(Rom) Am Montag empfing Papst Franziskus Vertreter von Catholic News Service (CNS), der Presseagentur der Amerikanischen Bischofskonferenz. Dabei beliebte er „zu scherzen“, wie in Rom einige suggerieren wollen. Doch selbst wenn Franziskus scherzt, vorausgesetzt, er scherzte wirklich, tut er es hintersinnig. Auch in diesem Fall.
Anlaß für den Empfang war das hundertjährige Bestehen von CNS und Vorläufern seit 1920. Zunächst warnte das Kirchenoberhaupt die Medienvertreter vor Spaltungen, denn diese würden „nirgendwo“ hinführen. Es sei auch Aufgabe der Medien, Spaltungen zu überwinden, anstatt Sensationslust und Skandale zu schüren.
„Eine gespaltene Kirche ist nicht die Kirche, sie ist nicht die wahre Kirche.“
„Ich denke so. Du denkst so. Wir können darüber diskutieren, aber mit demselben Herzen. Unterstützen Sie die Einheit. Begünstigen Sie keine Spaltung, denn der Journalismus hat vier Hauptsünden, nämlich: Desinformation, Verleumdung, Diffamierung und Koprophilie“, wie RomeReports berichtete. Zugleich lobte Franziskus die Arbeit der Kirche in den Vereinigten Staaten und nannte sie „mutig, großzügig und demütig“.
Er sagte auch, was er damit meint:
„Sie heißt Einwanderer willkommen. Was die Kirche für Einwanderer tut, ist riesig, oder? Sie ist großzügig, weil die Kirche in den Vereinigten Staaten viele wirtschaftliche Möglichkeiten hat und großzügig hilft.“
Weiter sagte Franziskus:
Die Kirche in den Vereinigten Staaten „ist sehr lebendig, sehr sehr lebendig. Vielleicht gibt es traditionalistische Gruppen, aber wir haben sie auch hier im Vatikan. Das kann geheilt werden.“
Störfaktor „Traditionalismus“
Das wichtigste Kriterium einer „lebendigen“ Kirche ist demnach, laut Franziskus, eine Politik der uneingeschränkten Masseneinwanderung. Diese fördert Franziskus als eine Hauptagenda seines Pontifikats seit Juli 2013, als er zu diesem Zweck die italienische Mittelmeerinsel Lampedusa besuchte. Aspekte, die ein „Recht“ auf Einwanderung einschränken, nannte das Kirchenoberhaupt bisher nicht.
Der Wissenschaftstheoretiker und ehemalige Präsident des Italienischen Senats, Marcello Pera, ein persönlicher Freund von Benedikt XVI., erhob deshalb im Juli 2017 gegen Franziskus den Vorwurf, den Westen „zu hassen“ und ihn „zerstören“ zu wollen.
Als Störfaktor für eine „lebendige Kirche“ nannte Franziskus „traditionalistische Gruppen“, doch Traditionalismus „kann geheilt werden“. Was Franziskus in einen scherzenden Ton verpackte, war in Wirklichkeit eine gezielte Herabsetzung dieses Teils der Kirche. Er gab wieder einmal zu verstehen, wen vor allem er nicht mag. Der negative Duktus der Aussage wird durch den Vergleich mit anderen Aussagen des Papstes noch verschärft. Er implizierte, daß „Traditionalismus“ etwas ist, das geheilt werden müsse, kurzum, etwas Krankes sei. Wann sprach ein Papst so über Bischöfe, Priester und Gläubige der Kirche?
Die Anspielung gegenüber den Medienvertretern der Amerikanischen Bischofskonferenz erhält besondere Aussagekraft, da Franziskus vor Jahren den Kampf um die Kontrolle dieser Bischofskonferenz aufnahm. Im Gegensatz zu den westlichen Staaten Europas ist in den USA der Kulturkampf zwischen links und rechts, progressiv und konservativ nicht entschieden. Franziskus ist die Bedeutung dieser Tatsache für die übrige westliche Welt und die Welt insgesamt bewußt. Er will diese Bastion schleifen und verschärfte nach der Wahl von Donald Trump den Kampf gegen die „religiöse Rechte“ in den USA.
Dann scherzte Franziskus noch über seine Ischiasprobleme. Sein Arzt habe ihm gesagt:
„Aber geh zum Angelus, damit sie nicht sagen, daß Du tot bist.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: CNS/Youtube (Screenshot)