Woher rührt die Verbissenheit?

Ein Gedanke zum Kampf gegen den überlieferten Ritus


Seminaristen des Instituts Christus König und Hohepriester, im Vordergrund die Neueintritte vom Herbst 2022.
Seminaristen des Instituts Christus König und Hohepriester, im Vordergrund die Neueintritte vom Herbst 2022.

(Mün­chen) Eine Fra­ge treibt zahl­rei­che gläu­bi­ge Katho­li­ken um. Sie erreicht uns immer wie­der, neu­er­dings ver­stärkt: War­um ver­folgt San­ta Mar­ta den über­lie­fer­ten Ritus und sei­ne Ver­tre­ter mit sol­cher Ver­bis­sen­heit? Eine Ant­wort liegt auf der Hand und kann von jedem nach­ge­prüft werden.

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Die Prie­ster­se­mi­na­re der nach­kon­zi­lia­ren Novus-Ordo-Kir­che sind in unse­ren Brei­ten leer. Gäh­nend leer. So leer, daß der Betrieb teil­wei­se ein­ge­stellt oder auf einen Ali­bi-Betrieb redu­ziert wer­den muß­te. Nur weni­ge diö­ze­sa­ne Prie­ster­se­mi­na­re kön­nen, teils nur in der Form eines inter­diö­ze­sa­nen Semi­nars, als eini­ger­ma­ßen leben­dig bezeich­net werden.

Der Hin­weis auf „in unse­ren Brei­ten“ ist nicht dahin­ge­sagt, denn „unse­re Brei­ten“ gehör­ten zu den beson­ders laut­star­ken Pro­mo­to­ren der Neue­run­gen der Nach­kon­zils­zeit. Die Rech­nung dafür blieb nicht aus. Sie wird nicht erst seit heu­te prä­sen­tiert. Doch die Zei­chen der Zeit, die man anson­sten ger­ne bemüht, wer­den von den Ver­ant­wort­li­chen, allen vor­an den Diö­ze­san­bi­schö­fen und den diö­ze­sa­nen Prie­ster­rä­ten, nicht erkannt, weil man sie nicht erken­nen will. Der amtie­ren­de Papst bestärkt die­se Wei­ge­rungs­hal­tung, indem er betont, daß die Refor­men „irrever­si­bel“ seien.

Der Him­mel scheint die­se „Irrever­si­bi­li­tät“ unter­des­sen auf sei­ne ganz eige­ne Wei­se einer Über­pü­fung zu unter­zie­hen, indem er die Beru­fun­gen ver­sie­gen und einst glor­rei­che Aus­bil­dungs­stät­ten des Kle­rus ver­wai­sen läßt.

Und was hat das nun mit der Ver­fol­gung des über­lie­fer­ten Ritus zu tun? 

Alles. Die Gemein­schaf­ten und Gemein­den des über­lie­fer­ten Ritus sind wie eine Kon­troll­grup­pe bei einem Expe­ri­ment. Sie bil­den den Kon­ter­part, anhand des­sen sich die Vali­di­tät einer Maß­nah­me oder auch eines Phar­ma­kums über­prü­fen läßt. Fehlt die­se Kon­troll­grup­pe, kön­nen Feh­ler kaum erkannt wer­den, denn es fehlt der Spie­gel, der vor­ge­hal­ten wird.

Den lee­ren Prie­ster­se­mi­na­ren in den Diö­ze­sen ste­hen die vol­len Prie­ster­se­mi­na­re der Tra­di­ti­on gegen­über. Sie sind der leben­di­ge Beweis, daß die Beru­fungs­kri­se nicht gott­ge­wollt und auch kein Natur­er­eig­nis ist. Die vol­len Semi­na­re der Tra­di­ti­on las­sen die Novus-Ordo-Semi­na­re erst rich­tig leer aus­se­hen. Das schmerzt, was noch die bes­se­re Vari­an­te wäre. Da die Über­prü­fung für jeder­mann offen­steht, scheint es in Wirk­lich­keit viel zu wenig zu schmer­zen. Was ist es dann? Ärger dar­über, daß die eige­ne Vor­stel­lungs­welt von Mit­brü­dern auf so offen­sicht­li­che und ekla­tan­te Wei­se, ganz ohne ihr Zutun, bloß­ge­stellt wird? Damit kom­men wir der Sache wohl näher. Die vol­len Semi­na­re der Tra­di­ti­on machen erst den Kon­trast deut­lich und lie­fern den schla­gen­den Beweis, daß die Beru­fungs­kri­se in einem ursäch­li­chen Zusam­men­hang mit dem Kir­chen­ver­ständ­nis ste­hen muß.

Eine Rei­he von Bei­spie­len lie­ße sich nun anfüh­ren, doch zwei sol­len genü­gen. Das Prie­ster­se­mi­nar St. Phil­ipp Neri des Insti­tuts Chri­stus König und Hohe­prie­ster in Gri­ci­glia­no bei Flo­renz in der Tos­ka­na, einer Eccle­sia-Dei-Gemein­schaft, muß­te im ver­gan­ge­nen Herbst aus Platz­man­gel elf Kan­di­da­ten abwei­sen. Für mehr als 30 Neu­ein­trit­te fehl­ten ein­fach die Räumlichkeiten.

Das ande­re Bei­spiel ist bewußt nicht aus dem Kreis der Eccle­sia-Dei-Gemein­schaf­ten gewählt. Anfang Febru­ar wur­den am Herz-Jesu-Semi­nar der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. in Zaitz­kofen bei Regens­burg 20 Semi­na­ri­sten ein­ge­klei­det. Ins­ge­samt brach das lau­fen­de Stu­di­en­jahr bis­he­ri­ge Rekor­de. Es ist das Jahr mit den mei­sten Neu­ein­trit­ten seit Grün­dung des Prie­ster­se­mi­nars. Die Semi­na­ri­sten kom­men aus dem deut­schen Sprach­raum samt angren­zen­den Län­dern, dar­un­ter Polen, Ungarn, Kroa­ti­en und Dänemark.

„Das prie­ster­li­che Gewand – ein Hin­der­nis für das Apo­sto­lat? Nein, im Gegen­teil. S. E. Msgr. Tis­sier de Mal­ler­ais stell­te in sei­ner Anspra­che her­aus, wie sehr die Sou­ta­ne das Inter­es­se der Men­schen weckt und die See­len zugäng­lich macht“, heißt es dazu auf der Inter­net­sei­te des Seminars.

Die Neu­ein­trit­te im Okto­ber 2022 am Prie­ster­se­mi­nar der Pius­bru­der­schaft in Zaitz­kofen: „Mehr Ein­trit­te als je zuvor!“

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: ICRSS/​FSSPX (Screen­shots)

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