Ein unerbetenes Weihnachtsgeschenk für die Tradition?


Wird Papst Franziskus mit einer Instruktion auf eine schärfere Gangart in den Diözesen gegen die Tradition drängen?
Wird Papst Franziskus mit einer Instruktion zu Traditionis custodes auf eine schärfere Gangart in den Diözesen gegen die Tradition drängen?

(Rom) Die Zei­chen ste­hen wei­ter­hin auf Sturm. Die Welt erlebt eine Beschleu­ni­gung der Ereig­nis­se. Die welt­li­chen Macht­ha­ber fol­gen ver­stärkt auto­ri­tä­ren Impul­sen und ähn­li­ches voll­zieht sich in der Kir­che. Die Signa­le ver­dich­ten sich, daß noch vor Weih­nach­ten mit einer Instruk­ti­on zum Motu pro­prio Tra­di­tio­nis cus­to­des ein Scheit nach­ge­legt wird. Letz­te­res gilt als fix, für erste­res fehlt eine Bestätigung.

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Seit dem 9. Novem­ber ist die Stoß­rich­tung einer wahr­schein­li­chen Instruk­ti­on bekannt. Damals wur­de von Kar­di­nal­vi­kar Ange­lo De Dona­tis das Dekret ver­öf­fent­licht, mit dem er im Auf­trag von Papst Fran­zis­kus Tra­di­tio­nis cus­to­des im Bis­tum Rom umsetz­te. Von Amo­ris lae­ti­tia ist bekannt, daß Fran­zis­kus sich eine kon­kre­te Umset­zung, an deren Zustan­de­kom­men er zumin­dest indi­rekt Anteil hat­te, zu eigen und den ande­ren Diö­ze­san­bi­schö­fen zum Vor­bild macht. Zu Amo­ris lae­ti­tia fiel die­ser Part der Erz­diö­ze­se Bue­nos Aires, dem ehe­ma­li­gen Bis­tum von Fran­zis­kus, zu. Zu Tra­di­tio­nis cus­to­des über­nimmt die­se Rol­le das Bis­tum Rom selbst.

Dem­nach ist anzu­neh­men, daß das römi­sche Dekret, das von Kar­di­nal­vi­kar De Dona­tis am 7. Okto­ber unter­zeich­net wur­de, in Form einer Instruk­ti­on allen Diö­ze­sen emp­foh­len wird. Ob dies aller­dings noch vor Weih­nach­ten gesche­hen wird, muß vor­erst offenbleiben.

Das Dekret ent­hält zwei ein­schnei­den­de Maßnahmen:

  • Die Gläu­bi­gen dür­fen zwar wei­ter­hin „alle Tage“ des Jah­res, auch an Sonn- und Fei­er­ta­gen, an der hei­li­gen Mes­se im über­lie­fer­ten Ritus teil­neh­men, nicht aber am Oster­tri­du­um. Die bedeu­tend­ste Zeit des Kir­chen­jah­res und das höch­ste Fest der Chri­sten­heit, Grün­don­ners­tag, Kar­frei­tag, Oster­nacht und Oster­sonn­tag, sind ausgeschlossen.
  • Nur mehr die Zele­bra­ti­on der hei­li­gen Mes­se ist im über­lie­fer­ten Ritus erlaubt, alle ande­ren Sakra­men­te und Sakra­men­ta­li­en dür­fen nur mehr im Novus Ordo gespen­det wer­den, auch – was aus­drück­lich erwähnt wird – das Bußsakrament.

Es wird nicht expli­zit gesagt, doch bedeu­tet das konkret:

  • Die Gläu­bi­gen müs­sen der Lit­ur­gie von Grün­don­ners­tag bis Oster­sonn­tag im Novus Ordo beiwohnen.
  • Die Prie­ster der Tra­di­ti­on müs­sen an die­sen Tagen im Novus Ordo konzelebrieren.
  • Das Wei­he­sa­kra­ment darf nur mehr im Novus Ordo gespen­det werden.

In Rom gebe es aber kein Prie­ster­se­mi­nar der Tra­di­ti­on, wes­halb ein Wei­he­ver­bot im über­lie­fer­ten Ritus ins Lee­re gehe, heißt es beschwichtigend.

Die Hoff­nung der Gläu­bi­gen und vor allem der Eccle­sia-Dei-Gemein­schaf­ten auf in extre­mis gewähr­te Dis­pen­sen und Son­der­er­laub­nis­se für die Eccle­sia-Dei-Semi­na­re sind nicht aus­ge­schlos­sen, gel­ten aber im Vati­kan als eher unwahr­schein­lich. In hohem Maß unwahr­schein­lich sei eine gene­rel­le Son­der­er­laub­nis für die Gemein­schaf­ten der Tradition. 

Es gibt Stim­men, die vom „File­tie­ren“ spre­chen. Das könn­te im Bemü­hen zum Aus­druck kom­men, durch unter­schied­li­che Behand­lung der ein­zel­nen Eccle­sia-Dei-Gemein­schaf­ten deren gemein­sa­mes Han­deln zu spren­gen. Fran­zis­kus mag kei­nen offe­nen Wider­stand, wes­halb die Ver­tre­ter der von ihm abge­lehn­ten Gegen­po­si­ti­on nicht in direk­ter Kon­fron­ta­ti­on ange­gan­gen, son­dern auf­ge­rie­ben wer­den sol­len. Fran­zis­kus drängt es, die von ihm gewünsch­ten Wei­chen­stel­lun­gen vor­zu­neh­men. Dies­be­züg­lich wirkt er als Getrie­be­ner. Das Ergeb­nis sei­ner Wei­chen­stel­lun­gen muß er nicht mehr erle­ben, dies­be­züg­lich scheint er gelas­sen. Maß­geb­li­ches Ziel ist es, laut sei­nen eige­nen Aus­sa­gen und denen sei­ner eng­sten Mit­ar­bei­ter, daß die Wei­chen­stel­lun­gen irrever­si­bel sind.

Ein Zwang zur Kon­ze­le­bra­ti­on und ein Wei­he­ver­bot sind die bei­den Eck­pfei­ler eines ulti­ma­ti­ven Angriffs zur Zer­trüm­me­rung der Tra­di­ti­on. Seit Bekannt­wer­den des römi­schen Dekrets hän­gen sie wie ein Damo­kles­schwert über den Eccle­sia-Dei-Gemein­schaf­ten, wo man sich wenig Illu­sio­nen hin­zu­ge­ben scheint. Ent­schei­dun­gen, wie auf sol­che Maß­nah­men reagiert wer­den soll­te, wur­den noch nicht getrof­fen. Vie­le Obe­re und Prie­ster hül­len sich dazu in Schwei­gen. Man­che schei­nen wirk­lich rat­los. Am deut­lich­sten äußern sich jene, die ein „Aus­sit­zen“ für mög­lich hal­ten oder zumin­dest die­sen Weg im Ver­trau­en auf Gott sehen. Pro­gno­sen wer­den aller­dings nicht gewagt, wie lan­ge die­ses „Aus­sit­zen“ dau­ern könn­te: fünf, fünf­zehn oder fünf­zig Jah­re? „Bis wir aus­ge­stor­ben sind?“, lau­tet eine Fra­ge mit Gal­gen­hu­mor, die unter Prie­stern der Eccle­sia-Dei-Gemein­schaf­ten kursiert.

Unvorhergesehenes nicht ausgeschlossen

Benia­mi­no Kar­di­nal Stel­la, ein aller­treue­ster Berg­o­glia­ner, wur­de von Fran­zis­kus zwei Mona­te vor des­sen 80. Geburts­tag als Prä­fekt der Kle­rus­kon­gre­ga­ti­on ersetzt. Eine unge­wöhn­li­che Eile. Es gehört zu den Gepflo­gen­hei­ten des Hei­li­gen Stuhls, ver­dien­te Mit­ar­bei­ter erst nach Voll­endung von Alters­gren­zen zu eme­ri­tie­ren. Auf sol­che Fein­hei­ten wird geach­tet. Für Diö­ze­san­bi­schö­fe und Kuri­en­mit­ar­bei­ter liegt sie bei 75 Jah­ren, für Kar­di­nä­le bei 80 Jah­ren. Vor­zei­ti­ge Ent­fer­nun­gen gel­ten als Zei­chen von Miß­bil­li­gung und Bestra­fung. Was aber hat­te sich der Berg­o­glia­ner Stel­la zuschul­den kom­men las­sen? Die Stim­men dazu sind nicht ein­heit­lich. Aller­dings gibt es auch die, daß sich Stel­la gegen Tra­di­tio­nis cus­to­des aus­ge­spro­chen habe. Nicht weil er gehei­mer Sym­pa­thien für den über­lie­fer­ten Ritus ver­däch­tigt wer­den könn­te, son­dern auf­grund einer grö­ße­ren Mil­de, als sie Papst Fran­zis­kus zeigt. Laut der tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Sei­te Mes­sa in Lati­no habe Kar­di­nal Stel­la das Motu pro­prio für „schäd­lich“ betrach­tet, weil es Spal­tung und Unru­he in die Kir­che tra­ge. Das genügt, um sich die Miß­bil­li­gung des Pap­stes zuzu­zie­hen. Tat­sa­che ist, daß Kar­di­nal Stel­la am 11. Juni, gut einen Monat vor der Ver­öf­fent­li­chung von Tra­di­tio­nis cus­to­des und zwei Mona­te vor der Voll­endung sei­nes 80. Lebens­jah­res, durch den Süd­ko­rea­ner Erz­bi­schof Laza­rus You Heung-sik ersetzt wurde.

Am 8. Dezem­ber wur­de nun auch der Sekre­tär der Kle­rus­kon­gre­ga­ti­on, Erz­bi­schof Jor­ge Car­los Patrón Wong, aus Rom weg­be­för­dert. Am 21. Sep­tem­ber 2013, als Fran­zis­kus Stel­la zum Prä­fek­ten der Kle­rus­kon­gre­ga­ti­on ernann­te, berief er auch Msgr. Patrón zu deren Sekre­tär. Er war Lei­ter der Abtei­lung für die Prie­ster­se­mi­na­re. Erz­bi­schof Patrón wird als Ober­hir­te des Erst­bis­tums Jala­pa nach Mexi­ko zurück­ge­schickt. Sein „Defekt“: Er galt als „ein Mann Stel­las“. Die von Patrón gelei­te­te Abtei­lung ist welt­weit für die Prie­ster­se­mi­na­re von rund zwei Drit­teln aller Diö­ze­sen zuständig.

Die Prie­ster­se­mi­na­re der Eccle­sia-Dei-Gemein­schaf­ten gehö­ren aller­dings auch nach Tra­di­tio­nis cus­to­des nicht in den Zustän­dig­keits­be­reich die­ser Abteilung.

Beden­ken und lei­sen Wider­spruch gegen Tra­di­tio­nis cus­to­des gab es aus den­sel­ben Grün­den auch aus der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, wo vor­erst kei­ne per­so­nel­len Ver­än­de­run­gen statt­ge­fun­den haben. Glau­bens­prä­fekt Luis Lada­ria Fer­rer SJ wird erst im April 2024 80 Jah­re alt wer­den. Aller­dings läuft mit 1. Juli 2022 sein Fünf­jah­res-Man­dat als Glau­bens­prä­fekt aus. Papst Fran­zis­kus kann ihn erset­zen, wie er 2017 Kar­di­nal Mül­ler ersetz­te, oder Kar­di­nal Lada­ria ein zwei­tes Man­dat ertei­len, das dann die Maxi­mal­dau­er von einem Jahr und zehn Mona­ten hätte.

Es gibt insi­sten­te Stim­men, daß Fran­zis­kus einen neu­en Glau­bens­prä­fek­ten ernen­nen könn­te. Ins­ge­samt ist die Bedeu­tung der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on seit der Wahl von Kar­di­nal Joseph Ratz­in­ger zum Papst Bene­dikt XVI. rapi­de abge­baut wor­den. Ein­zig unter Glau­bens­prä­fekt Ger­hard Mül­ler schien sich eine Wen­de abzu­zeich­nen, wur­de aber durch die Wahl von Papst Fran­zis­kus aus­ge­bremst und von zuneh­men­den Span­nun­gen zwi­schen dem Hei­li­gen Uffi­zi­um und San­ta Mar­ta bela­stet. Die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on galt unter den Kon­gre­ga­tio­nen als die bedeu­tend­ste. Unter Fran­zis­kus gilt das nicht mehr.

Unvor­her­ge­se­he­nes ist aller­dings nicht aus­ge­schlos­sen. Die Kir­che weiß das am besten.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: MiL

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3 Kommentare

  1. Es gilt immer noch das Kon­zil von Tri­ent, es gilt immer noch Quo Pri­mum von Papst Pius V., es gilt immer noch das Unfehl­bar­keits­dog­ma vom 1. Vati­ka­ni­sche Kon­zil indem gesagt wur­de das der hl. Geist dem Papst nicht bei­steht wenn er die Riten ändern will.
    Der NOM ist aus vie­len Grün­den even­tu­ell gül­tig, aber gegen die Tra­di­ti­on der Kir­che und abso­lut ille­gal und verboten.

    Es ist kein Unge­hor­sam des Prie­sters, der den NOM ablehnt, es ist die Treue zu Jesus Chri­stus, ihm mehr zu gehor­chen als den momen­ta­nen Miet­lin­gen der Kirche.
    Kon­se­quent wäre es, dass die treu­en Prie­ster zur Tra­di­ti­on wech­seln und die Mes­se aller Zei­ten ohne wenn und aber feiern.
    Das Her­um­ge­eie­re der Eccle­sia Dei-Gemein­schaf­ten geht einem nur noch auf die Ner­ven, aber es beweist, dass NOM und über­lie­fer­ter Ritus neben­ein­an­der nicht exi­stie­ren können.

  2. Kla­res Zei­chen für die FSSPX.
    Die Lit­ur­gie ver­bie­ten, die Gemein­schaf­ten unter kom­mis­sa­ri­sche Lei­tung zwin­gen und deren Eigen­tum ein­kas­sie­ren. Es geht nicht um Gott oder Glau­be, son­dern um Macht und Besitz.
    Die histo­ri­sche Situa­ti­on, ihre Auf­ga­be zu erken­nen. Die Tra­di­ti­on ret­ten, also mög­lichst alle, die der Trad­ti­on und Recht­läu­big­keit fol­gen, Raum und Gele­gen­heit zu bie­ten, nicht sie auf­zu­neh­men. Es geht ums Gan­ze. Wer­den die Bischö­fe der FSSPX das erken­nen? Bis jetzt sieht es von außen betrach­tet nicht so aus. Hof­fen und beten wir, dass es innen schon rich­tig arbei­tet und gute Ent­schei­dun­gen getrof­fen werden.

    • Ent­schul­di­gung aber die Bischö­fe der FSSPX haben ganz ande­re Pro­ble­me als die Feh­ler der ED Gemein­schaf­ten auszubuegeln.
      Die fsspx wur­de gegrün­det um das Prie­ster­tum zu ret­ten und damit die Kir­che denn ohne Opfer­prie­ster gibt es die Kir­che nicht mehr.

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