Von Pater Paolo M. Siano*
In der regulären englischen Freimaurerei (ich spreche von der mehrheitlich männlichen, traditionellen Freimaurerei, d. h. der Vereinigten Großloge von England) gibt es verschiedene „Schulen“ oder Forschungsrichtungen, die sich mit dem Studium der Geschichte, der Symbolik und des Rituals der Freimaurerei beschäftigen.
Wie ich denke, in meinen früheren Studien gezeigt zu haben, und wie wir hoffentlich wieder sehen werden, ist die Esoterik (Gnosis, Angelologie, Kabbala, Alchemie, Hermetik…) und ihre Anwendung auf die Symbolik und Rituale der Freimaurerei keineswegs auf das beschränkt, was der englische Freimaurer Ellic Howe (1901–1991) als „Fringe Masonry“ bezeichnete, d. h. para- oder außermaurerische Gruppen, die scheinbar oder offiziell am Rande der regulären und der Mehrheitsfreimaurerei stehen. In Wirklichkeit ist die gesamte reguläre und traditionelle Freimaurerei, in diesem Fall die britische oder englische Freimaurerei, von der Esoterik geprägt und durchdrungen, mit einer besonderen geistigen und/oder rituellen Konzentration in bestimmten, dem Laien oft unbekannten, aber in Freimaurerkreisen sehr prestigeträchtigen oder elitären Kreisen. Diese Kreise sind ausschließlich den regulären Meisterfreimaurern der Vereinigten Großloge von England und den Meisterfreimaurern der von ihr weltweit anerkannten Großlogen vorbehalten. Es ist interessant festzustellen, daß Br. Ellic Howe (Vereinigte Großloge von England; Brüder nennen sich die Freimaurer, weshalb sie hier auch mit dieser Anrede ausgewiesen werden, Anm. d. Übers.) zur Zeit des Zweiten Weltkriegs als Agent des britischen Geheimdienstes ein Experte in Sachen Desinformation war. Die Theorie der „Fringe Masonry“ hat in der Tat den Anschein von Desinformation oder Ablenkung.
1. Die „Schulen“ oder Richtung der freimaurerischen Forschung
Die so genannte „authentische oder wissenschaftliche Schule“ der freimaurerischen Forschung1 ist diejenige, die mit der angesehenen Loge Quatuor Coronati Nr. 2076 der Vereinigten Großloge von England mit Sitz in London verbunden ist, die 1884 gegründet und 1886 rituell geweiht wurde. Die Vertreter der „authentischen Schule“ beschränken sich auf die Untersuchung des historischen oder dokumentarischen Aspekts der Freimaurerei und lassen im allgemeinen – so scheint es – ihre esoterischen Aspekte aus, mißverstehen sie oder unterschätzen sie, nicht zuletzt, weil sie zuweilen befürchten, daß die Schriften der esoterischen Freimaurer verschiedene Kritik an der Freimaurerei bestärken könnten [vgl. James Douglas: Elements of Masonic Research, in: The Dormer Masonic Study Circle – Transaction No. 179, s. d, London, S. 4–11 (1–22)]. Doch selbst ein renommierter Gelehrter, Mitglied der Quatuor Coronati, Br. John Hamill, gibt zu, daß esoterische und mystische „Schulen“ (der freimaurerischen Forschung), die die Überlieferung esoterischer Ideen und Traditionen („esoteric traditions“) nachzeichnen, an sich eine gültige Forschungsrichtung sind („in itself a valid line of research“, S. 10). In der Tat habe ich selbst festgestellt, daß auch aus den Protokollen der Quatuor Coronati Lodge No. 2076 hervorgeht, daß die esoterische oder mystische Dimension für die reguläre englische Freimaurerei inhärent und grundlegend ist.
Br. James Douglas nennt die folgenden Forschungsschulen „non-historical“, d. h. solche, die sich ausschließlich mit freimaurerischer Symbolik, Mystik und Esoterik befassen (vgl. S. 11):
a. Die 1921 gegründete Masonic Study Society (MSS), zu deren Mitgliedern „mehrere der tiefsten Denker“ der Vereinigten Großloge von England gehören, wie Sir John Cockburn, Walter Leslie Wilmshurst, John Sebastian Marlow Ward („several of the Craft’s deepest thinkers: Cockburn, Wilmshurst, Ward, to name just a few“). Die MSS existiert noch immer als freimaurerische Studiengesellschaft, die den Meisterfreimaurern der Vereinigten Großloge oder den Großlogen, die mit ihr in Verbindung stehen, vorbehalten ist. Die MSS verfügt derzeit nicht über eine eigene Website.
b. In den Jahren 1926/27 führte die MSS indirekt zur Gründung der Lodge of the Living Stones No. 4957 in Leeds, der ersten Loge der Vereinigten Großloge von England, die sich in besonderer Weise der Vertiefung der spirituellen oder mystischen Aspekte der regulären englischen Freimaurerei widmete. Der erste Worshipful Master dieser Loge war Walter Leslie Wilmshurst. Die etwa 49 Schriften („Papers“) der Living Stones No. 4957, von denen viele von Wilmshurst verfaßt wurden, stellen klassische freimaurerische Literatur dar, die die innere oder esoterische Bedeutung der Freimaurerei illustriert („remain classic contemplative accounts of Freemasonry’s inner meaning“). Die Loge Living Stones Nr. 4957 besteht noch immer als Loge unter dem Gehorsam der Vereinigten Großloge. Der Marquess von Northampton hat in seiner Zeit als Pro-Großmeister der Vereinigten Großloge von England (2001–2009) die esoterischen Lehren der Freimaurerei gerühmt („the esoteric teachings of Freemasonry“.
c. Im Jahr 1938 wurde der Devereaux Masonic Study Circle gegründet, der 1939 seinen heutigen Namen The Dormer Masonic Study Circle (DMSC) annahm. Im Jahr 1988 wurde in Verbindung mit dem DMSC die Double Horizon Lodge No. 9269 gegründet (vgl. S. 11). Bis heute ist der Dormer Masonic Study Circle den Meisterfreimaurern der Vereinigten Großloge von England und den Meisterfreimaurern ausländischer Großlogen, die mit der Vereinigte Großloge in Verbindung stehen, vorbehalten. Seine Sitzungen finden in London in der Freemasons‘ Hall, dem Sitz der Vereinigten Großloge von England, statt.
Hinzu kommt, daß in der Vereinigten Großloge von England (gegründet 1813) seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu den Pflichten eines neuen Installed Master oder Worshipful Master of Lodge, unter Punkt 9 die Verbreitung der Kenntnisse der mystischen Kunst („the Mystic Art“, s. Vereinigte Großloge von England: Constitutions of the Antient Fraternity of Free and Accepted Masons, London 1841, S. VIII), ein Ausdruck, der auf die Freimaurerei oder eine „Wissenschaft“ oder ein „Wissen“ hinweist, das in und von der Freimaurerei gepflegt wird…
Eine weitere Unterscheidung bietet der englische Freimaurer Charles Webster Leadbeater (1854–1934), ein altkatholischer Bischof, Theosoph, Mitbegründer der Liberalen Katholischen Kirche und 33. Grad der gemischten Freimaurerei (männlich und weiblich), bekannt als Le Droit Humain oder Co-Masonry, zu der auch Vertreterinnen der Theosophie von Helena Petrovna Blavatsky gehören.
Leadbeater unterscheidet:
a. Die „anthropological school“ (die Br. John Hamill als „symbolist school“ bezeichnet), die die freimaurerischen Riten und Symbole mit den Riten und Symbolen der alten Völker und Mysteriengesellschaften verbindet. Zu den Freimaurern dieser Strömung gehört John Sebastian Marlow Ward (1885–1949).
b. Die „mystic school“, die den mystischen (und in der Tat magischen) Aspekt der Freimaurerei betont; so zum Beispiel die Freimaurer W. L. Wilmshurst und Arthur Edward Waite (1857–1942). Über Waite habe ich hier geschrieben.
c. Die „occult school“, zu der Leadbeater gehört, die auf die magische und okkulte Bedeutung der freimaurerischen Riten achtet (vgl. C. W. Leadbeater: Freemasonry and its Ancient Mystic Rites, Gramercy Books, New York 1998, S. 2–6; vgl. John Hamill: The History of English Freemasonry, Lewis Masonic, Addlestone 1994, S. 19–29).
2. Freimaurerei und Mystik von Br. W. L. Wilmshurst (1867–1939)
Band 119, Jahr 2006, der Transactions der Loge Quatuor Coronati No. 2076 (London; Vereinigte Großloge von England) enthält eine Studie des Freimaurers Anthony R. Baker über Walter W. L. Wilmshurst (WLW), einen wichtigen Vertreter der „Esoterischen Schule“ (Vgl. Br. A. R. Baker, „W.L. Wilmshurst: his World of Fallen but Living Stones“, in: Ars Quatuor Coronatorum: Transactions of the Quatuor Coronati Lodge No. 2076, vol. 119 for the year 2006, Council of the Quatuor Coronati Correspondence Circle Limited, London 2007, S. 40–105). Br. Baker veranschaulicht zunächst das Denken von WLW und dann sein freimaurerisches Curriculum. Ich beginne mit letzterem.
2.1 Freimaurerisches Curriculum von Br. Walter Leslie Wilmshurst (WLW)
Im Alter von 22 Jahren, im Jahr 1889, wurde WLW als Freimaurer in die Huddersfield Lodge No. 290 aufgenommen (vgl. S. 61). Nach Angaben von Br. Baker gehörte Wilmshurst wahrscheinlich auch dem Alten und Angenommenen Schottischen Ritus [Hochgradfreimaurerei] an. Sicher ist jedoch, daß WLW Mitglied von Arthur Edward Waites Hermetic Order of the Golden Dawn (Hermetischer Orden der Goldenen Morgenröte oder einfacher: Golden Dawn) war, nicht aber der Fellowship of the Rosy Cross (Bruderschaft des Rosenkreuzes) (vgl. S. 63).
Im Jahr 1890 wird Br. Wilmshurst Freimaurermeister. 1891 ist er Mitglied des Holy Royal Arch (Ergänzung des Dritten Grades der Freimaurer). Er ist Logenmeister der Loge Harmony Nr. 275. In den Jahren 1924 und 1927 ist er Vorsitzender der Huddersfield & District Installed Masters‘ Association (vgl. S. 92). 1913 ist er Provincial Grand Register und 1926 Past Provincial Senior Grand Warden der Provinz-Großloge von Yorkshire – West Riding (Vereinigte Großloge von England). Auf Großlogenebene (Vereinigte Großloge von England) ist WLW 1929 Past Assistant Grand Director of Ceremonies. In den Jahren 1924/25 trat er der Masonic Study Society bei, deren Präsident er 1937 wurde. Er ist Gründer und Logenmeister der Loge Living Stones No. 4957 (Leeds) von 1927 bis 1930 und 1937/1938 (vgl. S. 93).
Wilmshurst wird also Mitglied der Masonic Study Society von John Sebastian Marlow Ward (Vereinigte Großloge von England). Seine erste Studie für die MSS wird am 16. Oktober 1925 vorgelegt: „The Fundamental Philosophic Secrets within Masonry („Die grundlegenden philosophischen Geheimnisse der Freimaurerei“). Wilmshurst zufolge ist die Freimaurerei ein von den alten Mysterien abstammendes Einweihungssystem, das den Menschen zur geistigen Regeneration und zur Vereinigung mit dem Göttlichen, das bereits in ihm ist, führen kann (vgl. S. 65–67).
Am 16. Dezember 1927 wurde die Lodge of the Living Stones No. 4957 (Vereinigte Großloge von England) in Leeds, England, gegründet, wo Wilmshurst als erster Logenmeister eingesetzt wird (vgl. S. 76). Die Loge verwendet ihr eigenes Ritual für die Eröffnung und den Abschluß der rituellen Arbeit. Bei bestimmten Anlässen wird eine dreiminütige Stille abgehalten, damit alle Freimaurer der Loge sich der Gegenwart des Großen Baumeisters des Universums (Great Architect of the Universe, G.A.O.T.U.) und ihrer Vereinigung mit ihm bewußt werden („realising“) (vgl. S. 78f).
Im Jahr 1937 wird Wilmshurst auf Vorschlag von J. S. M. Ward neuer Vorsitzender der MSS (vgl. S. 66f). 1939 erhält WLW eine Einladung, Mitglied der freimaurerischen Philalethes Society (USA) zu werden, und nimmt diese an. Er stirbt am 19. Juli 1939 in London auf dem Weg zur Installation des neuen Großmeisters der Vereinigten Großloge von England (vgl. S. 93).
2.2 Zusammenfassung der Gedanken von Br. Walter Leslie Wilmshurst
So faßt Br. Baker die Bedeutung des Werkes von Br. Wilmshurst zusammen: „W.L. Wilmshurst was one of the great exponents of the mystical interpretation of Freemasonry“ („W. L. Wilmshurst war einer der großen Vertreter der mystischen Interpretation der Freimaurerei“, S. 40).
Br. Baker weist darauf hin, daß Wilmshurst jahrelang zunächst agnostisch und materialistisch war, sich dann östlichen Philosophien und Religionen zuwandte und diese schätzte. Baker zufolge war WLW gegen Ende seines Lebens sogar einer der feinsinnigsten christlichen „Mystiker“. Wilmshurst schätzt, so Baker, die heiligen Texte des Hinduismus ebenso wie das Johannesevangelium… Wilmshurst interessiert sich auch für das Okkulte… Er ist überzeugt, daß alles, was auf der Erde geschieht, seine Entsprechung in den höheren oder unsichtbaren Ebenen der Wirklichkeit hat (vgl. S. 49–51).
Wilmshurst ist überzeugt, daß alle Religionen wie Strahlen sind, die von einem einzigen Zentrum des Lichts ausgehen, und daß die Religionen, wie die alten Mysterien („Ancient Mysteries“, Wahrheiten für die Masse des Volkes lehren, während einige geheimere Wahrheiten ausgewählten Kreisen von Gläubigen vorbehalten sind (vgl. S. 52).
Baker zitiert eine Passage, in der Wilmshurst zeigt, daß er an die Eucharistie glaubt, aber in einem esoterischen Sinn: Hinter den sakramentalen Schleiern befindet sich alles, was man für seine eigene Erfüllung wissen muß… In Wilmshursts esoterischer Vision ist Platz für alles, sogar für die Eucharistie und die Messe. Keinen Platz gibt es hingegen für die Kirche von Rom (vgl. S. 54).
Baker stellt Wilmshurst als christlichen Mystiker dar, obwohl es eigentlich richtiger wäre, ihn als Gnostiker zu bezeichnen. Wilmshurst sucht die Vereinigung seiner Seele mit dem universellen Wesen in Christus… Nach Wilmshurst gibt es in uns das vitale und unsterbliche Prinzip („vital and immortal principle“), den „schimmernden Strahl“ („glimmering ray“), der uns mit dem göttlichen Zentrum allen Lebens vereint (vgl. S. 55).
Generell lobt Wilmshurst die Werke eines anderen „mystischen“ Freimaurers, Arthur Edward Waite (Vereinigte Großloge von England), der unter anderem das Werk „Histoire de la Magie“ des französischen Okkultisten und Freimaurers Elifas Levi unter dem Titel „History of Magic“ ins Englische übersetzt hat (vgl. S. 57).
Nach Wilmshurst impliziert der dritte Grad des Meisters der „Craft Freemasonry“ einen mystischen Tod („mystical death“: S. 58). WLW glaubt an die Reinkarnation, zumindest als Strafe für die Seele, die die mystische Vereinigung mit Christus nicht erreicht hat, zeigt aber auch Sympathie für die Reinkarnation als Mittel, anderen zu helfen, den Weg der Wiedergeburt zu vollenden (vgl. S. 58f).
Nach Wilmshurst repräsentieren die Beamten („officers“) der Loge der drei grundlegenden Grade der Freimaurerei („Craft Freemasonry“) die verschiedenen Bestandteile des Menschen/Initiaten: Geist (der Stuhlmeister), Seele (der 1. Aufseher), Verstand (der 2. Aufseher) usw. (vgl. S. 64).
Wilmshurst ist überzeugt, daß die Craft Freemasonry göttlichen Beistand genießt, daß der Engel Gabriel die Tätigkeit der modernen Freimaurerei steuert und daß die Freimaurerei auf der Erde existiert, weil sie in einer höheren Form auch im Himmel existiert (vgl. S. 65).
2.3 Schriften und Einschätzungen
Wilmshursts wichtigste und bekannteste freimaurerische Werke sind: „The Meaning of Masonry“ (1922) und „The Masonic Initiation“ (1924), die bis heute zahlreiche Nachdrucke erfahren haben. Br. Baker erklärt, daß diese Bücher häufig von Freimaurer-Gelehrten positiv zitiert werden, z. B. von Br. Colin Dyer (Vereinigte Großloge von England, Quatuor Coronati), in seinem Buch „Symbolism in Craft Freemasonry“ (1983). Außerdem gehören diese beiden Bücher von Wilmshurst zu den fünf Lieblingsbüchern von Rev. Joseph Fort Newton (1876–1950), Baptistenpastor, berühmter amerikanischer Schriftsteller und Freimaurer (vgl. S. 68–70).
Baker stellt fest, daß Wilmshursts Gedankengut sowohl von Antifreimaurern als auch von Freimaurern, die mit Quatuor Coronati verbunden sind, kritisiert wurde. Br. Baker stellt fest, daß die Kritik der Freimaurergegner (z. B. Rev. Penney Hunt, Rev. Walton Hannah) begründet ist, denn Wilmshurst preist Christus in einem Kontext von Mythen und antiken Mysterien… Wilmshursts „Christentum“ ist nicht römisch, dogmatisch, sondern esoterisch. Er glaubt, daß die Freimaurerei mehr als die Religionen in der Lage ist, die spirituellen Bedürfnisse des Menschen zu befriedigen. Nach WLW ist das Göttliche im Zentrum eines jeden Menschen, jeder Mensch kann Gott in sich selbst finden (vgl. S. 71f).
Innerhalb der Loge Quatuor Coronati Nr. 2076 sind die Hauptkritiker der Ideen von WLW und seiner mystischen Interpretation der Freimaurerei: Rev. Neville Barker Cryer, John Hamill, Christopher Haffner, Robert Gilbert. Br. Haffner hielt Wilmshurst sogar für einen Schaden für die Freimaurerei, da seine Interpretationen antifreimaurerische Angriffe, insbesondere von christlicher Seite, gefördert hätten (vgl. S. 74–76).
Doch trotz dieser freimaurerischen und antifreimaurerischen Kritik wurden und werden Wilmshursts Bücher von Freimaurern hohen Ranges nachgefragt („by rank and file mason“: vgl. S. 76). Ich möchte hinzufügen, daß auch meiner Meinung nach die mystische – d. h. gnostische – Interpretation der freimaurerischen Symbolik und des Rituals gut geeignet ist, d. h. sie entspricht genau dem strukturellen Rahmen des Ritus und der Symbole der Craft Freemasonry.
Zu den Studienbüchern, die Wilmshurst den Mitgliedern seiner Loge empfiehlt, gehört „The Lost Keys of Freemasonry or The Secret of Hiram Abiff“ (1923) des amerikanischen Okkultisten Manly Hall (1901–1990), der zu dieser Zeit noch kein Freimaurer war. Er sollte erst einige Jahrzehnte später einer werden. Dennoch betrachtete Wilmshurst den jungen Hall bereits als Eingeweihten und Freimaurer im Geiste.
Im November 1917 erhielt Wilmshurst von Freunden einen Ring mit einem gnostischen Zeichen. WLW glaubt an Reinkarnation und ist davon überzeugt, daß der Ring 1900 Jahre zuvor ihm gehörte und nun, in diesem neuen Leben, wieder in seinem Besitz ist. Wilmshurst trug diesen Ring immer am Finger. Er wurde nach seinem Tod von seiner Tochter an die Loge Living Stones No. 4957 übergeben und wird seither vom diensthabenden Stuhlmeister am Finger getragen (vgl. S. 80f). Auf dem Ring von WLW sind die beiden Gesichter des zweigesichtigen Gottes Janus abgebildet, die unter anderem den gefallenen Adam und den wiedergeborenen Adam, den profanen Menschen und den eingeweihten Menschen zeigen. Über den beiden Gesichtern befindet sich der Adler, das Symbol für das höhere Selbst des Menschen, den himmlischen Geist. Außerdem ist eine Schlange abgebildet, die das böse Prinzip darstellt, das für das Gute notwendig ist und ihm dient, wenn es kontrolliert wird („yet the evil principle is necessary for, and ministers to the good, when it is controlled“, s. hier). Also: Vereinigung der Gegensätze, Notwendigkeit des Bösen… Kurz gesagt, wieder Gnosis.
*Pater Paolo Maria Siano gehört dem Orden der Franziskaner der Immakulata (FFI) an; der promovierte Kirchenhistoriker gilt als einer der besten katholischen Kenner der Freimaurerei, der er mehrere Standardwerke und zahlreiche Aufsätze gewidmet hat. In seiner jüngsten Veröffentlichung geht es ihm darum, den Nachweis zu erbringen, daß die Freimaurerei von Anfang an esoterische und gnostische Elemente enthielt, die bis heute ihre Unvereinbarkeit mit der kirchlichen Glaubenslehre begründen.
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Corrispondenza Romana/MiL
Es ist interessant gerade auf dieser Seite, die ja als Hauptthema die freimaurerische Unterwanderung der katholischen Kirche hat, einen solchen Lobgesang zu finden. Es passieren in der Gegenwart seltsame Dinge. Die gleichen Institutionen von früher gibt es noch. Der European Song Contest ist noch da, die Grammy Verleihung findet noch statt. Nur ist es gar nicht gut für das Seelenheil, sich dorthin zu begeben. Institutionen haben sich dem Wesen nach verändert.
In diesem Sinne kann auf das erwartete besondere Kind Jiddu Krishnamurti hingewiesen werden, der ja von Leadbeater und Besant herangezogen worden ist und später sinngemäß gesagt hat, ich gehe dann mal.
Es gibt auch im Fußball Spieler die böse foulen, sowie edle Ballakteure. Das ändert nichts an der Tatsache, dass sich professioneller Fußball ebenso verändert hat, sodaß viele Menschen sagen, ich geh‘ dann mal.
In dieser unserer Zeit kann man die guten Orte daran erkennen, daß auf den Erlöser hingedeutet wird. Er heisst Jesus. Und wer nicht auf Jesus Christus hindeutet, ist verirrt. So sagt es die heilige Schrift. Niemand kann zum Vater kommen, außer durch mich, hat er gesagt. Und der Vater hat eine Entwicklung determiniert, die jeden Menschen auf sich selbst stellt. Wir waren alle insgesamt etwa ein Jahr abgeschlossen, so wie Noah auch ein Jahr lang abgeschlossen war. Im Gericht werden wir für unsere persönlichen Taten beurteilt. Nicht für die Wohlfeilheit unserer Familie oder unseres Fußballvereins.