Leo XIV. verleiht die Pallien wieder persönlich in Rom

Zeichen der Einheit


2014 fand die Palliumverleihung ein letztes Mal in Rom und durch Papst Franziskus statt. Papst Leo XIV. kehrt nach einer Lücke von zehn Jahren wieder zur jahrhundertealten Praxis zurück
2014 fand die Palliumverleihung ein letztes Mal in Rom und durch Papst Franziskus statt. Papst Leo XIV. kehrt nach einer Lücke von zehn Jahren wieder zur jahrhundertealten Praxis zurück

Das Amt für die lit­ur­gi­schen Fei­ern des Pap­stes ließ gestern dis­kret und ohne gro­ßes Auf­se­hen ver­lau­ten, daß Papst Leo XIV. nicht nur – wie bereits am 20. und 21. Mai gemel­det – die Pal­li­en für die neu ernann­ten Metro­po­li­tan-Erz­bi­schö­fe seg­nen wird, son­dern dar­über hin­aus auch den über­lie­fer­ten Brauch wie­der­her­stel­len will, sie die­sen in fei­er­li­cher Form eigen­hän­dig aufzulegen.

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In der offi­zi­el­len Mit­tei­lung die­ses Amtes zum Pon­ti­fi­kal­amt am Hoch­fest der Apo­stel­für­sten Petrus und Pau­lus, das Leo XIV. zele­brie­ren wird, heißt es wörtlich:

„Am Sonn­tag, dem 29. Juni 2025, dem Hoch­fe­ste der hei­li­gen Apo­stel Petrus und Pau­lus, wird der Hei­li­ge Vater Leo XIV. um 9.30 Uhr im Peters­dom der Fei­er der Eucha­ri­stie vor­ste­hen, die Pal­li­en seg­nen und sie den neu­en Metro­po­li­tan-Erz­bi­schö­fen per­sön­lich auflegen.“

Damit revi­diert Leo XIV. eine zen­tra­le lit­ur­gi­sche Ent­schei­dung sei­nes Vor­gän­gers Fran­zis­kus, der vor nun­mehr zehn Jah­ren die jahr­hun­der­te­al­te Pra­xis abrupt been­de­te. Der Ritus der Pal­li­um­ver­lei­hung im Rah­men eines fei­er­li­chen Pon­ti­fi­kal­am­tes im Peters­dom wur­de unter Fran­zis­kus im Jahr 2015 ersatz­los gestri­chen – ein sym­bol­träch­ti­ger Ein­schnitt. Die Pal­li­en wur­den fort­an, gleich­sam unter Aus­schluß der Welt­öf­fent­lich­keit, in den jewei­li­gen Hei­mat­diö­ze­sen den Metro­po­li­ten über­ge­ben – durch die Apo­sto­li­schen Nuntien.

Die Begrün­dung? Man wol­le die Ver­bin­dung der Metro­po­li­ten zu ihrer Orts­kir­che beto­nen, hieß es in einem Rund­schrei­ben, ver­faßt vom dama­li­gen Zere­mo­nien­mei­ster Msgr. Gui­do Mari­ni im Auf­trag von Fran­zis­kus. Zudem soll­ten mehr Gläu­bi­ge und die Bischö­fe der jewei­li­gen Kir­chen­pro­vin­zen Zugang zu die­sem Ritus erhal­ten. Der offi­zi­el­le Tenor: Der Sinn­ge­halt der Hand­lung blei­be den­noch „in sei­ner gan­zen Tie­fe und Inte­gri­tät“ erhalten.

In der Rea­li­tät bedeu­te­te dies: Die bis­lang sicht­ba­re Geste der Ein­heit mit Rom, der Akt der apo­sto­li­schen Nach­fol­ge, wur­de auf­ge­löst in ein regio­na­les, belie­big repli­zier­ba­res Ritu­al. Was einst ein lit­ur­gi­scher Höhe­punkt der Welt­kir­che war, wur­de zur pro­vin­zi­el­len Ver­wal­tungs­an­ge­le­gen­heit degradiert.

Man konn­te sich des Ein­drucks nicht erweh­ren, Fran­zis­kus habe bewußt auf jenes Zei­chen der Gemein­schaft mit dem römi­schen Stuhl ver­zich­tet – nicht aus pasto­ra­ler Klug­heit, son­dern aus kir­chen­po­li­ti­scher Absicht. In den Jah­ren 2013 und 2014 hat­te er die Zere­mo­nie noch per­sön­lich voll­zo­gen, dann jedoch dar­auf ver­zich­tet. Eben­so stell­te er nach dem Febru­ar 2014 die Ein­be­ru­fung außer­or­dent­li­cher Kar­di­nals­kon­si­sto­ri­en ein. Der Papst, der dann – im Schlepp­tau teu­to­ni­scher Unru­he­stif­ter – einen „syn­oda­len Pro­zeß“ und „syn­oda­len Weg“ ging und dafür sogar den Begriff „Syn­oda­li­tät“ erfand, hat­te kein Inter­es­se an einem ech­ten, seit Jahr­hun­der­ten prak­ti­zier­ten syn­odal-ähn­li­chen Ele­ment: der Bera­tung mit dem Kar­di­nals­kol­le­gi­um. 2014 hat­te es dort hef­ti­gen Wider­stand gegen sei­ne Kas­per­schen Plä­ne zur Ände­rung der Ehe- und Moral­leh­re gege­ben, ergo war jedes Inter­es­se an die­sem Gre­mi­um verschwunden.

Papst Leo XIV. setzt nun ein deut­li­ches Zei­chen der Kurs­kor­rek­tur: Am 29. Juni wird er im Peters­dom 31 (von sei­nem Vor­gän­ger) neu ernann­ten Metro­po­li­ten per­sön­lich das Pal­li­um auf­le­gen – sicht­bar, fei­er­lich, uni­ver­sal­kirch­lich. Die Ein­heit mit Rom, das Band zwi­schen Zen­trum und Peri­phe­rie, wird damit wie­der ins Licht gerückt. Der sel­te­ne Moment der sicht­ba­ren katho­li­schen Uni­ver­sa­li­tät kehrt zurück. Und mit ihm ein Stück jener römi­schen Ernst­haf­tig­keit, die sei­nem Vor­gän­ger offen­bar zu viel war.

Papst Leo XIV. unter­streicht damit, daß es ihm Ernst ist mit sei­ner pro­gram­ma­ti­schen Aus­sa­ge nach sei­ner Wahl, die Ein­heit der Kir­che stär­ken zu wollen.

Die Lämmer der heiligen Agnes

Zu den mit vie­len schö­nen Bräu­chen ver­bun­de­nen Pal­li­en schrieb Katho​li​sches​.info noch unter Bene­dikt XVI. am 23. Janu­ar 2013:

Dem Papst wer­den zwei Läm­mer im Apo­sto­li­schen Palast über­ge­ben, die am Fest der hei­li­gen Agnes, einer früh­christ­li­chen römi­schen Mär­ty­rin, in der ihr geweih­ten Basi­li­ka Sant’Agnese fuo­ri le mura zuvor geseg­net wor­den sind. Dabei han­delt es sich nicht um die bekann­te­re, eben­falls ihr geweih­te Basi­li­ka an der Piaz­za Navo­na – den Ort, an dem sie das Mar­ty­ri­um erlitt –, son­dern um eine Kir­che an der Via Nomen­ta­na, gut zwei Kilo­me­ter nord­öst­lich der aure­lia­ni­schen Stadtmauer.

Die­se Basi­li­ka ließ Kai­ser Kon­stan­tin der Gro­ße auf Wunsch sei­ner Toch­ter über einer aus­ge­dehn­ten Kata­kom­ben­an­la­ge errich­ten, um der dort bestat­te­ten christ­li­chen Ver­stor­be­nen zu geden­ken. Con­stan­ti­na, die Toch­ter des ersten christ­li­chen Kai­sers, hat­te die Errich­tung der Kir­che zum Dank für ihre Gene­sung erbe­ten, die sie der Für­bit­te der hei­li­gen Agnes zuschrieb. Con­stan­ti­na war fünf­zehn Jah­re nach dem Mär­ty­rer­tod der Hei­li­gen gebo­ren worden.

Der Bezug der Läm­mer zur hei­li­gen Agnes ist zunächst sym­bo­lisch und ergibt sich aus dem Namen der Hei­li­gen. Der latei­ni­sche Name Agnes, bedeu­tet grie­chisch hag­nē = „die Rei­ne“, was im Latei­ni­schen ähn­lich wie agnus klingt, was „das Lamm“ bedeutet.

Das Lamm steht für Unschuld, Rein­heit und beson­ders für das Opfer­lamm Christi.

Die hei­li­ge Agnes starb im jun­gen Alter (ver­mut­lich 12 oder 13 Jah­re alt) um das Jahr 305 in Rom den Mär­ty­rer­tod, weil sie ihren christ­li­chen Glau­ben nicht ver­leug­nen woll­te und das Gelüb­de der Jung­fräu­lich­keit bewahr­te. Ihr Mar­ty­ri­um wird daher als ein „unschul­di­ges Opfer“ betrach­tet – ein Motiv, das mit der Lamm-Sym­bo­lik korrespondiert.

Die Wol­le die­ser Läm­mer wird zur Her­stel­lung der Pal­li­en für die Metro­po­li­ta­nerz­bi­schö­fe ver­wen­det. Das Pal­li­um ist die lit­ur­gi­sche Insi­gnie, die zum Aus­druck bringt, daß der einer Kir­chen­pro­vinz als Ober­hir­te vor­ste­hen­de Erz­bi­schof an der päpst­li­chen Hir­ten­ge­walt teil­hat und die­se in sei­ner Pro­vinz ver­tritt. Sie ist damit Aus­druck sei­ner geist­li­chen und recht­li­chen Autorität.

Der Erz­bi­schof trägt das Pal­li­um in sei­ner Kathe­dra­le und allen Kir­chen sei­ner Kir­chen­pro­vinz. Das Pal­li­um besteht aus einem schma­len Band aus wei­ßer Wol­le, auf das sechs Kreu­ze aus schwar­zer Sei­de gestickt sind (jenes des Pap­stes ist mit fünf roten Kreu­zen bestickt). Es wird über dem Meß­ge­wand getra­gen. Über die Schul­tern legt es sich über Rücken und Brust des Trägers.

Die Läm­mer wer­den von den Trap­pi­sten­mön­chen der Abtei del­le Tre Fon­ta­ne auf­ge­zo­gen, dem Ort, an dem der Apo­stel Pau­lus sein Mar­ty­ri­um erlitt.

Sie sind das Sym­bol der hei­li­gen Agnes, die um das Jahr 305 in Rom den Mär­ty­rer­tod erlitt. Die bei­den Läm­mer, deren Wol­le für die Pal­li­en vor­ge­se­hen ist, wer­den am Fest der Hei­li­gen geseg­net, weil sie in der Ver­gan­gen­heit die Jah­res­ab­ga­be der Basi­li­ka di Sant’Agnese an das Kol­le­gi­ats­ka­pi­tel der Late­ran­ba­si­li­ka dar­stell­ten. Die Pal­li­en aus der Wol­le der Läm­mer wer­den von den Bene­dik­ti­ne­rin­nen des Klo­sters San­ta Ceci­lia in Tra­ste­ve­re gewo­ben und den neu­ernann­ten Metro­po­li­ta­nerz­bi­schö­fen jähr­lich am Hoch­fest der Apo­stel­für­sten Petrus und Pau­lus in fei­er­li­cher Wei­se vom Papst verliehen.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati­can­News (Screen­shot)

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4 Kommentare

  1. Ich erin­ne­re mich an die Pal­li­um-Umle­gung des emer. Pari­ser Erz­bi­schofs Aupe­tit, noch in Not­re Dame vor dem Brand. Es war eine wun­der­ba­re, sehr aus­sa­ge­star­ke Mess­fei­er von tie­fer Bedeu­tung. Die Kathe­dra­le war voll mit Gläu­bi­gen, sie war bis auf den letz­ten Platz besetzt. Fast alle Prie­ster der Diö­ze­se sowie die Bischö­fe sei­nes Metro­po­li­tan­ka­pi­tels waren ver­sam­melt. Der Got­tes­dienst war ein Got­tes­dienst vol­ler Freu­de. Und ein Got­tes­dienst, der die Ver­bun­den­heit des Bischofs mit sei­nen Gläu­bi­gen u. Pfar­rern spü­ren ließ. Papst Fran­ces­co wuss­te schon, was er ent­schied. https://​www​.you​tube​.com/​w​a​t​c​h​?​v​=​v​1​b​6​s​_​2​a​vfE
    Impo­si­ti­on du pal­li­um à Mgr Aupe­tit – Mes­se du 07 octobre 2018

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