
(Rom) Das Päpstliche Athenaeum Sant’Anselmo, besser dessen Päpstliches Liturgisches Institut kann seine Position weiter stärken. Dabei sind manche der Meinung, daß der Einfluß dieser liturgischen Schule schon viel zu groß ist.
Papst Franziskus berief heute einen weiteren Vertreter des Päpstlichen Liturgischen Instituts auf einen führenden Posten an der Römischen Kurie. Das Tagesbullettin des vatikanischen Presseamtes meldete heute mittag:
„Der Heilige Vater hat Msgr. Krzysztof Marcjanowicz zum Untersekretär des Dikasteriums für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung ernannt, der bisher Beauftragter des Dikasteriums für die Evangelisierung – Abteilung für Grundfragen der Evangelisierung in der Welt und Päpstlicher Zeremoniär war.“
Gleichzeitig mit der Ankündigung der Ernennung wurde ein zusammenfassender Lebenslauf veröffentlicht, in dem hervorgehoben wird, daß „er am Päpstlichen Liturgischen Institut Sant’Anselmo in Rom einen Doktortitel in heiliger Liturgie erworben hat“.
2021 gehörte Msgr. Marcjanowicz zu den Dozenten des Päpstlichen Liturgischen Instituts für einen Ausbildungskurs für Katechisten.
Kritiker sagen, bereits die Gründung des Päpstlichen Liturgischen Instituts durch Papst Johannes XXIII. im Jahr 1961 sei ein Fehler gewesen. Der Papst, der das Institut den Benediktinern der römischen Abtei Sant’Anselmo anvertraute, habe damit das Instrument geschaffen, die bald angestrebte Liturgiereform auszuarbeiten und durchzuführen.
Der langjährige Zeremonienmeister von Papst Johannes Paul II., Msgr. Piero Marini, den Papst Benedikt XVI. durch einen neuen Zeremonienmeister ersetzte, war ein Absolvent des Instituts, wie auch Msgr. Corrado Maggioni, der dort Professor und dann unter Franziskus Consultor des Amtes für die Liturgischen Feiern des Papstes und im Juni 2022 auch Consultor des Dikasteriums für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung wurde.
Beide, Marini und Maggioni, waren Mitglieder der Kommission, die das Motu proprio Magnum Principium vom 3. September 2017 ausarbeitete, mit dem Papst Franziskus den Bischofskonferenzen Zuständigkeiten bei den Übersetzungen der liturgischen Texte übertrug. Seither ist die Papst Benedikt XVI. so wichtige Frage der Übersetzung der Wandlungsworte in die Volkssprachen, die Streitfrage, ob pro multis „für alle“ oder „für viele“ heißt, vom Tisch.
Das Päpstliche Liturgische Institut gilt auch als maßgeblicher Ort, der Papst Franziskus zur Aufhebung des Motu proprio Summorum Pontificum drängte. In der Öffentlichkeit tritt der Laientheologe Andrea Grillo als Hauptvertreter dieser Richtung in Erscheinung. Grillo war es, der meinte, man müsse Benedikt XVI. „isolieren“, um seinen Einfluß auszuschalten. Diese Sorge wurde dem modernistischen Liturgiker inzwischen abgenommen.
Das ist nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist, daß Vertreter eines traditionelleren Liturgieverständnisses ausgegrenzt und entfernt werden. Das gilt, um zwei prominente Vertreter zu nennen, für Kardinal Robert Sarah ebenso wie für den ehemaligen Zeremonienmeister von Papst Benedikt XVI., Msgr. Guido Marini.
Im Mai 2021 ernannte Papst Franziskus den Franziskaner Vittorio Viola, einen weiteren Absolventen von Sant’Anselmo, zum neuen Sekretär des Dikasteriums für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung. Damit, so Beobachter, stand fest, daß das Päpstliche Liturgische Institut von Sant’Anselmo in liturgischen Fragen eine maßgebliche Position einnehmen konnte.
In der Glaubenskongregation haben sie mit Msgr. Maurizio Barba ihren Vertreter, im Liturgischen Amt des Vikariats von Rom mit dem Karmeliten Giuseppe Midilli, an der Urbaniana mit Pietro Muroni, Dekan der Theologischen Fakultät.
Das Motu proprio Traditionis custodes ist ein Ergebnis dieses Einflusses, der bei Papst Franziskus auf fruchtbaren Boden fällt.
Die Genealogie führt zurück zu Msgr. Annibale Bugnini und dessen Unterstützer der Liturgiereform. Msgr. Piero Marini ist ein Bugnini-Schüler und Msgr. Viola trägt Bugninis Bischofsring am Finger. Die Verbindung zum Benediktinerorden ging über den Schweizer Benediktiner Benno Gut, Abt von Einsiedeln, der dann Abtprimas von Sant’Anselmo wurde. Er wurde aber 1967 auch Präfekt der damaligen Ritenkongregation und Vorsitzender des berüchtigten Consilium zur Ausführung der Liturgiereform des Konzils. Bugnini war sein Sekretär.
Der Kreis scheint sich schon 1964 zu schließen, als sich das Consilium weigerte, am Sitz der Ritenkongregation zu tagen, und stattdessen das damalige Gästehaus Santa Marta als Tagungsort wählte.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL
Doktortitel in heiliger Liturgie ist gut. Kommt es doch nicht auf die Künste, sondern auf die Heiligkeit des Zelebranten an. Ausserdem wird die Liturgie nicht didaktisch (akademisch) gelehrt, sondern durch Nachahmung. Was soll dann ein akademischer Abschluss in dem Bereich. Ist das „des Kaisers neue Kleider“?