Rom interveniert gegen den Synodalen Weg – Was wird damit gelöst?

Was wird damit nicht gelöst? Die Probleme liegen tiefer und sind dort anzugehen


Rom gegen den synodalen Irrweg? Ja und nein, kurz, jein.
Rom gegen den synodalen Irrweg? Ja und nein, kurz, jein.

Eini­ge Anmer­kun­gen von Giu­sep­pe Nardi

Anzei­ge

Der Vati­kan hat die Hand­brem­se gezo­gen und dem deut­schen Syn­oda­len Weg Fahr­ver­bo­te auf­ge­zeigt. Ein „Syn­oda­ler Rat“ mit Ent­schei­dungs­be­fug­nis­sen hat nicht errich­tet zu wer­den. Ist damit das Pro­blem vom Tisch? Wohl kaum.

Das Nein aus Rom stammt vom 16. Janu­ar und wur­de am Mon­tag, vor zwei Tagen, von der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz ver­öf­fent­licht. Es ist gleich von drei füh­ren­den Kuri­en­ver­tre­tern unter­zeich­net, was den Ernst der Lage unter­streicht und vor allem den deut­schen Bischö­fen die­sen klar­ma­chen soll. Neben dem Prä­fek­ten der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on Kar­di­nal Luis Lada­ria SJ ste­hen auch die Namen des Prä­fek­ten der Bischofs­kon­gre­ga­ti­on Kar­di­nal Marc Ouel­let und sogar des Kar­di­nal­staats­se­kre­tärs Pie­tro Paro­lin unter dem Papier.

Es ist nicht das erste Mal, daß Rom im Zusam­men­hang mit dem Syn­oda­len Weg inter­ve­niert. Die Ver­gan­gen­heit lehrt, und das weiß man auch an der DBK-Spit­ze, daß römi­sche Vor­ga­ben unter Papst Fran­zis­kus aller­dings eher Ver­hand­lungs­sa­che als effek­ti­ve Fest­schrei­bung sind.

Die Tat­sa­che, daß sol­che Ein­grif­fe über­haupt not­wen­dig sind, müß­te an Isar, Lahn, Rhein, Main, Elbe und Spree zum Inne­hal­ten gemah­nen. Müß­te! Die Sach­la­ge scheint aber nicht so ein­fach. Der Kar­ren ist schon sehr ver­fah­ren. In der Kir­che mei­det man, die Din­ge beim Namen zu nen­nen, sonst müß­te es rich­ti­ger hei­ßen: Der Kar­ren steckt so rich­tig im Dreck.

Die Geister, die ich rief

Die Ange­le­gen­heit erin­nert an jene des Zau­ber­lehr­lings, der die Gei­ster, die er rief, nicht mehr los­wird. Was sind das aber für Gei­ster? Nun, Him­mels­gei­ster alle­mal, doch ange­li­sche wohl kaum. Eine Fron­de deut­scher Bischö­fe, die das Heft in der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz in der Hand haben, drängt zur Revo­lu­ti­on, einer kon­trol­lier­ten Revo­lu­ti­on, aber einer Revo­lu­ti­on. Die Anfüh­rungs­zei­chen kann man getrost weg­las­sen. Der revo­lu­tio­nä­re Geist aber ist nie der Geist Got­tes. Da mag das Wort „Revo­lu­ti­on“ noch so sehr zum Mode­wort gewor­den sein, das infla­tio­när für jeden Schmon­zes im Mund geführt wird und längst von der Wer­be- und PR-Bran­che ver­schlun­gen und ver­kom­mer­zia­li­siert viel­fach wie­der aus­ge­spie­en wird. Revo­lu­ti­on ist der Anti­geist, und Goe­the hat uns mit sei­nen Ver­sen tief ins Gedächt­nis ein­ge­prägt, daß es sein kann, daß man die Gei­ster, die man rief, nicht mehr los­wird. In Cli­quen von Hir­ten und haupt­amt­li­chen Kir­chen­funk­tio­nä­ren wur­de eine Dyna­mik in Gang gesetzt mit der Gefahr, daß sich ihre grund­stür­zen­den Ideen ver­selb­stän­di­gen. Wo sich die Revo­lu­ti­on erhebt, sind Stolz und Hoch­mut nicht weit. Womit ein teuf­li­sches Gebräu bei­sam­men ist, das es in sich hat.

Der römi­sche Zwi­schen­ruf löst daher noch herz­lich wenig. Der Geist wird dadurch nicht besei­tigt. Schon des­halb nicht, weil nicht klar ist, wie ernst es Rom tat­säch­lich damit ist, den deut­schen Irr­weg zu stop­pen – bevor es zu spät ist. San­ta Mar­ta betrach­tet sehr viel als Ver­hand­lungs­mas­se und scheu­te nicht davor zurück, den eige­nen Kuri­en­ein­rich­tun­gen bei Bedarf in den Rücken zu fal­len. Glau­bens­prä­fekt Lada­ria muß­te das im Zusam­men­hang mit den „Homo-Seg­nun­gen“, auch eine deut­sche Erfin­dung, erle­ben. Das hat mit der Denk­welt von Papst Fran­zis­kus zu tun, der sich maxi­ma­len Hand­lungs­spiel­raum frei­hal­ten will. In jeder Hinsicht.

Damit wären wir wie­der bei den Grund­la­gen des Den­kens, und die sind das Dilem­ma, die das Pro­blem erst wirk­lich zum Pro­blem machen – und wes­halb die römi­sche Inter­ven­ti­on, lei­der, noch nicht wirk­lich aus­sa­ge­kräf­tig ist. Es ist nun müßig – viel­leicht aber auch loh­nens­wert – dar­über zu debat­tie­ren, wie­viel Hegel und wie­viel Marx (Karl) hin­ter dem syn­oda­len Renn­weg ins Abseits stecken. Und auch in den Hand­lungs­ma­xi­men von Papst Franziskus.

Es liegt auf der Hand, daß der blo­ße Gedan­ke einer sol­chen Denk- und Hand­lungs­grund­la­ge der höch­sten Kir­chen­ver­tre­tung von Welt­kir­che und bun­des­deut­scher Orts­kir­che vor einem Men­schen­al­ter noch als gänz­lich absurd abge­tan wor­den wäre. Es wären, um es pla­stisch zu sagen, Hek­to­li­ter Weih­was­ser ver­sprengt wor­den, um das Ein­drin­gen solch schäd­li­cher Ein­flüs­se zu bannen.

Das kirchliche ’68 als Problem

Das Pro­blem ist also das Den­ken hin­ter dem Tun. Sein Ein­drin­gen erfolg­te schlei­chend und lei­se. Die Mah­ner wur­den nicht gehört, weil sich die Expo­nen­ten der „neu­en“ Rich­tung gut tarn­ten, bis sie mit dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil nach der Füh­rung grif­fen. Das Pro­blem des Zwei­ten Vaticanum ist viel­schich­tig, zu viel­schich­tig, um an die­ser Stel­le behan­delt zu wer­den. Fakt ist jedoch, daß das kirch­li­che ’68 bereits 1965 statt­fand. Erschreckend, aber wahr. Die Chro­no­lo­gie ist in ihrer Bedeu­tung erst noch im Detail zu ergrün­den. Eine erschöp­fen­de Stu­die dar­über fehlt noch, da sich Tei­le der Kir­che, auf bei­den Sei­ten, lan­ge als „Opfer“ der 68er-Bewe­gung gese­hen oder zumin­dest prä­sen­tiert haben. Tat­sa­che ist, daß mit dem Vati­ca­num der ent­schei­den­de Wen­de­punkt ange­zeigt ist, der nicht grund­sätz­lich, aber fak­tisch jenen Kräf­ten die Tore öff­ne­te, die seit­her in die fal­sche Rich­tung drän­gen. Die Macht des Fak­ti­schen wie­der­um ist Grund genug, min­de­stens an der Oppor­tu­ni­tät des Kon­zils zu zwei­feln. In der Theo­rie scheint so man­che Sache hand­hab­bar, die sich in der Pra­xis als Gegen­teil erweist.

Weder Hegel noch Marx sind geeig­ne­te Grund­la­gen des katho­li­schen Den­kens. Dar­in soll­te ein Kon­sens bestehen. Der Scha­den, den die­se bei­den Den­ker und ihr Geist ver­ur­sacht haben, läßt sich gar nicht quan­ti­fi­zie­ren. Wie kann es dann sein, daß die ton­an­ge­ben­den deut­schen Bischö­fe aus­ge­rech­net ihnen fol­gen? Sind sie sich des­sen bewußt? Zum Teil schon, zum Teil nicht. Zunächst Hegel, dann auch Marx haben das Den­ken an den deut­schen Uni­ver­si­tä­ten und Aka­de­mien regel­recht ver­bo­gen. Das ist ein Gesamt­pro­zeß, der viel­schich­tig schon auf eine zwei­hun­dert­jäh­ri­ge Wir­kungs­ge­schich­te zurück­blicken kann. Die Kom­bi­na­ti­on aus bei­den, sprich die mar­xi­sti­sche Dienst­bar­ma­chung Hegels für die Revo­lu­ti­on, die immer mas­siv destruk­tiv ist, ist die Crux des deut­schen aka­de­mi­schen Zustands – und das mit Export­cha­rak­ter. Es ist eine Tat­sa­che, daß durch den einst vor­aus­ei­len­den deut­schen Ruf in der Phi­lo­so­phie und ins­ge­samt in den Wis­sen­schaf­ten, dann zuneh­mend durch das deut­sche Geld ein üppi­ger Ideen- und Metho­den­trans­fer ins Aus­land, in zahl­rei­che Län­der der Welt statt­fand und stattfindet. 

Ein Kapi­tel für sich ist die vom KGB vor 1989 syste­ma­tisch an west­li­chen Hoch­schu­len infil­trier­te Zer­set­zung des Den­kens, die gera­de in aka­de­misch gebil­de­ten Krei­sen zu einer zuneh­men­den Ent­frem­dung von der Rea­li­tät führt. Durch den Mau­er­fall und die „Wen­de“ ver­schwand das aus­ge­streu­te Gift nicht. Zumal der Westen gei­stig und mora­lisch, außer der DM, um beim deut­schen Bei­spiel zu blei­ben, weder einen attrak­ti­ven noch über­haupt einen Ersatz bot, ver­selb­stän­dig­te sich das ein­ge­impf­te Den­ken in adap­tier­ter Form allein schon durch per­so­nel­le Kon­ti­nui­tä­ten. Und zahl­rei­che der ein­sti­gen Stu­den­ten rück­ten samt ihrem ver­bo­ge­nen Den­ken auf die Lehr­stüh­le nach. Ein Den­ken, von dem heu­te zwangs­läu­fig vie­le Krei­se mehr oder weni­ger ange­krän­kelt sind, selbst sol­che, die das gar nicht wahr­ha­ben wol­len. Es ist auch gar nicht leicht, sich ihm zu ent­zie­hen, da es meist unbe­wußt, unre­flek­tiert und uner­kannt des Weges kommt.

Der Fisch stinkt immer vom…

Doch alles, was in der Kir­che geschieht, wur­de mög­lich gemacht. War­um kon­trol­liert eine außer Kon­trol­le gera­te­ne Bischofs­fron­de die Deut­sche Bischofs­kon­fe­renz? War­um den­ken sie, so wie sie den­ken? Wie konn­ten sie zu Ober­hir­ten wer­den? Die Fehl­ent­wick­lung reicht schon über ein hal­bes Jahr­hun­dert zurück, unter­ir­disch sogar noch wei­ter. Der sprin­gen­de Punkt, auf den alles hin­aus­läuft? An der Aus­bil­dung krankt es. Die Kri­te­ri­en der Selek­ti­on und mehr noch die Grund­la­gen der Prie­ster- und Theo­lo­gen­aus­bil­dung sind in eine Schief­la­ge gera­ten. Das abschüs­si­ge Gelän­de, auf dem sie sich bewe­gen, muß zu einem immer wei­ter­ge­hen­den Abrut­schen in den Abgrund füh­ren. Das ist ganz wört­lich zu neh­men, wenn die phy­si­ka­li­schen Geset­ze noch gel­ten – und das tun sie.

Die Zer­trüm­me­rung des über­kom­me­nen Bil­dungs­ka­nons hat jemand zu ver­ant­wor­ten. Sol­che Ent­wick­lun­gen sind kei­ne Natur­er­eig­nis­se. Der Fisch beginnt immer vom Kopf zu stin­ken. Die lang­jäh­ri­ge, in den 70er und 80er Jah­ren in etli­chen Diö­ze­sen prak­ti­zier­te Vor­ge­hens­wei­se, im Zwei­fels­fall die kirch­li­che Lin­ke (im Wort­sinn von links = lin­kisch und rechts = rich­tig, was nicht mit par­tei­po­li­ti­schen Zuord­nun­gen zu ver­wech­seln ist) zu hät­scheln und die kir­chen- und glau­bens­treu­en Gläu­bi­gen abschät­zig zu miß­ach­ten, war kein Zufalls­pro­dukt. Es war auch nicht immer eine ängst­li­che Reak­ti­on ein­ge­schüch­ter­ter Tal­ar­trä­ger – den sie ohne­hin nicht mehr tru­gen. Es war eine Sym­pa­thie­be­kun­dung, die in Kon­flikt- und Rei­be­punk­ten, wenn es wirk­lich dar­auf ankam, einer Sei­te, der fal­schen Sei­te, galt.

Dahin­ter steht über allem das Kir­chen­ver­ständ­nis. Wel­ches Kir­chen­ver­ständ­nis haben die Hir­ten? Das ist eine ent­schei­den­de Fra­ge, denn sie sind die Ent­schei­dungs­trä­ger und sie ver­mit­teln die­ses Ver­ständ­nis an die Gläu­bi­gen. Und da ist ein Bruch gesche­hen, von dem man seit bald 60 Jah­ren so tut, als gäbe es ihn nicht, was jede Gesun­dung ver­hin­dert. Doch die Fra­ge der Gene­sung der Kir­che ist, jen­seits des eige­nen See­len­heils, im Glau­bens­kon­text die ein­zi­ge Fra­ge von Relevanz.

Berufsrevolutionäre am Werk

Beim syn­oda­len Irr­weg wird die­se Fra­ge nicht gestellt. Dort sind kirch­lich bezahl­te Berufs­re­vo­lu­tio­nä­re am Werk. Kader für eine „ande­re“ Kir­che, die sich mit will­fäh­ri­gen oder harm­lo­sen Sta­ti­sten umge­ben. Die Gene­sung der Kir­che kann nur erbe­tet wer­den. Der rei­ne Aktio­nis­mus der Lin­ken ist kei­ne Opti­on. Sie wäre nur eine Nach­äf­fung, die ver­spä­tet Gefahr läuft, in die glei­che fal­sche Rich­tung zu mün­den. Die Akti­on kann nur der Sub­stanz fol­gen, sie kann nur ihr Aus­druck sein, sie kann die Sub­stanz nicht erst erzeugen.

In tra­di­tio­nel­len Krei­sen herrscht gro­ße Angst, daß Papst Fran­zis­kus nun, da Bene­dikt XVI. ver­stor­ben ist – der durch sei­nen Amts­ver­zicht, was auch gesagt wer­den muß, Fran­zis­kus erst mög­lich gemacht hat – die Zele­bra­ti­on des über­lie­fer­ten Ritus noch mehr abwür­gen könn­te. Das ist nicht aus­ge­schlos­sen, aber nicht die ent­schei­den­de Fra­ge. Mehr abwür­gen als abwür­gen geht kaum. Recht­lich gese­hen hat Fran­zis­kus dem über­lie­fer­ten Ritus den Boden schon ent­zo­gen. Die größ­te Gefahr droht der Tra­di­ti­on heu­te durch einen Angriff auf ihre Prie­ster­se­mi­na­re. Da sind wir wie­der bei der Aus­bil­dung und der Ver­mitt­lung des Kir­chen­ver­ständ­nis­ses. Und die­ser Angriff wäre wirk­lich töd­lich. Doch dazu viel­leicht mehr an ande­rer Stelle.

Die Gefahr eines zwei­ten deut­schen 1517 ist hin­ge­gen kaum gege­ben, denn die deut­sche Kir­chen­hier­ar­chie ist eine Wohl­stands­hier­ar­chie. Fin­di­ge Juri­sten wür­den zwar Aus­we­ge fin­den, um die üppig spru­deln­den Kir­chen­bei­trä­ge bei einem Schis­ma von der römisch-katho­li­schen zu einer „deut­schen Kir­che“ umzu­lei­ten, doch besteht mit Papst Fran­zis­kus im Vati­kan erstens kein wirk­li­cher Hand­lungs­be­darf und zwei­tens will man sich der Gefahr mög­li­cher recht­li­cher Fall­gru­ben lie­ber nicht aus­set­zen. Und der ande­re Marx, der Kar­di­nal, will schließ­lich auch nicht auf die römi­schen Annehm­lich­kei­ten verzichten.

Apropos Franziskus

Das Pon­ti­fi­kat die­ses Pap­stes wird gele­gent­lich und nicht zu Unrecht als „deut­sches Pon­ti­fi­kat“ bezeich­net. Das ist auf den ersten Blick schwer ver­ständ­lich. Wenn man aber weiß, daß von den vier Kar­di­nä­len des Teams Berg­o­glio, das die Wahl von Fran­zis­kus vor­be­rei­te­te, zwei Deut­sche waren und ein drit­ter ein Fla­me; wenn man weiß, daß der sub­ver­si­ve inner­kirch­li­che Geheim­zir­kel in Sankt Gal­len, also in der Deutsch­schweiz tag­te, und des­halb als „Mafia von Sankt Gal­len“ bekannt wur­de; wenn man weiß, daß Papst Fran­zis­kus sei­nen Papst­na­men auf Emp­feh­lung des deutsch­stäm­mi­gen Kar­di­nals Hum­mes annahm; wenn man weiß, daß Fran­zis­kus Kar­di­nal Kas­per als sei­nen Haus­theo­lo­gen betrach­tet und eine Agen­da abar­bei­tet, die ver­blüf­fend an jene der kirch­li­chen deut­schen 68er erin­nert; wenn man weiß, mit wel­chen Samt­hand­schu­hen Fran­zis­kus die moder­ni­sti­schen deut­schen Bischö­fe behan­delt, wäh­rend er auf ande­re ein­drischt, dann ver­steht man, war­um nicht unbe­grün­det vom „ande­ren deut­schen Pon­ti­fi­kat“, nach jenem von Bene­dikt XVI., die Rede ist.
Fran­zis­kus aber will Herr sei­ner Ent­schei­dun­gen sein. Er mag es nicht, genö­tigt oder auch nur gedrängt zu wer­den. Wird ihm ein Strich durch sei­ne Rech­nung gemacht, kann er sehr auf­brau­send reagie­ren. Zor­nes­aus­brü­che mit lau­ter Stim­me sind dann durch­aus mög­lich. Fran­zis­kus als „deut­scher“ Papst sym­pa­thi­siert mit dem syn­oda­len Irr­weg. Er appli­ziert ihn sogar als „syn­oda­len Pro­zeß“ auf die gesam­te Welt­kir­che. Die Signa­le sind ein­deu­tig. Der Syn­oda­le Weg ist auch sein Weg. Auf­grund sei­nes Cha­rak­ters will er aller­dings das Tem­po und die Rei­hen­fol­ge und Gewich­tung der Inhal­te bestim­men. Solan­ge die deut­schen Revo­lu­ti­ons­ka­der das ver­ste­hen und akzep­tie­ren, wer­den aus Rom kei­ne Quer­schüs­se und Prü­gel zwi­schen den Bei­nen zu befürch­ten sein. Der eige­ne unbän­di­ge Eifer – von der Eigen­dy­na­mik revo­lu­tio­nä­rer Pro­zes­se war bereits die Rede – ist der der­zeit größ­te „Feind“ der DBK-ZdK-Unru­he­stif­ter. Wenn Bischof Bät­zing als Vor­sit­zen­der der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz beklagt, daß in Rom ins­ge­samt wenig Dis­kus­si­ons­be­reit­schaft über den Syn­oda­len Weg vor­han­den sei, irrt er sich gleich in dop­pel­tem Sinn. Bei Fran­zis­kus ist er sehr wohl gege­ben, aller­dings nach sei­nen Spiel­re­geln. Beim Rest der Römi­schen Kurie ist wenig Gegen­lie­be für deut­sche Eska­pa­den – aus­ge­rech­net deut­sche; wenn es süd­län­di­sche wären – kaum verwunderlich. 

Und noch etwas: Papst Fran­zis­kus hat bis­her nur einen Deut­schen, und damit ist nun wort­wört­lich der deut­sche Sprach­raum vom Mon­te Rosa bis Rügen und von Hel­go­land bis zum Neu­sied­ler See gemeint, zum Kar­di­nal und Papst­wäh­ler kre­iert, und das war Kar­di­nal Ger­hard Mül­ler. Er hat kei­nen der Unru­he­stif­ter mit dem Kar­di­nals­pur­pur bedacht. Kei­nen. Das hat mit dem ita­lie­ni­schen Völ­ker­ver­ständ­nis zu tun. Die Ita­lie­ner schät­zen, ja bewun­dern die Deut­schen, aber sie mögen sie nicht. Anders­rum ist es genau umgekehrt.

Die Gefahr eines gespenstischen Gerippes

Die Gefahr für die Kir­che in Deutsch­land ist bei all­dem, daß von der katho­li­schen Kir­che in Deutsch­land wort­wört­lich wenig übrig­bleibt – außer einem gigan­ti­schen gespen­sti­schen Gerip­pe ein­sti­ger Grö­ße, das durch die Kir­chen­bei­trä­ge künst­lich auf­recht­erhal­ten wird. Die pro­te­stan­ti­schen Lan­des­kir­chen las­sen grü­ßen. Der Weg der Bischö­fe zum blo­ßen Anhäng­sel der Regie­ren­den ist dann vor­ge­zeich­net, ja, schon weit­ge­hend umgesetzt.

Wenn die Geschichts­theo­lo­gie etwas zu sagen hat, dann der­zeit wohl das, daß Gott die christ­li­chen Völ­ker des Abend­lan­des, die einst Trä­ger der Geschich­te des Chri­sten­tums und vor allem sei­ner Aus­brei­tung auf die gan­ze Welt waren, ster­ben läßt. Er läßt im ein­sti­gen Abend­land, dem heu­ti­gen Westen, nicht nur die Kir­che schrump­fen, son­dern die Völ­ker regel­recht abster­ben. Da ist ein Pro­zeß von epo­cha­ler Bedeu­tung im Gan­ge, über den kein öffent­li­cher Dis­kurs statt­fin­det. Er wird viel­mehr zuge­deckt, tabui­siert und mit aller­lei Bann­flü­chen belegt. Dazu paßt es, daß die genann­ten Kir­chen­hier­ar­chen dazu nichts zu sagen haben.

Pläne des Heils, nicht des Unheils

Ist die Ent­wick­lung irrever­si­bel? Kei­nes­wegs. Gott kann sie wen­den, jeder­zeit. Das ist eine Tat­sa­che. Und nur Er. Das ver­langt unser per­sön­li­ches Gebet. Es ver­langt unse­re Han­deln im Sin­ne von gött­li­chem Gesetz und Natur­recht. Es ver­langt die Wie­der­ent­deckung der katho­li­schen Leh­re vom Men­schen, sprich, der Wahr­heit vom Men­schen. Es ver­langt aber vor allem die Pfle­ge der hei­li­gen Lit­ur­gie. Nichts ist in der Kom­mu­ni­ka­ti­on mit Gott bedeu­ten­der als das hei­li­ge Meß­op­fer. Die Lit­ur­gie­re­form und der Kampf gegen den über­lie­fer­ten Ritus sind kein Bei­werk der Gesamt­ent­wick­lung, son­dern bil­den ihren Kern. Die Kir­che hat eine Bestands­ver­si­che­rung durch Gott selbst, ob die euro­päi­schen Völ­ker es über­le­ben wer­den, ist hin­ge­gen eine ganz ande­re Frage.

Als Gott die Israe­li­ten ins Gelob­te Land führ­te, erklär­te Er ihnen, war­um Er den dort leben­den Völ­kern ihr Land weg­nimmt: weil sie Göt­zen­dienst geübt und ihre Kin­der getö­tet (dem Moloch geop­fert) haben. Und Er warnt die Israe­li­ten, soll­ten sie gleich han­deln, wie die­se Völ­ker, wer­de Er auch sie züch­ti­gen und ihnen das Land wegnehmen.

Es besteht also Hoff­nung, weil aus christ­li­cher Sicht immer Hoff­nung besteht. Aller­dings ist jeder gefor­dert, betend und han­delnd, vor allem aber treu, beharr­lich und kon­se­quent nach den Gebo­ten Got­tes zu leben. Gott ist immer Sie­ger. Sein Tri­umph steht gar nicht zur Debat­te. Es geht nur um uns Men­schen, ob wir unse­re Prü­fung bestehen. Das zu ver­ste­hen setzt an erster Stel­le die Erkennt­nis vor­aus, daß das irdi­sche Leben nicht alles ist.

Die Fehl­ent­wick­lung ver­langt daher auch Klug­heit und Ein­falls­reich­tum. Die Tugend der Pru­den­tia ist in einem sehr wei­ten Sinn zu ver­ste­hen. Sie meint auch, auf Situa­tio­nen ange­mes­sen und rich­tig zu reagie­ren. Da braucht es dann auch beherz­tes Han­deln und auch Mut, Glau­bens­mut. Dar­aus wer­den neue Initia­ti­ven ent­ste­hen und sich neue Wege auf­tun. Nicht die Wege der Her­ren Marx I oder Marx II, und schon gar nicht die Wege noch radi­ka­le­rer Kräf­te dahin­ter, son­dern Got­tes Wege, der zu uns sagt:

„Denn ich, ich ken­ne mei­ne Plä­ne, die ich für euch habe – Spruch des Herrn –, Plä­ne des Heils und nicht des Unheils; denn ich will euch eine Zukunft und eine Hoff­nung geben“ (Jer 29,11).

Bild: Wiki­com­mons

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

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4 Kommentare

  1. Hier wur­de wirk­lich der Fin­ger in die Wun­de gelegt!! Per­fek­ter und tie­fer Kom­men­tar! Só gut zu lesen .… Genau das: Gebet, Eucha­ri­stie u. Lit­ur­gie, Prie­ster­aus­bil­dung u. rech­tes Kir­chen­ver­ständ­nis! Vie­len Dank!!

  2. Göt­zen­dienst und Kin­der­tö­tung – das bestraft Gott, wie Er sagt, mit Züch­ti­gung und Land­weg­nah­me und warnt.
    Deutsch­land betreibt mas­sen­haft Göt­zen­dienst und Kinds­tö­tun­gen – in dem besten Deutsch­land aller Zei­ten?, nein, in dem gott­lo­se­sten, ja gott­wid­rig­sten Deutsch­land aller Zeiten.
    In Staat und Kir­che heißt der Göt­ze „Sex“. Die­ser Göt­ze zer­stört mil­lio­nen­fach Men­schen und sei­ne will­fäh­ri­gen Hel­fer sind welt­li­che und sich katho­lisch nen­nen­de Pres­se, Film, Fern­se­hen, Schu­le, Uni­ver­si­tä­ten, syn­oda­le Wege. Hin­zu kom­men Väter, Müt­ter und Ärz­te, ggf. Groß­el­tern, Freun­de, Kran­ken­schwe­ster der mas­sen­haf­ten Abtreibungen.
    Seit 1996 jähr­lich ca. 100.000 Kin­der in Deutsch­land, das sind 2,7 Mil­lio­nen getö­te­ter Kin­der. An einer Abtrei­bung sind min­de­stens drei Per­so­nen betei­ligt (Vater, Mut­ter, Arzt). So haben wir seit 1996 min­de­stens 2,7 Mil­lio­nen Mord­ta­ten von Ärz­ten und 5,2 Mil­lio­nen Mit­tä­ter von Müt­tern und Vätern. Was für ein bar­ba­ri­sches Volk.
    Viel­leicht hei­ßen die moder­nen Pla­gen heu­te: Deindu­stria­li­sie­rung mit der Fol­ge Ver­ar­mung, Krieg mit der Fol­ge der „Abtrei­bung“ der Erwach­se­nen, Zwangs-Früh­ver­se­xua­li­sie­rung der Kin­der, Schlei­fung des ehe­ma­li­gen Boll­werks Kirche?

  3. Was für ein tol­ler Arti­kel, Herr Nar­di. Sie ver­ste­hen alles und auch die Gewich­tung der ver­schie­de­nen Ein­flüs­se. Die ande­re Sei­te kann nur has­sen. Net­an­y­a­hu hat mal vor einem christ­li­chen Publi­kum gesagt: Sie has­sen uns nicht, für das was wir tun, son­dern für das, was wir sind. 

    Aus mei­ner Sicht haben wir es bei den Syn­oda­len nicht mit einem ideo­lo­gi­schen Phä­no­men, son­dern mit einem Erkennt­nis­phä­no­men zu tun. Will hei­ssen, das Han­deln ent­springt nicht bevor­zugt der Ver­nunft, son­dern aus einem Zusam­men­spiel von Antrie­ben. Ein­mal stellt sich die Fra­ge, wie sich die Akteu­re füh­len. Fühlt es sich gut an, dann wird es gemacht. Zwei­tens ist die Reak­ti­on der Aussen­welt Hand­lungs­kri­te­ri­um. Was Bei­fall, Unter­stüt­zung oder posi­ti­ve Reak­ti­on her­vor­ruft, wird gemacht. Eine Fra­ge von Macht. Und drit­tens gibt es eine selt­sa­me Ten­denz zur Unäs­the­tik. Ästhe­tik ist, das Wah­re, Schö­ne und Gute zu tun, es zum rich­ti­gen Zeit­punkt zu tun und in der rich­ti­gen Geschwin­dig­keit. Das Gegen­teil davon ist wohl dann die Tendenz. 

    Man könn­te sagen, es liegt ein Zusam­men­spiel vor, das mit Argu­men­ten der Ver­nunft nicht erreich­bar ist. Des­halb geben uns die Apo­stel in ihren Brie­fen im neu­en Testa­ment die Anwei­sung, durch unser Han­deln und Auf­tre­ten als Vor­bild zu wir­ken. Petrus sagt ganz deut­lich, vie­le bibli­sche Aus­sa­gen sei­en für die zukünf­ti­ge Gene­ra­ti­on bestimmt, die das Gericht erle­ben wird. Wir fin­den also in den Brie­fen kon­kre­te Anwei­sun­gen, wie wir uns in die­ser End­zeit zu ver­hal­ten haben. Und wir fin­den auch das Ergeb­nis. Aus Sicht der Apo­stel ist das Ergeb­nis etwas, was sie damals, vor 2000 Jah­ren schon erfreut.

  4. Ich wage zu bezwei­feln das die­se römi­sche Inter­ven­ti­on etwas nützt. Es ist zu spät. Der Kar­ren lässt sich nicht mehr stop­pen. Das Pon­ti­fi­kat von Fran­zis­kus wird als das die Kir­che zer­stö­ren­de in die Geschich­te ein­ge­hen. Genau wie Katha­ri­na Emme­rich vor­her gesagt hat. Scha­de, aber das war es mit der katho­li­schen Kirche…
    Fei­er­abend Ende zumin­dest in Europa

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