Die alte lateinische Messe findet ein neues Publikum in den USA, trotz der Mißbilligung durch den Papst – sagt die New York Times


Die New York Times veröffentlichte einen ausführlichen Bericht über das "exponentielle" Wachstum der Gläubigen an Meßorten des überlieferten Ritus, besonders seit Papst Franziskus diesen einzuschränken versucht – und wegen der Corona-Maßnahmen in Novus-Ordo-Gemeinden.
Die New York Times veröffentlichte einen ausführlichen Bericht über das "exponentielle" Wachstum der Gläubigen an Meßorten des überlieferten Ritus, besonders seit Papst Franziskus diesen einzuschränken versucht – und wegen der Corona-Maßnahmen in Novus-Ordo-Gemeinden.

(New York) Das links­li­be­ra­le Medi­en­flagg­schiff der Welt, die New York Times, ver­öf­fent­lich­te gestern einen aus­führ­li­chen Bericht über die über­lie­fer­te latei­ni­sche Mes­se in den USA, der in San­ta Mar­ta für Auf­re­gung sor­gen dürf­te. Die Onlin­ever­si­on des Arti­kels von Ruth Gra­ham wur­de bereits am 15. Novem­ber unter der Über­schrift „Alte latei­ni­sche Mes­se fin­det neu­es ame­ri­ka­ni­sches Publi­kum, trotz der Miß­bil­li­gung des Pap­stes“ ver­öf­fent­licht.

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Gra­ham berich­tet von einer Fami­lie mit acht Kin­dern, die im ver­gan­ge­nen Som­mer eine „dra­sti­sche Ver­än­de­rung“ in die­sem Leben vor­ge­nom­men hat. Die Fami­lie, die bis­her die Kir­che in der direk­ten Nach­bar­schaft besuch­te, fährt seit­her eine Stun­de, um der hei­li­gen Mes­se im über­lie­fer­ten Ritus bei­zu­woh­nen, die viel län­ger dau­ert als ihre bis­he­ri­ge Mes­se im neu­en Ritus.

„Die über­lie­fer­te latei­ni­sche Mes­se, eine alte Form des katho­li­schen Got­tes­dien­stes, von der Papst Fran­zis­kus abzu­ra­ten ver­sucht hat, erlebt in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten ein Wie­der­auf­le­ben“, so Ruth Graham.

Sie spre­che „eine Mischung aus ästhe­ti­schen Tra­di­tio­na­li­sten, jun­gen Fami­li­en, Neu­be­kehr­ten und Fran­zis­kus-Kri­ti­kern“ an, ver­sucht sich die Autorin das Phä­no­men zu erklä­ren und hat auch schon eine poli­ti­sche Zuord­nung zur Hand:

„Ihr Wie­der­auf­le­ben, das durch die Pan­de­mie­jah­re ange­heizt wur­de, ist Teil einer wach­sen­den rechts­ge­rich­te­ten Strö­mung im ame­ri­ka­ni­schen Chri­sten­tum als Ganzes.“

Gra­ham weiter:

„Die Mes­se hat in der ame­ri­ka­ni­schen Kir­che einen aus­ge­dehn­ten Kampf aus­ge­löst, bei dem es im Kern nicht nur um die Lie­der und Gebe­te geht, son­dern auch um die Zukunft des Katho­li­zis­mus und sei­ne Rol­le in Kul­tur und Politik.“

Wie die genann­te Fami­lie füh­len sich auch ande­re neu zum über­lie­fer­ten Ritus hingezogen.

„Sie sehen in dem Ver­such des Pap­stes, die alte latei­ni­sche Mes­se ein­zu­schrän­ken, ein Bei­spiel für die Gefah­ren einer Welt, die sich von den west­li­chen reli­giö­sen Wer­ten entfernt.“

Obwohl die über­lie­fer­te Mes­se, nach­dem sie „jahr­hun­der­te­lang“ gefei­ert wor­den war, wie die Autorin anmerkt, in den 1960er Jah­ren „umge­stal­tet“ wur­de, um sie „zugäng­li­cher“ zu machen, indem sie in der Mut­ter­spra­che und mit zeit­ge­nös­si­scher Musik gefei­ert wird, ist die alte Mes­se „mit all ihrer For­ma­li­tät und ihrem Geheim­nis nie ganz ver­schwun­den“. Gra­ham ver­gißt dabei nicht die offen­bar eben­so unver­meid­li­che wie sinn­ent­stel­len­de Anmer­kung, daß durch den neu­en Ritus der „Prie­ster den Gläu­bi­gen „nicht mehr den Rücken zukehrt“.

Sowohl in der Druck- als auch in der Inter­net­aus­ga­be räum­te die New York Times dem Bericht brei­ten Raum ein

Obwohl die über­lie­fer­te Mes­se nur in einem Bruch­teil der katho­li­schen Pfar­rei­en in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten zele­briert wird, „ist sie auf dem Vor­marsch“. Gra­ham gibt an, daß an 600 Orten Mes­sen im tra­di­tio­nel­len Ritus gefei­ert werden.

„Die­ser Zuwachs kommt zu einem Zeit­punkt, an dem Fran­zis­kus hart durch­greift und dem Ritus im ver­gan­ge­nen Jahr stren­ge neue Gren­zen auf­er­legt hat. Sein unmit­tel­ba­rer Vor­gän­ger, Papst Bene­dikt XVI., hat­te den Zugang zur alten Mes­se erwei­tert, aber Fran­zis­kus sag­te, sie sei eine Quel­le der Spal­tung in der Kir­che und wer­de zu oft mit einer all­ge­mei­nen Ableh­nung der Zie­le des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils in Ver­bin­dung gebracht.“

Gra­ham ver­schweigt trotz ihrer sozio­lo­gi­schen und poli­ti­schen Erklä­rungs­ver­su­che nicht, daß „vie­le Katho­li­ken sagen, daß sie sich zu die­ser Mes­se aus spi­ri­tu­el­len Grün­den hin­ge­zo­gen füh­len“. Dazu zitiert sie den Fami­li­en­va­ter der ein­gangs erwähn­ten Fami­lie mit den Worten:

„Es ist eine Ehr­furcht auf einer ande­ren Ebene.“

Exponentielles Wachstum

Dut­zen­de von kin­der­rei­chen Fami­li­en und jun­gen Men­schen strö­men zur St.-Josephskirche, seit dort seit 2016 regel­mä­ßig die über­lie­fer­te latei­ni­sche Mes­se ange­bo­ten wird.

„Es han­delt sich um eine deutsch­stäm­mi­ge Gemein­de mit einem Kir­chen­ge­bäu­de aus dem 19. Jahr­hun­dert, die frü­her Mühe hat­te, den Strom zu bezah­len, und die heu­te voll mit Men­schen ist, dar­un­ter vie­le Paa­re mit fünf oder mehr Kin­dern.
Die fei­er­li­che Sonn­tags­mes­se beginnt mit der Bespren­gung des Kir­chen­schiffs mit Weih­was­ser, Weih­rauch­schwa­den, Glocken­klang, Orgel und gre­go­ria­ni­schen Gesän­gen. Die Män­ner tra­gen in der Regel Anzug und Kra­wat­te, und die mei­sten Frau­en tra­gen Röcke und Spit­zen­schlei­er, letz­te­re ein tra­di­tio­nel­les Zei­chen von Demut und Weib­lich­keit. An Sonn­ta­gen ist es schwie­rig, in der Nähe einen Park­platz zu finden.“

Der zele­brie­ren­de Prie­ster, der 33jährige Regu­lar­ka­no­ni­ker Jean Bap­ti­ste Comm­ins vom Insti­tut Chri­stus König und Hohe­prie­ster, wie­gelt ab. Das Wachs­tum in sei­ner Gemein­de sei „nichts Außer­ge­wöhn­li­ches“. An ande­ren Orten, wo die tra­di­tio­nel­le Mes­se gefei­ert wird, sei das Wachs­tum „expo­nen­ti­ell“.

Gra­ham schreibt:

„Vie­le Anhän­ger der latei­ni­schen Mes­se sind an den Anfor­de­run­gen einer inten­si­ven reli­giö­sen Erfah­rung inter­es­siert und wol­len nicht nur zu den alten Ritua­len, son­dern auch zu den alten sozia­len Wer­ten und Geschlech­ter­rol­len zurück­keh­ren. Hier sind das Geheim­nis­vol­le und das Rigo­ro­se kei­ne Hin­der­nis­se für die Zugäng­lich­keit, son­dern Anzie­hungs­punk­te, die die Gläu­bi­gen mit einer lan­gen Geschich­te gei­sti­ger Klar­heit ver­bin­den, die sie als star­ken Kon­trast zur moder­nen Kir­che sehen.“

Und noch etwas bemerkt sie:

„Die Pan­de­mie beschleu­nig­te die Spal­tung, da her­kömm­li­che Pfar­rei­en im all­ge­mei­nen län­ger geschlos­sen blie­ben, was eini­ge Katho­li­ken dazu ver­an­laß­te, neue Pfar­rei­en auf­zu­su­chen. Vie­le Teil­neh­mer berich­ten, daß sie ein­fluß­rei­che Tra­di­tio­na­li­sten und Pod­cast-Mode­ra­to­ren ent­deckt haben, die sie zur alten Mes­se zurück­ge­führt haben.“

„Auf dem Spiel steht, was es bedeutet, Christ und Katholik zu sein“

In der Ein­schrän­kung der über­lie­fer­ten latei­ni­schen Mes­se durch Papst Fran­zis­kus sähen Kon­ser­va­ti­ve „eine beun­ru­hi­gen­de Miß­ach­tung der Recht­gläu­big­keit im allgemeinen“.

Gra­ham läßt den Jesui­ten John Bal­do­vin zu Wort kom­men, der Pro­fes­sor für Lit­ur­gie an der Bos­ton Col­lege School of Theo­lo­gy and Mini­stry und alles ande­re als ein Ver­tei­di­ger des über­lie­fer­ten Ritus ist. P. Bal­do­vin bringt die Fra­ge nach der Lit­ur­gie jedoch auf den Punkt:

„Auf dem Spiel steht eine gan­ze Sicht­wei­se der Kir­che und des­sen, was es bedeu­tet, Christ und Katho­lik zu sein. Man kann nicht sagen, daß es nur eine schö­ne Mes­se ist.“

Die Autorin sieht den Kon­flikt beson­ders inten­siv in den USA, wo in der Bischofs­kon­fe­renz die „Kon­ser­va­ti­ven domi­nie­ren“ und „pro­mi­nen­te Kri­ti­ker und Medi­en die Füh­rung von Fran­zis­kus oft in Fra­ge stellen“.

„In die­sem Herbst haben katho­li­sche Kri­ti­ker von Fran­zis­kus auf einer Kon­fe­renz in Pitts­burgh drei ‚Arti­kel des Wider­stands‘ gegen die der­zei­ti­ge Füh­rung im Vati­kan vor­ge­stellt. Ihr Haupt­ein­wand rich­te­te sich gegen Tra­di­tio­nis Cus­to­des, das sie als einen Akt der ‚reli­giö­sen Dis­kri­mi­nie­rung tra­di­tio­nel­ler Katho­li­ken‘ bezeichneten.“

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: New York Times (Screen­shots)

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