
Das Amt für die liturgischen Feiern des Papstes ließ gestern diskret und ohne großes Aufsehen verlauten, daß Papst Leo XIV. nicht nur – wie bereits am 20. und 21. Mai gemeldet – die Pallien für die neu ernannten Metropolitan-Erzbischöfe segnen wird, sondern darüber hinaus auch den überlieferten Brauch wiederherstellen will, sie diesen in feierlicher Form eigenhändig aufzulegen.
In der offiziellen Mitteilung dieses Amtes zum Pontifikalamt am Hochfest der Apostelfürsten Petrus und Paulus, das Leo XIV. zelebrieren wird, heißt es wörtlich:
„Am Sonntag, dem 29. Juni 2025, dem Hochfeste der heiligen Apostel Petrus und Paulus, wird der Heilige Vater Leo XIV. um 9.30 Uhr im Petersdom der Feier der Eucharistie vorstehen, die Pallien segnen und sie den neuen Metropolitan-Erzbischöfen persönlich auflegen.“
Damit revidiert Leo XIV. eine zentrale liturgische Entscheidung seines Vorgängers Franziskus, der vor nunmehr zehn Jahren die jahrhundertealte Praxis abrupt beendete. Der Ritus der Palliumverleihung im Rahmen eines feierlichen Pontifikalamtes im Petersdom wurde unter Franziskus im Jahr 2015 ersatzlos gestrichen – ein symbolträchtiger Einschnitt. Die Pallien wurden fortan, gleichsam unter Ausschluß der Weltöffentlichkeit, in den jeweiligen Heimatdiözesen den Metropoliten übergeben – durch die Apostolischen Nuntien.
Die Begründung? Man wolle die Verbindung der Metropoliten zu ihrer Ortskirche betonen, hieß es in einem Rundschreiben, verfaßt vom damaligen Zeremonienmeister Msgr. Guido Marini im Auftrag von Franziskus. Zudem sollten mehr Gläubige und die Bischöfe der jeweiligen Kirchenprovinzen Zugang zu diesem Ritus erhalten. Der offizielle Tenor: Der Sinngehalt der Handlung bleibe dennoch „in seiner ganzen Tiefe und Integrität“ erhalten.
In der Realität bedeutete dies: Die bislang sichtbare Geste der Einheit mit Rom, der Akt der apostolischen Nachfolge, wurde aufgelöst in ein regionales, beliebig replizierbares Ritual. Was einst ein liturgischer Höhepunkt der Weltkirche war, wurde zur provinziellen Verwaltungsangelegenheit degradiert.
Man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, Franziskus habe bewußt auf jenes Zeichen der Gemeinschaft mit dem römischen Stuhl verzichtet – nicht aus pastoraler Klugheit, sondern aus kirchenpolitischer Absicht. In den Jahren 2013 und 2014 hatte er die Zeremonie noch persönlich vollzogen, dann jedoch darauf verzichtet. Ebenso stellte er nach dem Februar 2014 die Einberufung außerordentlicher Kardinalskonsistorien ein. Der Papst, der dann – im Schlepptau teutonischer Unruhestifter – einen „synodalen Prozeß“ und „synodalen Weg“ ging und dafür sogar den Begriff „Synodalität“ erfand, hatte kein Interesse an einem echten, seit Jahrhunderten praktizierten synodal-ähnlichen Element: der Beratung mit dem Kardinalskollegium. 2014 hatte es dort heftigen Widerstand gegen seine Kasperschen Pläne zur Änderung der Ehe- und Morallehre gegeben, ergo war jedes Interesse an diesem Gremium verschwunden.
Papst Leo XIV. setzt nun ein deutliches Zeichen der Kurskorrektur: Am 29. Juni wird er im Petersdom 31 (von seinem Vorgänger) neu ernannten Metropoliten persönlich das Pallium auflegen – sichtbar, feierlich, universalkirchlich. Die Einheit mit Rom, das Band zwischen Zentrum und Peripherie, wird damit wieder ins Licht gerückt. Der seltene Moment der sichtbaren katholischen Universalität kehrt zurück. Und mit ihm ein Stück jener römischen Ernsthaftigkeit, die seinem Vorgänger offenbar zu viel war.
Papst Leo XIV. unterstreicht damit, daß es ihm Ernst ist mit seiner programmatischen Aussage nach seiner Wahl, die Einheit der Kirche stärken zu wollen.
Die Lämmer der heiligen Agnes
Zu den mit vielen schönen Bräuchen verbundenen Pallien schrieb Katholisches.info noch unter Benedikt XVI. am 23. Januar 2013:
Dem Papst werden zwei Lämmer im Apostolischen Palast übergeben, die am Fest der heiligen Agnes, einer frühchristlichen römischen Märtyrin, in der ihr geweihten Basilika Sant’Agnese fuori le mura zuvor gesegnet worden sind. Dabei handelt es sich nicht um die bekanntere, ebenfalls ihr geweihte Basilika an der Piazza Navona – den Ort, an dem sie das Martyrium erlitt –, sondern um eine Kirche an der Via Nomentana, gut zwei Kilometer nordöstlich der aurelianischen Stadtmauer.
Diese Basilika ließ Kaiser Konstantin der Große auf Wunsch seiner Tochter über einer ausgedehnten Katakombenanlage errichten, um der dort bestatteten christlichen Verstorbenen zu gedenken. Constantina, die Tochter des ersten christlichen Kaisers, hatte die Errichtung der Kirche zum Dank für ihre Genesung erbeten, die sie der Fürbitte der heiligen Agnes zuschrieb. Constantina war fünfzehn Jahre nach dem Märtyrertod der Heiligen geboren worden.
Der Bezug der Lämmer zur heiligen Agnes ist zunächst symbolisch und ergibt sich aus dem Namen der Heiligen. Der lateinische Name Agnes, bedeutet griechisch hagnē = „die Reine“, was im Lateinischen ähnlich wie agnus klingt, was „das Lamm“ bedeutet.
Das Lamm steht für Unschuld, Reinheit und besonders für das Opferlamm Christi.
Die heilige Agnes starb im jungen Alter (vermutlich 12 oder 13 Jahre alt) um das Jahr 305 in Rom den Märtyrertod, weil sie ihren christlichen Glauben nicht verleugnen wollte und das Gelübde der Jungfräulichkeit bewahrte. Ihr Martyrium wird daher als ein „unschuldiges Opfer“ betrachtet – ein Motiv, das mit der Lamm-Symbolik korrespondiert.
Die Wolle dieser Lämmer wird zur Herstellung der Pallien für die Metropolitanerzbischöfe verwendet. Das Pallium ist die liturgische Insignie, die zum Ausdruck bringt, daß der einer Kirchenprovinz als Oberhirte vorstehende Erzbischof an der päpstlichen Hirtengewalt teilhat und diese in seiner Provinz vertritt. Sie ist damit Ausdruck seiner geistlichen und rechtlichen Autorität.
Der Erzbischof trägt das Pallium in seiner Kathedrale und allen Kirchen seiner Kirchenprovinz. Das Pallium besteht aus einem schmalen Band aus weißer Wolle, auf das sechs Kreuze aus schwarzer Seide gestickt sind (jenes des Papstes ist mit fünf roten Kreuzen bestickt). Es wird über dem Meßgewand getragen. Über die Schultern legt es sich über Rücken und Brust des Trägers.
Die Lämmer werden von den Trappistenmönchen der Abtei delle Tre Fontane aufgezogen, dem Ort, an dem der Apostel Paulus sein Martyrium erlitt.
Sie sind das Symbol der heiligen Agnes, die um das Jahr 305 in Rom den Märtyrertod erlitt. Die beiden Lämmer, deren Wolle für die Pallien vorgesehen ist, werden am Fest der Heiligen gesegnet, weil sie in der Vergangenheit die Jahresabgabe der Basilika di Sant’Agnese an das Kollegiatskapitel der Lateranbasilika darstellten. Die Pallien aus der Wolle der Lämmer werden von den Benediktinerinnen des Klosters Santa Cecilia in Trastevere gewoben und den neuernannten Metropolitanerzbischöfen jährlich am Hochfest der Apostelfürsten Petrus und Paulus in feierlicher Weise vom Papst verliehen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: VaticanNews (Screenshot)
Gott sei Dank! Endlich.
Danke von Herzen, Papst Leo XIV
Ich erinnere mich an die Pallium-Umlegung des emer. Pariser Erzbischofs Aupetit, noch in Notre Dame vor dem Brand. Es war eine wunderbare, sehr aussagestarke Messfeier von tiefer Bedeutung. Die Kathedrale war voll mit Gläubigen, sie war bis auf den letzten Platz besetzt. Fast alle Priester der Diözese sowie die Bischöfe seines Metropolitankapitels waren versammelt. Der Gottesdienst war ein Gottesdienst voller Freude. Und ein Gottesdienst, der die Verbundenheit des Bischofs mit seinen Gläubigen u. Pfarrern spüren ließ. Papst Francesco wusste schon, was er entschied. https://www.youtube.com/watch?v=v1b6s_2avfE
Imposition du pallium à Mgr Aupetit – Messe du 07 octobre 2018
Die Tradition der persönlichen Übergabe der Pallien ist laut folgendem Artikel erst von Johannes Paul II eingeführt worden.
https://www.newliturgicalmovement.org/2025/06/pope-leo-restores-ancient-tradition.html?m=1
Papst Franziskus hat damit eine vorkonziliare Tradition wieder aufgenommen