
„Wir denken, sagen zu können, daß die Einführung der Handkommunion und ihre Ausbreitung über die ganze Welt den schwerwiegendsten Ungehorsam gegenüber der päpstlichen Autorität der jüngeren Zeit darstellen.“
Diese Worte schrieb Msgr. Juan Rodolfo Laise in den Schlußüberlegungen seines Buches „Handkommunion. Dokumente und Geschichte“ (Comunión En la Mano. Documento e Historia, 4. Ausg.).
Auf Facebook gab das Presseamt des Bistums San Luis in Argentinien bekannt, daß Alt-Bischof Laise im Alter von 93 Jahren am Wallfahrtsort San Giovanni Rotondo in Italien verstorben ist. Dort lebte der Bischof seit 17 Jahren zurückgezogen. Gestern nachmittag verstarb er in der Krankenstation des Kapuzinerkonvents.
Msgr. Laise wurde am 22. Februar 1926 in Buenos Aires geboren. Als junger Mann trat er in den Kapuzinerorden ein. Im März 1949 legte er die feierlichen Ordensgelübde ab und empfing im September desselben Jahres die Priesterweihe. Anschließend studierte er beiderlei Rechte. Ab 1954 war er Professor des Kirchenrechts und der Moral an der Theologischen Fakultät von Villa Elisa in Argentinien. Nachdem er Provinzial des Kapuzinerordens geworden war, ernannte ihn Papst Paul VI. 1971 zum Bischof-Koadjutor des Bistums San Luis. Noch im selben Jahre wurde er dort Diözesanbischof. 2001 nahm Papst Johannes Paul II. sein Rücktrittsgesuch aus Altersgründen an.
Msgr. Laise zog sich darauf nach Italien in das Kapuzinerkloster von San Giovanni Rotondo zurück, in dem der heilige Pater Pio, ebenfalls Kapuziner, den Großteil seines Lebens verbracht hatte, 1968 gestorben und auch begraben ist.
Als großer Verehrer des Heiligen zog es den Bischof in dessen Nähe. Seither wirkte er dort für die Pilger italienischer und spanischer Sprache als beliebter Beichtvater. Am Wirkungsort des Pater Pios wollte er auch sterben.

Bischof Laise ist Autor zahlreicher katechetischer Bücher und zur Soziallehre der Kirche. Er gilt als einer der herausragenden Verfechter der Mundkommunion, über die er auch wieder zur überlieferten Form des Römischen Ritus zurückfand.
Der von ihm abgelehnten Praxis der Handkommunion widmete er 1997 das erwähnte Buch, das in mehrere Sprachen übersetzt wurde und ihn auch international bekannt machte. In seinem Bistum untersagte er als erster Diözesanbischof die Handkommunion wieder und nahm die entsprechende Dispens zurück. Das Verbot der Handkommunion halten seither auch seine beiden Nachfolger aufrecht.
Jeden Morgen um 6 Uhr zelebrierte Bischof Laise in San Giovanni Rotondo die heilige Messe im überlieferten Ritus. Gegen eine öffentliche Zelebration wehrten sich seine Mitbrüder im Konvent. In einem Interview sagte er 2016:
„Leider gibt es unter den Kapuzinern des Konvents, die generell schon ein gewisses Alter haben, keine Offenheit gegenüber der überlieferten Liturgie. Im Gegensatz dazu gibt es unter den jungen Priestern, die zu Besuch kommen, einige, die wohlgesinnt sind. Es wäre gut, wenn es eine öffentliche Zelebration für die vielen Pilger des Wallfahrtsortes gäbe, und ich bin mir sicher, daß die Gläubigen sehr positiv darauf reagieren würden. Die Zeit scheint dafür aber, was die Oberen angeht, noch nicht reif zu sein. Was mich betrifft, pro bono pacis, zelebriere ich, indem ich jede Spannung zu vermeiden versuche.“
„Das Beispiel der Handkommunion hat mich nachdenklich gemacht“
Zur heutigen Situation unter den Priestern sagte er:
„Es ist notwendig zwischen den Generationen zu unterscheiden. Wir erleben eine positive Haltung bei den jungen Priestern, eine Haltung die oft entsteht, wenn sie einen Kontakt mit einem Priester bekommen, dank dem sie die überlieferte Messe entdecken dürfen. Auf diese Weise bekommen sie Zugang zu einem geistlichen und theologischen Schatz, der ihnen bis dahin unbekannt war und der nur mehr erkundet und geteilt werden muß. Der Inhalt der überlieferten Messe ist viel reicher, viel präziser als die moderne Messe. Die allerseligste Jungfrau, der heilige Erzengel Michael und die heiligen Apostel Petrus und Paulus sind in allen Orationen der außerordentlichen Form gegenwärtig, während sie in der ordentlichen Form völlig oder fast völlig verschwunden sind. Auch solange ich mit dem neuen Missale zelebrierte, habe ich mich immer für das erste eucharistische Hochgebet, den Römischen Kanon entschieden.“
Er bemühte sich junge Priester und Seminaristen in ihrem Streben nach Heiligkeit zu unterstützen. Entsprechend hielt er auch Kontakt zum internationalen Priesterseminar der Petrusbruderschaft in Wigratzbad, das er 2004 persönlich besucht.
1949 war er noch in der überlieferten Form zum Priester geweiht worden:
„Ich habe sie 20 Jahre lang zelebriert einschließlich meiner Zeit in Rom, als ich an der Gregoriana studierte. Ich habe sie auch während der Bugnini-Reform zelebriert, als dieser die Absicht der Konzilsväter verraten hat – und vielleicht auch die von Paul VI. Jedenfalls stimmt mich das Beispiel der Handkommunion nachdenklich, die Paul VI. nicht wollte, wie die Instruktion Memoriale Domini belegt, die aber von den deutschen und französischen Bischöfen aufgezwungen wurde.“
Wie ein Vermächtnis sagte er damals:
„Ich wünschte, daß alle Bischöfe sich der Wichtigkeit der Mundkommunion bewußt werden als Referenz an das Allerheiligste, dann werden sie dieselbe Haltung wie der Bischof von Oruro einnehmen! Das ist die einzige Form, um wirklich mit den Worten und den Taten den Glauben an die eucharistische Gegenwart des Herrn zu bezeugen. Wir bedauern, daß heute nicht in der ganzen Kirche es so geschieht, wie es Paul VI. in Memoriale Domini definiert hat: daß die Kommunion immer mit dem Mund empfangen werden soll. Daher freut es mich, daß der Bischof von Oruro die Worte von Papst Paul VI. bekräftigt.“
Im Herbst 2016 gehörte Bischof Laise zu den Erstunterzeichnern des Treuebekenntnisses zur kirchlichen Lehre über die Ehe und die Familie, mit dem Papst Franziskus aufgefordert wurde, die Wahrheiten zur sakramentalen Ehe zu bekräftigen.
„Wie soll die heilige Kommunion empfangen werden? Kniend und in den Mund“
Auf den Tag genau vor einem Jahr meldete sich der Bischof und Kapuziner ein letztes Mal öffentlich zu Wort. In einem Interview kritisierte er das Vorgehen einiger deutscher Bischöfe, die in Sachen Interkommunion vollendete Tatsachen schaffen wollen.
„Ich bin entschieden dagegen. Wie können wir dieses Sakrament mit jemand teilen, der die Fundamente der Glaubenslehre nicht teilt? Wir steuern auf eine Verwirrung zu. Auch der Einzug von Luthers Statue in den Vatikan hat mich negativ überrascht. Die Protestanten sind in jeder Hinsicht Häretiker, weshalb die Interkommunion nicht möglich ist. Sie ist es nur dann, wenn der Protestant nach einem angemessenen und akkuraten Weg den katholischen Glauben teilt.“
Über die heilige Kommunion sagte er bei dieser Gelegenheit:
„Wenn man zur Heiligen Kommunion geht, muß man sich dessen bewußt sein, was man empfängt. Statt dessen herrscht in vielen Fällen Oberflächlichkeit. Das hängt nicht von der Moderne an sich ab, sondern vom nachlässigen und dem Heiligen wenig geneigten Klima, das eine Folge der Moderne ist. Dieses Klima, es ist bedauerlich, dies sagen zu müssen, ist nicht nur im Alltag gegenwärtig, sondern leider auch in der Kirche. Wir Kirchenmänner sind zum Teil dafür verantwortlich. Ich will keine Anklage erheben, aber unter diesem Blickwinkel müßte auch der Papst mehr darauf beharren, tut es aber nicht.“
Auf die Frage, wie die Kommunion empfangen werden sollte, mahnte er:
„Kniend und in den Mund. Dem Leib Christi, den wir im Sakrament empfangen, ist würdig Respekt zu zollen und ist zu ehren. Ich wiederhole: Wir haben auch in den Formen den Wert des Heiligen verloren, und das ist ein sehr schwerwiegender Mißbrauch, für den Paul VI. die Schuld trägt, der die Tür zu diese Verhalten aufgetan hat. Nach dem Zweiten Vaticanum hat die Kirche zu schwanken begonnen, was das Heilige betrifft.“
Er bekräftigte auch, daß sogenannte wiederverheiratete Geschiedene „absolut nicht“ zur Kommunion zugelassen sind.
„Wer sich scheiden läßt und standesamtlich eine andere Bindung eingeht, befindet sich im Zustand der schweren Sünde, und damit außerhalb der Gnade Gottes, und kann nicht das Sakrament empfangen, außer wenn er bereut und einen konkreten und wirklichen Vorsatz faßt, sein Leben zu ändern. In dieser Frage gilt das Evangelium, das Lehramt der Kirche und die Sakramentenordnung. Niemand hat die Vollmacht, davon etwas zu ändern. Wir sind nur die Verwalter des Sakraments, aber nicht die Eigentümer. Es stimmt daher, daß zur konkreten Umsetzung von Amoris laetitia die konkrete Gefahr des Relativismus besteht. Es wäre daher eine Klärung opportun, wie sie mit den Dubia gefordert wurde.“
Bischof Juan Rodolfo Laise wurde heute nachmittag begraben. Das Requiem zelebrierte Msgr. Franco Moscone, der neue Erzbischof von Manfredonia-Vieste-San Giovanni Rotondo. Es fand in der 1959 geweihten Wallfahrtskirche Santa Maria delle Grazie (Mariahilf) statt. Direkt angrenzend daran befindet sich die alte Klosterkirche aus dem 16. Jahrhundert mit dem Gnadenbild, in der P. Pio bis ins hohe Alter das heilige Meßopfer in der überlieferten Form des Römischen Ritus zelebrierte, und die auch Bischof Laise die liebste Kirche in San Giovanni Rotondo war.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Paix Liturgique