(Rom) Am vergangenen Sonntag gab Papst Franziskus die Ernennung von 21 neuen Kardinälen bekannt. 16 von ihnen werden in einem kommenden Konklave wahlberechtigt sein. Unter ihnen findet sich auch der Name des nigerianischen Bischofs Peter Ebere Okpaleke, dessen Geschichte eine Besonderheit aufweist.
Okpaleke wurde 1990 für sein Heimatbistum Awka im Staat Anambra zum Priester geweiht. Von 1999 bis 2002 studierte er Kirchenrecht an der Päpstlichen Universität Santa Croce in Rom. In seiner Heimatdiözese wurde er anschließend Ordinariatskanzler, Sekretär des diözesanen Priesterrats und zuletzt Richter am interdiözesanen Kirchengericht und Pfarrer bei Awka.
Am 07. Dezember 2012 ernannte Benedikt XVI., als eine seiner letzten Personalentscheidungen, Okpaleke zum Bischof von Ahiara im nigerianischen Staat Imo.
Als Okpaleke am 21. März 2013 zum Bischof geweiht wurde, regierte in Rom bereits Papst Franziskus. In der Diözese Ahiara wehrten sich Priester und Gläubige gegen seine Ernennung so energisch, daß sie ihn am Betreten der Kathedrale hinderten. Wegen des Widerstandes mußte die Bischofsweihe außerhalb der Diözese im Priesterseminar Ulakwo des Erzbistums Owerri stattfinden.
Unmittelbar nach der Ernennung von Okpaleke war Benedikt XVI. eine Petition übermittelt worden mit der Bitte, einen anderen Bischof für die Diözese Ahiara zu ernennen. Durch seinen Amtsverzicht war Benedikt aber nicht mehr mit der Sache befaßt. Als Begründung wurde in der Petition genannt, daß Okpaleke nicht der Volksgruppe der Mbaise angehört, die das Bistum bewohnt. Die Mbaise sind Ibo (Igbo). Die Mehrheit ist katholisch, eine starke Minderheit anglikanisch. Ihr Gebiet geriet Anfang des 20. Jahrhunderts unter britische Kolonialherrschaft. Bischof Okpaleke ist zwar auch Ibo, aber kein Mbaise. Er stammt aus dem Staat Anambra.
Der Widerstand und der daraus entstandene Schwebezustand des geweihten Bischofs, der von seiner Diözese nicht Besitz ergreifen konnte, zogen sich Jahre hin, bis Franziskus am 9. Juni 2017 den Priestern von Ahiara ein Ultimatum sui generis stellte. Sie hatten Bischof Okpaleke innerhalb von 30 Tagen ausdrücklich und schriftlich zu akzeptieren, oder würden suspendiert. Die Geistlichen begannen, Entschuldigungsschreiben zu verschicken, ohne jedoch ihren Protest gegen die Rassendiskriminierung, wie sie sagten, aufzugeben. Seit Ahiara 1987 als eigenes Bistum errichtet wurde, hat sich die Zahl der Priester fast verdreifacht. Gut 80 Prozent der Bevölkerung sind katholisch.
Am 19. Februar 2018 wurde dann bekannt, daß Franziskus den Rücktritt Okpalekes als Bischof von Ahiara akzeptiert hatte, der das Amt fünf Jahre lang nicht angetreten hatte. Von da an trug er den Titel eines „Emeritus“ dieser Diözese.
Weitere zwei Jahre vergingen, bis Franziskus am 5. März 2020 die Diözese Ekwulobia im Bundesstaat Anambra errichtete, deren Gebiet er von der Diözese Awka, Okpalekes Heimatbistum, abtrennte, und Okpaleke zu ihrem ersten Bischof ernannte. Am 29. April 2020 konnte er von seinem neuen Bistum Besitz ergreifen und sein Amt als Diözesanbischof antreten.
Am kommenden 27. August wird Papst Franziskus Bischof Okpaleke zum Kardinal kreieren. Der ernannte Kardinal wurde Anfang März 59 Jahre alt, weshalb er, aller Voraussicht nach, zu den Papstwählern im kommenden Konklave gehören wird.
Die Diözese Ahiara wird seit Juli 2013 von Apostolischen Administratoren verwaltet. Zunächst war diese Aufgabe Kardinal John Onaiyekan übertragen worden, der bis 2019 Erzbischof von Abuja war. Seit Februar 2018 übt Msgr. Lucius Iwejuru Ugorji, Bischof von Umuahia, dieses Amt aus.
Bischof Iwejuru Ugorji wurden von Franziskus am 6. März zum Erzbischof und Metropoliten von Owerri befördert. Am 22. Juni wird er von seiner neuen Diözese Besitz ergreifen. Drei Tage nach seiner Beförderung trat Msgr. Iwejuru Ugorji das Amt des Vorsitzenden der Nigerianischen Bischofskonferenz an. Vorerst wird er als Apostolischer Administrator auch weiterhin zusätzlich die Diözese Ahiara leiten.
Durch die lange Nicht-Ernennung eines Diözesanbischofs wird dem Bistum Ahiara signalisiert, daß der Widerstand in Santa Marta kein Wohlgefallen gefunden hat. In die gleiche Richtung weist die nunmehrige Erhebung von Bischof Okpaleke in den Kardinalsrang, dessen primäre Qualifikation für den Purpur, wie es in Rom gewohnt spitz heißt, in seiner Ablehnung durch den Klerus und die Gläubigen von Ahiara bestehe.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL/VaticanMedia (Screenshot)