Pax Liturgica – die Zukunft gehört der Tradition

Tagung im Rahmen der Internationalen Wallfahrt der Tradition ad Petri sedem in Rom


Zelebration im überlieferten Ritus am Cathedra-Altar des Petersdoms.

(Rom) Am ver­gan­ge­nen Wochen­en­de fand in Rom die dies­jäh­ri­ge inter­na­tio­na­le Wall­fahrt der Tra­di­ti­on ad Petri sedem statt. Der Höhe­punkt war wie seit 2012 die Zele­bra­ti­on des hl. Meß­op­fers im über­lie­fer­ten Ritus im Peters­dom. Im Rah­men des mehr­tä­gi­gen Pro­gramms fand auch auf höch­stem Niveau die Tagung Pax Lit­ur­gi­ca statt, zu der sich im Päpst­li­chen Patri­sti­schen Insti­tut Augu­sti­nia­num wie schon in den ver­gan­ge­nen Jah­ren zahl­rei­che inter­es­sier­te Teil­neh­mer ein­fan­den, „ohne Coro­na oder kirch­li­che Bos­heit zu fürch­ten“, so die tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne Sei­te Mes­sa in Lati­no. Die Tagung lei­te­te Rubén Peré­to Rivas.

Abbé Claude Barthe: Katholizität im Westen vom Aussterben bedroht, weil die kirchliche Hierarchie selbst den lebendigen Trieb bekämpft

Abbé Clau­de Barthe
Anzei­ge

In sei­ner Ein­füh­rung zeig­te Abbé Clau­de Bar­the, geist­li­cher Assi­stent der Wall­fahrt, die bekla­gens­wer­te Situa­ti­on der Katho­li­zi­tät ins­be­son­de­re im Westen auf, wo sie „vom Aus­ster­ben bedroht“ sei. Abbé Bar­the hielt sich klu­ger­wei­se zurück, den­noch war allen Anwe­sen­den bewußt, daß der Papst in Rom und zahl­rei­che Bischö­fe des Westens durch ihren Kampf gegen die Tra­di­ti­on aus­ge­rech­net jenen Zweig bekämp­fen, der Aus­sicht auf Abhil­fe verspricht.

Mode­ra­tor Rubén Peré­to Rivas stell­te die Fra­ge in den Raum, war­um die Men­schen der Kir­che denn noch glau­ben soll­ten, wenn deren Ver­tre­ter, wie die Bischö­fe von Flan­dern, eige­ne „Lit­ur­gien“ zur Seg­nung von Homo-Paa­ren ein­füh­ren und Rom dazu schweigt; wenn Eck­pfei­ler des Glau­bens nie­der­ge­ris­sen wer­den und etwas ande­res gelehrt wird, als die Kir­che zwei­tau­send Jah­re lehr­te; wenn also jede Gene­ra­ti­on ihre Mei­nung über das, was kirch­li­che Leh­re ist, ändert und das Gegen­teil des­sen behaup­tet, was bis­her gepre­digt wurde?

Trinidad Dufourq: Die Wiederentdeckung des überlieferten Ritus in Argentinien

Als erste Red­ne­rin trat die Argen­ti­nie­rin Tri­ni­dad Maria Can­del­aria Dufourq Gon­zá­lez del Solar an das Red­ner­pult, eine Lands­frau von Papst Fran­zis­kus, und sprach von einer sech­zehn­jäh­ri­gen „Atem­pau­se“, die den Gläu­bi­gen 2007–2021 durch das Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum von Papst Bene­dikt XVI. ver­gönnt war.
Von Tri­ni­dad Dufourq, Fran­zö­sisch-Über­set­ze­rin an der Uni­ver­si­tät Bue­nos Aires, wur­de das Buch des bereits ver­stor­be­nen Kapu­zin­er­bi­schofs Juan Rodol­fo Lai­se über die Hand­kom­mu­ni­on über­setzt. Die Lage der Tra­di­ti­on, so Dufourq, sei heu­te „viel bes­ser“ als vor 2007. In Argen­ti­ni­en habe der über­lie­fer­te Ritus inner­halb der Orts­kir­che fak­tisch nicht mehr exi­stiert. Für die spa­ni­sche Katho­li­zi­tät sei ein von Rom abwei­chen­der Weg undenk­bar gewe­sen. So sei es ein leich­tes gewe­sen, die Lit­ur­gie­re­form in den Län­dern des spa­ni­schen Sprach­raums wie in Ita­li­en durch­zu­set­zen.
Papst Paul VI. hat­te 1968 dem Wel­tepi­sko­pat die Fra­ge vor­ge­legt, ob die Hand­kom­mu­ni­on zuge­las­sen wer­den kön­ne. Argen­ti­ni­ens Bischö­fe ant­wor­te­ten barsch, daß über eine Lehr­fra­ge nicht „abge­stimmt“ wer­den kön­ne, so wie man auch über Dog­men nicht abstim­men kön­ne. Paul VI. über­ließ es dann den ein­zel­nen Bischofs­kon­fe­ren­zen – eigent­lich den ein­zel­nen Bischö­fen –, ob sie die Hand­kom­mu­ni­on ein­füh­ren woll­ten oder nicht, wodurch eine Bre­sche geschla­gen wur­de. Argen­ti­ni­ens Bischö­fe mach­ten lan­ge nicht davon Gebrauch, bis 1996 eine neue Gene­ra­ti­on von Bischö­fen in ihrer Mehr­heit die­sen Schritt setz­te.
Als das Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum erlas­sen wur­de, habe die Kir­che in Argen­ti­ni­en kaum oder sogar miß­trau­isch reagiert. Es wur­de damit sofort der Ver­dacht einer Spal­tung in Ver­bin­dung gebracht. Auch der dama­li­ge Erz­bi­schof von Bue­nos Aires, Kar­di­nal Jor­ge Mario Berg­o­glio, reagier­te nicht.
Die Gläu­bi­gen orga­ni­sier­ten sich selbst, „unter­stützt durch Kon­tak­te über das Inter­net und das Bei­spiel aus dem Aus­land“. Ein Antrieb sei dabei das zuneh­men­de Abglei­ten der argen­ti­ni­schen Prä­la­ten in Rich­tung Moder­nis­mus gewe­sen.
Heu­te wird in der Hälf­te der 66 argen­ti­ni­schen Diö­ze­sen die über­lie­fer­te Mes­se zele­briert. Die 54 Meß­or­te wer­den zur Hälf­te von der Pius­bru­der­schaft (FSSPX) getra­gen. Die ande­re Hälf­te ent­stand von null auf erst durch Sum­morum Pon­ti­fi­cum und wer­den von Diö­ze­san­prie­stern betreut. Außer der Pius­bru­der­schaft gibt es im Land kei­ne Prie­ster- oder Ordens­ge­mein­schaf­ten der Tra­di­ti­on, und nur in einem ein­zi­gen Prie­ster­se­mi­nar, dem der FSSPX, wird die über­lie­fer­te Mes­se gelehrt.
Nach Tra­di­tio­nis Cus­to­des sei es unwahr­schein­lich, daß neue diö­ze­sa­ne Meß­or­te geneh­migt wer­den, so Dufourq. Das ver­hin­de­re aber nicht, daß es bemer­kens­wer­te Initia­ti­ven gebe: Ange­regt von der gro­ßen Pfingst­wall­fahrt der Tra­di­ti­on in Frank­reich und einer eben­sol­chen in Cova­don­ga in Spa­ni­en, von wo die Recon­qui­sta der ibe­ri­schen Halb­in­sel nach der isla­mi­schen Inva­si­on ihren Aus­gang nahm, fin­det inzwi­schen auch in Argen­ti­ni­en eine Wall­fahrt der Tra­di­ti­on statt, denn es brau­che nach dem heim­tücki­schen Angriff auf die Katho­li­zi­tät eine neue gei­sti­ge Recon­qui­sta. An der jüng­sten Wall­fahrt nah­men mehr als tau­send Men­schen teil, wegen des anstren­gen­den Weges vor allem jun­ge Men­schen und vie­le Ordens­leu­te.
Wenn es eine Grup­pe gibt, so Tri­ni­dad Dufourq, selbst eine klei­ne von nur fünf Per­so­nen, die ent­schlos­sen und kon­se­quent ist, wer­de sich das Gute von selbst aus­brei­ten, wie ein klei­nes Samen­korn, das auf frucht­ba­ren Boden fällt. Trotz aller Hin­der­nis­se, die von jenen in den Weg gelegt wer­den, die ver­führt wur­den, gel­te: Si Deus nobis­cum, quis con­tra nos? Wenn Gott mit uns ist, wer soll­te gegen uns sein?

Tri­ni­dad Dufourq, Über­set­ze­rin des bedeu­ten­den Werks von Bischof Juan Rodol­fo Lai­se OFMCap für die Handkommunion 

Don Nicola Bux: Die Zukunft gehört der Tradition

Wor­te der Hoff­nung sprach auch der bekann­te Lit­ur­gi­ker und Freund von Bene­dikt XVI. Don Nico­la Bux aus: „Die Zukunft gehört uns“. Schwie­rig­kei­ten sei­en dazu da, das Werk zu stär­ken, das der Herr auf­bau­en will. „Wir müs­sen uns auf ihn ver­las­sen, mehr als auf uns selbst, sonst ver­fal­len wir dem Irr­tum derer, die heu­te die Lit­ur­gie tam­quam si Deus non dare­tur fei­ern (als wäre der Herr nicht anwe­send).“
Von Media­tor Dei von Pius XII. bis zu Sum­morum Pon­ti­fi­cum von Bene­dikt XVI. haben wir die Mit­tel gegen die nach­kon­zi­lia­re Lit­ur­gie. Die Ver­fäl­schung der Lit­ur­gie rüh­re daher, daß der Zele­brant und sei­ne Will­kür über Gott gestellt wer­den.
Das Wachs­tum der Kir­che ken­ne kei­nen Bruch: „Was hei­lig war, bleibt hei­lig.“ Lei­der sei die Hier­ar­chie getrie­ben, zu ver­wer­fen, was hei­lig ist, und lege damit selbst den Grund­stein für ihre eige­ne Bedeu­tungs­lo­sig­keit.
„Nichts ändert sich wirk­lich an der über­lie­fer­ten Leh­re: Was die Kir­che seit Jahr­hun­der­ten gelehrt hat, leh­ren auch wir“, sag­te Paul VI.

Don Nico­la Bux

Media­tor Dei von 1947 nann­te Don Bux „das wich­tig­ste Lehr­do­ku­ment“ über die Lit­ur­gie bis zu den Kon­zils­tex­ten, die sich noch dar­auf bezie­hen. Pius XII. hat­te eine Kom­mis­si­on für die Reform der Lit­ur­gie ein­ge­setzt, die ihre Arbeit auf­nahm und dann die Grund­la­ge für die Vor­ar­bei­ten zur Kon­zils­kon­sti­tu­ti­on über die Lit­ur­gie bil­de­te. Es war der ein­zi­ge vor­be­rei­ten­de Text, der in die Arbei­ten des Kon­zils ein­floß und ange­nom­men wur­de.
Media­tor Dei ver­ur­teil­te ins­be­son­de­re den Archäo­lo­gis­mus, der eine unwahr­schein­li­che Rück­kehr zu den früh­christ­li­chen Ursprün­gen der Lit­ur­gie anstreb­te und den orga­ni­schen Strom der Tra­di­ti­on durch die Jahr­hun­der­te ablehn­te.
Pius XII. habe an einen Codex iuris lit­ur­gi­ci gedacht, um die Rubri­ken zu ver­ein­fa­chen und eine umsich­ti­ge Reform durch­zu­füh­ren, die den Prie­stern bei ihrem Apo­sto­lat hel­fen wür­de, indem sie sie von bestimm­ten For­ma­lis­men befreit. Es gelang ihm jedoch nicht, das Werk zu voll­enden.
Papst Johan­nes Paul II. habe in Eccle­sia de Eucha­ri­stia ver­sucht, die nach dem Kon­zil ent­stan­de­nen Miß­bräu­che ein­zu­däm­men, die einen ekla­tan­ten Ver­stoß gegen die Kon­zils­kon­sti­tu­ti­on Sacro­sanc­tum Con­ci­li­um dar­stell­ten, in der Media­tor Dei weit­ge­hend bekräf­tigt wur­de. Sein Bemü­hen habe aber kei­ne prak­ti­sche Wir­kung gehabt.
Im Juli 2007 kehr­te Papst Bene­dikt XVI. zu Media­tor Dei zurück, denn in der Geschich­te der Kir­che gibt es Wachs­tum, aber nie­mals einen Bruch. Was hei­lig war, kön­ne nicht plötz­lich ver­ächt­lich gemacht oder gar als schäd­lich ange­se­hen wer­den.
Die Lit­ur­gie sei kei­ne ägyp­ti­sche Mumie, so Don Bux, son­dern ein leben­di­ger Orga­nis­mus, „der wächst und sich wei­ter­ent­wickelt“. Wie die Kir­che sei auch die Lit­ur­gie sem­per refor­man­da, aber nach dem Prin­zip des orga­ni­schen Wachs­tums, der Kon­ti­nui­tät und nie­mals des Bruchs. Das sei die Bedeu­tung der Reform der Reform von Bene­dikt XVI. gegen die der gegen­wär­ti­ge Trend nichts aus­rich­ten kön­ne, also auch nicht Tra­di­tio­nis cus­to­des, denn die Lit­ur­gie wir­ke in den Köp­fen und Her­zen, nicht in Geset­zes­tex­ten.
Don Bux erin­ner­te dar­an, daß Papst Fran­zis­kus 2017 gesagt hat­te, daß die Lit­ur­gie­re­form „unum­kehr­bar“ sei. Dage­gen beton­te der bekann­te Lit­ur­gi­ker, daß kei­ne Reform unum­kehr­bar sei. Es gehe dabei nicht dar­um, zurück­zu­ge­hen, „indie­tro“ – eine Anspie­lung auf den von Fran­zis­kus kon­stru­ier­ten Vor­wurf, die Ver­tre­ter der Tra­di­ti­on wür­den einen „Indiet­ris­mus“ för­dern –, son­dern vor­wärts­zu­ge­hen. Die Män­gel der Lit­ur­gie­re­form und ihre nega­ti­ven Aus­wir­kun­gen wür­den über­all zuta­ge tre­ten und sicht­bar wer­den, vor allem der Glau­bens­ver­lust durch das katho­li­sche Volk. Die­se Män­gel wür­den aber mit Hil­fe der gesun­den Kräf­te über­wun­den wer­den, man müs­se nur Geduld haben.
Wäh­rend die Flam­me des Glau­bens an vie­len Orten erlischt, zitier­te Don Bux Papst Bene­dikt XVI., ist es vor­ran­gig, „den Gott zu brin­gen, der am Sinai erschie­nen ist und sich in Jesus Chri­stus offen­bart hat“. Der usus anti­qui­or mache die­sen Gott in der Welt für die See­len auf eine beson­de­re und inten­si­ve­re Wei­se gegen­wär­tig.
Es gebe eine Mei­nungs­ver­schie­den­heit mit der der­zei­ti­gen Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst, die das Wesen der Lit­ur­gie betrifft. Der Zusam­men­bruch der Lit­ur­gie sei die Ursa­che der Kir­chen­kri­se: Man den­ke an das, was in Deutsch­land oder Flan­dern geschieht, und es blei­be zu hof­fen, daß dar­aus nicht ein Flä­chen­brand wie zu Luthers Zei­ten wer­de. Im frü­hen 16. Jahr­hun­dert hat­te der Papst in Rom ande­re Sor­gen, wäh­rend Luther sei­ne The­sen anschlug und die­se als Mönchs­ge­zänk abtat; genau wie heu­te, wo „Rom schweigt“, wenn nicht sogar gemein­sa­me Sache mache.
Die Erneue­rung nach einer miß­lun­ge­nen Reform erfol­ge, wenn das Hei­li­ge wie­der­ge­bo­ren wer­de. Das Hei­li­ge müs­se aber von unten, vom Volk Got­tes, wie­der­ge­bo­ren wer­den: Die Mes­se des Vetus Ordo „ist das Zei­chen die­ser Wie­der­ge­burt des Hei­li­gen“, denn es sind die Gläu­bi­gen selbst, die es suchen und wün­schen. Die Geschich­te der Kir­che wer­de in Jahr­tau­sen­den gemes­sen; des­halb dür­fe man es nicht eilig haben. Das Lei­den sei not­wen­dig, denn Chri­stus ist durch die Pas­si­on gegan­gen, wes­halb Geduld, Aus­har­ren und Hin­der­nis­se auch ein Zei­chen des Segens sind, denn nur der Weg des Bösen sei leicht und durchlässig.

Aldo Maria Valli: Inständig für die Modernisten beten, denn sie wissen nicht, was sie tun

Der Essay­ist und Jour­na­list Aldo Maria Val­li war auf­grund sei­nes Berufs dabei, als Bene­dikt XVI. auf dem Flug nach Fati­ma den Jour­na­li­sten von der inter­nen Ver­fol­gung berich­te­te. Er kön­ne bezeu­gen, daß das Pon­ti­fi­kat von Bene­dikt XVI. in der Tat das am mei­sten kri­ti­sier­te und bekämpf­te Pon­ti­fi­kat von allen war, die er in sei­nem inzwi­schen nicht mehr so kur­zen Leben gekannt hat. Der Grund für die­se Abnei­gung war, daß die­ser Pon­ti­fex den Mut hat­te, sich gegen eines der stärk­sten welt­li­chen Dog­men zu stel­len: den „Fort­schritt“. Die Rück­kehr zur Tra­di­ti­on gilt als Ver­rat und Ket­ze­rei, denn der Weg kön­ne nur gerad­li­nig in Rich­tung einer immer stär­ke­ren Umar­mung der „Zei­chen der Zeit“ und der sozio­lo­gi­schen Trends der Moder­ne füh­ren. Dabei wer­de ver­ges­sen, daß die­je­ni­gen, die sich von Moden lei­ten las­sen, bald ver­wit­wet sein wer­den, wie Che­ster­ton sag­te.
Die über­lie­fer­te Lit­ur­gie, so Val­li, der Jahr­gang 1958 ist, sei für vie­le eine Neu­ent­deckung. Für die Jüng­sten und auch für die nicht mehr ganz so Jun­gen ist sie ein wie­der­ent­deck­ter Schatz, „von dem wir gar nicht wuß­ten, daß er existiert“.

„Wir alle spür­ten, daß die Mes­se von Paul VI. wenig zu sagen hat, auch wenn die­ses Weni­ge in der heu­ti­gen Spra­che gesagt wird, und als wir die Mes­se aller Zei­ten ent­deck­ten, frag­ten wir uns, war­um uns die­ser groß­ar­ti­ge und rei­che Schatz in sei­ner unglaub­li­chen Schön­heit und bewe­gen­den Bedeu­tungs­fül­le genom­men wurde.“

Die For­mu­lie­rung „außer­or­dent­li­che Form“ soll­te auf ihre Mar­gi­na­li­tät hin­wei­sen, sei aber eine tref­fen­de Bezeich­nung, „weil sie durch eine glück­li­che Met­ony­mie ihre Vor­züg­lich­keit aus­drückt, ihr Außer­ge­wöhn­li­ches, mit jenem Flü­gel­schlag, der sie so sehr von der gewöhn­li­chen, bana­len Mes­se unter­schei­det, die in der All­tags­spra­che gefei­ert wird, das heißt, in jener Vul­gär­spra­che, die auch hier durch Met­ony­mie nicht nur die gän­gi­ge Spra­che bezeich­net, son­dern auch etwas Nied­ri­ges, Tri­via­les, weit ent­fernt von den himm­li­schen und hyper­ur­ba­nen Höhen“.
Nie­mand habe sich je durch die Lek­tü­re der Pro­to­kol­le einer Bischofs­syn­ode oder eines Pasto­ral­pro­gramms bekehrt. Aber vie­le bekeh­ren sich durch den Kon­takt mit der Lit­ur­gie. Das sei heu­te nicht anders, wie er bezeu­gen kön­ne durch zahl­rei­che Zuschrif­ten von Lesern sei­nes Blogs Duc in alt­um, die ihre Rück­kehr schil­dern, als wür­den sie ihr Zuhau­se wie­der­fin­den.
Die Kon­ver­ti­ten bestä­ti­gen, so Val­li, daß der Ver­gleich zwi­schen der über­lie­fer­ten Mes­se und dem Novus Ordo gna­den­los ist, denn sie bekla­gen die lang­wei­li­ge Pre­digt des Ver­samm­lungs­lei­ters; den Altar, der kein Altar mehr, son­dern zum Tisch gewor­den ist; die Kom­mu­ni­on, die im Ste­hen und mit der Hand emp­fan­gen wird, als ein müdes Ritu­al, des­sen Sinn nicht ver­stan­den wird.
In der Mes­se aller Zei­ten bedür­fe es kei­ner par­ti­ci­pa­tio actuo­sa, denn die­se ist bereits gege­ben, auch in der Stil­le; noch viel weni­ger bedür­fe es einer „Ani­mie­rung der Gemein­de“. Man müs­se vor dem Myste­ri­um tre­men­dum nie­der­knien, aber dazu müs­se man demü­tig wer­den und sich von Eitel­keit und Prot­ago­nis­mus befrei­en, die im moder­ni­sti­schen Lager vor­herr­schend sei­en, das von der Idee geprägt sei, „die Kir­che neu zu gestal­ten“. Lee­re Gefühls­du­se­lei, erfun­de­ne und oft unver­ständ­li­che Sym­bo­lik sei­en das Zei­chen für eine „ekla­tan­te Abkehr von der katho­li­schen Theo­lo­gie der Hei­li­gen Mes­se“, wie es die Kar­di­nä­le Otta­via­ni und Bac­ci in ihrem Bre­ve esa­me cri­ti­co del novus ordo Mis­sae vor­her­ge­sagt hatten.

„Deus non irri­de­tur: Die schreck­li­che War­nung des Pau­lus ist auch heu­te noch aktuell.“

Gio­van­ni­no Gua­re­schi, der Autor von Don Camil­lo und ein gro­ßer Geg­ner der Reform, habe geschrie­ben, daß die latei­ni­sche Spra­che nicht wegen irgend­wel­cher Erfor­der­nis­se des Fort­schritts auf­ge­ge­ben wird, son­dern weil in der Zukunft Dem­ago­gen und Schar­la­ta­ne, die bereit sind, alles zu pro­pa­gie­ren, eine unge­naue und schwer faß­ba­re Phra­seo­lo­gie wol­len, mit der man stun­den­lang spre­chen kann, ohne etwas zu sagen; etwas, das für das Latein mit sei­ner unver­fälsch­ten Festig­keit der Bedeu­tun­gen, der Prä­zi­si­on der Spra­che, der Klar­heit der Wor­te und Begrif­fe unmög­lich ist.
Val­li schloß mit dem Auf­ruf, instän­dig für die Moder­ni­sten zu beten, „denn sie wis­sen nicht, was sie tun; und wenn sie es wis­sen, laßt uns trotz­dem beten, damit sie damit aufhören“.

Der Vati­ka­nist Aldo Maria Valli

Prof. Peter Kwasniewski: Die Liturgie ist keine Spielwiese des Papstes

Der US-ame­ri­ka­ni­sche Lit­ur­gi­ker Peter Kwas­niew­ski sprach mit gro­ßer Gelehr­sam­keit über das heik­le The­ma der päpst­li­chen Befug­nis, die Lit­ur­gie zu ändern.
Die Tra­di­tio­na­li­sten sei­en viel­fach Angrif­fen aus­ge­setzt, weil ihnen Unge­hor­sam gegen­über der päpst­li­chen Auto­ri­tät vor­ge­wor­fen wird. Der Papst, so der Vor­wurf, der teils sogar unter Beru­fung auf Tex­te der Scho­la­stik erho­ben wird, besit­ze die vol­le und aus­schließ­li­che Juris­dik­ti­on auch über die Lit­ur­gie. Es gebe aber Kri­te­ri­en, so Kwas­niew­ski, um beur­tei­len zu kön­nen, wie weit die­se Macht reicht. So kön­ne der Papst bei­spiels­wei­se neue Riten ein­füh­ren, solan­ge die Kon­ti­nui­tät mit den bis­he­ri­gen Riten gewahrt bleibt. So sei jede Edi­tio typi­ca des Römi­schen Meß­buchs ein­fach der­sel­be Text mit klei­nen Ände­run­gen und Kor­rek­tu­ren.
Damit sei man auch schon beim eigent­li­chen Pro­blem ange­langt, denn der Novus Ordo erhält nur drei­zehn Pro­zent des vor­he­ri­gen Mis­sa­le von 1962, das bereits eine rela­tiv grö­ße­re Ände­rung gegen­über sei­nem Vor­gän­ger ein­ge­führt hatte.

Prof. Peter Kwasniewski

Ohne in die Dis­kus­si­on über die neue Mes­se ein­zu­tre­ten, so Kwas­niewk­si, blei­be die Tat­sa­che bestehen, daß das neue Mis­sa­le nicht als eine neue Edi­tio typi­ca betrach­tet wer­den kön­ne, die die vor­he­ri­ge ersetzt, son­dern als ein völ­lig neu­er lit­ur­gi­scher Text, der daher die vor­he­ri­ge nicht ersetzt, also auch nicht auf­hebt.
Die Lit­ur­gie sei kei­ne Spiel­wie­se des Pap­stes, wie die Ultra­pa­pi­sten behaup­ten, son­dern das über Jahr­hun­der­te geschich­te­te Glau­bens­gut, das ver­än­der­bar, aber nicht umstürz­bar ist.
Er wol­le nicht so weit gehen, so Kwas­niew­ski, zu sagen, daß Alex­an­der VI. bes­ser war als Paul VI., denn die­ser unmo­ra­li­sche, inze­stuö­se, nepo­ti­sti­sche Papst habe sich zumin­dest nicht in die Leh­re und die Lit­ur­gie ein­ge­mischt, nichts­de­sto­trotz sei der wenn auch hei­lig­ge­spro­che­ne Papst Mon­ti­ni in Fra­gen der Lit­ur­gie in die Irre geführt wor­den, denn die Mes­se von Paul VI. sei nicht die vom Kon­zil und sei­ner Kon­zils­kon­sti­tu­ti­on Sacro­sanc­tum Con­ci­li­um gewünsch­te Mes­se. Die Kon­sti­tu­ti­on hat­te bei­spiels­wei­se die Bei­be­hal­tung der latei­ni­schen Spra­che vor­ge­schrie­ben, kein Umdre­hen der Altä­re vor­ge­se­hen und die Bei­be­hal­tung des Gre­go­ria­ni­schen Cho­rals ange­ord­net.
Pater Spa­da­ro, der offi­ziö­se Spre­cher von Papst Fran­zis­kus, so Kwas­niew­ski, habe argu­men­tiert, daß in der Lit­ur­gie „zwei plus zwei nicht immer vier“ erge­be. Das aber ent­spre­che nicht den Tat­sa­chen, denn das Prin­zip des Nicht-Wider­spruchs und der Ratio­na­li­tät gel­te auch für die Theo­lo­gie, deren Aus­druck die Lit­ur­gie ist, gemäß dem alten Sprich­wort lex cre­den­di, lex oran­di: Ohne die­se Grund­la­gen der Ver­nünf­tig­keit und Fol­ge­rich­tig­keit kön­ne kein Dis­kurs über den objek­ti­ven und wahr­haf­ti­gen Glau­ben bestehen; es bleibt nur ein rela­ti­vi­sti­scher und ent­hei­lig­ter Sen­ti­men­ta­lis­mus.
Des­halb kön­ne ein ortho­do­xer Ritus von kei­nem Papst abge­schafft wer­den: Das gel­te für den über­lie­fer­ten Ritus eben­so wie für die öst­li­chen Riten.
Ange­sichts der abro­ga­ti­ven oder restrik­ti­ven Ein­grif­fe in die Lit­ur­gie aller Zei­ten sei es die Pflicht eines jeden Katho­li­ken, Wider­stand zu lei­sten, zum Woh­le der See­len und sei­ner selbst wegen. Es sei not­wen­dig, wenn nötig, den Wider­stands­geist der 70er Jah­re wie­der­zu­ent­decken, als die katho­li­sche Tra­di­ti­on unter gro­ßen per­sön­li­chen Opfern von muti­gen Gläu­bi­gen auf­recht­erhal­ten wur­de, die sie zum Woh­le aller und der Kir­che bewahr­ten.
Heu­te sei das noch ein­fa­cher, weil die Tra­di­ti­on viel zahl­rei­cher sei als damals. Viel­leicht ist der näch­ste Pius X. heu­te in irgend­ei­nem Prie­ster­se­mi­nar und voll­endet sei­ne Studien.

Christian Marquant: Traditionis custodes ist ein Zeichen der Schwäche der Verfolger

Der Fran­zo­se Chri­sti­an Mar­quant, Grün­der von Paix Lit­ur­gi­que, schloß die Tagung als letz­ter Red­ner mit dem ihm eige­nen Opti­mis­mus ab, der ihn aus­zeich­net. Indem er sich die Rüstung der hei­li­gen Jean­ne d’Arc zu eigen mach­te: „Die Men­schen kämp­fen, Gott wird den Sieg geben“, konn­te er bereits unzäh­li­ge Schlach­ten gewin­nen.
Mar­quant sprach über das Selbst­ver­ständ­nis als Tra­di­tio­na­li­sten. „Wir sind weder nost­al­gisch noch die letz­ten Mohi­ka­ner, weil sich die kirch­li­che Hier­ar­chie seit mehr als fünf­zig Jah­ren gegen uns stellt und behaup­tet: ‚Euch gibt es gar nicht‘, wir sind ein­fach Katho­li­ken, weil das der vol­le und voll­kom­me­ne Aus­druck unse­res Glau­bens, unse­rer lex cre­den­di, ist.

Chri­sti­an Marquant

Es gebe jene, die der Über­zeu­gung waren, die Zeit wer­de die Sache erle­di­gen, sobald die letz­ten, die sich noch an die Zeit vor der Lit­ur­gie­re­form erin­nern kön­nen, nicht mehr sein wer­den. Das Gegen­teil aber ist ein­ge­tre­ten: Wir sind hier und es zeigt sich die spi­ri­tu­el­le Frucht­bar­keit der über­lie­fer­ten Mes­se durch die Beru­fun­gen.
Mar­quant erin­ner­te an eine Umfra­ge, die 1976 von einer Tages­zei­tung in Lyon durch­ge­führt wur­de. 43 Pro­zent der prak­ti­zie­ren­den Katho­li­ken in Frank­reich äußer­ten die Ansicht, daß die neue Lit­ur­gie die Gläu­bi­gen aus den Kir­chen ver­trie­ben habe.
Paix Lit­ur­gi­que hat­te dar­auf­hin die Idee, die Mei­nung der fran­zö­si­schen Katho­li­ken zu erkun­den, um zu zei­gen, daß es die Tra­di­tio­na­li­sten gibt: Das Ergeb­nis war immer, daß zwi­schen 25 und 45 Pro­zent in ihrer Gemein­de die über­lie­fer­te Mes­se besu­chen möch­ten!
Nur zwi­schen 8 und 15 Pro­zent ant­wor­te­ten, daß sie nie­mals in den über­lie­fer­ten Ritus gehen wür­den: Das sind die wah­ren Fein­de der über­lie­fer­ten Mes­se, die ‚nicht exi­stie­ren‘ oder zumin­dest eine win­zi­ge Min­der­heit dar­stel­len.“
Die­se Ergeb­nis­se wur­den in allen befrag­ten euro­päi­schen Län­dern bestä­tigt. In Ita­li­en war das Ergeb­nis noch gün­sti­ger. Ähn­li­che Umfra­gen erfolg­ten auch in Süd­ame­ri­ka, in Tan­sa­nia und sogar in Süd­ko­rea, wo Latein eine Fremd­spra­che ist wie für uns das klas­si­sche Man­da­rin: über­all die glei­chen Ergeb­nis­se.
Die Ver­fol­gung durch Tra­di­tio­nis cus­to­des sei in Wirk­lich­keit ein Zei­chen für die Schwä­che der Ver­fol­ger und die Stär­ke der Bewe­gung der Tradition.

„Wäre der Tra­di­tio­na­lis­mus tat­säch­lich die Domä­ne eini­ger altern­der Nost­al­gi­ker, wür­de sich nie­mand die Mühe machen, ihn zu behindern.“

Die Behin­de­rung sei zum Schei­tern ver­ur­teilt. Dem Kle­rus und den Ordens­leu­ten kön­nen Pro­ble­me berei­tet wer­den, aber als Lai­en „sind wird nicht ver­pflich­tet, sinn­lo­se Schi­ka­nen zu befol­gen. Und unse­re Kin­der und Enkel­kin­der sind bei uns. Wir brau­chen nur da zu sein und zu war­ten, denn die Nach­fra­ge kommt von unten, und die mis­sio­na­ri­sche Kraft der alten Mes­se ist wohl­be­kannt.“
Tra­di­tio­nis cus­to­des sei der Abge­sang des nach­kon­zi­lia­ren Fanatismus.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: MiL

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!

 




 

1 Kommentar

  1. Ich kann dem, was Aldo Maria Val­li sagt, nur voll zustim­men. Als ich die tra­di­tio­nel­le Mes­se ken­nen­ge­lernt habe, habe ich gedacht, was wur­de uns da genom­men. Ich bin mir sicher, dass die aller­mei­sten Gläu­bi­gen, die so wie ich nach dem 2. Vati­ka­num gebo­ren und mit der Neu­en Mes­se auf­ge­wach­sen sind, kei­ne Ahnung haben, was ihnen genom­men wur­de. Ich kann nur sagen, dass ich mich nicht zwi­schen den bei­den For­men der Hl. Mes­se ent­schie­den habe, wel­che mir bes­ser zusagt, son­dern dass mich die tra­di­tio­nel­le Mes­se in einer Wei­se ange­zo­gen hat, die unwi­der­steh­lich war. Für nichts auf der Welt wür­de ich frei­wil­lig wie­der zum Novus Ordo zurückkehren.

Kommentare sind deaktiviert.