![Kardinäle und Bischöfe aus aller Welt warnen mit einem Brandbrief vor den destruktiven Folgen des Synodalen Wegs und rufen die Deutsche Bischofskonferenz zur Umkehr. Kardinäle und Bischöfe aus aller Welt warnen mit einem Brandbrief vor den destruktiven Folgen des Synodalen Wegs und rufen die Deutsche Bischofskonferenz zur Umkehr.](https://katholisches.info/tawato/uploads/2022/04/destruktiver-synodaler-Weg-1030x438.jpg)
Während die Menschen noch kaum wagen, sich über das faktische Ende der Pseudopandemie zu freuen, stöhnen sie bereits unter den Folgen der Sanktionen gegen Rußland und werden von der politisch-medialen Bühne auf den Ukraine-Konflikt fokussiert. Unterdessen scheint das Schisma von Teilen der katholischen Kirche in Deutschland weitgehend unbeachtet in den Köpfen zur Realität zu werden. Wiederholt sich der Abfall, wie er sich bereits, angeführt von Martin Luther, vor 500 Jahren ereignete? Und niemand realisiert die Dramatik, die „über Nacht“ zur Tatsache werden könnte? Davor warnen Kardinäle und Bischöfe aus der ganzen Welt mit einem offenen Schreiben. Catholic News Agency (CNA), ein Ableger von EWTN, veröffentlichte das Schreiben in verschiedenen Sprachen und spricht von einem „Brandbrief“.
Die Unterzeichner, vier Kardinäle und 70 Bischöfe, warnen vor dem Synodalen Weg, der von der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und dem zweifelhaften Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) seit 2019 veranstaltet wird. Es drohe die reale Gefahr, so die Unterzeichner, daß dieser Synodale Weg geradewegs in eine „Sackgasse“ führe und „zerstörerische Effekte“ haben werde.
Die vier Purpurträger sind Francis Kardinal Arinze (Nigeria), Raymond Kardinal Burke (USA), Wilfred Kardinal Napier (Südafrika) und George Kardinal Pell (Australien). Die 70 Bischöfe, die mit ihnen als Erstunterzeichner aufscheinen, stammen vor allem aus Nordamerika und Afrika.
In dem Brandbrief sind sieben geballte Warnungen formuliert. Ein zentraler Vorwurf lautet, daß sich die Kirche in Deutschland auf dem Weg der Abspaltung von der Weltkirche befinde. Den Weg war zuvor bereits Luther gegangen, der zwar von den Unterzeichnern nicht erwähnt wird, aber über der ganzen Entwicklung zu schweben scheint. Die Absonderung von der Weltkirche alarmierte Purpurträger und Bischöfe und zeigt, daß die Negativspirale, in die unduldsame Hierarchen die Kirche in Deutschland getrieben haben, in anderen Ländern aufmerksam und vor allem besorgt registriert wird.
Das deutsche Vorgehen „überhöre die Stimme des Heiligen Geistes und des Evangeliums“ und „untergräbt die Glaubwürdigkeit der kirchlichen Autorität“, sogar jene von Papst Franziskus, so die Unterzeichner. Letzteres trifft zu, was die päpstliche Autorität betrifft, erscheint allerdings weniger zutreffend, was die Absichten von Papst Franziskus anbelangt. Ein Indiz dafür könnte sein, daß sich unter den Unterzeichnern des Brandbriefes kein Bischof der spanischsprachigen Welt befindet, in der besonderer Wert darauf gelegt wird, öffentlich dem Papst nicht zu widersprechen. Dabei strebt man feinfühlig danach, wahrzunehmen, was von Santa Marta gewünscht ist. Erahnt man also, daß Franziskus insgeheim mit den Absichten der DBK-Mehrheit sympathisiert? Franziskus war es, der bereits zweimal der Glaubenskongregation Anweisung erteilte, nicht gegen deutsche Eskapaden zu intervenieren, einmal 2018 gegen die Zulassung protestantischer Ehegatten zur Kommunion, zum anderen 2021 beim Homo-Aktionstag und den „Homo-Segnungen“ in Kirchen.
Die Anklage der Unterzeichner des offenen Briefes gegen den Synodalen Weg ist frontal und vernichtend: Er unterminiere die „christliche Anthropologie und Sexualmoral sowie das Vertrauen in die Heilige Schrift“. Er sei kein katholischer Weg, sondern der „von soziologischen Analysen“ und „politischen Ideologien“. Nicht das Wort Gottes inspiriere ihn, sondern die Genderideologie und andere politische Strömungen. Der Vorwurf ist direkt:
„Sie betrachten die Kirche und ihre Mission eher durch die Brille der Welt als durch die Brille der in der Heiligen Schrift und der verbindlichen Tradition der Kirche geoffenbarten Wahrheit.“
Jeder der sieben Punkte geht ans Eingemachte. So lautet der dritte:
„Die Inhalte des Synodalen Weges scheinen auch den Begriff der christlichen Freiheit umzudeuten und damit zu schmälern. Für den Christen setzt Freiheit das Wissen um das rechte Handeln voraus, besteht sie doch in der Bereitschaft und der ungehinderten Fähigkeit, das Richtige zu tun. Freiheit ist nicht „Autonomie“. Authentische Freiheit ist nach der Lehre der Kirche an die Wahrheit gebunden und auf das Gute und letztendlich auf die Glückseligkeit des Menschen hingeordnet. Das Gewissen, das ja mit persönlicher Vorliebe oder gar Selbstbehauptung nicht verwechselt werden darf, ist keine schöpferische Quelle von Wahrheit. Ein gut gebildetes christliches Gewissen bleibt der Wahrheit über die menschliche Natur und den von Gott geoffenbarten und von der Kirche Christi gelehrten Normen für ein rechtschaffenes Leben verpflichtet. Jesus ist die Wahrheit, die uns befreit (Joh 8).“
Die sechste Warnung prangert an, wie sehr die Verfechter des Synodalen Weges geistig in der Vergangenheit hängengeblieben sind und sich in den marxistischen Denkmustern von 68 bewegen:
„Die Fokussierung des Synodalen Weges auf ‚Macht‘ in der Kirche zeugt von einem Geist, der dem wahren Wesen des christlichen Lebens grundlegend widerspricht.“
Die Unterzeichner des offenen Briefes halten dem „deutschen Weg“ entgegen:
„Die Begegnung mit Jesus, wie sie im Evangelium und im Leben der Heiligen im Laufe der Geschichte zu sehen ist, verändert Herz und Geist, bringt Heilung, führt weg von einem Leben in Sünde und Unglück und zeigt so die Macht des Evangeliums.“
Die siebte Warnung appelliert an den gesunden Menschenverstand, scheint in der Sache aber entbehrlich und ist es wohl auch in der Wirkung, denn mit einer positiven Resonanz ist wohl eher nicht zu rechnen:
„Ein letztes, besorgniserregendes Problem sei noch genannt; eine geradezu paradoxe Wirkung des Synodalen Weges in Deutschland: Dessen zerstörerische Effekte könnten einige Bischöfe und viele fromme Laien dazu bringen, der Idee der ‚Synodalität‘ selbst zu misstrauen. Dies würde das notwendige Gespräch innerhalb der Kirche über die Erfüllung ihrer Mission zur Bekehrung und Heiligung der Welt schmerzhaft behindern.“
Soviel steht schon fest: Am deutschen Wesen der DBK-Mehrheit wird die Welt nicht genesen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: SMM