ti­schen Illu­mi­na­ten libe­ra­ler Poli­tik ver­wen­det wird: dar­in bedeu­tet Demo­kra­tie Unter­wer­fung und inten­si­ver Befra­gung Folter. 

    Ich habe die Erfah­rung gemacht, dass Men­schen unter dem Wort Got­tes lebend ste­hend, hart in ihrem Urteil sein kön­nen, da sie sel­ber kämp­fen. Sie urtei­len hart, aber beten lie­bend und beharrlich.

    Das Wei­che und Ver­ständ­nis­vol­le kommt von jenen, die nicht hei­lig leben wol­len oder sich ein­re­den es nicht zu kön­nen. Die­se ret­ten sich hin­über zu Luthers Gna­den­leh­re. „Du kannst sün­di­gen, soviel du willst, du musst nur glau­ben, dass er schon für dei­ne Schuld bezahlt hat.“ 

    Sie has­sen das Ein­deu­ti­ge und das Katho­li­sche. Sie fin­den das Dog­ma unerträglich.

    Sie kom­men nie zu Jesus, da sie ihn als das ganz ande­re in der Anbe­tung nach außen stel­len, wo er doch in ihnen durch den Geist der Wahr­heit neu gebo­ren wer­den will. Was braucht Gott den unse­re Krie­che­rei und unser Opfer? Er will unse­re Ganz­hin­ga­be und unse­re Herzen.

    Psy­cho­lo­gisch kommt der wirk­li­che Hei­li­ge über die Ver­in­ner­li­chung des Geset­zes zu jener Sanft­heit im Her­zen, ( im Ver­bor­ge­nen; er betet mit Trä­nen für den Gefal­le­nen), die der libe­ra­le Kle­ri­ker – men­schelnd – nur vor­gibt zu haben: 

    Der im Wort, d.h. im Geist der Wahr­heit gehei­lig­te, wird weich gegen­über dem Sün­der, ohne sich ihm zum Kom­pli­zen zu machen. Er wird weich, weil er weiß, wo die Rich­tung und die Umkehr ist. 

    Die Weich­heit ist nur ein UM ZU, um den Suchen­den in den Schoß der Gebo­te Got­tes zu über­füh­ren, jenen Schoß, der Haus der Aske­se genannt wird.

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